2013 - 2. - Moselbikers Alpen Tour
Nun ist sie vollbracht: Die 2013er Alpentour der Moselbikers! Für mich waren es insgesamt 9 Tage pures Motorradfahren, quasi von der ersten bis zur letzten Minute des Tages. Insgesamt waren es dann 2600 km, wenn man alle Tagesausflüge und die längeren Anfahrt und Rückfahrt gewählt hatte. Und es war ein beeindruckendes Erlebnis!
Die Anfahrt ging zusammen mit Oli, Weitzi und Alex in einer ersten Tagesetappe bis in die Nähe von Günzburg, wo das lauschige Anwesen von Alex steht. Das waren direkt mal etwas über 400 km, die zeitweise mehr an den vierten Teil der Hollywood-Trilogie „Hangover“ erinnerten, als an ein seriöses Motorradteam. Dafür hatte das Duo Oli-Weitzi schon von der ersten Minute an zu viel Sprengkraft. Es wurde also viel gelacht und der Abend war geradezu traumhaft bei leckerem Essen (die Spieße!) und idyllischer Familienanbindung inklusive einem Hunderudel und einem Pferd mit einem französischen Namen, den ich aber mal wieder vergessen habe. ;-)) Und der Taxifahrer musste uns dann in gelöster Stimmung auf dem Rückweg ins Hotel ertragen. Und bekam für seine Leidenstour ein ordentliches Trinkgeld.
Tag zwei begann mit herrlichen Strecken in Bayern, die wenig später von dem weniger schönen Fernpass und einem kräftigem Schauer abgelöst wurden. Bei der Ankunft in Jerzens warteten schon Andrea und Mario auf uns, die über den Schwarzwald gefahren waren und trockenen Fußes bis ins Pitztal kamen. Es blieben aber die einzigen mit einer trockenen Anfahrt, aber egal. Da muss man bei der Anreise halt mal durch.
Der Montag begann mit schwerem Regen im gesamten Alpenraum, so dass wir uns entschlossen, Samnaun zum Kaffeetrinken aufzusuchen und nur eine kleine Runde von ca. 150km zu drehen. Bei Kälte und Regen bekommen die Alpen ja wirklich etwas Mystisches. Meine durchgeweichte Hose hatte in Kombination mit dem nicht enden wollenden Regen aber nichts mehr mit Mystik zu tun. Das Frieren war doch sehr real.
Und es kam noch schlimmer: Auf der Abfahrt von Samnaun über die Alte Zollstrasse rutschte JörgF. das Hinterrad weg und die Maschine gute zehn Meter den Abhang herunter. Er blieb zum Glück unverletzt oben auf der Straße liegen, aber der Schreck saß uns allen doch sehr in den kalten Gliedern. Zwei kleine Bäume hielten die V-Strom im Hang – zum Glück. Denn dahinter ging es zweihundert Meter in die Tiefe. Die Maschine stellte sich hinterher aber als wirtschaftlicher Totalschaden heraus. Vielleicht lässt sie sich wieder aufbauen. Wir werden sehen.
Am Dienstag standen dann Reschensee und Stilfser Joch auf dem Programm. Die halb versunkene Kirche bei Reschen durfte bei einer Alpentour natürlich nicht fehlen und das Stilfser Joch schien uns zumindest befahrbar zu sein, denn der Regen hatte aufgehört und die Straßen in den Tälern waren schon weitestgehend trocken.
Das Stilfser Joch gehört unbedingt zu den motorradfahrerischen Highlights in Europa! Die 48 Kehren bis auf fast 2800 Meter sind Herausforderung und Bestätigung zugleich. Zumindest wenn man es bis oben geschafft hat. Meine Tiger nahm die Aufgabe mit knurriger Freude an und verfolgte die führende GS verbissen bis in die letzten Kehren. Erst auf den letzten Höhenmetern lag dann Schnee und kamen die nassen Straßen. Aber schließlich überwog die Freude, diesen Gipfel erklommen oder besser: erfahren zu haben. Oben gab es dann die beste Bratwurst der Welt (und wohl auch die teuerste ;-)) ). Aber das gönnt man sich dann. Ein langer Aufenthalt war wegen des einsetzenden Schneefalls nicht mehr gewünscht und so kurvten wir dann auf der anderen Seite talwärts.
Also fast alle, denn Oli musste leider auf seine Hinterradbremse verzichten. Sein Oldtimer gönnte ihm den Spaß offensichtlich nicht mehr, aber schlussendlich waren alle im warmen Tal beim gemütlichen Kaffeetrinken.
Nun noch schnell den Bernina in der Schweiz drangehängt und das bei bestem Wetter. Auch dort lag Schnee, aber die strahlende Sonne ließ die Laune auf Rekordhöhe steigen. Und weil es so schön war, noch fix über den Ofenpass. Ich sage mal: Das war die Tour meines Lebens! Abends waren wir alle knülle, aber glücklich. So glücklich, wie ein Motorradfahrer nur sein kann.
Am nächsten Tag waren wir erst auf den Kühtai und dann auf den Jaufenpass. Routinierte Alpenprofis wie wir halten natürlich noch an den schönen Stellen und Orten und machen ihre Reisefotos. So beispielsweise am Kühtai-Kraftwerk mit diesem traumhaften See davor. Oder oben auf dem Kühtai für ein Gruppenfoto. Oder vor der Edelweisshütte auf dem Jaufenpass.
Naja, letzteren Stopp verdankten wir eher diesen gigantischen Torten in der Edelweisshütte, die es zusammen mit einem italienischen Kaffee für unschlagbare 5 Euro gab. Muss man mal probiert haben, finde ich. Und gab als Belohnung für die Fahrkilometer echt was her. Um es mit Weitzis Worten zu sagen: „Die kann was, die Torte!“.
Also auf zum Timmelsjoch. Das zweite Ober-Mega-Highlight nach dem Stelvio auf jeder Mopped-Alpentour. Die Auffahrt unbeschreiblich, traumhaft, mit Ausblick und Kurven, einfach nur geil. Angasen beim Freien Fahren war ausnahmsweise gestattet und so konnte jeder gen Himmel stürmen, wie er wollte. Und ich wollte. Und der Tiger unter mir auch. Und so wurde, was sein musste: Locke wurde endgültig zum Gipfelstürmer.
Am nächsten Tag war Wedeltag. Das Hahntenjoch verwöhnte den engagierten Alpentouristen mit engen, aber schnellen Kurven. Einmal so warm gefahren ging es dann ins Namlos-Tal, das entgegen seiner Bezeichnung seinem Namen doch verdient. Für diese Kurven brauchte es keinen Namen, das kennt sowieso jeder, der auf zwei Rädern unterwegs ist. Also weiter Richtung deutscher Grenze zum Plansee, der sich nicht nur wie in einem Reiseführer oder gar Werbebroschüre von seiner schönsten Seite zeigte, sondern auch von einer kurvendominierten Straße umgeben ist, die ihresgleichen sucht. Besser konnte es kaum noch werden, denn auch die Temperaturen stiegen unaufhaltsam an. Langsam aber sicher wurde es heiß.
Dafür kamen wir dann zu zwei der wenigen Mautstrassen in Deutschland, die beide jeden Euro wert waren. Traumhafte Routen wechselten sich mit ebenso träumerischen Ausblicken ab und belohnten uns für das Wedeln in der Sonne an diesem immer heißer werdenden Tag.
Ein Golfressort lud schließlich am Karwendel zu einer Pause ein, die Gerd und ich sofort nutzen, um uns von unseren Klimamembranen zu trennen. Und da man so etwas ja nicht in aller Öffentlichkeit macht, suchten wir uns den Weg in die Männer-Toilette in diesem Golf-Club der betuchteren Art. Blöd nur, wenn gerade zwei alte Männer mit heruntergelassenen Hosen in der Herren-Toilette stehen und die Golfer nicht mit diesem Anblick rechnen. Allerdings hatten wir auch nicht damit gerechnet, was der geneigte Golfer mit ans Pissoir nimmt: Seinen Golfschläger. Keine Ahnung, warum. Es war für alle Beteiligten so etwas wie die Begegnung der dritten Art.
Nun blieb noch der Freitag, den wir wegen der unsicheren Wetterprognosen etwas ruhiger angehen lassen wollten. „Etwas ruhiger“ hieß bei unserem Tourguide Klaus, dass wir mit einer Seilbahn auf über 2000 Meter Höhe fuhren und uns dann todesmutig mit Rennrodeln an einer Schienenstrecke ins Tal stürzten! Was für ein Gaudi! Und das auf der längsten Alpine-Coaster-Achterbahn der Welt! Muss man unbedingt mal gemacht haben.
Und weil die Stimmung so gut war, ging es dann für einige von uns auf den Kaunertaler Gletscher. Das dritte Mega-Ober-Hyper-Highlight nach Stelvio und Timmelsjoch und ebenfalls wie das Stilfser Joch ca. 2800 Meter hoch. Und wieder Freies Fahren! Und wieder ein Erlebnis, was man so schnell nicht vergisst! Vor allem die Kehren 6 und 5, zwischen denen eine Senkung die Maschinen erst auf Block bringt, um sie dann wieder heraus zu feuern. Mein Tiger konnte fliegen und hatte sogar ganz passable Flugeigenschaften! Man munkelte übrigens auch, eine abhebende Ducati gesichtet zu haben – wem auch immer diese gehören mag…
Blieb uns auf dem Rückweg unserer Freitags-Tour noch der obligatorische Almauftrieb, in dem sich unsere mitreisende Ducati nur mit ausgestelltem Motor vorbei getraute, um die großen, bösen Milchkühe nicht zu reizen. Man weiß ja nie, auch wenn die nur spielen wollen oder neugierig sind, schubsen sie vielleicht noch jemanden um. Ist aber zum Glück nichts passiert, die Alpviecher interessierten sich kein Stück für italienische Motorenkunst. Oder englische. Oder deutsche. Oder überhaupt für uns.
Ein letzter Stopp noch beim Bungee-Stüberl, in dem man von der Terrasse aus noch bekloppteren Sportsfreunden bei ihrer Risikosportart zusehen konnte, oder besser hätte zusehen können, wenn denn Springtime (ACHTUNG: Wortspiel!) gewesen wäre. War aber nicht so und so erfreuten wir uns am Nervenkitzel der Brückenüberquerung und eines gigantischen Kaiserschmarrns.
Auf der Rückfahrt noch ein Stopp bei Touratech in Niedereschach und wir bekamen den erwarteten Vortrag von Joe Pichler über dreißig Jahre Abenteuer mit dem Motorrad auf allen Kontinenten der Welt und waren doch begeistert. Sämtliche Gerüchte, ich hätte zuvor den Lagerverkauf von Touratech gesprengt und am meisten von allen eingekauft, entbehren allerdings völlig jeglicher Grundlage. Ebenso wie die Fotoretuschen, auf dem ich plötzlich auf einem BMW-Motorrad sitze. Das hat so NIE, NICHT und NIEMALS stattgefunden!
Was bleibt als Fazit: Das war die aufregendste, schönste, längste, geilste, aufregendste, interessanteste, lustigste und einfach tollste Motorradtour ever!
Mal sehen, was nächstes Jahr kommt….
2013 - 1. - Rumänien mit R&E
Meine insgesamt 4. Tour nach Rumänien kam etwas überraschend zustande.
2013 sollte ich für den Motorradreisen-Anbieter Reisen & Erleben als Tour-Guide bei der Abschlusstour nach Kroatien fahren. Bei einem Besuch der Fa. in St. Wendel fragte Jürgen, der Senior-Chef von Reisen & Erleben, in seinem breitesten saarländischen Slang:
"Ei wat willschde dann das Joar noch fier Toure fahre? Ma bräuchde noch ena Guide fier Rumänien, fier de Schweiz, fier Slowenien….“
„Stop!“ meinte ich nur „was glaubst du denn, wie viel Urlaub ich im Jahr habe? Schließlich arbeite ich bei der Sparkasse, da liegt die Betonung auf der ersten Silbe „Spar“ von sparen und das gilt auch für den Urlaub! Da muss ich mir erst mal ein paar Gedanken drüber machen, welche Touren neben Kroatien noch für mich in Frage kommen.“
Chefe kurz und knapp: "Ei dann gugg mo!"
Ich habe dann "geguggt" und mich letztendlich dafür entschieden, in meinem kompletten 2013er Motorrad-Urlaub als Guide für Reisen & Erleben zu fahren und zwar bei den Touren
Mit insgesamt 85 Teilnehmern, 72 Motorrädern und 7 Guide´s ging es am 27.05. los.
Ganz besonders freute ich mich darüber, dass auch mein Freund Roman, der mich 2012 bei der Ostsee-Umrundung begleitete, mit von der Partie war. Und natürlich freute ich mich auch riesig, meine rumänischen Freunde in ihrer Heimat wieder zu treffen.
Da Rumänien ja nicht mal grade „um die Ecke“ liegt und die komplette Tour ohne Anhänger oder Autoreisezug mit dem Motorrad gefahren wurde, standen zunächst ein paar „Transitstrecken“ an.
Am 1. Tag sollte es deshalb recht zügig und größtenteils über Autobahn ins Salzburger-Land gehen. Von dem R&E Angebot, ab St. Wendel zu der Tour zu starten, machten nur wenige Teilnehmer Gebrauch - die meisten Reiseteilnehmer fuhren selbstständig zur ersten Zwischenübernachtung nach Filzmoos bzw. nach Kuchl. Die erste Teil-Etappe führte mich dann auch direkt zum ersten Treffpunkt in Hinterweidenthal an der B10. Einige Biker warteten bereits hier und als Bernd, unser Chef-Guide der Tour, mit den von St. Wendel startenden Teilnehmern sowie Volker mit dem Gepäckfahrzeug eintraf, wurden noch ein paar Taschen in den Bus verladen.
Ein großer Vorteil einer Tour mit Reisen & Erleben ist der kostenlose Gepäcktransport-Service. Sein Gepäck muss man nicht auf dem Motorrad unterbringen und transportieren, denn hierzu fährt bei jeder Tour ein Kleinbus als Gepäcktransportfahrzeug mit. Überladene Motorräder werden somit ausgeschlossen und bei der Ankunf am (Etappen-)Ziel braucht man nur noch seine Tasche oder seinen Koffer zu schnappen und aufs Zimmer zu tragen.
Mit insgesamt 8 Motorrädern ging es weiter Richtung Südost. Bernd führte die Gruppe und ich setzte mich als sein Backlight ans Ende des Konvois.
An der Raststätte Sindelfinger-Wald vergrößerte sich unsere Gruppe noch etwas und gemeinsam nahmen wir die Strecke bis Kuchl bzw. Filzmoos unter die Räder. Wegen der großen Anzahl der Tour-Teilnehmer mussten diese bei der ersten und letzten Übernachtung auf 2 Hotels verteilt werden. Mit einem Zwischenstopp in Kuchl erreichten wir schließlich unser Tagesziel Filzmoos am Dachsteingebirge gelegen und unser Hotel Hanneshof.
Volker hatte bereits das wichtigste Informationsmedium für die Teilnehmer aufgestellt und aktualisiert: die Tafel. "Die Tafel spricht die Wahrheit!" sagt R&E Chefin Nadja immer. Auf ihr sind die wichtigsten Zeiten und Eckdaten eines jeden Tages aufgeführt und somit gehört das Lesen der Tafel zur absoluten Pflichtlektüre eines jeden Tour-Teilnehmers.
Das nachstehende Foto zeigt beispielhaft die Tafel vom Abend des 03.06. in Sibiu.
Gleich am ersten gemeinsamen Tag mussten wir bereits – Originalton Bernd - „etwas zaubern“. Es sollte nicht die letzte „Zauber-Aktion“ sein! Da ja ein Teil der Reiseteilnehmer in Kuchel und der andere Teil in Filzmoos untergebracht waren, konnten wir als Tour-Guide´s noch nicht unsere endgültige Gruppe übernehmen.
Die Orte liegen ca. 45 km auseinander und die Weiterfahrt durch Österreichs Osten erfolgte teils auf unterschiedlichen Routen.
Zwischendurch spielte zu allem Übel auch noch mein Garmin-Montana mehrfach etwas verrückt und war jeweils nur durch Entfernen des Akkus und kompletten Neustart wieder zum Leben zu erwecken.
Trotzdem erreichten wir Ungarn ohne ernsthafte Vorkommnisse und „Verluste“. Nach und nach trafen alle Teilnehmer der R&E-Rumänien-Tour im Hotel Löver in Sopron ein. Erst hier konnte ich Roman begrüßen – und erst hier war die Mannschaft von Reisen & Erleben mit unserem Chef-Guide Bernd, mit Volker unserem Gepäckwagen-Chauffeur und den restlichen Guide´s Dietmar, Günter, Hubert, Karl-Heinz (Kalli), Stefan (Searcher) und mir komplett.
Als „Guide-Azubi“ wurde mir die braune Gruppe mit dem Fahrprofil „gemütlich“ anvertraut.
Neben meinem Freund Roman waren Dagmar + Hans-Peter
Werner - Elisabeth + Wilhelm
Ulrich - Michael - Felix
Nora + Rainer sowie Katja +Thomas mit von der Partie.
Gleich am ersten gemeinsamen Tag hatten wir einiges an Fahrtstrecke zu bewältigen: Einmal quer durch Ungarn mit einem Abstecher zum Balaton und das Ganze ohne Autobahn nur auf Landstraßen. Zudem machte uns noch das drückend heiße Wetter zu schaffen.
Obwohl wir als gemütliche Gruppe keineswegs als „Blümchenpflücker“ unterwegs waren, musste ich bereits zur Mittagszeit am Balaton feststellen, dass ich mit meiner Gruppe die Strecke von insgesamt ca. 500 km keinesfalls bis zur vorgesehenen Essenszeit (19.00 h) in Oradea schaffen würde. Zu berücksichtigen war ja auch noch die fehlende Stunde durch die Zeitumstellung in Rumänien. Die Zeit für eine kurze Pause am Balaton nahmen wir uns aber doch.
Auch in der Folge waren uns regelmäßige Trinkpausen um unseren durch die Hitze in Mitleidenschaft gezogenen Wasserhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen einfach zu wichtig, als dass wir aus Zeitgründen auf sie verzichten wollten.
Streckenmäßig recht anspruchslos – der größte Teil von Ungarn ist halt flach wie eine Flunder – fuhren wir Richtung Osten. Es wurde etwas später und am Himmel zogen die ersten Gewitterwolken auf. Zu allem Übel kamen wir dann noch in insgesamt 2 Polizeikontrollen. Bei der ersten Kontrolle ließen sie uns sogleich weiterfahren, als sie hörten, dass wir transitmäßig nach Rumänien unterwegs seien. Die 2. Kontrolle dauerte etwas länger – alle Personalausweise und Fahrzeugpapiere wurden genauestens überprüft. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, fand am Balaton vom 28.05. bis 02.06.2013 der World Run der Hells-Angels statt, was augenscheinlich einiges an Sicherheitskräften auf die Bildfläche beförderte. Aber die ungarischen Polizisten machten ja auch nur ihren Job und waren dabei wirklich sehr freundlich. Noch während wir kontrolliert wurden, setzten die ersten Regentropfen ein. Kurz nach der Weiterfahrt verfärbte sich die Luft dunkel und ein heftiger Regenschauer machte sich über uns nieder. Mein oftmals geäußerter Spruch: „Hätte der liebe Gott saubere Moppeds gewollt, wäre Spüli im Regen!“ wurde konterkariert durch den Dreck, der durch den Regen auf uns herabkam. Unsere Motorräder und auch wir sahen aus, als ob wir alle durch ein Schlammloch gefahren wären. Erst gegen 21.15 h erreichten wir ziemlich geschafft das Hotel Forum Continental in Oradea. Hier begrüßte uns unser rumänischer Tourbegleiter Terry aufs herzlichste und ich konnte meinen Facebook-Kontakt zu ihm in der realen Welt fortsetzen. Terry betreibt in Rumänien das Reisebüro Terry Happy Tours.
In Anbetracht der doch schon fortgeschrittenen Zeit begaben wir uns gleich nach dem Einchecken zum „Nacht-Dinner“. Anschließend noch unsere allabendliche Guide-Besprechung um den abgelaufenen Tag Revue passieren zu lassen und den nächsten Tag zu besprechen.
Zum Abschluss-Bier in der Bar waren die Zeiger der Uhr dann doch schon weit voran geeilt.
Trotz der doch recht kurzen Nacht machten wir uns gestärkt durch ein gutes und reichhaltiges Frühstück auf den Weg zur nächsten Etappe – und die führte uns zunächst auf der Dn1 weiter ostwärts.
An den pompösen Zigeuner-Villen in Huedin sind wir natürlich nicht ohne Fotostop vorbei gefahren. Schon beeindruckend, was die dort für Paläste hingestellt haben.
Bald danach erreichten wir zur Mittagszeit Cluj-Napoca - zu Deutsch: Klausenburg. Hier stellten wir die Motorräder am Straßenrand ab und legten eine größere Pause ein. Obwohl wir ja mit insgesamt 7 Gruppen und über 70 Motorrädern unterwegs waren, verteilten sich diese derart, dass wir die anderen Gruppen i.d.R. nur morgens vor der Abfahrt und abends nach der Ankunft sahen. In Cluj trafen wir allerdings auch auf Terry und Volker die sich mit dem Gepäcktransporter durch den Verkehr wühlten und ebenfalls ihre Mittagspause hier verbrachten.
Hier in Klausenburg wurde der ungarische König Matthias Corvinus geboren und unter seiner Herrschaft blühte die Stadt auf. Er soll sich auch u. a. als Bettler oder Student verkleidet unters Volk gemischt haben, um mehr über die Sorgen und Anliegen seiner Untertanen in Erfahrung zu bringen. Als Gerichtsherr soll er später diese Informationen für eine gerechte Beurteilung verwendet haben. In Ungarn trägt er heute noch den Namenszusatz "der Gerechte". Da können sich wohl so manche unserer derzeitigen Politiker eine dicke Scheibe von abschneiden!
Nach der Stärkung fuhren wir zunächst auf der Dn16 weiter Richtung Osten, bis wir in Sarmasel Gara auf die Dj151 nach Norden abbogen.
Bei der kurzen Tankpause in Sarmasel Gara hielt ich noch einen kleinen Plausch mit einem Einheimischen. Ich glaube er wollte etwas Rauchwerk von mir - obwohl ich nicht wirklich allzuviel verstanden hatte.
Weiter ging es über Bistrita nach Piatra Fantanele zum Hotel Castel Dracula. Roman, Felix und Ulli wollten unbedingt noch ein Stück weiter bis zum Tihuta Pass. Diesem Wunsch kam ich doch gerne nach und bis zur Passhöhe war "freies Fahren" angesagt. Der Tihuta Pass ist im Bârgau-Gebirge gelegen und unter dem Namen Borgo-Pass einer der Schauplätze in Bram Stokers Roman "Dracula".
Auf der Passhöhe machten wir noch ein schnelles Fotoshooting, bevor die aufziehenden Regenwolken uns wieder die ca. 10 km zurück ins Hotel nach Piatra Fantanele trieben.
Heute hatten wir Guide´s einen freien Tag - im Prospekt von Reisen & Erleben als Relax-Tag ausgewiesen.
Für die Tourteilnehmer wurde als Fakultativprogramm unter der Führung von Terry eine Fahrt zu den Moldauklöstern in der Bukowina angeboten.
Ich hatte vor, meinen Relax-Tag im Sattel meiner Gordita zu verbringen. Auch Roman und mein Guide-Kollege Hubert wollten noch einige km unter die Reifen ihrer Motorräder nehmen. Die Moldauklöster durfte ich bereits 2 mal besichtigen, aber nur ein Stückchen weiter gibt es in Cacica eine Salzmine zu besichtigen.
"Dreht man rechts, wird die Landschaft schneller!" Auf dem Weg zur Bukowina flog die Landschaft auf kleinen kurvigen Sträßchen nur so an uns vorbei - bis sich bei uns ein weiterer "Spieltrieb" einstellte. Fast ausschließlich während der Tour auf Asphalt unterwegs, wollten wir wenigstens ein wenig Schotter unter die Räder bekommen und schon bald wurde unser Wunsch erfüllt. Sogar eine kleine Wasserdurchfahrt war dabei. Also verlegten wir den üblicherweise dem Samstag vorbehaltenen Waschtag auf den Freitag!
Nachdem wir uns dort etwas ausgetobt hatten, flog die Landschaft bis zu dem direkt an der Dn17a gelegenen Kloster Sucevita wieder an uns vorbei.
Zumindest auf eine Stipvisite wollten wir nicht verzichten. Auch beim für mich 3. Besuch des Klosters sind die auf den Mauern aufgemalten Fresken immer wieder beeindruckend. Und auch beim 3. Besuch führte die Nonne Tatjana Besuchergruppen durch die Anlage - sie ist halt eine "Institution" des Klosters!
Aber bei uns stand ja noch der Besuch der Salzmine in Cacica auf dem Programm deshalb begnügten wir uns mit einem Kurzprogramm im Kloster und nach ein paar Schlägen auf das Stundenbrett fuhren wir weiter.
Bevor wir uns in Cacica unter die Erde begaben, mussten wir uns erst noch stärken. Auf den zur Förderung der Verdauung üblichen Tuica verzichteten wir allerdings - Pflaumenschnaps und Motorradfahren passt nicht so richtig zusammen.
Derart gestärkt machten wir unseren Verdauungsspaziergang unter der Erde in der Salzmine von Cacica. Endlose Stufen führten uns in ein weitläufiges und beeindruckendes Labyrinth aus Gängen. Neben der romano-katholischen Kirche "Heilige Barbara", dem Salzsee und dem Ball-Saal ist sogar ein Sportfeld zu finden. Verständlich, dass das alte Salzbergwerk eine touristische Attraktion im Kreise Suceava ist.
Ein kleines rumänisches Mädchen freute sich, dass es in mir einen fast ebenbürtigen Fußballspieler gefunden hatte. Aber nur fast, denn was die Fußball-Technik betraf, war die Kleine mir letztendlich doch ein gutes Stück voraus.
Als wir wieder das Tageslicht erblickten, hatten sich dunkle Regenwolken breit gemacht und schon bald bildeten sich ganz ordentliche Pfützen auf der Straße. Eigentlich wollten wir noch etwas Schotter unter die Räder nehmen und einen Bogen von Frasin über die Dj177A nach Brosteni schlagen. Angesichts der sich öffnenden Himmelsschleusen und dem Wasser, das von oben auf uns einprasselte, wählten wir dann doch den kürzeren Weg zum Hotel nach Piatra Fantanele. Trotz - oder vielleicht auch gerade wegen - der Wassermassen waren wir wieder recht zügig unterwegs.
Zeit für die Reifen an meiner Gordita zu loben. Der Heidenau K60 Scout wird ja nun wahrlich nicht als DER Regenreifen gehandelt. Seine Stärken liegen konstruktiv eher in dem Kompromiss zwischen Straße und leichtem Gelände bzw. Schotter - und da machte er in Rumänien auf meiner 1200er GS Adventure nach der 2011er Tour erneut eine sehr gute Figur! Überraschender Weise schlug er sich aber auch bei strömendem Regen auf Asphalt mehr als wacker! Bei härterer Gangart leistete er sich zwar ein paar kleine Rutscher übers Hinterrad, blieb aber letztendlich immer absolut gut beherrschbar.
Trotz der Nässe hatten Roman, Hubert und ich unseren Spaß, unsere 3 Kühe freuten sich über den Auslauf und so erreichten wir gut gelaunt unser Hotel.
Eine Tour durch Rumänien, speziell durch Siebenbürgen, bietet mir immer die Gelegenheit zu einem Treffen mit meinen rumänischen Freunden. In diesem Jahr wollten Adi und Martin uns sogar ein paar Tage mit ihren Motorrädern begleiten und wir hatten das Hotel Castel Dracula als Treffpunkt ausgemacht. Leider machte Adi´s Achillessehne ihm einen Strich durch die Rechnung und wir sollten uns erst in Sighisoara wieder sehen. Also kam Martin alleine nach Piatra Fantanele und bei der Ankunft im Hotel konnte ich ihn schon begrüßen. Zunächst hatten wir aber gar nicht so viel Zeit zum Austausch von Neuigkeiten, weil er nicht nur von mir, sondern gleich von der ganzen Truppe "vereinnahmt" wurde. Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir mit unserem Chef-Guide Bernd schon gleich am ersten Tour-Tag etwas "zaubern" mussten und dies sollte sich ja leider fortsetzen. Also zauberten wir schwupp die wupp als Ersatz für 1 Guide, dessen Motorrad ausgefallen war, einen neuen Guide aus dem Ärmel, nämlich Martin! Zumindest für die am nächsten Tag anstehende Etappe nach Brasov wurde Martin als Guide verpflichtet.
Hauptprogrammpunkte der heutigen Tour sollten ein Fotostop am Kulturpalast in Targu Mures und ein längerer Halt in Sighisoara -zu Deutsch: Schäßburg- mit Besichtigung des Geburtshauses von Vlad Tepes - besser bekannt als Dracula - sein.
Ich freute mich besonders auf diese Etappe da ich mich in Sighisoara mit meinem Freund Adi treffen wollte, der dort wohnt.
Bis Bistrita fuhren wir die gleiche Strecke zurück, die wir 2 Tage vorher gekommen waren.
Da es gerade auf kurviger Strecke und in Städten unmöglich ist, als Guide die ganze Gruppe im Auge zu behalten ist es wichtig, dass beim Fahren in der Gruppe ein Jeder seinen Hintermann im Auge behält und langsamer fährt, falls der Abstand zu diesem zu groß wird. Und sollte der Hintermann überhaupt nicht mehr zu sehen sein, wird angehalten und gewartet. "Jeder ist für seinen Hintermann verantwortlich!" So weit die Theorie der Tourenregeln in der Gruppe! In Bistrita mussten wir einer Umleitung folgen und irgendwo links abbiegen. Erst als es wieder eine größere Strecke geradeaus ging, bemerkte ich, dass ein Teil meiner Gruppe fehlte. Erst mal rechts ran und warten - leider vergeblich. Also meiner Gordita die Sporen geben, Lasso auspacken und die Meute wieder einfangen. Wie vermutet, hatten sie die Abbiegung verpasst und waren auf dem Weg in Richtung ukrainischer Grenze. In der Zeit, bis ich ihren Verlust bemerkte, hatten sie einen beträchtlichen Vorsprung erlangt und als ich nach etlichen Kilometern noch keinen von ihnen im Blickfeld hatte, hielt ich an und nahm telefonisch Kontakt zu meinen "Backlight" Roman auf. Daraufhin fing Roman den Rest der Meute ein und brachte sie wieder auf den rechten Weg zurück.
Ohne weitere besonderen Vorkommnisse erreichten wir Targu Mures. Wegen der zeitlichen Verzögerung durch den Abstecher mussten wir uns etwas sputen. Ein paar Bilder vom Kulturpalast wollten wir aber doch auf die Speicherkarten der Digi-Cams bannen. Der Kulturpalast ist von der Hauptstraße aus zu sehen und auf der Hauptstraße befindet sich eine schraffierte Fläche, die wir kurzerhand mit Beschlag belegten. Selbst die Polizei störte sich nicht an meinem Vorgehen und fuhr kommentarlos vorbei.
Wir haben uns ja auch nicht lange dort aufgehalten - denn es wurde Zeit für unser Besichtigungsprogramm in Sighisoara - und so ging es im Eiltempo weiter.
In Sighisoara wollten wir alle Gruppen am etwas vor der Stadt gelegenen Hotel Transilvania sammeln. Die Parkplatzsituation in Sighisoara war wegen einiger Baustellen etwas schwierig. Mein Freund Martin kennt die Sekretärin des Bürgermeisters und rief diese am Vorabend an, um ein o.k. des Bürgermeisters dafür zu erhalten, dass wir unsere Motorräder innerhalb der gesperrten Altstadt parken konnten. Leider wollte der Bürgermeister keinen Präzedenzfall schaffen und so mussten wir etwas unterhalb der alten Stadtmauern unsere Mopeds parken.
Aber von dort aus waren es auch nur ein paar Schritte bis in die historische Altstadt.
Hier konnte ich endlich meinen Freund Adi begrüßen. Unser rumänischer Reiseführer Terry führte die gesamte Gruppe zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten und erklärte einiges zu den Bauten und der Geschichte von Schäßburg. Anschließend verblieb noch etwas Zeit um durch die Gassen von Schäßburg zu schlendern. Adi und ich hatten uns soviel zu erzählen, dass wir uns in ein kleines Straßencafe zurückzogen und bei einer phantastischen und erfrischenden hausgemachten Limonade die Neuigkeiten austauschten.
Die Zeiger der Uhr gingen viel zu schnell vorwärts und wir mussten die letzte Etappe nach Brasov in Angriff nehmen. Meiner Gruppe bot ich an, die Strecke etwas abzuwandeln und noch die Kirchenburgen in Apold und Agnita zu besichtigen. Nicht nur Werner, der einen Teil seiner Kindheit in Siebenbürgen verbrachte, sondern meine gesamte Gruppe war von dem Vorschlag begeistert, obwohl ich ihnen über die zu erwartende schlechte Wegstrecke reinen Wein einschenkte. Die Dj106 von Sighisoara über Apold nach Agnita war nur so von ausgefrästen Stücken übersäht - da waren wir wohl vor Abschluss der Straßenbauarbeiten noch etwas zu früh dran. Aber auch den Schopper-Fahrern unter uns bereitete die Strecke keine größeren Schwierigkeiten. In diesem ursprünglichen Teil von Siebenbürgen winkten uns nicht nur Kinder in den Ortschaften freundlich und begeistert zu. Und sobald wir anhielten um Fotos zu machen, kamen wir sogleich ins Gespräch mit den äußerst freundlichen Einheimischen. Die Verständigung bereitete wenige Schwierigkeiten, da viele Menschen hier Deutsch sprechen. Wenn die deutsche Sprache dann doch einmal nicht ausreichte, hatten wir mit Werner einen perfekten Dolmetscher in unserer Gruppe.
Die kurze Strecke von der Dj106 zur Dj105 bis nach Agnita hinein war eine einzige Baustelle und gerade für die Schopper-Fahrer unter uns sicherlich kein Zuckerschlecken. Aber der Anblick der Kirchenburg entschädigte dann doch etwas für diese Mühen.
Bei Viola bogen wir links auf die gut ausgebaute DN1 ab und in zügigem Tempo erreichten wir schon bald Brasov. Zu unserem Hotel Ramada mussten wir einmal quer durch die Stadt. Auf rumänischen Straßen nehmen leider nicht alle Verkehrsteilnehmer Rücksicht auf Motorradfahrer. Vielfach wird recht schnell gefahren, auch von LKW´s. Man muss einfach versuchen im Verkehr "mitzuschwimmen" - dann klappt das auch meist. Trotzdem musste ich mitten in Brasov ein wenig auf rumänisch fluchen, weil mich ein junger Autofahrer abdrängte und ich nur mit Mühe einen Zusammenstoß vermeiden konnte - "Baga mi as pula în tine!" war zwar nicht wirklich freundlich von mir, in diesem Moment aber durchaus angebracht!
Heute sollten wir wieder auf den Spuren von Dracula wandeln. Eine Besichtigung des Dracula-Schlosses in Bran gehört zu jeder Reise durch das rumänische Siebenbürgen dazu - obwohl es dort schon sehr touristisch zugeht und Vlad Tepes scheinbar nie in diesem Schloss gewohnt hat.
Morgens begrüßte uns ein wolkenloser, blauer Himmel - aber auch heute sollte das Wetter insgesamt eher durchwachsen sein.
Zunächst führte uns die Dn1 zum Wintersportort Predeal bevor wir in Richtung Nordwest auf die kurvige Dn73a abbogen. Dann in Rasnov links auf die Dn73 Richtung Süden und schon bald konnten wir Dracula´s Burg in Bran erblicken.
So eine Burgbesichtigung kann ganz schön anstrengend sein. Aber auch dort findet man ein lauschiges Plätzchen zum Ausruhen!
Nach einem stärkenden Kaffee blies ich ein paar Flötentöne zum Abmarsch nach Brasov.
In Rasnov bogen wir wieder rechts ab und folgten der kurvigen Strecke über den Wintersportort Poiana Brasov nach Brasov.
Obwohl es etwas diesig war und dunkle Regenwolken am Himmel aufzogen, hatten wir von der Höhe einen phantastischen Ausblick auf Brasov und die Ostkarpaten.
In der Altstadt von Brasov angekommen, parkten wir unsere Maschinen in Reih und Glied und ließen uns von Terry durch die Stadt führen. Die weltberühmte schwarze Kirche durfte bei dem Besichtigungsprogramm natürlich nicht fehlen - aber auch die Seilstrasse (Strada Sforii), mit einer durchschnittlichen Breite von nur 123 Zentimetern die schmalste Strasse Europas, ließ Terry bei seiner Stadtführung nicht aus.
Am späteren Abend fuhren Roman, Hubert, Thomas und ich mit dem Taxi ins Zentrum und ließen den Tag in dem Szene-Café Festival 39 ausklingen.
Heute stand die Weiterfahrt über Rasnov (Rosenau) bis Curtea de Arges und von dort über die zweithöchste Passstrasse Rumäniens, den Transfagarasan, nach Sibiu auf dem Programm. Leider war der Transfagarasan wegen Wintersperre noch nicht befahrbar. Am Vorabend versuchte ich noch telefonisch von Andy (Fazekas) Informationen zu bekommen, ob die Strasse nicht doch befahrbar war. Andy lernte ich ebenfalls bei meiner 2008er Rumänien-Tour kennen. Er ist Sportlehrer in Sibiu und als sportliches Multitalent mehrfacher rumänischer Snowboard- und Enduro-Meister. Gemeinsam mit Martin Freinademetz veranstaltet er auch die Red-Bull-Romaniacs - eines der anspruchsvollsten und härtesten Enduro-Rennen der Welt. Andy rief extra in der Cabana Balea Lac an, um sich 1. Informationen von vor Ort zu besorgen. Leider waren die Tore des auf der Passhöhe befindlichen Tunnels noch geschlossen. Von der Nordseite aus könne man bis Balea Cascada fahren und von dort aus nur mit der Seilbahn zu Balea Lac. Vom Süden her kämen wir aber nur bis zum Tunnel, würden dort vor verschlossenen Türen stehen und müssten definitiv wieder zurück fahren - leider kein Durchkommen möglich!
Zunächst fuhren wir wieder die gleiche Strecke wie am Vortag über Predeal und Rasnov nach Bran. Von dort aus folgten wir weiter der Dn73 über Campulung um bei Loturi auf die Dn73c Richtung Westen abzubiegen. Unterwegs deckten wir uns an einem Verkaufsstand mit Bärenwurst, Wildschweinwurst und covrigi (runde rumänische Brezeln) ein.
Bereits bei der Ankunft in Curtea de Arges konnten die Wolken sich nicht mehr einhalten und ließen ihren nassen Inhalt auf uns nieder. Schade, denn als eine der ältesten Städte Rumäniens hat Curtea de Arges kulturell wirklich einiges zu bieten. U. a. ist die Kathedrale hier die Grabstätte der rumänischen Königsfamilie. Bei einer kurzen Tankpause beschlossen wir aber, uns weiter auf den Weg nach Sibiu zu machen. Leider konnten wir ja nicht die direkte Verbindung über die Transfagarasan nehmen und so mussten wir einen kleinen Bogen nach Südwesten schlagen um anschließend durch das Tal des Olt der Dn7 - quasi parallel zur Transfagarasan - nach Sibiu zu folgen.
Die Dn7 verbindet Bukarest und damit die Walachei mit der im Norden Rumäniens gelegenen Bukowina. Starker Verkehr und auch viele Lkw´s machten die Fahrt nicht gerade zu einem Vergnügen, obwohl das Olt-Tal durchaus seine landschaftlichen Reize hat. Lieber wären wir natürlich über die Transfagarasan gefahren - aber es sollte an diesem Tage halt nicht sein.
Wohlbehalten erreichten wir unser Tagesziel Sibiu und parkten unsere Motorräder unmittelbar vor unserem Hotel Continental Forum Sibiu.
Nach einem ausgiebigen Frühstück trafen wir uns um 10.00 h in der Lobby des Hotels um uns von Terry die Sehenswürdigkeiten von Sibiu (Hermannstadt) zeigen und erklären zu lassen. 2007 war Sibiu gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt und dementsprechend wurde bereits damals die Stadt herausgeputzt. Auch heute präsentierte sie sich von ihrer besten Seite. Das alte Rathaus mit dem historischen Museum, der dicke Turm mit Stadtmauer, das Brukenthal-Museum am großen Ring, das Luxemburg-Haus am kleinen Ring und natürlich die weltbekannte Lügenbrücke waren nur einige der Stationen. Einer Sage nach soll die Lügenbrücke einstürzen, wenn ein Lügner sie betritt. Gerade bei frisch Vermählten wird sie gerne als Test und Fotomotiv genutzt. Aber auch die Teilnehmer der Rumänien-Tour von Reisen und Erleben sind grundehrliche Menschen - die Brücke hielt Stand! Berühmt ist Sibiu auch für seine "Augen" - die Dachfenster der Häuser, die Besucher der Stadt besonders eindrucksvoll anschauen sollen.
Am Ende der Besichtigungstour setzte ich mich kurz ab, um Andy in seinem Café "Come in and find out" einen Besuch abzustatten. Streng genommen ist es garnicht sein Café - ihm gehört das Gebäude und das Café hat er verpachtet. Leider traf ich ihn nicht an und erfuhr, dass er in Bukarest beim Ministerium einen Termin betreffend der Erschließung eines neuen Ski-Gebietes hatte.
Der Nachmittag war wieder zur freien Verfügung und einige der Tour-Teilnehmer wollten zumindest einen Teil der Transfagarasan erleben. Von Norden her sollte auf alle Fälle die Strecke bis Balea Cascade befahrbar sein und mit etwas Glück wäre es mit Motorrädern auch möglich, bis zum See Balea Lac an der Passhöhe zu kommen.
Zunächst sah es wirklich noch so aus, als ob man bis zum See käme. Dann setzte etwas oberhalb von Balea Cascada aber dichter Nebel ein und spätestens beim Auftauchen des Räumfahrzeuges war ein Weiterfahren leider nicht mehr möglich - und das nur wenige Höhenmeter vor dem Ziel! So mussten alle, die in diversen Gruppen oder Einzeln den Versuch wagten, wieder umkehren. Ich genehmigte mir bei Balea Cascada noch einen stärkenden Kaffee, bevor es schon wieder Zeit wurde, nach Sibiu zurück zu fahren um mich frisch zu machen zum Abendprogramm.
Als weiteres Highlight wurde an diesem Abend typisch rumänisches Essen in einem urigen, typisch rumänischen Restaurant eingenommen - sehr lecker!
Zum Abschluss des Abends noch ein kleiner Verdauungsspaziergang und dann ab ins Bett.
Heute stand leider schon die letzte Etappe in Rumänien auf dem Programm. Wahnsinn, wie schnell die Zeit verging!
Angesichts der Strecke von rd. 340 km und des doch recht bescheidenen Wetters fuhren wir auf direktem Weg von Sibiu nach Arad - lediglich unterbrochen von einem kleinen Abstecher nach Hunedoara mit Besichtigung des Hunyadi-Schlosses.
In der heutigen Zeit wird die Burg oftmals als Filmkulisse genutzt. "Martin Luther", "Nostradamus" und "Heinrich der Achte" sind nur einige der internationalen Produktionen, die hier gedreht wurden.
Auf dem weiteren Weg nach Arad kamen wir noch an einem sehr originellen Café vorbei. Ein ausrangiertes Passagierflugzeug fand hier sein "Gnadenbrot". Leider hatten sie aber geschlossen.
Zeitlich legten wir eine Punktlandung hin und waren um 17.00 h im Hotel Continental Forum in Arad. Die Motorräder parkten wir in Reih und Glied direkt vor dem Hotel.
So gaaaaanz langsam neigte sich unsere Tour dem Ende zu und leider mussten wir heute Abschied nehmen von Rumänien und unserem rumänischen Reiseleiter Terry. Ein herzliches Dankeschön an Terry, der immer mit Rat und Tat zur Seite stand und uns so manche Steine aus dem Weg räumte.
Rd. 500 km quer durch Ungarn bis Sopron lagen wieder vor uns. Auf einstimmigen Beschluss meiner Gruppe wollten wir uns den erneuten Abstecher zum Balaton aber schenken. Bereits nach ca. 30 km passierten wir ohne Probleme die Grenze nach Ungarn und machten uns weiter auf den Weg Richtung Westen. Zunächst hielt sich das Wetter noch erstaunlich gut. Bei Mindszent überquerten wir mit einer Fähre die Theiß, einen Nebenfluss der Donau.
Schon bald darauf öffneten sich wieder die Himmels-Schleusen und wir packten uns wieder in die Regenkombis.
Bei einer Rast mussten wir natürlich eine original ungarische Gulaschsuppe zu uns nehmen. Elisabeth´s Handschuhe hatten durch die Nässe etwas an Farbe abgegeben und ihre Hände sahen aus, als ob sie an einem Bodypainting-Wettbewerb teilgenommen hätte.
Pünktlich um 19.00 h erreichten wir unser Hotel Löver in Sopron, welches wir ja bereits von der Hinfahrt kannten.
In Sopron hatten wir leider bereits unseren letzten gemeinsamen Abend, da am nächsten Tag wieder ein Teil der Teilnehmer in Kuchl und der andere Teil in Filzmoos untergebracht waren. Mit meiner Gruppe war ich froh, dass wir ohne Ausfälle oder Blessuren die Tour bis jetzt überstanden hatten - und die restliche Strecke würden wir auch noch gut hinter uns bringen. An dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank an Dagmar, Elisabeth, Katja, Nora, Felix, Hans-Peter, Michael, Rainer, Roman, Thomas, Ulrich, Werner und Wilhelm von der braunen Gruppe. Ihr "Brownies" wart eine tolle Gruppe und habt mir das "guiden" sehr leicht gemacht!
Früh machten wir uns auf den Weg zur letzten Zwischenübernachtung im Salzburger Land.
Durch das Mürztal und entlang der Mur ereichten wir Leoben. Von dort aus ging es durch die Steiermark über Liezen und das Ennstal zum Dachsteingebirge und zu unserem Ziel nach Filmoos in den Hanneshof.
An meinem letzten Tag mit dem Rest der Gruppe ein kleines Fazit meiner ersten Tour als Tour-Guide von Reisen und Erleben:
Natürlich ist es ein Riesenunterschied alleine bzw. in einer kleinen Gruppe mit max. 3 Motorrädern oder als Tour-Guide für ein Unternehmen unterwegs zu sein. Aber es hat mir einen Riesenspaß gemacht - vor allem natürlich in Rumänien. 2008 zum ersten Mal in Romania unterwegs, habe ich mich in dieses wunderbare Land verliebt und so machte es mir eine besondere Freude, wieder hier unterwegs zu sein und die ein oder anderen zusätzlichen Highlights meiner Gruppe zu zeigen.
Auch der Zusammenhalt und das Verhältnis zwischen den Tour-Guides, Bernd unserem Chef-Guide, Volker dem Fahrer des Gepäcktransporters und "Kümmerer" für so manche Anliegen und natürlich Terry unserem rumänischen Reiseleiter passte. Wir haben viel zusammen gelacht, hatten unheimlich viel Spaß und eine wunderbare Zeit.
Spätestens am Morgen hieß es leider Abschied nehmen.
Ich hatte noch nicht genug vom Motorradfahren und machte mich von Filzmoos aus auf den Weg nach Jerzens im Pitztal um mich dort mit den Kolleginnen und Kollegen meines Forums Moselbikers.de zur Alpenwoche beim Lammwirt zu treffen. Allerdings wollte ich mir für die Anfahrt 2 Tage Zeit nehmen.
Durch das Pongau und entlang des Hochkönig kam ich schon bald nach Bruck an die Abbiegung zur Großglocknerstrasse. Schnee gab es noch genug am Großglockner zu sehen aber die Straße war frei - zumindest vom Schnee - leider nicht von Vespa´s. Die hatten hier ein Treffen und quälten sich teilweise die Großglockner-Hochalpenstrasse rauf. Dabei fuhren sie zu zweit, zu dritt und manchmal sogar zu viert nebeneinander und versauten mir so manche Linie.
Ein Abstecher zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe mit dem Pasterzengletscher musste natürlich sein.
Nach einer kleinen Stärkung fuhr ich weiter über Lienz ins Pustertal. Und da ich schon mal hier in der Gegend war, musste ich natürlich nach Bannberg an der Pustertaler Höhenstr. um Gurters einen Besuch abzustatten. Seit es mich 2001 bei unserer "Alpen-Dolomiten-Haiming-Tour" quasi per Zufall hierhin verschlagen hatte, ist ein Besuch bei der Gurter-Oma und Klaus obligatorisch. Die Gurter-Oma konnte im letzten Jahr ihren 90. Geburtstag feiern und ist geistig noch recht rege, auch wenn ihre Beine und mittlerweile auch ihre Augen nicht mehr so ganz mitmachen. Leider ist das Gasthaus mittlerweile auch geschlossen, da Klaus mit seinem Holzbetrieb genug ausgelastet ist.
Nach einem Kaffee auf der Terrasse mit Blick auf die Lienzer Dolomiten verabschiedete ich mich und fuhr weiter. Ab Assling war die Pustertaler-Höhenstrasse gesperrt, so dass ich über Oberthal runter zur B100 musste. Die B100 ist mit Vorsicht zu genießen, da dort recht häufig Bilder von dir und deinem Motorrad gemacht werden. Aber ich hatte Glück und konnte mich hinter einen Einheimischen mit seiner GSX-R 1000 hängen, der an wohl bekannten Stellen das Tempo raus nahm ansonsten aber recht flott unterwegs war.
Ursprünglich wollte ich bei Toblach der SS51 in die Dolomiten folgen. Tiefschwarze Wolken über diesem Gebiet ließen mich dann doch dem Einheimischen Gixxer bis nach Bruneck folgen - dort bog er leider ab. Ich fuhr weiter bis nach Brixen und suchte mir dort eine Bleibe für die Nacht, die ich im Best Western Grüner Baum auch fand.
Das Wetter präsentierte sich entgegen der Vorhersagen mit teilweise blauem Himmel und so wollte ich doch noch zumindest einen kleinen Abstecher in die Dolomiten machen. Direkt aus Brixen raus führte mich ein schmales kurviges Sträßchen hinauf in Richtung Kofeljoch und Würzjoch.
Leider war der Wettergott mir nicht mehr wohlgesonnen und in Anbetracht des Regens wählte ich die Route über Bozen, Meran und durch das Vinschgau über den Reschenpass. In Prutz bog ich rechts ab und wollte über den Piller nach Jerzens. Allerdings kam ich nur bis nach Kauns. Die weitere Strecke war gesperrt und ich musste wieder zurück und über Landeck ins Inntal nach Imst. So langsam meldete sich mein Magen mit einem Knurren und mich gelüstete nach einem leckeren Burger vom urigen American Roadhouse Oilers 69 bei Haiming an der B171.
Bereits bei der Fahrt aus Imst heraus wurde der Regen stärker. Kaum im Oilers angekommen wurde es sintflutartig. Die Pause hatte ich zeitlich gut gewählt. Nachdem ich meinen Burger vertilgt und eine Tasse Kaffee getrunken hatte, machte ich mich dann durch den nachlassenden Regen auf den Weg nach Jerzens zum Lammwirt.
Die Moselbikers.de-Alpenwoche verdient natürlich einen eigenen Bericht!
2012 - 09 - Kurztrip Grenoble
24.09.2012
Mit Alla hatte ich schon ewig keine Mopped-Tour mehr gemacht. Irgendwann Anfang September klingelte er bei mir an "Ich habe Ende des Monats noch ein paar Tage frei und wir wollten schon immer mal wieder gemeinsam auf Mopped-Tour gehen. Und immer nur mit dem Cabrio macht auch keinen Spaß. Du hast nicht zufällig Lust und Laune und vor allem auch frei?"
Nun, ich hatte natürlich Lust und Laune sowie rein zufällig (ehrlich!) diese Zeit Urlaub.
Die Gegend um Grenoble - das Vercor und die Chartreuse - standen schon länger auf meiner Wunschliste und als Alla ein paar Fotos von dort sah, waren wir uns auch schnell über dieses Ziel einig. Da wir von meinem Moselbikers-Forum noch die Veranstaltung "Spass uff der Gass" hatten, konnten wir erst am 24.09. montags los und wollten am 28.09. -freitags- wieder zurück sein.
Kurzerhand Zimmer im Hotel gebucht und am 24.09. ging es endlich los.
Angesichts der relativ kurzen uns zur Verfügung stehenden Zeit und um die Reifen bei der Anfahrt nicht eckig zu fahren, packten wir Allas Bandit und meine Gordita auf den Motorradanhänger.
Bei "durchwachsenem" Wetter mit einzelnen Regenschauern kamen wir nach 675 km in Moirans, etwas nördlich von Grenoble, an. Das Wetter war mittlerweile erheblich besser und bei einem kleinen Spaziergang durch Moirans schien bereits der Mond von einem blauen Himmel.
25.09.2012
Früh machten wir uns auf den Weg zu unserer Tour durchs Vercors. Zunächst nach Grenoble und von dort ein Stück auf der D1075. Froh, den Berufsverkehr hinter uns lassen zu können, bogen wir nach kurzer Zeit auf die D8 und D8b ab. Auf kurviger Straße erreichten wir schon bald den ersten Col - den Col de L'Arzelier.
Mittlerweile waren teils graue und dunkle Wolken am Himmel aufgezogen. Aber sie konnten sich noch nicht entscheiden, ihren Inhalt auf uns niederregnen zu lassen und so fuhren wir auf weitestgehend trockenen Straßen über den Col de l'Allimas und den Col den Menée.
Natürlich durfte der Col de la Machine und die Traumstrecke Route de Combe Laval nicht fehlen! Bis zu 700 m tief in die Schlucht kann man von der atemberaubend in den Fels gehauenen Straße aus schauen.
Auf den letzten Metern öffneten sich doch noch die Schleusen am Himmel aber von heftigen Schauern blieben wir an diesem Tage doch noch verschont.
Den Abend ließen wir bei leckerem Essen und ein paar Bierchen ausklingen.
26.09.2012
Ein Blick aus dem Fenster verhieß wettermäßig nichts gutes - Richtung Norden tiefgraue und dunkle Wolken, Richtung Westen tiefgraue und dunkle Wolken und auch Richtung Süden tiefgraue und dunkle Wolken. Nur gegen Osten war das Wolkenbild des Himmels etwas heller.
Kurzentschlossen machten wir uns auf in den Osten. Der Col du Galibier sollte unser Ziel sein.
Kaum hatten wir Grenoble verlassen erwarteten uns kleine und kleinste Sträßchen. Auf zig Kilometer sahen wir kein einziges Fahrzeug.
Mit dem Col de la Croix de Fer knackten wir die Höhenmarke von 2.000m. Abwohl der 2.067m hohe "Eisenkreuz-Pass" schon öfters im Programm der Tour de France stand, ist er bei weitem nicht so bekannt, wie der auf der Route des Grandes Alpes südöstlich gelegene Galibier. Bei der Fahrt über den "Eisenkreuz-Pass" wird man mit tollen Ausblicken auf eine wunderbare Gebirgslandschaft belohnt. Irgendwie gefallen mir die französischen Alpen-Pässe besser als beispielsweise die österreichischen oder italienischen. Hier hat sich der "Rummel" mit Souvenir-Buden und Ähnlichem noch nicht breit gemacht. Wenn überhaupt findet man zur Einkehr eine kleine Auberge. Meiner Meinung nach wird das den Bergen "viel gerechter".
Benannt ist der Pass nach dem Eisenkreuz, welches immer noch unmittelbar neben der bewirtschafteten Hütte steht.
Über die sehr kurvige D80 verließen wir das Maurienne-Tal und erreichten schon bald Saint-Jean-de-Maurienne. Wir folgten dem Arc und unmittelbar vor der Auffahrt zum Col du Galibier stärkten wir uns bei Saint-Martin-d`Arc bei einer kleinen Pause.
Bisher hatten wir wettermäßig die richtige Entscheidung getroffen - die dunklen Wolken hielten dicht. Dieses Glück sollte uns allerdings nur noch kurz begleiten. Kaum hatten wir den Rastplatz verlassen, setzten sich die ersten Regentropfen auf den Visieren unserer Motorradhelme fest.
Bis zur Passhöhe des Col du Galibier - mit 2.642m einer der Großen der Route des Grandes Alpes war es noch erträglich.
Ab der Passhöhe des Col du Galibier leideten die dunklen Wolken an Inkontinenz. Der sämliche an diesem Tag bisher zurückgehaltene Regen schien sich innerhalb kürzester Zeit über uns zu ergießen. Heftiger Regen prasselte auf uns ein und begleitete uns die nächsten Stunden bis zur Rückkehr nach Grenoble. Stellenweise stand das Wasser einige Zentimeter hoch auf den Straßen. Auch für die nächsten Tage versprach der Wetterbericht keine Besserung. Notgedrungener Maßen entschlossen wir uns, bereits am nächsten Tag wieder die Heimreise anzutreten.
Bei hoffentlich besserem Wetter wollen wir die äußerst beeindruckende Landschaft wieder besuchen und die phantastischen Motorradstrecken erneut unter die Räder nehmen!
2012 - 05 - Ostsee-Umrundung
Roman | Suzuki Bandit 600 | |
Gerd | BMW R 1200 GSA |
Für 2012 hatte ich mir die Umrundung der Ostsee vorgenommen.
Das Baltikum (Litauen, Lettland, Estland), Russland mit St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark sollten auf alle Fälle auf dem Programm stehen.
Meine rumänischen Freunde Adi und Martin wollten unbedingt mit von der Partie sein, wurden aber leider durch berufliche und familiäre Dinge ausgebremst.
Auch aus dem Kreise meines Internetforums "Moselbikers.de" bestand anfangs Interesse. Allerdings konnte oder wollte hier keiner die ca. 3 Wochen mit in Angriff nehmen.
Über das Motorradreiseforum "Motorradkarawane" bekam ich Kontakt zu Roman aus Kefenrod bei Frankfurt / Main. Er beabsichtigt in 2013 oder 2014 mit dem Motorrad in sein Geburtsland Kasachstan zu fahren und suchte noch Mitfahrer. Für 2012 hatte er noch nichts festes geplant und so entschied er sich recht schnell "Ich habe Verwandschaft in St. Petersburg, die wollte ich schon immer mal besuchen! Mit Motorrad ist das noch besser! Ich fahre mit!".
Da Roman perfekt russisch spricht, brauchte ich mir auch keine allzu großen Gedanken mehr um meine diesbezüglichen sprachlichen Defizite zu machen.
Letztendlich einigten wir uns auf 17 Tage im Mai. Von Kiel aus mit der Fähre nach Klaipeda in Litauen, über Riga und Tallinn nach St. Petersburg, weiter nach Helsinki, von dort mit der Fähre nach Stockholm, durch Schweden über die Öresundbrücke nach Dänemark, mit der Fähre nach Fehmarn und wieder zurück sollte die Tour gehen.
Die Strecken plante ich wie gewohnt mittels meiner Navi-Software MapSource. Die hervorragenden Karten für Russland bezog ich kostenlos von HIER klicken
Das für Russland nötige Visum besorgte Roman über eine Nachbarin, die am Frankfurter Flughafen in einem Reisebüro arbeitet.
Mi. 16.05.2012
Am 16. Mai morgens um 06.00 Uhr ging es endlich los. Bei grauem Himmel und dunklen Regenwolken machte ich mich auf den Weg nach Kiel. Angesichts der Wetterlage zog ich schon bei der Abfahrt meine Regenkombi an. Von größeren und heftigen Regenschauern blieb ich aber glücklicherweise verschont. Für die Anfahrt musste ich schon in "den sauren Apfel beißen" und die Autobahn benutzen.
Kurz hinter Hannover auf der A7 traf ich mich auf dem Rastplatz Allertal mit Roman. Die restliche Strecke bis Kiel legten wir gemeinsam zurück. Bereits um 15.00 Uhr trafen wir im Fährhafen ein, nahmen am Schalter der Fähre unsere Tickets in Empfang und hatten noch etwas Zeit. Hier lernten wir Ton aus den Niederlanden kennen. Er war alleine mit seiner BMW R1100 S unterwegs und wollte von Klaipeda aus über die kurische Nehrung nach Kaliningrad. Ansonsten waren wir drei die einzigsten mit Motorrad an Bord.
Es dauerte noch eine Weile, bis sich der Bauch der Fähre öffnete und wir 2 Etagen nach unten gelotst wurden. Die Motorräder mussten wir selbst verzurren, wobei die von mir mitgenommenen Bandschlingen gute Dienste leisteten.
Unser Handgepäck schleppten wir über mehrere Etagen zu unserer Kabine. Nassgeschwitzt kamen wir dort an. Ton musste für die Überfahrt mit einem Liegesessel vorlieb nehmen, da keine Kabinen mehr frei waren. Unser Angebot, seine Sachen in unserer Kabine zu deponieren, nahm er dankbar an.
Nachdem wir uns frisch gemacht und umgezogen hatten, inspizierten wir die Fähre und beobachteten die Ausfahrt aus dem Hafen. Direkt bei der Buchung der Fähre hatten wir im Vorfeld bereits die Verpflegung an Bord mitgebucht - eine gute Entscheidung!. Abends gab es leckeres vom Buffet - sehr schmackhaft und reichhaltig! In der Bar trafen wir auch wieder auf Ton, der sich angeregt mit einer Litauerin unterhielt. Im Verlaufe des Abends lernten wir Günther aus Leipzig kennen. Mit seinem "Kriegsveteranen-Club" wollte er historische Plätze im Baltikum besuchen. Den Abend ließen wir gemeinsam mit ein paar Bier in der Bar ausklingen.
Do. 17.05.2012
Fast den ganzen Tag sollten wir an Bord verbringen. Das reichhaltige Frühstück glich eher einem Brunch-Buffet und so starteten wir gut gestärkt in den Tag. An Deck wurden wir von schönstem Wetter mit strahlend blauem Himmel begrüßt. Obwohl wir an der polnischen Küste entlang fuhren, war kein Land in Sicht.
Ton hatte eine etwas unruhige Nacht hinter sich. Seine litauische weibliche Bekanntschaft vom Vorabend hatte sich den Liegesessel gleich neben ihm ausgesucht und ihm scheinbar den größten Teil der Nacht keine Ruhe gegönnt. Ob er seinem am Vorabend geäußertem Vorsatz "Ich bin alleine unterwegs, suche auch keine Frau, die wartet zuhause!" treu geblieben ist, wissen wir nicht.
Pünktlich um 16.30 Uhr Ortszeit haben wir in Klaipeda angelegt. Bis wir die Fähre verlassen konnten, dauerte allerdings noch eine geschlagene Stunde.
Das Wetter war trotz bewölktem Himmel immer noch gut. Mittels den POI´s vom Navi suchten wir uns eine Unterkunft und fanden diese im Hotel "Park Inn".
Abends gingen Roman und ich zum Akropolis, einem riesigen Einkaufszentrum mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Café´s. In einer Pizzeria ließen wir uns nieder und Roman wollte sogleich seine russischen Sprachkenntnisse an die Frau bringen. "Sprechen Sie russisch?" fragte er die nette Bedienung. Die Antwort war nicht so ganz klar: "Ja! ....ein wenig! ...aber eher doch nicht so richtig!" Scheinbar sind die Schatten der Vergangenheit noch nicht so ganz bewältigt. In Litauen und Lettland sollte es in den nächsten Tagen häufiger vorkommen, dass die Bevölkerung sehr wohl der russischen Sprache mächtig, aber nicht gewillt ist, diese Sprache auch zu sprechen. Mit Englisch kommt man übrigens im Baltikum, aber auch in St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark bestens zurecht! Wie dem auch sei - die Pizza schmeckte hervorragend! Zurück im Hotel nahmen wir noch ein "Gute-Nacht-Bier" zu uns und begaben uns dann zur Ruhe.
Fr. 18.05.2012
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Ton.
Und schon wieder ging es auf die Fähre - diesmal allerdings nur ein kurzes Stück von Klaipeda bis zur kurischen Nehrung. Durch den litauischen National Park "kurische Nehrung" fuhren wir nach Nida und weiter bis unmittelbar zur russischen Grenze. Bis nach Kaliningrad sind es von hier aus nur noch 86 km. Hohe Sanddünen prägen bei Nida das Landschaftsbild.
Zurück über Klaipeda machten wir uns dann auf den Weg zum Zemaitijos Nacionalinis Parkas.
Mal abgesehen von dem Nationalpark war die Strecke gezeichnet von flachem Land mit riesigen Feldern und geraden, wie von einer Schnur gezogenen Straßen. Auch die erste Schotterpiste war in hervorragend gutem Zustand und schnurgerade. Unsere weitere Tour führte uns nach Siauliai und angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit suchten wir uns eine Unterkunft. Die Fußgängerzone von Siauliai ist sehr hübsch und in einem netten Lokal haben wir sehr gut gegessen - Steak mit Kartoffeln und Gemüse für umgerechnet ca. 12 EUR. Mit ein paar Bier ließen wir den Abend ausklingen.
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Sa. 19.05.2012
Nur einige wenige Kilometer von Siauliai entfernt besichtigten wir den Berg der Kreuze - einen beeindruckenden Wallfahrtsort in Litauen. Nach der dritten polnischen Teilung wurde Litauen Teil des russischen Reiches. Im Novemberaufstand 1830/31 sowie im Januaraufstand 1863/64 rebellierten Polen und Litauer gegen die russische Obrigkeit. Beide Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Zu dieser Zeit sollen die Bewohner der Umgebung begonnen haben auf dem Hügel Kreuze für ihre bei den Aufständen getöteten Angehörigen aufzustellen, von denen sie nicht wussten, wo diese begraben sind.
Bei sommerlichen Temperaturen und immer noch strahlend blauem Himmel fuhren wir weiter Richtung Lettland. Auch hier war die Landschaft flach und weit. Riesige Felder, einzelne Gehöfte, teils neue moderne Häuser aber auch uralte Holzhäuser säumten die Straßen. An den meisten Häusern waren Satellitenschüsseln sichtbar.
Auch hier fanden wir einige Schotterstrecken in sehr gutem Zustand. Unterwegs kauften wir Brot, Käse und örtliches Mineralwasser ein. Ein Glück, dass wir das Wasser sogleich probierten - es schmeckte äußerst salzig. Zurück im kleinen Laden griffen wir dann doch zum Wasser aus der Fuldaquelle.
Pünktlich um 12 Uhr mittags passierten wir die Grenze zu Lettland, die wir lediglich an der Beschilderung erkannten.
Zur Mittagsrast ließen wir uns an einer Bushaltestelle am Straßenrand nieder, kochten Kaffee und Tee und ließen uns das Brot mit Käse, Wurst und Tomaten schmecken.
Gegen 15.30 Uhr kamen wir in Riga an und bezogen ein Hotel direkt am Rande der Fußgängerzone.
In Riga war an diesem Samstag Tag der offenen Museen und die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Überall befanden sich lange Schlangen vor den einzelnen Museen. Direkt vor unserem Hotel spielte in der Fußgängerzone eine Musikgruppe - Schlagzeug, 2 Trompeten, 1 Tuba, 1 Zugposaune. Die Musik war sehr gut und mitreißend.
Auffallend viele hübsche lettische Frauen und Mädchen hatten sich ebenso wie die Stadt "herausgeputzt" und flanierten durch die Fußgängerzone. Nach einer stärkenden leckeren Mahlzeit schlenderten auch wir durch die Stadt. Vor dem Hotel hörten wir noch etwas der Musikgruppe zu. Als ich mich umdrehte stand plötzlich Günther, den wir auf der Fähre nach Klaipeda kennengelernt hatten, vor uns. Unser Wiedersehen mussten wir natürlich mit ein paar Bierchen feiern.
Günther ist ein unheimlich geselliger Typ, der bisher schon ganz schön in der Welt herumgekommen ist - vor allem im Osten - und von daher einige Geschichten zu erzählen hatte. Wie manche Matrosen in jedem Hafen ein Mädel haben, hatte er scheinbar in einigen Städten seine weiblichen Bekanntschaften, natürlich auch in St. Petersburg. "Oouuuuh, wenn ihr da hin fahrt, lasst ja die Finger von meiner Natuschka!". Es wurde ein kurzweiliger Abend mit viel Spaß und Gelächter!
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So. 20.05.2012
Die Abfahrt aus Riga gestaltete sich etwas schwierig. Direkt vor unserem Hotel war die Straße wegen einem Stadtlauf gesperrt. Unsere Motorräder hatten wir in einem Parkhaus einige hundert Meter vom Hotel entfernt untergestellt und es dauerte einige Zeit bis wir zum Hotel vorfahren konnten. Etliche Teilnehmer des Stadtlaufes mussten wir bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus passieren lassen, bevor der wirklich nette und freundliche Polizist die Strecke für uns frei gab.
Vor dem Hotel sprach uns ein deutsches Ehepaar an. Als wir erläuterten wo wir herkamen und was wir auf unserer Tour noch vor uns hatten waren sie ganz begeistert. Sie seien auch Motorradfahrer, aber derzeit ohne Moppeds auf Ostsee-Kreuzfahrt. Eine ganze Weile plauderten wir mit ihnen bis wir bemerkten, dass wir doch so langsam weiter müssten.
Aus der Stadt rauszukommen erwies sich wegen der durch den Stadtlauf teilweise gesperrten Straßen als etwas schwierig. Nach einer "Sonderrunde" schafften wir es aber. Zunächst führte uns die Strecke nach Sigulda. Am Rande eines Naturparks gibt es hier eine mittelalterliche Burg zu besichtigen.
Weiter ging es auf kleinen Sträßchen Richtung Estland. Auch hier fanden wir meist flaches Land und riesige Felder vor. Kurz vor Limbazi legten wir an einem idyllischen Platz an dem gleichnamigen (Limbazi-) See unsere Mittagspause ein. Der Bootssteg wurde von mehreren Anglern benutzt, die einige Fische in ihren Köchern hatten. Wir zogen als Mahlzeit aber Brote mit leckerem Käse und Wurst den Fischen vor.
Ursprünglich wollten wir bis Kloostri im Matsalu-Nationalpark fahren und dort eine Unterkunft suchen. Über Schotter und Lehm erreichten wir den Ort. Allerdings fanden wir dort lediglich ca. 5 Häuser und keine Unterkunft - zumindest keine adäquate. Zu sehen waren auch weitaus mehr Tiere - Kühe, Schweine, Hühner, Katzen und Hunde - als Menschen. Wahrscheinlich wäre es hier einfacher gewesen, einen Platz im Stall als ein Bett zu bekommen. Kurzerhand beschlossen wir, bis nach Tallinn weiterzufahren.
In Tallinn mieteten wir uns im Sokos-Hotel ein. Die sehr hübsche und äußerst nette Lagle gab uns ein Zimmer im 20. Stock mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt. Das Sokos-Hotel war bei der Eröffnung 1972 das erste Hochhaus der Stadt. Das Hotel diente seinerzeit als Interhotel, in dem hauptsächlich Gäste aus dem nicht-sozialistischen Ausland untergebracht wurden. Im 23. Stock des Hotels hatte sich der KGB eingerichtet und Abhöranlagen installiert. Durch die hier installierte Überwachungszentrale des sowjetischen Geheimdienstes konnten zahlreiche Hotelzimmer akustisch und visuell überwacht werden.
Nach dem Einchecken im Hotel unternahmen wir einen ersten Erkundungs-Spaziergang durch Tallinn. Tallinn verfügt über eine sehr schöne mittelalterliche Altstadt. Das Mittelalter wird hier regelrecht vermarktet. Überall finden sich alte oder auf alt getrimmte Lokale wie beispielsweise die "Olde Hansa". Von Personal in alten Trachten wird man hier bedient.
Auffallend und aus unserer Sicht recht negativ waren die vielen betrunkenen Passanten in der Stadt - dem Anschein nach meist finnischer Herkunft. Scheinbar führt die Nähe zu Finnland (mit der Fähre sind es nur wenige km) sowie die im Vergleich zu Finnland erheblich günstigeren Preise für Alkohol zu diesen unschönen Auswüchsen.
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Mo. 21.05.2012
Der Umstand, dass wir bereits am Vortag bis nach Tallinn fuhren, bescherte uns einen motorradfreien Besichtigungstag in Tallinn. Unser Frühstücksraum war von vielen lautstarken Finnen bevölkert. Nach dem Frühstück begaben wir uns auf Erkundung durch den historischen Teil der mittelalterlichen Stadt. Durch die Unterstadt begaben wir uns zum Domberg. Hier konnte uns ein Este, der sehr gut Deutsch sprach, einige Informationen über die Geschichte der Stadt geben.
Nachmittags ließen wir uns in einem Cafe am Marktplatz nieder und schauten dem Treiben in der Stadt zu. Punkerinnen zeigten ihre Tanzkünste und nahmen sich gegenseitig per Video auf. Auch 3 Break-Dancer zeigten ihre eindrucksvollen akrobatischen Kunststücke, bis die Ordnungspolizei einschritt. Für mich unverständlich - ich fand die Break-Dancer wesentlich angenehmer wie die vielen Betrunkenen Passanten, um die sich niemand kümmerte.
Direkt zwei Tische neben uns ließ sich ein russisch sprechendes, betrunkenes Paar mittleren Alters nieder. Bald darauf kam ein junger Bettler vorbei, der auf einem Schild kein Blatt vor den Mund nahm "I need help! Give me money for vodka and cigarettes!". Der betrunkenen, russisch sprechenden Frau hat das überhaupt nicht gefallen, sie beschimpfte den jungen Bettler aufs übelste: "Verpiss dich! - Hau ab! - Geh arbeiten!" Etwas unkoordiniert stand sie auf, trat nach dem Bettler und wollte ihm den Sammel-Becher aus der Hand schlagen. Wegen ihrer durch die Trunkenheit doch etwas sehr beeinträchtigten Standfestigkeit konnte sie sich dabei nur mühsam auf den Beinen halten und verfehlte natürlich ihr Ziel. Kein schöner Anblick und nicht lustig!
Di. 22.05.2012
Wir verließen Tallinn in Richtung Osten und schon bald bogen wir links ab zum Lahemaa-Nationalpark. Ein schönes kleines Sträßchen führte uns nach Käsmu. Der Ort wird auch als "Dorf der Kapitäne" bezeichnet, da sich früher hier eine Marineakademie befand. Diese Zeit brachte es mit sich, dass Käsmu als Anlaufstelle von Schmugglern (Alkohol, Salz, Fische) eine gewisse Berühmtheit erlangte. Heute ist das Dorf von schönen Holzvillen mit Gärten geprägt.
Eine wunderschöne, vereinzelt geschotterte Strecke führte uns in weiten Teilen unmittelbar entlang der Ostseeküste weiter nach Narva. Unterwegs rasteten wir unmittelbar an der baltischen See.
In Narva angekommen suchten wir uns ein Hotel und machten uns anschließend per Pedes zu einer Besichtigungstour auf. Als östlichste Stadt Estlands liegt Narva direkt an dem gleichnamigen Grenzfluß zu Russland. Unmittelbar an der Brücke über die Narva befindet sich auf estischer Seite die Hermannsfeste - eine gewaltige Festung, die von den Dänen gegründet und im späteren Verlauf der Zeit an den Deutschen Orden verkauft wurde. Ihr gegenüber liegt auf der russischen Seite die Festung Iwangorod. Eine Besichtigung der Hermannsfeste ließen wir uns natürlich nicht entgehen.
Die Brücke über die Narva ist von Zäunen und weitläufigen Grenzanlagen gesäumt. Dem Grenzübertritt am nächsten Tag sahen wir mit einiger Spannung entgegen.
Zurück im Hotel widmeten wir uns einem vorzüglichen Abendmahl und ließen ein paar Bier unsere durstigen Kehlen entlang laufen.
Mi. 23.05.2012
Früh am Morgen machten wir uns auf, um den Grenzübertritt nach Russland in Angriff zu nehmen.
Naiv wie wir waren, fuhren wir direkt zur Grenze vor und wurden dort von einem estischen Zollbeamten wieder zurück zu einer 2 Kilometer vor Narva befindlichen "Waiting Area" geschickt.
Bei der Fahrt dorthin trafen wir auf ein illustres Motorradfahrer-Trio. Ein Deutscher aus Bamberg war mit seinem amerikanischen Kumpel und dessen koreanischem Freund auf dem Weg zum Nordkap.
Die "Waiting-Area" bestand aus einem größeren Gelände, an deren Einfahrt sich die Zufahrt sogleich auf mehrere Fahrspuren verteilte. Direkt an der Einfahrt befand sich Station 1. Hier mussten wir den Reisepass sowie den Fahrzeugschein vorzeigen. Für 1,10 EUR erhielten wir dort eine Nummer.
Anschließend ging es auf der Fahrspur 3 ca. 200 Meter weiter zur Station 2, an der die Fahrzeugregistrierung stattfand - Kosten: 1,00 EUR.
Nachdem wir diese Hürde gemeistert hatten, durften wir wieder bis zur Grenze vorfahren. Die Abfertigung auf estischer Seite ging dann auch sehr schnell vonstatten.
Wir durften über die Brücke fahren und mussten auf der russischen Seite an einem "Kiosk" anhalten. Eine sehr hübsche russische Zollbeamtin händigte uns ein Formular zur Zollerklärung aus - leider hatte sie nur Vordrucke in russischer Sprache.
Dann ging es zur nächsten Station ein paar hundert Meter weiter. Wir hielten vorher an und widmeten uns dem Ausfüllen der Zollerklärung. Wegen meiner fehlenden russischen Sprach- und Schriftkenntnisse dauerte das natürlich eine Weile. Ein junger Zollbeamter kam auf uns zu und fragte, was wir denn da so lange machen würden. Nachdem er mitbekam, dass wir die Zollerklärung nur auf Russisch vorliegen hatten, verschwand er und kam bald darauf mit einem ganzen Packen Formulare in Deutsch an. Das erleichterte mir natürlich das Ausfüllen erheblich und schon bald konnten wir dann vorfahren.
Zunächst wurden die Personenpapiere, also der Reisepass, mit dem Visum bearbeitet. Dies ging auch recht zügig vonstatten. Anschließend dann eine nachfolgende Station, nur wenige Meter weiter. Hier wurde die Zollerklärung bearbeitet. Eine strenge "Kalinka" sah sich durch ihre dicke Hornbrille die ausgefüllte Zollerklärung ganz genau an. In der Zollerklärung ist in erster Linie das Fahrzeug aufgeführt und weiterhin enthält sie Angaben zu werthaltigen Gegenständen und Devisen. Nachdem "Kalinka" die Erklärung als ordnungsgemäß angesehen hatte, dokumentierte sie dies durch eine wahre Stempelorgie auf der Zollerklärung. Eine Ausfertigung behielt sie ein und die andere erhielt ich und behütete sie bis zur Ausreise wie meinen Augapfel.
Der junge Zollbeamte widmete sich anschließend unseren Motorrädern. Seitenkoffer und Topcase musste ich eigentlich nur per forma öffnen. Kaum waren die Deckel geöffnet, winkte der Zöllner auch schon wieder ab. Er interessierte sich mehr für mein Motorrad: "Was kostet die bei euch? - mhm, neu?" "nein, gebraucht" "mhm, was wiegt die? - mhm; wie schnell fährt die? - mhm; wie schnell seid ihr bisher gefahren? - mhm usw."
Insgesamt dauerten die Formalitäten ca. 2,5 Stunden und waren aus meiner Sicht gar nicht so gewaltig, wie sie von verschiedenen Seiten immer dargestellt werden.
Nun waren wir also drin - in Russland - und waren gespannt, wie die Straßenverhältnisse sich hier in der Realität zeigen würden. Die M11 von Narva nach St. Petersburg war anfangs schon recht heftig. Schlaglöcher und aufgebrochener Teer mit Aufwölbungen erinnerten mich an die rumänische Strecke über den Prislop-Pass. Nur 115 km bis nach St. Petersburg hatten wir zu bewältigen.
Die als berüchtigt beschriebenen Polizeikontrollen haben wir zwar gesehen, aber in weitaus geringerer Anzahl wie allgemein geschildert. Lediglich 2 Kontrollen auf dem Weg nach St. Petersburg - von beiden Kontrollen blieben wir unbehelligt.
Mi. 23.05.2012
Roman hat in St. Petersburg Verwandschaft und mit diesen unseren Besuch abgestimmt. Wir sollten dort auch übernachten können - entweder in ihrer Wohnung in St. Petersburg oder in deren außerhalb gelegenen Datscha (Hütte). Unterwegs bekamen wir Zweifel, ob dies so klappen würde. Roman hatte mehrfach telefoniert und immer wieder den Wunsch geäußert, dass wir uns die Sehenswürdigkeiten St. Petersburgs ansehen wollten. Allerdings wurde von seinem Namensvetter aus St. Petersburg kaum darauf eingegangen.
Entgegen unserem ursprünglichen Plan, beschlossen wir, in St. Peter in einem Hostel oder Hotel unterzukommen und der Verwandschaft lediglich einen Besuch abzustatten.
Durch einen wahnsinnigen Verkehr kämpften wir uns durch St. Peter. Die Fahrweise fand ich dabei in keinster Weise chaotisch - aber der Betrieb auf den Straßen war schon gewaltig! Das hervorragend funktionierende Navi mit den kostenlosen, routingfähigen OSM-Karten erleichterte uns diese Angelegenheit enorm. Leider fanden wir keine passende freie Unterkunft. Hier waren keine Zimmer mehr frei, dort war es zu teuer und an anderer Stelle fehlte ein passender sicherer Platz für unsere Motorräder.
Scheinbar war es doch so bestimmt, dass wir direkt zur Verwandschaft von Roman sollten. Auf dem Weg dorthin fuhr auf einmal eine laut knatternde Harley neben uns. "Habt ihr euch verfahren - wo wollt ihr denn hin?" fragte Ilja, Secretary bei dem Motorradclub "The Hooligans - St. Petersburg" auf russisch. Nachdem wir unser Ziel, den Prospekt Prosveshcheniâ genannt hatten, meinte Ilja "zu dieser Zeit wird das schwierig, da steht ihr stundenlang im Stau!"
Zunächst schleuste er uns auf eine kleine Verkehrsinsel und dort hielten wir einen kleinen Plausch. Sie hätten von ihrem Club aus auch ein Hostel - aber er müsste erst nachfragen, ob dort noch Platz wäre meinte er und griff zum Handy. Es würde geklärt werden und wir sollten zunächst mal eine kleine Pause einlegen und auf einen Kaffee oder Tee mit in ihr Clubheim kommen.
Diese Einladung nahmen wir gerne an. Ilja fuhr voraus und wir schlängelten uns zwischen den Autos durch. Wegen unserer Gepäckkoffer brauchten wir etwas mehr Platz und wenn es einmal eng wurde, ließ Ilja den Auspuff seiner Harley mit einem kurzen Gasstoß brüllen - und schon war eine Gasse frei. Die Jungs von den Hooligans in St. Petersburg scheinen in der Stadt bekannt zu sein und auch einen gewissen Einfluß zu haben.
Recht schnell erreichten wir das in irgendeinem Hinterhof in einer Halle an den Bahngleisen befindliche Clubhaus - garnicht weit vom Newski-Prospekt entfernt. Dort wurden wir von weiteren Hooligans wie alte Kumpels begrüßt. Alexej, der Präsi des Clubs meinte, dass sie leider keinen Platz mehr in ihrem Hostel frei hätten. Das Clubhaus der Hooligans wurde in Eigenleistung hergestellt und präsentierte sich in absolut sauberem Zustand. Auch herrschte Disziplin - im Gebäude bestand beispielsweise Rauchverbot - der große Aschenbecher draußen war aber gut gefüllt!
Bei Kaffee und Tee unterhielten wir uns etwas mit den Hooligans. Auf meine Frage, wie viele Mitglieder der Club hätte, antwortete Alexej ganz lapidar und kapp: "Genug!"
Nach einer Weile war es an der Zeit, Abschied zu nehmen und uns auf den Weg zu Romans Verwandschaft zu machen. Vladimir wurde abkommandiert, setzte sich auf seine Harley und führte uns auf Schleichwegen recht schnell auf den richtigen Weg.
Mi. 23.05.2012
Die größeren Straßen in St. Petersburg werden Prospekt genannt. Den Prospekt Prosveshcheniâ hatten wir dann auch schnell erreicht und wurden dort von dem St. Petersburger Roman und seiner Schwester Marina begrüßt. Dann ging es in deren Wohnung. Mit hiesigen Verhältnissen ist das kaum zu messen. Ein mehrstöckiger Betonbunker in ziemlich heruntergekommenem Zustand. Mit einem Fahrstuhl, der seine besten Zeiten schon eine Ewigkeit hinter sich hatte, ging es nach oben. Ein Flur führte zur Wohnung. Diese bestand aus einem weiteren schmalen und kurzen Flur, 2 Zimmern, einer kleinen Küche, Toilette und einem kleinen Dusch-Bad. Hier lebten Roman, seine Mutter, seine Schwester Marina mit ihrem Mann und ihrem 3 jährigen Sohn. Als Luxus besaßen sie außerhalb von St. Peter eine Datscha und dort sollten wir auch übernachten. Folglich machten wir uns auch recht schnell auf den Weg zu der Hütte.
Während Roman und ich unsere Motorräder betankten, kauften Roman2 (wegen der Namensgleichheit nenne ich den St. Petersburger Roman jetzt so), seine Schwester und sein Schwager noch in einem Supermarkt ein und dann ging es ca. 30 km in nördlicher Richtung zur Hütte. Marina und ihr Mann verabschiedeten sich recht schnell.
Als erstes mussten wir Holz hacken und ein Feuer entfachen. Der Ofen war aus Klinkersteinen selbst gebaut mit einer Stahlplatte oben drauf. Zur Luftregulierung war im Kamin ein Schieber angebracht. So richtig dicht war diese ganze Vorrichtung natürlich nicht. Dichter Qualm zog zunächst durch die Hütte, bis das Feuer im Ofen richtig brannte. "Sch...., da gehen wir die Nacht mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung drauf!" entfuhr es mir. Fließendes Wasser gab es nicht in der Hütte und da Roman und ich nicht auf unsere Dusche verzichten wollten, mussten wir zunächst aus großen Wasser-Korbflaschen einen Topf füllen und das Wasser auf dem Ofen erhitzen. Die Dusche fand dann draußen mit Hilfe eines Kruges statt.
Ganze 6 Flaschen Bier hatte Roman2 eingekauft, wovon er 4 Stück selber trank. Aber es fand sich noch eine Flasche Vodka und Orangensaft, über die Roman und ich uns hermachten. Als Snack gab es getrockneten Fisch - nicht so ganz mein Fall. Scheinbar hatte Roman2 das gemerkt: "Wenn du keinen Fisch magst - ich habe noch was anderes!" Er öffnete eine Verpackung und öffnete das "Andere" - geröstete Kalamares. Wahre Begeisterungsstürme löste Roman2 bei Roman und mir aus: "Ihr habt doch bestimmt Hunger - ich habe noch Fisch in Dosen!" Angesichts dieser Aussichten verzichteten wir auf das Abendmahl und widmeten uns dem Vodka.
Als wir Roman2 dann von unserer Begegnung mit dem MC The Hooligans und unserer Fahrt durch die Stadt berichteten, meinte er: "Prima, dann habt ihr ja schon alles gesehen und könnt am Sonntag direkt von hier aus die Straße nach Finnland benutzen."
Die Zeiger der Uhr bewegten sich bereits in Richtung früher Morgen, als wir uns zur Ruhe begaben - Roman in der einen, ich in der anderen Ecke jeweils in einem großen Bett und Roman2 auf einer Couch. Gott sei Dank war zumindest die Schlafstätte sauber!
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Do. 24.05.2012
Trotz alledem gut ausgeschlafen wachte ich in der Hütte auf. Es war vom Ofen her immer noch recht warm - mir persönlich entschieden zu warm - und es roch nach Fisch! - bestialisch nach Fisch! Ich flüchtete ins Freie. Für mich stand nicht erst ab diesem Moment fest, dass ich hier nicht noch einen Tag oder gar mehrere Tage verbringen wollte. Nachdem Roman aufstand und ebenfalls nicht gewillt war, dort länger zu bleiben, suchten wir mittels der Navi-Software ein Hotel im Zentrum von Piter, wie St. Petersburg liebevoll von seinen Einwohnern bezeichnet wird.
Das M-Hotel liegt in unmittelbarer Nähe zum Nevskij-Prospekt, der ca. 4,5 km langen Prachtstraße im historischen Zentrum von St. Petersburg. Sogar eine Telefonnummer war angegeben und Roman erfuhr im telefonischen Gespräch mit der netten Katarina, dass dort sowohl freie Zimmer zu einem annehmbaren Preis (ca. 50 EUR pro Pers und Nacht inkl. Frühstücksbuffet) verfügbar, als auch ein sicherer, bewachter und im Preis enthaltener Parkplatz für unsere Motorräder vorhanden sei.
Wir packten unsere Sachen, weckten Roman2, der noch immer auf der Couch schlief und verabschiedeten uns.
Sogar der Feldweg, der in die Einöde zur Hütte - und auch wieder heraus - führte, war in der Navi-Karte enthalten und so wurden wir sicher ins Zentrum von St. Petersburg zum M-Hotel geführt. Die Verkehrsverhältnisse waren an diesem Tag auch nicht annähernd so gewaltig wie am Vortag.
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Das M-Hotel präsentierte sich sehr freundlich und sauber! Auch Katarina, Maria und Olga an der Rezeption waren äußerst zuvorkommend und nett. An dieser Stelle kann ich das M-Hotel für einen Aufenthalt in St. Petersburg uneingeschränkt und wärmstens empfehlen - falls es mich irgendwann einmal wieder nach St. Petersburg verschlagen sollte, werde ich mit Sicherheit wieder hier logieren!
Nachdem wir das Zimmer bezogen und uns frisch gemacht hatten, erkundeten wir per Pedes die Stadt.
Do. 24.05. - Fr. 25.05. - Sa. 26.05.2012
Als erstes zog es uns zum Nevskij-Prospekt, der wohl bekanntesten Straße St. Petersburgs und eine der berühmtesten Straßen Russlands. An der ca. 4,5 km langen Straße sind eine ganze Reihe von historischen, prachtvollen und beeindruckenden Bauten zu bewundern. Ebenso sind hier zahlreiche Geschäfte, Boutiquen und Cafes zu finden. Zunächst ließen wir bei einem "Baltika"-Bier die Atmosphäre der Stadt und insbesondere des Nevskij-Prospektes auf uns wirken. Der Kiosk mit Terrasse sollte zu unserer "Stammkneipe" werden. Unmittelbar daneben unterhielten einige Straßenmusiker mit guter Musik ein buntes Publikum.
Wäre nicht überall die russische Schrift auf den Reklamen zu sehen, hätte man vom Gefühl her genauso gut in einer europäischen Metropole sein können. Als "Venedig des Nordens" erinnerten mich die Kanäle eher an die Grachten in Amsterdam - zumindest bis wir zur Newa kamen. Dort war dann alles im wahrsten Sinne des Wortes etwas weitläufiger. Unser Besichtigungsprogramm spulten wir übrigens komplett per Pedes ab und sind in den wenigen Tagen in "Piter" bestimmt an die 30 km - 40 km gelaufen.
Überhaupt scheint hier alles ein wenig größer zu sein - breite Prospekte, riesige Plätze und auch viele langbeinige Schönheiten auf Stöckelschuhen mit beängstigend hohen Absätzen. Zahlreiche Schulabgänger feierten "herausgeputzt" ihren Abschluss.
Soviele Stretch-Limos hatte ich innerhalb so kurzer Zeit noch nie gesehen, ebenso wie unzählige Luxus-Autos. Rolls-Royce, 500er AMG-Mercedes, Ferrari, BMW X6, Audi Q7, Porsche Chayenne etc. waren hier massenhaft vertreten. Aber auch alte Wolgas und Dacias waren zu sehen. Beim Überqueren des Nevskij-Prospekts hielten 2 Motorräder an und Vladimir, der uns am Vortag auf Schleichwegen durch die Stadt lotste, begrüßte uns freudig. Nach einem kurzen Plausch mitten auf der Straße verabschiedeten wir uns von ihm und setzten unseren Weg fort.
Obwohl die weißen Nächte Mitte bis Ende Juni beginnen, setzte erst gegen 23.00 h die Dämmerung ein und auch nachts war immer noch ein heller Streifen am Horizont zu sehen. Das nachstehenden Foto wurde abends um 23.12 h bzw. gegen 24.00 h aufgenommen.
Auf dem Schloßplatz, vor dem Winterpalast, kamen zwei junge Russinnen in Uniform auf mich zu. Ihr Angebot, sich gegen einen kleinen Obulus mit mir ablichten zu lassen, konnte ich nicht ausschlagen!
Der Schloßplatz mit der Alexandersäule ist schon riesig und wahnsinnig weitläufig und beeindruckend.
Einen Besuch des Winterpalastes und der Eremitage, eines der größten und bedeutendsten heutigen Kunstmuseen der Welt, ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Neben den Exponaten waren ebenso die prachtvollen Säle wahnsinnig beeindruckend. Ein asiatisches Ehepaar war von den Eindrücken scheinbar so "erschlagen" und müde, dass sie ein kleines Nickerchen in der Eremitage einlegten.
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Weiter ging es von hier aus zur Peter-und-Paul-Festung auf der Haseninsel. Die Festungsanlage bildet den Ursprung und das historische Zentrum St. Petersburgs.
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Später standen dann u. a. noch die Moschee und die Aurora, ein Kriegsschiff der kaiserlich russischen Marine und Symbol der Oktoberrevolution von 1917 auf dem Programm, bevor wir wieder auf die andere Seite der Neva wechselten. Die Aurora war nicht nur bei den vielen Schulabgängern ein beliebtes Fotomotiv!
An der Auferstehungskirche vorbei gelangten wir wieder zum Nevskij-Prospekt. Auch die Isaakskathedrale durfte bei unserem Sightseeing-Programm natürlich nicht fehlen.
kleine Diashow von der Aurora:
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Die ganze Zeit fragten wir uns, wo die St. Petersburger, die sich die Preise in den überwiegend noblen Geschäften des Nevskij-Prospektes nicht leisten können, eigentlich einkaufen. Ursprünglich auf dem Weg zur Post entdeckten wir gar nicht so weit von der Prachtstrasse entfernt in einigen Hinterhöfen einen großen Markt - den Apraksin Dvor. Natürlich wurden wir angesprochen und gefragt, was wir suchen und ob man uns helfen könnte. Roman wollte als Souvenir für seine Söhne Fußball-Trikots kaufen. Ein "Schleuser" übermittelte uns an einen Kollegen, der uns durch ein Wirrwar von Gassen in einen Kellerladen führte. Dort wurde Roman fündig und musste den Kaufpreis nicht etwa an die Verkäufer, sondern an den "Schleuser" zahlen. Auch einen Laden mit Motorrad-Teilen fanden wir in dem Wirrwar.
An dem Wochenende war Stadtfest in Piter. Jedes Jahr zum 27. Mai wird die Gründung von St. Petersburg gefeiert - wir erlebten den 308. Geburtstag live mit. Den Nevskij-Prospekt hatten sie komplett für Fahrzeuge gesperrt und Menschenmassen flanierten über die Prachtstraße. Überall wurden die Menschen mit Musik und sonstigen Darbietungen unterhalten. Für die Sicherheit sorgte neben der Polizei auch das Militär. Scheinbar hatten diese aber nichts zu tun. So eine friedliche Stimmung bei solchen Menschenmassen hatte ich bisher selten erlebt. Die ganzen Tage in St. Petersburg hatte ich keinen Augenblick das Gefühl von Unsicherheit oder gar Bedrohung! Wir ließen uns von der ausgelassenen Stimmung anstecken und fanden erst spät in der Nacht den Weg ins Hotel.
So. 27.05.2012
Leider hieß es schon wieder Abschied nehmen von St. Petersburg. Scheinbar waren die meisten St. Petersburger noch etwas müde von der Geburtstagsfeier der Stadt. Zumindest präsentierten sich die Prospekte an diesem Morgen mit relativ wenig Verkehr. Je weiter wir aus Piter rauskamen, umso schlechter wurden die Straßen.
Wir folgten der parallel zur M10 verlaufenden A125 in nordwestlicher Richtung. Bei Vyborg wechselten wir dann auf die M10 bis zur finnischen Grenze. Auch an diesem Tage blieben wir von russischen Verkehrskontrollen weitestgehend verschont. Lediglich 2 Kontrollen bekamen wir zu Gesicht. Bei der Ersten wurden wir sogleich durchgewunken. Bei der Zweiten mussten wir anhalten und wurden nach unseren Reisepässen gefragt. Doch bevor wir diese aus unseren Taschen gezogen hatten, durften wir schon wieder weiterfahren. Die teilweise in diversen Foren beschriebenen schikanösen Kontrollen mit Abzocke können wir nach unserer Erfahrung in keinster Weise bestätigen.
An der Grenze angekommen waren die Grenzformalitäten auf der russischen Seite ruck-zuck erledigt. Irgendeine "Kalinka" versah jeden der zahlreichen Stempel unserer Zollerklärung mit einem Kontrollstempel und nach nicht einmal 10 Minuten fuhren wir durchs Niemandland zu der finnischen Grenzabfertigung. Die Finnen ließen sich wesentlich mehr Zeit mit der Abfertigung. Aus der Warteschlange wurden per Ampelschaltung immer 5 Fahrzeuge bis zur Schranke vorgelassen. Dort angekommen, mussten die Fahrzeuge verlassen werden und eine Polonaise begab sich ins Zollgebäude. In einem erhöhten "Kiosk" saßen dann die Grenzbeamten und verglichen gaaanz streng die Fotos der Reisepässe mit der Wirklichkeit. Scheinbar bestand hier bei uns kein allzu großer Unterschied - mit einem kurzen Nicken des Grenzbeamten konnten wir unseren Weg fortsetzen. Durch den Hinterausgang ging es wieder zu den Fahrzeugen, die Schranke öffnete sich und wir waren drin - in Finnland.
Finnland präsentierte sich mit viel Wald, geraden Straßen, wenig Verkehr und unverschämten Preisen - nicht nur für alkoholische Getränke!. Eine 0,33l Dose Cola an der Tankstelle schlug beispielsweise mit sagenhaften 3,50 EUR - in Worten: Drei Euro und fünfig Cent - zu Buche. Gut, dass wir uns in St. Petersburg noch mit dem leckeren und preiswerten "Baltika-Bier" eingedeckt hatten!
Vor Helsinki - in Porvoo - suchten wir uns ein Quartier und ließen den Tag ausklingen.
Mo. 28.05.2012
Bis nach Helsinki waren es nur noch wenige km. Dort angekommen fuhren wir zunächst zum Fährhafen. Die Zeit bis zum Einchecken verbrachten wir im Hafenviertel. An einem Marktstand entdeckte Roman ein witziges T-Shirt. Vom Baltikum und von St. Petersburg waren wir gewohnt, um den Preis zu feilschen. Das T-Shirt war mit 12 EUR ausgezeichnet und wir starteten einen Versuchsballon mit "I give you eight Euro for this Shirt!". Von dem etwas kleineren, etwas fülligeren, etwas stark blondierten Standbetreiber alá D.J. Bobo bekamen wir die äußerst unfreundliche Antwort: "Why you give me eight ??? - My Price is twelve!!!!" Sprach er und drehte uns seine ebenfalls etwas fülligere Rückseite zu.
Bis zum Einchecken auf der Silja Serenade hatten wir noch etwas Zeit und so schauten wir uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten der finnischen Hauptstadt an - darunter natürlich den unmittelbar beim Hafen am Senatsplatz befindlichen Dom sowie die Uspenski-Kathedrale, die größte orthodoxe Kirche in Westeuropa.
Nachdem die "Silja Serenade" freigegeben wurde und ihr Bauch sich öffnete ging das Einchecken schnell und problemlos vonstatten. Ebenso schnell hatten wir unsere Kabine bezogen und machten uns zu einem Erkundungsgang auf. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Helsinki wurden wir noch einige Zeit von gut motorisierten Schlauchbooten des finnischen Zolls begleitet, die unsere Fähre zum Üben von Anlegemanövern in Fahrt benutzten.
Glücklicherweise hatten wir bereits im Vorfeld die Verpflegung auf der Silja Serenade mitgebucht. Was dort zum Abendbuffet aufgetischt wurde, war schon äußerst beeindruckend und alleine das Probieren einiger Delikatessen geriet bereits zur Völlerei.
Nach einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang über die ganze Fähre begaben wir uns schließlich zur Ruhe.
Di. 29.05.2012
Nach dem leckeren und reichhaltigen Frühstück bestaunten wir von Deck aus, wie die Fähre sich zwischen den vielen kleinen Inseln vor Stockholm durchschob. Es dauerte eine ganze Weile bis wir anlegten und der Bauch der Silja Serenade sich schließlich öffnete. Da wir in Helsinki zuerst in das unterste Deck einfahren durften, mussten wir bei der Ausfahrt leider bis zum Schluß warten.
In Schweden fanden wir die Strecke wieder ansprechender - die teils kleinen und kurvigen Straßen waren schon eher nach unserem Geschmack. Viele Straßen schlängeln sich um die zahlreichen Gewässer. Nach Skanssundet gelangten wir über die gleichnamige Straße. Hier mussten wir 20 Minuten auf die Abfahrt der Fähre warten - dafür war die Benutzung dieser zur Abwechslung aber kostenfrei! Nach ca. 400 Meter Überfahrt konnten wir die Fähre wieder verlassen. Weiter schlängelte sich die Straße in Richtung Südwesten.
Auf der weiteren Strecke bekamen wir sogar Elche zu Gesicht! Schließlich erreichten wir Kisa und hielten hier Ausschau nach einer Herberge für die Nacht.
Mi. 30.05.2012
Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück zog es uns weiter in den Südwesten von Schweden. Die Landschaft wurde flacher und riesige Felder säumten die Straßen.
Schon vor Malmö erblickten wir die riesige Öresundbrücke. Es dauerte dann aber doch noch eine ganze Weile, bis wir die östliche Rampe erreichten. Die weltweit längste Schrägseilbrücke für Straßen- und Eisenbahnverkehr kann durchaus als weiteres Weltwunder angesehen werden. Die östliche Rampe führt über ca. 4 km auf die eigentliche Öresundbrücke, die nach etwa 1 km in die ca. 3 km lange westliche Rampe übergeht. Diese endet auf der künstlich aufgeschütteten Insel "Peberholm". Von hier aus geht es durch einen ca. 4 km langen Unterwassertunnel nach Kopenhagen. Um die Anflugschneise des Kopenhagener Flughafens nicht zu beeinträchtigen, war der Tunnel erforderlich. Leider gab es keinen "Aussichtspunkt" um in Ruhe Fotos von der beeindruckenden Brücke machen zu können. Also musste der Standstreifen hierzu herhalten.
Kaum waren wir in Dänemark wurde das Wetter schlechter und bei der Fahrt durch Kopenhagen begann es zu tröpfeln. Vom Erscheinungsbild her erinnerte Kopenhagen mich sehr an niederländische Städte - nicht nur durch den Baustil der Häuser und die vielen Fietsen (Fahrräder).
Einige km außerhalb von Kopenhagen in Greve-Strand buchten wir uns wieder in einem Hotel ein. Dem Hotel angeschlossen war ein Steakhouse mit Bistro. So kurz vor Abschluss der Reise wollten wir uns was Gutes tun und dachten dabei zunächst mal an ein großes saftiges Steak. Allerdings verschlug der auf der Speisekarte dafür vorgesehene Preis uns glatt die Sprache. Umgerechnet sollten wir dafür happige 37 Euro bezahlen - pro Steak natürlich! Das überstieg dann doch unser Budget und so gönnten wir uns einen "preiswerten" Burger, der "nur" mit 15 Euro zu Buche schlug. Wir fragten uns, ob die Menschen in Skandinavien wirklich so viel mehr Lohn kassieren, dass sie sich diese Preise leisten können.
Auf diesen Schreck hin, machten wir uns über die letzen beiden Flaschen des leckeren russischen Baltika-Bieres her. Ein kleiner Spaziergang an den nur wenige Meter entfernten Strand rundete diesen Abend ab.
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Do. 31.05.2012 u. Fr. 01.06.2012
Dunkle Regenwolken und auch ein paar Tropfen begrüßten uns am Morgen. Zunächst fuhren wir auf der Landstraße weiter Richtung Süden. Doch schon bald regten uns die vielen Ampeln und die schnurgerade Streckenführung auf. "Dann können wir auch die Autobahn nehmen!" waren Roman und ich uns schnell einig. Die E47 führte uns dann ohne nervige Ampeln zügig nach Rodby zur Fähre nach Puttgarden. Ein letztes Mal auf dieser Tour die Motorräder im Bauch einer Fähre verzurren und schon verließen wir Dänemark.
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Auf Fehmarn in Deutschland angekommen, wurden die Wolken immer dunkler. So schauten wir, dass wir schnell nach Hamburg zu unserer letzten Station der Tour kamen. Unmittelbar am Rande der Altstadt bezogen wir Quartier. Kaum hatten wir die Motorräder in der Tiefgarage geparkt, öffneten sich die Wolken und es regnete was das Zeug hielt. Das hielt uns natürlich nicht davon ab, nach der Stärkung durch ein saftiges Steak (wesentlich preiswerter als in Dänemark!), einen Reeperbahnbummel zu unternehmen. In der kurzen Zeit hier in Hamburg sahen wir mehr Obdachlose wie auf der ganzen übrigen Tour.
Nach einem letzten ausgiebigen Frühstück machten wir uns dann auf den Heimweg. Der Regen hatte zwar aufgehört aber dunkle Wolken zogen immer noch am Himmel vorbei. Also erst mal auf die Regenkombi verzichtet und los. Kurz vor Hannover auf dem Rastplatz Allertal verabschiedete ich mich von Roman. Die ein und andere Schauer begleitete mich die restlichen Kilometer. Erst im Rheintal angekommen wurde es etwas besser. Von der Autobahn hatte ich genug und so fuhr ich die letzte Strecke durch das Ahrtal und am Nürburgring vorbei auf Landstraßen nach Hause.