2000 - Seealpen / Cote d´Azur / Italien
Nach einigen Jahren Abstinenz legte ich mir im Juni 2000 wieder ein Motorrad zu - eine Suzuki VX 800.
Die erste größere Motorrad-Tour sollte durch die franz. Alpen an die Cote d´Azur gehen.
Am 30.08.2000 war es endlich soweit. Vollbepackt starteten wir um 08.30 Uhr in Schweich. Alfred, eigentlich immer Alla genannt, auf seiner Kawasaki GT 550 und ich, Gerd, auf meiner Suzuki VX 800.
Bereits nach wenigen Kilometern erfolgte der erste Grenzübertritt!
Über Ehrang auf die Autobahn (E44), Abfahrt Grevenmacher und dann immer an der Mosel entlang bis nach Perl. Dort nach Frankreich rüber und über Thionville, Metz, Pont-a-Mousson nach Nancy. Kurz hinter Nancy in Richardmenil dann der erste Tankstop. Das Wetter war bis hierhin recht gut - bedeckt aber trocken.
Nach einem 2. Frühstück ging es dann weiter über Epinal, Remiremont, Luxeuil-les-Bains, Vesoul, Besancon, Mouchard, Poligny, Champagnole, Morez, La Cure, Gex nach Genf. Hier gerieten wir in den Feierabend-Verkehr und es dauerte schon etwas bis wir die Schweiz wieder Richtung Bonneville verlassen konnten. In Bonneville angekommen, waren wir einstimmig der Meinung, daß wir den Tag hier beenden sollten. Nachdem wir im Sapeur Hotel Quartier bezogen hatten, war erstmal etwas Bewegung angesagt - bis zur Pizzeria. Nach der Stärkung und dem anschließenden Nachspülen war dann Nachtruhe angesagt.
Am nächsten Morgen (31.08.) wollten wir dann die Alpen in Angriff nehmen. Gestärkt durch ein gutes Frühstück fuhren wir los. Leider stand uns an diesem Tag Petrus nicht zur Seite - nach anfänglichem Nieselregen fing es schon bald an zu schütten. Und von den Alpen war leider auch nichts zu sehen. Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter - nur unpassende Kleidung! Zunächst ließen wir uns unsere gute Laune auch nicht verderben.
Wir folgten der Route des Grandes Alpes über Salanches, Megave, Flumet, Ugine nach Albertville. Viel gesehen von der Strecke haben wir nicht - mal abgesehen von größeren und kleineren Wasserpfützen. Die Laune war aber immer noch recht gut! Von Albertville aus folgten wir der D925. Hinter Beaufort wartete dann mit dem Cormet de Roselend (1968 m) der erste Pass auf uns. Sicht gleich Null!
Nach ca. 150 km von Bonneville aus in Bourg-St.-Maurice angekommen war unsere Laune dann doch nicht mehr die Beste. Das Wasser lief uns über die Jacken in die Handschuhe hinein, die nach Verkaufsprospekt 100% wasserdichten Hosen konnten ausgerechnet an einer doch recht empfindlichen Stelle (im Schritt!) ihr Versprechen nicht halten, die Stiefel waren auch so langsam durchweicht - kurzum es machte einfach keinen rechten Spaß mehr. Der Himmel war grau in grau und es schüttete wie aus Kübeln gegossen. Folglich beschlossen wir, den Tag hier ausklingen zu lassen und suchten uns eine Bleibe.
Der Hotelier muss wohl ein Motorradfahrer sein. Er stellte uns wie selbstverständlich den Heizungsraum zum Trocknen unserer Klamotten zur Verfügung. Ein Glück, daß Alla doch noch etwas mehr Haare hat als ich! Den Nachmittag verbrachten wir mit dem Fönen und Trocknen der nassen Kleidung und Stiefel sowie mit dem wilden Versenden von SMS-Nachrichten.
So hatten wir uns den Urlaub eigentlich nicht vorgestellt - schließlich wollten wir die Strecke und die Aussicht geniessen. Bei dem Wetter ein Unding! Also warfen wir einen Blick in unser umfangreiches Kartenmaterial und suchten nach Alternativen um schneller an die Küste zu kommen - Aosta-Tal und dann die Autobahn durch Turin Richtung Savona. Schließlich sind wir ja flexibel - aber schau´n mer mal!
Nach dem Aufstehen gab es gleich eine freudige Überraschung. Petrus muss wohl doch ein Motorradfahrer sein: Keine Wolken mehr und der Himmel erstrahlte im schönsten Blau. So hatten wir uns das schon eher vorgestellt. Die Bekleidung war dank des Heizungsraumes und Allas Fön wieder o k und trocken.
Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg über die D902 nach Val d’Isere. Schon wartete mit dem Col de l’Iseran (2.770 m) der höchste Pass den wir befahren wollten. Endlich konnten wir die phantastische Aussicht geniessen.
Weiter führte uns die D902 nach Lanslebourg-Mont-Cenis und auf der N6 nach Modane. In einem Supermarkt besorgten wir uns was zu essen. Wir hatten dann auch einen sehr idyllischen Platz gefunden: Eine Mauer, wo wir uns hinsetzen konnten. Direkt vor uns eine stark befahrene Straße und direkt hinter uns eine Bahnlinie - einfach himmlisch diese Ruhe! Von Modane ging es weiter bis nach St.-Michel-de-Maurienne. Es war der Tag der Alpenpässe - die D902 über den Col du Telegraphe (1.566 m) zum nächsten Giganten, dem Col du Galibier (2.646 m). Jetzt kamen wir doch noch in Genuß das Mont Blanc Massiv zu sehen.
Von hier aus nach Briancon und weiter über den Col d’Izoard (2.360 m) und den Col de Vars (2.111 m) nach Barcelonnette, dem Ziel der Tagesetappe.
Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, gingen wir uns noch etwas die Füße vertreten. Irgendwie hatten wir in diesem Ort gar nicht das Gefühl in den Alpen zu sein. Alles war schon recht südländisch. Nach ein paar Bier (ein Paar= 2 Stück !?!) begaben wir uns zufrieden und gutgelaunt zur Nachtruhe.
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Auch an diesem Morgen war wieder schönstes "Biker-Wetter" angesagt. Kein Wölkchen am Himmel und so sollte es auch die restlichen Tage bleiben. Nach dem Frühstück hatten wir uns erst mal als Schuster betätigt - an Alla’s Stiefeln hatte sich eine Sohle gelöst. Also zum Supermarkt, Kleber gekauft und die Sohle damit eingeschmiert. In Ermangelung einer Presse hatten wir die Sohle dann fachmännisch mit Klebeband an den Stiefel gebunden. Über die Optik lässt sich natürlich streiten - aber es hat gehalten und geholfen.
Dann ging es weiter die D902 entlang durch St. Laurent zum Col de la Cayolle (2.327 m).
Wir folgten weiter der Route des Grandes Alpes durch Entraumes, St. Martin d’Entraumes, Guillaumes, Peone, Valberg und Beuil. Mit dem Col de la Couillole (1.678 m) bezwangen wir den letzten Pass auf dem Weg zur Cote d’Azur. Von hier aus konnten wir schon das Meer riechen. Kurz hinter St. Sauveur sur Tinae bogen wir ab und folgten dem Tinae-Tal Richtung Nizza. Links Berge, rechts Berge und wir dazwischen auf einem schmalen kurvenreichen Sträßchen - so macht motorradfahren Spaß! Das Klima und auch die Vegetation wurden immer südländischer. Schon bald waren wir über Plan-du-Var und St-Martin-du-Var in Nizza.
Hier stellte sich uns die Frage rechts rum Richtung Cannes oder links rum Richtung Monaco. Wir entschieden uns für rechts rum. Die Küstenstraße war schon ein krasser Unterschied zu den Alpen-Sträßchen. Aber auch hier an der Küste gab es phantastische Kurven! (auch neben den Straßen!)
Wie wir die nächsten Tage noch feststellen konnten, hat man hier als Motorradfahrer absolute Narrenfreiheit. Mein Mopped muss das wohl schon gekannt haben. Nach dem Motto "es interessiert nicht wie schnell du fährst" verabschiedete sich die Tacho-Welle. Nun denn, mit Alla als Schrittmacher hatten wir auch diese Aufgabe gelöst (mein ehemaliger Chef sagte immer: "es gibt keine Probleme - nur lösbare Aufgaben!"). Durch Monaco und Menton näherten wir uns schon der italienischen Grenze und in Ventimiglia schlugen wir auf einem Campingplatz unser Hauptquartier (Zelt) für die nächsten 3 Tage auf. Nach dieser schweißtreibenden Arbeit war der Ruf des Mittelmeeres nicht mehr zu überhören - wir wollten uns noch in die Fluten stürzen. Leider hatte der David Hasselhoff von Ventimiglia die rote Sturmflagge gehisst und somit war nichts mehr mit schwimmen.
Das Duschen auf dem Campingplatz machte uns wieder munter und so fuhren wir abends noch nach Monte Carlo und mischten uns unter die Schönen und Reichen. Zurück auf dem Campingplatz nahmen wir unseren Nachttrunk zu uns und begaben uns zur wohlverdienten Ruhe.
Nach der Morgentoilette war erstmal Frühstück angesagt. Direkt hinter unserem Zelt konnten wir uns vorab schon mal an sehr leckeren Trauben laben und das Frühstück im Restaurant des Campingplatzes war auch in Ordnung.
Obwohl der Sonntag ja eigentlich der Tag des Herrn ist, machten wir uns zu Fuß! auf den Weg nach Ventimiglia. Bereits am Vorabend hatten wir das Aufheulen einiger Rasenmäher gehört was ja für den Samstag durchaus verständlich ist. Aber Sonntags? Also gingen wir der Sache, bzw. dem Motorenlärm mal auf den Grund. Ein Teil der Stadt war mit Strohballen gesperrt und die Rasenmäher entpuppten sich als Go-Karts. Die gingen ganz schön ab und allein das Zuschauen machte riesigen Spaß.
Da Essen und Trinken bekanntlich Leib und Seele zusammenhält, deckten wir uns im Supermarkt noch mit dem Nötigsten ein. Mittags kamen wir dann doch noch zu unserem Strandurlaub. Eine Runde im Meer geschwommen und dann faul in die Sonne gelegt - war auch nicht schlecht.
So ganz ohne moppedfahren wäre der Tag allerdings doch ein verschenkter Tag gewesen. Also machten wir uns abends auf um die Aussicht über den Dächern von Nizza zu genießen.
Auch hier war die Strandpromenade voller Kurven. Beeindruckend war auch, den startenden und landenden Flugzeugen zuzuschauen. Der Flugplatz ist zum Meer hin gebaut und gerade beim Landen war man der Meinung, daß die Flugzeuge ihre Fahrt als U-Boote weiterführen.
Zurück auf dem Campingplatz kamen wir natürlich nicht an der Bar und dem Nachttrunk vorbei.
en Tag hatten wir uns ausgesucht um nach Apricale zu fahren. In einem Bericht über Italiens schönste Dörfe in der Zeitschrift Geo-Saison war dieser Ort im Hinterland von Ventimiglia beschrieben und wenn wir schon mal in der Gegend waren, wollten wir unsere Neugierde auch befriedigen. Schon nach einer guten halben Stunde lag der Ort in den ligurischen Bergen vor uns. Der Bericht war absolut nicht übertrieben - die Bilder sprechen wohl für sich. Also stellten wir unsere Motorräder auf einem Parkplatz am Rande des Ortes ab und machten uns zu Fuß auf den Weg. Auf dem zentral gelegenen Dorfplatz angekommen frönten wir dem Müßiggang bei leckerem Cappucino. Nachdem wir anschließend bergauf und bergab das Dorf zu Fuß erkundeten, machte sich doch so langsam Hungergefühl bemerkbar.
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Auf einer durch ein Sonnensegel geschützten Terrasse ließen wir uns von der sehr guten italienischen Küche verwöhnen. Das Sonnensegel schützte uns dabei vor einem heftigen Gewitterregen. Doch pünktlich zum Espresso nach dem Essen waren die Straßen schon fast wieder trocken. Zur Verdauung sattelten wir die Moppeds und machten uns wieder auf den Weg durch das ligurische Hinterland Richtung San Remo. Über kleine und enge Straßen mit wenig Verkehr kamen wir dann in einen kleinen Ort namens Ceriana. Scheinbar das halbe Dorf war auf den Beinen und in oder vor der Bar Rina di Crespi Caterina versammelt. Uns gelüstete nach Cappucino und so nahmen wir draußen an einem Tisch Platz. Ein wahrliches Straßencafe - die Beine konnten wir nur ausstrecken, wenn kein Fahrzeug vorüber fuhr. Drinnen hatten sich wohl alle Zocker der Gegend versammelt. Von einarmigen Banditen über verschieden Kartenspiele reichte die Angebotspalette des Glücksspiels. Aber Caterina, die schätzungsweise 70-jährige freundliche Wirtin, hatte alles im Griff. Der Cappucino war wohl einer der besten und gleichzeitig derpreiswerteste des Urlaubs. Nachdem wir dem interessanten Treiben noch eine Weile zugeschaut hatten, fuhren wir wieder weiter. In San Remo kamen wir wieder zur Küste und folgten der Küstenstraße Richtung Imperia. Über Diano Marina und Bartolomeo erreichten wir Cervo. Vor über 30 Jahren war ich schon mal mit meinen Eltern hier gewesen. Erstaunlicherweise hatte sich nicht allzuviel verändert. Kleine enge Gassen führen den Hang hinauf zu der alles überragenden Kathedrale. Ein Besuch der Kathedrale stand natürlich auch auf unserem Programm. Geschäftstüchtig wie die Italiener zuweilen sind, fanden wir in der Kathedrale keine Wachskerzen. Nach dem üblichen Obulus durfte man einen Schalter betätigen und die entsprechende elektrische Kerze auf A4 oder D7 leuchtete.
Auf einer Terrasse mit schönem Ausblick über die Bucht bis nach Diano Marina erfrischten wir uns mit leckerem Eis bis es auch schon wieder Zeit wurde, die Rückfahrt anzutreten.
Daß Motorradfahrer hier absolute Narrenfreiheit genießen, habe ich schon einmal erwähnt. Dann kann es auch schon mal passieren, daß ein Italiener in Jeans mit Ballettschühchen, das T-Shirt zwischen den Schulterblättern hängend, ein wie ein Fähnchen im Wind flatterndes Westchen tragend mit einem Affentempo an uns vorbeischießt. Die rechte Hand am Gasgriff, die linke Hand lässig in die Hüfte gestemmt, beim Überholen das rechte Bein zum Gruß nach außen und voll Stoff bei Gegenverkehr in einer Linkskurve ein Auto überholt. Na ja, die Lebenserwartung solcher Spezies ist unserer Ansicht nach nicht sehr hoch.
Die Küstenstraße führte uns wieder zurück nach Ventimiglia zum Camping Roma, wo wir uns auf der Bar-Terrasse niederließen. Ein paar Tische neben uns vertrieben sich 3 Biker und eine Bikerin aus Österreich die Zeit mit Kartenspielen. Von Spiel zu Spiel steigerte sich bei einem von ihnen zwar nicht das Kartenglück aber immerhin der Alkoholpegel. Dafür nahm die Fähigkeit zur Koordination bei ihm immer mehr ab. Später, nachdem er von seinen hilfsbereiten Kumpanen wieder auf die Füße gestellt wurde, machte er sich schwankend auf den Weg zum Zelt. Das Mädel folgte mit einigen Schritten Abstand und distanzierte sich grinsend mit der Äußerung: "Den kenn ich nicht!" Nach dieser amüsanten kleinen Episode suchten auch wir bald unser Nachtlager auf - nicht ganz so schwankend wie der Österreicher.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns von den Österreichern und fuhren auf der Küstenstraße Richtung Cannes. Über den Dächern von Nizza hielten wir an um noch ein paar Fotos zu machen. Plötzlich sprach uns eine Dame an: " Ach, ist das schön mal wieder deutsche Kfz-Kennzeichen zu sehen. Passen Sie hier nur auf Ihre Motorräder auf! Sonst sind die nämlich weg! Die haben hier Methoden drauf - dann kommt ein Möbelwagen, die Klappe geht auf und Sie sehen Ihre Motorräder nie wieder. Und schauen Sie, daß Sie noch Benzin bekommen. Die streiken hier in Frankreich und haben die Tankstellen geschlossen." Es folgten noch über eine gute halbe Stunde lang die verschiedensten Ratschläge. Da die Gesamterscheinung der Dame uns doch etwas spleenig vorkam, schenkten wir zunächst den Ratschlägen keine größere Bedeutung.
Über Antibes in Cannes angekommen fuhren wir auf der Route Napoleon in die Parfümstadt Grasse und bezogen dort in einem Hotel Quartier. Den Nachmittag wollten wir noch ein wenig zum Strandurlaub nutzen um dann am nächsten Morgen mit einem Abstecher zum Grand Canyon du Verdon die Heimreise anzutreten. Doch es kam mal wieder ganz anders. Zunächst fuhren wir planmäßig wieder nach Cannes um uns in die Fluten des Mittelmeers zu stürzen und uns noch etwas in der Sonne zu aalen. In einem Gespräch mit zwei Bikern aus Wiesbaden wiesen diese auch auf die Benzinproblematik durch die geschlossenen Tankstellen hin. Also hatte die etwas spleenige Dame zumindest in diesem Punkt doch Recht. Auf der Rückfahrt zum Quartier in Grasse fiel uns dann auch auf, daß tatsächlich keine Tankstelle offen hatte. Also zogen wir wie schon bei der Hinreise in Bourg-St.-Maurice wieder unser umfangreiches Kartenmaterial zu Hilfe und suchten nach Alternativen. Das in den Tanks befindliche Benzin hätte auf jeden Fall noch gereicht, um nach Italien zu kommen. Aber den Grand Canyon du Verdon wollten wir uns eigentlich auch nicht entgehen lassen. Beim Abendessen wollten wir noch mal die Alternativen durchgehen. Der freundliche Pizzabäcker erklärte uns, daß die Verhandlungen über die Beilegung des Streiks in vollem Gange wären, jedoch im Moment niemand sagen könnte wann eine Entscheidung fiele und die Blockade aufgehoben würde. Auch wenn die Blockade fallen würde, ginge nach unserer Ansicht noch etwas Zeit für die Versorgung der Tankstellen drauf. Dann überraschte uns der freundliche Pizzabäcker mit der Nachricht, daß ein Freund ihn angerufen hätte und ihm den Tip gab, daß die erst vor kurzem bei einem Supermarkt neueröffnete Tankstelle im Ort noch Benzin hätte und man dort auch mit Kreditkarte bezahlen könne. Also machten wir uns zur Geisterstunde auf zu der Tankstelle. Der Tip muß sich wohl rumgesprochen haben und wir ordneten uns in der Schlange ein. Leider wurden unsere Kredit- und EC-Karten vom Automat nicht akzeptiert. Sch....!
Trotz allem gut ausgeschlafen und munter nahmen wir unser Frühstück ein und besprachen unseren "Schlachtplan": Zuerst zu der Tanke am Supermarkt. Wenn dort Benzin, dann weiter Richtung Grand Canyon du Verdon und unterwegs schauen ob die Tankstellen geöffnet sind. Falls Tankstellen immer noch geschlossen, dann nur so weit zum Grand Canyon daß der Sprit noch bis nach Italien reicht.
Wir hatten Glück! An der Tanke gab es tatsächlich noch von dem knappen Naß. In einer Parfümfabrik (Galimard) deckten wir uns noch mit etwas "Duftwässerchen" ein und begaben uns wieder auf Napoleons Spuren (N85) Richtung Castellane. Kurz hinter Grasse dann schon wieder der erste Col (Col du Pilon). Mit 780m wohl eher ein Cölchen was mich dann auch zu der Bemerkung brachte: "So klein - und schon ein Col!" Die Strecke war gut zu fahren und über den Col de Valferriere (1169m) und den Col de Luens (1054m) erreichten wir Castellane. Dort bogen wir ab auf die N952 zum Grand Canyon. Auf der gesamten Strecke hatte keine einzige Tanke geöffnet. Obwohl wir aufgrund des sich sinkenden Tankinhaltes nur einen kleinen Teil des Grand Canyon du Verdon zu sehen bekamen war die Aussicht überwältigend. Leider mußten wir dann doch den Rückzug antreten, um mit dem restlichen Benzin noch bis nach Italia zu gelangen. Also zurück auf der N952 und der Route Napoleon (N85). An der Küste nahmen wir dann die Autobahn (A8) nach Italia und schon bald erreichten wir das uns inzwischen vertraute Ventimiglia. Hier verabschiedeten wir uns wieder von der Küste. Durch das schöne Tal des Roya folgten wir der E74, die uns schließlich wieder nach Frankreich führte. Da wir den Tank noch nicht auf Reserve schalten mußten, konnten wir die ca. 40 km bis zur Grenze nach Italien unbesorgt in Angriff nehmen. Der anstrengende Tag hinterließ nun doch so langsam seine Spuren. In Tende bezogen wir Quartier für die Nacht. Auch unsere Moppeds konnten wir in einem Schuppen neben einer Enduro mit Oldenburger Kfz-Kennzeichen unterstellen. Der Oldenburger gesellte sich zu uns und gemeinsam suchten wir per Pedes ein Restaurant auf um unseren Magen vom heftigen Knurren zu befreien. Nach dem Essen und Klönen war der Oldenburger müde und begab sich in die Horizontale. Alla und ich suchten noch eine Kneipe neben dem Hotel auf. Ein paar Runden Kicker zur Lockerung der Handgelenke, ein paar Bier gegen den Durst und todmüde fielen wir in die Betten.
Es sollte der Mammut-Tag werden. Beim Frühstück meinte Alla: "Heute abend trifft sich wieder alles im "Gaddezwersch" (Alla’s Stammkneipe in Frankfurt). Die würden Augen machen, wenn wir da auftauchen! Aber es ist ja doch ein Stück zu weit." Und irgendwie hatten wir ab dem Zeitpunkt den "Gaddezwersch" im Hinterkopf.
Bei Zeiten (um 8:30 Uhr) sattelten wir die Maschinen und machten uns auf den Weg. Weiter der E74 folgend erreichten wir schon nach kurzer Zeit den Tunnel de Tende und überquerten somit unter Tage die Grenze nach Italien. Hier gab es auch Benzin, das konnten wir schon riechen! In Limone-Piemonte reihten wir uns hinter mehreren Fahrzeugen der französischen Post an der Tankstelle ein. Also hatten wir mit der Alternative über Italien und die Schweiz nach Hause zu fahren die Richtige Wahl getroffen. In Frankreich hätte sich unser Urlaub zwar auf unbestimmte Zeit verlängert, aber wir hätten spritmäßig auf dem Trockenen gesessen.
Wir folgten weiter der E74 über Cuneo und hinter Fossano nahmen wir die Autobahn A6 nach Turin. Hinter Turin ging es dann auf der A5 durchs Aosta-Tal. Hier wehte ein ganz schöner Wind, der uns ab und zu wirklich zu schaffen machte. Bei Aosta setzten wir dann die Blinker rechts und auf der E27 ging es über den großen Sankt Bernhard (2.469m) in die Schweiz. Wir kamen gut voran und schon bald waren wir in Martigny. Es sollte zwar nur für einige Stunden sein, doch auf die Autobahnvignette wollten wir nicht verzichten. Richtung Norden und dann immer geradeaus passierten wir auf der Autobahn N6 das bereits von Deep Purple in Smoke on the Water besungene Montreux. Aber irgendwie hatte sich der "Gaddezwersch" in unseren Hinterköpfen festgesetzt. So ließen wir den Genfer See linker Hand liegen und folgten der N12 Richtung Heimat. An Fribourg vorbei hinter Bern auf die N1 und hinter Oensingen auf der N2 Richtung Basel. Beim Grenzübergang Weil am Rhein glaubten wir, ganz Frankreich kommt mittlerweile zum Tanken rüber. Nachdem auch wir unsere Motorräder wieder aufgetankt hatten, ging es auf der A5 weiter Richtung Frankfurt. Der "Gaddezwersch" hatte mittlerweile seinen Platz im Hinterkopf verlassen und war in den Vordergrund getreten. Wir kamen trotz Baustellen und starkem Verkehr recht gut voran und irgendwann war dann auch der Zeitpunkt erreicht, wo wir daran glaubten noch zu einer christlichen Zeit in Frankfurt zu sein. Ein kleiner Zwischenfall ließ mir dann noch das Blut in den Adern gefrieren. Da der Tacho meiner Maschine immer noch defekt war, fuhr ich hinter Alla. Wir kamen auf der linken Spur aus einer Baustelle raus und Alla beschleunigte. Zwischen uns hatte auf der rechten Spur ein Audi-Fahrer den Blinker zum Überholen gesetzt. Also drehte ich das Gas zurück um ihm den Vortritt zu lassen. Er aber blinkte plötzlich rechts und blieb anscheinend auf der rechten Spur. Nun denn, dachte ich, wenn du nicht willst dann ziehe ich halt eben vorbei und beschleunigte. In dem Moment zog er voll nach links rüber. Im Bruchteil einer Sekunde Gas zurück, Handbremse und Fußbremse voll gezogen! Knapp, ganz knapp setzte er sich vor mich - die Sonntagsausgabe der Bild-Zeitung hätte wohl nicht mehr dazwischen gepaßt. Da hatte ich nochmal Schwein gehabt. Die weitere Fahrt verlief ohne jegliche Zwischenfälle und gegen 22.00 Uhr waren wir in Alla’s Frankfurter Wohnung. Die Maschinen abgesattelt und ab in den "Gaddezwersch". Haben die Augen gemacht! Obwohl wir an diesem Tag eine Ochsentour hinter uns brachten, waren wir noch ziemlich fit. Das Bier schmeckte, das Essen auch und zu erzählen gab es jede Menge. Kurz nach Mitternacht begaben wir uns dann zur Ruhe.
Der einzige Tag an dem wir etwas länger schliefen! Nach dem Frühstück machten wir uns gegen 10.00 Uhr wieder auf den Weg. Über die A66 nach Wiesbaden - Mainz, dann die A60 bis Bingen und weiter auf der A61 Richtung Koblenz. Bei Rheinböllen fuhren wir dann auf die Hunsrückhöhenstraße B50 und gegen Mittag hatten wir unsere Tour im heimatlichen Schweich beendet.
2001 - Alpen / Dolomiten / Haiming
Im Vordergrund dieser Tour stand eigentlich Raften, Canyoning und Klettern in Österreich. Wie ich dazu kam? Ganz einfach: Im Bootsführerlehrgang 2001 der DLRG – übrigens der coolste in meiner ganzen Ausbilderzeit – war u. a. Alex(andra). Und an irgendeinem Tag sagte sie dann: „Im Sommer fahren wir wieder nach Haiming – da musst du unbedingt mitfahren!" „Wo ist Haiming? Was ist Haiming?" fragte ich und erfuhr sogleich, dass Haiming nicht nur die Bezeichnung eines Ortes am österreichischen Inn ist, sondern als Synonym für Raften, Canyoning, Klettern und Fun gilt, wobei all diejenigen, die schon mal dort waren allein bei der Erwähnung des Wortes „Haiming" in Euphorie ausbrechen und einen seltsamen Glanz in die Augen bekommen. Der weitere Dialog zwischen Alex und mir war in etwa folgendermaßen:
Ich: „Mmhh, und was machen wir da?"
Alex: „Raften!!!"
Ich: „o. k. – kenne ich, damit kann ich was anfangen, Boote und Wasser sind eh mein Metier! – was machen wir noch?"
Alex: „Canyoning!!!"
Ich: „Hab´ ich schon mal gehört. Wie geht das genau ab?"
Alex: „Na ja, da geht es durch eine Klamm, mit schwimmen, klettern, rutschen, abseilen und mit 12m-Sprüngen."
Ich: „o. k. – wenn ich mitfahre, werde ich auf alle Fälle mit dem Motorrad dorthin fahren. Und wenn ihr dann zum Canyoning geht, werde ich Mopped fahren! – Und was machen wir sonst noch?"
Alex: „Klettern!!!"
Ich: „Mmmhhh, und wie muss ich mir das vorstellen?"
Alex: „Na ja, im Ötztal sind 2 Klettersteige. Da klettert man gesichert hoch, der eine Steig geht so ca. 70m und der andere Steig so ca. 200m die Wand hoch!"
Ich: „o. k. – also fahre ich an 2 Tagen Mopped!"
In Haiming kam es natürlich ganz anders und das „Klettersteig gehen" gefiel mir sogar noch besser als Raften!
Die Idee, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und mit dem Motorrad in die Alpen zu fahren, gefiel nicht nur mir sondern auch Alex(andra), Martin P, Hubi und David. Also beschlossen wir, bevor wir uns mit dem Rest der Truppe in Haiming am Inn treffen sollten, noch ein paar Tage mit den Motorrädern durch die Alpen zu touren.
Letztendlich sah der Plan folgendermaßen aus. Samstags starten Hubi aus Ließem (Eifel) mit seiner Yamaha XJ 650, Martin P. aus Koblenz mit seiner 600er Kawasaki Ninja, David als Sozius und ich mit meiner Suzuki VX 800 Richtung München. Sonntags nehmen wir Alex als Sozia in Pullach in der Jugendherberge ab, fahren dann 3 Tage durch die Alpen und Dolomiten, treffen dienstags in Haiming ein und Donnerstags stößt dann der Rest der Truppe in Haiming zum Raften, Klettern und Canyoning dazu.
Wie bei einigen weiteren meiner Touren waren auch diesmal im Vorfeld ein paar Hürden zu nehmen:
Am Ende einer Sonntags-Motorradtour mit Martin P. durch die Eifel meldete sich plötzlich das Getriebe meiner Suzuki VX800 hauptsächlich beim runterschalten in den 3. Gang. Die auf meiner Stirn auftretenden Sorgenfalten sollten berechtigt sein, wie sich bei der Überprüfung des Motors herausstellen sollte: zwei Zahnräder im Getriebe waren defekt. Nach dem Spruch: „Da kann man nichts mehr machen, wenn ich bei der Laufleistung von 50 Tkm den Motor aufmache, bekomme ich den anschließend nicht mehr dicht. Am besten du kaufst einen Austauschmotor oder besser noch gleich ein anderes Motorrad!" entzog ich der Werkstatt meines Vertrauens dasselbige. Schließlich gibt es doch Dichtungen! Durch einen Bekannten kam ich dann zu Oswald den Inhaber der
in Brecht – und das ist jetzt die Werkstatt meines Vertrauens. Kurzum in Stichworten: Zahnräder bestellt, Zahnräder im Container irgendwo auf See unterwegs, Liefertermin ungewiss, Motorrad-Tour gefährdet! „Alles nicht so schlimm" meinte Oswald „dann mach ich Dir halt eine Gebrauchtmaschine von mir für die Tour fertig." Auf dieses Angebot brauchte ich dann doch nicht einzugehen. Donnerstag abends kamen die Zahnräder, freitags wurden sie montiert und samstags startete die Tour – also just in time!
Die nächste Hürde: Hubi hatte erst kurz vor der geplanten Tour die Prüfung für den Motorradführerschein abgelegt und sich eine Yamaha XJ650 gekauft. Allerdings musste er sich noch Motorradklamotten anschaffen, schob dies aber immer wieder auf und meinte er bräuchte nur in den Laden zu gehen und die hätten da alles direkt in seiner Größe verfügbar. Es lief schließlich darauf hinaus, dass er freitags aus der Eifel nach Trier fahren wollte, eben mal schnell zu Polo rein Klamotten kaufen und bei mir zuhause nächtigen um samstags auch pünktlich zum Tourstart da zu sein. Da Moto-Point in Brecht nur einen Katzensprung von Hubi´s Heim entfernt war, holte ich ihn freitags mit meiner reparierten Maschine ab. Irgendwie sind die Zeiger der Uhr dann immer weiter vorgerückt und als wir endlich in Trier vor Polo´s Türen standen, waren dieselbigen bereits geschlossen. Öffnungszeiten samstags erst ab 10.00 h. Na prima, zu der Zeit wollten wir eigentlich schon einige km unter die Räder genommen haben! „Dann schauen wir eben mal bei Tante Louise rein!" – die Fa. Louis ist in Trier genau gegenüber von Polo. Also bei Louis rein, eine Verkäuferin geschnappt und ab in die Umkleidekabine – nee, nicht mit der Verkäuferin, sondern mit den von ihr offerierten Klamotten. Die Umkleidekabinen waren mit Schwingtüren im Westernstil versehen und noch keine Minute nachdem Hubi dahinter verschwunden war, schwangen die Türen mit einem lauten Knall auf, ein Berg von Klamotten flog hindurch in den Laden und Hubi stiefelte in Unterwäsche mit dem Spruch „Dat is doch alles viel zu eng da drin!" und einem breiten Grinsen im Gesicht hinterher. Die weitere Anprobe fand dann zur allgemeinen Erheiterung mitten im Laden statt. Den verdutzten Gesichtsausdruck der Verkäuferin sehe ich noch immer vor mir. Jedoch nutzte der ganze Einsatz nichts – es war nichts passendes für Hubi dabei. Wir fanden uns schon damit ab, am nächsten Tag erst um die Mittagszeit auf Tour zu gehen. Während der Heimfahrt kam mir dann aber ein Gedanke: Alfred, genannt Alla, hat in etwa die Statur von Hubi und kann derzeit eh kein Motorrad fahren, weil seine linke Hand etwas lädiert ist. Seine Klamotten müssten Hubi eigentlich passen. Das Problem bei der Sache: Alla arbeitete in Frankfurt, hatte seine Wohnung im Elternhaus in Schweich, war am Wochenende aber meist bei seiner Freundin Bärbel in Föhren und die zog gerade in eine andere Wohnung. Schon gut dass es Handys gibt! Noch besser wäre, wenn diese dann auch angeschaltet sind. Allas Handy war ausgeschaltet!. Auch in keiner der Wohnungen waren Alla und Bärbel erreichbar. Nach etlichen Telefonaten und dem „Abklappern" der einzelnen Wohnungen haben wir sie dann letztendlich doch noch im „Alten Weinhaus" angetroffen – da hatten wir allerdings schon Samstag. Um 00:30 h stand nach der Anprobe dann fest, dass wir doch pünktlich die Tour starten konnten.
Pünktlich um 8:00 Uhr ging es dann los. Hubi übernahm mit seiner Yamaha einen Großteil des Gepäcks und David wechselte als Sozius zwischen Martins Ninja und meiner VX. Der Anlasser von Hubi´s Yamaha glich in seiner Funktion eher einem Blinker – mal ging er und mal ging er nicht. Folglich brauchte er ab und zu etwas „Anschub"! Das war für die Folge die Aufgabe von David, der seinen neuen Job wirklich hervorragend erledigte. Schon bald ging er derart in seiner Aufgabe auf, dass er schon im voraus ahnte, wenn Hubi´s Maschine ausging und der Anlasser mal wieder streikte.
Durch die Pfalz folgten wir den Landstraßen, doch ansonsten ging es am 1. Tag nur darum, die Strecke nach München zu überbrücken – also stupide Autobahnfahrt. Ab Karlsruhe schickte uns dann auch noch Petrus heftigen Regen vom Himmel, was sich allerdings nicht negativ auf unsere gute Stimmung auswirkte.
Bei Stuttgart zollten wir unseren knurrenden Mägen Tribut, fuhren von der Autobahn ab und kehrten bei einem großen Rasthof in einem Chinesischen Restaurant ein. Äußerst freundlich wurden wir begrüßt und konnten unsere nassen Klamotten im Heizungskeller des Restaurants zum Trocknen aufhängen. Bei sehr leckerem Essen und Unmengen von Jasmin-Tee beratschlagten wir, was wir abends in München anstellen sollten. Der ursprünglich geplante Biergartenbesuch würde auf alle Fälle buchstäblich ins Wasser fallen. Auch die Frage nach einer Unterkunft war noch nicht beantwortet. Doch dazu hatte David eine Idee: „Ich kenne da den Martin W., der studiert in Freising. Den rufe ich jetzt an!" Gesagt, getan. Das Telefongespräch mit Martin W. lief in etwa so ab: „Hallo Martin, David hier. Bist du heute abend zuhause? Wir sind mit 4 Mann jetzt in Stuttgart. In ca. 3 Stunden kommen wir Dich besuchen und schlafen eine Nacht in Deiner Bude! Bis später!"
Also fuhren wir weiter durch strömenden Regen nach Freising. Nach einem Tankstop fanden wir dann auch recht schnell Martin W. im Studentenwohnheim. Obwohl der Besuch einen überfallmäßigen Charakter hatte, bereitete es keine Probleme uns dort unterzubringen. Unser Gepäck nahm fast einen ganzen Flur in Anspruch.
Auch die Motorräder waren in der Tiefgarage gut untergestellt. Als kleinen Dank für sein Entgegenkommen luden wir Martin W. zum Essen ein, tranken anschließend noch einige Bierchen und begaben uns dann zur Ruhe.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kam dann die nächste Überraschung. Der Hinterreifen von Martin´s Ninja war ziemlich platt – wir zunächst auch. Es stellte sich dann heraus, dass eine Glasscherbe im Reifen steckte. Ausgerechnet am Sonntag, wenn keine Werkstatt offen ist und wir kaum eine Möglichkeit zur Reparatur oder zum Wechsel des Reifens haben. Für absolute Notfälle unterwegs hatte ich eine Dose Reifenpilot in meinem Gepäck. Trotz einiger Zweifel über die Wirksamkeit steckte in dem Zeug unsere ganze Hoffnung auf eine Fortsetzung der Tour ohne Zwangspause. Genau nach Vorschrift das Zeug rein, 20 km gefahren und an die Tanke zur Überprüfung des Luftdrucks. Lediglich 0,5 bar nachgedrückt und vorerst mit mäßigem Tempo losgefahren und alle 100 km mal überprüft. Womit eigentlich keiner von uns gerechnet hatte: das Zeug hielt die ganze Tour! Bei Martins Rückkehr in Koblenz musste der Reifen ohnehin gewechselt werden, da er so blank wie ein Kinderpopo war.
Der Wettergott meinte es an diesem Sonntag auch noch nicht so richtig gut mit uns – es regnete immer noch, wenn auch nicht mehr so heftig wie am Vortag.
Wir verabschiedeten uns von Martin W. fuhren um München rum und folgten der B11 bis Pullach zur Jugendherberge, wo Alex uns schon erwartete. Ihr Gepäck verstauten wir auf Hubi´s „Lastesel" und los gings. Wir folgten weiterhin der B11 durchs Isartal bogen ab nach Bad Tölz und fuhren auf der B13 entlang der Isar weiter Richtung Süden. Am Sylvensteinsee bogen wir links ab auf die B307 und erreichten schon bald die Österreichische Grenze. Auf der B181 gings weiter Richung Süden, am Achensee vorbei und auf der B169 ins Zillertal. Von Schürzenjägern haben wir dort aber nichts gesehen. In Zell am Ziller richteten wir uns nach Osten und folgten der B165 über Gerlos zu den Krimmler Wasserfällen.
Nach einer kurzen Pause und den obligatorischen Bildern von den Wasserfällen nahmen wir wieder die B165 bis Mittersill unter die Räder und fuhren von dort aus weiter Richtung Osten auf der B168 bis nach Bruck an der Grossglocknerstrasse. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Großglockner Hochalpenstrasse mautpflichtig ist, wollten wir uns natürlich diesen „Leckerbissen" nicht entgehen lassen. Also in Fusch an der Mautstelle unsere Gebühr entrichtet und schon gings bergauf. Das Wetter hatte sich mittlerweile etwas gebessert. Der Himmel war zwar immer noch wolkenverhangen und grau aber es regnete nicht mehr. Eine beeindruckende Landschaft mit reichlich Schnee erwartete uns. Nach kurzen Stopps an der Edelweißspitze und der Franz-Josefs-Höhe konnten wir der Versuchung nach einer Schneeballschlacht und Rodelpartie nicht widerstehen. Wir hatten zwar keine Schlitten dabei, aber wasserdichte Motorradklamotten eignen sich bestens dazu, einen Schneehang runterzurutschen – das haben wir ausgiebig getestet.
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Ein Blick auf die Uhr zeigte uns, dass wir uns mittlerweile über eine Stunde im Schnee vergnügt hatten und es leider schon wieder Zeit wurde, weiter Richtung Süden zu fahren. Also weiter über Heiligenblut, der südlichen Mautstation, auf der B107 und später B100 nach Lienz. Eine schöne Stadt mit südländischem Flair erwartete uns und hier wollten wir eine Unterkunft für die Nacht suchen – am besten mit Schwimmbad, Sauna und Solarium zum Relaxen. Leider fand an diesem Wochenende ein größeres Musikfest statt und die freien Zimmer in Hotels und Pensionen waren so gut wie alle belegt. Auch die Touristen-Info mit Zimmervermittlung hatte schon geschlossen. Vor der Touri-Info brannten auf einer großen Übersichtstafel mit Hotels und Pensionen fast ausschließlich die roten Lämpchen. Aber bei genauerem Hinsehen entdeckten wir doch noch ein grünes Lämpchen, was uns sagte, dass bei Fam. Winkler noch was frei wäre. An der Tafel war auch ein Telefon angebracht, mit dem man kostenfrei das jeweilige Hotel oder die entsprechende Pension erreichen konnte. „Dann rufen wir mal die Maria Winkler an! – Alex mach Du das mal, eine Frauenstimme kommt da immer besser!" Gesagt – getan! Es war nur noch ein Zimmer für 3 Personen frei und mit Händen und Füßen gaben wir Alex zu verstehen sie solle die Winkler-Oma davon überzeugen, dass wir Schlafsäcke dabei hätten und wir zu fünft das Zimmer belegen wollten. Alex´s Überzeugungskünste waren schon sehr gut und sie erhielt das o.k. „Die geht wohl davon aus, dass 5 junge christliche Mädchen dort auftauchen. Wenn die uns da ankommen sieht, 4 Kerle und 1 Frau, dann noch auf Motorrädern und alle in einem Zimmer- da wird nichts draus!" äußerte ich meine Zweifel. Bei der Pension angekommen öffnete Herr Winkler die Tür, schaute erst die Motorräder und dann uns der Reihe nach an, sagte kein Wort und schüttelte nur heftig den Kopf – horizontal natürlich!. Auch seine Frau war trotz Aufbietung unserer ganzen Überzeugungskraft nicht zu einer Vermietung des Zimmers für die eine Nacht bereit.
Nachdem nun unsere ganzen Bemühungen, in Lienz ein Zimmer zu finden, gescheitert waren, mussten wir halt weiterfahren. Allerdings lief uns so langsam die Zeit davon. Von Lienz aus wollten wir der Pustertaler-Höhenstrasse folgen – und das taten wir nun auch. Auf der B100 ein kurzes Stück an der Gries vorbei bis Leisach-Gries und schon ging es rechts ab auf die Pustertaler-Höhenstraße. So langsam wurde es dunkel und es war keine Ortschaft, geschweige denn eine Übernachtungsmöglichkeit in Sicht. „Wenn ich jetzt nichts finde, verfluchen die anderen mir die Knochen!" schoss es mir durch den Kopf. Nach einigen km, genauer gesagt in Bannberg, klopfte Alex mir plötzlich auf die Schulter und wies auf ein Schild. Gasthaus Gurter stand dort drauf und auch ein Bett war auf dem Schild zu sehen. Also Blinker links gesetzt, einen kleinen Hang hinunter und wenige Meter weiter standen wir vor einer großen Giebelwand mit einer relativ kleinen Türe.
„Wo ist denn hier der Eingang? – Wir gehen mal schauen!" sprachs und schon waren Alex und David im Gebäude verschwunden. Es dauerte nicht lange und Alex kam freudestrahlend herausgehüpft: „Das ist cool, das ist urig, da drinnen rockt die Dorfjugend auf ACDC – hier bleiben wir!" Neben einer großen Diele, in der auch die „Bar" untergebracht war, ging´s in den eigentlichen Wirtsraum. Ein paar Tische, Bänke und Stühle und mittendrin ein holzbefeuerter Herd. Die „Gurter-Oma" kam auf einer Krücke gestützt freundlich lächelnd auf uns zu und hatte sofort unser dringenstes Bedürfnis erkannt: „Moagst a Bier?!". Da wir ja nicht mehr zu fahren brauchten, ließen wir uns das Bier nebst einem leckeren Marillen-Schnaps schmecken. Nachdem wir den ersten Durst gestillt hatten, bezogen wir die ebenfalls urigen Zimmer und kehrten in leichter Bierkleidung in den Wirtsraum zurück. Nach dem abwechslungsreichen und doch recht langen Tag verspürten wir ein leichtes Hungergefühl und wir fragten in Angesicht der fortgeschrittenen Stunde – immerhin ca. 22:30 Uhr – mal vorsichtig bei der Gurter-Oma an, ob wir noch etwas zu essen bekommen könnten. „Eine Brotzeit vielleicht?" „Naa, i moach woas richtiges!!!" kam prompt als Antwort und schon stand ein Topf mit Klößen auf dem Herd.
Dann kam ihr Sohn Klaus hereingeschneit und meinte, davon würden wir nicht satt. Flugs zauberte er ein paar Rippchen in die Pfanne. Da Alex sich damals fleischlos ernähren musste, ging Klaus mit einer Taschenlampe ausgestattet in den Garten frischen Salat stechen und schon bald konnten wir ein vorzügliches Abendmahl zu uns nehmen.
So ziemlich zeitgleich wuchs ein Entschluss in jedem der 5 Köpfe, der da hieß: „Hier bleiben wir für 2 Übernachtungen, machen Morgen eine Dolomitenrundfahrt und fahren dann übermorgen von hier aus über den Brenner und Innsbruck nach Haiming!"
Nach dem Essen lockerten wir dann unsere Handgelenke etwas und warfen mit Pfeilen auf eine Scheibe – ich glaube die Profis nennen das „Dart-Spiel". Um da einen kleinen Ansporn zu schaffen meinte Klaus – der Wirt – wir könnten ja um eine Flasche Marillenschnaps spielen. David war sofort Feuer und Flamme dafür und obwohl mir klar war, dass wir nur schwerlich gegen einen Wirt in seiner eigenen Kneipe eine Siegchance hatten, stürzten wir uns ins Gefecht. Trotz unserem vollsten Einsatz stand es schon bald 1:0 für Österreich! Diese Schmach wollte David natürlich nicht auf sich sitzenlassen und einige Zeit später stand es dann 2:0 für Österreich. Mittlerweile waren die Zeiger der Uhr doch schon weit fortgeschritten und auch der Konsum des Biers mit dem unvermeidlichen Marillen-Schnaps forderte seinen Tribut. Klaus hielt anscheinend sehr viel von Integration und Arbeitsteilung was sich dann derart auswirkte, dass wir abwechselnd hinter die Theke gehen mussten um die Getränke-Runden fertig zu machen. Allerdings war dieser Arbeitseinsatz für uns von Vorteil. Da wir den nächsten Tag ja nicht mit einem Kater im Bett verbringen, sondern Mopped fahren wollten, hatten wir so die Gelegenheit Klaus mit dem gewünschten Marillenschnaps zu versorgen und uns hundsgewöhnliches Wasser in die Gläschen zu gießen. Dialoge wie der folgende machten die Runde: „Klaus, der Marillenschnaps ist alle!" – „Dann hol neuen!!!" – „Woher???" – „Na, aus dem Keller natürlich!" ….."Der Keller ist abgeschlossen, Klaus!" – „Na, dann sperr ihn doch auf! Der Schlüssel hängt in der Küche!"
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Da wir ja am nächsten Tag zu unserer Dolomiten-Rundfahrt starten wollten, zogen wir schließlich doch zu später oder besser gesagt früher Stunde die Reißleine und begaben uns in die Horizontale.
In erstaunlich guter Verfassung und recht fit standen wir an dem Montagmorgen auf und nahmen ein sehr gutes und reichhaltiges Frühstück auf der Terrasse zu uns. Fast zum Greifen nahe hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die von der Morgensonne angestrahlten Lienzer-Dolomiten. Nach dem Frühstück breiteten wir das Kartenmaterial auf dem Tisch aus und schnell hatten wir die Strecke für den Tag abgesteckt. Ab in die Motorradklamotten und los ging´s!
Wir folgten der Pustertaler-Höhenstraße weiter Richtung Westen und fuhren bei Abfaltersbach wieder auf die B100 / E66. Schon bald kamen wir zur italienischen Grenze und aus der B100 wurde die SS49. In Toblach ging´s dann links ab auf der SS51 durch das Höhlensteintal Richtung Dolomiten. Ohne Gepäck machte das Touren noch mal so viel Spaß! An den drei Zinnen vorbei über die SS48, SP49 entlang des Lago di Misurina und auf der SR48 erreichten wir über den Passo Tre Croci (1.809m) schon bald Cortina d´Ampezzo.
Dieser mondäne Wintersportort hat auch im Sommer einiges zu bieten - so mussten wir hier natürlich eine Pause einlegen und den Flair des Ortes bei einem leckeren Eis in einem Straßencafe aufsaugen. Aber wir wollten ja noch ein paar Pässe fahren und so sattelten wir wieder die Motorräder.
Über die SS48 erreichten wir schon bald den Pso. di Falzarego (2.105m). Weiter ging es bis nach Cernadoi. Dort bogen wir rechts ab nach Arabba und schon wartete mit dem Pso. Pordoi (2.239m) der nächste Pass auf uns. Gleich darauf ging es weiter auf der SS242 zum Sellajoch (2.244m). Nach den ersten Haarnadelkurven waren wir etwas flotter unterwegs. Schließlich wurden die Haarnadelkurven ja frühzeitig durch Schilder angekündigt. Und dann passierte es: Ich dachte noch, so langsam müsste jetzt eigentlich wieder die nächste Haarnadelkurve kommen, da war sie auch schon da! Keine Schilder und viel zu schnell! Die Straße ging irgendwie scharf rechts weiter und vor mir nur noch der Kurvenradius und dahinter einfach nur blauer Himmel und Abgrund! Tausend Gedanken schossen mir innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Kopf: Die Kurve ist auf keinen Fall mehr zu schaffen, das war´s dann wohl! Eine winzig kleine Chance, Alex´s und mein Leben zu retten, besteht vielleicht noch darin, das Mopped auf die Seite zu legen, abzusteigen und zu hoffen, dass wir nicht zu weit rutschen und uns irgendwo am Abgrund noch festhalten können. Meine VX hatte ich auf alle Fälle schon abgeschrieben. Schon wollte ich das entsprechende Fahrmanöver ausführen, als ich sah, dass hinter dem Teerband im Kurvenradius etwas tiefer ein kleiner geschotterter Parkplatz und rechts davon abfallend ein geschotterter Weg war. Mopped gerade gestellt, kurz und kräftig gebremst, Kupplung gezogen und ab in diesen Weg. Nach ca. 20 m kam die VX dann zum Stehen. Im ersten Moment blieb ich regungslos auf der Maschine sitzen, atmete tief durch, drehte mich zu Alex um und meinte: „Mann, war das knapp! Ich hatte schon mit allem abgeschlossen! Da waren wohl alle Schutzengel gerade hier zu einem Betriebsausflug versammelt!" Alex meinte daraufhin ganz cool: „Wieso? Ich habe Dir vertraut, Du hast das doch im Griff gehabt!" Naja, im Griff hatte ich da für mein Verständnis nichts – das war einfach nur Glück! Glück dass der Weg dort war und Glück, dass kein Gegenverkehr unterwegs war.
Mittlerweile kamen Hubi, Martin und David an. Gott sei Dank hatten sie etwas Abstand zu mir und konnten noch frühzeitig bremsen.
Nach dieser Aktion ließen wir es dann doch etwas langsamer angehen. Vom Sellajoch ging es wieder abwärts und nach einigen Kilometern bogen wir rechts ab auf die SS243 um das Grödner Joch (2.121m) in Angriff zu nehmen. Bei Corvara In Badia bogen wir ab Richtung Norden und folgten der SS244 Richtung Brunico (Bruneck). In Longega (Zwischenwasser) setzten wir den Blinker rechts und folgten der Furkelpass Landstrasse über den gleichnamigen Furkelpass (1.759m). Schon bald erreichten wir Valdaora (Olang) und weiter ging es Richtung Antholz zum Staller Sattel (2.052m).
Die Straße zum Sattel ist so schmal, dass der Verkehr per Ampel geregelt ist. Von der halben bis zur dreiviertel Stunde kann man rauffahren, dann ist noch eine viertelstunde Karenzzeit eingebaut und von der vollen bis zur viertel Stunde geht’s dann bergab. Natürlich mussten wir etwa eine halbe Stunde warten, bis wir die Strecke unter die Räder nehmen konnten. Dafür standen wir aber auch in der ersten Reihe und hatten freie Fahrt. Oben am Sattel kamen wir dann an der Weltmeisterschafts-Biathlon-Strecke vorbei und passierten die Grenze zu Österreich ohne Probleme. Durchs Defereggental fuhren wir auf der L25 nach Huben. Dort bogen wir rechts ab auf die B108 Richtung Lienz und hatten kurz danach beim Gasthaus Gurter unsere Dolomiten-Rundreise beendet.
Irgendwo unterwegs, ich weiß nicht mehr genau wo, war ein Teil meines linken Fußrastenhalters abgebrochen und die Fußraste lag auf dem Auspuff auf. Nicht weiter schlimm – aber doch etwas störend. Klaus, der Gurter-Wirt war vor dem Haus mit Holzarbeiten beschäftigt. Ich fragte ihn, ob er wohl etwas Draht hätte, um den Fußrasten-Halter provisorisch zu befestigen. Er meinte nur: „Fahre mal da vor die Scheune!" und machte das Tor auf. Dann zauberte er irgendwo aus dem ganzen Durcheinander ein Schweißgerät her. Ein paar Schweißpunkte auf den Halter und schon war das Problem behoben. Der Halter hat danach übrigens einige Jahre gehalten!
Hubi und Martin hatten noch nicht genug von den Bergen und mussten noch einen Gipfel zu Fuß erklimmen. Währenddessen machten Alex, David und ich es uns bei einer Flasche Rotwein und Kartenspiel gemütlich. Als Hubi und Martin zurückkamen meinten sie freudestrahlend, sie wären auf dem bösen Weiberle gewesen. „Ihr alle beide???!!!" „Natürlich, wir waren zusammen drauf!" Dann klärten sie uns auf, dass das böse Weiberle der Berggipfel war, den sie erklommen hatten. Dort hatten sie ein Schild mit der Bezeichnung des Berges gefunden welches später in der Hütte in Haiming über Tinas Bett seine Verwendung fand.
Dienstagmorgens verabschiedeten wir uns von Gurters und machten uns auf den Weg nach Haiming. Über Sillian und Toblach nahmen wir die gleiche Route wie am Vortag. Weiter ging es auf der SS49 / E66 über Bruneck bis nach Naz-Chabs. Von dort aus folgten wir der Brennerstrasse SS12 in nördlicher Richtung. Immer entlang der Autobahn führte uns die Strecke über Sterzing die alte Brennerpass-Straße hinauf. Auf der österreichischen Seite fuhren wir immer noch parallel der Autobahn auf der B182 nach Innsbruck. Hier angekommen, haben wir die Motorräder geparkt und machten uns zu Fuß zu einer Stadtbesichtigung auf. Dabei durfte das Wahrzeichen von Innsbruck, das goldene Dachl natürlich nicht fehlen. Unser nun doch langsam aufkommendes Hungergefühl stillten wir im Krahvogel– einem stilvollem Cafe-Kneipe-Restaurant mit einer sehr schmackhaften Küche und einem phantastischen Milchkaffee. Schon auf der ganzen Tour gelüstete es David nach der bayrischen Spezialität Weißwürschtl – aber nirgends waren die zu bekommen. Auch im Krahvogel startete er wieder einen Versuch, diese nicht gerade urtypische österreichische Speise serviert zu bekommen. Auf dem Gesicht der netten Bedienung zeichnete sich ein Fragezeichen ab: „Da muss ich erst mal nachschauen, ob wir das auf der Karte haben. Das hat hier noch nie jemand bestellt!" Die Weißwürschtl waren auf der Karte, die Bedienung verwundert und David zufrieden!
Gut gestärkt brachen wir zur letzten Etappe nach Haiming auf. Auf der B171 rollten wir durchs Inntal Richtung Imst. Über Zirl und Telfs hatten wir dann schon bald unser Ziel Haiming erreicht. Die Rafting-Alm von Hannes befindet sich in Haiming auf der anderen Innseite. Noch vor der Brücke war Alex in freudiger Erwartung kaum mehr zu halten. Sie zappelte auf dem Soziussitz derart hin und her, dass ich Mühe hatte, die VX einigermaßen gerade zu halten. Bei den Hütten angekommen, bezogen wir sogleich Quartier. Anschließend haben wir bei Margret in der Kneipe noch ein paar Bierchen gepitscht und relativ früh begaben wir uns in die Horizontale.
Da der Rest der Truppe noch nicht da war, wollten wir den Mittwoch natürlich nicht untätig rumsitzen. Unser Bedarf an Moppedfahren war auch noch nicht ganz gestillt.
Auf ging es durchs Ötztal zum Timmelsjoch (2.474m). Von Sölden aus machten wir einen Abstecher auf die mautpflichtige Ötztaler Gletscherstraße. Auf über 2.500m Höhe ging´s dann rechts ab Richtung Rettenbachferner.
Hier oben lag noch jede Menge Schnee und schon bald war die Fahrbahn derart vereist, dass wir den Rückzug antreten mussten. Ein „Flachlandtiroler" aus Duisburg meinte natürlich, er könnte trotz der vereisten Straße mit seinem sommerbereiftem Auto dort rauffahren. Um das Auto nicht im Graben oder Abgrund landen zu sehen, mussten wir tatkräftig Hand anlegen. Immer wieder verwunderlich, wie sorglos doch manche Leute mit den widrigen Straßenverhältnissen umgehen.
Wir fuhren ein Stück zurück und wagten dann die Auffahrt zum Tiefenbachferner. Durch den höchstgelegenen Straßentunnel Europas, dem 1,8 km langen Rosi-Mittermeier-Tunnel, näherten wir uns dem mit 2.835m höchsten Punkt der Gletscherstraße. Als Orientierungspunkt in dem unbeleuchtetem, nassem und vereistem Tunnel diente uns der zuerst kleine und dann immer größer werdende Lichtschein des Tunnelausgangs. Recht eng wurde es immer, wenn uns ein Reisebus entgegenkam. Nach dem Passieren des Tunnelausgangs erstreckte sich vor uns ein riesiger Parkplatz mit dutzenden von Reisebussen. Zum lauten Bass aus großen Boxen vollführten einige Skater ihre Kunststückchen. Auch auf den Pisten waren einige Raupen und etliche Skiläufer unterwegs. Hier herrschte voller „Touri-Winterbetrieb". Bei Milchkaffe schauten wir uns das Treiben eine Weile an.
Fortsetzung folgt...
2010 - Schottland
Betti |
BMW F 650 GS |
Pati |
Suzuki DL 1000 V-Strom |
Klaus |
BMW R 1100 GS |
Gerd |
BMW R 1200 GS Adv. |
Es sind nicht immer die höchsten Pässe die einen begeistern!
Was in Schottland bis zu einer Höhe von ca. 700 m über Meeresspiegel für Motorradfahrer geboten wird, ist schon was ganz besonderes!
Die Tour führte uns quer durch Schottland bis in die nördlichen Highlands.
Belohnt wurden wir mit einer phantastischen Landschaft sowie freundlichen und hilfsbereiten Menschen - viele mit einer ganz gehörigen Portion britischen Humors.
Nur das Wetter auf unserer Tour war so ganz und garnicht schottisch - wir hatten nämlich so gut wie keinen Regen!
Auch zu dieser Tour findet ihr eine umfangreiche Bildersammlung in der Bilder-Galerie
http://www.willkommeninschottland.com
http://international.visitscotland.com.de
http://www.schottlandgeschichte.de
http://www.independenthostelguide.co.uk
http://www.scotlandwhisky.com/distilleries
http://www.schottlandtrip.de/reiseberichte_sco2006_JM.html
http://hector.schottlandportal.de
http://www.directferries.de/schottland.htm
http://www.aferry.de/Fähre-nach-Schottland.htm
Road Travel Map 1: Northern Scotland, Orkney & Shetland – 1:250.000
Road Travel Map 2: Western Scotland & the Western Isles – 1:250.000
Road Travel Map 3: Southern Scotland & Northumberland – 1:250.000
Road Travel Map 4: Northern England – 1:250.000
Vorstehende Karten erhältlich bei:
Britain Travel, Peter Storm, In der Hörn 50a, D-21035 Hamburg, Tel. +49 40 735 08 560 Fax: +49 40 735 08 561, www.scotland.de,
E-Mail: mail@scotland.de
Michelin-Karten, Schottland, Blatt 501,
ISBN-10:2-06-100787-2,
ISBN-13: 978-2-06-100787-7
Pünktlich um 09.00 Uhr waren alle am vereinbarten Treffpunkt Meilbrück an der B 51.
Frohgelaunt und voller Erwartungen starteten wir Richtung Fährhafen Amsterdam.
Über Belgien ging´s in die Niederlande und nach nur einem Tankstopp machten wir uns wieder auf den Weg zum Etappenziel.
Gegen 15.00 Uhr erreichten wir den Fährhafen in Amsterdam-Ijmuiden
Wir waren nicht die Ersten am Check-In. Ein Schweizer „Cowboy“ stand mit seiner Maschine schon in der ersten Reihe. Mit ihm und auch mit den nach und nach eintrudelnden Bikern kamen wir schnell ins Gespräch.
So lernten wir einen österreichischen LT-Fahrer aus Innsbruck kennen - wie sich recht bald herausstellte ein Arbeitskollege von Reisen & Erleben Guide Armin
Ja, die Welt ist klein.
Nur noch wenige Minuten bis wir endlich in die Fähre einfahren konnten. Auf dem Weg nach Schottland sollte uns die Princess of Norway sicher über die Nordsee bringen.
Es gab natürlich auch einige interessante Motorräder zu bestaunen. Neben der Honda des Schweizers fiel die Boss Hoss, mit ca.6 Ltr. Hubraum, V8-Motor und 355 PS, sofort auf.
Über 500 kg Gewicht. Dass der Fahrer ein Kerl wie ein Baum war, ist wohl klar.
Hinein in die Fähre ging es durch die geöffnete Bugklappe.
Nach dem - wegen der Temperatur im Bauch der Fähre - schweißtreibenden Festzurren der Motorräder auf dem Cardeck, starteten wir frisch geduscht und in Erwartung des Abendprogramms zu einer ersten Erkundung an Bord.
{besps}2010_scotland/01_Anfahrt{/besps}
Planmäßig legte die Fähre in Newcastle an. Der Himmel war wolkenverhangen und ganz so, wie wir uns das Wetter in England vorstellten. Doch die ausgehängte Wettervorhersage an Bord stimmte uns frohen Mutes.
Das mit dem Linksfahren hatten wir Dank der unzähligen Kreisverkehre schnell raus. Zügig ging´s Richtung schottische Grenze. Ein kurzer Tankstopp noch vor der Grenze. Das Wetter ganz so wie vorhergesagt.
Cross the Border - Willkommen in Schottland!
Mit Dudelsackklängen wurden wir empfangen.
Durch den Northumberland Nationalpark führte der Weg weiter nordwärts.
Über Jedburgh, Kelso und Melrose wollten wir bis zum Abend Edinburgh erreichen.
In Jedburgh und Kelso machten wir die nächsten Pausen und besichtigten kurz die Ortskerne sowie die Abbeys.
In Kelso gönnten wir uns einen kleinen Mittagsimbiss und deckten uns mit Bargeld für die ersten Tage ein.
Die nächsten Sehenswürdigkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Quasi auf der Strecke lagen Scott´s View und Melrose Abbey.
Die Nachtquartiere suchten wir uns immer erst vor Ort.
Lediglich für die erste Übernachtung in Edinburgh hatten wir bereits ein Hotel per Internet gebucht.
Nachdem wir im Ben Craig House eingecheckt hatten, wurde die Stadt per Bus und zu Fuß erkundet. Edinburgh ist eine wirklich faszinierende Stadt mit tollen Bauwerken. Das Wetter hätte für einen Stadtbummel nicht besser sein können. Bereits der erste Tag in Schottland hinterließ überwältigende Eindrücke.
Zum Abendessen gab es, nicht ganz landestypisch, Pizza. Allerdings sollten wir auf unserer Reise noch ausreichend Gelegenheit haben, die schottische Küche zu genießen. So ließen wir uns in einem italienischen Lokal nieder und " quälten " uns mit den riesigen Portionen.
Am Ende des Tages hatten wir rund 6 km zu Fuß und mit dem Bus zurückgelegt.
Bei Klaus machte sich am Abend die Seefahrt bemerkbar. Der leichte Schwindel war tatsächlich auf die Fährüberfahrt zurückzuführen und nicht etwa auf übermäßigen Alkoholgenuß!
{besps}2010_scotland/02_Newcastle_Edinburgh{/besps}
Nach einem echt schottischen Frühstück, u.a. mit Haggis, Black Pudding, Sausages, Mushrooms und Porridge, ging es frischgestärkt am Morgen los. Tagesziel: Fort William.
Erster Zwischenhalt: das alte Stadtgefängnis in Stirling. Anschließend natürlich hinauf zu Stirling Castle, wo wir mit unseren Motorrädern die Attraktion für eine indische Reisegruppe waren.
Hier kam dann auch erstmals meine Kaffeemaschine zum Einsatz
In nordwestlicher Richtung führte unsere Route durch die Trossachs vorbei an Port of Menteith am Lake of Menteith - Schottlands einzigstem Lake! Ansonsten heißen die anderen Seen nämlich "Loch".
Über den Dukes Pass im Queen Elizabeth Forest Park erreichten wir Loch Venachar.
Weiter nördlich gings auf der A84 und schon bald erreichten wir den Weiler Balquhidder. Hier liegt Rob Roy MacGregor begraben.
In Killin an der Bridge Mill legten wir einen Verpflegungsstopp mit Fish & Chips ein und manch einer kaufte die ersten Souvenirs.
Weiter durch die beeindruckende schottische Landschaft führte der Weg durch das geschichtsträchtige Tal Glen Coe zum Loch Leven.
Bis zu dieser Tour war den männlichen Teilnehmern garnicht bewusst, dass es speziell ausgestattete Tankrucksäcke für die weiblichen Ansprüche gibt.
Das Tankstellennetz war auch in den Highlands dicht genug. Für meine Gordita mit ihrem 33 Liter-Tank sowieso - die brauchte nur bei jedem 2. Stop an die Zapfsäule!
Am Ufer des Loch Linnhe vorbei erreichten wir auch schon bald unser Etappenziel Fort William.
Die Motorräder in Reih und Glied abgestellt. Abgesattelt und frischgemacht gings auch gleich zum Abendessen.
Nein, auch an diesem Abend nicht schottisch, sondern indisch. Lecker!!!
{besps}2010_scotland/03_Edinburgh_FortWilliam{/besps}
Auch auf dem recht dünnen Eisenbahnnetz in Schottland ein Tourismusmagnet. Eine Dampflok kurz vor der Abfahrt im Bahnhof von Fort William.
An diesem Tag folgten wir der A830 - der Panoramastraße Road to the Isles.
Nach ca. 30 km in westlicher Richtung erreichten wir das Glenfinnan Monument an der Spitze des Loch Shiel. Es markiert die Stelle an der Bonnie Prince Charlie 1745 seine Standarte aufzog.
Ohne die genauen Abfahrtszeiten der Fähre von Mallaig nach Armedale auf Skye zu kennen, legten wir eine Punktlandung hin. 15 Minuten vor der geplanten Ablegezeit sind wir eingetroffen. Es folgte eine 30 minütige Überfahrt mit der Fähre zur Isle of Skye, der größten Insel der inneren Hebriden.
Unmittelbar nach dem Ablegen der Fähre ertönte schon das Nebelhorn.
Aber wie pflegt der Schotte zu sagen: " Wenn das Wetter nicht passt, warte ein paar Minuten! "
Die Insel Skye begrüßte uns mit Postkarten-Motiven.
Dunkle Wolken wechselten sich mit blauem Himmel ab. Von Regen blieben wir aber verschont!
Vor Drynoch bogen wir von der A 863 links auf die B 8009 ab und machten einen Abstecher zur Talisker Distillery. Bei einer Besichtigung bekamen wir die Feinheiten der Whisky-Produktion näher gebracht und erfuhren so ganz nebenbei, dass es bereits seit April d. J. außergewöhnlich wenig Niederschlag gab, was schon zu einer Reduzierung der Whisky-Produktion führte.
Weiter führte uns unsere Route an der Westküste von Skye entlang nach Dunvegan am gleichnamigen Loch. Hier angekommen beschlossen wir, unsere Tagesetappe zu beenden und suchten uns eine Unterkunft.
Auf Skye war dann B&B mit 42,00 bzw 50,00 Pfund am teuersten.
Erstmals nervten uns an diesem Abend die schottischen Plagegeister, die Midges!
Hervorragend speisten wir an diesem Abend in der alten Schule - dem Old School Restaurant:
{besps}2010_scotland/04_FortWilliam_Dunvegan{/besps}
Bei dichtem Nebel starteten wir am Morgen. Die Umrundung der Halbinsel Trotternish im Nordosten von Skye wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Im Nordwesten von Trotternisch, in Kilmuir besuchten wir das Skye Museum of Island Life. Es stellt das Leben und die Arbeit auf der Insel von ca. 100 Jahren dar.
Die A 855 führte uns auf der Ostseite der Insel wieder hinab in den Süden. Auf den Old Man of Storr, eine 49 Meter hohe Felsnadel, konnten wir noch soeben einen Blick werfen, bevor er in der nächsten Nebelwand verschwand.
Wir verließen Skye über die lt. Reiseführer mautpflichtige Brücke bei Kyle of Lochalsh. Eine Maut wurde aber nicht erhoben! Schon bald darauf erreichten wir Eilean Donnan Castle bei Dornie. Schon fast ein Muss für jeden Schottland-Besucher – und dies nicht erst nach den Filmaufnahmen zu „Highlander“
Entlang von Loch Carron und Loch Kishorn führte der Weg über single track roads über die Halbinsel Applecross zum Loch Shieldaig.
Wir beschlossen, die Nacht in Shieldaig zu verbringen.
Gleich das erste Haus im Ort bot B&B an und wir hatten Glück. Ein Double- und ein Twin-Room waren noch frei. Wie sich später herausstellte, die letzten im gesamten Ort!
In Tommys Rivendell Guest-House und im örtlichen Pub wurden wir in gewohnter schottischer Manier herzlich empfangen. Der Ort lud zum Verweilen ein, wie man auch an Allister feststellen kann. Er kam vor einigen Jahren in den Ort und wollte eine Woche bleiben. Nun, er ist immer noch da.
Frei nach dem Motto "Use it, or loose it" sorgen die Dorfbewohner dafür, dass sich auch in einem 100-Seelen Ort ein Pub halten kann. Wir verbrachten hier wohl einen der geselligsten Abende unserer Reise bei Bier und Shandy.
Patric und Klaus lieferten sich dann noch ein Duell mit den Dorfbewohnern im Pool-Billard. Die Schotten nutzten den Heimvorteil und siegten eindeutig.
Wie bei einem Länderspiel üblich, wurden auch die Nationalhymnen gesungen.
Zu späterer Stunde wechselte der Gesang - schottische Trinklieder waren angesagt!
„The last order“ wurde zwar schon erstmalig gegen 23:00 Uhr ausgerufen, aber bis um 02:30 Uhr in der Frühe gab es noch einige Wiederholungen. Darauf angesprochen, ob dies nicht auch kontrolliert würde, meinte die Wirtin Monday lapidar: "oh no - not really - we´re so far away from the law!"
{besps}2010_scotland/05_Dunvegan_Shieldaig{/besps}
Sonnenschein und blauer Himmel! Allister war auch schon auf den Beinen und nahm seinen ersten Kaffee direkt am Strand ein.
Irgendwie schien die Uhr hier etwas langsamer zu ticken - eine beruhigende Atmosphäre und von Hektik weit und breit keine Spur! Schon verständlich, dass Allister wesentlich länger in Shieldaig verweilte, wie er ursprünglich vorhatte.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit ihm, sattelten wir unsere Moppeds und machten uns wieder auf den Weg. Über A 896 und A 832 erreichten wir Gairloch am gleichnamigen Loch.
Unsere ursprünglichen Planungen sahen eine Übernachtung im Rua Reidh Lighthouse vor. Allerdings schafften wir es am Vortag zeitlich nicht mehr bis dorthin. Auf einen Besuch des Leuchtturms wollten wir aber heute nicht verzichten. Die B 8021 führte uns von Gairloch nach Melvaig. Am Ortsausgang verwandelte sich die Teerdecke in ein Natursträßchen das nach einer kurzen heftigen Steigung einige wenige Kilometer unmittelbar an den Klippen vorbei zum Leuchtturm führte. Selbst auf der Geraden mussten wir mit einiger Schräglage fahren, sonst wären wir wohl vom Winde verweht worden. Mit einer tollen Aussicht wurden wir für diesen kleinen Abstecher belohnt.
Wieder zurück in Gairloch legten wir einen Kaffee-Stopp ein. Wir hatten die Motorräder gerade beim Café abgestellt, als ein schweizer GS-Fahrer zielstrebig auf uns zukam: "Vier Deutsche - Drei Männer und eine Frau. Ich soll Euch schön grüßen von Tommy und Allister - was ich hiermit getan habe!" Da der Pub in Shieldaig am Morgen noch nicht offen war, hatte der Schweizer bei Tommy einen Tee zu sich genommen. Als er dabei erzählte, dass er in gleicher Richtung wie wir weiter wollte, wurde er von Tommy und Allister gebeten, uns herzliche Grüße zu übermitteln, sofern er uns irgendwo treffen würde. Beim gemeinsamen Kaffee "redeten wir noch etwas Benzin" mit dem Schweizer.
Unser weiterer Weg führte uns wieder auf der A 832 am Loch Ewe, hinauf nach Ullapool am Loch Broom. Sogar unser Fußballfan Klaus verzichtete auf einen Stopp um nachmittags das WM-Spiel der Deutschen gegen Serbien zu schauen - Landschaft und Wetter waren einfach zu verlockend um die Zeit vor dem Fernseher zu verbringen!
An der Westküste entlang fuhren wir auf single track roads durch dünn besiedeltes Gebiet weiter Richtung Norden. Die Strecke führte uns vorbei an Loch Assynt und Loch A Chairn Bhain bis nach Scourie. Etwas abseits der Hauptstrasse fanden wir ein Quartier für die Nacht. Im Haus des Rentnerehepaars war alles streng reglementiert, jedoch sauber und gemütlich. Sogar in dieser einsamen Gegend konnten wir W-LAN nutzen. Zum Abendessen mussten wir in das einzige Restaurant im Ort gehen. Da die Küche hier nur bis 20.00 Uhr geöffnet hatte, war etwas Eile geboten.
{besps}2010_scotland/06_Shieldaig_Scourie{/besps}
Gleich nach der Abfahrt in Scourie ereilte uns die erste Schrecksekunde unserer Tour. Von links kam ein Reh aus der Böschung direkt vor Klaus' BMW gesprungen. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich und so kam es zum Kontakt zwischen Reh und Q. Trotz seiner offensichtlichen Verletzungen machte sich das Reh auf und davon. Glücklicherweise haben sowohl Fahrer als auch Q den Zusammenstoß unbeschadet überstanden!
Bei Laxford Bridge folgten wir der A 838 road durch eine malerische Landschaft.. In dieser dünn besiedelten Gegend waren wir fast alleine auf der single track road unterwegs. Hin und wieder hat sich ein vereinzeltes Schaf auf die Straße verirrt - nur sehr wenige Fahrzeuge begegneten uns .
In Durness im Nordwesten der schottischen Highlands stärkten wir uns bei Mackays mit einem leckeren Cappuccino.
Direkt an den Klippen befand sich ein Fußballfeld - hier wollte ich auch nicht unbedingt Balljunge sein!
In Durness hatten wir so gut wie den nördlichsten Punkt unserer Tour erreicht. Die Hauptverkehrsader - die A 838 - führte uns nun ostwärts.
Am Loch Erboll und Kyle of Tongue vorbei erreichten wir Bettyhill. Trotz der nur gering besiedelten Gegend sahen wir etlicheTelefonzellen. Da manche von ihnen weit weg von einer Ortschaft standen, stellten wir uns die (unbeantwortete) Frage, wer diese wohl benutzt.
Ein paar Kilometer ging es noch Richtung Osten und kurz hinter Melvich verließen wir die Küste und fuhren am River Halladale entlang nach Süden.
Unendliche Landschaft, kleine Sträßchen und kein Verkehr - ein El Dorado für Motorradfahrer!
Kurz vor Kildonan verließen wir die A 897 und den River Helmsdale. Eine nur teilweise geteerter Weg führte uns an der Ostflanke des Beinn Dhorain entlang. Hier sagte sich Fuchs und Hase "Gute Nacht"! Kein Fahrzeug, keine Menschenseele und auch keine Tankstelle war zu sehen. Nicht dass das mich und meine Gordita jetzt in irgendeiner Weise beunruhigt hätte aber bei Pati's V-Strom ging das kostbare Nass doch so ganz langsam zur Neige.
Nur eine kurze Strecke nachdem wir die an der Nordseeküste entlang führende A 9 erreicht hatten, spuckte die V-Strom noch ein paar Mal und bescherte Pati dann eine Pause. Weder mit guten Worten, noch mit sonstigen Maßnahmen ließ sich die Diva dazu überreden, die ca. 5 Kilometer bis zur Tanke in Brora zurückzulegen. Also rollten wir zu dritt weiter und besorgten Sprit für die V-Strom, nachdem wir auch unsere Tanks wieder gefüllt hatten. Gordita ist vielseitig und eignet sich auch als Pannenhilfsfahrzeug und so fuhr ich die paar Kilometer zurück zu Pati mit seiner Diva. Kundenservice wurde vom Tankwart groß geschrieben. Den Kanister konnten wir nach dem Kurzeinsatz wieder gegen Erstattung des vollen Kaufpreises zurückgeben!
Dunrobin Castle mussten wir natürlich einen Besuch abstatten. Der wunderbare Garten des Schlosses ist den Anlagen des französischen Schlosses Versailles nachempfunden.
Gegen 20.00 Uhr erreichten wir Inverness. Als Hauptstadt des schottischen Verwaltungsbezirks Highlands ist Inverness die nördlichste Stadt im Vereinigten Königreich. Dementsprechend groß ist auch die Anzahl von B&B. Allerdings zieht es gerade am Wochenende viele Besucher in die Stadt und so mussten wir einige Seitensträßchen abklappern, bis wir ein Quartier fanden.
Auf dem Weg in die City überquerten wir den River Ness über eine wunderschöne Fußgänger-Hängebrücke. Auch der River Ness zählt, wie viele weitere Flüsse der nördlichen Highlands, zu den besten Lachs- und Forellenflüssen in Schottland.
In der City kamen wir uns fast so vor, wie in der Düsseldorfer Altstadt. Zahlreiche Gruppen waren unterwegs um die eine junge Dame oder den anderen jungen Herrn aus dem Single-Dasein zu verabschieden. Entsprechend feucht-fröhlich ging es auch zu!
{besps}2010_scotland/07_Scourie_Inverness{/besps}
Eigentlich wollten wir an diesem Tag zunächst einen Abstecher nach Urquhart Castle an der Westseite von Loch Ness machen und anschließend auf der östlichen Seite des Lochs entlang bis Fort Augustus fahren.
Bei der Abfahrt von unserem Quartier Duneraig Villa ahnten wir noch nicht, dass der Abschied nur von kurzer Dauer sein sollte!
Wir hatten Inverness gerade verlassen als Klaus bemerkte, dass der Hinterreifen von Patrics V-Strom deutlich unter Luftmangel litt. Nach Murphys Gesetz passiert sowas natürlich immer Sonn- und / oder Feiertags, wenn entsprechende Werkstätten geschlossen haben. Seit der Tour 2001 in die Alpen, wo in einer ähnlichen Situation Pannenspray sehr gute Dienste verrichtete, habe ich immer eine Dose des Zeugs im Gepäck. Zumindest eine Rückfahrt nach Inverness sollte damit möglich sein.
Während der notwendigen Wartezeit für Pati erkundeten Betti, Klaus und ich Urquhart Castle und machten uns alleine auf die Suche nach dem Ungeheuer von Loch Ness. Na ja, so ganz alleine auch wieder nicht, da am Wochenende ganze Busladungen von Touristen sich an der Suche beteiligen.
Patric kümmerte sich derweil darum, unsere gerade erst verlassene Unterkunft für eine weitere Nacht zu reservieren. Zumindest ein Zimmer konnte nicht anderweitig belegt werden, da Pati aus einer Vorahnung heraus den Zimmerschlüssel in seiner Hosentasche versteckte.
Von Nessie war absolut nichts zu sehen - das Großaufgebot bei der Suche war anscheinend zu erschreckend!
Zurück in Inverness gönnten wir uns noch etwas Bewegung und schlenderten durch die Stadt.
{besps}2010_scotland/08_Nessie{/besps}
Nach einem erneut köstlichen Frühstück machten wir uns zunächst auf den Weg zu Mitchells Motorcycles einer Motorradwerkstatt, mit der unser Vermieter schon einen Termin für uns ausgemacht hatte. Die fachgerechte Reparatur des Hinterreifens von Patrics V-Strom ging dann auch zügig vonstatten. Währenddessen begutachteten wir das Ein und auch Andere ausgestellte Mopped.
Mit der Arbeit und auch mit dem Preis war Pati sehr zufrieden. Gerade mal günstige 25 Pfund kostete die Reparatur!
Wie zuvor geplant zogen wir die an der Ostseite von Loch Ness entlang führende single track road B 852 der "Touristenstrecke" A 82 an der Westseite vor. Eine gute Entscheidung - immer wieder boten sich herrliche Aussichten auf Loch Ness und schon bald erreichten wir die Falls of Foyers - wo der River Foyer sich als Wasserfall 165 feet (ca. 50m) in die Tiefe stürzt.
Nach dem kleinen Fußmarsch stärkten wir uns mit einem leckeren Milchkaffee bevor wir weiter tourten. An der Südseite des Loch Ness statteten wir Fort Augustus einen Besuch ab. An den sehenswerten 7 Schleusen des Caledonian Canal, der die Ost und Westküste Schottlands verbindet, tummelten sich einige Touristen. Hier endlich konnten wir auch Nessie ablichten - besser gesagt das übriggebliebene Gerippe des Ungeheuers von Loch Ness.
Von Fort Augustus aus führte uns die A 82 noch ein Stück am Loch Lochy vorbei Richtung Süden. Im Loch Lochy soll angeblich Lizzie, die Schwester von Nessie leben - aber auch Lizzie haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen.
Weiter gings nordöstlich, am River Spey, dem schnellstfließendem Fluß in Schottland, sowie den Ausläufern des Cairngorms National Park entlang. Unterwegs passierten wir das ehemalige Übungsgelände der Commandos - britische Eliteeinheiten des 2. Weltkrieges.
Endstation unserer Tagesetappe war Dufftown. Irgendwie wirkte die ganze Stadt etwas trist und trostlos auf uns. Hier war wirklich garnichts los - kaum ein Mensch auf der Straße und selbst die ansonsten unvermeidlich umherfliegenden Möven waren nicht zu sehen!
Hier scheint sich alles um Whisky zu drehen. Der Spruch:
Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills („Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, Dufftown steht auf sieben Brennblasen“)
rührt noch von einer Zeit, in der nicht weniger als sieben Whisky-Distillerien in Dufftown gegründet wurden.
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Nachdem wir diesen Spruch an der Wand vor dem Frühstücksraum gelesen hatten, wussten wir auch, dass die bedauernswerten Schotten trotz ihrer grandiosen Flora und Fauna sowie ihrer Bodenschätze doch noch eine Kröte schlucken mussten. Seine Nachbarn kann man sich halt nicht immer selber aussuchen
In der Glenfiddisch Distillery hätten wir an einer kostenlosen Führung teilnehmen können, allerdings war uns die Wartezeit von ca. 1 Stunde dann doch zu lange.
Heute war "Whisky--Tour" angesagt, mit einer Distillery am Start und der kleinsten Distillery, The Edradour, am Etappenziel in Pitlochry.
Durch das "Malt Whisky Country" führte unser Weg aber zunächst an die Ostküste zur Nordsee um die beeindruckende malerische Burgruine Dunnotar Castle zu besichtigen.
Es zog uns danach dann doch wieder in die Highlands. Zunächst die B 976 und später die A 93 führten uns wie schon am Vortag erneut durch den Cairngorms National Park - diesmal ein Stück südlicher. Entlang des River Dee passierten wir Schloss Balmoral, die Sommerresidenz von Queen Elisabeth II. um schon bald darauf bei Braemar den River Dee in südlicher Richtung zu verlassen. Dieser Streckenabschnitt der A 93 - die Old Military Road - führt über den Cairnwell Pass auf 670m Höhe. Hier befindet sich das Glenshee Ski Centre, das größte Skigebiet Schottlands. Weit und breit war kein Mensch zu sehen und auch die Skilifte waren außer Betrieb. Scheinbar hatte die Gastronomie Sommerferien. Im Winter herrscht hier sicherlich Hochbetrieb.
Wieder im Tal angekommen verließen wir schon bald die A 93 und erreichten über die B 950 und A 924 Pitlochry. Den Besuch von The Edradour hebten wir uns für den folgenden Tag auf und bezogen Quartier im Moulin Hotel. Erstklassige Zimmer und eine hauseigene Brauerei - was will man mehr? Unser Abendessen genossen wir im Biergarten mit leckerem, frisch gebrauten Bier der Hausmarke.
{besps}2010_scotland/10_Dufftown_Pitlochry{/besps}
Nach einem stärkenden Frühstück statteten wir auch der kleinsten lizensierten Distillery - The Edradour - einen Besuch ab.
Von einem waschechten Schotten im Kilt wurden wir empfangen. Im Verlaufe des Gespräches erfuhren wir von ihm auch, warum scheinbar in Dufftown so wenig los war: "Dufftown is known for good whisky - and ugly women!"
Noch einmal wollten wir zur Westküste. Auf der B 8019 schlängelten wir uns am River Tummel entlang. Lachse und Forellen werden hier geangelt. Zudem wird auf diesem Fluß im Sommer auch Rafting betrieben.
Vorbei an Taymouth Castle kurvten wir zunächst Richtung Süden. Beim Mittagsmahl aus dem Topcase hatten wir Mitesser der besonderen Art. Ein paar Vögel machten sich über die ihnen präsentierten Brocken her.
Durch die Ochil Hills gelangten wir wieder nach Stirling. Wegen dem Bedürfnis mal für kleine Mädchen bzw. für kleine Jungs zu müssen, landeten wir nach der Suche nach einem WC in einem Outlet Center. Dort gab es auch einen Outdoor-Laden, in dem wir uns mit jeder Menge Funktionswäsche eindeckten.
Eine Umfahrung von Glasgow ist uns nicht wirklich gelungen und so fanden wir uns am Nachmittag kurzfristig auf der Autobahn M 8 wieder, die uns mitten durch die Industriemetropole führte. Durch Kilmarnock erreichten wir Ayr und hier war es wieder an der Zeit, unser Nachtquartier aufzuschlagen. Wenigstens das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 2010 wollten wir uns im Fernsehen anschauen. Ghana war der Gegner.
Wir teilten uns das Hotel mit einer Gruppe von Geschäftsleuten, die sich ganz schön ins Zeug legten, eine vermutlich deftige Spesenrechnung zu produzieren. Einige "aufgemotzte" weibliche Personen leisteten ihnen Gesellschaft. Auch der Nachschub funktionierte - nach einigen Telefonaten wechselten sich die Mädels ab. Meine starke Vermutung, dass es sich dabei wohl um Gesellschaftsdamen vom Escort -Service handelte, wurde in keinster Weise angezweifelt.
Deutschland schlug übrigens Ghana mit 1:0
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In der Nacht hatte es doch tatsächlich geregnet! Doch bereits am Morgen waren die Motorräder und Straßen wieder trocken.
Am Atlantik entlang fuhren wir zur nächsten Sehenswürdigkeit - Culzean Castle. Patric handelte ein günstiges Familien-Ticket aus und so stand einer Besichtigung nichts mehr im Wege.
Culzean Castle wurde im 18. Jahrhundert für David Kennedy, den 10. Earl von Cassillis entworfen und steht auf einem steil abfallenden Felsen direkt am Atlantik. Als Anerkennung seiner Verdienste um die Befreiung Großbritanniens während des zweiten Weltkrieges stellten die Kennedys dem General und späteren amerikanischen Präsidenten Eisenhower, das oberste Stockwerk des Castle auf Lebenszeit zur Verfügung. Seit 1945 kümmert sich der National Trust for Scotland (NTS) für die Unterhaltung und Vermarktung von Culzean Castle. Neben dem Gebäude an sich beeindruckte uns der phantastische Schloßpark mit wunderschönen Gartenanlagen und Wildpark.
Nach einem Abstecher zum Strand in Girvan staunten wir an der Tankstelle nicht schlecht über einen Smart, der direkt mittels einer Deichsel hinter einem Wohnmobil her lief. In einem Pub in der City hielten wir Kaffeepause. Patric war hin und weg von der weiblichen Bedienung. "Party, Party, Party! After the Party is before the Party!" war ihr Motto. Auch in good old Germany war sie schon gewesen - zur Loveparade in Berlin. Natürlich um Party zu machen - wozu denn sonst!
Unsere Motorräder standen derweil unter kirchlichem Schutz - wir hatten sie direkt neben dem Pub vor einer Kirche geparkt.
Warum im Pub die Bilder der draußen angebrachten Überwachungskamera über einen Monitor flimmerten gab uns dann doch zu denken!
Wir verließen die Küste und tourten über schmale Single-Track-Roads durch den Galloway Forest Park gen Osten. Auch hier unendliche Landschaft und weit und breit kein Mensch zu sehen. Die ungewöhnliche Trockenheit in diesem Jahr hinterließ ebenfalls ihre Spuren - verbrannte Erde!
Lockerbie, 1988 durch einen Terroranschlag auf eine Boeing der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm schlagartig berühmt geworden, ließen wir rechts liegen. So langsam aber sicher näherten wir uns der Landesgrenze zu England. In Langholm, dem letzten größeren Ort vor der Grenze, entschieden wir uns bei einem Cafe-Besuch spontan, noch ein letztes Mal die schottische Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Im Crown-Hotel, einem der beiden Hotels vor Ort, kamen wir unter. Auch unsere Motorräder brauchten nicht an der Hauptstraße zu nächtigen. Sie wurden durch den kleinen Biergarten in den Hinterhof gefahren.
Das vorzügliche Abendmahl spülten wir im Pub noch mit ein paar Bierchen hinunter und Patric verwickelte einige Mitglieder des Rotary Club of Langholm in ein Gespräch.
{besps}2010_scotland/12_Ayr_Langholm{/besps}
Bevor wir zur letzten "Inseletappe" aufbrachen, verwerteten wir nach dem Frühstück die letzten schottischen Pfundnoten im Shop.
Durch unsere Entscheidung, am Vortag in Langholm zu übernachten, kamen wir nicht nur nochmals in den Genuss der schottischen Gastfreundschaft, sondern wir konnten auch am letzten Tag auf der britischen Insel noch ein paar Kilometer unter die Räder nehmen.
Kurz hinter Langholm hieß England uns willkommen. Streckenweise entlang des historischen Hadrianswall erreichten wir nach ca. 130 km den Fährhafen von Neuerburg - auf britisch: Newcastle.
Zeitlich waren wir sehr früh an. Motorräder nebst Fahrer waren außer uns noch keine zu sehen und auch die Autos machten sich noch rar.
Die Wartezeit bis zum Einchecken vertrieben wir uns in der leeren Wartehalle zunächst mit den Würfelspielen Kniffel und Mäxchen. Mit den so langsam eintrudelnden Motorradfahrern führten wir sodann die üblichen Benzin-Gespräche. Auch dieses Mal gab es ein paar Oldtimer zu bestaunen. Vor allem einem Gespann kann man den praktischen Nutzen nicht abstreiten - Ersatzteile, Öl, Additive finden im Boot Platz.
Als Snobs on the Bikes entpuppten sich einige hochnäsige Schweizer Motorradfahrer. Sich hinten in der Reihe einzuordnen war für sie nicht einzusehen und so blockierten sie nicht nur 2 Wartespuren sondern umzingelten auch noch einige Motorräder, so dass deren Besitzer Mühe hatten, an ihre eigenen Maschinen ran zu kommen. Eine solche Arroganz hatte ich bisher noch auf keiner meiner Touren erlebt!
Trotz ihrer Bemühungen waren die Snobs on the Bikes auch nicht vor uns auf der Fähre in ihren Kojen.
Der König von Scandinavien sollte uns wieder zurück auf das europäische Festland bringen. Nachdem wir unsere Koje bezogen hatten, blieb ausreichend Zeit, die letzten Eindrücke bei der Ausfahrt aus dem Hafen festzuhalten. "Schottland ist auf jeden Fall eine Reise wert und wird uns in angenehmer Erinnerung bleiben!" waren wir uns alle einig. Natürlich hat da auch das hervorragende Wetter einen guten Teil zu beigetragen.
An Bord waren sehr viele britische Frauen, die scheinbar in Amsterdam noch mal so richtig "auf den Putz hauen wollten" bevor sie in den Hafen der Ehe einlaufen. Allerdings hatten wir bei einigen berechtigte Zweifel, ob sie angesichts ihres Alkohol-Levels, den sie schon kurz nach dem Einchecken auf der Fähre erreichten, überhaupt noch was von Amsterdam mitbekommen!
Auch auf der Rückfahrt nach Amsterdam gaben sich die Bediensteten der Fähre alle Mühe, die Gäste zu unterhalten. Die "Blues-Brothers-Show" war hervorragend und wirklich sehens- und hörenswert!
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Nach einer sehr ruhigen Überfahrt erreichte die Fähre planmäßig gegen 09:30 h MESZ Amsterdam.
Nun nur noch die Spanngurte von den Motorrädern lösen und dann hinaus in die brütende Hitze. Den schweizerischen Snobs on the Bikes ging es auch hierbei nicht schnell genug - sie legten sogar an fremden Motorrädern Hand an. Glücklicherweise nicht an unseren - sonst hätten wir wohl auch Hand angelegt - aber nicht an den Motorrädern
Die Bugklappe der Fähre öffnete sich , noch ein kurzer, aber herzlicher Abschied vom Tiroler - dem Arbeitskollegen von Armin - und dann ging es auf die Piste. Hier wieder rechts zu fahren war erstaunlicherweise kaum eine Umstellung.
Die Heimfahrt erfolgte auf der gleichen Route wie die Anreise knapp 2 Wochen zuvor. Nicht nur die frischen Eindrücke von Schottland, sondern auch die sommerlich heißen Temperaturen, trugen dazu bei, dass die Autobahnetappe von knapp 400 km das Ätzendste der ganzen Tour wurde.
Der Treffpunkt beim Tourstart war auch wieder der Endpunkt unserer gemeinsamen Tour. Am Rastplatz Meilbrück an der B 51 trennten sich nach einer gemeinsamen Stärkung wieder unsere Wege und jeder für sich bestritt den Rest des Heimweges.
Schade, dass die Tour so schnell vorbei ging. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen! In der Gruppe hat wirklich alles hervorragend gepasst - angefangen vom Fahren selbst, den Etappen, über die Pausen und Besichtigungen bis zu den Unterkünften!
Hier der Bericht meiner 2008er Motorradtour durch Rumänien - ein beeindruckendes Land, sowohl landschaftlich als auch von der gastfreundlichen und hilfsbereiten Bevölkerung.
Unser Moselbikers - Mitglied Flo, schlug 2007 vor, mit einigen Motorrädern seine Heimatstadt Wien zu besuchen.Bei einemBlick auf eine Übersichtskarte sprangen mir sogleich die Ost- und Südkarpaten sowie das Schwarze Meer ins Auge - Rumänien!
Leider wurde nichts aus der "Forums-Tour" nach Wien. Jedoch hatte sich in meinem Kopf Rumänien festgesetzt und so begann ich mit der Planung für eine Tour durch die rumänischen Karpaten bis ans Schwarze Meer.
In Pati und Andy fand ich 2 "Mitstreiter", die sich an der Tour beteiligen wollten.
Durch Flo brachten wir in Erfahrung, dass der Autoreisezug der ÖBB recht günstig ist und so buchten wir per Internet die Fahrt von Düsseldorf nach Wien bei der ÖBB. Bei einem Preis von insgesamt 169,00 EUR pro Person und Motorrad für die Hin- und Rückfahrt im 6er Liegewagen war sofort klar, dass wir diese "Anfahrtsstrecke" nicht im Sattel der Motorräder absolvieren wollten.
Ausgehend von Tagesetappen von ca. 300 km plante ich anhand der Karten und meiner Navi-Software die Tour von Wien aus durch die Slowakische Republik, Ungarn und Rumänien. Für unvorhergesehene Fälle (Tagesetappe wg. schlechter Straßen nicht erreichbar, Badetag am Schwarzen Meer etc.) schlug ich dann ein paar Tage drauf. Bedingt durch den Fahrplan der ÖBB sollte dann die Tour am 31.08. mit der Fahrt von Düsseldorf nach Wien beginnen und am 18.09. wollten wir wieder in Wien den Zug besteigen um nach Düsseldorf zurück zu fahren.
www.bikerdream.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
www.aufspur.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien - im Januar!!!
www.elisabeth-tom.ch - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
www.g-rider.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
www.fritz69.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
www.im-osten-was-neues.de.tl - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
www.land-streicher.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
www.dunehoppers.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
www.geo-reisecommunity.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien
Kauderwelsch Band 52, Rumänisch - Wort für Wort, Reise Know-How Verlag, Bielefeld, ISBN-13: 978-3-89416-535-2
Autokarte Rumänien-Moldau, 1:650.000, Marco-Polo, ISBN-13: 9783829730310
Motorradkarte Rumänien, 1:600.000, Kartographie und Verlag Huber, ISBN-10: 3-9808364-7-9
Auch bei dieser Tour sollte mal wieder nicht alles so glatt gehen wie urprünglich vorgesehen!
Nach Plan wollten wir am 31.08. zu Dritt – Pati, Andy und ich – Richtung Rumänien starten.
Pati hatte allerdings zwischenzeitlich einen Job gefunden und bekam für die Tour keinen Urlaub. Die nächste Hiobsbotschaft erreichte mich am Abfahrtstag morgens. Andy teilte mit, dass er zu seinem großen Bedauern nicht mitfahren könne, da seine Mutter erkrankt sei und er sich drum kümmern müsse.
So machte ich mich dann alleine auf den Weg. Um 15.00 h startete ich von Schweich aus nach Düsseldorf zum Terminal der ÖBB-Autoreisezug.
Schon unmittelbar nach der Ankunft um 17:40 Uhr konnte ich „einchecken“ und bis zur Haltelinie 1 vorfahren. Dort allerdings begann das Warten. Etwas später trafen zwei Biker aus dem niederländischen Groningen ein, die von Wien aus zum Balaton fahren wollten.
Pünktlich wurden dann die Schranken geöffnet und ich konnte mein Motorrad verladen und auch gleich das Abteil beziehen. Von Düsseldorf bis Köln hatte ich das ganze Abteil für mich alleine. In Köln stiegen dann Diana – eine hübsche junge Wienerin – und ein Kölner hinzu. Wir haben dann noch ein wenig gequatscht, die Kojen aufgeteilt und uns in die Horizontale begeben. So richtig viel Platz ist nicht in den Kojen, aber mit der Zeit bekommt man die entsprechende „Falt-Technik“ schon hin. Nach ein paar Stunden Schlaf war dann allerdings eher „dahindösen“ angesagt. Kurz nach 8:00 Uhr gab es Frühstück – 1 Becher heißen Kaffee und zwei Semmel mit Butter und Marmelade. Um 9:15 Uhr kamen wir dann am Bahnhof Wien/West an. Die Fahrzeuge konnten schon bald entladen werden und um 9:50 Uhr startete die erste Etappe von Wien aus.
Auf der B9 führte die Strecke aus Wien raus entlang der Donau nach Bratislava und von dort weiter über die gut ausgebaute E575 Richtung Osten. Die Donau zu Gesicht bekam ich erst in Bratislava. Es herrschte wenig Verkehr und nur ab und zu kam ein Motorrad entgegen. Entlang der Straße reihten sich riesige Getreide- und Sonnenblumenfelder aneinander.
In Esztergom ging es über eine schmale Brücke über die Donau nach Ungarn. Und sogleich wurde die Landschaft etwas hügeliger und die ersten „richtigen“ Kurven ließen nicht mehr lange auf sich warten. Nur der Belag der Straße wurde schlechter – fast so wie bei uns zuhause!
Die Freude über die kurvige Strecke währte allerdings nicht lange und schon wieder wurde die Landschaft flach wie eine Flunder. Bei wenig Verkehr kam ich recht zügig voran. Sobald Budapest erreicht ist, wird’s allerdings zäh. Lange Autoschlangen quälen sich stadteinwärts. Die V-Strom mit Seitenkoffern ist leider zu breit, um sich immer durchzuschlängeln. Aber auch hier genießt man als Motorradfahrer einen gewissen „Bonus“ und einige Autofahrer machen bereitwillig Platz. So langsam fand ich es an der Zeit, nach einem Nachtquartier Ausschau zu halten – eigentlich mehr noch nach einer Dusche. Die Sonne knallte den ganzen Tag erbarmungslos und auch die aufsteigende Motorhitze im Stop-and-go-Verkehr trugen dazu bei, dass reichlich Schweiß floß. Navi´s sind schon praktische Geräte! Die Anfrage bei Frau Garmin ergab, dass sich gar nicht weit von meinem Haltepunkt – dem Millenium Memorial mit dem Museum of fine arts – ein Ibis-Hotel befindet. Meine V-Strom stellte ich in der hoteleigenen Garage unter. Also Zimmer bezogen, raus aus den verschwitzten Klamotten, ab unter die Dusche und schon fühlte ich mich erheblich besser. Zu Fuß machte ich mich auf, die Stadt zu erkunden.
In einem Cafe nahe der Donau lernte ich Sandra und Kristina kennen – 2 ungarische Lehrerinnen aus Sopron, die 3 Tage lang Budapest besichtigen wollten. Der sich dann ergebende kleine Ungarisch-Sprachkurs gestaltete sich äußerst lustig und kurzweilig.
Budapest – Certeze (60 km hinter Satu Mare)
Nach einem sehr guten Frühstücksbuffet im Ibis-Hotel startete ich um 8:45 zur Tagesetappe. Aus Budapest raus war der Verkehr mal wieder zähfließend – aber das ist nun mal das verkehrstechnische Schicksal von Metropolen!
Weiter ging es Richtung Osten. Streckenmäßig nichts besonderes – weiterhin eine Ebene so flach wie ein Teller. Links und rechts nur Felder – Getreide und Sonnblumen – so weit das Auge reicht. Nach einiger Zeit dann die ersten Weinreben. Nur fern am nördlichen Horizont sind ein paar „Hügel“ durch den Dunst der Hitze zu sehen.
Von der B3 geht es irgendwo ab nach Mezõkeresztes. Jedenfalls zeigt mein Navi dies so an – auch wenn kein Schild zu sehen ist. Die „Straße“ ist dann auch mehr ein Ackerweg – anfangs noch mit Betonplatten und nach ca. 3 km dann ein Feldweg mit tief ausgefahrenen Spuren.
Da ist sie nun also – die erste off-road-Einlage! Die Piste wurde immer schlechter. Es gab noch nicht einmal die Möglichkeit, das Mopped abzustellen um ein paar Bilder zu machen. Wider Erwarten führte diese „Straße“ nach weiteren ca. 6 km zu einem Ort und zu geteerten Straßen. Über kleine schmale Straßen mit kaum Verkehr führte es mich immer weiter Richtung Osten. Erst auf der B36 durfte ich mal einige Fahrzeuge überholen. Die Landschaft war immer noch weitestgehend so flach wie eine Flunder. Auf der gut ausgebauten B36 konnte ich dann etwas mehr am Gasgriff drehen und kam zügig voran. Abgesehen von kleineren Pausen zum Tanken – sowohl Mopped als auch Fahrer – war ich durch das gute Frühstück so gestärkt, dass ich keine Mittagspause einlegte – zudem fanden sich auch keine geeigneten Stellen um die Kaffeemaschine anzuwerfen. Ruck zuck war ich auf einmal an der rumänischen Grenze. Die Zollbeamten waren sehr freundlich – aber meinen Ausweis musste ich trotzdem vorzeigen. Unmittelbar hinter der Grenze dann die ersten Pferdefuhrwerke: Alleine auf dem kurzen Stück bis nach Satu Mare sicherlich ca. 20 Stück in einer Reihe aufgereiht wie eine Perlenkette– die meisten mit Holz beladen.
Um 15:00 Uhr kam ich bereits in Satu Mare an. Bei einer Pause mit kühlenden Getränken fasste ich den Beschluss, noch ein paar km unter die Räder zu nehmen. Über die DN19 ging es weiter östlich. Schon kurz hinter Satu Mare stand auf freier Strecke ein Polizeiwagen auf der Straße – rechts im Graben waren ein Pferdefuhrwagen und ein verbeultes Auto zu sehen. Bei Orasu Nou macht die DN19 einen Knick und führt in nördlicher Richtung an die ukrainische Grenze. Der Straßenbelag wurde schlechter – vor allem in den Kurven gab es einige Asphaltverwerfungen. Auch bei Bahnübergängen holperten LKW´s derart darüber, dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, sie würden umkippen.
Links und rechts der Straße befanden sich große Wälder und es ging kurvig bergan.
Kurz hinter Certeze suchte ich mir ein Quartier für die Nacht und stärkte meinen nun doch etwas hungrigen Magen mit einer guten und reichlichen Mahlzeit: Pommes frites, Salat, Hähnchensteak, 2 Bier (0,5l Tuborg) und Espresso für 30 Lei (ca. 8,50 EUR) inkl. Trinkgeld.
Certeze – Suceava
Auch in dieser Pension war das reichliche und leckere Frühstück nicht zu verachten und so konnte ich gestärkt den Tag beginnen. Schon nach einer halben Stunde erreichte ich Sapanta – den Ort mit dem berühmten lustigen Friedhof.
Von der Hauptstrasse geht ein ausgeschilderter Weg rechts ab. Zu jedem Verstorbenen ist in bunten Farben ein Bild und ein paar Zeilen über das Leben und den Tod des oder derBetreffenden auf einem Holzkreuz zu sehen.
Entlang der unkrainischen Grenze führt die DN18 durch die hügelige Maramures. Ab Sighetu Marmatiei kann man die DN18 durchaus als Stoßdämpfer-Teststrecke bezeichnen. Heftige Asphaltverwerfungen und riesige Schlaglöcher erforderten teilweise einen regelrechten Zick-Zack-Kurs.
In Borsa legte ich um die Mittagszeit eine Pause ein und schaute mir das quirlige Treiben von einem Straßencafé aus an. Die Weihnachtsbeleuchtung an den Straßenlaternen war noch montiert. Anscheinend bleibt diese hier das ganze Jahr über hängen.
Im Straßencafé trat ein kleiner Junge an meinen Tisch und ich dachte schon, dass er mich anbetteln wollte. Aber er zeigte mir nur stolz seine Armbanduhr. Als ich ein Foto davon machte und es ihm auf dem Display der Digitalkamera zeigte, strahlte er über das ganze Gesicht.
Gleich hinter Borsa ging es auf den Prislop-Pass (1.416m). Hier traf ich einen Hessen, der mit dem Wohnmobil unterwegs war und sich tierisch über die Umweltverschmutzung aufregte. In der Tat war wie bei den meisten Parkplätzen auch hier jede Menge Müll über den Platz verstreut. Als ob der Besitzer der Cabana dies gehört hätte, sammelte er den Müll ein – natürlich nur vor seiner Cabana.
Auf einem Hügel war ein orthodoxer Priester mit dem Bau einer großen Kirche beschäftigt. Überhaupt wurden in fast allen Teilen Rumäniens unheimlich viele neue orthodoxe Kirchen gebaut.
Durch bewaldete Landschaft führte die DN18 weiter Richtung Osten. Bei Mestecanis folgte ich der DN17 bis Campulung und zu den Moldau-Klöstern. Eine schöne Strecke mit gutem Straßenbelag und vielen Kurven führte über eine Hügelkette zu Moldovita.
Die Moldauklöster mit ihren auch außen aufgebrachten Malereien waren sehr beeindruckend. Die Bemalungen sind seinerzeit aus der Not entstanden. Damals konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben und so wurde die Bibel als Bilderbuch auf den Kirchenmauern den Gläubigen vermittelt.
Über Sucevita und Radauti fuhr ich weiter nach Suceava.
Hier war es wieder an der Zeit, nach einer Bleibe für die Nacht Ausschau zu halten. Fündig wurde ich in dem Hotel/Pension Polaris am Stadtrand.
An der Rezeption musste die Verständigung in Englisch erfolgen. Später nahm ich dann im Restaurant Platz und sogleich kam die nette Dame von der Rezeption an meinen Tisch und sagte, dass sie eine Kraft in der Küche beschäftigt hätten, die Deutsch sprechen würde und gleich an meinen Tisch käme. Wenige Minuten später erschien dann eine nette Dame, setzte sich zu mir an den Tisch und übersetzte die Speisekarte. Sie hatte ca. 3 Jahre bei Ingolstadt gearbeitet und sprach sehr gut Deutsch.
Insgesamt erlebte ich die Menschen in Rumänien äußerst freundlich und hilfsbereit und wünschte mir, einige der „Bedenkenträger“ die Rumänien in den düstersten Farben malten (du wirst ausgeraubt und bestohlen! – du wirst ohne Motorrad zurückkehren! etc.) könnten die Gastfreundschaft live erleben!
Suceava - Brasov
Von Suceava aus folgte ich der gut ausgebauten DN2 Richtung Süden. Nach ca. 60 km bog ich auf die DN15b ab, die mich in die Ostkarpaten führte.
Die Umrundung der östlichen Seite des Izvoru Muntelui – Stausees bot schöne Ausblicke auf die dahinterliegenden Gipfel der Ostkarpaten. Auf der DN13b und später der DN12 ging es weiter über die Höhen und durch die Schluchten dieses Karpatenteils.
Gegen Abend erreichte ich Brasov (Kronstadt). Die Zimmersuche gestaltete sich etwas schwierig und erst nach gut einer halben Stunde kam ich in einer Pension direkt am Rande der Altstadt unter. In Brasov fand ein Pop-Konzert statt und im Zentrum bei der historischen Altstadt waren eine große Bühnesowie Zuschauertribünen aufgebaut. Der Zutritt war bewacht und nur mit Eintrittskarte möglich. Aber von einer Stelle aus konnte man einen Blick auf die Bühne erhaschen. Nachdem ich mir etwas die Altstadt angesehen hatte, nahm ich in einem gemütlichen schottischen Pub einen (oder auch 2) Schlummertrank zu mir.
Brasov – Bucau
Vom Gebirge (Südkarpaten) in die Ebene – so könnte man die Tagesetappe beschreiben. Unglaublich abwechslungsreich – sowohl was die Landschaft, als auch den Fahrbahnbelag betraf.
Von Brasov aus ging es zunächst einmal nach Poina Brasov – einem ca. 20 km entfernten Wintersportort. In einer wunderschönen Holzkirche platzte ich in die Zeremonie eines orthodoxen Gottesdienstes. Beeindruckend mit welcher Gläubigkeit dieser zelebriert wurde.
Auf einer kurvigen Straße ging es weiter nach Bran. Ein Besuch des Dracula-Schlosses durfte natürlich nicht fehlen, auch wenn der alte Vlad Draculea niemals in diesem Schloss verweilte! Auch floss bei der Besichtigung kein einziger Tropfen Blut.
Weiter führte die Strecke auf durchweg gutem Straßenbelag durch das Gebirge mit phantastischen Aussichten. Doch sobald sich die Richtung wieder nach Osten wandte, begann erneut eine der zahlreichen „Holper-Strecken“ mit Asphaltverwerfungen, tiefen Spurrillen und vielen kleinen und auch großen Schlaglöchern.
Einige Zigeuner-Dörfer säumten den Weg. Auch hier waren die Menschen eher zurückhaltend und scheu als aufdringlich.
Überall an den Straßen wurden die Erzeugnisse zum Kauf angeboten. Richtung Ploiesti und Buzau war die Landschaft dann wieder flach wie eine Flunder. In der Nähe von Târgoviste wurde nach Erdgas gebohrt. Riesige Getreidefelder wechselten sich mit Apfel-Baum-Plantagen ab. Kilometerlang führte die Straße schnurgerade nach Osten. An den Rastplätzen sah man vielfach armselige, herrenlose Hunde, die sich wohl von den Abfällen dort ernährten und einen mit traurigem Blick ansahen.
In Buzau suchte ich mir für die Nacht wieder eine Bleibe. Am östlichen Stadtrand wurde ich fündig. In dem zur Pension gehörenden Restaurant aß ich zu Abend. Auf einmal wurde die eigentlich ziemlich leere Bude gefüllt. Ein Reisebus brachte eine recht illustre Gesellschaft. Besonders krass empfand ich den optischen Gegensatz zwischen einem jungen orthodoxen Priester, der eine ebenso junge, hübsche Dame in Stöckelschuhen, knallengen Jeans und auch sonst modisch aufreizender Kleidung am Arm führte. Ein Zigeuner-Trio spielte bei Live-Musik zum Tanz auf und eine Oma im schwarzen Kostüm und mit Kopftuch legte unter großem Beifall ein Solo-Tänzchen aufs Parkett.
Einige Zeit später kamen ein paar Enduro-Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes hereingestiefelt, die sich später auch zum Abendessen in dem Saal niederließen. Nach einer Weile brachte der Ober mir eine neue Flasche Bier mit den besten Grüßen der Enduristen. Natürlich wollte ich mich bei den edlen Spendern bedanken, ging mit dem Bier zu deren Tisch und begann mit meinen rudimentären Rumänisch-Sprach-Kenntnissen. „Du kannst ruhig Deutsch sprechen – wir verstehen Dich!“ kam sogleich die Aufforderung. Detlef, ein gebürtiger Rumäne aus Hermannstadt (Sibiu), der schon seit 1979 in Kassel wohnt, war mit einer ganzen Gruppe rumänischer Freunde auf Enduro-Maschinen (KTM, Honda, Husqvarna) off-road unterwegs von Sibiu ans Schwarze Meer. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch. Leider hatten sie bei ihrem off-road-Trip schon die ersten Ausfälle in Form von Motorschaden, Rippenbruch und genähter Fleischwunde zu verzeichnen. Aber sie waren hart im nehmen – trotz Rippenbruch war Detlef weiterhin auf dem Motorrad unterwegs und Adrian schaffte sein Motorrad nach Hause und übernahm mit frisch genähter Fleischwunde das Versorgungsfahrzeug. So mancher Tipp wurde mir mit auf den Weg gegeben und die Zeit verging bei einem weiteren Krug Wein wie im Fluge. Im Verlaufe des Abends stellte sich heraus, dass am Samstag, den 13.09.2008 in Hermannstadt (Sibiu) mit einem Prolog mitten in der Stadt die berühmte Red-Bull-Romaniacs – die härteste Enduro-Rallye der Welt – startet. Der Motorradclub „Crazybike“ dem die Enduristen angehören, sei in die Organisation der Veranstaltung eingebunden und ich müsse unbedingt dort hin kommen. Da Sibiu ohnehin noch – allerdings nach Plan ein paar Tage früher - auf meiner weiteren geplanten Tour liegt und ich ein paar „Ruhetage“ zur Verfügung habe und ich mir das Spektakel ganz gerne anschauen möchte, bin ich mal gespannt ob das verabschiedende „la revedere“ (auf wiedersehen) dann auch wörtlich genommen werden kann.
Zum Abschied meinte Detlef: „Hier in Rumänien ist es wichtig, dass Du fluchen und schimpfen kannst – Ich bringe Dir noch schnell ein paar Schimpfwörter bei!“ Doch da hatten sie offenbar meinen Kauderwelsch-Sprachführer unterschätzt – der widmet diesem wohl wichtigen Thema nämlich mehrere Seiten. Als ich diese aufschlug und zum Besten gab, brach die ganze Gruppe in heftiges Gelächter aus und hielt sich den Bauch vor Lachen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht traten Detlef die Tränen in die Augen. Ich weiß bis heute noch nicht, ob dies vom Lachen oder den Schmerzen von der gebrochenen Rippe herrührte. Die sinngemäße Übersetzung des „ultimativen“ Fluches "Du-te în pizda ma-tii" fällt mit „Scher Dich zum Teufel!“ eigentlich ja recht human aus. Auf die drastische wörtliche Übersetzung möchte ich an dieser Stelle aber dann doch verzichten – Zensur!!!
Buzau – Eforie-Nord
Morgens beim Frühstück konnte ich schon einige der Enduro-Fahrer mit einem munteren „buna diminiasza“ begrüßen. Adrian, der ja das Versorgungsfahrzeug übernommen hatte, kam etwas später und setzte sich zu mir an den Frühstückstisch. Wie es denn bei mir weiterginge, fragte er. Tulcea, Donaudelta, Constanta, standen für diesen Tag in meiner Planung. Am schwarzen Meer wollte ich mir dann einen Tag Badeurlaub gönnen.
Falls ich keinen Wert auf Plattenbau-Hotels und Touristen-Rummel legen würde, empfahl Adrian mir Vama Veche, den letzten Ort an der rumänischen Scharzmeer-Küste vor der bulgarischen Grenze: „Da ist es Hipp! Viele Künstler, viele junge Leute, einige Hippies, viel Party! Nur kleine Pensionen und Privatzimmer! Kein Massentourismus und keine großen Hotel-Klötze!“ Das ist doch ganz nach meinem Geschmack!
Auch für die weitere Fahrt gab er mir noch einige wertvolle und nützliche Tipps:
Bukarest könne ich mir eigentlich sparen – ein großer schmutziger Moloch mit einem wahnsinnigen Verkehr. Alleine für die Durchfahrt müsse ich ca. 4 Stunden einplanen.
Aber die ohnehin schon von mir als „Highlight“ eingeplante Route auf der DN7c über den Fagarasan-Pass solle ich unbedingt machen. Von Süden aus kommend sei gleich hinter dem Tunnel am höchsten Punkt der Strecke bei Balea Lac eine Pension, die von Deutschen geführt wird.
Für Notfälle - „Du bist alleine unterwegs. Wir wollen es zwar nicht hoffen – aber es kann immer mal was passieren!“ - gab Adrian mir seine Karte mit Handy-Nr. „Falls Du Probleme bekommst und Hilfe benötigst – und sei es nur um zu Übersetzen – ruf mich an. Ich helfe Dir gerne!“
Dann lud er mich in seine Heimatstadt Schäßburg, ca 80 km von Sibiu entfernt, ein. Ich solle ihn ein, zwei Tage, bevor ich dort eintreffen wolle, anrufen. Er würde mir dann die Stadt zeigen und auch eine Wohnung könne er mir zur Verfügung stellen.
Auf dieses Angebot würde ich ggfs. gerne zurückgreifen. Zum Auftakt der Red-Bull-Romaniacs wolle ich aber auf alle Fälle in Hermannstadt sein.
Wir verabschiedeten uns und weiter ging meine Fahrt über flaches Land Richtung Osten. Überall am Straßenrand waren Brunnen zu sehen - in manchen Orten vor fast jedem Haus. Aucheinige Pferde grasten angebunden neben der Straße.Obwohl ich -Gott seiDank! -kaum einen Unfall unterwegs sah, scheinen doch einige Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben zu lassen. An manchen Strecken war alle paar Kilometer im Straßengraben eine Gedenkstätte mit Kreuz zu sehen.
In Braila setzte ich mit der Fähre über den Bratul Macin. Das Donau-Delta hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Entgegen meiner Annahme war die Landschaft nicht flach sondern mit nicht nur kleinen Hügeln ausgestattet.
Nachmittags kam ich in Constanta an. Anscheinend hatten sich alle heiratswilligen Paare diesen Tag ausgesucht um in den Hafen der Ehe einzulaufen. Und wie es sich für einen richtigen (Ehe-)Hafen gehört, muss man dafür ans Meer. Etliche Konvois mit Brautpaaren waren unterwegs zum alten Casino am Strand um dort Fotos zu machen.
Nachdem ich mir dies eine Weile angeschaut hatte, fuhr ich weiter an der Küste entlang nach Süden und erreichte schon nach wenigen Kilometern Eforie-Nord. Vor Einbruch der Dunkelheit würde ich es auf keinen Fall mehr bis nach Vama Veche schaffen. Also suchte ich mir in dem Touristenort ein Quartier und machte mich nach einer ausgiebigen Dusche zu Fuß auf den Weg, den Ort zu erkunden. Der Ort unterschied sich kaum von Badeorten an der italienischen, französischen oder spanischen Mittelmeerküste: Viele Restaurants, viele Souvenirläden, ein kleiner Vergnügungspark mit Autoscooter, Schießbuden etc. und sogar eine Go-Cart-Bahn gab es am Strand.
Eforie-Nord bis Vama Veche
Es waren nur wenige km von Eforie-Nord bis nach Vama Veche was übersetzt so viel wie „Alter Zoll“ bedeutet. Adrian hatte absolut Recht – die vorher passierten Orte Saturn, Jupiter, etc. mit ihren Plattenbau-Hotels übten auf mich keinen Reiz aus.
Vama Veche gefiel mir auf Anhieb. Von der Hauptstraße gehen nur geschotterte Wege in den relativ kleinen Ort ab. Im Ort selbst gibt es neben einigen Restaurants und Bars nur einige Pensionen und private Zimmer. Versuche, bei Vama Veche einen internationalen Luxusbadeort zu bauen, hatten zur Bildung einer Bürgerinitiative geführt, die sich für einen ökologisch ausgerichteten Badetourismus einsetzt. Wollen wir hoffen, dass diese Bemühungen auch weiterhin erfolgreich sind und der Ort vor großen Hotelanlagen verschont bleibt!
Im Ort und am Strand tummeln sich überwiegend junge Leute. Aber auch Familien mit Kindern und Senioren sind vereinzelt anzutreffen. Sowohl „oben ohne“ als auch FKK mitten zwischen bekleideten Badenden am Strand ist hier völlig normal und niemand stört sich daran.
Der Campingplatz ist direkt am Strand gelegen. Nicht weit davon befindet sich eine urige Strandbar, die den ganzen Tag über bis tief in die Nacht super gute Musik spielte. Vor allem abends war hier Party angesagt – nette Leute verschiedenster Nationalitäten in einer ausgelassenen Stimmung!
Wie Adrian schon bemerkte: „Vama Veche ist Hipp!!!“ Dem kann ich nun uneingeschränkt zustimmen.
Es war also der für mich passende Ort, um etwas länger zu bleiben: „Montags Ruhetag!“ – für mein Motorrad natürlich.
Vama Veche – Curtea de Arges
Von Vama Veche aus fuhr ich weiter Richtung Süden und passierte schon nach 2 km die bulgarische Grenze. Neben meinem Personalausweis musste ich dem freundlichen Zollbeamten auch die Fahrzeugpapiere vorzeigen. Nach ein paar Kilometern nahm ich dann Abschied von der Schwarzmeerküste und richtete meinen Kurs nach Westen.
Auch der Grenzübertritt zurück nach Rumänien war problemlos. Hier folgte ich der DN3 durch die Walachei. Bei Ion Corvin besuchte ich die schlichte Höhlenkirche des Apostels Andreas. Im inneren der Kirche fehlt jeder Prunk. Alle nur denkbaren Ritzen der roh behauenen Höhlenwände sind mit Zettelchen, auf denen wahrscheinlich die Wünsche und Bitten vermerkt sind, sowie mit Münzen und Geldscheinen versehen. Die Anfänge dieser Kirche gehen auf das Jahr 60 n. Chr. zurück, als sich der Apostel Andreas in diese Höhle zurückzog.
Während des Besuchs der Kirche wurde mein Motorrad bestens bewacht. Ein Hund ließ sich im Schatten meiner V-Strom nieder .
Bei Ostrov durfte ich wieder eine Fähre befahren. Die Fahrt führte einige Kilometer über die Donau und war sogar kostenlos.
Wieder festen Boden unter den Rädern ging es weiter Richtung Bukarest. Schon weit vor der Stadt nahm der Verkehr enorm zu, so dass ich keine Lust verspürte mich durch Bukarest zu quälen. Aber auch die Umfahrung der Stadt ging nur sehr schleppend vonstatten.
Landschaftlich war alles ein wenig eintönig und so nahm ich bis Pitesti sogar die Autobahn unter die Räder. Dann ging es weiter auf der DN7c bis Curtea de Arges, wo ich mir wieder ein Quartier suchte um am nächsten Tag die Transfagarasan – Pass-Straße in Angriff zu nehmen.
Curtea de Arges – Schäßburg
Nach einer kurzen Besichtigung von Curtea de Argesging es weiter auf der DN7c – der Transfagarasan – Pass-Straße. Hier traf ich einen österreichischen Motorradfahrer aus Wien, der ebenfalls alleine unterwegs war. Natürlich tauschten wir unsere bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Vor 2 Tagen hatte er doch tatsächlich 2 Bären – wohl ein Muttertier und ein Junges - auf der Straße gesehen.
Die Transfagarasan ist eine sehr schöne, kurvige Strecke mit vielen tollen Aussichtspunkten. Aber auch hier war Vorsicht angebracht. Ehe ich mich versah, stand ich mit meiner V-Strom inmitten einer Schafherde, die gemütlich die Straße hinunter wanderte. Am höchsten Punkt (2.034m) hinter dem Tunnel befand sich ein etwas größerer Parkplatz und auch die üblichen Souvenir-Buden fehlten nicht.
Wolkenfetzen zogen bei schönem Wetter an den Berggipfeln vorbei.
Rechter Hand führt ein Weg zu Balea Lac einem kleinen von der Hauptstraße nicht einsehbaren See und der von Adrian erwähnten Pension mit Restaurant. Leider hatte die Chefin kein passendes Zimmer mehr für mich frei – hier oben wäre ich sehr gerne eine Nacht geblieben um den sicherlich phantastischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang zu erleben.
Aber zumindest eine Mahlzeit nahm ich auf der herrlich im See gelegenen Terrasse ein. Ioana, die junge nette Bedienung sprach sehr gut Deutsch und fragte mich, wo ich denn herkäme. „Aus der Nähe von Luxemburg – aus Trier. Aber Trier ist hier nicht so bekannt.“
Wahrscheinlich ist mir die Kinnlade nach unten gefallen als Ioana antwortete: „Doch, Trier kenne ich! – älteste Stadt Deutschlands – an der Mosel gelegen – viele Römerbauten - mit Universität.“ „Woher kennen Sie denn Trier???!!!“ fragte ich verblüfft. „Ich habe mich erkundigt, mir ein Ticket gekauft und in ein paar Wochen besichtige ich Trier.“ Völlig baff gab ich ihr meine Telefonnummer. Wenn sie in Trier sei, so solle sie mich doch anrufen, ich würde ihr dann die Stadt zeigen. Vielleicht kann ich auf diese Weise etwas von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die mir in Rumänien zuteil wurde, zurückgeben.
Dann rief ich Adrian an. „Das trifft sich sehr gut! Ich bin gerade in Schäßburg. Mit Pausen bist du etwa um 19.00 Uhr in Schäßburg. Suche dir ein Café und rufe mich von dort aus an. Ich komme dich dann abholen, wir fahren dann in die Wohnung und danach zeige ich dir die Stadt.“ Also machte ich mich auf den Weg und erreichte bereits um 18.00 Uhr Schäßburg.
Adrian brachte mich in einer seiner Wohnungen unter und nachdem ich mich vom Staub der Straße befreit hatte, zeigte er mir die Stadt. Die deutschstämmige Stadt Schäßburg in Siebenbürgen erstreckt sich in mehrere kleine Täler. Ein vorzügliches Abendessen nahmen wir auf der Terrasse eines auf einem Hügel gelegenen Restaurants ein. Von dort aus hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die beleuchtete Stadt.
Schäßburg – Hermannstadt – Michelsberg
Morgens holte Adrian mich zum Frühstück ab und anschließend ging es weiter mit der Stadtbesichtigung. Im historischen Zentrum waren viele historische Gebäude mit einer beeindruckenden Architektur zu sehen. Die Renovierung einiger Gebäude erfolgte u. a. mit finanzieller Unterstützung der deutschen Messerschmidt-Stiftung. In Schäßburg ist auch das angebliche Geburtshaus des Vlad III. Draculea – besser als Dracula bekannt – zu sehen.
Als selbstständiger Zahntechniker beschäftigt Adrian 6 Mitarbeiter in seinem Labor. Obwohl er Betriebsferien verordnet hatte, musste er noch kurz in seinen Betrieb. Als „Appetit-Happen“ für die Red-Bull-Romaniacs legte er eine DVD von der 2007er-Veranstaltung ein. Wahnsinn, was die Fahrer da mit ihren Maschinen veranstalteten und kaum zu glauben, über welche Hindernisse die Enduros gescheucht wurden.
Nachmittags fuhren wir dann nach Hermannstadt (Sibiu) – Adrian mit seiner Honda 1000 CBR. Die Moppeds parkten wir auf dem kleinen Ring und bevor wir uns bei einer Tasse Kaffee niederließen schauten wir uns noch einige historische Gebäude auf dem großen Ring an.
Wegen der Red-Bull-Romaniacs waren kaum mehr Zimmer in der Stadt zu bekommen und für die wenigen, die noch verfügbar waren, wurden astronomische Summen verlangt. Zwischendurch griff Adrian immer wieder zum Handy und versuchte etwas außerhalb eine Pension für mich zu finden.
Am Spätnachmittag fuhren wir dann zum Boulevard Corneliu Coposu direkt an der historischen Stadtmauer mitten in Sibiu. Hier sollte samstags der Prolog für die Red-Bull-Romaniacs stattfinden. Von einem mehrstöckigen Gebäude, das seit Jahren im Rohbau steht, wurden wir freudig begrüßt. Über eine steile Rampe kämpften wir uns nach oben und schauten in die strahlenden Gesichter von Detlef, Radu und den anderen, die noch mit dem Aufbau des Parcours beschäftigt waren. Hier lernte ich auch Andy kennen – Sportlehrer in Sibiu und Extremsportler in verschiedenen Bereichen, mehrfacher rumänischer und ex-Weltmeister im Snowboardfahren, verantwortlich für die Organisation der Red-Bull-Romaniacs. Seine Enduro hatte er oben auf der 5. Etage geparkt. Er ließ es sich auch nicht nehmen, extra für meine Fotosammlung eine kleine Kostprobe seines enduristischen Könnens zu bieten. Über eine steile Rampe fuhr er mit der Enduro eine weitere Etage nach oben, quer über das Dach und auf der anderen Seite über eine steile Rampe wieder nach unten.
Von Sibiu aus fuhr Adrian mit mir die ca. 6 km nach Heltau (Cisnadie) zu Nicoletta und Nico. Dort waren wir zum Kaffee auf der Terrasse eingeladen. Neben dem Kaffee tischte Nicoletta leckere Brote und selbstangebaute Bio-Tomaten mit frischem Basilikum auf – einfach phantastisch!
Hier erfuhr ich auch, dass Adrian den Tag über per Handy mit Nicu in Verbindung stand um die Unterkunftsfrage für mich zu klären. Beide ließen es sich nicht nehmen, mich zu der weitere 3 km entfernten Pension in Michelsberg (Cisnadioara) zu begleiten und sich persönlich davon zu überzeugen, dass die Unterkunft auch wirklich in Ordnung ist. Ich war sehr zufrieden mit der Wahl die er für mich getroffen hatte und Nicu freute sich mit einer unglaublichen Herzlichkeit riesig darüber, dass es mir gefiel.
Gleich nach dem Frühstück schaute ich mir "per Pedes" Michelsberg an.
Im Anschluß an den kleinen Fußmarsch machte ich mich motorisiert auf nach Paltinis, dem ältesten Wintersportort in Rumänien. Die kurvige Strecke führte durch eine Hochalm-Landschaft, die genau so gut hätte in den Alpen liegen können.
Anschließend besichtigte ich Sibiu (Hermannstadt). Übrigens war Sibiu gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt 2007! Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt jeden Urlaubstag die Sonne von einem blauen Himmel lachte und die Temperaturen über 30° C lagen war es an diesem Tag etwas kühler und es zeigten sich die ersten Regenwolken, die sich dann auch öffneten. Der Regen hielt aber nicht lange an und schon bald blinzelte die Sonne wieder hervor. Hier kam ich dann auch mal dazu ein Internet-Café aufzusuchen und einige Fotos und ein paar Zeilen auf meiner Web-Seite einzustellen.
Meine neuen rumänischen Freunde traf ich an diesem Tag nicht. Adrian hatte Besuch von deutschen Freunden aus Stuttgart und die anderen waren mit dem Aufbau für den Prolog der Red-Bull-Romaniacs am nächsten Tag beschäftigt.
Bei einem sehr leckeren Essen in meiner Pension in Michelsberg ließ ich den Abend ausklingen.
Schon morgens graue Wolken am Himmel und bereits auf der Fahrt nach Hermannstadt bekam ich die ersten Regentropfen ab. In Hermannstadt angekommen wurde der Regen dann stärker.
Mein Motorrad parkte ich direkt am Boulevard und schon gleich traf ich auf Nico, der mir den Wahnsinnsparcour zeigte. Unglaublich was hier mitten in der Stadt auf dem Boulevard aufgebaut war und noch unglaublicher, dass ca. 230 Teilnehmer mit Enduro-Maschinen diese Hindernisse überwinden wollten. Ein paar Meter weiter kam Andy auf uns zu und hängte jedem von uns ein Schlüsselband mit einer Red-Bull-Romaniacs „Friend“-Karte um den Hals. „Damit kommt ihr hier überall durch – viel Spaß!“
Pünktlich um 13.00 Uhr – das Wetter wurde wieder allmählich besser – startete der Prolog. Zuerst quälten sich die „Hobby-Fahrer“ über die Hindernisse. Dabei muss ich sagen, dass man als reiner „Hobby-Fahrer“ hier nicht den Hauch einer Chance hätte auch nur die Hälfte der Runde zu bewältigen. Anschließend kamen die Profis – und was die boten war der absolute Hammer! Die Bilder hier und in der Galerie vermitteln vielleicht einen kleinen Eindruck.
Hier ein kleiner Bericht im österreichischen Internet Motorradmagazin Motorrad-Reporter.a
Nach dem Prolog trafen wir uns noch in einem Terrassencafé. Hier erfuhr ich auch, dass Andy sich bei der Veranstaltung das Knie verdreht hatte und Adrian mit ihm im Krankenhaus war. Absolute Sch…., dass damit die Veranstaltung wohl für ihn gelaufen war.
Michelsberg - Brad
Heute wurden die Teilnehmer der Red-Bull-Romaniacs im Gelände gefordert. Im Tal vor dem Wintersportort Paltinis, gleich hinter Rasinari befand sich die äußerst anspruchsvolle Strecke. Hier traf ich dann auch wieder auf Nicoletta & Nico, Adrian, Nicoletta & Hans, Radu, Andy und die anderen, deren Namen ich mir einfach nicht merken konnte – sie mögen mir dies bitte nachsehen!
Andy humpelte anfangs auf 2 Krücken durch das Gelände. Aber nur wenig später war er schon wieder – das rechte Bein ausgestreckt - auf einer Enduro-Maschine im Gelände unterwegs um zwischen den einzelnen Prüfungsstellen zu koordinieren. Er fragte mich, wie mir Rumänien gefällt und ob ich beabsichtige das Land ein weiteres mal zu bereisen. Auf meine Antwort: „Rumänien als Land und die Leute hier sind einfach phantastisch! Überall wo ich hinkam, erlebte ich eine unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Als einige meiner Bekannten hörten, dass ich alleine mit dem Motorrad durch Rumänien fahren würde, schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen und meinten, ich würde bestohlen und ausgeraubt werden und ohne Motorrad – wenn überhaupt – wieder zurückkommen. Von meiner Einstellung her muss ich erst selbst Erfahrungen gemacht haben, um mir überhaupt ein Urteil erlauben zu können. Von daher hatte ich schon vor der Fahrt in keinster Weise Befürchtungen und die Erfahrungen hier übertreffen bei weitem meine Erwartungen! So Gott will, wird diese Tour durch Rumänien nicht meine letzte Tour in diesem Land gewesen sein!“ meinte Andy nur „Ich weiß, dass viele im Ausland Vorurteile und eine falsche Vorstellung von Rumänien haben. Es kommt halt auch darauf an, wie offen man ist und mit welcher Einstellung man unterwegs ist. Und diejenigen mit den Vorurteilen – die brauchen wir hier nicht wirklich!“
Natürlich musste Michel Gau, der irgendwann neben mir stand, sich mit mir ablichten lassen. Michel Gau aus Frankreich ist der Red-Bull-Romaniacs 2006 – Sieger in der Profiklasse. 2007 hatte er sich am letzten Veranstaltungstag in Führung liegend den Arm gebrochen. Auch in diesem Jahr war er vom Pech verfolgt und hatte sich gleich beim Prolog einen Bruch der Hand zugezogen.
Enduro GAU & CURVALLE
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Am liebsten wäre ich auch noch die restlichen Tage der Red-Bull-Romaniacs bis zum 17. dort geblieben, aber so langsam musste ich mich wieder Richtung Westen auf den Weg machen. Ursprünglich hatte ich geplant, von Sibiu aus wieder durch die Südkarpaten ein Stück südlich zu fahren. Adrian riet mir von dieser Strecke ab: „Die ist zwar landschaftlich sehr schön, aber für alleine zu fahren viel zu gefährlich! Teilweise anspruchsvoller Schotter - mit deiner schweren Reiseenduro bist du da schnell mal gestürzt und da kommt den ganzen Tag kaum jemand durch! Ich kann dir nur abraten alleine da durch zu fahren.“
Der Abschied von meinen rumänischen Freunden fiel mir ausgesprochen schwer. Mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit haben sie die Tour für mich zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen!
Ich nahm mir den Ratschlag von Adrian zu Herzen und folgte der DN7 / E68 in nordwestlicher Richtung über Sebes nach Deva. Mittlerweile hatten sich wieder Regenwolken am Himmel breit gemacht, die ihren Inhalt einfach nicht für sich behalten wollten. Von Deva aus ging es dann bei Regen auf der DN76 durch die Westkarpaten bis Brad, wo ich in einer Pension mein Zimmer bezog.
Hier die Ergebnisliste der Red-Bull-Romaniacs2008.
Über den gesamten Osten hatte sich ein Tiefdruckgebiet breitgemacht und so musste ich schon gleich in meine Regenkombi steigen. Über Oradea erreichte ich schon bald die ungarische Grenze. Gleich hinter der Grenze ließ ich mich für die Fahrt auf den kostenpflichtigen Straßen Ungarns registrieren. Hierbei muss man u. a. das Kfz-Kennzeichen angeben und erhält als Bestätigung lediglich einen Beleg. Die Kontrolle erfolgt dann auf den Straßen mittels Video-Überwachung. Mit ca. 5,00 Euro für 4 Tage fiel der Preis noch relativ moderat aus.
Der Regen wurde immer stärker, so dass ich die Puszta auf der Autobahn M3 / E71 durchquerte. So bekam ich durch den Regenschleier leider nicht viel von der Puszta zu sehen. In Anbetracht des Wetters konnte ich unterwegs auch kein einziges Foto machen.
Vor Budapest wollte ich mir ein Zimmer nehmen. Auf der Autobahn waren auch entsprechende Rastplätze ausgeschildert. Allerdings bekam ich überall zur Antwort, dass sie nur ein Restaurant wären und keine Zimmer hätten. Also fuhr ich durch bis Budapest. Von der Hinfahrt kannte ich ja das Ibis-Hotel. Auch aus Richtung Osten kommend ging es nur noch im Stop-and-go-Verkehr vorwärts, sobald ich den Stadtrand von Budapest erreicht hatte. Nachdem ich das Ibis-Hotel am Millenium Memorial erreicht hatte, zerschlugen sich allerdings meine Hoffnungen auf eine baldige heiße Dusche. Sie hatten kein Zimmer mehr frei, verwiesen mich aber an ein weiteres Ibis-Hotel in der Stadt. Wegen einiger Einbahnstraßen gestaltete sich der Weg dorthin nicht so einfach. Gegen 19:00 Uhr Ortszeit (OEZ) hatte ich es endlich erreicht und nach einer heißen Dusche sah die Welt schon wieder wesentlich besser aus.
Budapest – Hainburg a. d. Donau
Auch an diesem Tag sollte die Regenkombi leider nicht ins Topcase verstaut werden. Durch teilweise strömenden Regen fahrend erreichte ich über Bratislava die österreichische Grenze. Wenige Kilometer hinter der Grenze – so gegen 13:00 Uhr - , gleich am Ortseingang von Hainburg a. d. Donau sah ich eine Pizzeria, die auch Zimmer vermieteten – eine in meinen Augen sehr gute Kombination. Nach einer heißen Dusche stärkte ich mich dann auch mit einer hervorragenden Pizza.
Den Rest des Tages verbrachte ich dann auch angesichts der Großwetterlage lesend in der Pension.
Morgens war der Himmel noch bedeckt und es regnete nur noch ein paar Tropfen.
Nach dem Frühstück ging ich zu Fuß in die Stadt, um bei der Sparkasse meine restlichen ungarischen Forint in Euro umzutauschen. Zurück schlenderte ich durch die Stadt und ging auch am Strande der Donau entlang. Ein schlafendes Mädel am Ufer fand ich aber nicht! Das Wetter besserte sich weiterhin, ab und zu blinzelte sogar die Sonne zwischen den Wolken durch.
Mittags fuhr ich dann mit dem Motorrad nach Bratislava. Hier hatten wir erst vor ein paar Wochen den Junggesellenabschied von meinem Patenkind Carsten gefeiert. Nachmittags konnte ich sogar schon wieder meinen Kaffee auf einer Außenterrasse schlürfen.
So langsam neigte sich meine Tour dem Ende zu und ich ließ die abwechslungsreichen Tage und Erlebnisse während der Tour Revue passieren. Den Abschied von meinen neuen rumänischen Bekannten empfand ich nun so, als ob zu dem Zeitpunkt die Tour eigentlich auch beendet war. Sicherlich hat ebenso die Regenfahrt von Rumänien nach Österreich zu diesem Empfinden beigetragen.
Von Hainburg a. d. Donau aus erreichte ich nach kurzer Fahrtzeit Wien. Zur Verladung des Motorrades auf den Wagen des ÖBB-Autoreisezuges wollte ich so gegen 18:00 Uhr am Westbahnhof sein. Also hatte ich noch etwas Zeit um mir die Stadt anzuschauen. Nahe dem Zentrum parkte ich mein Motorrad, nahm den Stadtplan zur Hand und machte mich per Pedes auf den Weg.
Beeindruckend die Architektur der Gebäude. Natürlich durfte eine Besichtigung des Stephansdom nicht fehlen. Von dort aus schlenderte ich durch die Fußgängerzone mit einem Zwischenstop in einem Straßencafé zum Karlsplatz mit der beeindruckenden Karlskirche. Der Nachmittag ging wie im Fluge vorüber und schon war es an der Zeit zum Westbahnhof zu fahren.
Die Zufahrt zur Verladestelle am Westbahnhof löste etwas Chaos aus. Parkplätze waren erst hinter der geschlossenen Schranke, vor der Schranke befanden sich Taxi-Stände und die Taxi-Fahrer monierten lautstark die dort wartenden Autos. Als Motorradfahrer hat man es in solchen Situationen doch etwas einfacher – die geschlossene Schranke war für mich kein ernsthaftes Hindernis. Nach einiger Zeit erschien eine freundliche Dame der ÖBB und brachte etwas Ordnung in das heillose Durcheinander. Ich durfte ganz nach vorne fahren und meine V-Strom wurde als erstes Fahrzeug verladen. Verwunderlich – aber von Wien aus nach Düsseldorf wurde ansonsten kein weiteres Motorrad befördert. Beim Festzurren meiner Maschine lohnte es sich schon, den Verladern etwas auf die Finger zu schauen. Direkt am Holm der Vordergabel knapp über dem Schutzblech hatten sie schon den Spanngurt angebracht und wollten gerade anfangen die Gabel auseinander zu ziehen. Dies unterband ich dann und befestigte den Gurt dort wo er meiner Meinung nach hingehörte – an der Gabelbrücke.
Auch auf der Rückfahrt hatte ich anfangs das Abteil für mich alleine. Nach Auskunft des Zugbegleiters sollten erst in Passau und Regensburg weitere Mitfahrer zusteigen. Nur im Halbschlaf bekam ich deren Zustieg mit.
Als ich am Morgen aufwachte, waren schon 2 Kojen geräumt. Eine weitere Koje wurde noch bis Köln belegt. Zum Frühstück gab es wieder heißen Kaffee sowie zwei Brötchen mit Butter und Marmelade. Nicht gerade üppig im Vergleich zu meinem Frühstück in Rumänien – aber es reichte.
Pünktlich um kurz nach 7:00 Uhr kamen wir in Düsseldorf an. Bis zur Entladung der Fahrzeuge mussten wir allerdings noch einige Zeit warten. Über die Autobahn machte ich mich auf die letzte Etappe meiner Tour. Die Tankanzeige begann zu blinken und auch meldete mein Magen das Bedürfnis nach einem 2. Frühstück. Der Rasthof Peppenhofen kam da gerade recht.
Zu einem Biker, mit dem ich einen kleinen Plausch hielt, gesellten sich noch 3 weitere Biker und eine Sozia. Sie trafen sich am Rastplatz um gemeinsam zum Seylerhof in Luxemburg zu fahren und lauschten gespannt dem kleinen Bericht meiner Rumänien-Tour. Auch in ihren Augen waren meine Erfahrungen das krasse Gegenteil dessen, was man so im Allgemeinen über Rumänien hört. Durchaus möglich oder für mich sogar wahrscheinlich, dass diejenigen, die vor einer Fahrt durch Rumänien warnen, selbst noch nie in diesem Land waren.
Die restliche Fahrt nach Hause verlief unspektakulär und ist nicht weiter erwähnenswert. Um 11:00 Uhr parkte ich vor meiner Garage und schaltete den Motor meiner V-Strom ab. Insgesamt 4.691,3 km einer traumhaften Tour voller schöner und positiver Erlebnisse war zu Ende.