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Touren - Jahresübersicht

Teilnehmer

 

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Roman   Suzuki Bandit 600
     
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Gerd   BMW R 1200 GSA

 

 


 

Planung & Vorbereitung

Für 2012 hatte ich mir die Umrundung der Ostsee vorgenommen.

Das Baltikum (Litauen, Lettland, Estland), Russland mit St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark sollten auf alle Fälle auf dem Programm stehen.

Meine rumänischen Freunde Adi und Martin wollten unbedingt mit von der Partie sein, wurden aber leider durch berufliche und familiäre Dinge ausgebremst.

Auch aus dem Kreise meines Internetforums "Moselbikers.de" bestand anfangs Interesse. Allerdings konnte oder wollte hier keiner die ca. 3 Wochen mit in Angriff nehmen.

Über das Motorradreiseforum "Motorradkarawane" bekam ich Kontakt zu Roman aus Kefenrod bei Frankfurt / Main. Er beabsichtigt in 2013 oder 2014 mit dem Motorrad in sein Geburtsland Kasachstan zu fahren und suchte noch Mitfahrer. Für 2012 hatte er noch nichts festes geplant und so entschied er sich recht schnell "Ich habe Verwandschaft in St. Petersburg, die wollte ich schon immer mal besuchen! Mit Motorrad ist das noch besser! Ich fahre mit!".

Da Roman perfekt russisch spricht, brauchte ich mir auch keine allzu großen Gedanken mehr um meine diesbezüglichen sprachlichen Defizite zu machen.

Letztendlich einigten wir uns auf 17 Tage im Mai. Von Kiel aus mit der Fähre nach Klaipeda in Litauen, über Riga und Tallinn nach St. Petersburg, weiter nach Helsinki, von dort mit der Fähre nach Stockholm, durch Schweden über die Öresundbrücke nach Dänemark, mit der Fähre nach Fehmarn und wieder zurück sollte die Tour gehen.

Die Strecken plante ich wie gewohnt mittels meiner Navi-Software MapSource. Die hervorragenden Karten für Russland bezog ich kostenlos von HIER klicken

Das für Russland nötige Visum besorgte Roman über eine Nachbarin, die am Frankfurter Flughafen in einem Reisebüro arbeitet.

 

 


 

 

Die Strecke

 

 

 


 

Nach Kiel zur Fähre

Mi. 16.05.2012

Am 16. Mai morgens um 06.00 Uhr ging es endlich los. Bei grauem Himmel und dunklen Regenwolken machte ich mich auf den Weg nach Kiel. Angesichts der Wetterlage zog ich schon bei der Abfahrt meine Regenkombi an. Von größeren und heftigen Regenschauern blieb ich aber glücklicherweise verschont. Für die Anfahrt musste ich schon in "den sauren Apfel beißen" und die Autobahn benutzen.

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Kurz hinter Hannover auf der A7 traf ich mich auf dem Rastplatz Allertal mit Roman. Die restliche Strecke bis Kiel legten wir gemeinsam zurück. Bereits um 15.00 Uhr trafen wir im Fährhafen ein, nahmen am Schalter der Fähre unsere Tickets in Empfang und hatten noch etwas Zeit. Hier lernten wir Ton aus den Niederlanden kennen. Er war alleine mit seiner BMW R1100 S unterwegs und wollte von Klaipeda aus über die kurische Nehrung nach Kaliningrad. Ansonsten waren wir drei die einzigsten mit Motorrad an Bord.

Es dauerte noch eine Weile, bis sich der Bauch der Fähre öffnete und wir 2 Etagen nach unten gelotst wurden. Die Motorräder mussten wir selbst verzurren, wobei die von mir mitgenommenen Bandschlingen gute Dienste leisteten.

Auf der Fähre nach KlaipedaAuf der Fähre nach Klaipeda

Unser Handgepäck schleppten wir über mehrere Etagen zu unserer Kabine. Nassgeschwitzt kamen wir dort an. Ton musste für die Überfahrt mit einem Liegesessel vorlieb nehmen, da keine Kabinen mehr frei waren. Unser Angebot, seine Sachen in unserer Kabine zu deponieren, nahm er dankbar an.

Nachdem wir uns frisch gemacht und umgezogen hatten, inspizierten wir die Fähre und beobachteten die Ausfahrt aus dem Hafen. Direkt bei der Buchung der Fähre hatten wir im Vorfeld bereits die Verpflegung an Bord mitgebucht - eine gute Entscheidung!. Abends gab es leckeres vom Buffet - sehr schmackhaft und reichhaltig! In der Bar trafen wir auch wieder auf Ton, der sich angeregt mit einer Litauerin unterhielt. Im Verlaufe des Abends lernten wir Günther aus Leipzig kennen. Mit seinem "Kriegsveteranen-Club" wollte er historische Plätze im Baltikum besuchen. Den Abend ließen wir gemeinsam mit ein paar Bier in der Bar ausklingen.

Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda

 

 


 

 

Mit der Fähre nach Klaipeda

Do. 17.05.2012

Fast den ganzen Tag sollten wir an Bord verbringen. Das reichhaltige Frühstück glich eher einem Brunch-Buffet und so starteten wir gut gestärkt in den Tag. An Deck wurden wir von schönstem Wetter mit strahlend blauem Himmel begrüßt. Obwohl wir an der polnischen Küste entlang fuhren, war kein Land in Sicht.

Ton hatte eine etwas unruhige Nacht hinter sich. Seine litauische weibliche Bekanntschaft vom Vorabend hatte sich den Liegesessel gleich neben ihm ausgesucht und ihm scheinbar den größten Teil der Nacht keine Ruhe gegönnt. Ob er seinem am Vorabend geäußertem Vorsatz "Ich bin alleine unterwegs, suche auch keine Frau, die wartet zuhause!" treu geblieben ist, wissen wir nicht.

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Pünktlich um 16.30 Uhr Ortszeit haben wir in Klaipeda angelegt. Bis wir die Fähre verlassen konnten, dauerte allerdings noch eine geschlagene Stunde.

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Das Wetter war trotz bewölktem Himmel immer noch gut. Mittels den POI´s vom Navi suchten wir uns eine Unterkunft und fanden diese im Hotel "Park Inn".

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Abends gingen Roman und ich zum Akropolis, einem riesigen Einkaufszentrum mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Café´s. In einer Pizzeria ließen wir uns nieder und Roman wollte sogleich seine russischen Sprachkenntnisse an die Frau bringen. "Sprechen Sie russisch?" fragte er die nette Bedienung. Die Antwort war nicht so ganz klar: "Ja! ....ein wenig! ...aber eher doch nicht so richtig!" Scheinbar sind die Schatten der Vergangenheit noch nicht so ganz bewältigt. In Litauen und Lettland sollte es in den nächsten Tagen häufiger vorkommen, dass die Bevölkerung sehr wohl der russischen Sprache mächtig, aber nicht gewillt ist, diese Sprache auch zu sprechen. Mit Englisch kommt man übrigens im Baltikum, aber auch in St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark bestens zurecht! Wie dem auch sei - die Pizza schmeckte hervorragend! Zurück im Hotel nahmen wir noch ein "Gute-Nacht-Bier" zu uns und begaben uns dann zur Ruhe.

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Über die kurische Nehrung nach Siauliai

Fr. 18.05.2012

 

 

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Ton.

Und schon wieder ging es auf die Fähre - diesmal allerdings nur ein kurzes Stück von Klaipeda bis zur kurischen Nehrung. Durch den litauischen National Park "kurische Nehrung" fuhren wir nach Nida und weiter bis unmittelbar zur russischen Grenze. Bis nach Kaliningrad sind es von hier aus nur noch 86 km. Hohe Sanddünen prägen bei Nida das Landschaftsbild.

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Zurück über Klaipeda machten wir uns dann auf den Weg zum Zemaitijos Nacionalinis Parkas.

Mal abgesehen von dem Nationalpark war die Strecke gezeichnet von flachem Land mit riesigen Feldern und geraden, wie von einer Schnur gezogenen Straßen. Auch die erste Schotterpiste war in hervorragend gutem Zustand und schnurgerade. Unsere weitere Tour führte uns nach Siauliai und angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit suchten wir uns eine Unterkunft. Die Fußgängerzone von Siauliai ist sehr hübsch und in einem netten Lokal haben wir sehr gut gegessen - Steak mit Kartoffeln und Gemüse für umgerechnet ca. 12 EUR. Mit ein paar Bier ließen wir den Abend ausklingen.

 

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Berg der Kreuze - Riga

Sa. 19.05.2012

 

 

Nur einige wenige Kilometer von Siauliai entfernt besichtigten wir den Berg der Kreuze - einen beeindruckenden Wallfahrtsort in Litauen. Nach der dritten polnischen Teilung wurde Litauen Teil des russischen Reiches. Im Novemberaufstand 1830/31 sowie im Januaraufstand 1863/64 rebellierten Polen und Litauer gegen die russische Obrigkeit. Beide Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Zu dieser Zeit sollen die Bewohner der Umgebung begonnen haben auf dem Hügel Kreuze für ihre bei den Aufständen getöteten Angehörigen aufzustellen, von denen sie nicht wussten, wo diese begraben sind.

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Bei sommerlichen Temperaturen und immer noch strahlend blauem Himmel fuhren wir weiter Richtung Lettland. Auch hier war die Landschaft flach und weit. Riesige Felder, einzelne Gehöfte, teils neue moderne Häuser aber auch uralte Holzhäuser säumten die Straßen. An den meisten Häusern waren Satellitenschüsseln sichtbar.

Auch hier fanden wir einige Schotterstrecken in sehr gutem Zustand. Unterwegs kauften wir Brot, Käse und örtliches Mineralwasser ein. Ein Glück, dass wir das Wasser sogleich probierten - es schmeckte äußerst salzig. Zurück im kleinen Laden griffen wir dann doch zum Wasser aus der Fuldaquelle.

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Pünktlich um 12 Uhr mittags passierten wir die Grenze zu Lettland, die wir lediglich an der Beschilderung erkannten.

Zur Mittagsrast ließen wir uns an einer Bushaltestelle am Straßenrand nieder, kochten Kaffee und Tee und ließen uns das Brot mit Käse, Wurst und Tomaten schmecken.

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Gegen 15.30 Uhr kamen wir in Riga an und bezogen ein Hotel direkt am Rande der Fußgängerzone.

In Riga war an diesem Samstag Tag der offenen Museen und die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Überall befanden sich lange Schlangen vor den einzelnen Museen. Direkt vor unserem Hotel spielte in der Fußgängerzone eine Musikgruppe - Schlagzeug, 2 Trompeten, 1 Tuba, 1 Zugposaune. Die Musik war sehr gut und mitreißend.

Auffallend viele hübsche lettische Frauen und Mädchen hatten sich ebenso wie die Stadt "herausgeputzt" und flanierten durch die Fußgängerzone. Nach einer stärkenden leckeren Mahlzeit schlenderten auch wir durch die Stadt. Vor dem Hotel hörten wir noch etwas der Musikgruppe zu. Als ich mich umdrehte stand plötzlich Günther, den wir auf der Fähre nach Klaipeda kennengelernt hatten, vor uns. Unser Wiedersehen mussten wir natürlich mit ein paar Bierchen feiern.

Günther ist ein unheimlich geselliger Typ, der bisher schon ganz schön in der Welt herumgekommen ist - vor allem im Osten - und von daher einige Geschichten zu erzählen hatte. Wie manche Matrosen in jedem Hafen ein Mädel haben, hatte er scheinbar in einigen Städten seine weiblichen Bekanntschaften, natürlich auch in St. Petersburg. "Oouuuuh, wenn ihr da hin fahrt, lasst ja die Finger von meiner Natuschka!". Es wurde ein kurzweiliger Abend mit viel Spaß und Gelächter!

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Riga - Kloostri - Tallinn

So. 20.05.2012

 

 

Die Abfahrt aus Riga gestaltete sich etwas schwierig. Direkt vor unserem Hotel war die Straße wegen einem Stadtlauf gesperrt. Unsere Motorräder hatten wir in einem Parkhaus einige hundert Meter vom Hotel entfernt untergestellt und es dauerte einige Zeit bis wir zum Hotel vorfahren konnten. Etliche Teilnehmer des Stadtlaufes mussten wir bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus passieren lassen, bevor der wirklich nette und freundliche Polizist die Strecke für uns frei gab.

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Vor dem Hotel sprach uns ein deutsches Ehepaar an. Als wir erläuterten wo wir herkamen und was wir auf unserer Tour noch vor uns hatten waren sie ganz begeistert. Sie seien auch Motorradfahrer, aber derzeit ohne Moppeds auf Ostsee-Kreuzfahrt. Eine ganze Weile plauderten wir mit ihnen bis wir bemerkten, dass wir doch so langsam weiter müssten.

Aus der Stadt rauszukommen erwies sich wegen der durch den Stadtlauf teilweise gesperrten Straßen als etwas schwierig. Nach einer "Sonderrunde" schafften wir es aber. Zunächst führte uns die Strecke nach Sigulda. Am Rande eines Naturparks gibt es hier eine mittelalterliche Burg zu besichtigen.

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Weiter ging es auf kleinen Sträßchen Richtung Estland. Auch hier fanden wir meist flaches Land und riesige Felder vor. Kurz vor Limbazi legten wir an einem idyllischen Platz an dem gleichnamigen (Limbazi-) See unsere Mittagspause ein. Der Bootssteg wurde von mehreren Anglern benutzt, die einige Fische in ihren Köchern hatten. Wir zogen als Mahlzeit aber Brote mit leckerem Käse und Wurst den Fischen vor.

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Ursprünglich wollten wir bis Kloostri im Matsalu-Nationalpark fahren und dort eine Unterkunft suchen. Über Schotter und Lehm erreichten wir den Ort. Allerdings fanden wir dort lediglich ca. 5 Häuser und keine Unterkunft - zumindest keine adäquate. Zu sehen waren auch weitaus mehr Tiere - Kühe, Schweine, Hühner, Katzen und Hunde - als Menschen. Wahrscheinlich wäre es hier einfacher gewesen, einen Platz im Stall als ein Bett zu bekommen. Kurzerhand beschlossen wir, bis nach Tallinn weiterzufahren.

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In Tallinn mieteten wir uns im Sokos-Hotel ein. Die sehr hübsche und äußerst nette Lagle gab uns ein Zimmer im 20. Stock mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt. Das Sokos-Hotel war bei der Eröffnung 1972 das erste Hochhaus der Stadt. Das Hotel diente seinerzeit als Interhotel, in dem hauptsächlich Gäste aus dem nicht-sozialistischen Ausland untergebracht wurden. Im 23. Stock des Hotels hatte sich der KGB eingerichtet und Abhöranlagen installiert. Durch die hier installierte Überwachungszentrale des sowjetischen Geheimdienstes konnten zahlreiche Hotelzimmer akustisch und visuell überwacht werden.

Nach dem Einchecken im Hotel unternahmen wir einen ersten Erkundungs-Spaziergang durch Tallinn. Tallinn verfügt über eine sehr schöne mittelalterliche Altstadt. Das Mittelalter wird hier regelrecht vermarktet. Überall finden sich alte oder auf alt getrimmte Lokale wie beispielsweise die "Olde Hansa". Von Personal in alten Trachten wird man hier bedient.

Auffallend und aus unserer Sicht recht negativ waren die vielen betrunkenen Passanten in der Stadt - dem Anschein nach meist finnischer Herkunft. Scheinbar führt die Nähe zu Finnland (mit der Fähre sind es nur wenige km) sowie die im Vergleich zu Finnland erheblich günstigeren Preise für Alkohol zu diesen unschönen Auswüchsen.

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Tallinn

Mo. 21.05.2012

Der Umstand, dass wir bereits am Vortag bis nach Tallinn fuhren, bescherte uns einen motorradfreien Besichtigungstag in Tallinn. Unser Frühstücksraum war von vielen lautstarken Finnen bevölkert. Nach dem Frühstück begaben wir uns auf Erkundung durch den historischen Teil der mittelalterlichen Stadt. Durch die Unterstadt begaben wir uns zum Domberg. Hier konnte uns ein Este, der sehr gut Deutsch sprach, einige Informationen über die Geschichte der Stadt geben.

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Nachmittags ließen wir uns in einem Cafe am Marktplatz nieder und schauten dem Treiben in der Stadt zu. Punkerinnen zeigten ihre Tanzkünste und nahmen sich gegenseitig per Video auf. Auch 3 Break-Dancer zeigten ihre eindrucksvollen akrobatischen Kunststücke, bis die Ordnungspolizei einschritt. Für mich unverständlich - ich fand die Break-Dancer wesentlich angenehmer wie die vielen Betrunkenen Passanten, um die sich niemand kümmerte.

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Direkt zwei Tische neben uns ließ sich ein russisch sprechendes, betrunkenes Paar mittleren Alters nieder. Bald darauf kam ein junger Bettler vorbei, der auf einem Schild kein Blatt vor den Mund nahm "I need help! Give me money for vodka and cigarettes!". Der betrunkenen, russisch sprechenden Frau hat das überhaupt nicht gefallen, sie beschimpfte den jungen Bettler aufs übelste: "Verpiss dich! - Hau ab! - Geh arbeiten!" Etwas unkoordiniert stand sie auf, trat nach dem Bettler und wollte ihm den Sammel-Becher aus der Hand schlagen. Wegen ihrer durch die Trunkenheit doch etwas sehr beeinträchtigten Standfestigkeit konnte sie sich dabei nur mühsam auf den Beinen halten und verfehlte natürlich ihr Ziel. Kein schöner Anblick und nicht lustig!

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Entlang der Küste nach Narva

Di. 22.05.2012

 

 

Wir verließen Tallinn in Richtung Osten und schon bald bogen wir links ab zum Lahemaa-Nationalpark. Ein schönes kleines Sträßchen führte uns nach Käsmu. Der Ort wird auch als "Dorf der Kapitäne" bezeichnet, da sich früher hier eine Marineakademie befand. Diese Zeit brachte es mit sich, dass Käsmu als Anlaufstelle von Schmugglern (Alkohol, Salz, Fische) eine gewisse Berühmtheit erlangte. Heute ist das Dorf von schönen Holzvillen mit Gärten geprägt.

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Eine wunderschöne, vereinzelt geschotterte Strecke führte uns in weiten Teilen unmittelbar entlang der Ostseeküste weiter nach Narva. Unterwegs rasteten wir unmittelbar an der baltischen See.

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In Narva angekommen suchten wir uns ein Hotel und machten uns anschließend per Pedes zu einer Besichtigungstour auf. Als östlichste Stadt Estlands liegt Narva direkt an dem gleichnamigen Grenzfluß zu Russland. Unmittelbar an der Brücke über die Narva befindet sich auf estischer Seite die Hermannsfeste - eine gewaltige Festung, die von den Dänen gegründet und im späteren Verlauf der Zeit an den Deutschen Orden verkauft wurde. Ihr gegenüber liegt auf der russischen Seite die Festung Iwangorod. Eine Besichtigung der Hermannsfeste ließen wir uns natürlich nicht entgehen.

Die Brücke über die Narva ist von Zäunen und weitläufigen Grenzanlagen gesäumt. Dem Grenzübertritt am nächsten Tag sahen wir mit einiger Spannung entgegen.

Zurück im Hotel widmeten wir uns einem vorzüglichen Abendmahl und ließen ein paar Bier unsere durstigen Kehlen entlang laufen.

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Narva - St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

 

 

Früh am Morgen machten wir uns auf, um den Grenzübertritt nach Russland in Angriff zu nehmen.

Naiv wie wir waren, fuhren wir direkt zur Grenze vor und wurden dort von einem estischen Zollbeamten wieder zurück zu einer 2 Kilometer vor Narva befindlichen "Waiting Area" geschickt.

Bei der Fahrt dorthin trafen wir auf ein illustres Motorradfahrer-Trio. Ein Deutscher aus Bamberg war mit seinem amerikanischen Kumpel und dessen koreanischem Freund auf dem Weg zum Nordkap.

Die "Waiting-Area" bestand aus einem größeren Gelände, an deren Einfahrt sich die Zufahrt sogleich auf mehrere Fahrspuren verteilte. Direkt an der Einfahrt befand sich Station 1. Hier mussten wir den Reisepass sowie den Fahrzeugschein vorzeigen. Für 1,10 EUR erhielten wir dort eine Nummer.

Anschließend ging es auf der Fahrspur 3 ca. 200 Meter weiter zur Station 2, an der die Fahrzeugregistrierung stattfand - Kosten: 1,00 EUR.

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Nachdem wir diese Hürde gemeistert hatten, durften wir wieder bis zur Grenze vorfahren. Die Abfertigung auf estischer Seite ging dann auch sehr schnell vonstatten.

Wir durften über die Brücke fahren und mussten auf der russischen Seite an einem "Kiosk" anhalten. Eine sehr hübsche russische Zollbeamtin händigte uns ein Formular zur Zollerklärung aus - leider hatte sie nur Vordrucke in russischer Sprache.

Dann ging es zur nächsten Station ein paar hundert Meter weiter. Wir hielten vorher an und widmeten uns dem Ausfüllen der Zollerklärung. Wegen meiner fehlenden russischen Sprach- und Schriftkenntnisse dauerte das natürlich eine Weile. Ein junger Zollbeamter kam auf uns zu und fragte, was wir denn da so lange machen würden. Nachdem er mitbekam, dass wir die Zollerklärung nur auf Russisch vorliegen hatten, verschwand er und kam bald darauf mit einem ganzen Packen Formulare in Deutsch an. Das erleichterte mir natürlich das Ausfüllen erheblich und schon bald konnten wir dann vorfahren.

Zunächst wurden die Personenpapiere, also der Reisepass, mit dem Visum bearbeitet. Dies ging auch recht zügig vonstatten. Anschließend dann eine nachfolgende Station, nur wenige Meter weiter. Hier wurde die Zollerklärung bearbeitet. Eine strenge "Kalinka" sah sich durch ihre dicke Hornbrille die ausgefüllte Zollerklärung ganz genau an. In der Zollerklärung ist in erster Linie das Fahrzeug aufgeführt und weiterhin enthält sie Angaben zu werthaltigen Gegenständen und Devisen. Nachdem "Kalinka" die Erklärung als ordnungsgemäß angesehen hatte, dokumentierte sie dies durch eine wahre Stempelorgie auf der Zollerklärung. Eine Ausfertigung behielt sie ein und die andere erhielt ich und behütete sie bis zur Ausreise wie meinen Augapfel.

Der junge Zollbeamte widmete sich anschließend unseren Motorrädern. Seitenkoffer und Topcase musste ich eigentlich nur per forma öffnen. Kaum waren die Deckel geöffnet, winkte der Zöllner auch schon wieder ab. Er interessierte sich mehr für mein Motorrad: "Was kostet die bei euch? - mhm, neu?" "nein, gebraucht" "mhm, was wiegt die? - mhm; wie schnell fährt die? - mhm; wie schnell seid ihr bisher gefahren? - mhm usw."

Insgesamt dauerten die Formalitäten ca. 2,5 Stunden und waren aus meiner Sicht gar nicht so gewaltig, wie sie von verschiedenen Seiten immer dargestellt werden.

Nun waren wir also drin - in Russland - und waren gespannt, wie die Straßenverhältnisse sich hier in der Realität zeigen würden. Die M11 von Narva nach St. Petersburg war anfangs schon recht heftig. Schlaglöcher und aufgebrochener Teer mit Aufwölbungen erinnerten mich an die rumänische Strecke über den Prislop-Pass. Nur 115 km bis nach St. Petersburg hatten wir zu bewältigen.

Die als berüchtigt beschriebenen Polizeikontrollen haben wir zwar gesehen, aber in weitaus geringerer Anzahl wie allgemein geschildert. Lediglich 2 Kontrollen auf dem Weg nach St. Petersburg - von beiden Kontrollen blieben wir unbehelligt.

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The Hooligans St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

Roman hat in St. Petersburg Verwandschaft und mit diesen unseren Besuch abgestimmt. Wir sollten dort auch übernachten können - entweder in ihrer Wohnung in St. Petersburg oder in deren außerhalb gelegenen Datscha (Hütte). Unterwegs bekamen wir Zweifel, ob dies so klappen würde. Roman hatte mehrfach telefoniert und immer wieder den Wunsch geäußert, dass wir uns die Sehenswürdigkeiten St. Petersburgs ansehen wollten. Allerdings wurde von seinem Namensvetter aus St. Petersburg kaum darauf eingegangen.

Entgegen unserem ursprünglichen Plan, beschlossen wir, in St. Peter in einem Hostel oder Hotel unterzukommen und der Verwandschaft lediglich einen Besuch abzustatten.

Durch einen wahnsinnigen Verkehr kämpften wir uns durch St. Peter. Die Fahrweise fand ich dabei in keinster Weise chaotisch - aber der Betrieb auf den Straßen war schon gewaltig! Das hervorragend funktionierende Navi mit den kostenlosen, routingfähigen OSM-Karten erleichterte uns diese Angelegenheit enorm. Leider fanden wir keine passende freie Unterkunft. Hier waren keine Zimmer mehr frei, dort war es zu teuer und an anderer Stelle fehlte ein passender sicherer Platz für unsere Motorräder.

Scheinbar war es doch so bestimmt, dass wir direkt zur Verwandschaft von Roman sollten. Auf dem Weg dorthin fuhr auf einmal eine laut knatternde Harley neben uns. "Habt ihr euch verfahren - wo wollt ihr denn hin?" fragte Ilja, Secretary bei dem Motorradclub "The Hooligans - St. Petersburg" auf russisch. Nachdem wir unser Ziel, den Prospekt Prosveshcheniâ genannt hatten, meinte Ilja "zu dieser Zeit wird das schwierig, da steht ihr stundenlang im Stau!"

Zunächst schleuste er uns auf eine kleine Verkehrsinsel und dort hielten wir einen kleinen Plausch. Sie hätten von ihrem Club aus auch ein Hostel - aber er müsste erst nachfragen, ob dort noch Platz wäre meinte er und griff zum Handy. Es würde geklärt werden und wir sollten zunächst mal eine kleine Pause einlegen und auf einen Kaffee oder Tee mit in ihr Clubheim kommen.

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Diese Einladung nahmen wir gerne an. Ilja fuhr voraus und wir schlängelten uns zwischen den Autos durch. Wegen unserer Gepäckkoffer brauchten wir etwas mehr Platz und wenn es einmal eng wurde, ließ Ilja den Auspuff seiner Harley mit einem kurzen Gasstoß brüllen - und schon war eine Gasse frei. Die Jungs von den Hooligans in St. Petersburg scheinen in der Stadt bekannt zu sein und auch einen gewissen Einfluß zu haben. winkcool

Recht schnell erreichten wir das in irgendeinem Hinterhof in einer Halle an den Bahngleisen befindliche Clubhaus - garnicht weit vom Newski-Prospekt entfernt. Dort wurden wir von weiteren Hooligans wie alte Kumpels begrüßt. Alexej, der Präsi des Clubs meinte, dass sie leider keinen Platz mehr in ihrem Hostel frei hätten. Das Clubhaus der Hooligans wurde in Eigenleistung hergestellt und präsentierte sich in absolut sauberem Zustand. Auch herrschte Disziplin - im Gebäude bestand beispielsweise Rauchverbot - der große Aschenbecher draußen war aber gut gefüllt!

Bei Kaffee und Tee unterhielten wir uns etwas mit den Hooligans. Auf meine Frage, wie viele Mitglieder der Club hätte, antwortete Alexej ganz lapidar und kapp: "Genug!"

Nach einer Weile war es an der Zeit, Abschied zu nehmen und uns auf den Weg zu Romans Verwandschaft zu machen. Vladimir wurde abkommandiert, setzte sich auf seine Harley und führte uns auf Schleichwegen recht schnell auf den richtigen Weg.

 


Zu Besuch bei Roman's Verwandschaft in St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

Die größeren Straßen in St. Petersburg werden Prospekt genannt. Den Prospekt Prosveshcheniâ hatten wir dann auch schnell erreicht und wurden dort von dem St. Petersburger Roman und seiner Schwester Marina begrüßt. Dann ging es in deren Wohnung. Mit hiesigen Verhältnissen ist das kaum zu messen. Ein mehrstöckiger Betonbunker in ziemlich heruntergekommenem Zustand. Mit einem Fahrstuhl, der seine besten Zeiten schon eine Ewigkeit hinter sich hatte, ging es nach oben. Ein Flur führte zur Wohnung. Diese bestand aus einem weiteren schmalen und kurzen Flur, 2 Zimmern, einer kleinen Küche, Toilette und einem kleinen Dusch-Bad. Hier lebten Roman, seine Mutter, seine Schwester Marina mit ihrem Mann und ihrem 3 jährigen Sohn. Als Luxus besaßen sie außerhalb von St. Peter eine Datscha und dort sollten wir auch übernachten. Folglich machten wir uns auch recht schnell auf den Weg zu der Hütte.

Während Roman und ich unsere Motorräder betankten, kauften Roman2 (wegen der Namensgleichheit nenne ich den St. Petersburger Roman jetzt so), seine Schwester und sein Schwager noch in einem Supermarkt ein und dann ging es ca. 30 km in nördlicher Richtung zur Hütte. Marina und ihr Mann verabschiedeten sich recht schnell.

Als erstes mussten wir Holz hacken und ein Feuer entfachen. Der Ofen war aus Klinkersteinen selbst gebaut mit einer Stahlplatte oben drauf. Zur Luftregulierung war im Kamin ein Schieber angebracht. So richtig dicht war diese ganze Vorrichtung natürlich nicht. Dichter Qualm zog zunächst durch die Hütte, bis das Feuer im Ofen richtig brannte. "Sch...., da gehen wir die Nacht mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung drauf!" entfuhr es mir. Fließendes Wasser gab es nicht in der Hütte und da Roman und ich nicht auf unsere Dusche verzichten wollten, mussten wir zunächst aus großen Wasser-Korbflaschen einen Topf füllen und das Wasser auf dem Ofen erhitzen. Die Dusche fand dann draußen mit Hilfe eines Kruges statt.

Ganze 6 Flaschen Bier hatte Roman2 eingekauft, wovon er 4 Stück selber trank. Aber es fand sich noch eine Flasche Vodka und Orangensaft, über die Roman und ich uns hermachten. Als Snack gab es getrockneten Fisch - nicht so ganz mein Fall. Scheinbar hatte Roman2 das gemerkt: "Wenn du keinen Fisch magst - ich habe noch was anderes!" Er öffnete eine Verpackung und öffnete das "Andere" - geröstete Kalamares. Wahre Begeisterungsstürme löste Roman2 bei Roman und mir aus: "Ihr habt doch bestimmt Hunger - ich habe noch Fisch in Dosen!" Angesichts dieser Aussichten verzichteten wir auf das Abendmahl und widmeten uns dem Vodka.

Als wir Roman2 dann von unserer Begegnung mit dem MC The Hooligans und unserer Fahrt durch die Stadt berichteten, meinte er: "Prima, dann habt ihr ja schon alles gesehen und könnt am Sonntag direkt von hier aus die Straße nach Finnland benutzen."

Die Zeiger der Uhr bewegten sich bereits in Richtung früher Morgen, als wir uns zur Ruhe begaben - Roman in der einen, ich in der anderen Ecke jeweils in einem großen Bett und Roman2 auf einer Couch. Gott sei Dank war zumindest die Schlafstätte sauber!

 

 


 

Von der Datscha in die City von St. Petersburg

Do. 24.05.2012

 

 

Trotz alledem gut ausgeschlafen wachte ich in der Hütte auf. Es war vom Ofen her immer noch recht warm - mir persönlich entschieden zu warm - und es roch nach Fisch! - bestialisch nach Fisch! Ich flüchtete ins Freie. Für mich stand nicht erst ab diesem Moment fest, dass ich hier nicht noch einen Tag oder gar mehrere Tage verbringen wollte. Nachdem Roman aufstand und ebenfalls nicht gewillt war, dort länger zu bleiben, suchten wir mittels der Navi-Software ein Hotel im Zentrum von Piter, wie St. Petersburg liebevoll von seinen Einwohnern bezeichnet wird.

Das M-Hotel liegt in unmittelbarer Nähe zum Nevskij-Prospekt, der ca. 4,5 km langen Prachtstraße im historischen Zentrum von St. Petersburg. Sogar eine Telefonnummer war angegeben und Roman erfuhr im telefonischen Gespräch mit der netten Katarina, dass dort sowohl freie Zimmer zu einem annehmbaren Preis (ca. 50 EUR pro Pers und Nacht inkl. Frühstücksbuffet) verfügbar, als auch ein sicherer, bewachter und im Preis enthaltener Parkplatz für unsere Motorräder vorhanden sei.

Wir packten unsere Sachen, weckten Roman2, der noch immer auf der Couch schlief und verabschiedeten uns.
Sogar der Feldweg, der in die Einöde zur Hütte - und auch wieder heraus - führte, war in der Navi-Karte enthalten und so wurden wir sicher ins Zentrum von St. Petersburg zum M-Hotel geführt. Die Verkehrsverhältnisse waren an diesem Tag auch nicht annähernd so gewaltig wie am Vortag.

Das M-Hotel präsentierte sich sehr freundlich und sauber! Auch Katarina, Maria und Olga an der Rezeption waren äußerst zuvorkommend und nett. An dieser Stelle kann ich das M-Hotel für einen Aufenthalt in St. Petersburg uneingeschränkt und wärmstens empfehlen - falls es mich irgendwann einmal wieder nach St. Petersburg verschlagen sollte, werde ich mit Sicherheit wieder hier logieren!

Nachdem wir das Zimmer bezogen und uns frisch gemacht hatten, erkundeten wir per Pedes die Stadt.

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St. Petersburg

Do. 24.05. - Fr. 25.05. - Sa. 26.05.2012

Als erstes zog es uns zum Nevskij-Prospekt, der wohl bekanntesten Straße St. Petersburgs und eine der berühmtesten Straßen Russlands. An der ca. 4,5 km langen Straße sind eine ganze Reihe von historischen, prachtvollen und beeindruckenden Bauten zu bewundern. Ebenso sind hier zahlreiche Geschäfte, Boutiquen und Cafes zu finden. Zunächst ließen wir bei einem "Baltika"-Bier die Atmosphäre der Stadt und insbesondere des Nevskij-Prospektes auf uns wirken. Der Kiosk mit Terrasse sollte zu unserer "Stammkneipe" werden. Unmittelbar daneben unterhielten einige Straßenmusiker mit guter Musik ein buntes Publikum.

Wäre nicht überall die russische Schrift auf den Reklamen zu sehen, hätte man vom Gefühl her genauso gut in einer europäischen Metropole sein können. Als "Venedig des Nordens" erinnerten mich die Kanäle eher an die Grachten in Amsterdam - zumindest bis wir zur Newa kamen. Dort war dann alles im wahrsten Sinne des Wortes etwas weitläufiger. Unser Besichtigungsprogramm spulten wir übrigens komplett per Pedes ab und sind in den wenigen Tagen in "Piter" bestimmt an die 30 km - 40 km gelaufen.

Überhaupt scheint hier alles ein wenig größer zu sein - breite Prospekte, riesige Plätze und auch viele langbeinige Schönheiten auf Stöckelschuhen mit beängstigend hohen Absätzen. Zahlreiche Schulabgänger feierten "herausgeputzt" ihren Abschluss.

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Soviele Stretch-Limos hatte ich innerhalb so kurzer Zeit noch nie gesehen, ebenso wie unzählige Luxus-Autos. Rolls-Royce, 500er AMG-Mercedes, Ferrari, BMW X6, Audi Q7, Porsche Chayenne etc. waren hier massenhaft vertreten. Aber auch alte Wolgas und Dacias waren zu sehen. Beim Überqueren des Nevskij-Prospekts hielten 2 Motorräder an und Vladimir, der uns am Vortag auf Schleichwegen durch die Stadt lotste, begrüßte uns freudig. Nach einem kurzen Plausch mitten auf der Straße verabschiedeten wir uns von ihm und setzten unseren Weg fort.

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Obwohl die weißen Nächte Mitte bis Ende Juni beginnen, setzte erst gegen 23.00 h die Dämmerung ein und auch nachts war immer noch ein heller Streifen am Horizont zu sehen. Das nachstehenden Foto wurde abends um 23.12 h bzw. gegen 24.00 h aufgenommen.

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Auf dem Schloßplatz, vor dem Winterpalast, kamen zwei junge Russinnen in Uniform auf mich zu. Ihr Angebot, sich gegen einen kleinen Obulus mit mir ablichten zu lassen, konnte ich nicht ausschlagen!

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Der Schloßplatz mit der Alexandersäule ist schon riesig und wahnsinnig weitläufig und beeindruckend.

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Einen Besuch des Winterpalastes und der Eremitage, eines der größten und bedeutendsten heutigen Kunstmuseen der Welt, ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Neben den Exponaten waren ebenso die prachtvollen Säle wahnsinnig beeindruckend. Ein asiatisches Ehepaar war von den Eindrücken scheinbar so "erschlagen" und müde, dass sie ein kleines Nickerchen in der Eremitage einlegten.

 

Weiter ging es von hier aus zur Peter-und-Paul-Festung auf der Haseninsel. Die Festungsanlage bildet den Ursprung und das historische Zentrum St. Petersburgs.

 

Später standen dann u. a. noch die Moschee und die Aurora, ein Kriegsschiff der  kaiserlich russischen Marine und Symbol der Oktoberrevolution von 1917 auf dem Programm, bevor wir wieder auf die andere Seite der Neva wechselten. Die Aurora war nicht nur bei den vielen Schulabgängern ein beliebtes Fotomotiv!

An der Auferstehungskirche vorbei gelangten wir wieder zum Nevskij-Prospekt. Auch die Isaakskathedrale durfte bei unserem Sightseeing-Programm natürlich nicht fehlen.

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kleine Diashow von der Aurora:

 

Die ganze Zeit fragten wir uns, wo die St. Petersburger, die sich die Preise in den überwiegend noblen Geschäften des Nevskij-Prospektes nicht leisten können, eigentlich einkaufen. Ursprünglich auf dem Weg zur Post entdeckten wir gar nicht so weit von der Prachtstrasse entfernt in einigen Hinterhöfen einen großen Markt - den Apraksin Dvor. Natürlich wurden wir angesprochen und gefragt, was wir suchen und ob man uns helfen könnte. Roman wollte als Souvenir für seine Söhne Fußball-Trikots kaufen. Ein "Schleuser" übermittelte uns an einen Kollegen, der uns durch ein Wirrwar von Gassen in einen Kellerladen führte. Dort wurde Roman fündig und musste den Kaufpreis nicht etwa an die Verkäufer, sondern an den "Schleuser" zahlen. Auch einen Laden mit Motorrad-Teilen fanden wir in dem Wirrwar.

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An dem Wochenende war Stadtfest in Piter. Jedes Jahr zum 27. Mai wird die Gründung von St. Petersburg gefeiert - wir erlebten den 308. Geburtstag live mit. Den Nevskij-Prospekt hatten sie komplett für Fahrzeuge gesperrt und Menschenmassen flanierten über die Prachtstraße. Überall wurden die Menschen mit Musik und sonstigen Darbietungen unterhalten. Für die Sicherheit sorgte neben der Polizei auch das Militär. Scheinbar hatten diese aber nichts zu tun. So eine friedliche Stimmung bei solchen Menschenmassen hatte ich bisher selten erlebt. Die ganzen Tage in St. Petersburg hatte ich keinen Augenblick das Gefühl von Unsicherheit oder gar Bedrohung! Wir ließen uns von der ausgelassenen Stimmung anstecken und fanden erst spät in der Nacht den Weg ins Hotel.

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St. Petersburg - Finnland

So. 27.05.2012

 

 

Leider hieß es schon wieder Abschied nehmen von St. Petersburg. Scheinbar waren die meisten St. Petersburger noch etwas müde von der Geburtstagsfeier der Stadt. Zumindest präsentierten sich die Prospekte an diesem Morgen mit relativ wenig Verkehr. Je weiter wir aus Piter rauskamen, umso schlechter wurden die Straßen.

Wir folgten der parallel zur M10 verlaufenden A125 in nordwestlicher Richtung. Bei Vyborg wechselten wir dann auf die M10 bis zur finnischen Grenze. Auch an diesem Tage blieben wir von russischen Verkehrskontrollen weitestgehend verschont. Lediglich 2 Kontrollen bekamen wir zu Gesicht. Bei der Ersten wurden wir sogleich durchgewunken. Bei der Zweiten mussten wir anhalten und wurden nach unseren Reisepässen gefragt. Doch bevor wir diese aus unseren Taschen gezogen hatten, durften wir schon wieder weiterfahren. Die teilweise in diversen Foren beschriebenen schikanösen Kontrollen mit Abzocke können wir nach unserer Erfahrung in keinster Weise bestätigen.

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An der Grenze angekommen waren die Grenzformalitäten auf der russischen Seite ruck-zuck erledigt. Irgendeine "Kalinka" versah jeden der zahlreichen Stempel unserer Zollerklärung mit einem Kontrollstempel und nach nicht einmal 10 Minuten fuhren wir durchs Niemandland zu der finnischen Grenzabfertigung. Die Finnen ließen sich wesentlich mehr Zeit mit der Abfertigung. Aus der Warteschlange wurden per Ampelschaltung immer 5 Fahrzeuge bis zur Schranke vorgelassen. Dort angekommen, mussten die Fahrzeuge verlassen werden und eine Polonaise begab sich ins Zollgebäude. In einem erhöhten "Kiosk" saßen dann die Grenzbeamten und verglichen gaaanz streng die Fotos der Reisepässe mit der Wirklichkeit. Scheinbar bestand hier bei uns kein allzu großer Unterschied - mit einem kurzen Nicken des Grenzbeamten konnten wir unseren Weg fortsetzen. Durch den Hinterausgang ging es wieder zu den Fahrzeugen, die Schranke öffnete sich und wir waren drin - in Finnland.

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Finnland präsentierte sich mit viel Wald, geraden Straßen, wenig Verkehr und unverschämten Preisen - nicht nur für alkoholische Getränke!. Eine 0,33l Dose Cola an der Tankstelle schlug beispielsweise mit sagenhaften 3,50 EUR - in Worten: Drei Euro und fünfig Cent - zu Buche. Gut, dass wir uns in St. Petersburg noch mit dem leckeren und preiswerten "Baltika-Bier" eingedeckt hatten!

Vor Helsinki - in Porvoo - suchten wir uns ein Quartier und ließen den Tag ausklingen.

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Helsinki & Fähre nach Stockholm

Mo. 28.05.2012

 

 

Bis nach Helsinki waren es nur noch wenige km. Dort angekommen fuhren wir zunächst zum Fährhafen. Die Zeit bis zum Einchecken verbrachten wir im Hafenviertel. An einem Marktstand entdeckte Roman ein witziges T-Shirt. Vom Baltikum und von St. Petersburg waren wir gewohnt, um den Preis zu feilschen. Das T-Shirt war mit 12 EUR ausgezeichnet und wir starteten einen Versuchsballon mit "I give you eight Euro for this Shirt!". Von dem etwas kleineren, etwas fülligeren, etwas stark blondierten Standbetreiber alá D.J. Bobo bekamen wir die äußerst unfreundliche Antwort: "Why you give me eight ??? - My Price is twelve!!!!" Sprach er und drehte uns seine ebenfalls etwas fülligere Rückseite zu.

Bis zum Einchecken auf der Silja Serenade hatten wir noch etwas Zeit und so schauten wir uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten der finnischen Hauptstadt an - darunter natürlich den unmittelbar beim Hafen am Senatsplatz befindlichen Dom sowie die Uspenski-Kathedrale, die größte orthodoxe Kirche in Westeuropa.

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Nachdem die "Silja Serenade" freigegeben wurde und ihr Bauch sich öffnete ging das Einchecken schnell und problemlos vonstatten. Ebenso schnell hatten wir unsere Kabine bezogen und machten uns zu einem Erkundungsgang auf. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Helsinki wurden wir noch einige Zeit von gut motorisierten Schlauchbooten des finnischen Zolls begleitet, die unsere Fähre zum Üben von Anlegemanövern in Fahrt benutzten.

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Glücklicherweise hatten wir bereits im Vorfeld die Verpflegung auf der Silja Serenade mitgebucht. Was dort zum Abendbuffet aufgetischt wurde, war schon äußerst beeindruckend und alleine das Probieren einiger Delikatessen geriet bereits zur Völlerei.

Nach einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang über die ganze Fähre begaben wir uns schließlich zur Ruhe.

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Stockholm - Kisa

Di. 29.05.2012

 

 

Nach dem leckeren und reichhaltigen Frühstück bestaunten wir von Deck aus, wie die Fähre sich zwischen den vielen kleinen Inseln vor Stockholm durchschob. Es dauerte eine ganze Weile bis wir anlegten und der Bauch der Silja Serenade sich schließlich öffnete. Da wir in Helsinki zuerst in das unterste Deck einfahren durften, mussten wir bei der Ausfahrt leider bis zum Schluß warten.

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In Schweden fanden wir die Strecke wieder ansprechender - die teils kleinen und kurvigen Straßen waren schon eher nach unserem Geschmack. Viele Straßen schlängeln sich um die zahlreichen Gewässer. Nach Skanssundet gelangten wir über die gleichnamige Straße. Hier mussten wir 20 Minuten auf die Abfahrt der Fähre warten - dafür war die Benutzung dieser zur Abwechslung aber kostenfrei! Nach ca. 400 Meter Überfahrt konnten wir die Fähre wieder verlassen. Weiter schlängelte sich die Straße in Richtung Südwesten.

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Auf der weiteren Strecke bekamen wir sogar Elche zu Gesicht! Schließlich erreichten wir Kisa und hielten hier Ausschau nach einer Herberge für die Nacht.

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Kisa - Kopenhagen

Mi. 30.05.2012

 

 

Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück zog es uns weiter in den Südwesten von Schweden. Die Landschaft wurde flacher und riesige Felder säumten die Straßen.

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Schon vor Malmö erblickten wir die riesige Öresundbrücke. Es dauerte dann aber doch noch eine ganze Weile, bis wir die östliche Rampe erreichten. Die weltweit längste Schrägseilbrücke für Straßen- und Eisenbahnverkehr kann durchaus als weiteres Weltwunder angesehen werden. Die östliche Rampe führt über ca. 4 km auf die eigentliche Öresundbrücke, die nach etwa 1 km in die ca. 3 km lange westliche Rampe übergeht. Diese endet auf der künstlich aufgeschütteten Insel "Peberholm". Von hier aus geht es durch einen ca. 4 km langen Unterwassertunnel nach Kopenhagen. Um die Anflugschneise des Kopenhagener Flughafens nicht zu beeinträchtigen, war der Tunnel erforderlich. Leider gab es keinen "Aussichtspunkt" um in Ruhe Fotos von der beeindruckenden Brücke machen zu können. Also musste der Standstreifen hierzu herhalten.

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Kaum waren wir in Dänemark wurde das Wetter schlechter und bei der Fahrt durch Kopenhagen begann es zu tröpfeln. Vom Erscheinungsbild her erinnerte Kopenhagen mich sehr an niederländische Städte - nicht nur durch den Baustil der Häuser und die vielen Fietsen (Fahrräder).

Einige km außerhalb von Kopenhagen in Greve-Strand buchten wir uns wieder in einem Hotel ein. Dem Hotel angeschlossen war ein Steakhouse mit Bistro. So kurz vor Abschluss der Reise wollten wir uns was Gutes tun und dachten dabei zunächst mal an ein großes saftiges Steak. Allerdings verschlug der auf der Speisekarte dafür vorgesehene Preis uns glatt die Sprache. Umgerechnet sollten wir dafür happige 37 Euro bezahlen - pro Steak natürlich! Das überstieg dann doch unser Budget und so gönnten wir uns einen "preiswerten" Burger, der "nur" mit 15 Euro zu Buche schlug. Wir fragten uns, ob die Menschen in Skandinavien wirklich so viel mehr Lohn kassieren, dass sie sich diese Preise leisten können.

Auf diesen Schreck hin, machten wir uns über die letzen beiden Flaschen des leckeren russischen Baltika-Bieres her. Ein kleiner Spaziergang an den nur wenige Meter entfernten Strand rundete diesen Abend ab.

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von Kopenhagen über Hamburg nach Hause

Do. 31.05.2012 u. Fr. 01.06.2012

 

 

Dunkle Regenwolken und auch ein paar Tropfen begrüßten uns am Morgen. Zunächst fuhren wir auf der Landstraße weiter Richtung Süden. Doch schon bald regten uns die vielen Ampeln und die schnurgerade Streckenführung auf. "Dann können wir auch die Autobahn nehmen!" waren Roman und ich uns schnell einig. Die E47 führte uns dann ohne nervige Ampeln zügig nach Rodby zur Fähre nach Puttgarden. Ein letztes Mal auf dieser Tour die Motorräder im Bauch einer Fähre verzurren und schon verließen wir Dänemark.

Auf Fehmarn in Deutschland angekommen, wurden die Wolken immer dunkler. So schauten wir, dass wir schnell nach Hamburg zu unserer letzten Station der Tour kamen. Unmittelbar am Rande der Altstadt bezogen wir Quartier. Kaum hatten wir die Motorräder in der Tiefgarage geparkt, öffneten sich die Wolken und es regnete was das Zeug hielt. Das hielt uns natürlich nicht davon ab, nach der Stärkung durch ein saftiges Steak (wesentlich preiswerter als in Dänemark!), einen Reeperbahnbummel zu unternehmen. In der kurzen Zeit hier in Hamburg sahen wir mehr Obdachlose wie auf der ganzen übrigen Tour.

Nach einem letzten ausgiebigen Frühstück machten wir uns dann auf den Heimweg. Der Regen hatte zwar aufgehört aber dunkle Wolken zogen immer noch am Himmel vorbei. Also erst mal auf die Regenkombi verzichtet und los. Kurz vor Hannover auf dem Rastplatz Allertal verabschiedete ich mich von Roman. Die ein und andere Schauer begleitete mich die restlichen Kilometer. Erst im Rheintal angekommen wurde es etwas besser. Von der Autobahn hatte ich genug und so fuhr ich die letzte Strecke durch das Ahrtal und am Nürburgring vorbei auf Landstraßen nach Hause.

 

 

 


 

persönliches Fazit

  • die Tour "lebte" mehr von den Städten als durch wirklich anspruchsvolle Strecken
  • viele Straßen waren wie mit der Schnur gezogen
  • auch die Schotterstrecken waren in sehr gutem Zustand und oftmals ebenfalls schnurgerade
  • mit englischen Sprachkenntnissen ist die Tour sehr gut durchführbar - selbst in St. Petersburg kommt man bestens damit zurecht
  • obwohl sicherlich einige Menschen im Baltikum der russischen Sprache mächtig sind, bevorzugen sie scheinbar lieber die englische Sprache. Hier zeigen sich noch einige Schatten der Vergangenheit
  • wahnsinnig beeindruckend fand ich St. Petersburg - gespickt mit Sehenswürdigkeiten von denen wir in der Kürze der Zeit nur einen Bruchteil besichtigen konnten
  • ebenso wahnsinnig fand ich Skandinavien - hauptsächlich von den Preisen her
  • die Einreise nach Russland war problemlos - zumindest nachdem ich das Formular auch in deutscher Sprache erhielt
  • von den teilweise anderweitig berichteten schikanösen Verkehrskontrollen in Russland war weit und breit nichts zu sehen
  • die kostenfreien OSM-Karten boten auch in Russland eine sehr gute Hilfe - selbst kleinste Feldwege waren verzeichnet

 

 

Rumänien 2008

Hier der Bericht meiner 2008er Motorradtour durch Rumänien - ein beeindruckendes Land, sowohl landschaftlich als auch von der gastfreundlichen und hilfsbereiten Bevölkerung.

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 Die Strecke

 

 

 

 


Die Planung

 

Unser Moselbikers - Mitglied Flo, schlug 2007 vor, mit einigen Motorrädern seine Heimatstadt Wien zu besuchen.Bei einemBlick auf eine Übersichtskarte sprangen mir sogleich die Ost- und Südkarpaten sowie das Schwarze Meer ins Auge - Rumänien!

Leider wurde nichts aus der "Forums-Tour" nach Wien. Jedoch hatte sich in meinem Kopf Rumänien festgesetzt und so begann ich mit der Planung für eine Tour durch die rumänischen Karpaten bis ans Schwarze Meer.

In Pati und Andy fand ich 2 "Mitstreiter", die sich an der Tour beteiligen wollten.

 

Durch Flo brachten wir in Erfahrung, dass der Autoreisezug der ÖBB recht günstig ist und so buchten wir per Internet die Fahrt von Düsseldorf nach Wien bei der ÖBB. Bei einem Preis von insgesamt 169,00 EUR pro Person und Motorrad für die Hin- und Rückfahrt im 6er Liegewagen war sofort klar, dass wir diese "Anfahrtsstrecke" nicht im Sattel der Motorräder absolvieren wollten.

Ausgehend von Tagesetappen von ca. 300 km plante ich anhand der Karten und meiner Navi-Software die Tour von Wien aus durch die Slowakische Republik, Ungarn und Rumänien. Für unvorhergesehene Fälle (Tagesetappe wg. schlechter Straßen nicht erreichbar, Badetag am Schwarzen Meer etc.) schlug ich dann ein paar Tage drauf. Bedingt durch den Fahrplan der ÖBB sollte dann die Tour am 31.08. mit der Fahrt von Düsseldorf nach Wien beginnen und am 18.09. wollten wir wieder in Wien den Zug besteigen um nach Düsseldorf zurück zu fahren.

 

Allgemeine Info-Seiten im Internet:

www.karpatenwilli.com

www.rumaenien-tourismus.de

Auswärtiges Amt

 

Reiseberichte:

www.bikerdream.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.aufspur.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien - im Januar!!!

www.elisabeth-tom.ch - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.g-rider.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.fritz69.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.im-osten-was-neues.de.tl - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.land-streicher.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.dunehoppers.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.geo-reisecommunity.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

 

Sprachführer:

Kauderwelsch Band 52, Rumänisch - Wort für Wort, Reise Know-How Verlag, Bielefeld, ISBN-13: 978-3-89416-535-2

 

Kartenmaterial:

Autokarte Rumänien-Moldau, 1:650.000, Marco-Polo, ISBN-13: 9783829730310

Motorradkarte Rumänien, 1:600.000, Kartographie und Verlag Huber, ISBN-10: 3-9808364-7-9

 


 

Start mit Hindernissen

 

Auch bei dieser Tour sollte mal wieder nicht alles so glatt gehen wie urprünglich vorgesehen!

Nach Plan wollten wir am 31.08. zu Dritt – Pati, Andy und ich – Richtung Rumänien starten.

Pati hatte allerdings zwischenzeitlich einen Job gefunden und bekam für die Tour keinen Urlaub. Die nächste Hiobsbotschaft erreichte mich am Abfahrtstag morgens. Andy teilte mit, dass er zu seinem großen Bedauern nicht mitfahren könne, da seine Mutter erkrankt sei und er sich drum kümmern müsse.

 

So machte ich mich dann alleine auf den Weg. Um 15.00 h startete ich von Schweich aus nach Düsseldorf zum Terminal der ÖBB-Autoreisezug.

 

Schon unmittelbar nach der Ankunft um 17:40 Uhr konnte ich „einchecken“ und bis zur Haltelinie 1 vorfahren. Dort allerdings begann das Warten. Etwas später trafen zwei Biker aus dem niederländischen Groningen ein, die von Wien aus zum Balaton fahren wollten.

 

Pünktlich wurden dann die Schranken geöffnet und ich konnte mein Motorrad verladen und auch gleich das Abteil beziehen. Von Düsseldorf bis Köln hatte ich das ganze Abteil für mich alleine. In Köln stiegen dann Diana – eine hübsche junge Wienerin – und ein Kölner hinzu. Wir haben dann noch ein wenig gequatscht, die Kojen aufgeteilt und uns in die Horizontale begeben. So richtig viel Platz ist nicht in den Kojen, aber mit der Zeit bekommt man die entsprechende „Falt-Technik“ schon hin. Nach ein paar Stunden Schlaf war dann allerdings eher „dahindösen“ angesagt. Kurz nach 8:00 Uhr gab es Frühstück – 1 Becher heißen Kaffee und zwei Semmel mit Butter und Marmelade. Um 9:15 Uhr kamen wir dann am Bahnhof Wien/West an. Die Fahrzeuge konnten schon bald entladen werden und um 9:50 Uhr startete die erste Etappe von Wien aus.

 


01.09.2008 Wien – Budapest.

 
 

Auf der B9 führte die Strecke aus Wien raus entlang der Donau nach Bratislava und von dort weiter über die gut ausgebaute E575 Richtung Osten. Die Donau zu Gesicht bekam ich erst in Bratislava. Es herrschte wenig Verkehr und nur ab und zu kam ein Motorrad entgegen. Entlang der Straße reihten sich riesige Getreide- und Sonnenblumenfelder aneinander.

In Esztergom ging es über eine schmale Brücke über die Donau nach Ungarn. Und sogleich wurde die Landschaft etwas hügeliger und die ersten „richtigen“ Kurven ließen nicht mehr lange auf sich warten. Nur der Belag der Straße wurde schlechter – fast so wie bei uns zuhause!

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Die Freude über die kurvige Strecke währte allerdings nicht lange und schon wieder wurde die Landschaft flach wie eine Flunder. Bei wenig Verkehr kam ich recht zügig voran. Sobald Budapest erreicht ist, wird’s allerdings zäh. Lange Autoschlangen quälen sich stadteinwärts. Die V-Strom mit Seitenkoffern ist leider zu breit, um sich immer durchzuschlängeln. Aber auch hier genießt man als Motorradfahrer einen gewissen „Bonus“ und einige Autofahrer machen bereitwillig Platz. So langsam fand ich es an der Zeit, nach einem Nachtquartier Ausschau zu halten – eigentlich mehr noch nach einer Dusche. Die Sonne knallte den ganzen Tag erbarmungslos und auch die aufsteigende Motorhitze im Stop-and-go-Verkehr trugen dazu bei, dass reichlich Schweiß floß. Navi´s sind schon praktische Geräte! Die Anfrage bei Frau Garmin ergab, dass sich gar nicht weit von meinem Haltepunkt – dem Millenium Memorial mit dem Museum of fine arts – ein Ibis-Hotel befindet. Meine V-Strom stellte ich in der hoteleigenen Garage unter. Also Zimmer bezogen, raus aus den verschwitzten Klamotten, ab unter die Dusche und schon fühlte ich mich erheblich besser. Zu Fuß machte ich mich auf, die Stadt zu erkunden.

In einem Cafe nahe der Donau lernte ich Sandra und Kristina kennen – 2 ungarische Lehrerinnen aus Sopron, die 3 Tage lang Budapest besichtigen wollten. Der sich dann ergebende kleine Ungarisch-Sprachkurs gestaltete sich äußerst lustig und kurzweilig.

 

 


 

02.09.2008 Von Budapest durch Ungarn nach Rumänien in die Maramuresch

 

Budapest – Certeze (60 km hinter Satu Mare)

 

Nach einem sehr guten Frühstücksbuffet im Ibis-Hotel startete ich um 8:45 zur Tagesetappe. Aus Budapest raus war der Verkehr mal wieder zähfließend – aber das ist nun mal das verkehrstechnische Schicksal von Metropolen!

Weiter ging es Richtung Osten. Streckenmäßig nichts besonderes – weiterhin eine Ebene so flach wie ein Teller. Links und rechts nur Felder – Getreide und Sonnblumen – so weit das Auge reicht. Nach einiger Zeit dann die ersten Weinreben. Nur fern am nördlichen Horizont sind ein paar „Hügel“ durch den Dunst der Hitze zu sehen.


Von der B3 geht es irgendwo ab nach Mezõkeresztes. Jedenfalls zeigt mein Navi dies so an – auch wenn kein Schild zu sehen ist. Die „Straße“ ist dann auch mehr ein Ackerweg – anfangs noch mit Betonplatten und nach ca. 3 km dann ein Feldweg mit tief ausgefahrenen Spuren.

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Da ist sie nun also – die erste off-road-Einlage! Die Piste wurde immer schlechter. Es gab noch nicht einmal die Möglichkeit, das Mopped abzustellen um ein paar Bilder zu machen. Wider Erwarten führte diese „Straße“ nach weiteren ca. 6 km zu einem Ort und zu geteerten Straßen. Über kleine schmale Straßen mit kaum Verkehr führte es mich immer weiter Richtung Osten. Erst auf der B36 durfte ich mal einige Fahrzeuge überholen. Die Landschaft war immer noch weitestgehend so flach wie eine Flunder. Auf der gut ausgebauten B36 konnte ich dann etwas mehr am Gasgriff drehen und kam zügig voran. Abgesehen von kleineren Pausen zum Tanken – sowohl Mopped als auch Fahrer – war ich durch das gute Frühstück so gestärkt, dass ich keine Mittagspause einlegte – zudem fanden sich auch keine geeigneten Stellen um die Kaffeemaschine anzuwerfen. Ruck zuck war ich auf einmal an der rumänischen Grenze. Die Zollbeamten waren sehr freundlich – aber meinen Ausweis musste ich trotzdem vorzeigen. Unmittelbar hinter der Grenze dann die ersten Pferdefuhrwerke: Alleine auf dem kurzen Stück bis nach Satu Mare sicherlich ca. 20 Stück in einer Reihe aufgereiht wie eine Perlenkette– die meisten mit Holz beladen.

Um 15:00 Uhr kam ich bereits in Satu Mare an. Bei einer Pause mit kühlenden Getränken fasste ich den Beschluss, noch ein paar km unter die Räder zu nehmen. Über die DN19 ging es weiter östlich. Schon kurz hinter Satu Mare stand auf freier Strecke ein Polizeiwagen auf der Straße – rechts im Graben waren ein Pferdefuhrwagen und ein verbeultes Auto zu sehen. Bei Orasu Nou macht die DN19 einen Knick und führt in nördlicher Richtung an die ukrainische Grenze. Der Straßenbelag wurde schlechter – vor allem in den Kurven gab es einige Asphaltverwerfungen. Auch bei Bahnübergängen holperten LKW´s derart darüber, dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, sie würden umkippen.

Links und rechts der Straße befanden sich große Wälder und es ging kurvig bergan.


Kurz hinter Certeze suchte ich mir ein Quartier für die Nacht und stärkte meinen nun doch etwas hungrigen Magen mit einer guten und reichlichen Mahlzeit: Pommes frites, Salat, Hähnchensteak, 2 Bier (0,5l Tuborg) und Espresso für 30 Lei (ca. 8,50 EUR) inkl. Trinkgeld.

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03.09.2008 Durch die Maramuresch zu den Moldau-Klöstern in Süd-Bukowina

 

Certeze – Suceava

Auch in dieser Pension war das reichliche und leckere Frühstück nicht zu verachten und so konnte ich gestärkt den Tag beginnen. Schon nach einer halben Stunde erreichte ich Sapanta – den Ort mit dem berühmten lustigen Friedhof.


Von der Hauptstrasse geht ein ausgeschilderter Weg rechts ab. Zu jedem Verstorbenen ist in bunten Farben ein Bild und ein paar Zeilen über das Leben und den Tod des oder derBetreffenden auf einem Holzkreuz zu sehen.

Entlang der unkrainischen Grenze führt die DN18 durch die hügelige Maramures. Ab Sighetu Marmatiei kann man die DN18 durchaus als Stoßdämpfer-Teststrecke bezeichnen. Heftige Asphaltverwerfungen und riesige Schlaglöcher erforderten teilweise einen regelrechten Zick-Zack-Kurs.

In Borsa legte ich um die Mittagszeit eine Pause ein und schaute mir das quirlige Treiben von einem Straßencafé aus an. Die Weihnachtsbeleuchtung an den Straßenlaternen war noch montiert. Anscheinend bleibt diese hier das ganze Jahr über hängen.

Im Straßencafé trat ein kleiner Junge an meinen Tisch und ich dachte schon, dass er mich anbetteln wollte. Aber er zeigte mir nur stolz seine Armbanduhr. Als ich ein Foto davon machte und es ihm auf dem Display der Digitalkamera zeigte, strahlte er über das ganze Gesicht.

Gleich hinter Borsa ging es auf den Prislop-Pass (1.416m). Hier traf ich einen Hessen, der mit dem Wohnmobil unterwegs war und sich tierisch über die Umweltverschmutzung aufregte. In der Tat war wie bei den meisten Parkplätzen auch hier jede Menge Müll über den Platz verstreut. Als ob der Besitzer der Cabana dies gehört hätte, sammelte er den Müll ein – natürlich nur vor seiner Cabana.

010 Auf einem Hügel war ein orthodoxer Priester mit dem Bau einer großen Kirche beschäftigt. Überhaupt wurden in fast allen Teilen Rumäniens unheimlich viele neue orthodoxe Kirchen gebaut.

 

Durch bewaldete Landschaft führte die DN18 weiter Richtung Osten. Bei Mestecanis folgte ich der DN17 bis Campulung und zu den Moldau-Klöstern. Eine schöne Strecke mit gutem Straßenbelag und vielen Kurven führte über eine Hügelkette zu Moldovita.

 

Die Moldauklöster mit ihren auch außen aufgebrachten Malereien waren sehr beeindruckend. Die Bemalungen sind seinerzeit aus der Not entstanden. Damals konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben und so wurde die Bibel als Bilderbuch auf den Kirchenmauern den Gläubigen vermittelt.

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Über Sucevita und Radauti fuhr ich weiter nach Suceava.

Hier war es wieder an der Zeit, nach einer Bleibe für die Nacht Ausschau zu halten. Fündig wurde ich in dem Hotel/Pension Polaris am Stadtrand.

An der Rezeption musste die Verständigung in Englisch erfolgen. Später nahm ich dann im Restaurant Platz und sogleich kam die nette Dame von der Rezeption an meinen Tisch und sagte, dass sie eine Kraft in der Küche beschäftigt hätten, die Deutsch sprechen würde und gleich an meinen Tisch käme. Wenige Minuten später erschien dann eine nette Dame, setzte sich zu mir an den Tisch und übersetzte die Speisekarte. Sie hatte ca. 3 Jahre bei Ingolstadt gearbeitet und sprach sehr gut Deutsch.

Insgesamt erlebte ich die Menschen in Rumänien äußerst freundlich und hilfsbereit und wünschte mir, einige der „Bedenkenträger“ die Rumänien in den düstersten Farben malten (du wirst ausgeraubt und bestohlen! – du wirst ohne Motorrad zurückkehren! etc.) könnten die Gastfreundschaft live erleben!

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04.09.2008 Von der Moldau durch die Ostkarpaten in die Südkarpaten

 

Suceava - Brasov

 

Von Suceava aus folgte ich der gut ausgebauten DN2 Richtung Süden. Nach ca. 60 km bog ich auf die DN15b ab, die mich in die Ostkarpaten führte.

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Die Umrundung der östlichen Seite des Izvoru Muntelui – Stausees bot schöne Ausblicke auf die dahinterliegenden Gipfel der Ostkarpaten. Auf der DN13b und später der DN12 ging es weiter über die Höhen und durch die Schluchten dieses Karpatenteils.

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Gegen Abend erreichte ich Brasov (Kronstadt). Die Zimmersuche gestaltete sich etwas schwierig und erst nach gut einer halben Stunde kam ich in einer Pension direkt am Rande der Altstadt unter. In Brasov fand ein Pop-Konzert statt und im Zentrum bei der historischen Altstadt waren eine große Bühnesowie Zuschauertribünen aufgebaut. Der Zutritt war bewacht und nur mit Eintrittskarte möglich. Aber von einer Stelle aus konnte man einen Blick auf die Bühne erhaschen. Nachdem ich mir etwas die Altstadt angesehen hatte, nahm ich in einem gemütlichen schottischen Pub einen (oder auch 2) Schlummertrank zu mir.

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05.09.2008 – Von den Südkarpaten in die Ebene

 

Brasov – Bucau

 

 

Vom Gebirge (Südkarpaten) in die Ebene – so könnte man die Tagesetappe beschreiben. Unglaublich abwechslungsreich – sowohl was die Landschaft, als auch den Fahrbahnbelag betraf.


003  Von Brasov aus ging es zunächst einmal nach Poina Brasov – einem ca. 20 km entfernten Wintersportort. In einer wunderschönen Holzkirche platzte ich in die Zeremonie eines orthodoxen Gottesdienstes. Beeindruckend mit welcher Gläubigkeit dieser zelebriert wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf einer kurvigen Straße ging es weiter nach Bran. Ein Besuch des Dracula-Schlosses durfte natürlich nicht fehlen, auch wenn der alte Vlad Draculea niemals in diesem Schloss verweilte! Auch floss bei der Besichtigung kein einziger Tropfen Blut.

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Weiter führte die Strecke auf durchweg gutem Straßenbelag durch das Gebirge mit phantastischen Aussichten. Doch sobald sich die Richtung wieder nach Osten wandte, begann erneut eine der zahlreichen „Holper-Strecken“ mit Asphaltverwerfungen, tiefen Spurrillen und vielen kleinen und auch großen Schlaglöchern.

 

Einige Zigeuner-Dörfer säumten den Weg. Auch hier waren die Menschen eher zurückhaltend und scheu als aufdringlich.

Überall an den Straßen wurden die Erzeugnisse zum Kauf angeboten. Richtung Ploiesti und Buzau war die Landschaft dann wieder flach wie eine Flunder. In der Nähe von Târgoviste wurde nach Erdgas gebohrt. Riesige Getreidefelder wechselten sich mit Apfel-Baum-Plantagen ab. Kilometerlang führte die Straße schnurgerade nach Osten. An den Rastplätzen sah man vielfach armselige, herrenlose Hunde, die sich wohl von den Abfällen dort ernährten und einen mit traurigem Blick ansahen.

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In Buzau suchte ich mir für die Nacht wieder eine Bleibe. Am östlichen Stadtrand wurde ich fündig. In dem zur Pension gehörenden Restaurant aß ich zu Abend. Auf einmal wurde die eigentlich ziemlich leere Bude gefüllt. Ein Reisebus brachte eine recht illustre Gesellschaft. Besonders krass empfand ich den optischen Gegensatz zwischen einem jungen orthodoxen Priester, der eine ebenso junge, hübsche Dame in Stöckelschuhen, knallengen Jeans und auch sonst modisch aufreizender Kleidung am Arm führte. Ein Zigeuner-Trio spielte bei Live-Musik zum Tanz auf und eine Oma im schwarzen Kostüm und mit Kopftuch legte unter großem Beifall ein Solo-Tänzchen aufs Parkett.

 

Einige Zeit später kamen ein paar Enduro-Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes hereingestiefelt, die sich später auch zum Abendessen in dem Saal niederließen. Nach einer Weile brachte der Ober mir eine neue Flasche Bier mit den besten Grüßen der Enduristen. Natürlich wollte ich mich bei den edlen Spendern bedanken, ging mit dem Bier zu deren Tisch und begann mit meinen rudimentären Rumänisch-Sprach-Kenntnissen. „Du kannst ruhig Deutsch sprechen – wir verstehen Dich!“ kam sogleich die Aufforderung. Detlef, ein gebürtiger Rumäne aus Hermannstadt (Sibiu), der schon seit 1979 in Kassel wohnt, war mit einer ganzen Gruppe rumänischer Freunde auf Enduro-Maschinen (KTM, Honda, Husqvarna) off-road unterwegs von Sibiu ans Schwarze Meer. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch. Leider hatten sie bei ihrem off-road-Trip schon die ersten Ausfälle in Form von Motorschaden, Rippenbruch und genähter Fleischwunde zu verzeichnen. Aber sie waren hart im nehmen – trotz Rippenbruch war Detlef weiterhin auf dem Motorrad unterwegs und Adrian schaffte sein Motorrad nach Hause und übernahm mit frisch genähter Fleischwunde das Versorgungsfahrzeug. So mancher Tipp wurde mir mit auf den Weg gegeben und die Zeit verging bei einem weiteren Krug Wein wie im Fluge. Im Verlaufe des Abends stellte sich heraus, dass am Samstag, den 13.09.2008 in Hermannstadt (Sibiu) mit einem Prolog mitten in der Stadt die berühmte Red-Bull-Romaniacs – die härteste Enduro-Rallye der Welt – startet. Der Motorradclub „Crazybike“ dem die Enduristen angehören, sei in die Organisation der Veranstaltung eingebunden und ich müsse unbedingt dort hin kommen. Da Sibiu ohnehin noch – allerdings nach Plan ein paar Tage früher - auf meiner weiteren geplanten Tour liegt und ich ein paar „Ruhetage“ zur Verfügung habe und ich mir das Spektakel ganz gerne anschauen möchte, bin ich mal gespannt ob das verabschiedende „la revedere“ (auf wiedersehen) dann auch wörtlich genommen werden kann.

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Zum Abschied meinte Detlef: „Hier in Rumänien ist es wichtig, dass Du fluchen und schimpfen kannst – Ich bringe Dir noch schnell ein paar Schimpfwörter bei!“ Doch da hatten sie offenbar meinen Kauderwelsch-Sprachführer unterschätzt – der widmet diesem wohl wichtigen Thema nämlich mehrere Seiten. Als ich diese aufschlug und zum Besten gab, brach die ganze Gruppe in heftiges Gelächter aus und hielt sich den Bauch vor Lachen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht traten Detlef die Tränen in die Augen. Ich weiß bis heute noch nicht, ob dies vom Lachen oder den Schmerzen von der gebrochenen Rippe herrührte. Die sinngemäße Übersetzung des „ultimativen“ Fluches "Du-te în pizda ma-tii" fällt mit „Scher Dich zum Teufel!“ eigentlich ja recht human aus. Auf die drastische wörtliche Übersetzung möchte ich an dieser Stelle aber dann doch verzichten – Zensur!!!

 


06.09.2008 – Dobrudscha – Donaudelta – Schwarzes Meer

 

Buzau – Eforie-Nord

 

Morgens beim Frühstück konnte ich schon einige der Enduro-Fahrer mit einem munteren „buna diminiasza“ begrüßen. Adrian, der ja das Versorgungsfahrzeug übernommen hatte, kam etwas später und setzte sich zu mir an den Frühstückstisch. Wie es denn bei mir weiterginge, fragte er. Tulcea, Donaudelta, Constanta, standen für diesen Tag in meiner Planung. Am schwarzen Meer wollte ich mir dann einen Tag Badeurlaub gönnen.

Falls ich keinen Wert auf Plattenbau-Hotels und Touristen-Rummel legen würde, empfahl Adrian mir Vama Veche, den letzten Ort an der rumänischen Scharzmeer-Küste vor der bulgarischen Grenze: „Da ist es Hipp! Viele Künstler, viele junge Leute, einige Hippies, viel Party! Nur kleine Pensionen und Privatzimmer! Kein Massentourismus und keine großen Hotel-Klötze!“ Das ist doch ganz nach meinem Geschmack!

Auch für die weitere Fahrt gab er mir noch einige wertvolle und nützliche Tipps:

Bukarest könne ich mir eigentlich sparen – ein großer schmutziger Moloch mit einem wahnsinnigen Verkehr. Alleine für die Durchfahrt müsse ich ca. 4 Stunden einplanen.

Aber die ohnehin schon von mir als „Highlight“ eingeplante Route auf der DN7c über den Fagarasan-Pass solle ich unbedingt machen. Von Süden aus kommend sei gleich hinter dem Tunnel am höchsten Punkt der Strecke bei Balea Lac eine Pension, die von Deutschen geführt wird.

Für Notfälle - „Du bist alleine unterwegs. Wir wollen es zwar nicht hoffen – aber es kann immer mal was passieren!“ - gab Adrian mir seine Karte mit Handy-Nr. „Falls Du Probleme bekommst und Hilfe benötigst – und sei es nur um zu Übersetzen – ruf mich an. Ich helfe Dir gerne!“

Dann lud er mich in seine Heimatstadt Schäßburg, ca 80 km von Sibiu entfernt, ein. Ich solle ihn ein, zwei Tage, bevor ich dort eintreffen wolle, anrufen. Er würde mir dann die Stadt zeigen und auch eine Wohnung könne er mir zur Verfügung stellen.

 

Auf dieses Angebot würde ich ggfs. gerne zurückgreifen. Zum Auftakt der Red-Bull-Romaniacs wolle ich aber auf alle Fälle in Hermannstadt sein.

 
045 Wir verabschiedeten uns und weiter ging meine Fahrt über flaches Land Richtung Osten. Überall am Straßenrand waren Brunnen zu sehen - in manchen Orten vor fast jedem Haus. Aucheinige Pferde grasten angebunden neben der Straße.Obwohl ich -Gott seiDank! -kaum einen Unfall unterwegs sah, scheinen doch einige Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben zu lassen. An manchen Strecken war alle paar Kilometer im Straßengraben eine Gedenkstätte mit Kreuz zu sehen.

 

 

 

 

 

050In Braila setzte ich mit der Fähre über den Bratul Macin. Das Donau-Delta hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Entgegen meiner Annahme war die Landschaft nicht flach sondern mit nicht nur kleinen Hügeln ausgestattet.


Nachmittags kam ich in Constanta an. Anscheinend hatten sich alle heiratswilligen Paare diesen Tag ausgesucht um in den Hafen der Ehe einzulaufen. Und wie es sich für einen richtigen (Ehe-)Hafen gehört, muss man dafür ans Meer. Etliche Konvois mit Brautpaaren waren unterwegs zum alten Casino am Strand um dort Fotos zu machen.

Nachdem ich mir dies eine Weile angeschaut hatte, fuhr ich weiter an der Küste entlang nach Süden und erreichte schon nach wenigen Kilometern Eforie-Nord. Vor Einbruch der Dunkelheit würde ich es auf keinen Fall mehr bis nach Vama Veche schaffen. Also suchte ich mir in dem Touristenort ein Quartier und machte mich nach einer ausgiebigen Dusche zu Fuß auf den Weg, den Ort zu erkunden. Der Ort unterschied sich kaum von Badeorten an der italienischen, französischen oder spanischen Mittelmeerküste: Viele Restaurants, viele Souvenirläden, ein kleiner Vergnügungspark mit Autoscooter, Schießbuden etc. und sogar eine Go-Cart-Bahn gab es am Strand.

 

 


 

07.09.2008 Entlang der Schwarzmeer-Küste

 

Eforie-Nord bis Vama Veche

 

013Es waren nur wenige km von Eforie-Nord bis nach Vama Veche was übersetzt so viel wie „Alter Zoll“ bedeutet. Adrian hatte absolut Recht – die vorher passierten Orte Saturn, Jupiter, etc. mit ihren Plattenbau-Hotels übten auf mich keinen Reiz aus.

Vama Veche gefiel mir auf Anhieb. Von der Hauptstraße gehen nur geschotterte Wege in den relativ kleinen Ort ab. Im Ort selbst gibt es neben einigen Restaurants und Bars nur einige Pensionen und private Zimmer. Versuche, bei Vama Veche einen internationalen Luxusbadeort zu bauen, hatten zur Bildung einer Bürgerinitiative geführt, die sich für einen ökologisch ausgerichteten Badetourismus einsetzt. Wollen wir hoffen, dass diese Bemühungen auch weiterhin erfolgreich sind und der Ort vor großen Hotelanlagen verschont bleibt!

Im Ort und am Strand tummeln sich überwiegend junge Leute. Aber auch Familien mit Kindern und Senioren sind vereinzelt anzutreffen. Sowohl „oben ohne“ als auch FKK mitten zwischen bekleideten Badenden am Strand ist hier völlig normal und niemand stört sich daran.

Der Campingplatz ist direkt am Strand gelegen. Nicht weit davon befindet sich eine urige Strandbar, die den ganzen Tag über bis tief in die Nacht super gute Musik spielte. Vor allem abends war hier Party angesagt – nette Leute verschiedenster Nationalitäten in einer ausgelassenen Stimmung!

Wie Adrian schon bemerkte: „Vama Veche ist Hipp!!!“ Dem kann ich nun uneingeschränkt zustimmen.

Es war also der für mich passende Ort, um etwas länger zu bleiben: „Montags Ruhetag!“ – für mein Motorrad natürlich.

 


09.09.2008 Durch Bulgarien und die Walachei in die Südkarpaten

 

Vama Veche – Curtea de Arges

 

030Von Vama Veche aus fuhr ich weiter Richtung Süden und passierte schon nach 2 km die bulgarische Grenze. Neben meinem Personalausweis musste ich dem freundlichen Zollbeamten auch die Fahrzeugpapiere vorzeigen. Nach ein paar Kilometern nahm ich dann Abschied von der Schwarzmeerküste und richtete meinen Kurs nach Westen.

 

Auch der Grenzübertritt zurück nach Rumänien war problemlos. Hier folgte ich der DN3 durch die Walachei. Bei Ion Corvin besuchte ich die schlichte Höhlenkirche des Apostels Andreas. Im inneren der Kirche fehlt jeder Prunk. Alle nur denkbaren Ritzen der roh behauenen Höhlenwände sind mit Zettelchen, auf denen wahrscheinlich die Wünsche und Bitten vermerkt sind, sowie mit Münzen und Geldscheinen versehen. Die Anfänge dieser Kirche gehen auf das Jahr 60 n. Chr. zurück, als sich der Apostel Andreas in diese Höhle zurückzog.

Während des Besuchs der Kirche wurde mein Motorrad bestens bewacht. Ein Hund ließ sich im Schatten meiner V-Strom nieder .

Bei Ostrov durfte ich wieder eine Fähre befahren. Die Fahrt führte einige Kilometer über die Donau und war sogar kostenlos.

 

Wieder festen Boden unter den Rädern ging es weiter Richtung Bukarest. Schon weit vor der Stadt nahm der Verkehr enorm zu, so dass ich keine Lust verspürte mich durch Bukarest zu quälen. Aber auch die Umfahrung der Stadt ging nur sehr schleppend vonstatten.

Landschaftlich war alles ein wenig eintönig und so nahm ich bis Pitesti sogar die Autobahn unter die Räder. Dann ging es weiter auf der DN7c bis Curtea de Arges, wo ich mir wieder ein Quartier suchte um am nächsten Tag die Transfagarasan – Pass-Straße in Angriff zu nehmen.

 


10.09.2008 Über die Transfagarasan nach Schäßburg (Sighisoara)

 

Curtea de Arges – Schäßburg

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Nach einer kurzen Besichtigung von Curtea de Argesging es weiter auf der DN7c – der Transfagarasan – Pass-Straße. Hier traf ich einen österreichischen Motorradfahrer aus Wien, der ebenfalls alleine unterwegs war. Natürlich tauschten wir unsere bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Vor 2 Tagen hatte er doch tatsächlich 2 Bären – wohl ein Muttertier und ein Junges - auf der Straße gesehen.

 

Die Transfagarasan ist eine sehr schöne, kurvige Strecke mit vielen tollen Aussichtspunkten. Aber auch hier war Vorsicht angebracht. Ehe ich mich versah, stand ich mit meiner V-Strom inmitten einer Schafherde, die gemütlich die Straße hinunter wanderte. Am höchsten Punkt (2.034m) hinter dem Tunnel befand sich ein etwas größerer Parkplatz und auch die üblichen Souvenir-Buden fehlten nicht.

Wolkenfetzen zogen bei schönem Wetter an den Berggipfeln vorbei.

Rechter Hand führt ein Weg zu Balea Lac einem kleinen von der Hauptstraße nicht einsehbaren See und der von Adrian erwähnten Pension mit Restaurant. Leider hatte die Chefin kein passendes Zimmer mehr für mich frei – hier oben wäre ich sehr gerne eine Nacht geblieben um den sicherlich phantastischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang zu erleben.

Aber zumindest eine Mahlzeit nahm ich auf der herrlich im See gelegenen Terrasse ein. Ioana, die junge nette Bedienung sprach sehr gut Deutsch und fragte mich, wo ich denn herkäme. „Aus der Nähe von Luxemburg – aus Trier. Aber Trier ist hier nicht so bekannt.“

Wahrscheinlich ist mir die Kinnlade nach unten gefallen als Ioana antwortete: „Doch, Trier kenne ich! – älteste Stadt Deutschlands – an der Mosel gelegen – viele Römerbauten - mit Universität.“ „Woher kennen Sie denn Trier???!!!“ fragte ich verblüfft. „Ich habe mich erkundigt, mir ein Ticket gekauft und in ein paar Wochen besichtige ich Trier.“ Völlig baff gab ich ihr meine Telefonnummer. Wenn sie in Trier sei, so solle sie mich doch anrufen, ich würde ihr dann die Stadt zeigen. Vielleicht kann ich auf diese Weise etwas von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die mir in Rumänien zuteil wurde, zurückgeben.

Dann rief ich Adrian an. „Das trifft sich sehr gut! Ich bin gerade in Schäßburg. Mit Pausen bist du etwa um 19.00 Uhr in Schäßburg. Suche dir ein Café und rufe mich von dort aus an. Ich komme dich dann abholen, wir fahren dann in die Wohnung und danach zeige ich dir die Stadt.“ Also machte ich mich auf den Weg und erreichte bereits um 18.00 Uhr Schäßburg.

Adrian brachte mich in einer seiner Wohnungen unter und nachdem ich mich vom Staub der Straße befreit hatte, zeigte er mir die Stadt. Die deutschstämmige Stadt Schäßburg in Siebenbürgen erstreckt sich in mehrere kleine Täler. Ein vorzügliches Abendessen nahmen wir auf der Terrasse eines auf einem Hügel gelegenen Restaurants ein. Von dort aus hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die beleuchtete Stadt.

 


11.09.2008 Durch Siebenbürgen nach Hermannstadt (Sibiu)

 

Schäßburg – Hermannstadt – Michelsberg

 

Morgens holte Adrian mich zum Frühstück ab und anschließend ging es weiter mit der Stadtbesichtigung. Im historischen Zentrum waren viele historische Gebäude mit einer beeindruckenden Architektur zu sehen. Die Renovierung einiger Gebäude erfolgte u. a. mit finanzieller Unterstützung der deutschen Messerschmidt-Stiftung. In Schäßburg ist auch das angebliche Geburtshaus des Vlad III. Draculea – besser als Dracula bekannt – zu sehen.

Als selbstständiger Zahntechniker beschäftigt Adrian 6 Mitarbeiter in seinem Labor. Obwohl er Betriebsferien verordnet hatte, musste er noch kurz in seinen Betrieb. Als „Appetit-Happen“ für die Red-Bull-Romaniacs legte er eine DVD von der 2007er-Veranstaltung ein. Wahnsinn, was die Fahrer da mit ihren Maschinen veranstalteten und kaum zu glauben, über welche Hindernisse die Enduros gescheucht wurden.

 

Nachmittags fuhren wir dann nach Hermannstadt (Sibiu) – Adrian mit seiner Honda 1000 CBR. Die Moppeds parkten wir auf dem kleinen Ring und bevor wir uns bei einer Tasse Kaffee niederließen schauten wir uns noch einige historische Gebäude auf dem großen Ring an.

Wegen der Red-Bull-Romaniacs waren kaum mehr Zimmer in der Stadt zu bekommen und für die wenigen, die noch verfügbar waren, wurden astronomische Summen verlangt. Zwischendurch griff Adrian immer wieder zum Handy und versuchte etwas außerhalb eine Pension für mich zu finden.


1018Am Spätnachmittag fuhren wir dann zum Boulevard Corneliu Coposu direkt an der historischen Stadtmauer mitten in Sibiu. Hier sollte samstags der Prolog für die Red-Bull-Romaniacs stattfinden. Von einem mehrstöckigen Gebäude, das seit Jahren im Rohbau steht, wurden wir freudig begrüßt. Über eine steile Rampe kämpften wir uns nach oben und schauten in die strahlenden Gesichter von Detlef, Radu und den anderen, die noch mit dem Aufbau des Parcours beschäftigt waren. Hier lernte ich auch Andy kennen – Sportlehrer in Sibiu und Extremsportler in verschiedenen Bereichen, mehrfacher rumänischer und ex-Weltmeister im Snowboardfahren, verantwortlich für die Organisation der Red-Bull-Romaniacs. Seine Enduro hatte er oben auf der 5. Etage geparkt. Er ließ es sich auch nicht nehmen, extra für meine Fotosammlung eine kleine Kostprobe seines enduristischen Könnens zu bieten. Über eine steile Rampe fuhr er mit der Enduro eine weitere Etage nach oben, quer über das Dach und auf der anderen Seite über eine steile Rampe wieder nach unten.

 

Von Sibiu aus fuhr Adrian mit mir die ca. 6 km nach Heltau (Cisnadie) zu Nicoletta und Nico. Dort waren wir zum Kaffee auf der Terrasse eingeladen. Neben dem Kaffee tischte Nicoletta leckere Brote und selbstangebaute Bio-Tomaten mit frischem Basilikum auf – einfach phantastisch!

 

Hier erfuhr ich auch, dass Adrian den Tag über per Handy mit Nicu in Verbindung stand um die Unterkunftsfrage für mich zu klären. Beide ließen es sich nicht nehmen, mich zu der weitere 3 km entfernten Pension in Michelsberg (Cisnadioara) zu begleiten und sich persönlich davon zu überzeugen, dass die Unterkunft auch wirklich in Ordnung ist. Ich war sehr zufrieden mit der Wahl die er für mich getroffen hatte und Nicu freute sich mit einer unglaublichen Herzlichkeit riesig darüber, dass es mir gefiel.

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12.09.2008 Paltinis und Sibiu

 

 

Gleich nach dem Frühstück schaute ich mir "per Pedes" Michelsberg an.

Im Anschluß an den kleinen Fußmarsch machte ich mich motorisiert auf nach Paltinis, dem ältesten Wintersportort in Rumänien. Die kurvige Strecke führte durch eine Hochalm-Landschaft, die genau so gut hätte in den Alpen liegen können.


Anschließend besichtigte ich Sibiu (Hermannstadt). Übrigens war Sibiu gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt 2007! Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt jeden Urlaubstag die Sonne von einem blauen Himmel lachte und die Temperaturen über 30° C lagen war es an diesem Tag etwas kühler und es zeigten sich die ersten Regenwolken, die sich dann auch öffneten. Der Regen hielt aber nicht lange an und schon bald blinzelte die Sonne wieder hervor. Hier kam ich dann auch mal dazu ein Internet-Café aufzusuchen und einige Fotos und ein paar Zeilen auf meiner Web-Seite einzustellen.

 

Meine neuen rumänischen Freunde traf ich an diesem Tag nicht. Adrian hatte Besuch von deutschen Freunden aus Stuttgart und die anderen waren mit dem Aufbau für den Prolog der Red-Bull-Romaniacs am nächsten Tag beschäftigt.

 

Bei einem sehr leckeren Essen in meiner Pension in Michelsberg ließ ich den Abend ausklingen.

 


13.09.2008 Red-Bull-Romaniacs – Prolog

 

Schon morgens graue Wolken am Himmel und bereits auf der Fahrt nach Hermannstadt bekam ich die ersten Regentropfen ab. In Hermannstadt angekommen wurde der Regen dann stärker.

 

Mein Motorrad parkte ich direkt am Boulevard und schon gleich traf ich auf Nico, der mir den Wahnsinnsparcour zeigte. Unglaublich was hier mitten in der Stadt auf dem Boulevard aufgebaut war und noch unglaublicher, dass ca. 230 Teilnehmer mit Enduro-Maschinen diese Hindernisse überwinden wollten. Ein paar Meter weiter kam Andy auf uns zu und hängte jedem von uns ein Schlüsselband mit einer Red-Bull-Romaniacs „Friend“-Karte um den Hals. „Damit kommt ihr hier überall durch – viel Spaß!“

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Pünktlich um 13.00 Uhr – das Wetter wurde wieder allmählich besser – startete der Prolog. Zuerst quälten sich die „Hobby-Fahrer“ über die Hindernisse. Dabei muss ich sagen, dass man als reiner „Hobby-Fahrer“ hier nicht den Hauch einer Chance hätte auch nur die Hälfte der Runde zu bewältigen. Anschließend kamen die Profis – und was die boten war der absolute Hammer! Die Bilder hier und in der Galerie vermitteln vielleicht einen kleinen Eindruck.

Hier ein kleiner Bericht im österreichischen Internet Motorradmagazin Motorrad-Reporter.a

 

Nach dem Prolog trafen wir uns noch in einem Terrassencafé. Hier erfuhr ich auch, dass Andy sich bei der Veranstaltung das Knie verdreht hatte und Adrian mit ihm im Krankenhaus war. Absolute Sch…., dass damit die Veranstaltung wohl für ihn gelaufen war.

 

 

 

 

 

 


14.09.2008 Red-Bull-Romaniacs – 2. Tag und Fahrt durch die Westkarpaten

 

Michelsberg - Brad

 

Heute wurden die Teilnehmer der Red-Bull-Romaniacs im Gelände gefordert. Im Tal vor dem Wintersportort Paltinis, gleich hinter Rasinari befand sich die äußerst anspruchsvolle Strecke. Hier traf ich dann auch wieder auf Nicoletta & Nico, Adrian, Nicoletta & Hans, Radu, Andy und die anderen, deren Namen ich mir einfach nicht merken konnte – sie mögen mir dies bitte nachsehen!

 

097Andy humpelte anfangs auf 2 Krücken durch das Gelände. Aber nur wenig später war er schon wieder – das rechte Bein ausgestreckt - auf einer Enduro-Maschine im Gelände unterwegs um zwischen den einzelnen Prüfungsstellen zu koordinieren. Er fragte mich, wie mir Rumänien gefällt und ob ich beabsichtige das Land ein weiteres mal zu bereisen. Auf meine Antwort: „Rumänien als Land und die Leute hier sind einfach phantastisch! Überall wo ich hinkam, erlebte ich eine unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Als einige meiner Bekannten hörten, dass ich alleine mit dem Motorrad durch Rumänien fahren würde, schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen und meinten, ich würde bestohlen und ausgeraubt werden und ohne Motorrad – wenn überhaupt – wieder zurückkommen. Von meiner Einstellung her muss ich erst selbst Erfahrungen gemacht haben, um mir überhaupt ein Urteil erlauben zu können. Von daher hatte ich schon vor der Fahrt in keinster Weise Befürchtungen und die Erfahrungen hier übertreffen bei weitem meine Erwartungen! So Gott will, wird diese Tour durch Rumänien nicht meine letzte Tour in diesem Land gewesen sein!“ meinte Andy nur „Ich weiß, dass viele im Ausland Vorurteile und eine falsche Vorstellung von Rumänien haben. Es kommt halt auch darauf an, wie offen man ist und mit welcher Einstellung man unterwegs ist. Und diejenigen mit den Vorurteilen – die brauchen wir hier nicht wirklich!“


095Natürlich musste Michel Gau, der irgendwann neben mir stand, sich mit mir ablichten lassen. Michel Gau aus Frankreich ist der Red-Bull-Romaniacs 2006 – Sieger in der Profiklasse. 2007 hatte er sich am letzten Veranstaltungstag in Führung liegend den Arm gebrochen. Auch in diesem Jahr war er vom Pech verfolgt und hatte sich gleich beim Prolog einen Bruch der Hand zugezogen.

 

 


Enduro GAU & CURVALLE
Hochgeladen von BouchyTV. - Nachrichtenvideos top aktuell.

 

 

Am liebsten wäre ich auch noch die restlichen Tage der Red-Bull-Romaniacs bis zum 17. dort geblieben, aber so langsam musste ich mich wieder Richtung Westen auf den Weg machen. Ursprünglich hatte ich geplant, von Sibiu aus wieder durch die Südkarpaten ein Stück südlich zu fahren. Adrian riet mir von dieser Strecke ab: „Die ist zwar landschaftlich sehr schön, aber für alleine zu fahren viel zu gefährlich! Teilweise anspruchsvoller Schotter - mit deiner schweren Reiseenduro bist du da schnell mal gestürzt und da kommt den ganzen Tag kaum jemand durch! Ich kann dir nur abraten alleine da durch zu fahren.“

 

Der Abschied von meinen rumänischen Freunden fiel mir ausgesprochen schwer. Mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit haben sie die Tour für mich zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen!

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Ich nahm mir den Ratschlag von Adrian zu Herzen und folgte der DN7 / E68 in nordwestlicher Richtung über Sebes nach Deva. Mittlerweile hatten sich wieder Regenwolken am Himmel breit gemacht, die ihren Inhalt einfach nicht für sich behalten wollten. Von Deva aus ging es dann bei Regen auf der DN76 durch die Westkarpaten bis Brad, wo ich in einer Pension mein Zimmer bezog.

 

Hier die Ergebnisliste der Red-Bull-Romaniacs2008.

 


15.09.2008 Durch die Puszta nach Budapest

 

Über den gesamten Osten hatte sich ein Tiefdruckgebiet breitgemacht und so musste ich schon gleich in meine Regenkombi steigen. Über Oradea erreichte ich schon bald die ungarische Grenze. Gleich hinter der Grenze ließ ich mich für die Fahrt auf den kostenpflichtigen Straßen Ungarns registrieren. Hierbei muss man u. a. das Kfz-Kennzeichen angeben und erhält als Bestätigung lediglich einen Beleg. Die Kontrolle erfolgt dann auf den Straßen mittels Video-Überwachung. Mit ca. 5,00 Euro für 4 Tage fiel der Preis noch relativ moderat aus.

 

Der Regen wurde immer stärker, so dass ich die Puszta auf der Autobahn M3 / E71 durchquerte. So bekam ich durch den Regenschleier leider nicht viel von der Puszta zu sehen. In Anbetracht des Wetters konnte ich unterwegs auch kein einziges Foto machen.

 

Vor Budapest wollte ich mir ein Zimmer nehmen. Auf der Autobahn waren auch entsprechende Rastplätze ausgeschildert. Allerdings bekam ich überall zur Antwort, dass sie nur ein Restaurant wären und keine Zimmer hätten. Also fuhr ich durch bis Budapest. Von der Hinfahrt kannte ich ja das Ibis-Hotel. Auch aus Richtung Osten kommend ging es nur noch im Stop-and-go-Verkehr vorwärts, sobald ich den Stadtrand von Budapest erreicht hatte. Nachdem ich das Ibis-Hotel am Millenium Memorial erreicht hatte, zerschlugen sich allerdings meine Hoffnungen auf eine baldige heiße Dusche. Sie hatten kein Zimmer mehr frei, verwiesen mich aber an ein weiteres Ibis-Hotel in der Stadt. Wegen einiger Einbahnstraßen gestaltete sich der Weg dorthin nicht so einfach. Gegen 19:00 Uhr Ortszeit (OEZ) hatte ich es endlich erreicht und nach einer heißen Dusche sah die Welt schon wieder wesentlich besser aus.

 


16.09.2008 Regenfahrt nach Österreich

 

Budapest – Hainburg a. d. Donau

 

Auch an diesem Tag sollte die Regenkombi leider nicht ins Topcase verstaut werden. Durch teilweise strömenden Regen fahrend erreichte ich über Bratislava die österreichische Grenze. Wenige Kilometer hinter der Grenze – so gegen 13:00 Uhr - , gleich am Ortseingang von Hainburg a. d. Donau sah ich eine Pizzeria, die auch Zimmer vermieteten – eine in meinen Augen sehr gute Kombination. Nach einer heißen Dusche stärkte ich mich dann auch mit einer hervorragenden Pizza.

 

Den Rest des Tages verbrachte ich dann auch angesichts der Großwetterlage lesend in der Pension.

 


17.09.2008 Hainburg und Bratislava

 

Morgens war der Himmel noch bedeckt und es regnete nur noch ein paar Tropfen.

Nach dem Frühstück ging ich zu Fuß in die Stadt, um bei der Sparkasse meine restlichen ungarischen Forint in Euro umzutauschen. Zurück schlenderte ich durch die Stadt und ging auch am Strande der Donau entlang. Ein schlafendes Mädel am Ufer fand ich aber nicht! Das Wetter besserte sich weiterhin, ab und zu blinzelte sogar die Sonne zwischen den Wolken durch.

 

Mittags fuhr ich dann mit dem Motorrad nach Bratislava. Hier hatten wir erst vor ein paar Wochen den Junggesellenabschied von meinem Patenkind Carsten gefeiert. Nachmittags konnte ich sogar schon wieder meinen Kaffee auf einer Außenterrasse schlürfen.

So langsam neigte sich meine Tour dem Ende zu und ich ließ die abwechslungsreichen Tage und Erlebnisse während der Tour Revue passieren. Den Abschied von meinen neuen rumänischen Bekannten empfand ich nun so, als ob zu dem Zeitpunkt die Tour eigentlich auch beendet war. Sicherlich hat ebenso die Regenfahrt von Rumänien nach Österreich zu diesem Empfinden beigetragen.

 


18.09.2008 Wien

 

Von Hainburg a. d. Donau aus erreichte ich nach kurzer Fahrtzeit Wien. Zur Verladung des Motorrades auf den Wagen des ÖBB-Autoreisezuges wollte ich so gegen 18:00 Uhr am Westbahnhof sein. Also hatte ich noch etwas Zeit um mir die Stadt anzuschauen. Nahe dem Zentrum parkte ich mein Motorrad, nahm den Stadtplan zur Hand und machte mich per Pedes auf den Weg.

 

Beeindruckend die Architektur der Gebäude. Natürlich durfte eine Besichtigung des Stephansdom nicht fehlen. Von dort aus schlenderte ich durch die Fußgängerzone mit einem Zwischenstop in einem Straßencafé zum Karlsplatz mit der beeindruckenden Karlskirche. Der Nachmittag ging wie im Fluge vorüber und schon war es an der Zeit zum Westbahnhof zu fahren.

Die Zufahrt zur Verladestelle am Westbahnhof löste etwas Chaos aus. Parkplätze waren erst hinter der geschlossenen Schranke, vor der Schranke befanden sich Taxi-Stände und die Taxi-Fahrer monierten lautstark die dort wartenden Autos. Als Motorradfahrer hat man es in solchen Situationen doch etwas einfacher – die geschlossene Schranke war für mich kein ernsthaftes Hindernis. Nach einiger Zeit erschien eine freundliche Dame der ÖBB und brachte etwas Ordnung in das heillose Durcheinander. Ich durfte ganz nach vorne fahren und meine V-Strom wurde als erstes Fahrzeug verladen. Verwunderlich – aber von Wien aus nach Düsseldorf wurde ansonsten kein weiteres Motorrad befördert. Beim Festzurren meiner Maschine lohnte es sich schon, den Verladern etwas auf die Finger zu schauen. Direkt am Holm der Vordergabel knapp über dem Schutzblech hatten sie schon den Spanngurt angebracht und wollten gerade anfangen die Gabel auseinander zu ziehen. Dies unterband ich dann und befestigte den Gurt dort wo er meiner Meinung nach hingehörte – an der Gabelbrücke.

 

Auch auf der Rückfahrt hatte ich anfangs das Abteil für mich alleine. Nach Auskunft des Zugbegleiters sollten erst in Passau und Regensburg weitere Mitfahrer zusteigen. Nur im Halbschlaf bekam ich deren Zustieg mit.

 


19.09.2008 Von Düsseldorf nach Hause

 

Als ich am Morgen aufwachte, waren schon 2 Kojen geräumt. Eine weitere Koje wurde noch bis Köln belegt. Zum Frühstück gab es wieder heißen Kaffee sowie zwei Brötchen mit Butter und Marmelade. Nicht gerade üppig im Vergleich zu meinem Frühstück in Rumänien – aber es reichte.

 

Pünktlich um kurz nach 7:00 Uhr kamen wir in Düsseldorf an. Bis zur Entladung der Fahrzeuge mussten wir allerdings noch einige Zeit warten. Über die Autobahn machte ich mich auf die letzte Etappe meiner Tour. Die Tankanzeige begann zu blinken und auch meldete mein Magen das Bedürfnis nach einem 2. Frühstück. Der Rasthof Peppenhofen kam da gerade recht.

 

Zu einem Biker, mit dem ich einen kleinen Plausch hielt, gesellten sich noch 3 weitere Biker und eine Sozia. Sie trafen sich am Rastplatz um gemeinsam zum Seylerhof in Luxemburg zu fahren und lauschten gespannt dem kleinen Bericht meiner Rumänien-Tour. Auch in ihren Augen waren meine Erfahrungen das krasse Gegenteil dessen, was man so im Allgemeinen über Rumänien hört. Durchaus möglich oder für mich sogar wahrscheinlich, dass diejenigen, die vor einer Fahrt durch Rumänien warnen, selbst noch nie in diesem Land waren.

 

Die restliche Fahrt nach Hause verlief unspektakulär und ist nicht weiter erwähnenswert. Um 11:00 Uhr parkte ich vor meiner Garage und schaltete den Motor meiner V-Strom ab. Insgesamt 4.691,3 km einer traumhaften Tour voller schöner und positiver Erlebnisse war zu Ende.

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Bericht folgt!

Seealpen - Cote d´Azur - Italien

Nach einigen Jahren Abstinenz legte ich mir im Juni 2000 wieder ein Motorrad zu - eine Suzuki VX 800.

Die erste größere Motorrad-Tour sollte durch die franz. Alpen an die Cote d´Azur gehen.


Von Schweich zum Genfer See

Mittwoch, 30.08.2000

 

2000 alpen 001Am 30.08.2000 war es endlich soweit. Vollbepackt starteten wir um 08.30 Uhr in Schweich. Alfred, eigentlich immer Alla genannt, auf seiner Kawasaki GT 550 und ich, Gerd, auf meiner Suzuki VX 800.

Bereits nach wenigen Kilometern erfolgte der erste Grenzübertritt!
Über Ehrang auf die Autobahn (E44), Abfahrt Grevenmacher und dann immer an der Mosel entlang bis nach Perl. Dort nach Frankreich rüber und über Thionville, Metz, Pont-a-Mousson nach Nancy. Kurz hinter Nancy in Richardmenil dann der erste Tankstop. Das Wetter war bis hierhin recht gut - bedeckt aber trocken.
Nach einem 2. Frühstück ging es dann weiter über Epinal, Remiremont, Luxeuil-les-Bains, Vesoul, Besancon, Mouchard, Poligny, Champagnole, Morez, La Cure, Gex nach Genf. Hier gerieten wir in den Feierabend-Verkehr und es dauerte schon etwas bis wir die Schweiz wieder Richtung Bonneville verlassen konnten. In Bonneville angekommen, waren wir einstimmig der Meinung, daß wir den Tag hier beenden sollten. Nachdem wir im Sapeur Hotel Quartier bezogen hatten, war erstmal etwas Bewegung angesagt - bis zur Pizzeria. Nach der Stärkung und dem anschließenden Nachspülen war dann Nachtruhe angesagt.


In strömendem Regen durch die Alpen

Donnerstag, 31.08.2000


 

Am nächsten Morgen (31.08.) wollten wir dann die Alpen in Angriff nehmen. Gestärkt durch ein gutes Frühstück fuhren wir los. Leider stand uns an diesem Tag Petrus nicht zur Seite - nach anfänglichem Nieselregen fing es schon bald an zu schütten. Und von den Alpen war leider auch nichts zu sehen. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter - nur unpassende Kleidung! Zunächst ließen wir uns unsere gute Laune auch nicht verderben.
Wir folgten der Route des Grandes Alpes über Salanches, Megave, Flumet, Ugine nach Albertville. Viel gesehen von der Strecke haben wir nicht - mal abgesehen von größeren und kleineren Wasserpfützen. Die Laune war aber immer noch recht gut! Von Albertville aus folgten wir der D925. Hinter Beaufort wartete dann mit dem Cormet de Roselend (1968 m) der erste Pass auf uns. Sicht gleich Null!
Nach ca. 150 km von Bonneville aus in Bourg-St.-Maurice angekommen war unsere Laune dann doch nicht mehr die Beste. Das Wasser lief uns über die Jacken in die Handschuhe hinein, die nach Verkaufsprospekt 100% wasserdichten Hosen konnten ausgerechnet an einer doch recht empfindlichen Stelle (im Schritt!) ihr Versprechen nicht halten, die Stiefel waren auch so langsam durchweicht - kurzum es machte einfach keinen rechten Spaß mehr. Der Himmel war grau in grau und es schüttete wie aus Kübeln gegossen. Folglich beschlossen wir, den Tag hier ausklingen zu lassen und suchten uns eine Bleibe.

 

2000 alpen 002Der Hotelier muss wohl ein Motorradfahrer sein. Er stellte uns wie selbstverständlich den Heizungsraum zum Trocknen unserer Klamotten zur Verfügung. Ein Glück, daß Alla doch noch etwas mehr Haare hat als ich! Den Nachmittag verbrachten wir mit dem Fönen und Trocknen der nassen Kleidung und Stiefel sowie mit dem wilden Versenden von SMS-Nachrichten.

 

So hatten wir uns den Urlaub eigentlich nicht vorgestellt - schließlich wollten wir die Strecke und die Aussicht geniessen. Bei dem Wetter ein Unding! Also warfen wir einen Blick in unser umfangreiches Kartenmaterial und suchten nach Alternativen um schneller an die Küste zu kommen - Aosta-Tal und dann die Autobahn durch Turin Richtung Savona. Schließlich sind wir ja flexibel - aber schau´n mer mal!



 

Der Tag der Pässe

 

Freitag, 01.09.2000


 

Nach dem Aufstehen gab es gleich eine freudige Überraschung. Petrus muss wohl doch ein Motorradfahrer sein: Keine Wolken mehr und der Himmel erstrahlte im schönsten Blau. So hatten wir uns das schon eher vorgestellt. Die Bekleidung war dank des Heizungsraumes und Allas Fön wieder o k und trocken.
Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg über die D902 nach Val d’Isere. Schon wartete mit dem Col de l’Iseran (2.770 m) der höchste Pass den wir befahren wollten. Endlich konnten wir die phantastische Aussicht geniessen.

 

2000 alpen 005Weiter führte uns die D902 nach Lanslebourg-Mont-Cenis und auf der N6 nach Modane. In einem Supermarkt besorgten wir uns was zu essen. Wir hatten dann auch einen sehr idyllischen Platz gefunden: Eine Mauer, wo wir uns hinsetzen konnten. Direkt vor uns eine stark befahrene Straße und direkt hinter uns eine Bahnlinie - einfach himmlisch diese Ruhe! Von Modane ging es weiter bis nach St.-Michel-de-Maurienne. Es war der Tag der Alpenpässe - die D902 über den Col du Telegraphe (1.566 m) zum nächsten Giganten, dem Col du Galibier (2.646 m). Jetzt kamen wir doch noch in Genuß das Mont Blanc Massiv zu sehen.

 

Von hier aus nach Briancon und weiter über den Col d’Izoard (2.360 m) und den Col de Vars (2.111 m) nach Barcelonnette, dem Ziel der Tagesetappe.

 

Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, gingen wir uns noch etwas die Füße vertreten. Irgendwie hatten wir in diesem Ort gar nicht das Gefühl in den Alpen zu sein. Alles war schon recht südländisch. Nach ein paar Bier (ein Paar= 2 Stück !?!) begaben wir uns zufrieden und gutgelaunt zur Nachtruhe.



 

Zur Cote d´Azur

 

Samstag, 02.09.2000


 

Auch an diesem Morgen war wieder schönstes "Biker-Wetter" angesagt. Kein Wölkchen am Himmel und so sollte es auch die restlichen Tage bleiben. Nach dem Frühstück hatten wir uns erst mal als Schuster betätigt - an Alla’s Stiefeln hatte sich eine Sohle gelöst. Also zum Supermarkt, Kleber gekauft und die Sohle damit eingeschmiert. In Ermangelung einer Presse hatten wir die Sohle dann fachmännisch mit Klebeband an den Stiefel gebunden. Über die Optik lässt sich natürlich streiten - aber es hat gehalten und geholfen.

Dann ging es weiter die D902 entlang durch St. Laurent zum Col de la Cayolle (2.327 m).

2000 alpen 011Wir folgten weiter der Route des Grandes Alpes durch Entraumes, St. Martin d’Entraumes, Guillaumes, Peone, Valberg und Beuil. Mit dem Col de la Couillole (1.678 m) bezwangen wir den letzten Pass auf dem Weg zur Cote d’Azur. Von hier aus konnten wir schon das Meer riechen. Kurz hinter St. Sauveur sur Tinae bogen wir ab und folgten dem Tinae-Tal Richtung Nizza. Links Berge, rechts Berge und wir dazwischen auf einem schmalen kurvenreichen Sträßchen - so macht motorradfahren Spaß! Das Klima und auch die Vegetation wurden immer südländischer. Schon bald waren wir über Plan-du-Var und St-Martin-du-Var in Nizza.

 

Hier stellte sich uns die Frage rechts rum Richtung Cannes oder links rum Richtung Monaco. Wir entschieden uns für rechts rum. Die Küstenstraße war schon ein krasser Unterschied zu den Alpen-Sträßchen. Aber auch hier an der Küste gab es phantastische Kurven! (auch neben den Straßen!)

 

Wie wir die nächsten Tage noch feststellen konnten, hat man hier als Motorradfahrer absolute Narrenfreiheit. Mein Mopped muss das wohl schon gekannt haben. Nach dem Motto "es interessiert nicht wie schnell du fährst" verabschiedete sich die Tacho-Welle. Nun denn, mit Alla als Schrittmacher hatten wir auch diese Aufgabe gelöst (mein ehemaliger Chef sagte immer: "es gibt keine Probleme - nur lösbare Aufgaben!"). Durch Monaco und Menton näherten wir uns schon der italienischen Grenze und in Ventimiglia schlugen wir auf einem Campingplatz unser Hauptquartier (Zelt) für die nächsten 3 Tage auf. Nach dieser schweißtreibenden Arbeit war der Ruf des Mittelmeeres nicht mehr zu überhören - wir wollten uns noch in die Fluten stürzen. Leider hatte der David Hasselhoff von Ventimiglia die rote Sturmflagge gehisst und somit war nichts mehr mit schwimmen.
Das Duschen auf dem Campingplatz machte uns wieder munter und so fuhren wir abends noch nach Monte Carlo und mischten uns unter die Schönen und Reichen. Zurück auf dem Campingplatz nahmen wir unseren Nachttrunk zu uns und begaben uns zur wohlverdienten Ruhe.



 

Ein fast motorradfreier Sonntag

 

Sonntag, 03.09.2000


 

Nach der Morgentoilette war erstmal Frühstück angesagt. Direkt hinter unserem Zelt konnten wir uns vorab schon mal an sehr leckeren Trauben laben und das Frühstück im Restaurant des Campingplatzes war auch in Ordnung.
Obwohl der Sonntag ja eigentlich der Tag des Herrn ist, machten wir uns zu Fuß! auf den Weg nach Ventimiglia. Bereits am Vorabend hatten wir das Aufheulen einiger Rasenmäher gehört was ja für den Samstag durchaus verständlich ist. Aber Sonntags? Also gingen wir der Sache, bzw. dem Motorenlärm mal auf den Grund. Ein Teil der Stadt war mit Strohballen gesperrt und die Rasenmäher entpuppten sich als Go-Karts. Die gingen ganz schön ab und allein das Zuschauen machte riesigen Spaß.
Da Essen und Trinken bekanntlich Leib und Seele zusammenhält, deckten wir uns im Supermarkt noch mit dem Nötigsten ein. Mittags kamen wir dann doch noch zu unserem Strandurlaub. Eine Runde im Meer geschwommen und dann faul in die Sonne gelegt - war auch nicht schlecht.

 

So ganz ohne moppedfahren wäre der Tag allerdings doch ein verschenkter Tag gewesen. Also machten wir uns abends auf um die Aussicht über den Dächern von Nizza zu genießen.
Auch hier war die Strandpromenade voller Kurven. Beeindruckend war auch, den startenden und landenden Flugzeugen zuzuschauen. Der Flugplatz ist zum Meer hin gebaut und gerade beim Landen war man der Meinung, daß die Flugzeuge ihre Fahrt als U-Boote weiterführen.
Zurück auf dem Campingplatz kamen wir natürlich nicht an der Bar und dem Nachttrunk vorbei.



 

Ligurisches Hinterland

 

Montag, 04.09.2000


 

en Tag hatten wir uns ausgesucht um nach Apricale zu fahren. In einem Bericht über Italiens schönste Dörfe in der Zeitschrift Geo-Saison war dieser Ort im Hinterland von Ventimiglia beschrieben und wenn wir schon mal in der Gegend waren, wollten wir unsere Neugierde auch befriedigen. Schon nach einer guten halben Stunde lag der Ort in den ligurischen Bergen vor uns. Der Bericht war absolut nicht übertrieben - die Bilder sprechen wohl für sich. Also stellten wir unsere Motorräder auf einem Parkplatz am Rande des Ortes ab und machten uns zu Fuß auf den Weg.
2000 alpen 025Auf dem zentral gelegenen Dorfplatz angekommen frönten wir dem Müßiggang bei leckerem Cappucino. Nachdem wir anschließend bergauf und bergab das Dorf zu Fuß erkundeten, machte sich doch so langsam Hungergefühl bemerkbar.



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Auf einer durch ein Sonnensegel geschützten Terrasse ließen wir uns von der sehr guten italienischen Küche verwöhnen. Das Sonnensegel schützte uns dabei vor einem heftigen Gewitterregen. Doch pünktlich zum Espresso nach dem Essen waren die Straßen schon fast wieder trocken. Zur Verdauung sattelten wir die Moppeds und machten uns wieder auf den Weg durch das ligurische Hinterland Richtung San Remo. Über kleine und enge Straßen mit wenig Verkehr kamen wir dann in einen kleinen Ort namens Ceriana. Scheinbar das halbe Dorf war auf den Beinen und in oder vor der Bar Rina di Crespi Caterina versammelt. Uns gelüstete nach Cappucino und so nahmen wir draußen an einem Tisch Platz. Ein wahrliches Straßencafe - die Beine konnten wir nur ausstrecken, wenn kein Fahrzeug vorüber fuhr. Drinnen hatten sich wohl alle Zocker der Gegend versammelt. Von einarmigen Banditen über verschieden Kartenspiele reichte die Angebotspalette des Glücksspiels. Aber Caterina, die schätzungsweise 70-jährige freundliche Wirtin, hatte alles im Griff. Der Cappucino war wohl einer der besten und gleichzeitig derpreiswerteste des Urlaubs. Nachdem wir dem interessanten Treiben noch eine Weile zugeschaut hatten, fuhren wir wieder weiter. In San Remo kamen wir wieder zur Küste und folgten der Küstenstraße Richtung Imperia. Über Diano Marina und Bartolomeo erreichten wir Cervo. Vor über 30 Jahren war ich schon mal mit meinen Eltern hier gewesen. Erstaunlicherweise hatte sich nicht allzuviel verändert. Kleine enge Gassen führen den Hang hinauf zu der alles überragenden Kathedrale. Ein Besuch der Kathedrale stand natürlich auch auf unserem Programm. Geschäftstüchtig wie die Italiener zuweilen sind, fanden wir in der Kathedrale keine Wachskerzen. Nach dem üblichen Obulus durfte man einen Schalter betätigen und die entsprechende elektrische Kerze auf A4 oder D7 leuchtete.
Auf einer Terrasse mit schönem Ausblick über die Bucht bis nach Diano Marina erfrischten wir uns mit leckerem Eis bis es auch schon wieder Zeit wurde, die Rückfahrt anzutreten.

 

Daß Motorradfahrer hier absolute Narrenfreiheit genießen, habe ich schon einmal erwähnt. Dann kann es auch schon mal passieren, daß ein Italiener in Jeans mit Ballettschühchen, das T-Shirt zwischen den Schulterblättern hängend, ein wie ein Fähnchen im Wind flatterndes Westchen tragend mit einem Affentempo an uns vorbeischießt. Die rechte Hand am Gasgriff, die linke Hand lässig in die Hüfte gestemmt, beim Überholen das rechte Bein zum Gruß nach außen und voll Stoff bei Gegenverkehr in einer Linkskurve ein Auto überholt. Na ja, die Lebenserwartung solcher Spezies ist unserer Ansicht nach nicht sehr hoch.

 

Die Küstenstraße führte uns wieder zurück nach Ventimiglia zum Camping Roma, wo wir uns auf der Bar-Terrasse niederließen. Ein paar Tische neben uns vertrieben sich 3 Biker und eine Bikerin aus Österreich die Zeit mit Kartenspielen. Von Spiel zu Spiel steigerte sich bei einem von ihnen zwar nicht das Kartenglück aber immerhin der Alkoholpegel. Dafür nahm die Fähigkeit zur Koordination bei ihm immer mehr ab. Später, nachdem er von seinen hilfsbereiten Kumpanen wieder auf die Füße gestellt wurde, machte er sich schwankend auf den Weg zum Zelt. Das Mädel folgte mit einigen Schritten Abstand und distanzierte sich grinsend mit der Äußerung: "Den kenn ich nicht!" Nach dieser amüsanten kleinen Episode suchten auch wir bald unser Nachtlager auf - nicht ganz so schwankend wie der Österreicher.



 

"Route Napoleon" und geschlossene Tankstellen

 

Dienstag, 05.09.2000


 

Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns von den Österreichern und fuhren auf der Küstenstraße Richtung Cannes. Über den Dächern von Nizza hielten wir an um noch ein paar Fotos zu machen. Plötzlich sprach uns eine Dame an: " Ach, ist das schön mal wieder deutsche Kfz-Kennzeichen zu sehen. Passen Sie hier nur auf Ihre Motorräder auf! Sonst sind die nämlich weg! Die haben hier Methoden drauf - dann kommt ein Möbelwagen, die Klappe geht auf und Sie sehen Ihre Motorräder nie wieder. Und schauen Sie, daß Sie noch Benzin bekommen. Die streiken hier in Frankreich und haben die Tankstellen geschlossen." Es folgten noch über eine gute halbe Stunde lang die verschiedensten Ratschläge. Da die Gesamterscheinung der Dame uns doch etwas spleenig vorkam, schenkten wir zunächst den Ratschlägen keine größere Bedeutung.

 

Über Antibes in Cannes angekommen fuhren wir auf der Route Napoleon in die Parfümstadt Grasse und bezogen dort in einem Hotel Quartier. Den Nachmittag wollten wir noch ein wenig zum Strandurlaub nutzen um dann am nächsten Morgen mit einem Abstecher zum Grand Canyon du Verdon die Heimreise anzutreten. Doch es kam mal wieder ganz anders. Zunächst fuhren wir planmäßig wieder nach Cannes um uns in die Fluten des Mittelmeers zu stürzen und uns noch etwas in der Sonne zu aalen. In einem Gespräch mit zwei Bikern aus Wiesbaden wiesen diese auch auf die Benzinproblematik durch die geschlossenen Tankstellen hin. Also hatte die etwas spleenige Dame zumindest in diesem Punkt doch Recht. Auf der Rückfahrt zum Quartier in Grasse fiel uns dann auch auf, daß tatsächlich keine Tankstelle offen hatte. Also zogen wir wie schon bei der Hinreise in Bourg-St.-Maurice wieder unser umfangreiches Kartenmaterial zu Hilfe und suchten nach Alternativen. Das in den Tanks befindliche Benzin hätte auf jeden Fall noch gereicht, um nach Italien zu kommen. Aber den Grand Canyon du Verdon wollten wir uns eigentlich auch nicht entgehen lassen. Beim Abendessen wollten wir noch mal die Alternativen durchgehen. Der freundliche Pizzabäcker erklärte uns, daß die Verhandlungen über die Beilegung des Streiks in vollem Gange wären, jedoch im Moment niemand sagen könnte wann eine Entscheidung fiele und die Blockade aufgehoben würde. Auch wenn die Blockade fallen würde, ginge nach unserer Ansicht noch etwas Zeit für die Versorgung der Tankstellen drauf. Dann überraschte uns der freundliche Pizzabäcker mit der Nachricht, daß ein Freund ihn angerufen hätte und ihm den Tip gab, daß die erst vor kurzem bei einem Supermarkt neueröffnete Tankstelle im Ort noch Benzin hätte und man dort auch mit Kreditkarte bezahlen könne. Also machten wir uns zur Geisterstunde auf zu der Tankstelle. Der Tip muß sich wohl rumgesprochen haben und wir ordneten uns in der Schlange ein. Leider wurden unsere Kredit- und EC-Karten vom Automat nicht akzeptiert. Sch....!



Grand Canyon du Verdon und kein Benzin

 

Mittwoch, 06.09.2000


 

Trotz allem gut ausgeschlafen und munter nahmen wir unser Frühstück ein und besprachen unseren "Schlachtplan": Zuerst zu der Tanke am Supermarkt. Wenn dort Benzin, dann weiter Richtung Grand Canyon du Verdon und unterwegs schauen ob die Tankstellen geöffnet sind. Falls Tankstellen immer noch geschlossen, dann nur so weit zum Grand Canyon daß der Sprit noch bis nach Italien reicht.

 

Wir hatten Glück! An der Tanke gab es tatsächlich noch von dem knappen Naß. In einer Parfümfabrik (Galimard) deckten wir uns noch mit etwas "Duftwässerchen" ein und begaben uns wieder auf Napoleons Spuren (N85) Richtung Castellane. Kurz hinter Grasse dann schon wieder der erste Col (Col du Pilon). Mit 780m wohl eher ein Cölchen was mich dann auch zu der Bemerkung brachte: "So klein - und schon ein Col!" Die Strecke war gut zu fahren und über den Col de Valferriere (1169m) und den Col de Luens (1054m) erreichten wir Castellane. Dort bogen wir ab auf die N952 zum Grand Canyon. Auf der gesamten Strecke hatte keine einzige Tanke geöffnet. Obwohl wir aufgrund des sich sinkenden Tankinhaltes nur einen kleinen Teil des Grand Canyon du Verdon zu sehen bekamen war die Aussicht überwältigend. Leider mußten wir dann doch den Rückzug antreten, um mit dem restlichen Benzin noch bis nach Italia zu gelangen. Also zurück auf der N952 und der Route Napoleon (N85). An der Küste nahmen wir dann die Autobahn (A8) nach Italia und schon bald erreichten wir das uns inzwischen vertraute Ventimiglia. Hier verabschiedeten wir uns wieder von der Küste. Durch das schöne Tal des Roya folgten wir der E74, die uns schließlich wieder nach Frankreich führte. Da wir den Tank noch nicht auf Reserve schalten mußten, konnten wir die ca. 40 km bis zur Grenze nach Italien unbesorgt in Angriff nehmen. Der anstrengende Tag hinterließ nun doch so langsam seine Spuren. In Tende bezogen wir Quartier für die Nacht. Auch unsere Moppeds konnten wir in einem Schuppen neben einer Enduro mit Oldenburger Kfz-Kennzeichen unterstellen. Der Oldenburger gesellte sich zu uns und gemeinsam suchten wir per Pedes ein Restaurant auf um unseren Magen vom heftigen Knurren zu befreien. Nach dem Essen und Klönen war der Oldenburger müde und begab sich in die Horizontale. Alla und ich suchten noch eine Kneipe neben dem Hotel auf. Ein paar Runden Kicker zur Lockerung der Handgelenke, ein paar Bier gegen den Durst und todmüde fielen wir in die Betten.



 

Gewaltritt nach Frankfurt a. M.

 

Donnerstag, 07.09.2000


 

Es sollte der Mammut-Tag werden. Beim Frühstück meinte Alla: "Heute abend trifft sich wieder alles im "Gaddezwersch" (Alla’s Stammkneipe in Frankfurt). Die würden Augen machen, wenn wir da auftauchen! Aber es ist ja doch ein Stück zu weit." Und irgendwie hatten wir ab dem Zeitpunkt den "Gaddezwersch" im Hinterkopf.

 

Bei Zeiten (um 8:30 Uhr) sattelten wir die Maschinen und machten uns auf den Weg. Weiter der E74 folgend erreichten wir schon nach kurzer Zeit den Tunnel de Tende und überquerten somit unter Tage die Grenze nach Italien. Hier gab es auch Benzin, das konnten wir schon riechen! In Limone-Piemonte reihten wir uns hinter mehreren Fahrzeugen der französischen Post an der Tankstelle ein. Also hatten wir mit der Alternative über Italien und die Schweiz nach Hause zu fahren die Richtige Wahl getroffen. In Frankreich hätte sich unser Urlaub zwar auf unbestimmte Zeit verlängert, aber wir hätten spritmäßig auf dem Trockenen gesessen.

 

Wir folgten weiter der E74 über Cuneo und hinter Fossano nahmen wir die Autobahn A6 nach Turin. Hinter Turin ging es dann auf der A5 durchs Aosta-Tal. Hier wehte ein ganz schöner Wind, der uns ab und zu wirklich zu schaffen machte. Bei Aosta setzten wir dann die Blinker rechts und auf der E27 ging es über den großen Sankt Bernhard (2.469m) in die Schweiz. Wir kamen gut voran und schon bald waren wir in Martigny. Es sollte zwar nur für einige Stunden sein, doch auf die Autobahnvignette wollten wir nicht verzichten. Richtung Norden und dann immer geradeaus passierten wir auf der Autobahn N6 das bereits von Deep Purple in Smoke on the Water besungene Montreux. Aber irgendwie hatte sich der "Gaddezwersch" in unseren Hinterköpfen festgesetzt. So ließen wir den Genfer See linker Hand liegen und folgten der N12 Richtung Heimat. An Fribourg vorbei hinter Bern auf die N1 und hinter Oensingen auf der N2 Richtung Basel. Beim Grenzübergang Weil am Rhein glaubten wir, ganz Frankreich kommt mittlerweile zum Tanken rüber. Nachdem auch wir unsere Motorräder wieder aufgetankt hatten, ging es auf der A5 weiter Richtung Frankfurt. Der "Gaddezwersch" hatte mittlerweile seinen Platz im Hinterkopf verlassen und war in den Vordergrund getreten. Wir kamen trotz Baustellen und starkem Verkehr recht gut voran und irgendwann war dann auch der Zeitpunkt erreicht, wo wir daran glaubten noch zu einer christlichen Zeit in Frankfurt zu sein. Ein kleiner Zwischenfall ließ mir dann noch das Blut in den Adern gefrieren. Da der Tacho meiner Maschine immer noch defekt war, fuhr ich hinter Alla. Wir kamen auf der linken Spur aus einer Baustelle raus und Alla beschleunigte. Zwischen uns hatte auf der rechten Spur ein Audi-Fahrer den Blinker zum Überholen gesetzt. Also drehte ich das Gas zurück um ihm den Vortritt zu lassen. Er aber blinkte plötzlich rechts und blieb anscheinend auf der rechten Spur. Nun denn, dachte ich, wenn du nicht willst dann ziehe ich halt eben vorbei und beschleunigte. In dem Moment zog er voll nach links rüber. Im Bruchteil einer Sekunde Gas zurück, Handbremse und Fußbremse voll gezogen! Knapp, ganz knapp setzte er sich vor mich - die Sonntagsausgabe der Bild-Zeitung hätte wohl nicht mehr dazwischen gepaßt. Da hatte ich nochmal Schwein gehabt. Die weitere Fahrt verlief ohne jegliche Zwischenfälle und gegen 22.00 Uhr waren wir in Alla’s Frankfurter Wohnung. Die Maschinen abgesattelt und ab in den "Gaddezwersch". Haben die Augen gemacht! Obwohl wir an diesem Tag eine Ochsentour hinter uns brachten, waren wir noch ziemlich fit. Das Bier schmeckte, das Essen auch und zu erzählen gab es jede Menge. Kurz nach Mitternacht begaben wir uns dann zur Ruhe.



 

von Frankfurt a. M. nach Hause

 

Freitag, 08.09.2000


 

Der einzige Tag an dem wir etwas länger schliefen! Nach dem Frühstück machten wir uns gegen 10.00 Uhr wieder auf den Weg. Über die A66 nach Wiesbaden - Mainz, dann die A60 bis Bingen und weiter auf der A61 Richtung Koblenz. Bei Rheinböllen fuhren wir dann auf die Hunsrückhöhenstraße B50 und gegen Mittag hatten wir unsere Tour im heimatlichen Schweich beendet.



Vorgeschichte

 

Im Vordergrund dieser Tour stand eigentlich Raften, Canyoning und Klettern in Österreich. Wie ich dazu kam? Ganz einfach: Im Bootsführerlehrgang 2001 der DLRG – übrigens der coolste in meiner ganzen Ausbilderzeit – war u. a. Alex(andra). Und an irgendeinem Tag sagte sie dann: „Im Sommer fahren wir wieder nach Haiming – da musst du unbedingt mitfahren!" „Wo ist Haiming? Was ist Haiming?" fragte ich und erfuhr sogleich, dass Haiming nicht nur die Bezeichnung eines Ortes am österreichischen Inn ist, sondern als Synonym für Raften, Canyoning, Klettern und Fun gilt, wobei all diejenigen, die schon mal dort waren allein bei der Erwähnung des Wortes „Haiming" in Euphorie ausbrechen und einen seltsamen Glanz in die Augen bekommen. Der weitere Dialog zwischen Alex und mir war in etwa folgendermaßen:

Ich: „Mmhh, und was machen wir da?"

Alex: „Raften!!!"

Ich: „o. k. – kenne ich, damit kann ich was anfangen, Boote und Wasser sind eh mein Metier! – was machen wir noch?"

Alex: „Canyoning!!!"

Ich: „Hab´ ich schon mal gehört. Wie geht das genau ab?"

Alex: „Na ja, da geht es durch eine Klamm, mit schwimmen, klettern, rutschen, abseilen und mit 12m-Sprüngen."

Ich: „o. k. – wenn ich mitfahre, werde ich auf alle Fälle mit dem Motorrad dorthin fahren. Und wenn ihr dann zum Canyoning geht, werde ich Mopped fahren! – Und was machen wir sonst noch?"

Alex: „Klettern!!!"

Ich: „Mmmhhh, und wie muss ich mir das vorstellen?"  

Alex: „Na ja, im Ötztal sind 2 Klettersteige. Da klettert man gesichert hoch, der eine Steig geht so ca. 70m und der andere Steig so ca. 200m die Wand hoch!"  

Ich: „o. k. – also fahre ich an 2 Tagen Mopped!"  

 

In Haiming kam es natürlich ganz anders und das „Klettersteig gehen" gefiel mir sogar noch besser als Raften!  

 

Die Idee, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und mit dem Motorrad in die Alpen zu fahren, gefiel nicht nur mir sondern auch Alex(andra), Martin P, Hubi und David. Also beschlossen wir, bevor wir uns mit dem Rest der Truppe in Haiming am Inn treffen sollten, noch ein paar Tage mit den Motorrädern durch die Alpen zu touren.

 

Letztendlich sah der Plan folgendermaßen aus. Samstags starten Hubi aus Ließem (Eifel) mit seiner Yamaha XJ 650, Martin P. aus Koblenz mit seiner 600er Kawasaki Ninja, David als Sozius und ich mit meiner Suzuki VX 800 Richtung München. Sonntags nehmen wir Alex als Sozia in Pullach in der Jugendherberge ab, fahren dann 3 Tage durch die Alpen und Dolomiten, treffen dienstags in Haiming ein und Donnerstags stößt dann der Rest der Truppe in Haiming zum Raften, Klettern und Canyoning dazu.

 

 


 

 

 Ein paar Hürden

 

 

Wie bei einigen weiteren meiner Touren waren auch diesmal im Vorfeld ein paar Hürden zu nehmen:

Am Ende einer Sonntags-Motorradtour mit Martin P. durch die Eifel meldete sich plötzlich das Getriebe meiner Suzuki VX800 hauptsächlich beim runterschalten in den 3. Gang. Die auf meiner Stirn auftretenden Sorgenfalten sollten berechtigt sein, wie sich bei der Überprüfung des Motors herausstellen sollte: zwei Zahnräder im Getriebe waren defekt. Nach dem Spruch: „Da kann man nichts mehr machen, wenn ich bei der Laufleistung von 50 Tkm den Motor aufmache, bekomme ich den anschließend nicht mehr dicht. Am besten du kaufst einen Austauschmotor oder besser noch gleich ein anderes Motorrad!" entzog ich der Werkstatt meines Vertrauens dasselbige. Schließlich gibt es doch Dichtungen! Durch einen Bekannten kam ich dann zu Oswald den Inhaber der

Fa. Moto-Point

in Brecht – und das ist jetzt die Werkstatt meines Vertrauens. Kurzum in Stichworten: Zahnräder bestellt, Zahnräder im Container irgendwo auf See unterwegs, Liefertermin ungewiss, Motorrad-Tour gefährdet! „Alles nicht so schlimm" meinte Oswald „dann mach ich Dir halt eine Gebrauchtmaschine von mir für die Tour fertig." Auf dieses Angebot brauchte ich dann doch nicht einzugehen. Donnerstag abends kamen die Zahnräder, freitags wurden sie montiert und samstags startete die Tour – also just in time!

 

Die nächste Hürde: Hubi hatte erst kurz vor der geplanten Tour die Prüfung für den Motorradführerschein abgelegt und sich eine Yamaha XJ650 gekauft. Allerdings musste er sich noch Motorradklamotten anschaffen, schob dies aber immer wieder auf und meinte er bräuchte nur in den Laden zu gehen und die hätten da alles direkt in seiner Größe verfügbar. Es lief schließlich darauf hinaus, dass er freitags aus der Eifel nach Trier fahren wollte, eben mal schnell zu Polo rein Klamotten kaufen und bei mir zuhause nächtigen um samstags auch pünktlich zum Tourstart da zu sein. Da Moto-Point in Brecht nur einen Katzensprung von Hubi´s Heim entfernt war, holte ich ihn freitags mit meiner reparierten Maschine ab. Irgendwie sind die Zeiger der Uhr dann immer weiter vorgerückt und als wir endlich in Trier vor Polo´s Türen standen, waren dieselbigen bereits geschlossen. Öffnungszeiten samstags erst ab 10.00 h. Na prima, zu der Zeit wollten wir eigentlich schon einige km unter die Räder genommen haben! „Dann schauen wir eben mal bei Tante Louise rein!" – die Fa. Louis ist in Trier genau gegenüber von Polo. Also bei Louis rein, eine Verkäuferin geschnappt und ab in die Umkleidekabine – nee, nicht mit der Verkäuferin, sondern mit den von ihr offerierten Klamotten. Die Umkleidekabinen waren mit Schwingtüren im Westernstil versehen und noch keine Minute nachdem Hubi dahinter verschwunden war, schwangen die Türen mit einem lauten Knall auf, ein Berg von Klamotten flog hindurch in den Laden und Hubi stiefelte in Unterwäsche mit dem Spruch „Dat is doch alles viel zu eng da drin!" und einem breiten Grinsen im Gesicht hinterher. Die weitere Anprobe fand dann zur allgemeinen Erheiterung mitten im Laden statt. Den verdutzten Gesichtsausdruck der Verkäuferin sehe ich noch immer vor mir. Jedoch nutzte der ganze Einsatz nichts – es war nichts passendes für Hubi dabei. Wir fanden uns schon damit ab, am nächsten Tag erst um die Mittagszeit auf Tour zu gehen. Während der Heimfahrt kam mir dann aber ein Gedanke: Alfred, genannt Alla, hat in etwa die Statur von Hubi und kann derzeit eh kein Motorrad fahren, weil seine linke Hand etwas lädiert ist. Seine Klamotten müssten Hubi eigentlich passen. Das Problem bei der Sache: Alla arbeitete in Frankfurt, hatte seine Wohnung im Elternhaus in Schweich, war am Wochenende aber meist bei seiner Freundin Bärbel in Föhren und die zog gerade in eine andere Wohnung. Schon gut dass es Handys gibt! Noch besser wäre, wenn diese dann auch angeschaltet sind. Allas Handy war ausgeschaltet!. Auch in keiner der Wohnungen waren Alla und Bärbel erreichbar. Nach etlichen Telefonaten und dem „Abklappern" der einzelnen Wohnungen haben wir sie dann letztendlich doch noch im „Alten Weinhaus" angetroffen – da hatten wir allerdings schon Samstag. Um 00:30 h stand nach der Anprobe dann fest, dass wir doch pünktlich die Tour starten konnten.


 

 

 

Es geht los

 


2001 Alpen Haiming 002Pünktlich um 8:00 Uhr ging es dann los. Hubi übernahm mit seiner Yamaha einen Großteil des Gepäcks und David wechselte als Sozius zwischen Martins Ninja und meiner VX. Der Anlasser von Hubi´s Yamaha glich in seiner Funktion eher einem Blinker – mal ging er und mal ging er nicht. Folglich brauchte er ab und zu etwas „Anschub"! Das war für die Folge die Aufgabe von David, der seinen neuen Job wirklich hervorragend erledigte. Schon bald ging er derart in seiner Aufgabe auf, dass er schon im voraus ahnte, wenn Hubi´s Maschine ausging und der Anlasser mal wieder streikte.

 

Durch die Pfalz folgten wir den Landstraßen, doch ansonsten ging es am 1. Tag nur darum, die Strecke nach München zu überbrücken – also stupide Autobahnfahrt. Ab Karlsruhe schickte uns dann auch noch Petrus heftigen Regen vom Himmel, was sich allerdings nicht negativ auf unsere gute Stimmung auswirkte.

 

Bei Stuttgart zollten wir unseren knurrenden Mägen Tribut, fuhren von der Autobahn ab und kehrten bei einem großen Rasthof in einem Chinesischen Restaurant ein. Äußerst freundlich wurden wir begrüßt und konnten unsere nassen Klamotten im Heizungskeller des Restaurants zum Trocknen aufhängen. Bei sehr leckerem Essen und Unmengen von Jasmin-Tee beratschlagten wir, was wir abends in München anstellen sollten. Der ursprünglich geplante Biergartenbesuch würde auf alle Fälle buchstäblich ins Wasser fallen. Auch die Frage nach einer Unterkunft war noch nicht beantwortet. Doch dazu hatte David eine Idee: „Ich kenne da den Martin W., der studiert in Freising. Den rufe ich jetzt an!" Gesagt, getan. Das Telefongespräch mit Martin W. lief in etwa so ab: „Hallo Martin, David hier. Bist du heute abend zuhause? Wir sind mit 4 Mann jetzt in Stuttgart. In ca. 3 Stunden kommen wir Dich besuchen und schlafen eine Nacht in Deiner Bude! Bis später!"

 

Also fuhren wir weiter durch strömenden Regen nach Freising. Nach einem Tankstop fanden wir dann auch recht schnell Martin W. im Studentenwohnheim. Obwohl der Besuch einen überfallmäßigen Charakter hatte, bereitete es keine Probleme uns dort unterzubringen. Unser Gepäck nahm fast einen ganzen Flur in Anspruch.
Auch die Motorräder waren in der Tiefgarage gut untergestellt. Als kleinen Dank für sein Entgegenkommen luden wir Martin W.  zum Essen ein, tranken anschließend noch einige Bierchen und begaben uns dann zur Ruhe.

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Rutschpartie auf dem Großglockner

 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kam dann die nächste Überraschung. Der Hinterreifen von Martin´s Ninja war ziemlich platt – wir zunächst auch. Es stellte sich dann heraus, dass eine Glasscherbe im Reifen steckte. Ausgerechnet am Sonntag, wenn keine Werkstatt offen ist und wir kaum eine Möglichkeit zur Reparatur oder zum Wechsel des Reifens haben. Für absolute Notfälle unterwegs hatte ich eine Dose Reifenpilot in meinem Gepäck. Trotz einiger Zweifel über die Wirksamkeit steckte in dem Zeug unsere ganze Hoffnung auf eine Fortsetzung der Tour ohne Zwangspause. Genau nach Vorschrift das Zeug rein, 20 km gefahren und an die Tanke zur Überprüfung des Luftdrucks. Lediglich 0,5 bar nachgedrückt und vorerst mit mäßigem Tempo losgefahren und alle 100 km mal überprüft. Womit eigentlich keiner von uns gerechnet hatte: das Zeug hielt die ganze Tour! Bei Martins Rückkehr in Koblenz musste der Reifen ohnehin gewechselt werden, da er so blank wie ein Kinderpopo war.

 

Der Wettergott meinte es an diesem Sonntag auch noch nicht so richtig gut mit uns – es regnete immer noch, wenn auch nicht mehr so heftig wie am Vortag.

 

2001 Alpen Haiming 007Wir verabschiedeten uns von Martin W. fuhren um München rum und folgten der B11 bis Pullach zur Jugendherberge, wo Alex uns schon erwartete. Ihr Gepäck verstauten wir auf Hubi´s „Lastesel" und los gings. Wir folgten weiterhin der B11 durchs Isartal bogen ab nach Bad Tölz und fuhren auf der B13 entlang der Isar weiter Richtung Süden. Am Sylvensteinsee bogen wir links ab auf die B307 und erreichten schon bald die Österreichische Grenze.  Auf der B181 gings weiter Richung Süden, am Achensee vorbei und auf der B169 ins Zillertal. Von Schürzenjägern haben wir dort aber nichts gesehen. In Zell am Ziller richteten wir uns nach Osten und folgten der B165 über Gerlos zu den Krimmler Wasserfällen2001 Alpen Haiming 008Nach einer kurzen Pause und den obligatorischen Bildern von den Wasserfällen nahmen wir wieder die B165 bis Mittersill unter die Räder und fuhren von dort aus weiter Richtung Osten auf der B168 bis nach Bruck an der Grossglocknerstrasse. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Großglockner Hochalpenstrasse mautpflichtig ist, wollten wir uns natürlich diesen „Leckerbissen" nicht entgehen lassen. Also in Fusch an der Mautstelle unsere Gebühr entrichtet und schon gings bergauf. Das Wetter hatte sich mittlerweile etwas gebessert. Der Himmel war zwar immer noch wolkenverhangen und grau aber es regnete nicht mehr. Eine beeindruckende Landschaft mit reichlich Schnee erwartete uns. Nach kurzen Stopps an der Edelweißspitze und der Franz-Josefs-Höhe konnten wir der Versuchung nach einer Schneeballschlacht und Rodelpartie nicht widerstehen. Wir hatten zwar keine Schlitten dabei, aber wasserdichte Motorradklamotten eignen sich bestens dazu, einen Schneehang runterzurutschen – das haben wir ausgiebig getestet.

Ein Blick auf die Uhr zeigte uns, dass wir uns mittlerweile über eine Stunde im Schnee vergnügt hatten und es leider schon wieder Zeit wurde, weiter Richtung Süden zu fahren. Also weiter über Heiligenblut, der südlichen Mautstation, auf der B107 und später B100 nach Lienz. Eine schöne Stadt mit südländischem Flair erwartete uns und hier wollten wir eine Unterkunft für die Nacht suchen – am besten mit Schwimmbad, Sauna und Solarium zum Relaxen. Leider fand an diesem Wochenende ein größeres Musikfest statt und die freien Zimmer in Hotels und Pensionen waren so gut wie alle belegt. Auch die Touristen-Info mit Zimmervermittlung hatte schon geschlossen. Vor der Touri-Info brannten auf einer großen Übersichtstafel mit Hotels und Pensionen fast ausschließlich die roten Lämpchen. Aber bei genauerem Hinsehen entdeckten wir doch noch ein grünes Lämpchen, was uns sagte, dass bei Fam. Winkler noch was frei wäre. An der Tafel war auch ein Telefon angebracht, mit dem man kostenfrei das jeweilige Hotel oder die entsprechende Pension erreichen konnte. „Dann rufen wir mal die Maria Winkler an! – Alex mach Du das mal, eine Frauenstimme kommt da immer besser!" Gesagt – getan! Es war nur noch ein Zimmer für 3 Personen frei und mit Händen und Füßen gaben wir Alex zu verstehen sie solle die Winkler-Oma davon überzeugen, dass wir Schlafsäcke dabei hätten und wir zu fünft das Zimmer belegen wollten. Alex´s Überzeugungskünste waren schon sehr gut und sie erhielt das o.k. „Die geht wohl davon aus, dass 5 junge christliche Mädchen dort auftauchen. Wenn die uns da ankommen sieht, 4 Kerle und 1 Frau, dann noch auf Motorrädern und alle in einem Zimmer- da wird nichts draus!" äußerte ich meine Zweifel. Bei der Pension angekommen öffnete Herr Winkler die Tür, schaute erst die Motorräder und dann uns der Reihe nach an, sagte kein Wort und schüttelte nur heftig den Kopf – horizontal natürlich!. Auch seine Frau war trotz Aufbietung unserer ganzen Überzeugungskraft nicht zu einer Vermietung des Zimmers für die eine Nacht bereit.


 

Gasthaus Gurter an der Pustertaler Höhenstraße

 

Nachdem nun unsere ganzen Bemühungen, in Lienz ein Zimmer zu finden, gescheitert waren, mussten wir halt weiterfahren. Allerdings lief uns so langsam die Zeit davon. Von Lienz aus wollten wir der Pustertaler-Höhenstrasse folgen – und das taten wir nun auch. Auf der B100 ein kurzes Stück an der Gries vorbei bis Leisach-Gries und schon ging es rechts ab auf die Pustertaler-Höhenstraße. So langsam wurde es dunkel und es war keine Ortschaft, geschweige denn eine Übernachtungsmöglichkeit in Sicht. „Wenn ich jetzt nichts finde, verfluchen die anderen mir die Knochen!" schoss es mir durch den Kopf. Nach einigen km, genauer gesagt in Bannberg, klopfte Alex mir plötzlich auf die Schulter und wies auf ein Schild. Gasthaus Gurter stand dort drauf und auch ein Bett war auf dem Schild zu sehen. Also Blinker links gesetzt, einen kleinen Hang hinunter und wenige Meter weiter standen wir vor einer großen Giebelwand mit einer relativ kleinen Türe.
2001 Alpen Haiming 014 „Wo ist denn hier der Eingang? – Wir gehen mal schauen!" sprachs und schon waren Alex und David im Gebäude verschwunden. Es dauerte nicht lange und Alex kam freudestrahlend herausgehüpft: „Das ist cool, das ist urig, da drinnen rockt die Dorfjugend auf ACDC – hier bleiben wir!" Neben einer großen Diele, in der auch die „Bar" untergebracht war, ging´s in den eigentlichen Wirtsraum. Ein paar Tische, Bänke und Stühle und mittendrin ein holzbefeuerter Herd. Die „Gurter-Oma" kam auf einer Krücke gestützt freundlich lächelnd auf uns zu und hatte sofort unser dringenstes Bedürfnis erkannt: „Moagst a Bier?!". Da wir ja nicht mehr zu fahren brauchten, ließen wir uns das Bier nebst einem leckeren Marillen-Schnaps schmecken. Nachdem wir den ersten Durst gestillt hatten, bezogen wir die ebenfalls urigen Zimmer und kehrten in leichter Bierkleidung in den Wirtsraum zurück. Nach dem abwechslungsreichen und doch recht langen Tag verspürten wir ein leichtes Hungergefühl und wir fragten in Angesicht der fortgeschrittenen Stunde – immerhin ca. 22:30 Uhr – mal vorsichtig bei der Gurter-Oma an, ob wir noch etwas zu essen bekommen könnten. „Eine Brotzeit vielleicht?" „Naa, i moach woas richtiges!!!" kam prompt als Antwort und schon stand ein Topf mit Klößen auf dem Herd. 2001 Alpen Haiming 015 Dann kam ihr Sohn Klaus hereingeschneit und meinte, davon würden wir nicht satt. Flugs zauberte er ein paar Rippchen in die Pfanne. Da Alex sich damals fleischlos ernähren musste, ging Klaus mit einer Taschenlampe ausgestattet in den Garten frischen Salat stechen und schon bald konnten wir ein vorzügliches Abendmahl zu uns nehmen.
So ziemlich zeitgleich wuchs ein Entschluss in jedem der 5 Köpfe, der da hieß: „Hier bleiben wir für 2 Übernachtungen, machen Morgen eine Dolomitenrundfahrt und fahren dann übermorgen von hier aus über den Brenner und Innsbruck nach Haiming!"

 

Nach dem Essen lockerten wir dann unsere Handgelenke etwas und warfen mit Pfeilen auf eine Scheibe – ich glaube die Profis nennen das „Dart-Spiel". Um da einen kleinen Ansporn zu schaffen meinte Klaus – der Wirt – wir könnten ja um eine Flasche Marillenschnaps spielen. David war sofort Feuer und Flamme dafür und obwohl mir klar war, dass wir nur schwerlich gegen einen Wirt in seiner eigenen Kneipe eine Siegchance hatten, stürzten wir uns ins Gefecht. Trotz unserem vollsten Einsatz stand es schon bald 1:0 für Österreich! Diese Schmach wollte David natürlich nicht auf sich sitzenlassen und einige Zeit später stand es dann 2:0 für Österreich. Mittlerweile waren die Zeiger der Uhr doch schon weit fortgeschritten und auch der Konsum des Biers mit dem unvermeidlichen Marillen-Schnaps forderte seinen Tribut. Klaus hielt anscheinend sehr viel von Integration und Arbeitsteilung was sich dann derart auswirkte, dass wir abwechselnd hinter die Theke gehen mussten um die Getränke-Runden fertig zu machen. Allerdings war dieser Arbeitseinsatz für uns von Vorteil. Da wir den nächsten Tag ja nicht mit einem Kater im Bett verbringen, sondern Mopped fahren wollten, hatten wir so die Gelegenheit Klaus mit dem gewünschten Marillenschnaps zu versorgen und uns hundsgewöhnliches Wasser in die Gläschen zu gießen. Dialoge wie der folgende machten die Runde: „Klaus, der Marillenschnaps ist alle!" – „Dann hol neuen!!!" – „Woher???" – „Na, aus dem Keller natürlich!" ….."Der Keller ist abgeschlossen, Klaus!" – „Na, dann sperr ihn doch auf! Der Schlüssel hängt in der Küche!"

 

Da wir ja am nächsten Tag zu unserer Dolomiten-Rundfahrt starten wollten, zogen wir schließlich doch zu später oder besser gesagt früher Stunde die Reißleine und begaben uns in die Horizontale.


 

Dolomiten-Rundfahrt

 

2001 Alpen Haiming 018In erstaunlich guter Verfassung und recht fit standen wir an dem Montagmorgen auf und nahmen ein sehr gutes und reichhaltiges Frühstück auf der Terrasse zu uns. Fast zum Greifen nahe hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die von der Morgensonne angestrahlten Lienzer-Dolomiten. Nach dem Frühstück breiteten wir das Kartenmaterial auf dem Tisch aus und schnell hatten wir die Strecke für den Tag abgesteckt. Ab in die Motorradklamotten und los ging´s!

 

Wir folgten der Pustertaler-Höhenstraße weiter Richtung Westen und fuhren bei Abfaltersbach wieder auf die B100 / E66. Schon bald kamen wir zur italienischen Grenze und aus der B100 wurde die SS49. In Toblach ging´s dann links ab auf der SS51 durch das Höhlensteintal Richtung Dolomiten. Ohne Gepäck machte das Touren noch mal so viel Spaß! An den drei Zinnen vorbei über die SS48, SP49 entlang des Lago di Misurina und auf der SR48 erreichten wir über den Passo Tre Croci (1.809m) schon bald Cortina d´Ampezzo.

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Dieser mondäne Wintersportort hat auch im Sommer einiges zu bieten - so mussten wir hier natürlich eine Pause einlegen und den Flair des Ortes bei einem leckeren Eis in einem Straßencafe aufsaugen. Aber wir wollten ja noch ein paar Pässe fahren und so sattelten wir wieder die Motorräder.

 

Über die SS48 erreichten wir schon bald den Pso. di Falzarego (2.105m). Weiter ging es bis nach Cernadoi. Dort bogen wir rechts ab nach Arabba und schon wartete mit dem Pso. Pordoi (2.239m) der nächste Pass auf uns. Gleich darauf ging es weiter auf der SS242 zum Sellajoch (2.244m). Nach den ersten Haarnadelkurven waren wir etwas flotter unterwegs. Schließlich wurden die Haarnadelkurven ja frühzeitig durch Schilder angekündigt. Und dann passierte es: Ich dachte noch, so langsam müsste jetzt eigentlich wieder die nächste Haarnadelkurve kommen, da war sie auch schon da! Keine Schilder und viel zu schnell! Die Straße ging irgendwie scharf rechts weiter und vor mir nur noch der Kurvenradius und dahinter einfach nur blauer Himmel und Abgrund! Tausend Gedanken schossen mir innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Kopf: Die Kurve ist auf keinen Fall mehr zu schaffen, das war´s dann wohl! Eine winzig kleine Chance, Alex´s und mein Leben zu retten, besteht vielleicht noch darin, das Mopped auf die Seite zu legen, abzusteigen und zu hoffen, dass wir nicht zu weit rutschen und uns irgendwo am Abgrund noch festhalten können. Meine VX hatte ich auf alle Fälle schon abgeschrieben. Schon wollte ich das entsprechende Fahrmanöver ausführen, als ich sah, dass hinter dem Teerband im Kurvenradius etwas tiefer ein kleiner geschotterter Parkplatz und rechts davon abfallend ein geschotterter Weg war. Mopped gerade gestellt, kurz und kräftig gebremst, Kupplung gezogen und ab in diesen Weg. Nach ca. 20 m kam die VX dann zum Stehen. Im ersten Moment blieb ich regungslos auf der Maschine sitzen, atmete tief durch, drehte mich zu Alex um und meinte: „Mann, war das knapp! Ich hatte schon mit allem abgeschlossen! Da waren wohl alle Schutzengel gerade hier zu einem Betriebsausflug versammelt!" Alex meinte daraufhin ganz cool: „Wieso? Ich habe Dir vertraut, Du hast das doch im Griff gehabt!" Naja, im Griff hatte ich da für mein Verständnis nichts – das war einfach nur Glück! Glück dass der Weg dort war und Glück, dass kein Gegenverkehr unterwegs war.

Mittlerweile kamen Hubi, Martin und David an. Gott sei Dank hatten sie etwas Abstand zu mir und konnten noch frühzeitig bremsen.

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Nach dieser Aktion ließen wir es dann doch etwas langsamer angehen. Vom Sellajoch ging es wieder abwärts und nach einigen Kilometern bogen wir rechts ab auf die SS243 um das Grödner Joch (2.121m) in Angriff zu nehmen. Bei Corvara In Badia bogen wir ab Richtung Norden und folgten der SS244 Richtung Brunico (Bruneck). In Longega (Zwischenwasser) setzten wir den Blinker rechts und folgten der Furkelpass Landstrasse über den gleichnamigen Furkelpass (1.759m). Schon bald erreichten wir Valdaora (Olang) und weiter ging es Richtung Antholz zum Staller Sattel (2.052m).
2001 Alpen Haiming 034Die Straße zum Sattel ist so schmal, dass der Verkehr per Ampel geregelt ist. Von der halben bis zur dreiviertel Stunde kann man rauffahren, dann ist noch eine viertelstunde Karenzzeit eingebaut und von der vollen bis zur viertel Stunde geht’s dann bergab. Natürlich mussten wir etwa eine halbe Stunde warten, bis wir die Strecke unter die Räder nehmen konnten. Dafür standen wir aber auch in der ersten Reihe und hatten freie Fahrt. Oben am Sattel kamen wir dann an der Weltmeisterschafts-Biathlon-Strecke vorbei und passierten die Grenze zu Österreich ohne Probleme. Durchs Defereggental fuhren wir auf der L25 nach Huben. Dort bogen wir rechts ab auf die B108 Richtung Lienz und hatten kurz danach beim Gasthaus Gurter unsere Dolomiten-Rundreise beendet.

 

Irgendwo unterwegs, ich weiß nicht mehr genau wo, war ein Teil meines linken Fußrastenhalters abgebrochen und die Fußraste lag auf dem Auspuff auf. Nicht weiter schlimm – aber doch etwas störend. Klaus, der Gurter-Wirt war vor dem Haus mit Holzarbeiten beschäftigt. Ich fragte ihn, ob er wohl etwas Draht hätte, um den Fußrasten-Halter provisorisch zu befestigen. Er meinte nur: „Fahre mal da vor die Scheune!" und machte das Tor auf. Dann zauberte er irgendwo aus dem ganzen Durcheinander ein Schweißgerät her. Ein paar Schweißpunkte auf den Halter und schon war das Problem behoben. Der Halter hat danach übrigens einige Jahre gehalten!

 

Hubi und Martin hatten noch nicht genug von den Bergen und mussten noch einen Gipfel zu Fuß erklimmen. Währenddessen machten Alex, David und ich es uns bei einer Flasche Rotwein und Kartenspiel gemütlich. Als Hubi und Martin zurückkamen meinten sie freudestrahlend, sie wären auf dem bösen Weiberle gewesen. „Ihr alle beide???!!!" „Natürlich, wir waren zusammen drauf!" Dann klärten sie uns auf, dass das böse Weiberle der Berggipfel war, den sie erklommen hatten. Dort hatten sie ein Schild mit der Bezeichnung des Berges gefunden welches später in der Hütte in Haiming über Tinas Bett seine Verwendung fand.


 

Auf nach Haiming!

 

2001 Alpen Haiming 035Dienstagmorgens verabschiedeten wir uns von Gurters und machten uns auf den Weg nach Haiming. Über Sillian und Toblach nahmen wir die gleiche Route wie am Vortag. Weiter ging es auf der SS49 / E66 über Bruneck bis nach Naz-Chabs. Von dort aus folgten wir der Brennerstrasse SS12 in nördlicher Richtung. Immer entlang der Autobahn führte uns die Strecke über Sterzing die alte Brennerpass-Straße hinauf. Auf der österreichischen Seite fuhren wir immer noch parallel der Autobahn auf der B182 nach Innsbruck. Hier angekommen, haben wir die Motorräder geparkt und machten uns zu Fuß zu einer Stadtbesichtigung auf. Dabei durfte das Wahrzeichen von Innsbruck, das goldene Dachl natürlich nicht fehlen. Unser nun doch langsam aufkommendes Hungergefühl stillten wir im Krahvogel– einem stilvollem Cafe-Kneipe-Restaurant mit einer sehr schmackhaften Küche und einem phantastischen Milchkaffee. Schon auf der ganzen Tour gelüstete es David nach der bayrischen Spezialität Weißwürschtl – aber nirgends waren die zu bekommen. Auch im Krahvogel startete er wieder einen Versuch, diese nicht gerade urtypische österreichische Speise serviert zu bekommen. Auf dem Gesicht der netten Bedienung zeichnete sich ein Fragezeichen ab: „Da muss ich erst mal nachschauen, ob wir das auf der Karte haben. Das hat hier noch nie jemand bestellt!" Die Weißwürschtl waren auf der Karte, die Bedienung verwundert und David zufrieden! 2001 Alpen Haiming 037

Gut gestärkt brachen wir zur letzten Etappe nach Haiming auf. Auf der B171 rollten wir durchs Inntal Richtung Imst. Über Zirl und Telfs hatten wir dann schon bald unser Ziel Haiming erreicht. Die Rafting-Alm von Hannes befindet sich in Haiming auf der anderen Innseite. Noch vor der Brücke war Alex in freudiger Erwartung kaum mehr zu halten. Sie zappelte auf dem Soziussitz derart hin und her, dass ich Mühe hatte, die VX einigermaßen gerade zu halten. Bei den Hütten angekommen, bezogen wir sogleich Quartier. Anschließend haben wir bei Margret in der Kneipe noch ein paar Bierchen gepitscht und relativ früh begaben wir uns in die Horizontale.


 

Ötztal, Gletscherstraße und Timmelsjoch

 

Da der Rest der Truppe noch nicht da war, wollten wir den Mittwoch natürlich nicht untätig rumsitzen. Unser Bedarf an Moppedfahren war auch noch nicht ganz gestillt.

 

Auf ging es durchs Ötztal zum Timmelsjoch (2.474m). Von Sölden aus machten wir einen Abstecher auf die mautpflichtige Ötztaler Gletscherstraße. Auf über 2.500m Höhe ging´s dann rechts ab Richtung Rettenbachferner.
2001 Alpen Haiming 038Hier oben lag noch jede Menge Schnee und schon bald war die Fahrbahn derart vereist, dass wir den Rückzug antreten mussten. Ein „Flachlandtiroler" aus Duisburg meinte natürlich, er könnte trotz der vereisten Straße mit seinem sommerbereiftem Auto dort rauffahren. Um das Auto nicht im Graben oder Abgrund landen zu sehen, mussten wir tatkräftig Hand anlegen. Immer wieder verwunderlich, wie sorglos doch manche Leute mit den widrigen Straßenverhältnissen umgehen.

2001 Alpen Haiming 041Wir fuhren ein Stück zurück und wagten dann die Auffahrt zum Tiefenbachferner. Durch den höchstgelegenen Straßentunnel Europas, dem 1,8 km langen Rosi-Mittermeier-Tunnel, näherten wir uns dem mit 2.835m höchsten Punkt der Gletscherstraße. Als Orientierungspunkt in dem unbeleuchtetem, nassem und vereistem Tunnel diente uns der zuerst kleine und dann immer größer werdende Lichtschein des Tunnelausgangs. Recht eng wurde es immer, wenn uns ein Reisebus entgegenkam. Nach dem Passieren des Tunnelausgangs erstreckte sich vor uns ein riesiger Parkplatz mit dutzenden von Reisebussen. Zum lauten Bass aus großen Boxen vollführten einige Skater ihre Kunststückchen. Auch auf den Pisten waren einige Raupen und etliche Skiläufer unterwegs. Hier herrschte voller „Touri-Winterbetrieb". Bei Milchkaffe schauten wir uns das Treiben eine Weile an.

 

 

Fortsetzung folgt...

 

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