2001 - Alpen / Dolomiten / Haiming
Im Vordergrund dieser Tour stand eigentlich Raften, Canyoning und Klettern in Österreich. Wie ich dazu kam? Ganz einfach: Im Bootsführerlehrgang 2001 der DLRG – übrigens der coolste in meiner ganzen Ausbilderzeit – war u. a. Alex(andra). Und an irgendeinem Tag sagte sie dann: „Im Sommer fahren wir wieder nach Haiming – da musst du unbedingt mitfahren!" „Wo ist Haiming? Was ist Haiming?" fragte ich und erfuhr sogleich, dass Haiming nicht nur die Bezeichnung eines Ortes am österreichischen Inn ist, sondern als Synonym für Raften, Canyoning, Klettern und Fun gilt, wobei all diejenigen, die schon mal dort waren allein bei der Erwähnung des Wortes „Haiming" in Euphorie ausbrechen und einen seltsamen Glanz in die Augen bekommen. Der weitere Dialog zwischen Alex und mir war in etwa folgendermaßen:
Ich: „Mmhh, und was machen wir da?"
Alex: „Raften!!!"
Ich: „o. k. – kenne ich, damit kann ich was anfangen, Boote und Wasser sind eh mein Metier! – was machen wir noch?"
Alex: „Canyoning!!!"
Ich: „Hab´ ich schon mal gehört. Wie geht das genau ab?"
Alex: „Na ja, da geht es durch eine Klamm, mit schwimmen, klettern, rutschen, abseilen und mit 12m-Sprüngen."
Ich: „o. k. – wenn ich mitfahre, werde ich auf alle Fälle mit dem Motorrad dorthin fahren. Und wenn ihr dann zum Canyoning geht, werde ich Mopped fahren! – Und was machen wir sonst noch?"
Alex: „Klettern!!!"
Ich: „Mmmhhh, und wie muss ich mir das vorstellen?"
Alex: „Na ja, im Ötztal sind 2 Klettersteige. Da klettert man gesichert hoch, der eine Steig geht so ca. 70m und der andere Steig so ca. 200m die Wand hoch!"
Ich: „o. k. – also fahre ich an 2 Tagen Mopped!"
In Haiming kam es natürlich ganz anders und das „Klettersteig gehen" gefiel mir sogar noch besser als Raften!
Die Idee, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und mit dem Motorrad in die Alpen zu fahren, gefiel nicht nur mir sondern auch Alex(andra), Martin P, Hubi und David. Also beschlossen wir, bevor wir uns mit dem Rest der Truppe in Haiming am Inn treffen sollten, noch ein paar Tage mit den Motorrädern durch die Alpen zu touren.
Letztendlich sah der Plan folgendermaßen aus. Samstags starten Hubi aus Ließem (Eifel) mit seiner Yamaha XJ 650, Martin P. aus Koblenz mit seiner 600er Kawasaki Ninja, David als Sozius und ich mit meiner Suzuki VX 800 Richtung München. Sonntags nehmen wir Alex als Sozia in Pullach in der Jugendherberge ab, fahren dann 3 Tage durch die Alpen und Dolomiten, treffen dienstags in Haiming ein und Donnerstags stößt dann der Rest der Truppe in Haiming zum Raften, Klettern und Canyoning dazu.
Wie bei einigen weiteren meiner Touren waren auch diesmal im Vorfeld ein paar Hürden zu nehmen:
Am Ende einer Sonntags-Motorradtour mit Martin P. durch die Eifel meldete sich plötzlich das Getriebe meiner Suzuki VX800 hauptsächlich beim runterschalten in den 3. Gang. Die auf meiner Stirn auftretenden Sorgenfalten sollten berechtigt sein, wie sich bei der Überprüfung des Motors herausstellen sollte: zwei Zahnräder im Getriebe waren defekt. Nach dem Spruch: „Da kann man nichts mehr machen, wenn ich bei der Laufleistung von 50 Tkm den Motor aufmache, bekomme ich den anschließend nicht mehr dicht. Am besten du kaufst einen Austauschmotor oder besser noch gleich ein anderes Motorrad!" entzog ich der Werkstatt meines Vertrauens dasselbige. Schließlich gibt es doch Dichtungen! Durch einen Bekannten kam ich dann zu Oswald den Inhaber der
in Brecht – und das ist jetzt die Werkstatt meines Vertrauens. Kurzum in Stichworten: Zahnräder bestellt, Zahnräder im Container irgendwo auf See unterwegs, Liefertermin ungewiss, Motorrad-Tour gefährdet! „Alles nicht so schlimm" meinte Oswald „dann mach ich Dir halt eine Gebrauchtmaschine von mir für die Tour fertig." Auf dieses Angebot brauchte ich dann doch nicht einzugehen. Donnerstag abends kamen die Zahnräder, freitags wurden sie montiert und samstags startete die Tour – also just in time!
Die nächste Hürde: Hubi hatte erst kurz vor der geplanten Tour die Prüfung für den Motorradführerschein abgelegt und sich eine Yamaha XJ650 gekauft. Allerdings musste er sich noch Motorradklamotten anschaffen, schob dies aber immer wieder auf und meinte er bräuchte nur in den Laden zu gehen und die hätten da alles direkt in seiner Größe verfügbar. Es lief schließlich darauf hinaus, dass er freitags aus der Eifel nach Trier fahren wollte, eben mal schnell zu Polo rein Klamotten kaufen und bei mir zuhause nächtigen um samstags auch pünktlich zum Tourstart da zu sein. Da Moto-Point in Brecht nur einen Katzensprung von Hubi´s Heim entfernt war, holte ich ihn freitags mit meiner reparierten Maschine ab. Irgendwie sind die Zeiger der Uhr dann immer weiter vorgerückt und als wir endlich in Trier vor Polo´s Türen standen, waren dieselbigen bereits geschlossen. Öffnungszeiten samstags erst ab 10.00 h. Na prima, zu der Zeit wollten wir eigentlich schon einige km unter die Räder genommen haben! „Dann schauen wir eben mal bei Tante Louise rein!" – die Fa. Louis ist in Trier genau gegenüber von Polo. Also bei Louis rein, eine Verkäuferin geschnappt und ab in die Umkleidekabine – nee, nicht mit der Verkäuferin, sondern mit den von ihr offerierten Klamotten. Die Umkleidekabinen waren mit Schwingtüren im Westernstil versehen und noch keine Minute nachdem Hubi dahinter verschwunden war, schwangen die Türen mit einem lauten Knall auf, ein Berg von Klamotten flog hindurch in den Laden und Hubi stiefelte in Unterwäsche mit dem Spruch „Dat is doch alles viel zu eng da drin!" und einem breiten Grinsen im Gesicht hinterher. Die weitere Anprobe fand dann zur allgemeinen Erheiterung mitten im Laden statt. Den verdutzten Gesichtsausdruck der Verkäuferin sehe ich noch immer vor mir. Jedoch nutzte der ganze Einsatz nichts – es war nichts passendes für Hubi dabei. Wir fanden uns schon damit ab, am nächsten Tag erst um die Mittagszeit auf Tour zu gehen. Während der Heimfahrt kam mir dann aber ein Gedanke: Alfred, genannt Alla, hat in etwa die Statur von Hubi und kann derzeit eh kein Motorrad fahren, weil seine linke Hand etwas lädiert ist. Seine Klamotten müssten Hubi eigentlich passen. Das Problem bei der Sache: Alla arbeitete in Frankfurt, hatte seine Wohnung im Elternhaus in Schweich, war am Wochenende aber meist bei seiner Freundin Bärbel in Föhren und die zog gerade in eine andere Wohnung. Schon gut dass es Handys gibt! Noch besser wäre, wenn diese dann auch angeschaltet sind. Allas Handy war ausgeschaltet!. Auch in keiner der Wohnungen waren Alla und Bärbel erreichbar. Nach etlichen Telefonaten und dem „Abklappern" der einzelnen Wohnungen haben wir sie dann letztendlich doch noch im „Alten Weinhaus" angetroffen – da hatten wir allerdings schon Samstag. Um 00:30 h stand nach der Anprobe dann fest, dass wir doch pünktlich die Tour starten konnten.
Pünktlich um 8:00 Uhr ging es dann los. Hubi übernahm mit seiner Yamaha einen Großteil des Gepäcks und David wechselte als Sozius zwischen Martins Ninja und meiner VX. Der Anlasser von Hubi´s Yamaha glich in seiner Funktion eher einem Blinker – mal ging er und mal ging er nicht. Folglich brauchte er ab und zu etwas „Anschub"! Das war für die Folge die Aufgabe von David, der seinen neuen Job wirklich hervorragend erledigte. Schon bald ging er derart in seiner Aufgabe auf, dass er schon im voraus ahnte, wenn Hubi´s Maschine ausging und der Anlasser mal wieder streikte.
Durch die Pfalz folgten wir den Landstraßen, doch ansonsten ging es am 1. Tag nur darum, die Strecke nach München zu überbrücken – also stupide Autobahnfahrt. Ab Karlsruhe schickte uns dann auch noch Petrus heftigen Regen vom Himmel, was sich allerdings nicht negativ auf unsere gute Stimmung auswirkte.
Bei Stuttgart zollten wir unseren knurrenden Mägen Tribut, fuhren von der Autobahn ab und kehrten bei einem großen Rasthof in einem Chinesischen Restaurant ein. Äußerst freundlich wurden wir begrüßt und konnten unsere nassen Klamotten im Heizungskeller des Restaurants zum Trocknen aufhängen. Bei sehr leckerem Essen und Unmengen von Jasmin-Tee beratschlagten wir, was wir abends in München anstellen sollten. Der ursprünglich geplante Biergartenbesuch würde auf alle Fälle buchstäblich ins Wasser fallen. Auch die Frage nach einer Unterkunft war noch nicht beantwortet. Doch dazu hatte David eine Idee: „Ich kenne da den Martin W., der studiert in Freising. Den rufe ich jetzt an!" Gesagt, getan. Das Telefongespräch mit Martin W. lief in etwa so ab: „Hallo Martin, David hier. Bist du heute abend zuhause? Wir sind mit 4 Mann jetzt in Stuttgart. In ca. 3 Stunden kommen wir Dich besuchen und schlafen eine Nacht in Deiner Bude! Bis später!"
Also fuhren wir weiter durch strömenden Regen nach Freising. Nach einem Tankstop fanden wir dann auch recht schnell Martin W. im Studentenwohnheim. Obwohl der Besuch einen überfallmäßigen Charakter hatte, bereitete es keine Probleme uns dort unterzubringen. Unser Gepäck nahm fast einen ganzen Flur in Anspruch.
Auch die Motorräder waren in der Tiefgarage gut untergestellt. Als kleinen Dank für sein Entgegenkommen luden wir Martin W. zum Essen ein, tranken anschließend noch einige Bierchen und begaben uns dann zur Ruhe.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kam dann die nächste Überraschung. Der Hinterreifen von Martin´s Ninja war ziemlich platt – wir zunächst auch. Es stellte sich dann heraus, dass eine Glasscherbe im Reifen steckte. Ausgerechnet am Sonntag, wenn keine Werkstatt offen ist und wir kaum eine Möglichkeit zur Reparatur oder zum Wechsel des Reifens haben. Für absolute Notfälle unterwegs hatte ich eine Dose Reifenpilot in meinem Gepäck. Trotz einiger Zweifel über die Wirksamkeit steckte in dem Zeug unsere ganze Hoffnung auf eine Fortsetzung der Tour ohne Zwangspause. Genau nach Vorschrift das Zeug rein, 20 km gefahren und an die Tanke zur Überprüfung des Luftdrucks. Lediglich 0,5 bar nachgedrückt und vorerst mit mäßigem Tempo losgefahren und alle 100 km mal überprüft. Womit eigentlich keiner von uns gerechnet hatte: das Zeug hielt die ganze Tour! Bei Martins Rückkehr in Koblenz musste der Reifen ohnehin gewechselt werden, da er so blank wie ein Kinderpopo war.
Der Wettergott meinte es an diesem Sonntag auch noch nicht so richtig gut mit uns – es regnete immer noch, wenn auch nicht mehr so heftig wie am Vortag.
Wir verabschiedeten uns von Martin W. fuhren um München rum und folgten der B11 bis Pullach zur Jugendherberge, wo Alex uns schon erwartete. Ihr Gepäck verstauten wir auf Hubi´s „Lastesel" und los gings. Wir folgten weiterhin der B11 durchs Isartal bogen ab nach Bad Tölz und fuhren auf der B13 entlang der Isar weiter Richtung Süden. Am Sylvensteinsee bogen wir links ab auf die B307 und erreichten schon bald die Österreichische Grenze. Auf der B181 gings weiter Richung Süden, am Achensee vorbei und auf der B169 ins Zillertal. Von Schürzenjägern haben wir dort aber nichts gesehen. In Zell am Ziller richteten wir uns nach Osten und folgten der B165 über Gerlos zu den Krimmler Wasserfällen.
Nach einer kurzen Pause und den obligatorischen Bildern von den Wasserfällen nahmen wir wieder die B165 bis Mittersill unter die Räder und fuhren von dort aus weiter Richtung Osten auf der B168 bis nach Bruck an der Grossglocknerstrasse. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Großglockner Hochalpenstrasse mautpflichtig ist, wollten wir uns natürlich diesen „Leckerbissen" nicht entgehen lassen. Also in Fusch an der Mautstelle unsere Gebühr entrichtet und schon gings bergauf. Das Wetter hatte sich mittlerweile etwas gebessert. Der Himmel war zwar immer noch wolkenverhangen und grau aber es regnete nicht mehr. Eine beeindruckende Landschaft mit reichlich Schnee erwartete uns. Nach kurzen Stopps an der Edelweißspitze und der Franz-Josefs-Höhe konnten wir der Versuchung nach einer Schneeballschlacht und Rodelpartie nicht widerstehen. Wir hatten zwar keine Schlitten dabei, aber wasserdichte Motorradklamotten eignen sich bestens dazu, einen Schneehang runterzurutschen – das haben wir ausgiebig getestet.
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Ein Blick auf die Uhr zeigte uns, dass wir uns mittlerweile über eine Stunde im Schnee vergnügt hatten und es leider schon wieder Zeit wurde, weiter Richtung Süden zu fahren. Also weiter über Heiligenblut, der südlichen Mautstation, auf der B107 und später B100 nach Lienz. Eine schöne Stadt mit südländischem Flair erwartete uns und hier wollten wir eine Unterkunft für die Nacht suchen – am besten mit Schwimmbad, Sauna und Solarium zum Relaxen. Leider fand an diesem Wochenende ein größeres Musikfest statt und die freien Zimmer in Hotels und Pensionen waren so gut wie alle belegt. Auch die Touristen-Info mit Zimmervermittlung hatte schon geschlossen. Vor der Touri-Info brannten auf einer großen Übersichtstafel mit Hotels und Pensionen fast ausschließlich die roten Lämpchen. Aber bei genauerem Hinsehen entdeckten wir doch noch ein grünes Lämpchen, was uns sagte, dass bei Fam. Winkler noch was frei wäre. An der Tafel war auch ein Telefon angebracht, mit dem man kostenfrei das jeweilige Hotel oder die entsprechende Pension erreichen konnte. „Dann rufen wir mal die Maria Winkler an! – Alex mach Du das mal, eine Frauenstimme kommt da immer besser!" Gesagt – getan! Es war nur noch ein Zimmer für 3 Personen frei und mit Händen und Füßen gaben wir Alex zu verstehen sie solle die Winkler-Oma davon überzeugen, dass wir Schlafsäcke dabei hätten und wir zu fünft das Zimmer belegen wollten. Alex´s Überzeugungskünste waren schon sehr gut und sie erhielt das o.k. „Die geht wohl davon aus, dass 5 junge christliche Mädchen dort auftauchen. Wenn die uns da ankommen sieht, 4 Kerle und 1 Frau, dann noch auf Motorrädern und alle in einem Zimmer- da wird nichts draus!" äußerte ich meine Zweifel. Bei der Pension angekommen öffnete Herr Winkler die Tür, schaute erst die Motorräder und dann uns der Reihe nach an, sagte kein Wort und schüttelte nur heftig den Kopf – horizontal natürlich!. Auch seine Frau war trotz Aufbietung unserer ganzen Überzeugungskraft nicht zu einer Vermietung des Zimmers für die eine Nacht bereit.
Nachdem nun unsere ganzen Bemühungen, in Lienz ein Zimmer zu finden, gescheitert waren, mussten wir halt weiterfahren. Allerdings lief uns so langsam die Zeit davon. Von Lienz aus wollten wir der Pustertaler-Höhenstrasse folgen – und das taten wir nun auch. Auf der B100 ein kurzes Stück an der Gries vorbei bis Leisach-Gries und schon ging es rechts ab auf die Pustertaler-Höhenstraße. So langsam wurde es dunkel und es war keine Ortschaft, geschweige denn eine Übernachtungsmöglichkeit in Sicht. „Wenn ich jetzt nichts finde, verfluchen die anderen mir die Knochen!" schoss es mir durch den Kopf. Nach einigen km, genauer gesagt in Bannberg, klopfte Alex mir plötzlich auf die Schulter und wies auf ein Schild. Gasthaus Gurter stand dort drauf und auch ein Bett war auf dem Schild zu sehen. Also Blinker links gesetzt, einen kleinen Hang hinunter und wenige Meter weiter standen wir vor einer großen Giebelwand mit einer relativ kleinen Türe.
„Wo ist denn hier der Eingang? – Wir gehen mal schauen!" sprachs und schon waren Alex und David im Gebäude verschwunden. Es dauerte nicht lange und Alex kam freudestrahlend herausgehüpft: „Das ist cool, das ist urig, da drinnen rockt die Dorfjugend auf ACDC – hier bleiben wir!" Neben einer großen Diele, in der auch die „Bar" untergebracht war, ging´s in den eigentlichen Wirtsraum. Ein paar Tische, Bänke und Stühle und mittendrin ein holzbefeuerter Herd. Die „Gurter-Oma" kam auf einer Krücke gestützt freundlich lächelnd auf uns zu und hatte sofort unser dringenstes Bedürfnis erkannt: „Moagst a Bier?!". Da wir ja nicht mehr zu fahren brauchten, ließen wir uns das Bier nebst einem leckeren Marillen-Schnaps schmecken. Nachdem wir den ersten Durst gestillt hatten, bezogen wir die ebenfalls urigen Zimmer und kehrten in leichter Bierkleidung in den Wirtsraum zurück. Nach dem abwechslungsreichen und doch recht langen Tag verspürten wir ein leichtes Hungergefühl und wir fragten in Angesicht der fortgeschrittenen Stunde – immerhin ca. 22:30 Uhr – mal vorsichtig bei der Gurter-Oma an, ob wir noch etwas zu essen bekommen könnten. „Eine Brotzeit vielleicht?" „Naa, i moach woas richtiges!!!" kam prompt als Antwort und schon stand ein Topf mit Klößen auf dem Herd.
Dann kam ihr Sohn Klaus hereingeschneit und meinte, davon würden wir nicht satt. Flugs zauberte er ein paar Rippchen in die Pfanne. Da Alex sich damals fleischlos ernähren musste, ging Klaus mit einer Taschenlampe ausgestattet in den Garten frischen Salat stechen und schon bald konnten wir ein vorzügliches Abendmahl zu uns nehmen.
So ziemlich zeitgleich wuchs ein Entschluss in jedem der 5 Köpfe, der da hieß: „Hier bleiben wir für 2 Übernachtungen, machen Morgen eine Dolomitenrundfahrt und fahren dann übermorgen von hier aus über den Brenner und Innsbruck nach Haiming!"
Nach dem Essen lockerten wir dann unsere Handgelenke etwas und warfen mit Pfeilen auf eine Scheibe – ich glaube die Profis nennen das „Dart-Spiel". Um da einen kleinen Ansporn zu schaffen meinte Klaus – der Wirt – wir könnten ja um eine Flasche Marillenschnaps spielen. David war sofort Feuer und Flamme dafür und obwohl mir klar war, dass wir nur schwerlich gegen einen Wirt in seiner eigenen Kneipe eine Siegchance hatten, stürzten wir uns ins Gefecht. Trotz unserem vollsten Einsatz stand es schon bald 1:0 für Österreich! Diese Schmach wollte David natürlich nicht auf sich sitzenlassen und einige Zeit später stand es dann 2:0 für Österreich. Mittlerweile waren die Zeiger der Uhr doch schon weit fortgeschritten und auch der Konsum des Biers mit dem unvermeidlichen Marillen-Schnaps forderte seinen Tribut. Klaus hielt anscheinend sehr viel von Integration und Arbeitsteilung was sich dann derart auswirkte, dass wir abwechselnd hinter die Theke gehen mussten um die Getränke-Runden fertig zu machen. Allerdings war dieser Arbeitseinsatz für uns von Vorteil. Da wir den nächsten Tag ja nicht mit einem Kater im Bett verbringen, sondern Mopped fahren wollten, hatten wir so die Gelegenheit Klaus mit dem gewünschten Marillenschnaps zu versorgen und uns hundsgewöhnliches Wasser in die Gläschen zu gießen. Dialoge wie der folgende machten die Runde: „Klaus, der Marillenschnaps ist alle!" – „Dann hol neuen!!!" – „Woher???" – „Na, aus dem Keller natürlich!" ….."Der Keller ist abgeschlossen, Klaus!" – „Na, dann sperr ihn doch auf! Der Schlüssel hängt in der Küche!"
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Da wir ja am nächsten Tag zu unserer Dolomiten-Rundfahrt starten wollten, zogen wir schließlich doch zu später oder besser gesagt früher Stunde die Reißleine und begaben uns in die Horizontale.
In erstaunlich guter Verfassung und recht fit standen wir an dem Montagmorgen auf und nahmen ein sehr gutes und reichhaltiges Frühstück auf der Terrasse zu uns. Fast zum Greifen nahe hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die von der Morgensonne angestrahlten Lienzer-Dolomiten. Nach dem Frühstück breiteten wir das Kartenmaterial auf dem Tisch aus und schnell hatten wir die Strecke für den Tag abgesteckt. Ab in die Motorradklamotten und los ging´s!
Wir folgten der Pustertaler-Höhenstraße weiter Richtung Westen und fuhren bei Abfaltersbach wieder auf die B100 / E66. Schon bald kamen wir zur italienischen Grenze und aus der B100 wurde die SS49. In Toblach ging´s dann links ab auf der SS51 durch das Höhlensteintal Richtung Dolomiten. Ohne Gepäck machte das Touren noch mal so viel Spaß! An den drei Zinnen vorbei über die SS48, SP49 entlang des Lago di Misurina und auf der SR48 erreichten wir über den Passo Tre Croci (1.809m) schon bald Cortina d´Ampezzo.
Dieser mondäne Wintersportort hat auch im Sommer einiges zu bieten - so mussten wir hier natürlich eine Pause einlegen und den Flair des Ortes bei einem leckeren Eis in einem Straßencafe aufsaugen. Aber wir wollten ja noch ein paar Pässe fahren und so sattelten wir wieder die Motorräder.
Über die SS48 erreichten wir schon bald den Pso. di Falzarego (2.105m). Weiter ging es bis nach Cernadoi. Dort bogen wir rechts ab nach Arabba und schon wartete mit dem Pso. Pordoi (2.239m) der nächste Pass auf uns. Gleich darauf ging es weiter auf der SS242 zum Sellajoch (2.244m). Nach den ersten Haarnadelkurven waren wir etwas flotter unterwegs. Schließlich wurden die Haarnadelkurven ja frühzeitig durch Schilder angekündigt. Und dann passierte es: Ich dachte noch, so langsam müsste jetzt eigentlich wieder die nächste Haarnadelkurve kommen, da war sie auch schon da! Keine Schilder und viel zu schnell! Die Straße ging irgendwie scharf rechts weiter und vor mir nur noch der Kurvenradius und dahinter einfach nur blauer Himmel und Abgrund! Tausend Gedanken schossen mir innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Kopf: Die Kurve ist auf keinen Fall mehr zu schaffen, das war´s dann wohl! Eine winzig kleine Chance, Alex´s und mein Leben zu retten, besteht vielleicht noch darin, das Mopped auf die Seite zu legen, abzusteigen und zu hoffen, dass wir nicht zu weit rutschen und uns irgendwo am Abgrund noch festhalten können. Meine VX hatte ich auf alle Fälle schon abgeschrieben. Schon wollte ich das entsprechende Fahrmanöver ausführen, als ich sah, dass hinter dem Teerband im Kurvenradius etwas tiefer ein kleiner geschotterter Parkplatz und rechts davon abfallend ein geschotterter Weg war. Mopped gerade gestellt, kurz und kräftig gebremst, Kupplung gezogen und ab in diesen Weg. Nach ca. 20 m kam die VX dann zum Stehen. Im ersten Moment blieb ich regungslos auf der Maschine sitzen, atmete tief durch, drehte mich zu Alex um und meinte: „Mann, war das knapp! Ich hatte schon mit allem abgeschlossen! Da waren wohl alle Schutzengel gerade hier zu einem Betriebsausflug versammelt!" Alex meinte daraufhin ganz cool: „Wieso? Ich habe Dir vertraut, Du hast das doch im Griff gehabt!" Naja, im Griff hatte ich da für mein Verständnis nichts – das war einfach nur Glück! Glück dass der Weg dort war und Glück, dass kein Gegenverkehr unterwegs war.
Mittlerweile kamen Hubi, Martin und David an. Gott sei Dank hatten sie etwas Abstand zu mir und konnten noch frühzeitig bremsen.
Nach dieser Aktion ließen wir es dann doch etwas langsamer angehen. Vom Sellajoch ging es wieder abwärts und nach einigen Kilometern bogen wir rechts ab auf die SS243 um das Grödner Joch (2.121m) in Angriff zu nehmen. Bei Corvara In Badia bogen wir ab Richtung Norden und folgten der SS244 Richtung Brunico (Bruneck). In Longega (Zwischenwasser) setzten wir den Blinker rechts und folgten der Furkelpass Landstrasse über den gleichnamigen Furkelpass (1.759m). Schon bald erreichten wir Valdaora (Olang) und weiter ging es Richtung Antholz zum Staller Sattel (2.052m).
Die Straße zum Sattel ist so schmal, dass der Verkehr per Ampel geregelt ist. Von der halben bis zur dreiviertel Stunde kann man rauffahren, dann ist noch eine viertelstunde Karenzzeit eingebaut und von der vollen bis zur viertel Stunde geht’s dann bergab. Natürlich mussten wir etwa eine halbe Stunde warten, bis wir die Strecke unter die Räder nehmen konnten. Dafür standen wir aber auch in der ersten Reihe und hatten freie Fahrt. Oben am Sattel kamen wir dann an der Weltmeisterschafts-Biathlon-Strecke vorbei und passierten die Grenze zu Österreich ohne Probleme. Durchs Defereggental fuhren wir auf der L25 nach Huben. Dort bogen wir rechts ab auf die B108 Richtung Lienz und hatten kurz danach beim Gasthaus Gurter unsere Dolomiten-Rundreise beendet.
Irgendwo unterwegs, ich weiß nicht mehr genau wo, war ein Teil meines linken Fußrastenhalters abgebrochen und die Fußraste lag auf dem Auspuff auf. Nicht weiter schlimm – aber doch etwas störend. Klaus, der Gurter-Wirt war vor dem Haus mit Holzarbeiten beschäftigt. Ich fragte ihn, ob er wohl etwas Draht hätte, um den Fußrasten-Halter provisorisch zu befestigen. Er meinte nur: „Fahre mal da vor die Scheune!" und machte das Tor auf. Dann zauberte er irgendwo aus dem ganzen Durcheinander ein Schweißgerät her. Ein paar Schweißpunkte auf den Halter und schon war das Problem behoben. Der Halter hat danach übrigens einige Jahre gehalten!
Hubi und Martin hatten noch nicht genug von den Bergen und mussten noch einen Gipfel zu Fuß erklimmen. Währenddessen machten Alex, David und ich es uns bei einer Flasche Rotwein und Kartenspiel gemütlich. Als Hubi und Martin zurückkamen meinten sie freudestrahlend, sie wären auf dem bösen Weiberle gewesen. „Ihr alle beide???!!!" „Natürlich, wir waren zusammen drauf!" Dann klärten sie uns auf, dass das böse Weiberle der Berggipfel war, den sie erklommen hatten. Dort hatten sie ein Schild mit der Bezeichnung des Berges gefunden welches später in der Hütte in Haiming über Tinas Bett seine Verwendung fand.
Dienstagmorgens verabschiedeten wir uns von Gurters und machten uns auf den Weg nach Haiming. Über Sillian und Toblach nahmen wir die gleiche Route wie am Vortag. Weiter ging es auf der SS49 / E66 über Bruneck bis nach Naz-Chabs. Von dort aus folgten wir der Brennerstrasse SS12 in nördlicher Richtung. Immer entlang der Autobahn führte uns die Strecke über Sterzing die alte Brennerpass-Straße hinauf. Auf der österreichischen Seite fuhren wir immer noch parallel der Autobahn auf der B182 nach Innsbruck. Hier angekommen, haben wir die Motorräder geparkt und machten uns zu Fuß zu einer Stadtbesichtigung auf. Dabei durfte das Wahrzeichen von Innsbruck, das goldene Dachl natürlich nicht fehlen. Unser nun doch langsam aufkommendes Hungergefühl stillten wir im Krahvogel– einem stilvollem Cafe-Kneipe-Restaurant mit einer sehr schmackhaften Küche und einem phantastischen Milchkaffee. Schon auf der ganzen Tour gelüstete es David nach der bayrischen Spezialität Weißwürschtl – aber nirgends waren die zu bekommen. Auch im Krahvogel startete er wieder einen Versuch, diese nicht gerade urtypische österreichische Speise serviert zu bekommen. Auf dem Gesicht der netten Bedienung zeichnete sich ein Fragezeichen ab: „Da muss ich erst mal nachschauen, ob wir das auf der Karte haben. Das hat hier noch nie jemand bestellt!" Die Weißwürschtl waren auf der Karte, die Bedienung verwundert und David zufrieden!
Gut gestärkt brachen wir zur letzten Etappe nach Haiming auf. Auf der B171 rollten wir durchs Inntal Richtung Imst. Über Zirl und Telfs hatten wir dann schon bald unser Ziel Haiming erreicht. Die Rafting-Alm von Hannes befindet sich in Haiming auf der anderen Innseite. Noch vor der Brücke war Alex in freudiger Erwartung kaum mehr zu halten. Sie zappelte auf dem Soziussitz derart hin und her, dass ich Mühe hatte, die VX einigermaßen gerade zu halten. Bei den Hütten angekommen, bezogen wir sogleich Quartier. Anschließend haben wir bei Margret in der Kneipe noch ein paar Bierchen gepitscht und relativ früh begaben wir uns in die Horizontale.
Da der Rest der Truppe noch nicht da war, wollten wir den Mittwoch natürlich nicht untätig rumsitzen. Unser Bedarf an Moppedfahren war auch noch nicht ganz gestillt.
Auf ging es durchs Ötztal zum Timmelsjoch (2.474m). Von Sölden aus machten wir einen Abstecher auf die mautpflichtige Ötztaler Gletscherstraße. Auf über 2.500m Höhe ging´s dann rechts ab Richtung Rettenbachferner.
Hier oben lag noch jede Menge Schnee und schon bald war die Fahrbahn derart vereist, dass wir den Rückzug antreten mussten. Ein „Flachlandtiroler" aus Duisburg meinte natürlich, er könnte trotz der vereisten Straße mit seinem sommerbereiftem Auto dort rauffahren. Um das Auto nicht im Graben oder Abgrund landen zu sehen, mussten wir tatkräftig Hand anlegen. Immer wieder verwunderlich, wie sorglos doch manche Leute mit den widrigen Straßenverhältnissen umgehen.
Wir fuhren ein Stück zurück und wagten dann die Auffahrt zum Tiefenbachferner. Durch den höchstgelegenen Straßentunnel Europas, dem 1,8 km langen Rosi-Mittermeier-Tunnel, näherten wir uns dem mit 2.835m höchsten Punkt der Gletscherstraße. Als Orientierungspunkt in dem unbeleuchtetem, nassem und vereistem Tunnel diente uns der zuerst kleine und dann immer größer werdende Lichtschein des Tunnelausgangs. Recht eng wurde es immer, wenn uns ein Reisebus entgegenkam. Nach dem Passieren des Tunnelausgangs erstreckte sich vor uns ein riesiger Parkplatz mit dutzenden von Reisebussen. Zum lauten Bass aus großen Boxen vollführten einige Skater ihre Kunststückchen. Auch auf den Pisten waren einige Raupen und etliche Skiläufer unterwegs. Hier herrschte voller „Touri-Winterbetrieb". Bei Milchkaffe schauten wir uns das Treiben eine Weile an.
Fortsetzung folgt...
2010 - Schottland
Betti |
BMW F 650 GS |
Pati |
Suzuki DL 1000 V-Strom |
Klaus |
BMW R 1100 GS |
Gerd |
BMW R 1200 GS Adv. |
Es sind nicht immer die höchsten Pässe die einen begeistern!
Was in Schottland bis zu einer Höhe von ca. 700 m über Meeresspiegel für Motorradfahrer geboten wird, ist schon was ganz besonderes!
Die Tour führte uns quer durch Schottland bis in die nördlichen Highlands.
Belohnt wurden wir mit einer phantastischen Landschaft sowie freundlichen und hilfsbereiten Menschen - viele mit einer ganz gehörigen Portion britischen Humors.
Nur das Wetter auf unserer Tour war so ganz und garnicht schottisch - wir hatten nämlich so gut wie keinen Regen!
Auch zu dieser Tour findet ihr eine umfangreiche Bildersammlung in der Bilder-Galerie
http://www.willkommeninschottland.com
http://international.visitscotland.com.de
http://www.schottlandgeschichte.de
http://www.independenthostelguide.co.uk
http://www.scotlandwhisky.com/distilleries
http://www.schottlandtrip.de/reiseberichte_sco2006_JM.html
http://hector.schottlandportal.de
http://www.directferries.de/schottland.htm
http://www.aferry.de/Fähre-nach-Schottland.htm
Road Travel Map 1: Northern Scotland, Orkney & Shetland – 1:250.000
Road Travel Map 2: Western Scotland & the Western Isles – 1:250.000
Road Travel Map 3: Southern Scotland & Northumberland – 1:250.000
Road Travel Map 4: Northern England – 1:250.000
Vorstehende Karten erhältlich bei:
Britain Travel, Peter Storm, In der Hörn 50a, D-21035 Hamburg, Tel. +49 40 735 08 560 Fax: +49 40 735 08 561, www.scotland.de,
E-Mail: mail@scotland.de
Michelin-Karten, Schottland, Blatt 501,
ISBN-10:2-06-100787-2,
ISBN-13: 978-2-06-100787-7
Pünktlich um 09.00 Uhr waren alle am vereinbarten Treffpunkt Meilbrück an der B 51.
Frohgelaunt und voller Erwartungen starteten wir Richtung Fährhafen Amsterdam.
Über Belgien ging´s in die Niederlande und nach nur einem Tankstopp machten wir uns wieder auf den Weg zum Etappenziel.
Gegen 15.00 Uhr erreichten wir den Fährhafen in Amsterdam-Ijmuiden
Wir waren nicht die Ersten am Check-In. Ein Schweizer „Cowboy“ stand mit seiner Maschine schon in der ersten Reihe. Mit ihm und auch mit den nach und nach eintrudelnden Bikern kamen wir schnell ins Gespräch.
So lernten wir einen österreichischen LT-Fahrer aus Innsbruck kennen - wie sich recht bald herausstellte ein Arbeitskollege von Reisen & Erleben Guide Armin
Ja, die Welt ist klein.
Nur noch wenige Minuten bis wir endlich in die Fähre einfahren konnten. Auf dem Weg nach Schottland sollte uns die Princess of Norway sicher über die Nordsee bringen.
Es gab natürlich auch einige interessante Motorräder zu bestaunen. Neben der Honda des Schweizers fiel die Boss Hoss, mit ca.6 Ltr. Hubraum, V8-Motor und 355 PS, sofort auf.
Über 500 kg Gewicht. Dass der Fahrer ein Kerl wie ein Baum war, ist wohl klar.
Hinein in die Fähre ging es durch die geöffnete Bugklappe.
Nach dem - wegen der Temperatur im Bauch der Fähre - schweißtreibenden Festzurren der Motorräder auf dem Cardeck, starteten wir frisch geduscht und in Erwartung des Abendprogramms zu einer ersten Erkundung an Bord.
{besps}2010_scotland/01_Anfahrt{/besps}
Planmäßig legte die Fähre in Newcastle an. Der Himmel war wolkenverhangen und ganz so, wie wir uns das Wetter in England vorstellten. Doch die ausgehängte Wettervorhersage an Bord stimmte uns frohen Mutes.
Das mit dem Linksfahren hatten wir Dank der unzähligen Kreisverkehre schnell raus. Zügig ging´s Richtung schottische Grenze. Ein kurzer Tankstopp noch vor der Grenze. Das Wetter ganz so wie vorhergesagt.
Cross the Border - Willkommen in Schottland!
Mit Dudelsackklängen wurden wir empfangen.
Durch den Northumberland Nationalpark führte der Weg weiter nordwärts.
Über Jedburgh, Kelso und Melrose wollten wir bis zum Abend Edinburgh erreichen.
In Jedburgh und Kelso machten wir die nächsten Pausen und besichtigten kurz die Ortskerne sowie die Abbeys.
In Kelso gönnten wir uns einen kleinen Mittagsimbiss und deckten uns mit Bargeld für die ersten Tage ein.
Die nächsten Sehenswürdigkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Quasi auf der Strecke lagen Scott´s View und Melrose Abbey.
Die Nachtquartiere suchten wir uns immer erst vor Ort.
Lediglich für die erste Übernachtung in Edinburgh hatten wir bereits ein Hotel per Internet gebucht.
Nachdem wir im Ben Craig House eingecheckt hatten, wurde die Stadt per Bus und zu Fuß erkundet. Edinburgh ist eine wirklich faszinierende Stadt mit tollen Bauwerken. Das Wetter hätte für einen Stadtbummel nicht besser sein können. Bereits der erste Tag in Schottland hinterließ überwältigende Eindrücke.
Zum Abendessen gab es, nicht ganz landestypisch, Pizza. Allerdings sollten wir auf unserer Reise noch ausreichend Gelegenheit haben, die schottische Küche zu genießen. So ließen wir uns in einem italienischen Lokal nieder und " quälten " uns mit den riesigen Portionen.
Am Ende des Tages hatten wir rund 6 km zu Fuß und mit dem Bus zurückgelegt.
Bei Klaus machte sich am Abend die Seefahrt bemerkbar. Der leichte Schwindel war tatsächlich auf die Fährüberfahrt zurückzuführen und nicht etwa auf übermäßigen Alkoholgenuß!
{besps}2010_scotland/02_Newcastle_Edinburgh{/besps}
Nach einem echt schottischen Frühstück, u.a. mit Haggis, Black Pudding, Sausages, Mushrooms und Porridge, ging es frischgestärkt am Morgen los. Tagesziel: Fort William.
Erster Zwischenhalt: das alte Stadtgefängnis in Stirling. Anschließend natürlich hinauf zu Stirling Castle, wo wir mit unseren Motorrädern die Attraktion für eine indische Reisegruppe waren.
Hier kam dann auch erstmals meine Kaffeemaschine zum Einsatz
In nordwestlicher Richtung führte unsere Route durch die Trossachs vorbei an Port of Menteith am Lake of Menteith - Schottlands einzigstem Lake! Ansonsten heißen die anderen Seen nämlich "Loch".
Über den Dukes Pass im Queen Elizabeth Forest Park erreichten wir Loch Venachar.
Weiter nördlich gings auf der A84 und schon bald erreichten wir den Weiler Balquhidder. Hier liegt Rob Roy MacGregor begraben.
In Killin an der Bridge Mill legten wir einen Verpflegungsstopp mit Fish & Chips ein und manch einer kaufte die ersten Souvenirs.
Weiter durch die beeindruckende schottische Landschaft führte der Weg durch das geschichtsträchtige Tal Glen Coe zum Loch Leven.
Bis zu dieser Tour war den männlichen Teilnehmern garnicht bewusst, dass es speziell ausgestattete Tankrucksäcke für die weiblichen Ansprüche gibt.
Das Tankstellennetz war auch in den Highlands dicht genug. Für meine Gordita mit ihrem 33 Liter-Tank sowieso - die brauchte nur bei jedem 2. Stop an die Zapfsäule!
Am Ufer des Loch Linnhe vorbei erreichten wir auch schon bald unser Etappenziel Fort William.
Die Motorräder in Reih und Glied abgestellt. Abgesattelt und frischgemacht gings auch gleich zum Abendessen.
Nein, auch an diesem Abend nicht schottisch, sondern indisch. Lecker!!!
{besps}2010_scotland/03_Edinburgh_FortWilliam{/besps}
Auch auf dem recht dünnen Eisenbahnnetz in Schottland ein Tourismusmagnet. Eine Dampflok kurz vor der Abfahrt im Bahnhof von Fort William.
An diesem Tag folgten wir der A830 - der Panoramastraße Road to the Isles.
Nach ca. 30 km in westlicher Richtung erreichten wir das Glenfinnan Monument an der Spitze des Loch Shiel. Es markiert die Stelle an der Bonnie Prince Charlie 1745 seine Standarte aufzog.
Ohne die genauen Abfahrtszeiten der Fähre von Mallaig nach Armedale auf Skye zu kennen, legten wir eine Punktlandung hin. 15 Minuten vor der geplanten Ablegezeit sind wir eingetroffen. Es folgte eine 30 minütige Überfahrt mit der Fähre zur Isle of Skye, der größten Insel der inneren Hebriden.
Unmittelbar nach dem Ablegen der Fähre ertönte schon das Nebelhorn.
Aber wie pflegt der Schotte zu sagen: " Wenn das Wetter nicht passt, warte ein paar Minuten! "
Die Insel Skye begrüßte uns mit Postkarten-Motiven.
Dunkle Wolken wechselten sich mit blauem Himmel ab. Von Regen blieben wir aber verschont!
Vor Drynoch bogen wir von der A 863 links auf die B 8009 ab und machten einen Abstecher zur Talisker Distillery. Bei einer Besichtigung bekamen wir die Feinheiten der Whisky-Produktion näher gebracht und erfuhren so ganz nebenbei, dass es bereits seit April d. J. außergewöhnlich wenig Niederschlag gab, was schon zu einer Reduzierung der Whisky-Produktion führte.
Weiter führte uns unsere Route an der Westküste von Skye entlang nach Dunvegan am gleichnamigen Loch. Hier angekommen beschlossen wir, unsere Tagesetappe zu beenden und suchten uns eine Unterkunft.
Auf Skye war dann B&B mit 42,00 bzw 50,00 Pfund am teuersten.
Erstmals nervten uns an diesem Abend die schottischen Plagegeister, die Midges!
Hervorragend speisten wir an diesem Abend in der alten Schule - dem Old School Restaurant:
{besps}2010_scotland/04_FortWilliam_Dunvegan{/besps}
Bei dichtem Nebel starteten wir am Morgen. Die Umrundung der Halbinsel Trotternish im Nordosten von Skye wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Im Nordwesten von Trotternisch, in Kilmuir besuchten wir das Skye Museum of Island Life. Es stellt das Leben und die Arbeit auf der Insel von ca. 100 Jahren dar.
Die A 855 führte uns auf der Ostseite der Insel wieder hinab in den Süden. Auf den Old Man of Storr, eine 49 Meter hohe Felsnadel, konnten wir noch soeben einen Blick werfen, bevor er in der nächsten Nebelwand verschwand.
Wir verließen Skye über die lt. Reiseführer mautpflichtige Brücke bei Kyle of Lochalsh. Eine Maut wurde aber nicht erhoben! Schon bald darauf erreichten wir Eilean Donnan Castle bei Dornie. Schon fast ein Muss für jeden Schottland-Besucher – und dies nicht erst nach den Filmaufnahmen zu „Highlander“
Entlang von Loch Carron und Loch Kishorn führte der Weg über single track roads über die Halbinsel Applecross zum Loch Shieldaig.
Wir beschlossen, die Nacht in Shieldaig zu verbringen.
Gleich das erste Haus im Ort bot B&B an und wir hatten Glück. Ein Double- und ein Twin-Room waren noch frei. Wie sich später herausstellte, die letzten im gesamten Ort!
In Tommys Rivendell Guest-House und im örtlichen Pub wurden wir in gewohnter schottischer Manier herzlich empfangen. Der Ort lud zum Verweilen ein, wie man auch an Allister feststellen kann. Er kam vor einigen Jahren in den Ort und wollte eine Woche bleiben. Nun, er ist immer noch da.
Frei nach dem Motto "Use it, or loose it" sorgen die Dorfbewohner dafür, dass sich auch in einem 100-Seelen Ort ein Pub halten kann. Wir verbrachten hier wohl einen der geselligsten Abende unserer Reise bei Bier und Shandy.
Patric und Klaus lieferten sich dann noch ein Duell mit den Dorfbewohnern im Pool-Billard. Die Schotten nutzten den Heimvorteil und siegten eindeutig.
Wie bei einem Länderspiel üblich, wurden auch die Nationalhymnen gesungen.
Zu späterer Stunde wechselte der Gesang - schottische Trinklieder waren angesagt!
„The last order“ wurde zwar schon erstmalig gegen 23:00 Uhr ausgerufen, aber bis um 02:30 Uhr in der Frühe gab es noch einige Wiederholungen. Darauf angesprochen, ob dies nicht auch kontrolliert würde, meinte die Wirtin Monday lapidar: "oh no - not really - we´re so far away from the law!"
{besps}2010_scotland/05_Dunvegan_Shieldaig{/besps}
Sonnenschein und blauer Himmel! Allister war auch schon auf den Beinen und nahm seinen ersten Kaffee direkt am Strand ein.
Irgendwie schien die Uhr hier etwas langsamer zu ticken - eine beruhigende Atmosphäre und von Hektik weit und breit keine Spur! Schon verständlich, dass Allister wesentlich länger in Shieldaig verweilte, wie er ursprünglich vorhatte.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit ihm, sattelten wir unsere Moppeds und machten uns wieder auf den Weg. Über A 896 und A 832 erreichten wir Gairloch am gleichnamigen Loch.
Unsere ursprünglichen Planungen sahen eine Übernachtung im Rua Reidh Lighthouse vor. Allerdings schafften wir es am Vortag zeitlich nicht mehr bis dorthin. Auf einen Besuch des Leuchtturms wollten wir aber heute nicht verzichten. Die B 8021 führte uns von Gairloch nach Melvaig. Am Ortsausgang verwandelte sich die Teerdecke in ein Natursträßchen das nach einer kurzen heftigen Steigung einige wenige Kilometer unmittelbar an den Klippen vorbei zum Leuchtturm führte. Selbst auf der Geraden mussten wir mit einiger Schräglage fahren, sonst wären wir wohl vom Winde verweht worden. Mit einer tollen Aussicht wurden wir für diesen kleinen Abstecher belohnt.
Wieder zurück in Gairloch legten wir einen Kaffee-Stopp ein. Wir hatten die Motorräder gerade beim Café abgestellt, als ein schweizer GS-Fahrer zielstrebig auf uns zukam: "Vier Deutsche - Drei Männer und eine Frau. Ich soll Euch schön grüßen von Tommy und Allister - was ich hiermit getan habe!" Da der Pub in Shieldaig am Morgen noch nicht offen war, hatte der Schweizer bei Tommy einen Tee zu sich genommen. Als er dabei erzählte, dass er in gleicher Richtung wie wir weiter wollte, wurde er von Tommy und Allister gebeten, uns herzliche Grüße zu übermitteln, sofern er uns irgendwo treffen würde. Beim gemeinsamen Kaffee "redeten wir noch etwas Benzin" mit dem Schweizer.
Unser weiterer Weg führte uns wieder auf der A 832 am Loch Ewe, hinauf nach Ullapool am Loch Broom. Sogar unser Fußballfan Klaus verzichtete auf einen Stopp um nachmittags das WM-Spiel der Deutschen gegen Serbien zu schauen - Landschaft und Wetter waren einfach zu verlockend um die Zeit vor dem Fernseher zu verbringen!
An der Westküste entlang fuhren wir auf single track roads durch dünn besiedeltes Gebiet weiter Richtung Norden. Die Strecke führte uns vorbei an Loch Assynt und Loch A Chairn Bhain bis nach Scourie. Etwas abseits der Hauptstrasse fanden wir ein Quartier für die Nacht. Im Haus des Rentnerehepaars war alles streng reglementiert, jedoch sauber und gemütlich. Sogar in dieser einsamen Gegend konnten wir W-LAN nutzen. Zum Abendessen mussten wir in das einzige Restaurant im Ort gehen. Da die Küche hier nur bis 20.00 Uhr geöffnet hatte, war etwas Eile geboten.
{besps}2010_scotland/06_Shieldaig_Scourie{/besps}
Gleich nach der Abfahrt in Scourie ereilte uns die erste Schrecksekunde unserer Tour. Von links kam ein Reh aus der Böschung direkt vor Klaus' BMW gesprungen. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich und so kam es zum Kontakt zwischen Reh und Q. Trotz seiner offensichtlichen Verletzungen machte sich das Reh auf und davon. Glücklicherweise haben sowohl Fahrer als auch Q den Zusammenstoß unbeschadet überstanden!
Bei Laxford Bridge folgten wir der A 838 road durch eine malerische Landschaft.. In dieser dünn besiedelten Gegend waren wir fast alleine auf der single track road unterwegs. Hin und wieder hat sich ein vereinzeltes Schaf auf die Straße verirrt - nur sehr wenige Fahrzeuge begegneten uns .
In Durness im Nordwesten der schottischen Highlands stärkten wir uns bei Mackays mit einem leckeren Cappuccino.
Direkt an den Klippen befand sich ein Fußballfeld - hier wollte ich auch nicht unbedingt Balljunge sein!
In Durness hatten wir so gut wie den nördlichsten Punkt unserer Tour erreicht. Die Hauptverkehrsader - die A 838 - führte uns nun ostwärts.
Am Loch Erboll und Kyle of Tongue vorbei erreichten wir Bettyhill. Trotz der nur gering besiedelten Gegend sahen wir etlicheTelefonzellen. Da manche von ihnen weit weg von einer Ortschaft standen, stellten wir uns die (unbeantwortete) Frage, wer diese wohl benutzt.
Ein paar Kilometer ging es noch Richtung Osten und kurz hinter Melvich verließen wir die Küste und fuhren am River Halladale entlang nach Süden.
Unendliche Landschaft, kleine Sträßchen und kein Verkehr - ein El Dorado für Motorradfahrer!
Kurz vor Kildonan verließen wir die A 897 und den River Helmsdale. Eine nur teilweise geteerter Weg führte uns an der Ostflanke des Beinn Dhorain entlang. Hier sagte sich Fuchs und Hase "Gute Nacht"! Kein Fahrzeug, keine Menschenseele und auch keine Tankstelle war zu sehen. Nicht dass das mich und meine Gordita jetzt in irgendeiner Weise beunruhigt hätte aber bei Pati's V-Strom ging das kostbare Nass doch so ganz langsam zur Neige.
Nur eine kurze Strecke nachdem wir die an der Nordseeküste entlang führende A 9 erreicht hatten, spuckte die V-Strom noch ein paar Mal und bescherte Pati dann eine Pause. Weder mit guten Worten, noch mit sonstigen Maßnahmen ließ sich die Diva dazu überreden, die ca. 5 Kilometer bis zur Tanke in Brora zurückzulegen. Also rollten wir zu dritt weiter und besorgten Sprit für die V-Strom, nachdem wir auch unsere Tanks wieder gefüllt hatten. Gordita ist vielseitig und eignet sich auch als Pannenhilfsfahrzeug und so fuhr ich die paar Kilometer zurück zu Pati mit seiner Diva. Kundenservice wurde vom Tankwart groß geschrieben. Den Kanister konnten wir nach dem Kurzeinsatz wieder gegen Erstattung des vollen Kaufpreises zurückgeben!
Dunrobin Castle mussten wir natürlich einen Besuch abstatten. Der wunderbare Garten des Schlosses ist den Anlagen des französischen Schlosses Versailles nachempfunden.
Gegen 20.00 Uhr erreichten wir Inverness. Als Hauptstadt des schottischen Verwaltungsbezirks Highlands ist Inverness die nördlichste Stadt im Vereinigten Königreich. Dementsprechend groß ist auch die Anzahl von B&B. Allerdings zieht es gerade am Wochenende viele Besucher in die Stadt und so mussten wir einige Seitensträßchen abklappern, bis wir ein Quartier fanden.
Auf dem Weg in die City überquerten wir den River Ness über eine wunderschöne Fußgänger-Hängebrücke. Auch der River Ness zählt, wie viele weitere Flüsse der nördlichen Highlands, zu den besten Lachs- und Forellenflüssen in Schottland.
In der City kamen wir uns fast so vor, wie in der Düsseldorfer Altstadt. Zahlreiche Gruppen waren unterwegs um die eine junge Dame oder den anderen jungen Herrn aus dem Single-Dasein zu verabschieden. Entsprechend feucht-fröhlich ging es auch zu!
{besps}2010_scotland/07_Scourie_Inverness{/besps}
Eigentlich wollten wir an diesem Tag zunächst einen Abstecher nach Urquhart Castle an der Westseite von Loch Ness machen und anschließend auf der östlichen Seite des Lochs entlang bis Fort Augustus fahren.
Bei der Abfahrt von unserem Quartier Duneraig Villa ahnten wir noch nicht, dass der Abschied nur von kurzer Dauer sein sollte!
Wir hatten Inverness gerade verlassen als Klaus bemerkte, dass der Hinterreifen von Patrics V-Strom deutlich unter Luftmangel litt. Nach Murphys Gesetz passiert sowas natürlich immer Sonn- und / oder Feiertags, wenn entsprechende Werkstätten geschlossen haben. Seit der Tour 2001 in die Alpen, wo in einer ähnlichen Situation Pannenspray sehr gute Dienste verrichtete, habe ich immer eine Dose des Zeugs im Gepäck. Zumindest eine Rückfahrt nach Inverness sollte damit möglich sein.
Während der notwendigen Wartezeit für Pati erkundeten Betti, Klaus und ich Urquhart Castle und machten uns alleine auf die Suche nach dem Ungeheuer von Loch Ness. Na ja, so ganz alleine auch wieder nicht, da am Wochenende ganze Busladungen von Touristen sich an der Suche beteiligen.
Patric kümmerte sich derweil darum, unsere gerade erst verlassene Unterkunft für eine weitere Nacht zu reservieren. Zumindest ein Zimmer konnte nicht anderweitig belegt werden, da Pati aus einer Vorahnung heraus den Zimmerschlüssel in seiner Hosentasche versteckte.
Von Nessie war absolut nichts zu sehen - das Großaufgebot bei der Suche war anscheinend zu erschreckend!
Zurück in Inverness gönnten wir uns noch etwas Bewegung und schlenderten durch die Stadt.
{besps}2010_scotland/08_Nessie{/besps}
Nach einem erneut köstlichen Frühstück machten wir uns zunächst auf den Weg zu Mitchells Motorcycles einer Motorradwerkstatt, mit der unser Vermieter schon einen Termin für uns ausgemacht hatte. Die fachgerechte Reparatur des Hinterreifens von Patrics V-Strom ging dann auch zügig vonstatten. Währenddessen begutachteten wir das Ein und auch Andere ausgestellte Mopped.
Mit der Arbeit und auch mit dem Preis war Pati sehr zufrieden. Gerade mal günstige 25 Pfund kostete die Reparatur!
Wie zuvor geplant zogen wir die an der Ostseite von Loch Ness entlang führende single track road B 852 der "Touristenstrecke" A 82 an der Westseite vor. Eine gute Entscheidung - immer wieder boten sich herrliche Aussichten auf Loch Ness und schon bald erreichten wir die Falls of Foyers - wo der River Foyer sich als Wasserfall 165 feet (ca. 50m) in die Tiefe stürzt.
Nach dem kleinen Fußmarsch stärkten wir uns mit einem leckeren Milchkaffee bevor wir weiter tourten. An der Südseite des Loch Ness statteten wir Fort Augustus einen Besuch ab. An den sehenswerten 7 Schleusen des Caledonian Canal, der die Ost und Westküste Schottlands verbindet, tummelten sich einige Touristen. Hier endlich konnten wir auch Nessie ablichten - besser gesagt das übriggebliebene Gerippe des Ungeheuers von Loch Ness.
Von Fort Augustus aus führte uns die A 82 noch ein Stück am Loch Lochy vorbei Richtung Süden. Im Loch Lochy soll angeblich Lizzie, die Schwester von Nessie leben - aber auch Lizzie haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen.
Weiter gings nordöstlich, am River Spey, dem schnellstfließendem Fluß in Schottland, sowie den Ausläufern des Cairngorms National Park entlang. Unterwegs passierten wir das ehemalige Übungsgelände der Commandos - britische Eliteeinheiten des 2. Weltkrieges.
Endstation unserer Tagesetappe war Dufftown. Irgendwie wirkte die ganze Stadt etwas trist und trostlos auf uns. Hier war wirklich garnichts los - kaum ein Mensch auf der Straße und selbst die ansonsten unvermeidlich umherfliegenden Möven waren nicht zu sehen!
Hier scheint sich alles um Whisky zu drehen. Der Spruch:
Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills („Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, Dufftown steht auf sieben Brennblasen“)
rührt noch von einer Zeit, in der nicht weniger als sieben Whisky-Distillerien in Dufftown gegründet wurden.
{besps}2010_scotland/09_Inverness_Dufftown{/besps}
Nachdem wir diesen Spruch an der Wand vor dem Frühstücksraum gelesen hatten, wussten wir auch, dass die bedauernswerten Schotten trotz ihrer grandiosen Flora und Fauna sowie ihrer Bodenschätze doch noch eine Kröte schlucken mussten. Seine Nachbarn kann man sich halt nicht immer selber aussuchen
In der Glenfiddisch Distillery hätten wir an einer kostenlosen Führung teilnehmen können, allerdings war uns die Wartezeit von ca. 1 Stunde dann doch zu lange.
Heute war "Whisky--Tour" angesagt, mit einer Distillery am Start und der kleinsten Distillery, The Edradour, am Etappenziel in Pitlochry.
Durch das "Malt Whisky Country" führte unser Weg aber zunächst an die Ostküste zur Nordsee um die beeindruckende malerische Burgruine Dunnotar Castle zu besichtigen.
Es zog uns danach dann doch wieder in die Highlands. Zunächst die B 976 und später die A 93 führten uns wie schon am Vortag erneut durch den Cairngorms National Park - diesmal ein Stück südlicher. Entlang des River Dee passierten wir Schloss Balmoral, die Sommerresidenz von Queen Elisabeth II. um schon bald darauf bei Braemar den River Dee in südlicher Richtung zu verlassen. Dieser Streckenabschnitt der A 93 - die Old Military Road - führt über den Cairnwell Pass auf 670m Höhe. Hier befindet sich das Glenshee Ski Centre, das größte Skigebiet Schottlands. Weit und breit war kein Mensch zu sehen und auch die Skilifte waren außer Betrieb. Scheinbar hatte die Gastronomie Sommerferien. Im Winter herrscht hier sicherlich Hochbetrieb.
Wieder im Tal angekommen verließen wir schon bald die A 93 und erreichten über die B 950 und A 924 Pitlochry. Den Besuch von The Edradour hebten wir uns für den folgenden Tag auf und bezogen Quartier im Moulin Hotel. Erstklassige Zimmer und eine hauseigene Brauerei - was will man mehr? Unser Abendessen genossen wir im Biergarten mit leckerem, frisch gebrauten Bier der Hausmarke.
{besps}2010_scotland/10_Dufftown_Pitlochry{/besps}
Nach einem stärkenden Frühstück statteten wir auch der kleinsten lizensierten Distillery - The Edradour - einen Besuch ab.
Von einem waschechten Schotten im Kilt wurden wir empfangen. Im Verlaufe des Gespräches erfuhren wir von ihm auch, warum scheinbar in Dufftown so wenig los war: "Dufftown is known for good whisky - and ugly women!"
Noch einmal wollten wir zur Westküste. Auf der B 8019 schlängelten wir uns am River Tummel entlang. Lachse und Forellen werden hier geangelt. Zudem wird auf diesem Fluß im Sommer auch Rafting betrieben.
Vorbei an Taymouth Castle kurvten wir zunächst Richtung Süden. Beim Mittagsmahl aus dem Topcase hatten wir Mitesser der besonderen Art. Ein paar Vögel machten sich über die ihnen präsentierten Brocken her.
Durch die Ochil Hills gelangten wir wieder nach Stirling. Wegen dem Bedürfnis mal für kleine Mädchen bzw. für kleine Jungs zu müssen, landeten wir nach der Suche nach einem WC in einem Outlet Center. Dort gab es auch einen Outdoor-Laden, in dem wir uns mit jeder Menge Funktionswäsche eindeckten.
Eine Umfahrung von Glasgow ist uns nicht wirklich gelungen und so fanden wir uns am Nachmittag kurzfristig auf der Autobahn M 8 wieder, die uns mitten durch die Industriemetropole führte. Durch Kilmarnock erreichten wir Ayr und hier war es wieder an der Zeit, unser Nachtquartier aufzuschlagen. Wenigstens das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 2010 wollten wir uns im Fernsehen anschauen. Ghana war der Gegner.
Wir teilten uns das Hotel mit einer Gruppe von Geschäftsleuten, die sich ganz schön ins Zeug legten, eine vermutlich deftige Spesenrechnung zu produzieren. Einige "aufgemotzte" weibliche Personen leisteten ihnen Gesellschaft. Auch der Nachschub funktionierte - nach einigen Telefonaten wechselten sich die Mädels ab. Meine starke Vermutung, dass es sich dabei wohl um Gesellschaftsdamen vom Escort -Service handelte, wurde in keinster Weise angezweifelt.
Deutschland schlug übrigens Ghana mit 1:0
{besps}2010_scotland/11_Pitlochry_Ayr{/besps}
In der Nacht hatte es doch tatsächlich geregnet! Doch bereits am Morgen waren die Motorräder und Straßen wieder trocken.
Am Atlantik entlang fuhren wir zur nächsten Sehenswürdigkeit - Culzean Castle. Patric handelte ein günstiges Familien-Ticket aus und so stand einer Besichtigung nichts mehr im Wege.
Culzean Castle wurde im 18. Jahrhundert für David Kennedy, den 10. Earl von Cassillis entworfen und steht auf einem steil abfallenden Felsen direkt am Atlantik. Als Anerkennung seiner Verdienste um die Befreiung Großbritanniens während des zweiten Weltkrieges stellten die Kennedys dem General und späteren amerikanischen Präsidenten Eisenhower, das oberste Stockwerk des Castle auf Lebenszeit zur Verfügung. Seit 1945 kümmert sich der National Trust for Scotland (NTS) für die Unterhaltung und Vermarktung von Culzean Castle. Neben dem Gebäude an sich beeindruckte uns der phantastische Schloßpark mit wunderschönen Gartenanlagen und Wildpark.
Nach einem Abstecher zum Strand in Girvan staunten wir an der Tankstelle nicht schlecht über einen Smart, der direkt mittels einer Deichsel hinter einem Wohnmobil her lief. In einem Pub in der City hielten wir Kaffeepause. Patric war hin und weg von der weiblichen Bedienung. "Party, Party, Party! After the Party is before the Party!" war ihr Motto. Auch in good old Germany war sie schon gewesen - zur Loveparade in Berlin. Natürlich um Party zu machen - wozu denn sonst!
Unsere Motorräder standen derweil unter kirchlichem Schutz - wir hatten sie direkt neben dem Pub vor einer Kirche geparkt.
Warum im Pub die Bilder der draußen angebrachten Überwachungskamera über einen Monitor flimmerten gab uns dann doch zu denken!
Wir verließen die Küste und tourten über schmale Single-Track-Roads durch den Galloway Forest Park gen Osten. Auch hier unendliche Landschaft und weit und breit kein Mensch zu sehen. Die ungewöhnliche Trockenheit in diesem Jahr hinterließ ebenfalls ihre Spuren - verbrannte Erde!
Lockerbie, 1988 durch einen Terroranschlag auf eine Boeing der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm schlagartig berühmt geworden, ließen wir rechts liegen. So langsam aber sicher näherten wir uns der Landesgrenze zu England. In Langholm, dem letzten größeren Ort vor der Grenze, entschieden wir uns bei einem Cafe-Besuch spontan, noch ein letztes Mal die schottische Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Im Crown-Hotel, einem der beiden Hotels vor Ort, kamen wir unter. Auch unsere Motorräder brauchten nicht an der Hauptstraße zu nächtigen. Sie wurden durch den kleinen Biergarten in den Hinterhof gefahren.
Das vorzügliche Abendmahl spülten wir im Pub noch mit ein paar Bierchen hinunter und Patric verwickelte einige Mitglieder des Rotary Club of Langholm in ein Gespräch.
{besps}2010_scotland/12_Ayr_Langholm{/besps}
Bevor wir zur letzten "Inseletappe" aufbrachen, verwerteten wir nach dem Frühstück die letzten schottischen Pfundnoten im Shop.
Durch unsere Entscheidung, am Vortag in Langholm zu übernachten, kamen wir nicht nur nochmals in den Genuss der schottischen Gastfreundschaft, sondern wir konnten auch am letzten Tag auf der britischen Insel noch ein paar Kilometer unter die Räder nehmen.
Kurz hinter Langholm hieß England uns willkommen. Streckenweise entlang des historischen Hadrianswall erreichten wir nach ca. 130 km den Fährhafen von Neuerburg - auf britisch: Newcastle.
Zeitlich waren wir sehr früh an. Motorräder nebst Fahrer waren außer uns noch keine zu sehen und auch die Autos machten sich noch rar.
Die Wartezeit bis zum Einchecken vertrieben wir uns in der leeren Wartehalle zunächst mit den Würfelspielen Kniffel und Mäxchen. Mit den so langsam eintrudelnden Motorradfahrern führten wir sodann die üblichen Benzin-Gespräche. Auch dieses Mal gab es ein paar Oldtimer zu bestaunen. Vor allem einem Gespann kann man den praktischen Nutzen nicht abstreiten - Ersatzteile, Öl, Additive finden im Boot Platz.
Als Snobs on the Bikes entpuppten sich einige hochnäsige Schweizer Motorradfahrer. Sich hinten in der Reihe einzuordnen war für sie nicht einzusehen und so blockierten sie nicht nur 2 Wartespuren sondern umzingelten auch noch einige Motorräder, so dass deren Besitzer Mühe hatten, an ihre eigenen Maschinen ran zu kommen. Eine solche Arroganz hatte ich bisher noch auf keiner meiner Touren erlebt!
Trotz ihrer Bemühungen waren die Snobs on the Bikes auch nicht vor uns auf der Fähre in ihren Kojen.
Der König von Scandinavien sollte uns wieder zurück auf das europäische Festland bringen. Nachdem wir unsere Koje bezogen hatten, blieb ausreichend Zeit, die letzten Eindrücke bei der Ausfahrt aus dem Hafen festzuhalten. "Schottland ist auf jeden Fall eine Reise wert und wird uns in angenehmer Erinnerung bleiben!" waren wir uns alle einig. Natürlich hat da auch das hervorragende Wetter einen guten Teil zu beigetragen.
An Bord waren sehr viele britische Frauen, die scheinbar in Amsterdam noch mal so richtig "auf den Putz hauen wollten" bevor sie in den Hafen der Ehe einlaufen. Allerdings hatten wir bei einigen berechtigte Zweifel, ob sie angesichts ihres Alkohol-Levels, den sie schon kurz nach dem Einchecken auf der Fähre erreichten, überhaupt noch was von Amsterdam mitbekommen!
Auch auf der Rückfahrt nach Amsterdam gaben sich die Bediensteten der Fähre alle Mühe, die Gäste zu unterhalten. Die "Blues-Brothers-Show" war hervorragend und wirklich sehens- und hörenswert!
{besps}2010_scotland/13_Langholm_Newcastle{/besps}
Nach einer sehr ruhigen Überfahrt erreichte die Fähre planmäßig gegen 09:30 h MESZ Amsterdam.
Nun nur noch die Spanngurte von den Motorrädern lösen und dann hinaus in die brütende Hitze. Den schweizerischen Snobs on the Bikes ging es auch hierbei nicht schnell genug - sie legten sogar an fremden Motorrädern Hand an. Glücklicherweise nicht an unseren - sonst hätten wir wohl auch Hand angelegt - aber nicht an den Motorrädern
Die Bugklappe der Fähre öffnete sich , noch ein kurzer, aber herzlicher Abschied vom Tiroler - dem Arbeitskollegen von Armin - und dann ging es auf die Piste. Hier wieder rechts zu fahren war erstaunlicherweise kaum eine Umstellung.
Die Heimfahrt erfolgte auf der gleichen Route wie die Anreise knapp 2 Wochen zuvor. Nicht nur die frischen Eindrücke von Schottland, sondern auch die sommerlich heißen Temperaturen, trugen dazu bei, dass die Autobahnetappe von knapp 400 km das Ätzendste der ganzen Tour wurde.
Der Treffpunkt beim Tourstart war auch wieder der Endpunkt unserer gemeinsamen Tour. Am Rastplatz Meilbrück an der B 51 trennten sich nach einer gemeinsamen Stärkung wieder unsere Wege und jeder für sich bestritt den Rest des Heimweges.
Schade, dass die Tour so schnell vorbei ging. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen! In der Gruppe hat wirklich alles hervorragend gepasst - angefangen vom Fahren selbst, den Etappen, über die Pausen und Besichtigungen bis zu den Unterkünften!
2006 - Spanien - Galicien & Jakobsweg
Hier die Strecke:
2007 - Elsass
Von Pirmasens aus führte uns Thierry durch das Elsass
2006 - Vogesen
Teilnehmer:
1. Jürgen - BMW 1100 RT-Gespann
2. Fränki - Honda Varadero XL-1000
3. Klaus - BMW 1100 GS
4. Harry - BMW 1100 GS
5. Gerd - Suzuki DL-1000 V-Strom
Inspiriert durch das schöne Wetter und Temperaturen um die 20° im Oktober war der Gedanke, demnächst noch mal einen Trip in die Vogesen zu unternehmen schnell im Forum eingestellt. Es dauerte auch nicht lange bis die ersten Antworten folgten und es wurde dann auch sehr schnell ein Termin festgelegt. In Erwartung einen schönen, sonnigen Herbsttag zu erwischen wurde so eifrig dem Termin entgegengefiebert und es kam wie es kommen musste ...
Samstag Morgen 11.11.2006 6:15 Uhr - ich ziehe gerade die Rollladen hoch, fast noch stockdunkel nur im Schein der Straßenlampe kann ich sehen dass die Straße trocken ist, sonst sieht es halt ziemlich düster aus. Mein Gedanke, dass überhaupt noch jemand bei der Tour mitfährt schwindet dann so beim Kaffeetrinken gegen 8:30 Uhr, als es dann zu regnen anfängt. Aber die Jungs hatten ja im Forum geschrieben dass man sich um halb neun bei MC-Doof trifft um dann bis nach Perl zum verabredeten Treffpunkt zu kommen. Falls es um halb neun in Trier noch nicht geregnet hat sind die Jungs bestimmt unterwegs dachte ich, also packte ich dann doch meine Utensilien zusammen zurrte alles auf dem Moped fest und zog mir die Mopedklamotten über. Mittlerweile regnete es nicht mehr, sondern es schüttete nur noch. Weit und breit kein Mopedfahrer zu sehen, denke ich als ich an der letzten Kreuzung vor unserem Treffpunkt anhalten muss. Doch dann tauchen plötzlich hinter den Autos da hinten zwei, nein drei, nein vier Motorradscheinwerfer auf. Alle Achtung, 70 % meiner Bekannten hätten sich das nicht angetan die wären schon gleich mit dem Arsch im Bett geblieben. Irgendwie ließ mich aber so eine ungute Vorahnung dann doch nicht in Ruhe und ich wartete ab mit welchen Ausreden Sie sich dann doch noch dazu entscheiden würden die Tour abzubrechen, aber keiner von Ihnen wollte sich die Blöße geben und so begaben wir uns dann mit ein bisschen vager Hoffnung, dass sich das Wetter ja doch noch auf den nächsten Kilometern bessern würde auf eine landschaftlich sehr schöne Vogesentour.
Da meine Winterhandschuhe schon auf den ersten 7 Kilometern bis nach Perl sehr viel Wasser aufgesogen hatten und diese Feuchtigkeit anfing meine Finger zu kühlen, machte ich schon gleich die Griffheizung an. Für mich waren die ersten Kilometer sowieso eher Routine weil ich die Strecke eigentlich schon blind fahren könnte. So war ich auch dauernd mit einem Auge im Rückspiegel am schauen und mit dem anderen behielt ich die Streckenführung im Blick. Da das Wasser mittlerweile richtig auf der Straße stand war ein zügiges dahin gleiten auch nicht so richtig möglich, aufmerksam und voll konzentriert ging es über die ersten Kilometer durch Feld und Flur, ab und an durch kleine Dörfchen weit und breit kein Mensch zu sehen. Bei diesem scheiß Wetter wurden selbst die Hunde und Katzen nicht vor´s Loch gelassen
Doch dann plötzlich kam von hinten einer hervor geschossen, hupend und wild gestikulierend gab er mir zu verstehen mal ne kleine Rast zwecks Entleerung der Harnanhangdrüse einzulegen, also wurde bei der nächsten Gelegenheit - einem Bushäuschen an dem wir dann wenigsten für diese Zeit mal trocken stehen konnten - die erste Rast eingelegt. Ich nutzte dann die Gelegenheit und melde mich telefonisch bei unserer Gastgeberin Inge und bestätigte ihr, dass wir am späten Nachmittag bei Ihr eintreffen würden, womit Sie eigentlich eher nicht gerechnet hätte. Mit Hanuta, Raider, Mini-Salami in Milchbrötchen und diversen anderen Leckereien wurde dann dem Körper die verbrauchte Energie zurückgeführt, denn es braucht schon etliches an Kalorien um bei diesen Wetterbedingungen einen Mannskörper auf Betriebstemperatur zu halten.
Nach ein paar dummen Sprüchen, dem Visier- und Brilleputzen, dem Wechseln der Buffs und Handschuhe ging es dann wieder weiter unserem ersten Kurvenkarussel entgegen. Irgendwann auf den immer länger und kälter werdenden Kilometern bemerkte ich dann, dass es aufgehört hatte zu regnen und das viele Wasser was ich jetzt abbekam war von dem vorausfahrenden PKW, der dann aber sofort überholt wurde.
Die Piste zum Col du Donon verläuft anfangs durch dichten Mischwald, der mit zunehmender Höhe in lichten Nadelwald übergeht. Bei der Auffahrt zogen dann noch einmal schwere Nebelwolken durch die Wälder und ließen die Sicht auf wenige Meter schwinden. So auf die Straße fixiert bemerkte ich dann auch nicht, dass mir seit einiger Zeit keiner mehr folgte. Ich wartete kurz, dann drehte ich um in der Hoffnung, dass wohl nichts passiert ist. Und wieder musste ich feststellen, dass es verschiedene Ausführungen des Menschlichen Körpers gab, denn schon wieder hatte es Fränkie dazu getrieben seinen Regenoverall zu öffnen. Na ja, nach weiteren 2-3 Kilometer erreichten wir dann das Ausflugslokal auf 731 Meter Höhe, von hier an kann man den 1009 Meter hohen Kamm des Col du Donon (GPS-Daten: 48° 30`50``N – 07° 10`15``E) zu Fuße erreichen. Hier befindet sich ein kleiner im 2. Jh. erbauter und 1869 restaurierter Tempel. In der Gaststube wurde sich dann aus den vor Nässe triefenden Klamotten befreit und sich unter zu Hilfenahme der Bestuhlung in dem gut beheizten Lokal breit gemacht.
Unter den irritierten Blicken der anwesenden Gäste im Lokal, deren Gedanken braucht es bestimmt keiner besonderen Schilderung hier, bestellten wir dann den ersten kulinarischen Hochgenuss - eine Bouchée à la reine (Königinpastetchen) die zu den typischen französischen Gerichten zählt und vom französischen Speiseplan nicht mehr wegzudenken ist. Die regionale Küche entwickelte sich oftmals aus den Gerichten eher volkstümlicher Herkunft, dies sollte allerdings nicht vorschnell bewertet werden. Die französische Küche kennt keine extremen Geschmacksrichtungen, Ihre Gerichte sind nie scharf oder schmecken stark nach Knoblauch oder anderen Gewürzen. Die Geschmäcke der einzelnen Zutaten sollen unbedingt zueinander passen, ohne dass ein Geschmack die anderen dominiert. Viele regionale Gerichte schmecken deshalb nicht nur ausgezeichnet, sondern laden immer wieder zu lang anhaltenden Fahrtunterbrechungen ein. So war es auch nicht verwunderlich, dass wir nach fast 1,5 Stunden Pause erst wieder die Weiterfahrt antraten. Auf der Route runter ins Tal nach Schirmeck sind wir dann am 2CV-Museè vorbeigekommen (keiner wollte so richtig glauben dass sich in den von außen sehr sanierungsbedürftig aussehenden Gebäuden ein Museum befinden würde). An der Tankstelle in Rothau (diese Tanke hat immer geöffnet auch an Sonn,- und Feiertagen) habe ich dann mit Absprache der anderen den Streckenplan etwas geändert, da sich die Himmelsschleuse mal wieder geöffnet hatte. Also sind wir nicht am Teufelsloch vorbei und haben auch Champ du Feu, den Col de La Charbonniere und Sainte Croix aux Mines einfach links liegen gelassen und sind dem Bruche-Tal folgend auf der N420 direkt Richtung Saint Die des Vosges weitergefahren. Die N420 ist normaler Weise eine verkehrsüberlastete, abgasverpestete Hauptverbindung und die hier angetroffene Einsamkeit der Landstraße war wohl eher auf das schöne Wetter zurückzuführen, denn wir sind recht zügig voran gekommen. Auch durch Saint Die des Vosges sind wir recht flott durchgekommen und sind dann hinauf über den Col de Haut-Jacques mit einer Streckenlänge von 21,1 KM (Saint Die des Vosges bis nach Brouvelieures) immer weiter bis nach Bruyères. Von dort sind wir dann wieder Moseltalwärts auf die Schnellstraße N57 (eigentlich die schnellste Verbindungsstraße von Trier nach Plombieres des Bains) abgebogen und haben dann auf der wie eine Autobahn ausgebauten Straße die letzten 10-12 Km mal so richtig Gas gegeben.
Wir hatten nur noch wenige Meter zu unserem Quartier und konnten direkt unterhalb an unserem Hotel durch die Wiese zu dem Stellplatz der Mopeds fahren, was ich auch ohne an die anderen zu denken tat (die Macht der Gewohnheit). Klaus der hinter mir war merkte erst zu spät, dass die Grasbahn bedingt durch das schlechte Wetter ziemlich matschig war und stieg irgend wie ganz anders ab als sonst. Na ja dem Klaus und dem Moped ist außer ein paar Matschflecken an Koffer und Hose nichts passiert, Gerd und Fränkie gingen die Sache dann schon etwas feinfühliger an und erreichten den Parkplatz ohne besondere Vorkommnisse. Nur unser Harry, wohl nicht so überzeugt von seiner eigenen enduristischen Fahrweise, stellte seine Maschine vor dem Haus auf den Platz der für LKW und Auto angedacht ist ab. Die Uhr zeigte mittlerweile auch schon 17:30 Uhr und wir waren ja schon den ganzen Tag unterwegs und eigentlich ziemlich geschafft. So wurde auch nicht lange rumgetrödelt, sondern gleich die Koffer auf die Zimmer getragen, kurz geduscht, legeré angezogen und sich zum obligatorischen Begrüßungstrunk unten an der kleinen Bar getroffen.
Nach dem ersten Bierchen oder Vin rouge zeigte sich Harry´s Schildkröte dann auch mal wieder wie er uns sagte (sein Haustierchen was er auch überall hin mitnimmt). Mittlerweile war auch aus der Küchen des Hauses ein herrlicher Geruch von wohlschmeckenden Speisen zu vernehmen, somit war die Zubereitung unseres abendlichen Menu´s also auch im vollen Gange. Im la salle à manger wurde dann auch der Tisch von unserem Gastgeber Klaus eingedeckt. Wir hingen unsere nassen Sachen, wie Handschuhe, Buff, Helme und Jacken im Nebenzimmer am geheizten Kachelofen auf und im Flur wurden dann noch die Regenkombis, Jacken und Hosen zum trocknen aufgehängt. Dann ging es wieder zurück an das schön prasselnde und lodernde Kaminfeuer an der Bar des Hauses wo Gersten- und Traubensaft in nicht enden wollender Fülle auf uns wartete.
Im weiteren Verlauf des Abends wurden wir dann höflichst von Inge an den Tisch gebeten und die Völlerei konnte ihren Lauf nehmen. Als Entrees wurde uns Muschelpate mit Seelachs an frischem Salat und der üblichen franz. Baguettes gereicht. Dazu immer ausreichende Flüssigkeit in Form von Vin Rouge, Bier und sogar Coca Cola. Wie in Fronkreich üblich diskutierten und debattierten wir fast schon wie echte Franzosen und bekamen dann nachdem Klaus die Teller des Entrees abgeräumt hatte den Hauptgang serviert. Bei den ergiebigen Portionen von Fleisch, Kartoffeln und Gemüse die uns dann gereicht wurden wären wir eigentlich schon satt gewesen. Aber für Frankreich typisch ist das mehrgängige Menü, im einfachsten Fall aus der Vorspeise, dem Hauptgang und einem Dessert, wozu immer genug getrunken werden sollte. So wurde dann zwischen Hauptgang und Dessert noch die Käseplatte mit den ländlich regionalen Käsesorten gereicht. Um der Fülle ein wenig Platz zu verschaffen und zur verdauungsfördernden Unterstützung des körperlichen Wohlseins wurde dann ein Calvados bzw. ein Cointreaux nach der Mahlzeit getrunken. Langsam auftretende Müdigkeit wurde dann noch mit Espresso und Kaffee bekämpft und zu guter letzt wurde uns noch ein Tarte maison als Dessert serviert. So gesättigt saßen wir dann noch einige Zeit in der guten Stube mit Wein und Bier und erzählten uns von früheren Heldentaten und noch auszuführenden/fahrenden Mopedtouren die in nächster Zeit (hier war dann doch eher das nahende Frühjahr mit seinem wärmenden Sonnentagen gemeint) in Angriff genommen werden sollten. So ging ein schöner geselliger Abend vorbei und jeder suchte dann sein Schlafgemach auf, um dort noch andächtig sein Abendgebet zu sprechen.
Am Sonntagmorgen hat wohl jeder zuerst aus dem Fenster geguckt um das göttliche Verständnis seines am Vorabend so herbeigewünschtem Sonnenscheins in Anbetracht zu nehmen, aber es regnete immer noch oder schon wieder. Mir ging immer wieder der Spruch von Gerd durch den Kopf „man muss nicht verrückt sein um bei so einer Tour mitzufahren, aber es erleichtert die Sache ungemein“. Folglich wurde dann auch beim Frühstück (das hier auch sehr reichhaltig war) noch über den Streckenverlauf diskutiert aber im großen ganzen war es eigentlich egal wo durch oder wo lang wir fahren sollten. Gerd erwähnte dann Col del la Schlucht und ich dachte bei mir, nach dem Wetterbericht den Klaus schon abgeben hatte und die Schneefallgrenze schon auf unter 1000 m vorausgesagt wurde, das muss ich mir anschauen war ja auch schon lange nicht mehr bei Schnee unterwegs gewesen. Dass sich aber im Laufe des Tages tatsächlich noch Schneefall einstellen würde hätte ich aber auch nicht für möglich gehalten.
Nachdem wir dann aufgerödelt, uns bei Inge und Klaus verabschiedet hatten und unsere Mopeds wieder auf festem Untergrund standen ging es dann wieder in Richtung Heimat, diesmal aber nicht über die N57 sondern über die alte Landstraße nach Remiremont ein Stück entlang der La Moselotte dann der D417 folgend nach Gerardmer vorbei am Lac de Gerardmer. Auf der Route de Colmar schraubten wir uns zum Roche des Diablo der Col de la Schlucht entgegen. Irgendwann auf dieser Route hörte es auf zu regnen es wurde ziemlich nebelig und kühl und als wir auf dem Parkplatz am Col du Bonhomme kurz halt machten, fing es wirklich an zu schneien und ein fürchterlicher Wind setzte ein. Die umgreifende Panik veranlasste uns dann diesen bizarren Ort auf der Stelle zu verlassen und so setzten wir dann die Heimreise fort. Langsam legte sich der Schnee auch über die Straße und als ich bei mir so dachte dieser Schneematsch wird doch nicht noch die Straße zueisen, da sah ich schon vor mir wie sie gerade ein in den Graben gerutschtes Auto wieder auf die Straße und die Räder zogen. Hier war also äußerste Vorsicht angebracht und so gab ich durch ein kurzes anbremsen und wegrutschen den mir folgenden meine gerade gewonnenen Erkenntnisse weiter. Aber dann fiel mir wieder der Spruch von Gerd ein und wir schaukelten unsere Mühlen vorsichtig und mit Bedacht wieder talwärts auf schnee- und eisfreie Straßen.
Unten in Plainfaing wurden dann die Straßen sogar richtig trocken die Wolken hatten sich teilweise verzogen und ab und an kam sogar die Sonne durch. Da wir ausgiebig und lange frühstückten hatten wir beschlossen keine Mittagspause einzulegen bzw. nur einen Kaffee zu trinken und dann weiter zufahren. Und so packte uns der Kurvenrausch auf´s neue, wir verließen hinter Plainfaing dann die N415 und bogen auf die D23 in Richtung La Croix aux Mines dem kleinen Städtchen das wir eigentlich schon auf der Hinfahrt durchqueren wollten. Ein wahres Kurveneldorado das sich bis nach Saint Blaise la Roche wieder auf die N420 hinzieht, der Strecke nun andersherum folgend steuerten wir die Tankstelle in Rothau wieder an und machten weil es am Vortag ja schon so schön war oben im Gasthof auf dem Col du Donon unsere Kaffeepause. Auf der Hinfahrt zum Col du Donon hatten wir die Auffahrt an der weißen Sarre entlang genommen und nun sind wir dann die Strecke an der Quelle der roten Sarre vorbei gefahren. Diese kurvige Waldstrecke ist ein wenig länger und war bei den trockenen Straßenverhältnissen viel schöner zu fahren. Über Abreschviller ging es dann recht zügig nach Sarrebourg von dort nach Boulay-Moselle wo wir wieder auf die Strecke kamen auf der wir hingefahren sind. Zwischendurch wurden wir dann noch von Fränkies Drüsenfunktion mehrfach gestoppt und sind dann über die grüne Grenze wieder nach Deutschland zurückgekehrt. 17:40 Uhr war für mich die Reise zu Ende. Der Rest der Meute hatte ja noch 40-50 KM vor sich und lt. Forum sind ja alle wieder gut heimgekommen.
- 680 KM Streckenlänge (von Perl)
- sehr empfehlenswert, war ne echt schöne Tour (abgesehen von der erhöhten Luftfeuchtigkeit)
- hat mir echt Spaß gemacht mit euch, ja euch kann man gut mitnehmen, sogar Harry´s kleine Schildkröte
- Wiederholungsgefahr (sehr groß)