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Touren Berichte

2012 - 05 - Ostsee-Umrundung

Teilnehmer

 

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Roman   Suzuki Bandit 600
     
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Gerd   BMW R 1200 GSA

 

 


 

Planung & Vorbereitung

Für 2012 hatte ich mir die Umrundung der Ostsee vorgenommen.

Das Baltikum (Litauen, Lettland, Estland), Russland mit St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark sollten auf alle Fälle auf dem Programm stehen.

Meine rumänischen Freunde Adi und Martin wollten unbedingt mit von der Partie sein, wurden aber leider durch berufliche und familiäre Dinge ausgebremst.

Auch aus dem Kreise meines Internetforums "Moselbikers.de" bestand anfangs Interesse. Allerdings konnte oder wollte hier keiner die ca. 3 Wochen mit in Angriff nehmen.

Über das Motorradreiseforum "Motorradkarawane" bekam ich Kontakt zu Roman aus Kefenrod bei Frankfurt / Main. Er beabsichtigt in 2013 oder 2014 mit dem Motorrad in sein Geburtsland Kasachstan zu fahren und suchte noch Mitfahrer. Für 2012 hatte er noch nichts festes geplant und so entschied er sich recht schnell "Ich habe Verwandschaft in St. Petersburg, die wollte ich schon immer mal besuchen! Mit Motorrad ist das noch besser! Ich fahre mit!".

Da Roman perfekt russisch spricht, brauchte ich mir auch keine allzu großen Gedanken mehr um meine diesbezüglichen sprachlichen Defizite zu machen.

Letztendlich einigten wir uns auf 17 Tage im Mai. Von Kiel aus mit der Fähre nach Klaipeda in Litauen, über Riga und Tallinn nach St. Petersburg, weiter nach Helsinki, von dort mit der Fähre nach Stockholm, durch Schweden über die Öresundbrücke nach Dänemark, mit der Fähre nach Fehmarn und wieder zurück sollte die Tour gehen.

Die Strecken plante ich wie gewohnt mittels meiner Navi-Software MapSource. Die hervorragenden Karten für Russland bezog ich kostenlos von HIER klicken

Das für Russland nötige Visum besorgte Roman über eine Nachbarin, die am Frankfurter Flughafen in einem Reisebüro arbeitet.

 

 


 

 

Die Strecke

 

 

 


 

Nach Kiel zur Fähre

Mi. 16.05.2012

Am 16. Mai morgens um 06.00 Uhr ging es endlich los. Bei grauem Himmel und dunklen Regenwolken machte ich mich auf den Weg nach Kiel. Angesichts der Wetterlage zog ich schon bei der Abfahrt meine Regenkombi an. Von größeren und heftigen Regenschauern blieb ich aber glücklicherweise verschont. Für die Anfahrt musste ich schon in "den sauren Apfel beißen" und die Autobahn benutzen.

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Kurz hinter Hannover auf der A7 traf ich mich auf dem Rastplatz Allertal mit Roman. Die restliche Strecke bis Kiel legten wir gemeinsam zurück. Bereits um 15.00 Uhr trafen wir im Fährhafen ein, nahmen am Schalter der Fähre unsere Tickets in Empfang und hatten noch etwas Zeit. Hier lernten wir Ton aus den Niederlanden kennen. Er war alleine mit seiner BMW R1100 S unterwegs und wollte von Klaipeda aus über die kurische Nehrung nach Kaliningrad. Ansonsten waren wir drei die einzigsten mit Motorrad an Bord.

Es dauerte noch eine Weile, bis sich der Bauch der Fähre öffnete und wir 2 Etagen nach unten gelotst wurden. Die Motorräder mussten wir selbst verzurren, wobei die von mir mitgenommenen Bandschlingen gute Dienste leisteten.

Auf der Fähre nach KlaipedaAuf der Fähre nach Klaipeda

Unser Handgepäck schleppten wir über mehrere Etagen zu unserer Kabine. Nassgeschwitzt kamen wir dort an. Ton musste für die Überfahrt mit einem Liegesessel vorlieb nehmen, da keine Kabinen mehr frei waren. Unser Angebot, seine Sachen in unserer Kabine zu deponieren, nahm er dankbar an.

Nachdem wir uns frisch gemacht und umgezogen hatten, inspizierten wir die Fähre und beobachteten die Ausfahrt aus dem Hafen. Direkt bei der Buchung der Fähre hatten wir im Vorfeld bereits die Verpflegung an Bord mitgebucht - eine gute Entscheidung!. Abends gab es leckeres vom Buffet - sehr schmackhaft und reichhaltig! In der Bar trafen wir auch wieder auf Ton, der sich angeregt mit einer Litauerin unterhielt. Im Verlaufe des Abends lernten wir Günther aus Leipzig kennen. Mit seinem "Kriegsveteranen-Club" wollte er historische Plätze im Baltikum besuchen. Den Abend ließen wir gemeinsam mit ein paar Bier in der Bar ausklingen.

Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda

 

 


 

 

Mit der Fähre nach Klaipeda

Do. 17.05.2012

Fast den ganzen Tag sollten wir an Bord verbringen. Das reichhaltige Frühstück glich eher einem Brunch-Buffet und so starteten wir gut gestärkt in den Tag. An Deck wurden wir von schönstem Wetter mit strahlend blauem Himmel begrüßt. Obwohl wir an der polnischen Küste entlang fuhren, war kein Land in Sicht.

Ton hatte eine etwas unruhige Nacht hinter sich. Seine litauische weibliche Bekanntschaft vom Vorabend hatte sich den Liegesessel gleich neben ihm ausgesucht und ihm scheinbar den größten Teil der Nacht keine Ruhe gegönnt. Ob er seinem am Vorabend geäußertem Vorsatz "Ich bin alleine unterwegs, suche auch keine Frau, die wartet zuhause!" treu geblieben ist, wissen wir nicht.

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Pünktlich um 16.30 Uhr Ortszeit haben wir in Klaipeda angelegt. Bis wir die Fähre verlassen konnten, dauerte allerdings noch eine geschlagene Stunde.

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Das Wetter war trotz bewölktem Himmel immer noch gut. Mittels den POI´s vom Navi suchten wir uns eine Unterkunft und fanden diese im Hotel "Park Inn".

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Abends gingen Roman und ich zum Akropolis, einem riesigen Einkaufszentrum mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Café´s. In einer Pizzeria ließen wir uns nieder und Roman wollte sogleich seine russischen Sprachkenntnisse an die Frau bringen. "Sprechen Sie russisch?" fragte er die nette Bedienung. Die Antwort war nicht so ganz klar: "Ja! ....ein wenig! ...aber eher doch nicht so richtig!" Scheinbar sind die Schatten der Vergangenheit noch nicht so ganz bewältigt. In Litauen und Lettland sollte es in den nächsten Tagen häufiger vorkommen, dass die Bevölkerung sehr wohl der russischen Sprache mächtig, aber nicht gewillt ist, diese Sprache auch zu sprechen. Mit Englisch kommt man übrigens im Baltikum, aber auch in St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark bestens zurecht! Wie dem auch sei - die Pizza schmeckte hervorragend! Zurück im Hotel nahmen wir noch ein "Gute-Nacht-Bier" zu uns und begaben uns dann zur Ruhe.

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Über die kurische Nehrung nach Siauliai

Fr. 18.05.2012

 

 

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Ton.

Und schon wieder ging es auf die Fähre - diesmal allerdings nur ein kurzes Stück von Klaipeda bis zur kurischen Nehrung. Durch den litauischen National Park "kurische Nehrung" fuhren wir nach Nida und weiter bis unmittelbar zur russischen Grenze. Bis nach Kaliningrad sind es von hier aus nur noch 86 km. Hohe Sanddünen prägen bei Nida das Landschaftsbild.

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Zurück über Klaipeda machten wir uns dann auf den Weg zum Zemaitijos Nacionalinis Parkas.

Mal abgesehen von dem Nationalpark war die Strecke gezeichnet von flachem Land mit riesigen Feldern und geraden, wie von einer Schnur gezogenen Straßen. Auch die erste Schotterpiste war in hervorragend gutem Zustand und schnurgerade. Unsere weitere Tour führte uns nach Siauliai und angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit suchten wir uns eine Unterkunft. Die Fußgängerzone von Siauliai ist sehr hübsch und in einem netten Lokal haben wir sehr gut gegessen - Steak mit Kartoffeln und Gemüse für umgerechnet ca. 12 EUR. Mit ein paar Bier ließen wir den Abend ausklingen.

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Berg der Kreuze - Riga

Sa. 19.05.2012

 

 

Nur einige wenige Kilometer von Siauliai entfernt besichtigten wir den Berg der Kreuze - einen beeindruckenden Wallfahrtsort in Litauen. Nach der dritten polnischen Teilung wurde Litauen Teil des russischen Reiches. Im Novemberaufstand 1830/31 sowie im Januaraufstand 1863/64 rebellierten Polen und Litauer gegen die russische Obrigkeit. Beide Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Zu dieser Zeit sollen die Bewohner der Umgebung begonnen haben auf dem Hügel Kreuze für ihre bei den Aufständen getöteten Angehörigen aufzustellen, von denen sie nicht wussten, wo diese begraben sind.

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Bei sommerlichen Temperaturen und immer noch strahlend blauem Himmel fuhren wir weiter Richtung Lettland. Auch hier war die Landschaft flach und weit. Riesige Felder, einzelne Gehöfte, teils neue moderne Häuser aber auch uralte Holzhäuser säumten die Straßen. An den meisten Häusern waren Satellitenschüsseln sichtbar.

Auch hier fanden wir einige Schotterstrecken in sehr gutem Zustand. Unterwegs kauften wir Brot, Käse und örtliches Mineralwasser ein. Ein Glück, dass wir das Wasser sogleich probierten - es schmeckte äußerst salzig. Zurück im kleinen Laden griffen wir dann doch zum Wasser aus der Fuldaquelle.

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Pünktlich um 12 Uhr mittags passierten wir die Grenze zu Lettland, die wir lediglich an der Beschilderung erkannten.

Zur Mittagsrast ließen wir uns an einer Bushaltestelle am Straßenrand nieder, kochten Kaffee und Tee und ließen uns das Brot mit Käse, Wurst und Tomaten schmecken.

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Gegen 15.30 Uhr kamen wir in Riga an und bezogen ein Hotel direkt am Rande der Fußgängerzone.

In Riga war an diesem Samstag Tag der offenen Museen und die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Überall befanden sich lange Schlangen vor den einzelnen Museen. Direkt vor unserem Hotel spielte in der Fußgängerzone eine Musikgruppe - Schlagzeug, 2 Trompeten, 1 Tuba, 1 Zugposaune. Die Musik war sehr gut und mitreißend.

Auffallend viele hübsche lettische Frauen und Mädchen hatten sich ebenso wie die Stadt "herausgeputzt" und flanierten durch die Fußgängerzone. Nach einer stärkenden leckeren Mahlzeit schlenderten auch wir durch die Stadt. Vor dem Hotel hörten wir noch etwas der Musikgruppe zu. Als ich mich umdrehte stand plötzlich Günther, den wir auf der Fähre nach Klaipeda kennengelernt hatten, vor uns. Unser Wiedersehen mussten wir natürlich mit ein paar Bierchen feiern.

Günther ist ein unheimlich geselliger Typ, der bisher schon ganz schön in der Welt herumgekommen ist - vor allem im Osten - und von daher einige Geschichten zu erzählen hatte. Wie manche Matrosen in jedem Hafen ein Mädel haben, hatte er scheinbar in einigen Städten seine weiblichen Bekanntschaften, natürlich auch in St. Petersburg. "Oouuuuh, wenn ihr da hin fahrt, lasst ja die Finger von meiner Natuschka!". Es wurde ein kurzweiliger Abend mit viel Spaß und Gelächter!

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Riga - Kloostri - Tallinn

So. 20.05.2012

 

 

Die Abfahrt aus Riga gestaltete sich etwas schwierig. Direkt vor unserem Hotel war die Straße wegen einem Stadtlauf gesperrt. Unsere Motorräder hatten wir in einem Parkhaus einige hundert Meter vom Hotel entfernt untergestellt und es dauerte einige Zeit bis wir zum Hotel vorfahren konnten. Etliche Teilnehmer des Stadtlaufes mussten wir bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus passieren lassen, bevor der wirklich nette und freundliche Polizist die Strecke für uns frei gab.

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Vor dem Hotel sprach uns ein deutsches Ehepaar an. Als wir erläuterten wo wir herkamen und was wir auf unserer Tour noch vor uns hatten waren sie ganz begeistert. Sie seien auch Motorradfahrer, aber derzeit ohne Moppeds auf Ostsee-Kreuzfahrt. Eine ganze Weile plauderten wir mit ihnen bis wir bemerkten, dass wir doch so langsam weiter müssten.

Aus der Stadt rauszukommen erwies sich wegen der durch den Stadtlauf teilweise gesperrten Straßen als etwas schwierig. Nach einer "Sonderrunde" schafften wir es aber. Zunächst führte uns die Strecke nach Sigulda. Am Rande eines Naturparks gibt es hier eine mittelalterliche Burg zu besichtigen.

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Weiter ging es auf kleinen Sträßchen Richtung Estland. Auch hier fanden wir meist flaches Land und riesige Felder vor. Kurz vor Limbazi legten wir an einem idyllischen Platz an dem gleichnamigen (Limbazi-) See unsere Mittagspause ein. Der Bootssteg wurde von mehreren Anglern benutzt, die einige Fische in ihren Köchern hatten. Wir zogen als Mahlzeit aber Brote mit leckerem Käse und Wurst den Fischen vor.

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Ursprünglich wollten wir bis Kloostri im Matsalu-Nationalpark fahren und dort eine Unterkunft suchen. Über Schotter und Lehm erreichten wir den Ort. Allerdings fanden wir dort lediglich ca. 5 Häuser und keine Unterkunft - zumindest keine adäquate. Zu sehen waren auch weitaus mehr Tiere - Kühe, Schweine, Hühner, Katzen und Hunde - als Menschen. Wahrscheinlich wäre es hier einfacher gewesen, einen Platz im Stall als ein Bett zu bekommen. Kurzerhand beschlossen wir, bis nach Tallinn weiterzufahren.

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In Tallinn mieteten wir uns im Sokos-Hotel ein. Die sehr hübsche und äußerst nette Lagle gab uns ein Zimmer im 20. Stock mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt. Das Sokos-Hotel war bei der Eröffnung 1972 das erste Hochhaus der Stadt. Das Hotel diente seinerzeit als Interhotel, in dem hauptsächlich Gäste aus dem nicht-sozialistischen Ausland untergebracht wurden. Im 23. Stock des Hotels hatte sich der KGB eingerichtet und Abhöranlagen installiert. Durch die hier installierte Überwachungszentrale des sowjetischen Geheimdienstes konnten zahlreiche Hotelzimmer akustisch und visuell überwacht werden.

Nach dem Einchecken im Hotel unternahmen wir einen ersten Erkundungs-Spaziergang durch Tallinn. Tallinn verfügt über eine sehr schöne mittelalterliche Altstadt. Das Mittelalter wird hier regelrecht vermarktet. Überall finden sich alte oder auf alt getrimmte Lokale wie beispielsweise die "Olde Hansa". Von Personal in alten Trachten wird man hier bedient.

Auffallend und aus unserer Sicht recht negativ waren die vielen betrunkenen Passanten in der Stadt - dem Anschein nach meist finnischer Herkunft. Scheinbar führt die Nähe zu Finnland (mit der Fähre sind es nur wenige km) sowie die im Vergleich zu Finnland erheblich günstigeren Preise für Alkohol zu diesen unschönen Auswüchsen.

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Tallinn

Mo. 21.05.2012

Der Umstand, dass wir bereits am Vortag bis nach Tallinn fuhren, bescherte uns einen motorradfreien Besichtigungstag in Tallinn. Unser Frühstücksraum war von vielen lautstarken Finnen bevölkert. Nach dem Frühstück begaben wir uns auf Erkundung durch den historischen Teil der mittelalterlichen Stadt. Durch die Unterstadt begaben wir uns zum Domberg. Hier konnte uns ein Este, der sehr gut Deutsch sprach, einige Informationen über die Geschichte der Stadt geben.

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Nachmittags ließen wir uns in einem Cafe am Marktplatz nieder und schauten dem Treiben in der Stadt zu. Punkerinnen zeigten ihre Tanzkünste und nahmen sich gegenseitig per Video auf. Auch 3 Break-Dancer zeigten ihre eindrucksvollen akrobatischen Kunststücke, bis die Ordnungspolizei einschritt. Für mich unverständlich - ich fand die Break-Dancer wesentlich angenehmer wie die vielen Betrunkenen Passanten, um die sich niemand kümmerte.

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Direkt zwei Tische neben uns ließ sich ein russisch sprechendes, betrunkenes Paar mittleren Alters nieder. Bald darauf kam ein junger Bettler vorbei, der auf einem Schild kein Blatt vor den Mund nahm "I need help! Give me money for vodka and cigarettes!". Der betrunkenen, russisch sprechenden Frau hat das überhaupt nicht gefallen, sie beschimpfte den jungen Bettler aufs übelste: "Verpiss dich! - Hau ab! - Geh arbeiten!" Etwas unkoordiniert stand sie auf, trat nach dem Bettler und wollte ihm den Sammel-Becher aus der Hand schlagen. Wegen ihrer durch die Trunkenheit doch etwas sehr beeinträchtigten Standfestigkeit konnte sie sich dabei nur mühsam auf den Beinen halten und verfehlte natürlich ihr Ziel. Kein schöner Anblick und nicht lustig!

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Entlang der Küste nach Narva

Di. 22.05.2012

 

 

Wir verließen Tallinn in Richtung Osten und schon bald bogen wir links ab zum Lahemaa-Nationalpark. Ein schönes kleines Sträßchen führte uns nach Käsmu. Der Ort wird auch als "Dorf der Kapitäne" bezeichnet, da sich früher hier eine Marineakademie befand. Diese Zeit brachte es mit sich, dass Käsmu als Anlaufstelle von Schmugglern (Alkohol, Salz, Fische) eine gewisse Berühmtheit erlangte. Heute ist das Dorf von schönen Holzvillen mit Gärten geprägt.

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Eine wunderschöne, vereinzelt geschotterte Strecke führte uns in weiten Teilen unmittelbar entlang der Ostseeküste weiter nach Narva. Unterwegs rasteten wir unmittelbar an der baltischen See.

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In Narva angekommen suchten wir uns ein Hotel und machten uns anschließend per Pedes zu einer Besichtigungstour auf. Als östlichste Stadt Estlands liegt Narva direkt an dem gleichnamigen Grenzfluß zu Russland. Unmittelbar an der Brücke über die Narva befindet sich auf estischer Seite die Hermannsfeste - eine gewaltige Festung, die von den Dänen gegründet und im späteren Verlauf der Zeit an den Deutschen Orden verkauft wurde. Ihr gegenüber liegt auf der russischen Seite die Festung Iwangorod. Eine Besichtigung der Hermannsfeste ließen wir uns natürlich nicht entgehen.

Die Brücke über die Narva ist von Zäunen und weitläufigen Grenzanlagen gesäumt. Dem Grenzübertritt am nächsten Tag sahen wir mit einiger Spannung entgegen.

Zurück im Hotel widmeten wir uns einem vorzüglichen Abendmahl und ließen ein paar Bier unsere durstigen Kehlen entlang laufen.

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Narva - St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

 

 

Früh am Morgen machten wir uns auf, um den Grenzübertritt nach Russland in Angriff zu nehmen.

Naiv wie wir waren, fuhren wir direkt zur Grenze vor und wurden dort von einem estischen Zollbeamten wieder zurück zu einer 2 Kilometer vor Narva befindlichen "Waiting Area" geschickt.

Bei der Fahrt dorthin trafen wir auf ein illustres Motorradfahrer-Trio. Ein Deutscher aus Bamberg war mit seinem amerikanischen Kumpel und dessen koreanischem Freund auf dem Weg zum Nordkap.

Die "Waiting-Area" bestand aus einem größeren Gelände, an deren Einfahrt sich die Zufahrt sogleich auf mehrere Fahrspuren verteilte. Direkt an der Einfahrt befand sich Station 1. Hier mussten wir den Reisepass sowie den Fahrzeugschein vorzeigen. Für 1,10 EUR erhielten wir dort eine Nummer.

Anschließend ging es auf der Fahrspur 3 ca. 200 Meter weiter zur Station 2, an der die Fahrzeugregistrierung stattfand - Kosten: 1,00 EUR.

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Nachdem wir diese Hürde gemeistert hatten, durften wir wieder bis zur Grenze vorfahren. Die Abfertigung auf estischer Seite ging dann auch sehr schnell vonstatten.

Wir durften über die Brücke fahren und mussten auf der russischen Seite an einem "Kiosk" anhalten. Eine sehr hübsche russische Zollbeamtin händigte uns ein Formular zur Zollerklärung aus - leider hatte sie nur Vordrucke in russischer Sprache.

Dann ging es zur nächsten Station ein paar hundert Meter weiter. Wir hielten vorher an und widmeten uns dem Ausfüllen der Zollerklärung. Wegen meiner fehlenden russischen Sprach- und Schriftkenntnisse dauerte das natürlich eine Weile. Ein junger Zollbeamter kam auf uns zu und fragte, was wir denn da so lange machen würden. Nachdem er mitbekam, dass wir die Zollerklärung nur auf Russisch vorliegen hatten, verschwand er und kam bald darauf mit einem ganzen Packen Formulare in Deutsch an. Das erleichterte mir natürlich das Ausfüllen erheblich und schon bald konnten wir dann vorfahren.

Zunächst wurden die Personenpapiere, also der Reisepass, mit dem Visum bearbeitet. Dies ging auch recht zügig vonstatten. Anschließend dann eine nachfolgende Station, nur wenige Meter weiter. Hier wurde die Zollerklärung bearbeitet. Eine strenge "Kalinka" sah sich durch ihre dicke Hornbrille die ausgefüllte Zollerklärung ganz genau an. In der Zollerklärung ist in erster Linie das Fahrzeug aufgeführt und weiterhin enthält sie Angaben zu werthaltigen Gegenständen und Devisen. Nachdem "Kalinka" die Erklärung als ordnungsgemäß angesehen hatte, dokumentierte sie dies durch eine wahre Stempelorgie auf der Zollerklärung. Eine Ausfertigung behielt sie ein und die andere erhielt ich und behütete sie bis zur Ausreise wie meinen Augapfel.

Der junge Zollbeamte widmete sich anschließend unseren Motorrädern. Seitenkoffer und Topcase musste ich eigentlich nur per forma öffnen. Kaum waren die Deckel geöffnet, winkte der Zöllner auch schon wieder ab. Er interessierte sich mehr für mein Motorrad: "Was kostet die bei euch? - mhm, neu?" "nein, gebraucht" "mhm, was wiegt die? - mhm; wie schnell fährt die? - mhm; wie schnell seid ihr bisher gefahren? - mhm usw."

Insgesamt dauerten die Formalitäten ca. 2,5 Stunden und waren aus meiner Sicht gar nicht so gewaltig, wie sie von verschiedenen Seiten immer dargestellt werden.

Nun waren wir also drin - in Russland - und waren gespannt, wie die Straßenverhältnisse sich hier in der Realität zeigen würden. Die M11 von Narva nach St. Petersburg war anfangs schon recht heftig. Schlaglöcher und aufgebrochener Teer mit Aufwölbungen erinnerten mich an die rumänische Strecke über den Prislop-Pass. Nur 115 km bis nach St. Petersburg hatten wir zu bewältigen.

Die als berüchtigt beschriebenen Polizeikontrollen haben wir zwar gesehen, aber in weitaus geringerer Anzahl wie allgemein geschildert. Lediglich 2 Kontrollen auf dem Weg nach St. Petersburg - von beiden Kontrollen blieben wir unbehelligt.

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The Hooligans St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

Roman hat in St. Petersburg Verwandschaft und mit diesen unseren Besuch abgestimmt. Wir sollten dort auch übernachten können - entweder in ihrer Wohnung in St. Petersburg oder in deren außerhalb gelegenen Datscha (Hütte). Unterwegs bekamen wir Zweifel, ob dies so klappen würde. Roman hatte mehrfach telefoniert und immer wieder den Wunsch geäußert, dass wir uns die Sehenswürdigkeiten St. Petersburgs ansehen wollten. Allerdings wurde von seinem Namensvetter aus St. Petersburg kaum darauf eingegangen.

Entgegen unserem ursprünglichen Plan, beschlossen wir, in St. Peter in einem Hostel oder Hotel unterzukommen und der Verwandschaft lediglich einen Besuch abzustatten.

Durch einen wahnsinnigen Verkehr kämpften wir uns durch St. Peter. Die Fahrweise fand ich dabei in keinster Weise chaotisch - aber der Betrieb auf den Straßen war schon gewaltig! Das hervorragend funktionierende Navi mit den kostenlosen, routingfähigen OSM-Karten erleichterte uns diese Angelegenheit enorm. Leider fanden wir keine passende freie Unterkunft. Hier waren keine Zimmer mehr frei, dort war es zu teuer und an anderer Stelle fehlte ein passender sicherer Platz für unsere Motorräder.

Scheinbar war es doch so bestimmt, dass wir direkt zur Verwandschaft von Roman sollten. Auf dem Weg dorthin fuhr auf einmal eine laut knatternde Harley neben uns. "Habt ihr euch verfahren - wo wollt ihr denn hin?" fragte Ilja, Secretary bei dem Motorradclub "The Hooligans - St. Petersburg" auf russisch. Nachdem wir unser Ziel, den Prospekt Prosveshcheniâ genannt hatten, meinte Ilja "zu dieser Zeit wird das schwierig, da steht ihr stundenlang im Stau!"

Zunächst schleuste er uns auf eine kleine Verkehrsinsel und dort hielten wir einen kleinen Plausch. Sie hätten von ihrem Club aus auch ein Hostel - aber er müsste erst nachfragen, ob dort noch Platz wäre meinte er und griff zum Handy. Es würde geklärt werden und wir sollten zunächst mal eine kleine Pause einlegen und auf einen Kaffee oder Tee mit in ihr Clubheim kommen.

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Diese Einladung nahmen wir gerne an. Ilja fuhr voraus und wir schlängelten uns zwischen den Autos durch. Wegen unserer Gepäckkoffer brauchten wir etwas mehr Platz und wenn es einmal eng wurde, ließ Ilja den Auspuff seiner Harley mit einem kurzen Gasstoß brüllen - und schon war eine Gasse frei. Die Jungs von den Hooligans in St. Petersburg scheinen in der Stadt bekannt zu sein und auch einen gewissen Einfluß zu haben. winkcool

Recht schnell erreichten wir das in irgendeinem Hinterhof in einer Halle an den Bahngleisen befindliche Clubhaus - garnicht weit vom Newski-Prospekt entfernt. Dort wurden wir von weiteren Hooligans wie alte Kumpels begrüßt. Alexej, der Präsi des Clubs meinte, dass sie leider keinen Platz mehr in ihrem Hostel frei hätten. Das Clubhaus der Hooligans wurde in Eigenleistung hergestellt und präsentierte sich in absolut sauberem Zustand. Auch herrschte Disziplin - im Gebäude bestand beispielsweise Rauchverbot - der große Aschenbecher draußen war aber gut gefüllt!

Bei Kaffee und Tee unterhielten wir uns etwas mit den Hooligans. Auf meine Frage, wie viele Mitglieder der Club hätte, antwortete Alexej ganz lapidar und kapp: "Genug!"

Nach einer Weile war es an der Zeit, Abschied zu nehmen und uns auf den Weg zu Romans Verwandschaft zu machen. Vladimir wurde abkommandiert, setzte sich auf seine Harley und führte uns auf Schleichwegen recht schnell auf den richtigen Weg.

 


Zu Besuch bei Roman's Verwandschaft in St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

Die größeren Straßen in St. Petersburg werden Prospekt genannt. Den Prospekt Prosveshcheniâ hatten wir dann auch schnell erreicht und wurden dort von dem St. Petersburger Roman und seiner Schwester Marina begrüßt. Dann ging es in deren Wohnung. Mit hiesigen Verhältnissen ist das kaum zu messen. Ein mehrstöckiger Betonbunker in ziemlich heruntergekommenem Zustand. Mit einem Fahrstuhl, der seine besten Zeiten schon eine Ewigkeit hinter sich hatte, ging es nach oben. Ein Flur führte zur Wohnung. Diese bestand aus einem weiteren schmalen und kurzen Flur, 2 Zimmern, einer kleinen Küche, Toilette und einem kleinen Dusch-Bad. Hier lebten Roman, seine Mutter, seine Schwester Marina mit ihrem Mann und ihrem 3 jährigen Sohn. Als Luxus besaßen sie außerhalb von St. Peter eine Datscha und dort sollten wir auch übernachten. Folglich machten wir uns auch recht schnell auf den Weg zu der Hütte.

Während Roman und ich unsere Motorräder betankten, kauften Roman2 (wegen der Namensgleichheit nenne ich den St. Petersburger Roman jetzt so), seine Schwester und sein Schwager noch in einem Supermarkt ein und dann ging es ca. 30 km in nördlicher Richtung zur Hütte. Marina und ihr Mann verabschiedeten sich recht schnell.

Als erstes mussten wir Holz hacken und ein Feuer entfachen. Der Ofen war aus Klinkersteinen selbst gebaut mit einer Stahlplatte oben drauf. Zur Luftregulierung war im Kamin ein Schieber angebracht. So richtig dicht war diese ganze Vorrichtung natürlich nicht. Dichter Qualm zog zunächst durch die Hütte, bis das Feuer im Ofen richtig brannte. "Sch...., da gehen wir die Nacht mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung drauf!" entfuhr es mir. Fließendes Wasser gab es nicht in der Hütte und da Roman und ich nicht auf unsere Dusche verzichten wollten, mussten wir zunächst aus großen Wasser-Korbflaschen einen Topf füllen und das Wasser auf dem Ofen erhitzen. Die Dusche fand dann draußen mit Hilfe eines Kruges statt.

Ganze 6 Flaschen Bier hatte Roman2 eingekauft, wovon er 4 Stück selber trank. Aber es fand sich noch eine Flasche Vodka und Orangensaft, über die Roman und ich uns hermachten. Als Snack gab es getrockneten Fisch - nicht so ganz mein Fall. Scheinbar hatte Roman2 das gemerkt: "Wenn du keinen Fisch magst - ich habe noch was anderes!" Er öffnete eine Verpackung und öffnete das "Andere" - geröstete Kalamares. Wahre Begeisterungsstürme löste Roman2 bei Roman und mir aus: "Ihr habt doch bestimmt Hunger - ich habe noch Fisch in Dosen!" Angesichts dieser Aussichten verzichteten wir auf das Abendmahl und widmeten uns dem Vodka.

Als wir Roman2 dann von unserer Begegnung mit dem MC The Hooligans und unserer Fahrt durch die Stadt berichteten, meinte er: "Prima, dann habt ihr ja schon alles gesehen und könnt am Sonntag direkt von hier aus die Straße nach Finnland benutzen."

Die Zeiger der Uhr bewegten sich bereits in Richtung früher Morgen, als wir uns zur Ruhe begaben - Roman in der einen, ich in der anderen Ecke jeweils in einem großen Bett und Roman2 auf einer Couch. Gott sei Dank war zumindest die Schlafstätte sauber!

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Von der Datscha in die City von St. Petersburg

Do. 24.05.2012

 

 

Trotz alledem gut ausgeschlafen wachte ich in der Hütte auf. Es war vom Ofen her immer noch recht warm - mir persönlich entschieden zu warm - und es roch nach Fisch! - bestialisch nach Fisch! Ich flüchtete ins Freie. Für mich stand nicht erst ab diesem Moment fest, dass ich hier nicht noch einen Tag oder gar mehrere Tage verbringen wollte. Nachdem Roman aufstand und ebenfalls nicht gewillt war, dort länger zu bleiben, suchten wir mittels der Navi-Software ein Hotel im Zentrum von Piter, wie St. Petersburg liebevoll von seinen Einwohnern bezeichnet wird.

Das M-Hotel liegt in unmittelbarer Nähe zum Nevskij-Prospekt, der ca. 4,5 km langen Prachtstraße im historischen Zentrum von St. Petersburg. Sogar eine Telefonnummer war angegeben und Roman erfuhr im telefonischen Gespräch mit der netten Katarina, dass dort sowohl freie Zimmer zu einem annehmbaren Preis (ca. 50 EUR pro Pers und Nacht inkl. Frühstücksbuffet) verfügbar, als auch ein sicherer, bewachter und im Preis enthaltener Parkplatz für unsere Motorräder vorhanden sei.

Wir packten unsere Sachen, weckten Roman2, der noch immer auf der Couch schlief und verabschiedeten uns.
Sogar der Feldweg, der in die Einöde zur Hütte - und auch wieder heraus - führte, war in der Navi-Karte enthalten und so wurden wir sicher ins Zentrum von St. Petersburg zum M-Hotel geführt. Die Verkehrsverhältnisse waren an diesem Tag auch nicht annähernd so gewaltig wie am Vortag.

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Das M-Hotel präsentierte sich sehr freundlich und sauber! Auch Katarina, Maria und Olga an der Rezeption waren äußerst zuvorkommend und nett. An dieser Stelle kann ich das M-Hotel für einen Aufenthalt in St. Petersburg uneingeschränkt und wärmstens empfehlen - falls es mich irgendwann einmal wieder nach St. Petersburg verschlagen sollte, werde ich mit Sicherheit wieder hier logieren!

Nachdem wir das Zimmer bezogen und uns frisch gemacht hatten, erkundeten wir per Pedes die Stadt.

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St. Petersburg

Do. 24.05. - Fr. 25.05. - Sa. 26.05.2012

Als erstes zog es uns zum Nevskij-Prospekt, der wohl bekanntesten Straße St. Petersburgs und eine der berühmtesten Straßen Russlands. An der ca. 4,5 km langen Straße sind eine ganze Reihe von historischen, prachtvollen und beeindruckenden Bauten zu bewundern. Ebenso sind hier zahlreiche Geschäfte, Boutiquen und Cafes zu finden. Zunächst ließen wir bei einem "Baltika"-Bier die Atmosphäre der Stadt und insbesondere des Nevskij-Prospektes auf uns wirken. Der Kiosk mit Terrasse sollte zu unserer "Stammkneipe" werden. Unmittelbar daneben unterhielten einige Straßenmusiker mit guter Musik ein buntes Publikum.

Wäre nicht überall die russische Schrift auf den Reklamen zu sehen, hätte man vom Gefühl her genauso gut in einer europäischen Metropole sein können. Als "Venedig des Nordens" erinnerten mich die Kanäle eher an die Grachten in Amsterdam - zumindest bis wir zur Newa kamen. Dort war dann alles im wahrsten Sinne des Wortes etwas weitläufiger. Unser Besichtigungsprogramm spulten wir übrigens komplett per Pedes ab und sind in den wenigen Tagen in "Piter" bestimmt an die 30 km - 40 km gelaufen.

Überhaupt scheint hier alles ein wenig größer zu sein - breite Prospekte, riesige Plätze und auch viele langbeinige Schönheiten auf Stöckelschuhen mit beängstigend hohen Absätzen. Zahlreiche Schulabgänger feierten "herausgeputzt" ihren Abschluss.

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Soviele Stretch-Limos hatte ich innerhalb so kurzer Zeit noch nie gesehen, ebenso wie unzählige Luxus-Autos. Rolls-Royce, 500er AMG-Mercedes, Ferrari, BMW X6, Audi Q7, Porsche Chayenne etc. waren hier massenhaft vertreten. Aber auch alte Wolgas und Dacias waren zu sehen. Beim Überqueren des Nevskij-Prospekts hielten 2 Motorräder an und Vladimir, der uns am Vortag auf Schleichwegen durch die Stadt lotste, begrüßte uns freudig. Nach einem kurzen Plausch mitten auf der Straße verabschiedeten wir uns von ihm und setzten unseren Weg fort.

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Obwohl die weißen Nächte Mitte bis Ende Juni beginnen, setzte erst gegen 23.00 h die Dämmerung ein und auch nachts war immer noch ein heller Streifen am Horizont zu sehen. Das nachstehenden Foto wurde abends um 23.12 h bzw. gegen 24.00 h aufgenommen.

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Auf dem Schloßplatz, vor dem Winterpalast, kamen zwei junge Russinnen in Uniform auf mich zu. Ihr Angebot, sich gegen einen kleinen Obulus mit mir ablichten zu lassen, konnte ich nicht ausschlagen!

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Der Schloßplatz mit der Alexandersäule ist schon riesig und wahnsinnig weitläufig und beeindruckend.

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Einen Besuch des Winterpalastes und der Eremitage, eines der größten und bedeutendsten heutigen Kunstmuseen der Welt, ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Neben den Exponaten waren ebenso die prachtvollen Säle wahnsinnig beeindruckend. Ein asiatisches Ehepaar war von den Eindrücken scheinbar so "erschlagen" und müde, dass sie ein kleines Nickerchen in der Eremitage einlegten.

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Weiter ging es von hier aus zur Peter-und-Paul-Festung auf der Haseninsel. Die Festungsanlage bildet den Ursprung und das historische Zentrum St. Petersburgs.

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Später standen dann u. a. noch die Moschee und die Aurora, ein Kriegsschiff der  kaiserlich russischen Marine und Symbol der Oktoberrevolution von 1917 auf dem Programm, bevor wir wieder auf die andere Seite der Neva wechselten. Die Aurora war nicht nur bei den vielen Schulabgängern ein beliebtes Fotomotiv!

An der Auferstehungskirche vorbei gelangten wir wieder zum Nevskij-Prospekt. Auch die Isaakskathedrale durfte bei unserem Sightseeing-Programm natürlich nicht fehlen.

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kleine Diashow von der Aurora:

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Die ganze Zeit fragten wir uns, wo die St. Petersburger, die sich die Preise in den überwiegend noblen Geschäften des Nevskij-Prospektes nicht leisten können, eigentlich einkaufen. Ursprünglich auf dem Weg zur Post entdeckten wir gar nicht so weit von der Prachtstrasse entfernt in einigen Hinterhöfen einen großen Markt - den Apraksin Dvor. Natürlich wurden wir angesprochen und gefragt, was wir suchen und ob man uns helfen könnte. Roman wollte als Souvenir für seine Söhne Fußball-Trikots kaufen. Ein "Schleuser" übermittelte uns an einen Kollegen, der uns durch ein Wirrwar von Gassen in einen Kellerladen führte. Dort wurde Roman fündig und musste den Kaufpreis nicht etwa an die Verkäufer, sondern an den "Schleuser" zahlen. Auch einen Laden mit Motorrad-Teilen fanden wir in dem Wirrwar.

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An dem Wochenende war Stadtfest in Piter. Jedes Jahr zum 27. Mai wird die Gründung von St. Petersburg gefeiert - wir erlebten den 308. Geburtstag live mit. Den Nevskij-Prospekt hatten sie komplett für Fahrzeuge gesperrt und Menschenmassen flanierten über die Prachtstraße. Überall wurden die Menschen mit Musik und sonstigen Darbietungen unterhalten. Für die Sicherheit sorgte neben der Polizei auch das Militär. Scheinbar hatten diese aber nichts zu tun. So eine friedliche Stimmung bei solchen Menschenmassen hatte ich bisher selten erlebt. Die ganzen Tage in St. Petersburg hatte ich keinen Augenblick das Gefühl von Unsicherheit oder gar Bedrohung! Wir ließen uns von der ausgelassenen Stimmung anstecken und fanden erst spät in der Nacht den Weg ins Hotel.

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St. Petersburg - Finnland

So. 27.05.2012

 

 

Leider hieß es schon wieder Abschied nehmen von St. Petersburg. Scheinbar waren die meisten St. Petersburger noch etwas müde von der Geburtstagsfeier der Stadt. Zumindest präsentierten sich die Prospekte an diesem Morgen mit relativ wenig Verkehr. Je weiter wir aus Piter rauskamen, umso schlechter wurden die Straßen.

Wir folgten der parallel zur M10 verlaufenden A125 in nordwestlicher Richtung. Bei Vyborg wechselten wir dann auf die M10 bis zur finnischen Grenze. Auch an diesem Tage blieben wir von russischen Verkehrskontrollen weitestgehend verschont. Lediglich 2 Kontrollen bekamen wir zu Gesicht. Bei der Ersten wurden wir sogleich durchgewunken. Bei der Zweiten mussten wir anhalten und wurden nach unseren Reisepässen gefragt. Doch bevor wir diese aus unseren Taschen gezogen hatten, durften wir schon wieder weiterfahren. Die teilweise in diversen Foren beschriebenen schikanösen Kontrollen mit Abzocke können wir nach unserer Erfahrung in keinster Weise bestätigen.

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An der Grenze angekommen waren die Grenzformalitäten auf der russischen Seite ruck-zuck erledigt. Irgendeine "Kalinka" versah jeden der zahlreichen Stempel unserer Zollerklärung mit einem Kontrollstempel und nach nicht einmal 10 Minuten fuhren wir durchs Niemandland zu der finnischen Grenzabfertigung. Die Finnen ließen sich wesentlich mehr Zeit mit der Abfertigung. Aus der Warteschlange wurden per Ampelschaltung immer 5 Fahrzeuge bis zur Schranke vorgelassen. Dort angekommen, mussten die Fahrzeuge verlassen werden und eine Polonaise begab sich ins Zollgebäude. In einem erhöhten "Kiosk" saßen dann die Grenzbeamten und verglichen gaaanz streng die Fotos der Reisepässe mit der Wirklichkeit. Scheinbar bestand hier bei uns kein allzu großer Unterschied - mit einem kurzen Nicken des Grenzbeamten konnten wir unseren Weg fortsetzen. Durch den Hinterausgang ging es wieder zu den Fahrzeugen, die Schranke öffnete sich und wir waren drin - in Finnland.

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Finnland präsentierte sich mit viel Wald, geraden Straßen, wenig Verkehr und unverschämten Preisen - nicht nur für alkoholische Getränke!. Eine 0,33l Dose Cola an der Tankstelle schlug beispielsweise mit sagenhaften 3,50 EUR - in Worten: Drei Euro und fünfig Cent - zu Buche. Gut, dass wir uns in St. Petersburg noch mit dem leckeren und preiswerten "Baltika-Bier" eingedeckt hatten!

Vor Helsinki - in Porvoo - suchten wir uns ein Quartier und ließen den Tag ausklingen.

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Helsinki & Fähre nach Stockholm

Mo. 28.05.2012

 

 

Bis nach Helsinki waren es nur noch wenige km. Dort angekommen fuhren wir zunächst zum Fährhafen. Die Zeit bis zum Einchecken verbrachten wir im Hafenviertel. An einem Marktstand entdeckte Roman ein witziges T-Shirt. Vom Baltikum und von St. Petersburg waren wir gewohnt, um den Preis zu feilschen. Das T-Shirt war mit 12 EUR ausgezeichnet und wir starteten einen Versuchsballon mit "I give you eight Euro for this Shirt!". Von dem etwas kleineren, etwas fülligeren, etwas stark blondierten Standbetreiber alá D.J. Bobo bekamen wir die äußerst unfreundliche Antwort: "Why you give me eight ??? - My Price is twelve!!!!" Sprach er und drehte uns seine ebenfalls etwas fülligere Rückseite zu.

Bis zum Einchecken auf der Silja Serenade hatten wir noch etwas Zeit und so schauten wir uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten der finnischen Hauptstadt an - darunter natürlich den unmittelbar beim Hafen am Senatsplatz befindlichen Dom sowie die Uspenski-Kathedrale, die größte orthodoxe Kirche in Westeuropa.

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Nachdem die "Silja Serenade" freigegeben wurde und ihr Bauch sich öffnete ging das Einchecken schnell und problemlos vonstatten. Ebenso schnell hatten wir unsere Kabine bezogen und machten uns zu einem Erkundungsgang auf. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Helsinki wurden wir noch einige Zeit von gut motorisierten Schlauchbooten des finnischen Zolls begleitet, die unsere Fähre zum Üben von Anlegemanövern in Fahrt benutzten.

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Glücklicherweise hatten wir bereits im Vorfeld die Verpflegung auf der Silja Serenade mitgebucht. Was dort zum Abendbuffet aufgetischt wurde, war schon äußerst beeindruckend und alleine das Probieren einiger Delikatessen geriet bereits zur Völlerei.

Nach einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang über die ganze Fähre begaben wir uns schließlich zur Ruhe.

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Stockholm - Kisa

Di. 29.05.2012

 

 

Nach dem leckeren und reichhaltigen Frühstück bestaunten wir von Deck aus, wie die Fähre sich zwischen den vielen kleinen Inseln vor Stockholm durchschob. Es dauerte eine ganze Weile bis wir anlegten und der Bauch der Silja Serenade sich schließlich öffnete. Da wir in Helsinki zuerst in das unterste Deck einfahren durften, mussten wir bei der Ausfahrt leider bis zum Schluß warten.

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In Schweden fanden wir die Strecke wieder ansprechender - die teils kleinen und kurvigen Straßen waren schon eher nach unserem Geschmack. Viele Straßen schlängeln sich um die zahlreichen Gewässer. Nach Skanssundet gelangten wir über die gleichnamige Straße. Hier mussten wir 20 Minuten auf die Abfahrt der Fähre warten - dafür war die Benutzung dieser zur Abwechslung aber kostenfrei! Nach ca. 400 Meter Überfahrt konnten wir die Fähre wieder verlassen. Weiter schlängelte sich die Straße in Richtung Südwesten.

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Auf der weiteren Strecke bekamen wir sogar Elche zu Gesicht! Schließlich erreichten wir Kisa und hielten hier Ausschau nach einer Herberge für die Nacht.

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Kisa - Kopenhagen

Mi. 30.05.2012

 

 

Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück zog es uns weiter in den Südwesten von Schweden. Die Landschaft wurde flacher und riesige Felder säumten die Straßen.

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Schon vor Malmö erblickten wir die riesige Öresundbrücke. Es dauerte dann aber doch noch eine ganze Weile, bis wir die östliche Rampe erreichten. Die weltweit längste Schrägseilbrücke für Straßen- und Eisenbahnverkehr kann durchaus als weiteres Weltwunder angesehen werden. Die östliche Rampe führt über ca. 4 km auf die eigentliche Öresundbrücke, die nach etwa 1 km in die ca. 3 km lange westliche Rampe übergeht. Diese endet auf der künstlich aufgeschütteten Insel "Peberholm". Von hier aus geht es durch einen ca. 4 km langen Unterwassertunnel nach Kopenhagen. Um die Anflugschneise des Kopenhagener Flughafens nicht zu beeinträchtigen, war der Tunnel erforderlich. Leider gab es keinen "Aussichtspunkt" um in Ruhe Fotos von der beeindruckenden Brücke machen zu können. Also musste der Standstreifen hierzu herhalten.

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Kaum waren wir in Dänemark wurde das Wetter schlechter und bei der Fahrt durch Kopenhagen begann es zu tröpfeln. Vom Erscheinungsbild her erinnerte Kopenhagen mich sehr an niederländische Städte - nicht nur durch den Baustil der Häuser und die vielen Fietsen (Fahrräder).

Einige km außerhalb von Kopenhagen in Greve-Strand buchten wir uns wieder in einem Hotel ein. Dem Hotel angeschlossen war ein Steakhouse mit Bistro. So kurz vor Abschluss der Reise wollten wir uns was Gutes tun und dachten dabei zunächst mal an ein großes saftiges Steak. Allerdings verschlug der auf der Speisekarte dafür vorgesehene Preis uns glatt die Sprache. Umgerechnet sollten wir dafür happige 37 Euro bezahlen - pro Steak natürlich! Das überstieg dann doch unser Budget und so gönnten wir uns einen "preiswerten" Burger, der "nur" mit 15 Euro zu Buche schlug. Wir fragten uns, ob die Menschen in Skandinavien wirklich so viel mehr Lohn kassieren, dass sie sich diese Preise leisten können.

Auf diesen Schreck hin, machten wir uns über die letzen beiden Flaschen des leckeren russischen Baltika-Bieres her. Ein kleiner Spaziergang an den nur wenige Meter entfernten Strand rundete diesen Abend ab.

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von Kopenhagen über Hamburg nach Hause

Do. 31.05.2012 u. Fr. 01.06.2012

 

 

Dunkle Regenwolken und auch ein paar Tropfen begrüßten uns am Morgen. Zunächst fuhren wir auf der Landstraße weiter Richtung Süden. Doch schon bald regten uns die vielen Ampeln und die schnurgerade Streckenführung auf. "Dann können wir auch die Autobahn nehmen!" waren Roman und ich uns schnell einig. Die E47 führte uns dann ohne nervige Ampeln zügig nach Rodby zur Fähre nach Puttgarden. Ein letztes Mal auf dieser Tour die Motorräder im Bauch einer Fähre verzurren und schon verließen wir Dänemark.

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Auf Fehmarn in Deutschland angekommen, wurden die Wolken immer dunkler. So schauten wir, dass wir schnell nach Hamburg zu unserer letzten Station der Tour kamen. Unmittelbar am Rande der Altstadt bezogen wir Quartier. Kaum hatten wir die Motorräder in der Tiefgarage geparkt, öffneten sich die Wolken und es regnete was das Zeug hielt. Das hielt uns natürlich nicht davon ab, nach der Stärkung durch ein saftiges Steak (wesentlich preiswerter als in Dänemark!), einen Reeperbahnbummel zu unternehmen. In der kurzen Zeit hier in Hamburg sahen wir mehr Obdachlose wie auf der ganzen übrigen Tour.

Nach einem letzten ausgiebigen Frühstück machten wir uns dann auf den Heimweg. Der Regen hatte zwar aufgehört aber dunkle Wolken zogen immer noch am Himmel vorbei. Also erst mal auf die Regenkombi verzichtet und los. Kurz vor Hannover auf dem Rastplatz Allertal verabschiedete ich mich von Roman. Die ein und andere Schauer begleitete mich die restlichen Kilometer. Erst im Rheintal angekommen wurde es etwas besser. Von der Autobahn hatte ich genug und so fuhr ich die letzte Strecke durch das Ahrtal und am Nürburgring vorbei auf Landstraßen nach Hause.

 

 

 


 

persönliches Fazit

  • die Tour "lebte" mehr von den Städten als durch wirklich anspruchsvolle Strecken
  • viele Straßen waren wie mit der Schnur gezogen
  • auch die Schotterstrecken waren in sehr gutem Zustand und oftmals ebenfalls schnurgerade
  • mit englischen Sprachkenntnissen ist die Tour sehr gut durchführbar - selbst in St. Petersburg kommt man bestens damit zurecht
  • obwohl sicherlich einige Menschen im Baltikum der russischen Sprache mächtig sind, bevorzugen sie scheinbar lieber die englische Sprache. Hier zeigen sich noch einige Schatten der Vergangenheit
  • wahnsinnig beeindruckend fand ich St. Petersburg - gespickt mit Sehenswürdigkeiten von denen wir in der Kürze der Zeit nur einen Bruchteil besichtigen konnten
  • ebenso wahnsinnig fand ich Skandinavien - hauptsächlich von den Preisen her
  • die Einreise nach Russland war problemlos - zumindest nachdem ich das Formular auch in deutscher Sprache erhielt
  • von den teilweise anderweitig berichteten schikanösen Verkehrskontrollen in Russland war weit und breit nichts zu sehen
  • die kostenfreien OSM-Karten boten auch in Russland eine sehr gute Hilfe - selbst kleinste Feldwege waren verzeichnet

 

 

Weiterlesen: 2012 - 05 - Ostsee-Umrundung

Teilnehmer

 

2012 roman 1   2012 roman bike 1
Roman   Suzuki Bandit 600
     
2012 gerd 1   2012 gerd bike 1
Gerd   BMW R 1200 GSA

 

 


 

Planung & Vorbereitung

Für 2012 hatte ich mir die Umrundung der Ostsee vorgenommen.

Das Baltikum (Litauen, Lettland, Estland), Russland mit St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark sollten auf alle Fälle auf dem Programm stehen.

Meine rumänischen Freunde Adi und Martin wollten unbedingt mit von der Partie sein, wurden aber leider durch berufliche und familiäre Dinge ausgebremst.

Auch aus dem Kreise meines Internetforums "Moselbikers.de" bestand anfangs Interesse. Allerdings konnte oder wollte hier keiner die ca. 3 Wochen mit in Angriff nehmen.

Über das Motorradreiseforum "Motorradkarawane" bekam ich Kontakt zu Roman aus Kefenrod bei Frankfurt / Main. Er beabsichtigt in 2013 oder 2014 mit dem Motorrad in sein Geburtsland Kasachstan zu fahren und suchte noch Mitfahrer. Für 2012 hatte er noch nichts festes geplant und so entschied er sich recht schnell "Ich habe Verwandschaft in St. Petersburg, die wollte ich schon immer mal besuchen! Mit Motorrad ist das noch besser! Ich fahre mit!".

Da Roman perfekt russisch spricht, brauchte ich mir auch keine allzu großen Gedanken mehr um meine diesbezüglichen sprachlichen Defizite zu machen.

Letztendlich einigten wir uns auf 17 Tage im Mai. Von Kiel aus mit der Fähre nach Klaipeda in Litauen, über Riga und Tallinn nach St. Petersburg, weiter nach Helsinki, von dort mit der Fähre nach Stockholm, durch Schweden über die Öresundbrücke nach Dänemark, mit der Fähre nach Fehmarn und wieder zurück sollte die Tour gehen.

Die Strecken plante ich wie gewohnt mittels meiner Navi-Software MapSource. Die hervorragenden Karten für Russland bezog ich kostenlos von HIER klicken

Das für Russland nötige Visum besorgte Roman über eine Nachbarin, die am Frankfurter Flughafen in einem Reisebüro arbeitet.

 

 


 

 

Die Strecke

 

 

 


 

Nach Kiel zur Fähre

Mi. 16.05.2012

Am 16. Mai morgens um 06.00 Uhr ging es endlich los. Bei grauem Himmel und dunklen Regenwolken machte ich mich auf den Weg nach Kiel. Angesichts der Wetterlage zog ich schon bei der Abfahrt meine Regenkombi an. Von größeren und heftigen Regenschauern blieb ich aber glücklicherweise verschont. Für die Anfahrt musste ich schon in "den sauren Apfel beißen" und die Autobahn benutzen.

 Rastplatz Lichtendorf2012 05 16 09 00-002 G

 

 

 

 

 

 

Kurz hinter Hannover auf der A7 traf ich mich auf dem Rastplatz Allertal mit Roman. Die restliche Strecke bis Kiel legten wir gemeinsam zurück. Bereits um 15.00 Uhr trafen wir im Fährhafen ein, nahmen am Schalter der Fähre unsere Tickets in Empfang und hatten noch etwas Zeit. Hier lernten wir Ton aus den Niederlanden kennen. Er war alleine mit seiner BMW R1100 S unterwegs und wollte von Klaipeda aus über die kurische Nehrung nach Kaliningrad. Ansonsten waren wir drei die einzigsten mit Motorrad an Bord.

Es dauerte noch eine Weile, bis sich der Bauch der Fähre öffnete und wir 2 Etagen nach unten gelotst wurden. Die Motorräder mussten wir selbst verzurren, wobei die von mir mitgenommenen Bandschlingen gute Dienste leisteten.

Auf der Fähre nach KlaipedaAuf der Fähre nach Klaipeda

Unser Handgepäck schleppten wir über mehrere Etagen zu unserer Kabine. Nassgeschwitzt kamen wir dort an. Ton musste für die Überfahrt mit einem Liegesessel vorlieb nehmen, da keine Kabinen mehr frei waren. Unser Angebot, seine Sachen in unserer Kabine zu deponieren, nahm er dankbar an.

Nachdem wir uns frisch gemacht und umgezogen hatten, inspizierten wir die Fähre und beobachteten die Ausfahrt aus dem Hafen. Direkt bei der Buchung der Fähre hatten wir im Vorfeld bereits die Verpflegung an Bord mitgebucht - eine gute Entscheidung!. Abends gab es leckeres vom Buffet - sehr schmackhaft und reichhaltig! In der Bar trafen wir auch wieder auf Ton, der sich angeregt mit einer Litauerin unterhielt. Im Verlaufe des Abends lernten wir Günther aus Leipzig kennen. Mit seinem "Kriegsveteranen-Club" wollte er historische Plätze im Baltikum besuchen. Den Abend ließen wir gemeinsam mit ein paar Bier in der Bar ausklingen.

Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda Auf der Fähre von Kiel nach Klaipeda

 

 


 

 

Mit der Fähre nach Klaipeda

Do. 17.05.2012

Fast den ganzen Tag sollten wir an Bord verbringen. Das reichhaltige Frühstück glich eher einem Brunch-Buffet und so starteten wir gut gestärkt in den Tag. An Deck wurden wir von schönstem Wetter mit strahlend blauem Himmel begrüßt. Obwohl wir an der polnischen Küste entlang fuhren, war kein Land in Sicht.

Ton hatte eine etwas unruhige Nacht hinter sich. Seine litauische weibliche Bekanntschaft vom Vorabend hatte sich den Liegesessel gleich neben ihm ausgesucht und ihm scheinbar den größten Teil der Nacht keine Ruhe gegönnt. Ob er seinem am Vorabend geäußertem Vorsatz "Ich bin alleine unterwegs, suche auch keine Frau, die wartet zuhause!" treu geblieben ist, wissen wir nicht.

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Pünktlich um 16.30 Uhr Ortszeit haben wir in Klaipeda angelegt. Bis wir die Fähre verlassen konnten, dauerte allerdings noch eine geschlagene Stunde.

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Das Wetter war trotz bewölktem Himmel immer noch gut. Mittels den POI´s vom Navi suchten wir uns eine Unterkunft und fanden diese im Hotel "Park Inn".

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Abends gingen Roman und ich zum Akropolis, einem riesigen Einkaufszentrum mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Café´s. In einer Pizzeria ließen wir uns nieder und Roman wollte sogleich seine russischen Sprachkenntnisse an die Frau bringen. "Sprechen Sie russisch?" fragte er die nette Bedienung. Die Antwort war nicht so ganz klar: "Ja! ....ein wenig! ...aber eher doch nicht so richtig!" Scheinbar sind die Schatten der Vergangenheit noch nicht so ganz bewältigt. In Litauen und Lettland sollte es in den nächsten Tagen häufiger vorkommen, dass die Bevölkerung sehr wohl der russischen Sprache mächtig, aber nicht gewillt ist, diese Sprache auch zu sprechen. Mit Englisch kommt man übrigens im Baltikum, aber auch in St. Petersburg, Finnland, Schweden und Dänemark bestens zurecht! Wie dem auch sei - die Pizza schmeckte hervorragend! Zurück im Hotel nahmen wir noch ein "Gute-Nacht-Bier" zu uns und begaben uns dann zur Ruhe.

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Über die kurische Nehrung nach Siauliai

Fr. 18.05.2012

 

 

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Ton.

Und schon wieder ging es auf die Fähre - diesmal allerdings nur ein kurzes Stück von Klaipeda bis zur kurischen Nehrung. Durch den litauischen National Park "kurische Nehrung" fuhren wir nach Nida und weiter bis unmittelbar zur russischen Grenze. Bis nach Kaliningrad sind es von hier aus nur noch 86 km. Hohe Sanddünen prägen bei Nida das Landschaftsbild.

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Zurück über Klaipeda machten wir uns dann auf den Weg zum Zemaitijos Nacionalinis Parkas.

Mal abgesehen von dem Nationalpark war die Strecke gezeichnet von flachem Land mit riesigen Feldern und geraden, wie von einer Schnur gezogenen Straßen. Auch die erste Schotterpiste war in hervorragend gutem Zustand und schnurgerade. Unsere weitere Tour führte uns nach Siauliai und angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit suchten wir uns eine Unterkunft. Die Fußgängerzone von Siauliai ist sehr hübsch und in einem netten Lokal haben wir sehr gut gegessen - Steak mit Kartoffeln und Gemüse für umgerechnet ca. 12 EUR. Mit ein paar Bier ließen wir den Abend ausklingen.

 

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Berg der Kreuze - Riga

Sa. 19.05.2012

 

 

Nur einige wenige Kilometer von Siauliai entfernt besichtigten wir den Berg der Kreuze - einen beeindruckenden Wallfahrtsort in Litauen. Nach der dritten polnischen Teilung wurde Litauen Teil des russischen Reiches. Im Novemberaufstand 1830/31 sowie im Januaraufstand 1863/64 rebellierten Polen und Litauer gegen die russische Obrigkeit. Beide Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Zu dieser Zeit sollen die Bewohner der Umgebung begonnen haben auf dem Hügel Kreuze für ihre bei den Aufständen getöteten Angehörigen aufzustellen, von denen sie nicht wussten, wo diese begraben sind.

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Bei sommerlichen Temperaturen und immer noch strahlend blauem Himmel fuhren wir weiter Richtung Lettland. Auch hier war die Landschaft flach und weit. Riesige Felder, einzelne Gehöfte, teils neue moderne Häuser aber auch uralte Holzhäuser säumten die Straßen. An den meisten Häusern waren Satellitenschüsseln sichtbar.

Auch hier fanden wir einige Schotterstrecken in sehr gutem Zustand. Unterwegs kauften wir Brot, Käse und örtliches Mineralwasser ein. Ein Glück, dass wir das Wasser sogleich probierten - es schmeckte äußerst salzig. Zurück im kleinen Laden griffen wir dann doch zum Wasser aus der Fuldaquelle.

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Pünktlich um 12 Uhr mittags passierten wir die Grenze zu Lettland, die wir lediglich an der Beschilderung erkannten.

Zur Mittagsrast ließen wir uns an einer Bushaltestelle am Straßenrand nieder, kochten Kaffee und Tee und ließen uns das Brot mit Käse, Wurst und Tomaten schmecken.

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Gegen 15.30 Uhr kamen wir in Riga an und bezogen ein Hotel direkt am Rande der Fußgängerzone.

In Riga war an diesem Samstag Tag der offenen Museen und die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Überall befanden sich lange Schlangen vor den einzelnen Museen. Direkt vor unserem Hotel spielte in der Fußgängerzone eine Musikgruppe - Schlagzeug, 2 Trompeten, 1 Tuba, 1 Zugposaune. Die Musik war sehr gut und mitreißend.

Auffallend viele hübsche lettische Frauen und Mädchen hatten sich ebenso wie die Stadt "herausgeputzt" und flanierten durch die Fußgängerzone. Nach einer stärkenden leckeren Mahlzeit schlenderten auch wir durch die Stadt. Vor dem Hotel hörten wir noch etwas der Musikgruppe zu. Als ich mich umdrehte stand plötzlich Günther, den wir auf der Fähre nach Klaipeda kennengelernt hatten, vor uns. Unser Wiedersehen mussten wir natürlich mit ein paar Bierchen feiern.

Günther ist ein unheimlich geselliger Typ, der bisher schon ganz schön in der Welt herumgekommen ist - vor allem im Osten - und von daher einige Geschichten zu erzählen hatte. Wie manche Matrosen in jedem Hafen ein Mädel haben, hatte er scheinbar in einigen Städten seine weiblichen Bekanntschaften, natürlich auch in St. Petersburg. "Oouuuuh, wenn ihr da hin fahrt, lasst ja die Finger von meiner Natuschka!". Es wurde ein kurzweiliger Abend mit viel Spaß und Gelächter!

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Riga - Kloostri - Tallinn

So. 20.05.2012

 

 

Die Abfahrt aus Riga gestaltete sich etwas schwierig. Direkt vor unserem Hotel war die Straße wegen einem Stadtlauf gesperrt. Unsere Motorräder hatten wir in einem Parkhaus einige hundert Meter vom Hotel entfernt untergestellt und es dauerte einige Zeit bis wir zum Hotel vorfahren konnten. Etliche Teilnehmer des Stadtlaufes mussten wir bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus passieren lassen, bevor der wirklich nette und freundliche Polizist die Strecke für uns frei gab.

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Vor dem Hotel sprach uns ein deutsches Ehepaar an. Als wir erläuterten wo wir herkamen und was wir auf unserer Tour noch vor uns hatten waren sie ganz begeistert. Sie seien auch Motorradfahrer, aber derzeit ohne Moppeds auf Ostsee-Kreuzfahrt. Eine ganze Weile plauderten wir mit ihnen bis wir bemerkten, dass wir doch so langsam weiter müssten.

Aus der Stadt rauszukommen erwies sich wegen der durch den Stadtlauf teilweise gesperrten Straßen als etwas schwierig. Nach einer "Sonderrunde" schafften wir es aber. Zunächst führte uns die Strecke nach Sigulda. Am Rande eines Naturparks gibt es hier eine mittelalterliche Burg zu besichtigen.

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Weiter ging es auf kleinen Sträßchen Richtung Estland. Auch hier fanden wir meist flaches Land und riesige Felder vor. Kurz vor Limbazi legten wir an einem idyllischen Platz an dem gleichnamigen (Limbazi-) See unsere Mittagspause ein. Der Bootssteg wurde von mehreren Anglern benutzt, die einige Fische in ihren Köchern hatten. Wir zogen als Mahlzeit aber Brote mit leckerem Käse und Wurst den Fischen vor.

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Ursprünglich wollten wir bis Kloostri im Matsalu-Nationalpark fahren und dort eine Unterkunft suchen. Über Schotter und Lehm erreichten wir den Ort. Allerdings fanden wir dort lediglich ca. 5 Häuser und keine Unterkunft - zumindest keine adäquate. Zu sehen waren auch weitaus mehr Tiere - Kühe, Schweine, Hühner, Katzen und Hunde - als Menschen. Wahrscheinlich wäre es hier einfacher gewesen, einen Platz im Stall als ein Bett zu bekommen. Kurzerhand beschlossen wir, bis nach Tallinn weiterzufahren.

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In Tallinn mieteten wir uns im Sokos-Hotel ein. Die sehr hübsche und äußerst nette Lagle gab uns ein Zimmer im 20. Stock mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt. Das Sokos-Hotel war bei der Eröffnung 1972 das erste Hochhaus der Stadt. Das Hotel diente seinerzeit als Interhotel, in dem hauptsächlich Gäste aus dem nicht-sozialistischen Ausland untergebracht wurden. Im 23. Stock des Hotels hatte sich der KGB eingerichtet und Abhöranlagen installiert. Durch die hier installierte Überwachungszentrale des sowjetischen Geheimdienstes konnten zahlreiche Hotelzimmer akustisch und visuell überwacht werden.

Nach dem Einchecken im Hotel unternahmen wir einen ersten Erkundungs-Spaziergang durch Tallinn. Tallinn verfügt über eine sehr schöne mittelalterliche Altstadt. Das Mittelalter wird hier regelrecht vermarktet. Überall finden sich alte oder auf alt getrimmte Lokale wie beispielsweise die "Olde Hansa". Von Personal in alten Trachten wird man hier bedient.

Auffallend und aus unserer Sicht recht negativ waren die vielen betrunkenen Passanten in der Stadt - dem Anschein nach meist finnischer Herkunft. Scheinbar führt die Nähe zu Finnland (mit der Fähre sind es nur wenige km) sowie die im Vergleich zu Finnland erheblich günstigeren Preise für Alkohol zu diesen unschönen Auswüchsen.

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Tallinn

Mo. 21.05.2012

Der Umstand, dass wir bereits am Vortag bis nach Tallinn fuhren, bescherte uns einen motorradfreien Besichtigungstag in Tallinn. Unser Frühstücksraum war von vielen lautstarken Finnen bevölkert. Nach dem Frühstück begaben wir uns auf Erkundung durch den historischen Teil der mittelalterlichen Stadt. Durch die Unterstadt begaben wir uns zum Domberg. Hier konnte uns ein Este, der sehr gut Deutsch sprach, einige Informationen über die Geschichte der Stadt geben.

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Nachmittags ließen wir uns in einem Cafe am Marktplatz nieder und schauten dem Treiben in der Stadt zu. Punkerinnen zeigten ihre Tanzkünste und nahmen sich gegenseitig per Video auf. Auch 3 Break-Dancer zeigten ihre eindrucksvollen akrobatischen Kunststücke, bis die Ordnungspolizei einschritt. Für mich unverständlich - ich fand die Break-Dancer wesentlich angenehmer wie die vielen Betrunkenen Passanten, um die sich niemand kümmerte.

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Direkt zwei Tische neben uns ließ sich ein russisch sprechendes, betrunkenes Paar mittleren Alters nieder. Bald darauf kam ein junger Bettler vorbei, der auf einem Schild kein Blatt vor den Mund nahm "I need help! Give me money for vodka and cigarettes!". Der betrunkenen, russisch sprechenden Frau hat das überhaupt nicht gefallen, sie beschimpfte den jungen Bettler aufs übelste: "Verpiss dich! - Hau ab! - Geh arbeiten!" Etwas unkoordiniert stand sie auf, trat nach dem Bettler und wollte ihm den Sammel-Becher aus der Hand schlagen. Wegen ihrer durch die Trunkenheit doch etwas sehr beeinträchtigten Standfestigkeit konnte sie sich dabei nur mühsam auf den Beinen halten und verfehlte natürlich ihr Ziel. Kein schöner Anblick und nicht lustig!

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Entlang der Küste nach Narva

Di. 22.05.2012

 

 

Wir verließen Tallinn in Richtung Osten und schon bald bogen wir links ab zum Lahemaa-Nationalpark. Ein schönes kleines Sträßchen führte uns nach Käsmu. Der Ort wird auch als "Dorf der Kapitäne" bezeichnet, da sich früher hier eine Marineakademie befand. Diese Zeit brachte es mit sich, dass Käsmu als Anlaufstelle von Schmugglern (Alkohol, Salz, Fische) eine gewisse Berühmtheit erlangte. Heute ist das Dorf von schönen Holzvillen mit Gärten geprägt.

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Eine wunderschöne, vereinzelt geschotterte Strecke führte uns in weiten Teilen unmittelbar entlang der Ostseeküste weiter nach Narva. Unterwegs rasteten wir unmittelbar an der baltischen See.

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In Narva angekommen suchten wir uns ein Hotel und machten uns anschließend per Pedes zu einer Besichtigungstour auf. Als östlichste Stadt Estlands liegt Narva direkt an dem gleichnamigen Grenzfluß zu Russland. Unmittelbar an der Brücke über die Narva befindet sich auf estischer Seite die Hermannsfeste - eine gewaltige Festung, die von den Dänen gegründet und im späteren Verlauf der Zeit an den Deutschen Orden verkauft wurde. Ihr gegenüber liegt auf der russischen Seite die Festung Iwangorod. Eine Besichtigung der Hermannsfeste ließen wir uns natürlich nicht entgehen.

Die Brücke über die Narva ist von Zäunen und weitläufigen Grenzanlagen gesäumt. Dem Grenzübertritt am nächsten Tag sahen wir mit einiger Spannung entgegen.

Zurück im Hotel widmeten wir uns einem vorzüglichen Abendmahl und ließen ein paar Bier unsere durstigen Kehlen entlang laufen.

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Narva - St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

 

 

Früh am Morgen machten wir uns auf, um den Grenzübertritt nach Russland in Angriff zu nehmen.

Naiv wie wir waren, fuhren wir direkt zur Grenze vor und wurden dort von einem estischen Zollbeamten wieder zurück zu einer 2 Kilometer vor Narva befindlichen "Waiting Area" geschickt.

Bei der Fahrt dorthin trafen wir auf ein illustres Motorradfahrer-Trio. Ein Deutscher aus Bamberg war mit seinem amerikanischen Kumpel und dessen koreanischem Freund auf dem Weg zum Nordkap.

Die "Waiting-Area" bestand aus einem größeren Gelände, an deren Einfahrt sich die Zufahrt sogleich auf mehrere Fahrspuren verteilte. Direkt an der Einfahrt befand sich Station 1. Hier mussten wir den Reisepass sowie den Fahrzeugschein vorzeigen. Für 1,10 EUR erhielten wir dort eine Nummer.

Anschließend ging es auf der Fahrspur 3 ca. 200 Meter weiter zur Station 2, an der die Fahrzeugregistrierung stattfand - Kosten: 1,00 EUR.

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Nachdem wir diese Hürde gemeistert hatten, durften wir wieder bis zur Grenze vorfahren. Die Abfertigung auf estischer Seite ging dann auch sehr schnell vonstatten.

Wir durften über die Brücke fahren und mussten auf der russischen Seite an einem "Kiosk" anhalten. Eine sehr hübsche russische Zollbeamtin händigte uns ein Formular zur Zollerklärung aus - leider hatte sie nur Vordrucke in russischer Sprache.

Dann ging es zur nächsten Station ein paar hundert Meter weiter. Wir hielten vorher an und widmeten uns dem Ausfüllen der Zollerklärung. Wegen meiner fehlenden russischen Sprach- und Schriftkenntnisse dauerte das natürlich eine Weile. Ein junger Zollbeamter kam auf uns zu und fragte, was wir denn da so lange machen würden. Nachdem er mitbekam, dass wir die Zollerklärung nur auf Russisch vorliegen hatten, verschwand er und kam bald darauf mit einem ganzen Packen Formulare in Deutsch an. Das erleichterte mir natürlich das Ausfüllen erheblich und schon bald konnten wir dann vorfahren.

Zunächst wurden die Personenpapiere, also der Reisepass, mit dem Visum bearbeitet. Dies ging auch recht zügig vonstatten. Anschließend dann eine nachfolgende Station, nur wenige Meter weiter. Hier wurde die Zollerklärung bearbeitet. Eine strenge "Kalinka" sah sich durch ihre dicke Hornbrille die ausgefüllte Zollerklärung ganz genau an. In der Zollerklärung ist in erster Linie das Fahrzeug aufgeführt und weiterhin enthält sie Angaben zu werthaltigen Gegenständen und Devisen. Nachdem "Kalinka" die Erklärung als ordnungsgemäß angesehen hatte, dokumentierte sie dies durch eine wahre Stempelorgie auf der Zollerklärung. Eine Ausfertigung behielt sie ein und die andere erhielt ich und behütete sie bis zur Ausreise wie meinen Augapfel.

Der junge Zollbeamte widmete sich anschließend unseren Motorrädern. Seitenkoffer und Topcase musste ich eigentlich nur per forma öffnen. Kaum waren die Deckel geöffnet, winkte der Zöllner auch schon wieder ab. Er interessierte sich mehr für mein Motorrad: "Was kostet die bei euch? - mhm, neu?" "nein, gebraucht" "mhm, was wiegt die? - mhm; wie schnell fährt die? - mhm; wie schnell seid ihr bisher gefahren? - mhm usw."

Insgesamt dauerten die Formalitäten ca. 2,5 Stunden und waren aus meiner Sicht gar nicht so gewaltig, wie sie von verschiedenen Seiten immer dargestellt werden.

Nun waren wir also drin - in Russland - und waren gespannt, wie die Straßenverhältnisse sich hier in der Realität zeigen würden. Die M11 von Narva nach St. Petersburg war anfangs schon recht heftig. Schlaglöcher und aufgebrochener Teer mit Aufwölbungen erinnerten mich an die rumänische Strecke über den Prislop-Pass. Nur 115 km bis nach St. Petersburg hatten wir zu bewältigen.

Die als berüchtigt beschriebenen Polizeikontrollen haben wir zwar gesehen, aber in weitaus geringerer Anzahl wie allgemein geschildert. Lediglich 2 Kontrollen auf dem Weg nach St. Petersburg - von beiden Kontrollen blieben wir unbehelligt.

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The Hooligans St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

Roman hat in St. Petersburg Verwandschaft und mit diesen unseren Besuch abgestimmt. Wir sollten dort auch übernachten können - entweder in ihrer Wohnung in St. Petersburg oder in deren außerhalb gelegenen Datscha (Hütte). Unterwegs bekamen wir Zweifel, ob dies so klappen würde. Roman hatte mehrfach telefoniert und immer wieder den Wunsch geäußert, dass wir uns die Sehenswürdigkeiten St. Petersburgs ansehen wollten. Allerdings wurde von seinem Namensvetter aus St. Petersburg kaum darauf eingegangen.

Entgegen unserem ursprünglichen Plan, beschlossen wir, in St. Peter in einem Hostel oder Hotel unterzukommen und der Verwandschaft lediglich einen Besuch abzustatten.

Durch einen wahnsinnigen Verkehr kämpften wir uns durch St. Peter. Die Fahrweise fand ich dabei in keinster Weise chaotisch - aber der Betrieb auf den Straßen war schon gewaltig! Das hervorragend funktionierende Navi mit den kostenlosen, routingfähigen OSM-Karten erleichterte uns diese Angelegenheit enorm. Leider fanden wir keine passende freie Unterkunft. Hier waren keine Zimmer mehr frei, dort war es zu teuer und an anderer Stelle fehlte ein passender sicherer Platz für unsere Motorräder.

Scheinbar war es doch so bestimmt, dass wir direkt zur Verwandschaft von Roman sollten. Auf dem Weg dorthin fuhr auf einmal eine laut knatternde Harley neben uns. "Habt ihr euch verfahren - wo wollt ihr denn hin?" fragte Ilja, Secretary bei dem Motorradclub "The Hooligans - St. Petersburg" auf russisch. Nachdem wir unser Ziel, den Prospekt Prosveshcheniâ genannt hatten, meinte Ilja "zu dieser Zeit wird das schwierig, da steht ihr stundenlang im Stau!"

Zunächst schleuste er uns auf eine kleine Verkehrsinsel und dort hielten wir einen kleinen Plausch. Sie hätten von ihrem Club aus auch ein Hostel - aber er müsste erst nachfragen, ob dort noch Platz wäre meinte er und griff zum Handy. Es würde geklärt werden und wir sollten zunächst mal eine kleine Pause einlegen und auf einen Kaffee oder Tee mit in ihr Clubheim kommen.

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Diese Einladung nahmen wir gerne an. Ilja fuhr voraus und wir schlängelten uns zwischen den Autos durch. Wegen unserer Gepäckkoffer brauchten wir etwas mehr Platz und wenn es einmal eng wurde, ließ Ilja den Auspuff seiner Harley mit einem kurzen Gasstoß brüllen - und schon war eine Gasse frei. Die Jungs von den Hooligans in St. Petersburg scheinen in der Stadt bekannt zu sein und auch einen gewissen Einfluß zu haben. winkcool

Recht schnell erreichten wir das in irgendeinem Hinterhof in einer Halle an den Bahngleisen befindliche Clubhaus - garnicht weit vom Newski-Prospekt entfernt. Dort wurden wir von weiteren Hooligans wie alte Kumpels begrüßt. Alexej, der Präsi des Clubs meinte, dass sie leider keinen Platz mehr in ihrem Hostel frei hätten. Das Clubhaus der Hooligans wurde in Eigenleistung hergestellt und präsentierte sich in absolut sauberem Zustand. Auch herrschte Disziplin - im Gebäude bestand beispielsweise Rauchverbot - der große Aschenbecher draußen war aber gut gefüllt!

Bei Kaffee und Tee unterhielten wir uns etwas mit den Hooligans. Auf meine Frage, wie viele Mitglieder der Club hätte, antwortete Alexej ganz lapidar und kapp: "Genug!"

Nach einer Weile war es an der Zeit, Abschied zu nehmen und uns auf den Weg zu Romans Verwandschaft zu machen. Vladimir wurde abkommandiert, setzte sich auf seine Harley und führte uns auf Schleichwegen recht schnell auf den richtigen Weg.

 


Zu Besuch bei Roman's Verwandschaft in St. Petersburg

Mi. 23.05.2012

Die größeren Straßen in St. Petersburg werden Prospekt genannt. Den Prospekt Prosveshcheniâ hatten wir dann auch schnell erreicht und wurden dort von dem St. Petersburger Roman und seiner Schwester Marina begrüßt. Dann ging es in deren Wohnung. Mit hiesigen Verhältnissen ist das kaum zu messen. Ein mehrstöckiger Betonbunker in ziemlich heruntergekommenem Zustand. Mit einem Fahrstuhl, der seine besten Zeiten schon eine Ewigkeit hinter sich hatte, ging es nach oben. Ein Flur führte zur Wohnung. Diese bestand aus einem weiteren schmalen und kurzen Flur, 2 Zimmern, einer kleinen Küche, Toilette und einem kleinen Dusch-Bad. Hier lebten Roman, seine Mutter, seine Schwester Marina mit ihrem Mann und ihrem 3 jährigen Sohn. Als Luxus besaßen sie außerhalb von St. Peter eine Datscha und dort sollten wir auch übernachten. Folglich machten wir uns auch recht schnell auf den Weg zu der Hütte.

Während Roman und ich unsere Motorräder betankten, kauften Roman2 (wegen der Namensgleichheit nenne ich den St. Petersburger Roman jetzt so), seine Schwester und sein Schwager noch in einem Supermarkt ein und dann ging es ca. 30 km in nördlicher Richtung zur Hütte. Marina und ihr Mann verabschiedeten sich recht schnell.

Als erstes mussten wir Holz hacken und ein Feuer entfachen. Der Ofen war aus Klinkersteinen selbst gebaut mit einer Stahlplatte oben drauf. Zur Luftregulierung war im Kamin ein Schieber angebracht. So richtig dicht war diese ganze Vorrichtung natürlich nicht. Dichter Qualm zog zunächst durch die Hütte, bis das Feuer im Ofen richtig brannte. "Sch...., da gehen wir die Nacht mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung drauf!" entfuhr es mir. Fließendes Wasser gab es nicht in der Hütte und da Roman und ich nicht auf unsere Dusche verzichten wollten, mussten wir zunächst aus großen Wasser-Korbflaschen einen Topf füllen und das Wasser auf dem Ofen erhitzen. Die Dusche fand dann draußen mit Hilfe eines Kruges statt.

Ganze 6 Flaschen Bier hatte Roman2 eingekauft, wovon er 4 Stück selber trank. Aber es fand sich noch eine Flasche Vodka und Orangensaft, über die Roman und ich uns hermachten. Als Snack gab es getrockneten Fisch - nicht so ganz mein Fall. Scheinbar hatte Roman2 das gemerkt: "Wenn du keinen Fisch magst - ich habe noch was anderes!" Er öffnete eine Verpackung und öffnete das "Andere" - geröstete Kalamares. Wahre Begeisterungsstürme löste Roman2 bei Roman und mir aus: "Ihr habt doch bestimmt Hunger - ich habe noch Fisch in Dosen!" Angesichts dieser Aussichten verzichteten wir auf das Abendmahl und widmeten uns dem Vodka.

Als wir Roman2 dann von unserer Begegnung mit dem MC The Hooligans und unserer Fahrt durch die Stadt berichteten, meinte er: "Prima, dann habt ihr ja schon alles gesehen und könnt am Sonntag direkt von hier aus die Straße nach Finnland benutzen."

Die Zeiger der Uhr bewegten sich bereits in Richtung früher Morgen, als wir uns zur Ruhe begaben - Roman in der einen, ich in der anderen Ecke jeweils in einem großen Bett und Roman2 auf einer Couch. Gott sei Dank war zumindest die Schlafstätte sauber!

 

 


 

Von der Datscha in die City von St. Petersburg

Do. 24.05.2012

 

 

Trotz alledem gut ausgeschlafen wachte ich in der Hütte auf. Es war vom Ofen her immer noch recht warm - mir persönlich entschieden zu warm - und es roch nach Fisch! - bestialisch nach Fisch! Ich flüchtete ins Freie. Für mich stand nicht erst ab diesem Moment fest, dass ich hier nicht noch einen Tag oder gar mehrere Tage verbringen wollte. Nachdem Roman aufstand und ebenfalls nicht gewillt war, dort länger zu bleiben, suchten wir mittels der Navi-Software ein Hotel im Zentrum von Piter, wie St. Petersburg liebevoll von seinen Einwohnern bezeichnet wird.

Das M-Hotel liegt in unmittelbarer Nähe zum Nevskij-Prospekt, der ca. 4,5 km langen Prachtstraße im historischen Zentrum von St. Petersburg. Sogar eine Telefonnummer war angegeben und Roman erfuhr im telefonischen Gespräch mit der netten Katarina, dass dort sowohl freie Zimmer zu einem annehmbaren Preis (ca. 50 EUR pro Pers und Nacht inkl. Frühstücksbuffet) verfügbar, als auch ein sicherer, bewachter und im Preis enthaltener Parkplatz für unsere Motorräder vorhanden sei.

Wir packten unsere Sachen, weckten Roman2, der noch immer auf der Couch schlief und verabschiedeten uns.
Sogar der Feldweg, der in die Einöde zur Hütte - und auch wieder heraus - führte, war in der Navi-Karte enthalten und so wurden wir sicher ins Zentrum von St. Petersburg zum M-Hotel geführt. Die Verkehrsverhältnisse waren an diesem Tag auch nicht annähernd so gewaltig wie am Vortag.

Das M-Hotel präsentierte sich sehr freundlich und sauber! Auch Katarina, Maria und Olga an der Rezeption waren äußerst zuvorkommend und nett. An dieser Stelle kann ich das M-Hotel für einen Aufenthalt in St. Petersburg uneingeschränkt und wärmstens empfehlen - falls es mich irgendwann einmal wieder nach St. Petersburg verschlagen sollte, werde ich mit Sicherheit wieder hier logieren!

Nachdem wir das Zimmer bezogen und uns frisch gemacht hatten, erkundeten wir per Pedes die Stadt.

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St. Petersburg

Do. 24.05. - Fr. 25.05. - Sa. 26.05.2012

Als erstes zog es uns zum Nevskij-Prospekt, der wohl bekanntesten Straße St. Petersburgs und eine der berühmtesten Straßen Russlands. An der ca. 4,5 km langen Straße sind eine ganze Reihe von historischen, prachtvollen und beeindruckenden Bauten zu bewundern. Ebenso sind hier zahlreiche Geschäfte, Boutiquen und Cafes zu finden. Zunächst ließen wir bei einem "Baltika"-Bier die Atmosphäre der Stadt und insbesondere des Nevskij-Prospektes auf uns wirken. Der Kiosk mit Terrasse sollte zu unserer "Stammkneipe" werden. Unmittelbar daneben unterhielten einige Straßenmusiker mit guter Musik ein buntes Publikum.

Wäre nicht überall die russische Schrift auf den Reklamen zu sehen, hätte man vom Gefühl her genauso gut in einer europäischen Metropole sein können. Als "Venedig des Nordens" erinnerten mich die Kanäle eher an die Grachten in Amsterdam - zumindest bis wir zur Newa kamen. Dort war dann alles im wahrsten Sinne des Wortes etwas weitläufiger. Unser Besichtigungsprogramm spulten wir übrigens komplett per Pedes ab und sind in den wenigen Tagen in "Piter" bestimmt an die 30 km - 40 km gelaufen.

Überhaupt scheint hier alles ein wenig größer zu sein - breite Prospekte, riesige Plätze und auch viele langbeinige Schönheiten auf Stöckelschuhen mit beängstigend hohen Absätzen. Zahlreiche Schulabgänger feierten "herausgeputzt" ihren Abschluss.

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Soviele Stretch-Limos hatte ich innerhalb so kurzer Zeit noch nie gesehen, ebenso wie unzählige Luxus-Autos. Rolls-Royce, 500er AMG-Mercedes, Ferrari, BMW X6, Audi Q7, Porsche Chayenne etc. waren hier massenhaft vertreten. Aber auch alte Wolgas und Dacias waren zu sehen. Beim Überqueren des Nevskij-Prospekts hielten 2 Motorräder an und Vladimir, der uns am Vortag auf Schleichwegen durch die Stadt lotste, begrüßte uns freudig. Nach einem kurzen Plausch mitten auf der Straße verabschiedeten wir uns von ihm und setzten unseren Weg fort.

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Obwohl die weißen Nächte Mitte bis Ende Juni beginnen, setzte erst gegen 23.00 h die Dämmerung ein und auch nachts war immer noch ein heller Streifen am Horizont zu sehen. Das nachstehenden Foto wurde abends um 23.12 h bzw. gegen 24.00 h aufgenommen.

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Auf dem Schloßplatz, vor dem Winterpalast, kamen zwei junge Russinnen in Uniform auf mich zu. Ihr Angebot, sich gegen einen kleinen Obulus mit mir ablichten zu lassen, konnte ich nicht ausschlagen!

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Der Schloßplatz mit der Alexandersäule ist schon riesig und wahnsinnig weitläufig und beeindruckend.

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Einen Besuch des Winterpalastes und der Eremitage, eines der größten und bedeutendsten heutigen Kunstmuseen der Welt, ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Neben den Exponaten waren ebenso die prachtvollen Säle wahnsinnig beeindruckend. Ein asiatisches Ehepaar war von den Eindrücken scheinbar so "erschlagen" und müde, dass sie ein kleines Nickerchen in der Eremitage einlegten.

 

Weiter ging es von hier aus zur Peter-und-Paul-Festung auf der Haseninsel. Die Festungsanlage bildet den Ursprung und das historische Zentrum St. Petersburgs.

 

Später standen dann u. a. noch die Moschee und die Aurora, ein Kriegsschiff der  kaiserlich russischen Marine und Symbol der Oktoberrevolution von 1917 auf dem Programm, bevor wir wieder auf die andere Seite der Neva wechselten. Die Aurora war nicht nur bei den vielen Schulabgängern ein beliebtes Fotomotiv!

An der Auferstehungskirche vorbei gelangten wir wieder zum Nevskij-Prospekt. Auch die Isaakskathedrale durfte bei unserem Sightseeing-Programm natürlich nicht fehlen.

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kleine Diashow von der Aurora:

 

Die ganze Zeit fragten wir uns, wo die St. Petersburger, die sich die Preise in den überwiegend noblen Geschäften des Nevskij-Prospektes nicht leisten können, eigentlich einkaufen. Ursprünglich auf dem Weg zur Post entdeckten wir gar nicht so weit von der Prachtstrasse entfernt in einigen Hinterhöfen einen großen Markt - den Apraksin Dvor. Natürlich wurden wir angesprochen und gefragt, was wir suchen und ob man uns helfen könnte. Roman wollte als Souvenir für seine Söhne Fußball-Trikots kaufen. Ein "Schleuser" übermittelte uns an einen Kollegen, der uns durch ein Wirrwar von Gassen in einen Kellerladen führte. Dort wurde Roman fündig und musste den Kaufpreis nicht etwa an die Verkäufer, sondern an den "Schleuser" zahlen. Auch einen Laden mit Motorrad-Teilen fanden wir in dem Wirrwar.

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An dem Wochenende war Stadtfest in Piter. Jedes Jahr zum 27. Mai wird die Gründung von St. Petersburg gefeiert - wir erlebten den 308. Geburtstag live mit. Den Nevskij-Prospekt hatten sie komplett für Fahrzeuge gesperrt und Menschenmassen flanierten über die Prachtstraße. Überall wurden die Menschen mit Musik und sonstigen Darbietungen unterhalten. Für die Sicherheit sorgte neben der Polizei auch das Militär. Scheinbar hatten diese aber nichts zu tun. So eine friedliche Stimmung bei solchen Menschenmassen hatte ich bisher selten erlebt. Die ganzen Tage in St. Petersburg hatte ich keinen Augenblick das Gefühl von Unsicherheit oder gar Bedrohung! Wir ließen uns von der ausgelassenen Stimmung anstecken und fanden erst spät in der Nacht den Weg ins Hotel.

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St. Petersburg - Finnland

So. 27.05.2012

 

 

Leider hieß es schon wieder Abschied nehmen von St. Petersburg. Scheinbar waren die meisten St. Petersburger noch etwas müde von der Geburtstagsfeier der Stadt. Zumindest präsentierten sich die Prospekte an diesem Morgen mit relativ wenig Verkehr. Je weiter wir aus Piter rauskamen, umso schlechter wurden die Straßen.

Wir folgten der parallel zur M10 verlaufenden A125 in nordwestlicher Richtung. Bei Vyborg wechselten wir dann auf die M10 bis zur finnischen Grenze. Auch an diesem Tage blieben wir von russischen Verkehrskontrollen weitestgehend verschont. Lediglich 2 Kontrollen bekamen wir zu Gesicht. Bei der Ersten wurden wir sogleich durchgewunken. Bei der Zweiten mussten wir anhalten und wurden nach unseren Reisepässen gefragt. Doch bevor wir diese aus unseren Taschen gezogen hatten, durften wir schon wieder weiterfahren. Die teilweise in diversen Foren beschriebenen schikanösen Kontrollen mit Abzocke können wir nach unserer Erfahrung in keinster Weise bestätigen.

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An der Grenze angekommen waren die Grenzformalitäten auf der russischen Seite ruck-zuck erledigt. Irgendeine "Kalinka" versah jeden der zahlreichen Stempel unserer Zollerklärung mit einem Kontrollstempel und nach nicht einmal 10 Minuten fuhren wir durchs Niemandland zu der finnischen Grenzabfertigung. Die Finnen ließen sich wesentlich mehr Zeit mit der Abfertigung. Aus der Warteschlange wurden per Ampelschaltung immer 5 Fahrzeuge bis zur Schranke vorgelassen. Dort angekommen, mussten die Fahrzeuge verlassen werden und eine Polonaise begab sich ins Zollgebäude. In einem erhöhten "Kiosk" saßen dann die Grenzbeamten und verglichen gaaanz streng die Fotos der Reisepässe mit der Wirklichkeit. Scheinbar bestand hier bei uns kein allzu großer Unterschied - mit einem kurzen Nicken des Grenzbeamten konnten wir unseren Weg fortsetzen. Durch den Hinterausgang ging es wieder zu den Fahrzeugen, die Schranke öffnete sich und wir waren drin - in Finnland.

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Finnland präsentierte sich mit viel Wald, geraden Straßen, wenig Verkehr und unverschämten Preisen - nicht nur für alkoholische Getränke!. Eine 0,33l Dose Cola an der Tankstelle schlug beispielsweise mit sagenhaften 3,50 EUR - in Worten: Drei Euro und fünfig Cent - zu Buche. Gut, dass wir uns in St. Petersburg noch mit dem leckeren und preiswerten "Baltika-Bier" eingedeckt hatten!

Vor Helsinki - in Porvoo - suchten wir uns ein Quartier und ließen den Tag ausklingen.

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Helsinki & Fähre nach Stockholm

Mo. 28.05.2012

 

 

Bis nach Helsinki waren es nur noch wenige km. Dort angekommen fuhren wir zunächst zum Fährhafen. Die Zeit bis zum Einchecken verbrachten wir im Hafenviertel. An einem Marktstand entdeckte Roman ein witziges T-Shirt. Vom Baltikum und von St. Petersburg waren wir gewohnt, um den Preis zu feilschen. Das T-Shirt war mit 12 EUR ausgezeichnet und wir starteten einen Versuchsballon mit "I give you eight Euro for this Shirt!". Von dem etwas kleineren, etwas fülligeren, etwas stark blondierten Standbetreiber alá D.J. Bobo bekamen wir die äußerst unfreundliche Antwort: "Why you give me eight ??? - My Price is twelve!!!!" Sprach er und drehte uns seine ebenfalls etwas fülligere Rückseite zu.

Bis zum Einchecken auf der Silja Serenade hatten wir noch etwas Zeit und so schauten wir uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten der finnischen Hauptstadt an - darunter natürlich den unmittelbar beim Hafen am Senatsplatz befindlichen Dom sowie die Uspenski-Kathedrale, die größte orthodoxe Kirche in Westeuropa.

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Nachdem die "Silja Serenade" freigegeben wurde und ihr Bauch sich öffnete ging das Einchecken schnell und problemlos vonstatten. Ebenso schnell hatten wir unsere Kabine bezogen und machten uns zu einem Erkundungsgang auf. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Helsinki wurden wir noch einige Zeit von gut motorisierten Schlauchbooten des finnischen Zolls begleitet, die unsere Fähre zum Üben von Anlegemanövern in Fahrt benutzten.

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Glücklicherweise hatten wir bereits im Vorfeld die Verpflegung auf der Silja Serenade mitgebucht. Was dort zum Abendbuffet aufgetischt wurde, war schon äußerst beeindruckend und alleine das Probieren einiger Delikatessen geriet bereits zur Völlerei.

Nach einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang über die ganze Fähre begaben wir uns schließlich zur Ruhe.

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Stockholm - Kisa

Di. 29.05.2012

 

 

Nach dem leckeren und reichhaltigen Frühstück bestaunten wir von Deck aus, wie die Fähre sich zwischen den vielen kleinen Inseln vor Stockholm durchschob. Es dauerte eine ganze Weile bis wir anlegten und der Bauch der Silja Serenade sich schließlich öffnete. Da wir in Helsinki zuerst in das unterste Deck einfahren durften, mussten wir bei der Ausfahrt leider bis zum Schluß warten.

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In Schweden fanden wir die Strecke wieder ansprechender - die teils kleinen und kurvigen Straßen waren schon eher nach unserem Geschmack. Viele Straßen schlängeln sich um die zahlreichen Gewässer. Nach Skanssundet gelangten wir über die gleichnamige Straße. Hier mussten wir 20 Minuten auf die Abfahrt der Fähre warten - dafür war die Benutzung dieser zur Abwechslung aber kostenfrei! Nach ca. 400 Meter Überfahrt konnten wir die Fähre wieder verlassen. Weiter schlängelte sich die Straße in Richtung Südwesten.

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Auf der weiteren Strecke bekamen wir sogar Elche zu Gesicht! Schließlich erreichten wir Kisa und hielten hier Ausschau nach einer Herberge für die Nacht.

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Kisa - Kopenhagen

Mi. 30.05.2012

 

 

Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück zog es uns weiter in den Südwesten von Schweden. Die Landschaft wurde flacher und riesige Felder säumten die Straßen.

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Schon vor Malmö erblickten wir die riesige Öresundbrücke. Es dauerte dann aber doch noch eine ganze Weile, bis wir die östliche Rampe erreichten. Die weltweit längste Schrägseilbrücke für Straßen- und Eisenbahnverkehr kann durchaus als weiteres Weltwunder angesehen werden. Die östliche Rampe führt über ca. 4 km auf die eigentliche Öresundbrücke, die nach etwa 1 km in die ca. 3 km lange westliche Rampe übergeht. Diese endet auf der künstlich aufgeschütteten Insel "Peberholm". Von hier aus geht es durch einen ca. 4 km langen Unterwassertunnel nach Kopenhagen. Um die Anflugschneise des Kopenhagener Flughafens nicht zu beeinträchtigen, war der Tunnel erforderlich. Leider gab es keinen "Aussichtspunkt" um in Ruhe Fotos von der beeindruckenden Brücke machen zu können. Also musste der Standstreifen hierzu herhalten.

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Kaum waren wir in Dänemark wurde das Wetter schlechter und bei der Fahrt durch Kopenhagen begann es zu tröpfeln. Vom Erscheinungsbild her erinnerte Kopenhagen mich sehr an niederländische Städte - nicht nur durch den Baustil der Häuser und die vielen Fietsen (Fahrräder).

Einige km außerhalb von Kopenhagen in Greve-Strand buchten wir uns wieder in einem Hotel ein. Dem Hotel angeschlossen war ein Steakhouse mit Bistro. So kurz vor Abschluss der Reise wollten wir uns was Gutes tun und dachten dabei zunächst mal an ein großes saftiges Steak. Allerdings verschlug der auf der Speisekarte dafür vorgesehene Preis uns glatt die Sprache. Umgerechnet sollten wir dafür happige 37 Euro bezahlen - pro Steak natürlich! Das überstieg dann doch unser Budget und so gönnten wir uns einen "preiswerten" Burger, der "nur" mit 15 Euro zu Buche schlug. Wir fragten uns, ob die Menschen in Skandinavien wirklich so viel mehr Lohn kassieren, dass sie sich diese Preise leisten können.

Auf diesen Schreck hin, machten wir uns über die letzen beiden Flaschen des leckeren russischen Baltika-Bieres her. Ein kleiner Spaziergang an den nur wenige Meter entfernten Strand rundete diesen Abend ab.

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von Kopenhagen über Hamburg nach Hause

Do. 31.05.2012 u. Fr. 01.06.2012

 

 

Dunkle Regenwolken und auch ein paar Tropfen begrüßten uns am Morgen. Zunächst fuhren wir auf der Landstraße weiter Richtung Süden. Doch schon bald regten uns die vielen Ampeln und die schnurgerade Streckenführung auf. "Dann können wir auch die Autobahn nehmen!" waren Roman und ich uns schnell einig. Die E47 führte uns dann ohne nervige Ampeln zügig nach Rodby zur Fähre nach Puttgarden. Ein letztes Mal auf dieser Tour die Motorräder im Bauch einer Fähre verzurren und schon verließen wir Dänemark.

Auf Fehmarn in Deutschland angekommen, wurden die Wolken immer dunkler. So schauten wir, dass wir schnell nach Hamburg zu unserer letzten Station der Tour kamen. Unmittelbar am Rande der Altstadt bezogen wir Quartier. Kaum hatten wir die Motorräder in der Tiefgarage geparkt, öffneten sich die Wolken und es regnete was das Zeug hielt. Das hielt uns natürlich nicht davon ab, nach der Stärkung durch ein saftiges Steak (wesentlich preiswerter als in Dänemark!), einen Reeperbahnbummel zu unternehmen. In der kurzen Zeit hier in Hamburg sahen wir mehr Obdachlose wie auf der ganzen übrigen Tour.

Nach einem letzten ausgiebigen Frühstück machten wir uns dann auf den Heimweg. Der Regen hatte zwar aufgehört aber dunkle Wolken zogen immer noch am Himmel vorbei. Also erst mal auf die Regenkombi verzichtet und los. Kurz vor Hannover auf dem Rastplatz Allertal verabschiedete ich mich von Roman. Die ein und andere Schauer begleitete mich die restlichen Kilometer. Erst im Rheintal angekommen wurde es etwas besser. Von der Autobahn hatte ich genug und so fuhr ich die letzte Strecke durch das Ahrtal und am Nürburgring vorbei auf Landstraßen nach Hause.

 

 

 


 

persönliches Fazit

  • die Tour "lebte" mehr von den Städten als durch wirklich anspruchsvolle Strecken
  • viele Straßen waren wie mit der Schnur gezogen
  • auch die Schotterstrecken waren in sehr gutem Zustand und oftmals ebenfalls schnurgerade
  • mit englischen Sprachkenntnissen ist die Tour sehr gut durchführbar - selbst in St. Petersburg kommt man bestens damit zurecht
  • obwohl sicherlich einige Menschen im Baltikum der russischen Sprache mächtig sind, bevorzugen sie scheinbar lieber die englische Sprache. Hier zeigen sich noch einige Schatten der Vergangenheit
  • wahnsinnig beeindruckend fand ich St. Petersburg - gespickt mit Sehenswürdigkeiten von denen wir in der Kürze der Zeit nur einen Bruchteil besichtigen konnten
  • ebenso wahnsinnig fand ich Skandinavien - hauptsächlich von den Preisen her
  • die Einreise nach Russland war problemlos - zumindest nachdem ich das Formular auch in deutscher Sprache erhielt
  • von den teilweise anderweitig berichteten schikanösen Verkehrskontrollen in Russland war weit und breit nichts zu sehen
  • die kostenfreien OSM-Karten boten auch in Russland eine sehr gute Hilfe - selbst kleinste Feldwege waren verzeichnet

 

 

2011 - Rumänien - Juli

Teilnehmer:

Marlene

Marlene

Marlene Transe

Honda XL 700 VA - Transalp

Joerg

Jörg

Joerg gs

BMW R 1100 GS

Adi

Adi

Adi gs

BMW R 1200 GS

Gerd

Gerd

Gerd gs

BMW R 1200 GSA

 


Vorbereitung

für 2011 zog es mich wieder nach Rumänien.

Alte Freundschaften vertiefen - neue Strecken erkunden - etwas Schotter unter die Räder nehmen!

Im Moselbikers-Forum hatte ich seit meiner 2008er Tour derart über Rumänien geschwärmt, dass sich mit Marlene und Jörg schnell zwei "Mitstreiter" fanden.

Also machten wir uns an die Planung. Leider bietet die ÖBB keine Möglichkeit mehr an, um in Düsseldorf ein Fahrzeug nach Wien verladen zu können. Und erst auf eigenen Rädern nach Hamburg zu fahren um dann mit dem Zug nach Wien zu fahren, machte auch keinen rechten Sinn. Allerdings wollten wir auch nicht die gesamte Anfahrt auf den Motorrädern bewältigen. Die Lösung: Anfahrt mit Pkw und Motorradanhänger. Mein Motorradanhänger war zwar mit 3 Standschienen versehen, aber 2 Kühe und eine Transe bauen doch etwas breit. Folglich suchten wir nach einer Möglichkeit, wie der Anhänger umgebaut werden kann, damit auch 3 größere Moppeds drauf passen. 2011 07 02 14 56Glücklich, wer einen Nachbarn hat, der aus dem Fach Metallbau kommt und zuhause eine kleine Werkstatt sein eigen nennt. Hendrik schaffte eine Möglichkeit, nach der die Standschienen auf dem Motorradanhänger sowohl über die Anhängerbreite als auch über die Länge des Anhängers variiert werden können. Für die beiden BMW´s und die Transalp war es zwar etwas eng, aber es ging!

Klar war, dass wir zumindest einen Teil der Red-Bull-Romaniacs live vor Ort erleben wollten. Schnell einigten wir uns auf eine Rundreise, ein paar Tage die Romaniacs und ein paar Tage in und um Sighisoara.

Mein rumänischer Freund Adi war ganz begeistert von unseren Plänen. Die Unterstellung des Pkw mit Anhänger bei ihm in Sighisoara sollte absolut kein Problem darstellen. Außerdem wollte er uns ein paar Tage mit seiner neu angeschafften BMW 1200 GS auf unserer Tour begleiten.

Zur Streckenplanung griffen wir auf meine Rumänienkarten und die Navisoftware zurück. Tagesetappen von ca. 300 km haben sich bisher ebenfalls auf allen meinen Touren bewährt. Klar war uns von Anfang an, dass wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht das ganze Land bereisen konnten. Da Marlene und Jörg noch nie in Rumänien waren, wählten wir einen Mix aus Strecken, die ich teilweise bereits 2008 befuhr und auch für mich neuen Strecken.

Nachstehend ein paar Planungshilfen:

Allgemeine Info-Seiten im Internet:

www.karpatenwilli.com

www.rumaenien-tourismus.de

Auswärtiges Amt

Reiseberichte:

www.bikerdream.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.aufspur.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien - im Januar!!!

www.elisabeth-tom.ch - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.g-rider.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.fritz69.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.im-osten-was-neues.de.tl - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.land-streicher.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.dunehoppers.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.geo-reisecommunity.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

Sprachführer:

Kauderwelsch Band 52, Rumänisch - Wort für Wort, Reise Know-How Verlag, Bielefeld, ISBN-13: 978-3-89416-535-2

Kartenmaterial:

Autokarte Rumänien-Moldau, 1:650.000, Marco-Polo, ISBN-13: 9783829730310

Motorradkarte Rumänien, 1:600.000, Kartographie und Verlag Huber, ISBN-10: 3-9808364-7-9


Die Strecke

 


Anfahrt

2011 07 03 05 26Am 03.07.2011 machten wir uns vollbepackt um 05.30 Uhr in der Frühe auf den Weg. Knapp 1.900 km lagen vor uns. Über Kaiserslautern, Hockenheim, Heilbronn und Nürnberg ging es Richtung Osten. Bereits gegen 19.00 Uhr erreichten wir über Wien die ungarische Grenze. Durch die flache Puszta kamen wir in den frühen Morgenstunden in Rumänien an. Das Fahren bei Nacht in Rumänien war anfangs schon etwas abenteuerlich. Zahlreiche LKW´s donnerten mit ihrer jeweiligen Höchstgeschwindigkeit über die Straßen und auch durch die Dörfer. Langsamere Fahrzeuge werden dabei wirklich gnadenlos überholt. Nach kurzer Zeit hatten wir es aber ganz gut raus, "mit dem Strom mitzuschwimmen". Problemlos erreichten wir Sighisoara.

 

 

 

 

 

 

04.07. - Sighisoara

Bereits morgens um 07:45 h Ortszeit kamen wir in Sighisoara an.

Die Dentallabor-Praxis von Adi hatten wir dann auch recht schnell gefunden. Die Straße hatte ich sofort wiedererkannt, aber nach dem Haus musste ich dann doch schon etwas schauen. Eine von Adi´s Angestellten war schon fleißig bei der Arbeit und meinte, dass er so früh noch nicht da wäre. Er käme immer erst, wenn er wach wäre und Lust hätte. Dafür ist er halt der Chef! Also haben wir ihn per Telefon aus dem Bett, oder besser gesagt unter der Dusche, heraus geklingelt. Vollkommen überrascht, dass wir schon da waren, stand er kurz danach vor uns. „Du bist verrückt, die Nacht durchzufahren!“ begrüßte er uns aufs herzlichste.

2011 07 04 08 49Zuerst stärkten wir uns bei einem Frühstück, fuhren anschließend zur Pension, luden die Motorräder vom Anhänger und packten unsere Sachen aus. Auto und Anhänger konnten wir für die gesamte Zeit unseres Rumänienaufenthaltes sicher im abgesperrten Hof der Pension parken.

Aus Gewichtsgründen - um die Deichsellast des Motorradanhängers im Rahmen zu halten - hatten wir Jörgs und meine BMW mit fast leerem Tank transportiert. Zunächst fuhren wir daher zum Auffüllen an die Tankstelle und anschließend eine kleine Runde durch Sighisoara.

Wieder in der Pension angekommen legten wir uns ein paar Stunden zum Schlafen hin. Die nächtliche Anfahrt hatte uns doch etwas mitgenommen.

Nachmittags zog es uns zu einer ersten Besichtigung per Pedes in die Altstadt von Sighisoara. Mittlerweile hatte es auch angefangen etwas zu regnen. Das zum Unesco Weltkulturerbe zählende historische Zentrum von Sighisoara wurde in den letzten Jahren stil- und eindrucksvoll renoviert.

 

Adi musste noch arbeiten und wir trafen uns später in einem Café.

Abends holte Adi uns mit seinem Mercedes S-Klasse ab und wir fuhren zum Essen nach Danes ins Ressort Dracula – großer Komplex mit super gepflegtem Rasen, Pferdezucht, Straußvögel, Schweine, Ziegen, Schafe etc. – ein kleiner Privatzoo. Natürlich ist der Eigentümer mit Adi bekannt.

Das Essen war sehr lecker und mehr als reichlich. Die Riesenportion passte nicht auf den Teller und schaute über den Tellerrand hinaus. Übrigens waren die Preise im Verhältnis zur deutschen Gastronomie immer noch sehr, sehr günstig!

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05. 07. - sächsische Dörfer und Sibiu

 

 

Eine kleine Rundfahrt um Sighisoara stand heute auf dem Programm. Adi führte uns dabei "in alte vergessene Dörfer". Teilweise schienen die Zeiger der Zeit dort für eine ganze Weile stillgestanden zu haben. Überhaupt ist Rumänien nach wie vor ein Land mit gewaltigen Gegensätzen. Moderne trifft das Altertum könnte man sagen. Zwischen den Städten und dem Land herrschen schon teils gewaltige Unterschiede. 

Unter anderem schauten wir uns alte Kirchenburgen und Klöster in Agnita, Medias und Biertan an.

2011 07 05 11 52-01Adi sammelt alte Schilder und in einem Dorf entdeckte er ein altes Schild der Provinziale Versicherung, welches an einer Hauswand verschraubt war. 2 Jungen, die mit einem Pferd vorbeikamen, drückte er mein Leatherman in die Hand und mangels einer Leiter musste dann der Pferderücken herhalten, um das Schild abzuschrauben. Gegen einen Geldschein wechselte das Schild zum strahlenden Adi.

Natürlich besuchten wir auch Sibiu. In Andy´s Cafe "Come in & find out" stärkten wir uns mit einem Kaffee.

Unser Abendessen nahmen wir in Biertan in einem Restaurant direkt an der alten Klostermauer ein.

Wieder in unserer Pension angekommen, machten wir noch eine Flasche Wein auf und widmeten uns noch etwas dem Würfelspiel.

 

 

 

 

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06.07. Sighisoara - Târgu Neamt

 

2011 07 06 12 29Mittwochs starteten wir unsere Rundreise. Adi begleitete uns zum Start unserer Rundreise. Er bedauerte es sehr, dass er nur den einen Tag mit uns fahren konnte und bereits am nächsten Tag wieder zurück in seine Praxis fahren musste. Entlang des Tarnava Mare River fuhren wir von Sighisoara aus nordöstlich.

 

 

 

Bevor wir uns auch an diesem Tag einigen Klöstern auf der Route widmeten, warteten mit dem Lacul Rosu (roter See) sowie der Bicaz Klamm gleich zwei Höhepunkte auf uns.

 

 

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Bei der Besichtigung der Klöster Secu, Sihastria, dem Kloster Neamt, welches die älteste Mönchsgemeinde beherbergt, und dem Kloster Agapia meinte Adi irgendwann: „Was willst du jetzt Klöster besichtigen? Das kannst du machen, wenn du 80 Jahre alt bist!“ Damit hat er aber wohl nur zum Teil Recht. Wer weiß, ob wir mit 80 Jahren überhaupt noch was von Klöstern mitbekommen.

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Auf einer kurzen Strecke tauschten Adi und ich unsere Motorräder. Adi war von der Adventure restlos begeistert, wobei ich jetzt nicht so einen großen Unterschied zwischen der normalen GS und der Adventure feststellen konnte. Abends fanden wir in Targu Neamt eine nette Unterkunft und ließen es uns bei hervorragendem Essen und einigen Bierchen gutgehen. „Eden“ hieß die Pension und der Name war hier wohl Programm!


07.07. Târgu Neamt - Viseu de Sus

 

2011 07 07 09 58Leider mussten wir nach einem guten Frühstück schon wieder Abschied von Adi nehmen, der sich auf den Weg in seine Praxis machte. Marlenen, Jörg und ich hatten immer noch nicht genug von Klöstern. Wenn wir schon mal in der Gegend sind, wollten wir natürlich auch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen. Als nächstes stand das Kloster Humor auf dem Programm. Die Klosterkirche „Adormirea Maicii Domnului“ wurde 1993 gemeinsam mit weiteren Moldau-Kirchen in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Anschließend verließen wir an einer Abbiegung die befestigte Straße und folgten einer Schotterpiste. Als wir kurz darauf durch ein Dorf fuhren, wunderten wir uns darüber, dass einige Bewohner wiederum uns verwundert ansahen und erstaunt den Kopf schüttelten. Warum, sollten wir bald erfahren. Der Schotter wurde immer gröber und bald war kein Zeichen von Zivilisation mehr zu sehen. Über größer werdende Steine führte die Strecke nun steil bergab, bis ein größerer Abschnitt von Schlamm und Matsch vor uns lag. Hut ab vor Marlene, die erst vor einem Jahr den Motorradführerschein erwarb und sich mit ihrer Transalp mehr als wacker hielt. Für den Schlamm waren unsere Reifen nicht wirklich geeignet. Das Profil setzte sich sofort zu. Aber ein zurück gab es nicht mehr. Den „Point of no return“ hatten wir schon vor einer Weile passiert. Also vorwärts, Augen auf und durch. 2011 07 07 12 52-01In der Gegenrichtung versuchte ein Kleinbus erfolglos sich dort hoch zu arbeiten. Nun denn, zumindest wo der hochkam, würden wir auch runterkommen. Rutschend und schlingernd bewegten wir uns bergab und keiner von uns konnte es vermeiden, irgendwann sein Motorrad derart in Schräglage zu bekommen, dass es mit dem ganzen Gepäck und Gewicht einfach nicht mehr zu halten war und er es auf die Seite legen musste.

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Aber letztendlich ging alles gut und ohne Schäden erreichten wir nach einigen Kilometern wieder Asphalt unter den Reifen. Danach stärkten wir uns erstmal mit Kaffee und Kuchen und mussten erst mal wieder den kirchlichen Beistand auffrischen. Hierzu besuchten wir weitere Moldauklöster, dabei durfte das Kloster Sucevita am Ciumarna Pass natürlich nicht fehlen. Eine Nonne, die ich auch schon 2008 hier getroffen hatte, fragte, wo wir noch hinwollten. Da wir für den nächsten Tag eine Fahrt mit der Wassertalbahn von Viseu de Sus auf dem Programm hatten und heute noch die Fahrkarten dafür kaufen mussten, wollten wir schon noch diesen Ort erreichen. „Das wird dann aber spät werden! Die Strecke über den Prislop-Pass ist sehr schlecht!“ meinte die freundliche Nonne und bot uns eine Unterkunft vor Ort an.

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Kurze Zeit später spürten wir, dass die Nonne eher noch untertrieben hatte. Eine verdichtete Schotterstrecke wäre vermutlich wesentlich besser gewesen, wie diese mit Kratern und aufgebrochenem Asphalt übersähte Straße, die ihren Namen nun wirklich nicht mehr verdiente. Die Vordergabel von Marlene´s Transalp schlug immer heftiger durch und an ein schnelles Vorankommen war in keinster Weise zu denken. Wir wollten aber unbedingt noch Viseu de Sus erreichen, dort im Zughotel einchecken und auch die Fahrt mit der Wassertalbahn für den Folgetag klarmachen. Kurzerhand habe ich das Fahrwerk meiner Adventure auf den Geländemodus sowie mich selbst auf die Fußrasten gestellt und bin vorgefahren. Nach einiger Zeit hatte ich die passende Geschwindigkeit gefunden und es machte sogar riesig Spaß!. Bei 80 bis 90 km/h bügelte das Fahrwerk die meisten Unebenheiten einfach weg – bei größeren Kratern in der Fahrbahn musste ich entweder ausweichen oder halt doch die Geschwindigkeit verringern. Letztendlich erreichte ich „just in time“ kurz vor Toresschluss die Station der Wassertalbahn. Die nette und freundliche Chefin sprach sehr gut Deutsch – kein Wunder ist sie doch mit einem Bayern verheiratet – und das günstige Angebot 210 LEI für 2 Übernachtungen im Schlafwagen mit Frühstück, 1 Abendessen und die Fahrt mit der Wassertalbahn fand erst meinen und später auch Marlene´s und Jörg´s Gefallen. Nach einiger Zeit trafen auch diese wohlbehalten ein und nach dem einchecken stärkten wir uns in einem Lokal im Ort bei leckerem Essen.

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08.07. Wassertalbahn

2011 07 08 07 12Heute wollten wir die Motorradsitzbank mit einem Zugabteil tauschen und ein Bahnabenteuer in den Karpaten erleben. Nach einem sehr guten Frühstück erlebten wir das Schauspiel mit der Dampflok. 2011 07 08 07 52-01Der Zug war so gut wie ausgebucht und schon ging es los durch das urtümliche Wassertal. Die Waldbahn von Viseu de Sus liegt im Norden Rumäniens unmittelbar an der ukrainischen Grenze. Sie ist ein einzigartiges technisches Kulturgut: Auf einem Streckennetz von knapp 60 Kilometer Länge verkehren – neben Dieselloks – bis heute holzbefeuerte Dampflokomotiven, womit die CFF Viseu de Sus (Caile Ferate Forestiere) weltweit wohl die letzte echte Waldbahn mit Dampfbetrieb darstellt. Die Schmalspurbahn führt kurvenreich, über Brücken und durch Tunnels, entlang dem Wasserfluss in ein wildromantisches Karpatental. Die Bahn erschließt ein riesiges Waldgebiet, wo weder Strassen noch Dörfer existieren, dafür aber Bär und Wolf heimisch sind. Als Anfangs die Urwälder erschlossen wurden, flössten deutschsprachige Kolonisten das geschlagene Holz hinunter nach Viseu de Sus in die Sägewerke. 1932 begann man mit dem Bau der Waldbahn, die gegenüber der Flösserei einen enormen technischen Fortschritt bedeutete. Damals waren vor allem im Karpatenraum Waldbahn sehr verbreitet. Das Funktionsprinzip dabei war denkbar einfach. Am Wasserlauf entlang wurden die leeren Holztrucks von den kleinen Loks bergauf gezogen und die schwer beladenen Züge konnten dann bergab ins nächste Sägewerk rollen. In Rumänien existierten 1970 gut 3.600 km Waldbahnstrecken und bis 1986 wurden sogar noch neue Dampflokomotiven gebaut. Ende der 80er Jahre gab es noch immer 15 „CFF´s“ mit einem Streckennetz von rund 1.000 Kilometern. Heute ist die Wassertalbahn die einzige noch funktionierende Waldbahn Europas – alle anderen Strecken sind mittlerweile stillgelegt. Die CFF Viseu de Sus gilt als private Werkbahn. Um die Dampflokomotiven für Personenzüge möglichst lange betriebsfähig erhalten zu können, werden vor den Produktionszügen mittlerweile mehrheitlich Dieselloks eingesetzt. Von Frühling bis Herbst verkehrt mehrmals in der Woche ein Dampfzug für Touristen ins Wassertal bis zur Station Paltin und zurück. Die genauen Abfahrtszeiten sowie Infos über Sonderzüge findet man unter www.cffviseu.com. Die Fahrt war äußerst entschleunigt und alle paar Meter fanden sich Fotomotive en Masse. Kühlung fanden die Dampfloks dadurch, indem einfach Wasser mit einem Schlauch aus dem angrenzenden Wasser entnommen wurde. Auch das Wasser zur Dampfaufbereitung wurde auf diese Art den Loks zugeführt. In Paltin angekommen, fanden wir eine große Barbecue-Landschaft vor. Neben der Möglichkeit, hier selbst mitgebrachtes auf den Grill zu legen, hatte man auch die Gelegenheit, sich an einem urigen Imbisstand zu versorgen. Abends ließen wir uns im Zugrestaurant das sehr leckere Essen schmecken, bevor wir uns nach einem erlebnisreichen Tag zur Ruhe begaben. 

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09.07. Viseu de Sus - Cluj Napoca

 

2011 07 09 09 04Bevor wir losfahren konnten, mussten wir erst die vordere Radabdeckung von Marlene´s Transalp abbauen, um die Räder von dem festgebackenem Schlamm, den wir uns 2 Tage vorher "eingefahren" hatten, zu befreien. Die Fahrt nach Sighetu Marmatiei führte uns durch das Iza-Tal. Orte mit alten Holzkirchen und geschnitzten Haustüren prägten das Bild.

 

 

 

 

 

 

 

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Obwohl die Straßen eher einem Feldweg glichen, freute Marlene sich darüber, dass heute kein off-road angesagt war. In Sighetu Marmatiei überlegten wir kurz, ob wir nicht doch einen Abstecher in die nur einen Steinwurf entfernte Ukraine machen sollten. Allerdings schreckten uns die wahrscheinlich zu erwartenden Grenzformalitäten ab und wir fuhren zum nordwestlichsten Punkt unserer Tour – zum lustigen Friedhof von Sapanta. Der Friedhof ist bekannt für seine bunten Kreuze und ein Besuch darf eigentlich auf keiner Rumänienreise fehlen. Die Bemalungen zeigen lustige Szenen aus dem Leben oder dem Beruf der Verstorbenen. Die Philosophie des Friedhofes unterscheidet sich von den Kulturen anderer Völker, in denen der Tod als eine traurige Veranstaltung gesehen wird und erinnert an die dakische Kultur, in der der Tod ein Grund zur Freude war, weil die verstorbene Person ein besseres Leben erreichen kann.

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Von Sapanta aus mussten wir wieder zurück und von Sighetu Marmatiei aus folgten wir nun der DN18 in Richtung Süden. Durch eine traumhaft schöne Landschaft aber fast ebenso schlechte Straßen kamen wir zu unserem Etappenziel Cluj Napoca oder auf Deutsch Klausenburg. Die 300.000 Einwohner-Stadt empfing uns mit Großstadt-Flair. Unterkunft fanden wir im Hotel Meteor und auch für unsere Motorräder fand sich eine adäquate Bleibe. An den Gästen vorbei manövrierten wir diese in den Innenhof. Abends flanierten wir etwas durch die Fußgängerzone, stärkten uns mit Pizza und Cocktails und schauten dem Bunten Treiben in der Stadt eine Weile zu, bevor wir uns zur Ruhe begaben.

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10.07. Cluj Napoca - Deva

 

 

2011 07 10 09 06Von Klausenburg aus fuhren wir zunächst in südwestlicher Richtung. Je weiter wir uns von der Metropole entfernten, um so schöner wurde die Landschaft. Das Apuseni-Gebirge war ein weiterer Leckerbissen auf unserer Tour. Kleine Sträßchen mit Schotter und Split führten uns durchs Gebirge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Marisel auf 1.300 m Höhe fand ein großes traditionelles Fest statt. Hier mussten wir natürlich Rast machen. Neben Gebrauchsgegenständen wie Töpfen und Pferdegeschirr wurden auch Spielsachen und jede Menge Kulinarisches angeboten. Dabei scheinen die Menschen dort einen kräftigen Appetit zu haben – zumindest gemessen an den Unmengen von Fleisch, was auf diversen Grills vor sich hinbrutzelte. Die DN 76 führte uns von Brad nach Deva. Eine Auffahrt zur Burg war leider nicht möglich. Lediglich eine Zahnradbahn führte hinauf, wobei wir zu deren Benutzung keine Lust verspürten. Wir fuhren weiter und suchten uns ein paar Kilometer hinter der Stadt ein Quartier für die Nacht. 

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11.07. Deva - Eisernes Tor

 

Heute wollten wir zum Eisernen Tor, dem Durchbruchstal an der Donau. Leider führte keine Strecke durch die Berge, so dass wir uns durch die Ebene kämpfen mussten. Wie am Vortag auch, war es sehr heiß und wir wären weitaus lieber in den Bergen geblieben. Ein erfrischendes Bad in der Donau sollte aber schon als Belohnung der Tagesstrapazen als Belohnung auf uns warten. Touristisch interessant war lediglich der Besuch der Burg in Hunedoara.

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12.07. Eisernes Tor und Serbien

 

2011 07 12 06 48-02Für heute stand eine kleine Rundtour entlang des Eisernen Tor´s und durch Serbien auf dem Programm. Von unserer Unterkunft aus fuhren wir nach Orsova und auf der DN 6 an der Donau, die hier die Grenze zu Serbien bildet - entlang. Kurz vor Drobeta Turnu Severin führte eine Straße über das Kraftwerk „Eisernes Tor 1“ nach Serbien. 1972 zum Zeitpunkt der Fertigstellung zählte das Kraftwerk als weltweit größtes Flusskraftwerk der Welt mit einer Engpassleistung von 2.052 Megawatt. Oberhalb der Staumauer entstand durch den Rückstau der 150 Kilometer lange Djerdapsee. 2011 07 12 09 35

 

 

 

Die Grenzformalitäten stellten sich als äußerst unproblematisch dar.. Auch hier gewährte man uns als Motorradfahrern einen Sonderbonus – wir durften an der wartenden Autoschlange vorbei zur Grenzstation vorfahren. Mit einem freundlichen „Dobar dan“ wurden wir begrüßt, bekamen einen Stempel in unseren Reisepass gedrückt und schon waren wir drin – in Serbien.

 

Die weitere Fahrt entlang der Donau bot uns beeindruckende Ausblicke – unter anderem auf das Kloster Mraconia und auf Decebal, den letzten dakischen König.

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Ein Stück hinter Golubinje auf der Uferstraße M25.1 bogen wir links ab und schraubten uns über eine kurvenreiche Schotterstrecke den Berg hinauf. Hier mussten wir an Adi´s Ausspruch denken: „Serbien – totes Land!“ Auch in dieser Einöde leben Menschen. In Miroc, eher einer kleinen Ansammlung von Häusern als einem Ort, brannten einige Kohleöfen und produzierten Nachschub für den nächsten Winter.

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Auch auf dieser Strecke fanden wir unzählige Schlaglöcher im Schotterband. Zu allem Überfluss bekam Marlene auf ihrer Transalp immer mehr die Schläge von der Vordergabel in den Armen zu spüren. Wir stellten einen feinen Ölfilm am linken Gabelholm der Transe fest: „Da ist wohl der Simmerring beschädigt!“.  In Brza Palanka erreichten wir wieder die Donau und folgten derem Lauf zurück zum Kraftwerk 1. Die Ausreise aus Serbien und die Einreise zurück nach Rumänien war ebenfalls absolut unproblematisch. Auch diesmal wurden wir aufgefordert, an den wartenden Autos vorbei zu fahren. Auf der Rückfahrt zu unserer Pension machte ich in Orsova Halt und suchte einen Friseur auf. Meine „Matte“ ließ ich entsprechend der hochgehaltenen Finger auf 2mm kürzen. Zurück in der Pension nahmen wir ein erfrischendes Bad in der Donau und relaxten im Liegestuhl – ehrlich gesagt war es ein Nickerchen!

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13.07. Eisernes Tor - Transalpina

 

2011 07 13 08 04Eigentlich hatten wir vor, die nächsten Tage quer durch die Walachei und die südlichen Ausläufer der Südkarpaten über Brasov nach Sibiu fahren. Bedingt durch den siffenden Gabelholm der Transalp planten wir aber kurzerhand um. Über die Transalpina wollten wir nun direkt nach Sibiu, um dort einen Austausch des Simmerrings vorzunehmen. Leider war in Rumänien kein Simmerring für die Transalp zu bekommen. In Telefonaten mit Adi klärten wir ab, dass Radu in seiner Hobby-Werkstatt als „Notbehelf“ etwas Öl in die Gabelrohre füllen sollte. Zuerst suchten wir in Orsova eine Werkstatt auf, in der die freundlichen Mechaniker den Gabelholm mit einer Plastiktüte und einigen Kabelbindern schützten und so verhinderten, dass zu viel von dem Öl sich in der Landschaft verbreitete. Außerdem hatte ich am Vortag eine Schraube vom Halter meines Navi´s verloren, die dort gegen einen kleinen Beitrag für die Kaffee-Kasse ersetzt wurde.

 

In Baile Herculane bogen wir rechts auf die DN67D ab und nach einigen Kilometern über die kurvige Straße machten wir in Baia de Arama Rast. Bei Kaffee und laugenartigen Brezeln mit Mohn stärkten wir uns für die Weiterfahrt. Am Nachbartisch waren 2 Männer in ihr Backgammon-Spiel vertieft. Insgesamt hatten wir den Eindruck, dass gerade auf dem Land die Uhren noch etwas langsamer ticken und die Leute sich mehr Zeit füreinander nehmen.

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Einige Kilometer hinter Baia de Arama machten wir noch einen Abstecher zum Kloster Tismana, dem ältesten noch vorhandenen Kloster in der Walachei.

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Auf der Transalpina führten dann ein paar geschotterte Strecken ab. Marlene wollte sich das selbst und vor allem ihrer Transalp nicht mehr antun. Sie nistete sich in einem Café ein, während Jörg und ich noch auf einer kleinen Schotterrunde die nähere Gegend erkundeten. Da unsere Maschinen ohnehin schon dreckig und schlammverkrustet waren, nahmen wir dabei jede Pfütze mit. Anschließend fuhren wir wieder gemeinsam auf der Transalpina nordwärts.

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Der Tag neigte sich dem Ende zu und dunkle Regenwolken zogen am Horizont auf. Bei Ranca auf über 1.800m Höhe suchten wir uns ein Quartier. Als Verdauungsschnaps genehmigten wir uns einen Tuica, den traditionellen rumänischen Pflaumenschnaps, der hier allerdings warm serviert wurde. Der Vergleich zu Jagertee ist sowohl vom Geschmack als auch von der Wirkung her nicht von der Hand zu weisen!

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14.07. Transalpina - Cisnadioara

 

2011 07 14 09 19Verständlicherweise wollte Marlene mit ihrer lädierten Transalp so wenig Schotter wie möglich fahren. Allerdings konnten wir ein derartiges Versprechen nicht geben, da auch in den Karten gelb eingezeichnete Straßen durchaus nicht immer geteert waren. Außerdem schien es so, dass Straßenbauer ein vielbeschäftigter Job in Rumänien ist – fast überall im Land fanden wir kleinere und auch riesengroße Straßenbaustellen. So gut wie möglich mussten wir es mit der Transalp bis Sibiu schaffen und dann weitersehen. Im schlimmsten Fall müssten wir die Transalp mit dem Anhänger in Sibiu abholen und Marlene als Sozia weiter mitfahren.

 

 

Weiter ging es auf der Transalpina, die teilweise beeindruckende Aussichten bot. Bei Dobra bogen wir ab Richtung Sibiu. Die Strecke über den kleinen Pass direkt hinter Dobra war eine größere Baustelle und spätestens hier hätten wir ein Versprechen, nicht mehr über Schotter nach Sibiu zu fahren, brechen müssen. In teilweise engen Schotterkurven kämpften wir uns den Pass hinauf.

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Vor Poplaca wurde es noch heftiger. Ein größerer Streckenabschnitt führte uns zwar eben aber doch durch tieferen und losen Schotter. Für mich war hier wieder ESA auf Geländemodus, stehend fahren und höhere Geschwindigkeit angesagt. In Poplaca wartete ich dann auf Marlene und Jörg. Zwei rumänischen Jungen vor einem Lebensmittelgeschäft spendierte ich einen Müsli-Riegel. Zum Dank klatschten sie ab. Aus dem Hof, vor dem wir unsere Motorräder abgestellt hatten, kam ein Mann und drückte mir die Doktorarbeit seines Bruders in die Hand. Dieser hatte sich in seiner Arbeit mit der Geschichte und Entwicklung des Dorfes beschäftigt. Ich gehe mal davon aus, dass er die Arbeit – nicht so wie einige deutsche Politiker – auch selbst geschrieben hat. Die letzten Kilometer bis nach Cisnadioara, zu deutsch Michelsberg, hatten wir endlich mal wieder Asphalt unter den Rädern. Unterkunft fanden wir in der selben netten Pension, die bereits 2008 Nicu für mich besorgt hatte. Den Staub und die Anstrengungen des Tages spülten wir mit ein paar Bierchen hinunter.

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15.07. Cisnadioara - Sibiu - Balea Lac

 

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Heute stand die Transfagarasan mit Balea Lac, ein Besuch bei Ioana´s Schwester und die „Quartierverlegung“ nach Sibiu auf dem Programm. In Sibiu hatten wir wegen der Red-Bull-Romaniacs im Vorfeld über Adi bereits eine Pension gebucht. Für den nächsten Tag hatten wir mit Radu einen Termin vereinbart um uns um den Gabelholm der Transalp zu kümmern.

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Da die Strecke über die Transfagarasan komplett geteert war, wollte Marlene es mit der lädierten Transalp versuchen. Nach wie vor ist diese Passstrasse ein Highlight einer Rumänien-Tour, die einen mit herrlichen Ausblicken bis weit ins Tal belohnt. Bei Balea Lac mussten wir natürlich im „See-Restaurant“ einkehren und uns bei leckerer Mamaglia mit Käse stärken.

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Wieder in der Ebene angekommen statteten wir der Schwester von Ioana in Carta einen Besuch ab. Ioana hatte ich bei meiner 2008er Tour bei Balea Lac kennengelernt. Wir wurden aufs herzlichste empfangen und mit leckeren Köstlichkeiten aus dem eigenen Garten bewirtet. Im Gespräch mit der netten Schulleiterin erfuhren wir so manches aus dem Leben in Rumänien.

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Zurück in Sibiu suchten wir unser Quartier auf und schauten uns danach an, was Andy mit seinen Jungs auf dem Boulevard für den morgigen Prolog der Red-Bull-Romaniacs als Parcour aufgebaut hatte. Auch hier wurden die Maßnahmen vom Kostendruck diktiert. Nicht ganz so spektakulär wie 2008 aber immer noch mehr als ausreichend, um die meisten Fahrer ins Schwitzen zu bekommen, präsentierte sich uns die Strecke. Mit einem Hobby-Fahrer von Touratech hielt ich noch einen kleinen Plausch.

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Abends holte Nicu uns mit seinem Auto ab. Seine Frau Nicoletta hatte ein paar Tage vorher Geburtstag und aus diesem Grunde waren wir mit weiteren Freunden von ihnen zum Grillen nach Cisnadie – zu deutsch Heltau – eingeladen. Wir verbrachten einen sehr schönen Abend in geselliger Runde. Mit Cola-Whisky schlugen die Jungs eine ganz schöne Schlagzahl an. Weit nach Mitternacht fuhr Nicoletta uns wieder in die Pension nach Sibiu.

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16.07. Red Bull Romaniacs - Prolog

Nach dem Frühstück kam Radu mit seinem Motorroller vorbei. Jörg mit der Transalp und ich mit meiner Adventure fuhren mit ihm in seine Hobbywerkstatt und widmeten uns dem Gabelholm. Als versierter Schrauber war es für Radu nur eine Kleinigkeit, etwas Öl in den Holmen einzufüllen und das Standrohr wieder mit einer Plastiktüte zu schützen.

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Gegen Mittag stand dann der Auftakt der Red-Bull-Romaniacs auf dem Programm. Dies war wieder ein großes Spektakel der ganz besonderen Art. Anfangs war das Wetter noch ganz o.k. - aber.... Wie die letzten Jahre auch, durfte der Regen nicht fehlen. Teilweise heftige Gewitterschauer prasselten auf uns nieder. Andy´s Freundin meinte nur lapidar und ganz leicht ironisch: "Irgendetwas hatte ja auch noch gefehlt in diesem Jahr!"

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Nach der Veranstaltung schlenderten wir noch etwas über den großen und den kleinen Platz in Sibiu. 

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17.07. Red Bull Romaniacs & Paltinis

 

 

Unmittelbar am nordöstlichen Stadtrand von Sibiu fand der erste Tag der Red-Bull-Romaniacs im Gelände statt. Wir suchten uns einen Platz aus, von dem wir einen Großteil der Strecke und insbesondere die Hill-Climbing-Strecke überblicken konnten. Am Anfang des Geländes parkten wir unsere Motorräder direkt neben dem Mannschaftsbus der Polizei. Somit waren unsere Maschinen gut bewacht. Martin Freinademetz und Andy, die beiden Hauptorganisatoren der Veranstaltung fuhren sogar ohne Helm auf der Strecke. Absolut beeindruckend wie die Teilnehmer den Parcour bewältigten. Auch einige weibliche Nachwuchsfahrerinnen schlugen sich auf dem Hill-Climbing-Abschnitt unter dem Beifall der Zuschauer mehr als beachtlich!

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zahlreiche Bilder der Veranstaltung findet ihr natürlich in der Bilder-Galerie!

 

Nach der Veranstaltung hatten wir ja für den Tag kaum im Sattel unserer Motorräder gesessen. Also beschlossen wir, Paltinis, dem mit 1.450m höchstgelegenen Erholungsort und gleichzeitig der erste Höhenkurort in Rumänien (1894), einen Besuch abzustatten. Hier stärkten wir uns mit der rumänischen Version von Apfelstrudel.

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Abends schlenderten wir durch Sibiu und konnten noch Teile einer Opernaufführung auf dem großen Platz sehen. 

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18.07. Transfagarasan - Brasov

 

 

2011 07 18 09 01-01Heute nahmen wir Abschied von Sibiu und der Pensiunea Alexia. Über die Transfagarasan wollten wir, mit einem Abstecher zum Dracula-Schloß in Bran, nach Brasov fahren. Scheinbar war an dem Gabelholm der Transalp doch nicht so viel Öl ausgetreten wie vermutet. Nach der „Notreparatur“ war die Federung der Vordergabel nun etwas zu hart. Die paar Tage bis zum Ende unserer Tour sollte das aber reichen, vor allem, da wir nun mehr auf Teerstraßen unterwegs sein wollten.

 

 

 

 

 

 

Die Transfagarasan war wieder einmal beeindruckend. Diesmal fuhren wir die südliche Rampe weiter am Stausee Lacul Vidraru entlang bis nach Curtea de Arges. Dort schauten wir uns natürlich wieder einige kirchliche Bauten an. Es war wieder sehr heiß und hier hatten sie extra einen großen Sonnenschirm zum Schutz von sonnengeplagten Motorrädern mit ihren Fahrern aufgestellt.

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Richtung Bran folgten wir dem Flusslauf des Raul Dambovita. Bei Rucar windete sich die Straße wieder etwas höher und auf Getreidefeldern standen neben den Heugarben von Steinmetzen geschaffene Büsten und Figuren.

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Weiter der DN73 folgend erreichten wir nach einiger Zeit Bran. In diesem blutrünstigen Ort dreht sich alles um Vlad Tepes alias Dracula. Eine Besichtigung des Schlosses war natürlich ein absolutes Muss.

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Um nach Brasov zu kommen, mussten wir uns etwas beeilen, denn von Südwesten her zogen dunkle Gewitterwolken heran, die uns vor sich hertrieben. In Brasov angekommen, klapperten wir erst ein paar Pensionen ab, die aber alle voll belegt waren. Unterschlupf fanden wir schließlich in einem günstigen Hotel. Nachdem wir uns aus den Motorradklamotten geschält und frisch gemacht hatten, erkundeten wir das Zentrum von Brasov zu Fuß. An Minderwertigkeitskomplexen leiden die Bewohner offensichtlich nicht. Mehrfach konnten wir den Spruch “Brasov – Probably the best City in the world” lesen. 

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19.07. Poiana Brasov  & Rasnov

 

2011 07 19 22 08Für heute hatte Marlene sich was ganz besonderes einfallen lassen – eine „Frühstücks-Geburtstags-Torte“ für Jörg, der an diesem Tage seinen 32. Geburtstag feierte. Wie oft er gerade diesen Geburtstag bisher schon feierte, verschweigen wir an der Stelle lieber ;-))

Die netten Bedienungen des Hotels steckten eine nach der anderen Kerze auf den Kuchen und sahen dabei immer fragend in die Runde, ob es denn nicht bald genug wäre! Ganz so schlimm war es auch wieder nicht – jedenfalls schaffte Jörg es mit einmaligem Pusten alle Kerzen auszublasen. Der Kuchen schmeckte übrigens hervorragend!

 

 

 

 

 

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Für den Rest des Tages bis zum Nachmittag, gingen wir dann getrennte Wege. Da ich bereits 2008 schon mal in Brasov war, wollte ich lieber gleich eine Runde mit dem Mopped drehen. Zunächst zog es mich nach Poiana Brasov, einer der bekanntesten Wintersportorte Rumäniens. Hier schlenderte ich etwas umher, besichtigte eine alte Holzkirche und kaufte noch ein paar Souvenirs ein. Nach einem stärkenden Milchkaffee ging es weiter nach Rasnov – zu deutsch Rosenau. Leider war bereits die Zufahrt zur Bauernburg gesperrt und nur für die eigenen Busse passierbar.

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Daher verzichtete ich dann doch auf eine Besichtigung und fuhr in einem Bogen zurück nach Brasov. Dort besichtigte ich eine der auf einem Hügel gelegenen mittelalterlichen Stadtbefestigungen.

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Nachmittags traf ich mich wieder mit Marlene und Jörg im Hotel und wir vertilgten den Rest der leckeren Geburtstagstorte. In dem bedeutendsten geschichtlichen Bauwerk und zugleich dem Wahrzeichen der Stadt, der evangelischen schwarzen Kirche, fand abends ein Orgelkonzert auf der Buchholz Orgel statt. Die Orgel in der schwarzen Kirche ist mit 4 Manualen und 63 Register die größte der über 140 Orgeln der Berliner Orgelbaufamilie. Anschließend nahmen wir ein reichhaltiges Abendessen ein und feierten in einem netten Café Jörgs Geburtstag.

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20.07. Brasov - Gheorgeni - Sighisoara

 

Leider neigte sich unser Urlaub so langsam dem Ende zu. Heute sollte der letzte Tour-Tag auf dem Motorrad sein. Der direkte Weg über Miercurea Ciuc nach Sighisoara wäre einfach zu kurz gewesen. Also bauten wir noch eine Runde über Gheorgheni und Sovata mit ein. Noch einmal wollten wir die Eindrücke von Land und Leuten in uns aufnehmen.

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Gegen Abend trafen wir dann wieder in unserer Pension in Sighisoara ein. Den Schlüssel von meinem Auto hatte ich in der Pension gelassen, damit sie bei Bedarf den Wagen und Anhänger rangieren konnten. Dies war scheinbar aber nicht nötig – Auto und Motorradanhänger standen noch genauso dort, wie wir die Pension verlassen hatten. Für den Abend hatte Adi uns zum Grillen eingeladen. Die Portionen an Fleisch, die er auf den Grill legte, hätten wahrscheinlich für eine ganze Kompanie gereicht! Leider spielte das Wetter an diesem Abend nicht mehr so ganz mit. Mit Regenschirmen schützten wir das Feuer und das Grillgut vor dem Nass. Trotz alledem hatten wir viel Spaß und verbrachten einen schönen und kurzweiligen Abend.

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Irgendwann an dem Abend meinte Adi: „Du, hast du nicht noch ein paar Tage Urlaub Ende September Anfang Oktober?“ Der weitere Dialog:

Ich: „Ich habe noch 5 Tage Urlaub offen – warum fragst du?“

Adi:„Kommst du ein paar Tage und wir machen gemeinsam eine kleine Tour ins Muntii Apuseni“ 

Ich: „Das hört sich nicht schlecht an, aber für eine Woche ist mir der Aufwand mit Auto und Anhänger einfach zu groß!“

Adi: „Kein Problem, kommst du mit dem Flugzeug und leihst dir eine Maschine hier – zum Beispiel bei Angelo in Sibiu!“

Ich: „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Da muss ich mir zuhause mal Gedanken drüber machen!“

Ich machte mir zuhause Gedanken darüber und am Ergebnis könnt ihr in meinem Tourbericht „Rumänien Oktober 2011“ teilhaben.

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21.07. Sighisoara

Heute war Packen angesagt. So dreckig wollten wir die Motorräder, auch aus Gewichtsgründen ;-)) aber nicht mit nachhause nehmen. Adi hatte noch am Vorabend einen Termin bei seinem Namensvetter in der Waschstrasse ausgemacht. Dort angekommen, stürzten sich gleich 3 Mitarbeiter auf unsere Moppeds und befreiten diese vom Schlamm und Staub der vergangenen Wochen. So wie die Motorräder nach diesem Schaumbad strahlten, hat Adi in seiner Waschstrasse ein wirklich gutes Mittel. „Das ist ein Superzeug – kommt aus Deutschland!“ meinte er nur lapidar auf unsere Frage was er da verwendet.

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Ohne Probleme hatten wir recht schnell die Moppeds auf den Anhänger verladen und unsere Siebensachen gepackt. Abends begleitete Adi uns zum Abschied noch kurz ins Restaurant. Mit etwas Wehmut ließen wir die Tage noch mal Revue passieren. Eine wunderschöne Tour mit zahlreichen Eindrücken und interessanten Erlebnissen war nun leider zu Ende – mal abgesehen von der Heimfahrt. Nach einem herzlichen Abschied gingen wir auch angesichts der kommenden strapaziösen Heimfahrt recht früh zu Bett. 

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22.07. Heimfahrt

Morgens in aller Frühe machten wir uns auf die Heimreise. Unsere Strecke führte uns über die Zigeuner-Hochburg Huedin. Echt Wahnsinn, was die sesshaften Zigeuner sich hier für Prachtbauten hingestellt haben. Von Zinndächern mit Türmchen blinkten uns Mercedes-Sterne entgegen.

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In Ungarn mussten wir uns natürlich an einer original ungarischen Gulaschsuppe laben. Ansonsten verlief die Rückfahrt absolut problemlos und in den frühen Morgenstunden des Samstag trafen wir bereits wieder wohlbehalten zuhause ein. 

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Weiterlesen: 2011 - Rumänien - Juli

2008 - Rumänien

Rumänien 2008

Hier der Bericht meiner 2008er Motorradtour durch Rumänien - ein beeindruckendes Land, sowohl landschaftlich als auch von der gastfreundlichen und hilfsbereiten Bevölkerung.

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 Die Strecke

 

 

 

 


Die Planung

 

Unser Moselbikers - Mitglied Flo, schlug 2007 vor, mit einigen Motorrädern seine Heimatstadt Wien zu besuchen.Bei einemBlick auf eine Übersichtskarte sprangen mir sogleich die Ost- und Südkarpaten sowie das Schwarze Meer ins Auge - Rumänien!

Leider wurde nichts aus der "Forums-Tour" nach Wien. Jedoch hatte sich in meinem Kopf Rumänien festgesetzt und so begann ich mit der Planung für eine Tour durch die rumänischen Karpaten bis ans Schwarze Meer.

In Pati und Andy fand ich 2 "Mitstreiter", die sich an der Tour beteiligen wollten.

 

Durch Flo brachten wir in Erfahrung, dass der Autoreisezug der ÖBB recht günstig ist und so buchten wir per Internet die Fahrt von Düsseldorf nach Wien bei der ÖBB. Bei einem Preis von insgesamt 169,00 EUR pro Person und Motorrad für die Hin- und Rückfahrt im 6er Liegewagen war sofort klar, dass wir diese "Anfahrtsstrecke" nicht im Sattel der Motorräder absolvieren wollten.

Ausgehend von Tagesetappen von ca. 300 km plante ich anhand der Karten und meiner Navi-Software die Tour von Wien aus durch die Slowakische Republik, Ungarn und Rumänien. Für unvorhergesehene Fälle (Tagesetappe wg. schlechter Straßen nicht erreichbar, Badetag am Schwarzen Meer etc.) schlug ich dann ein paar Tage drauf. Bedingt durch den Fahrplan der ÖBB sollte dann die Tour am 31.08. mit der Fahrt von Düsseldorf nach Wien beginnen und am 18.09. wollten wir wieder in Wien den Zug besteigen um nach Düsseldorf zurück zu fahren.

 

Allgemeine Info-Seiten im Internet:

www.karpatenwilli.com

www.rumaenien-tourismus.de

Auswärtiges Amt

 

Reiseberichte:

www.bikerdream.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.aufspur.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien - im Januar!!!

www.elisabeth-tom.ch - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.g-rider.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.fritz69.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.im-osten-was-neues.de.tl - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.land-streicher.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.dunehoppers.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.geo-reisecommunity.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

 

Sprachführer:

Kauderwelsch Band 52, Rumänisch - Wort für Wort, Reise Know-How Verlag, Bielefeld, ISBN-13: 978-3-89416-535-2

 

Kartenmaterial:

Autokarte Rumänien-Moldau, 1:650.000, Marco-Polo, ISBN-13: 9783829730310

Motorradkarte Rumänien, 1:600.000, Kartographie und Verlag Huber, ISBN-10: 3-9808364-7-9

 


 

Start mit Hindernissen

 

Auch bei dieser Tour sollte mal wieder nicht alles so glatt gehen wie urprünglich vorgesehen!

Nach Plan wollten wir am 31.08. zu Dritt – Pati, Andy und ich – Richtung Rumänien starten.

Pati hatte allerdings zwischenzeitlich einen Job gefunden und bekam für die Tour keinen Urlaub. Die nächste Hiobsbotschaft erreichte mich am Abfahrtstag morgens. Andy teilte mit, dass er zu seinem großen Bedauern nicht mitfahren könne, da seine Mutter erkrankt sei und er sich drum kümmern müsse.

 

So machte ich mich dann alleine auf den Weg. Um 15.00 h startete ich von Schweich aus nach Düsseldorf zum Terminal der ÖBB-Autoreisezug.

 

Schon unmittelbar nach der Ankunft um 17:40 Uhr konnte ich „einchecken“ und bis zur Haltelinie 1 vorfahren. Dort allerdings begann das Warten. Etwas später trafen zwei Biker aus dem niederländischen Groningen ein, die von Wien aus zum Balaton fahren wollten.

 

Pünktlich wurden dann die Schranken geöffnet und ich konnte mein Motorrad verladen und auch gleich das Abteil beziehen. Von Düsseldorf bis Köln hatte ich das ganze Abteil für mich alleine. In Köln stiegen dann Diana – eine hübsche junge Wienerin – und ein Kölner hinzu. Wir haben dann noch ein wenig gequatscht, die Kojen aufgeteilt und uns in die Horizontale begeben. So richtig viel Platz ist nicht in den Kojen, aber mit der Zeit bekommt man die entsprechende „Falt-Technik“ schon hin. Nach ein paar Stunden Schlaf war dann allerdings eher „dahindösen“ angesagt. Kurz nach 8:00 Uhr gab es Frühstück – 1 Becher heißen Kaffee und zwei Semmel mit Butter und Marmelade. Um 9:15 Uhr kamen wir dann am Bahnhof Wien/West an. Die Fahrzeuge konnten schon bald entladen werden und um 9:50 Uhr startete die erste Etappe von Wien aus.

 


01.09.2008 Wien – Budapest.

 
 

Auf der B9 führte die Strecke aus Wien raus entlang der Donau nach Bratislava und von dort weiter über die gut ausgebaute E575 Richtung Osten. Die Donau zu Gesicht bekam ich erst in Bratislava. Es herrschte wenig Verkehr und nur ab und zu kam ein Motorrad entgegen. Entlang der Straße reihten sich riesige Getreide- und Sonnenblumenfelder aneinander.

In Esztergom ging es über eine schmale Brücke über die Donau nach Ungarn. Und sogleich wurde die Landschaft etwas hügeliger und die ersten „richtigen“ Kurven ließen nicht mehr lange auf sich warten. Nur der Belag der Straße wurde schlechter – fast so wie bei uns zuhause!

04 Rast Esztergom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Freude über die kurvige Strecke währte allerdings nicht lange und schon wieder wurde die Landschaft flach wie eine Flunder. Bei wenig Verkehr kam ich recht zügig voran. Sobald Budapest erreicht ist, wird’s allerdings zäh. Lange Autoschlangen quälen sich stadteinwärts. Die V-Strom mit Seitenkoffern ist leider zu breit, um sich immer durchzuschlängeln. Aber auch hier genießt man als Motorradfahrer einen gewissen „Bonus“ und einige Autofahrer machen bereitwillig Platz. So langsam fand ich es an der Zeit, nach einem Nachtquartier Ausschau zu halten – eigentlich mehr noch nach einer Dusche. Die Sonne knallte den ganzen Tag erbarmungslos und auch die aufsteigende Motorhitze im Stop-and-go-Verkehr trugen dazu bei, dass reichlich Schweiß floß. Navi´s sind schon praktische Geräte! Die Anfrage bei Frau Garmin ergab, dass sich gar nicht weit von meinem Haltepunkt – dem Millenium Memorial mit dem Museum of fine arts – ein Ibis-Hotel befindet. Meine V-Strom stellte ich in der hoteleigenen Garage unter. Also Zimmer bezogen, raus aus den verschwitzten Klamotten, ab unter die Dusche und schon fühlte ich mich erheblich besser. Zu Fuß machte ich mich auf, die Stadt zu erkunden.

In einem Cafe nahe der Donau lernte ich Sandra und Kristina kennen – 2 ungarische Lehrerinnen aus Sopron, die 3 Tage lang Budapest besichtigen wollten. Der sich dann ergebende kleine Ungarisch-Sprachkurs gestaltete sich äußerst lustig und kurzweilig.

 

 


 

02.09.2008 Von Budapest durch Ungarn nach Rumänien in die Maramuresch

 

Budapest – Certeze (60 km hinter Satu Mare)

 

Nach einem sehr guten Frühstücksbuffet im Ibis-Hotel startete ich um 8:45 zur Tagesetappe. Aus Budapest raus war der Verkehr mal wieder zähfließend – aber das ist nun mal das verkehrstechnische Schicksal von Metropolen!

Weiter ging es Richtung Osten. Streckenmäßig nichts besonderes – weiterhin eine Ebene so flach wie ein Teller. Links und rechts nur Felder – Getreide und Sonnblumen – so weit das Auge reicht. Nach einiger Zeit dann die ersten Weinreben. Nur fern am nördlichen Horizont sind ein paar „Hügel“ durch den Dunst der Hitze zu sehen.


Von der B3 geht es irgendwo ab nach Mezõkeresztes. Jedenfalls zeigt mein Navi dies so an – auch wenn kein Schild zu sehen ist. Die „Straße“ ist dann auch mehr ein Ackerweg – anfangs noch mit Betonplatten und nach ca. 3 km dann ein Feldweg mit tief ausgefahrenen Spuren.

15  017 Strasse

 

 

 

 

Da ist sie nun also – die erste off-road-Einlage! Die Piste wurde immer schlechter. Es gab noch nicht einmal die Möglichkeit, das Mopped abzustellen um ein paar Bilder zu machen. Wider Erwarten führte diese „Straße“ nach weiteren ca. 6 km zu einem Ort und zu geteerten Straßen. Über kleine schmale Straßen mit kaum Verkehr führte es mich immer weiter Richtung Osten. Erst auf der B36 durfte ich mal einige Fahrzeuge überholen. Die Landschaft war immer noch weitestgehend so flach wie eine Flunder. Auf der gut ausgebauten B36 konnte ich dann etwas mehr am Gasgriff drehen und kam zügig voran. Abgesehen von kleineren Pausen zum Tanken – sowohl Mopped als auch Fahrer – war ich durch das gute Frühstück so gestärkt, dass ich keine Mittagspause einlegte – zudem fanden sich auch keine geeigneten Stellen um die Kaffeemaschine anzuwerfen. Ruck zuck war ich auf einmal an der rumänischen Grenze. Die Zollbeamten waren sehr freundlich – aber meinen Ausweis musste ich trotzdem vorzeigen. Unmittelbar hinter der Grenze dann die ersten Pferdefuhrwerke: Alleine auf dem kurzen Stück bis nach Satu Mare sicherlich ca. 20 Stück in einer Reihe aufgereiht wie eine Perlenkette– die meisten mit Holz beladen.

Um 15:00 Uhr kam ich bereits in Satu Mare an. Bei einer Pause mit kühlenden Getränken fasste ich den Beschluss, noch ein paar km unter die Räder zu nehmen. Über die DN19 ging es weiter östlich. Schon kurz hinter Satu Mare stand auf freier Strecke ein Polizeiwagen auf der Straße – rechts im Graben waren ein Pferdefuhrwagen und ein verbeultes Auto zu sehen. Bei Orasu Nou macht die DN19 einen Knick und führt in nördlicher Richtung an die ukrainische Grenze. Der Straßenbelag wurde schlechter – vor allem in den Kurven gab es einige Asphaltverwerfungen. Auch bei Bahnübergängen holperten LKW´s derart darüber, dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, sie würden umkippen.

Links und rechts der Straße befanden sich große Wälder und es ging kurvig bergan.


Kurz hinter Certeze suchte ich mir ein Quartier für die Nacht und stärkte meinen nun doch etwas hungrigen Magen mit einer guten und reichlichen Mahlzeit: Pommes frites, Salat, Hähnchensteak, 2 Bier (0,5l Tuborg) und Espresso für 30 Lei (ca. 8,50 EUR) inkl. Trinkgeld.

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03.09.2008 Durch die Maramuresch zu den Moldau-Klöstern in Süd-Bukowina

 

Certeze – Suceava

Auch in dieser Pension war das reichliche und leckere Frühstück nicht zu verachten und so konnte ich gestärkt den Tag beginnen. Schon nach einer halben Stunde erreichte ich Sapanta – den Ort mit dem berühmten lustigen Friedhof.


Von der Hauptstrasse geht ein ausgeschilderter Weg rechts ab. Zu jedem Verstorbenen ist in bunten Farben ein Bild und ein paar Zeilen über das Leben und den Tod des oder derBetreffenden auf einem Holzkreuz zu sehen.

Entlang der unkrainischen Grenze führt die DN18 durch die hügelige Maramures. Ab Sighetu Marmatiei kann man die DN18 durchaus als Stoßdämpfer-Teststrecke bezeichnen. Heftige Asphaltverwerfungen und riesige Schlaglöcher erforderten teilweise einen regelrechten Zick-Zack-Kurs.

In Borsa legte ich um die Mittagszeit eine Pause ein und schaute mir das quirlige Treiben von einem Straßencafé aus an. Die Weihnachtsbeleuchtung an den Straßenlaternen war noch montiert. Anscheinend bleibt diese hier das ganze Jahr über hängen.

Im Straßencafé trat ein kleiner Junge an meinen Tisch und ich dachte schon, dass er mich anbetteln wollte. Aber er zeigte mir nur stolz seine Armbanduhr. Als ich ein Foto davon machte und es ihm auf dem Display der Digitalkamera zeigte, strahlte er über das ganze Gesicht.

Gleich hinter Borsa ging es auf den Prislop-Pass (1.416m). Hier traf ich einen Hessen, der mit dem Wohnmobil unterwegs war und sich tierisch über die Umweltverschmutzung aufregte. In der Tat war wie bei den meisten Parkplätzen auch hier jede Menge Müll über den Platz verstreut. Als ob der Besitzer der Cabana dies gehört hätte, sammelte er den Müll ein – natürlich nur vor seiner Cabana.

010 Auf einem Hügel war ein orthodoxer Priester mit dem Bau einer großen Kirche beschäftigt. Überhaupt wurden in fast allen Teilen Rumäniens unheimlich viele neue orthodoxe Kirchen gebaut.

 

Durch bewaldete Landschaft führte die DN18 weiter Richtung Osten. Bei Mestecanis folgte ich der DN17 bis Campulung und zu den Moldau-Klöstern. Eine schöne Strecke mit gutem Straßenbelag und vielen Kurven führte über eine Hügelkette zu Moldovita.

 

Die Moldauklöster mit ihren auch außen aufgebrachten Malereien waren sehr beeindruckend. Die Bemalungen sind seinerzeit aus der Not entstanden. Damals konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben und so wurde die Bibel als Bilderbuch auf den Kirchenmauern den Gläubigen vermittelt.

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Über Sucevita und Radauti fuhr ich weiter nach Suceava.

Hier war es wieder an der Zeit, nach einer Bleibe für die Nacht Ausschau zu halten. Fündig wurde ich in dem Hotel/Pension Polaris am Stadtrand.

An der Rezeption musste die Verständigung in Englisch erfolgen. Später nahm ich dann im Restaurant Platz und sogleich kam die nette Dame von der Rezeption an meinen Tisch und sagte, dass sie eine Kraft in der Küche beschäftigt hätten, die Deutsch sprechen würde und gleich an meinen Tisch käme. Wenige Minuten später erschien dann eine nette Dame, setzte sich zu mir an den Tisch und übersetzte die Speisekarte. Sie hatte ca. 3 Jahre bei Ingolstadt gearbeitet und sprach sehr gut Deutsch.

Insgesamt erlebte ich die Menschen in Rumänien äußerst freundlich und hilfsbereit und wünschte mir, einige der „Bedenkenträger“ die Rumänien in den düstersten Farben malten (du wirst ausgeraubt und bestohlen! – du wirst ohne Motorrad zurückkehren! etc.) könnten die Gastfreundschaft live erleben!

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04.09.2008 Von der Moldau durch die Ostkarpaten in die Südkarpaten

 

Suceava - Brasov

 

Von Suceava aus folgte ich der gut ausgebauten DN2 Richtung Süden. Nach ca. 60 km bog ich auf die DN15b ab, die mich in die Ostkarpaten führte.

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Die Umrundung der östlichen Seite des Izvoru Muntelui – Stausees bot schöne Ausblicke auf die dahinterliegenden Gipfel der Ostkarpaten. Auf der DN13b und später der DN12 ging es weiter über die Höhen und durch die Schluchten dieses Karpatenteils.

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Gegen Abend erreichte ich Brasov (Kronstadt). Die Zimmersuche gestaltete sich etwas schwierig und erst nach gut einer halben Stunde kam ich in einer Pension direkt am Rande der Altstadt unter. In Brasov fand ein Pop-Konzert statt und im Zentrum bei der historischen Altstadt waren eine große Bühnesowie Zuschauertribünen aufgebaut. Der Zutritt war bewacht und nur mit Eintrittskarte möglich. Aber von einer Stelle aus konnte man einen Blick auf die Bühne erhaschen. Nachdem ich mir etwas die Altstadt angesehen hatte, nahm ich in einem gemütlichen schottischen Pub einen (oder auch 2) Schlummertrank zu mir.

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05.09.2008 – Von den Südkarpaten in die Ebene

 

Brasov – Bucau

 

 

Vom Gebirge (Südkarpaten) in die Ebene – so könnte man die Tagesetappe beschreiben. Unglaublich abwechslungsreich – sowohl was die Landschaft, als auch den Fahrbahnbelag betraf.


003  Von Brasov aus ging es zunächst einmal nach Poina Brasov – einem ca. 20 km entfernten Wintersportort. In einer wunderschönen Holzkirche platzte ich in die Zeremonie eines orthodoxen Gottesdienstes. Beeindruckend mit welcher Gläubigkeit dieser zelebriert wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf einer kurvigen Straße ging es weiter nach Bran. Ein Besuch des Dracula-Schlosses durfte natürlich nicht fehlen, auch wenn der alte Vlad Draculea niemals in diesem Schloss verweilte! Auch floss bei der Besichtigung kein einziger Tropfen Blut.

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Weiter führte die Strecke auf durchweg gutem Straßenbelag durch das Gebirge mit phantastischen Aussichten. Doch sobald sich die Richtung wieder nach Osten wandte, begann erneut eine der zahlreichen „Holper-Strecken“ mit Asphaltverwerfungen, tiefen Spurrillen und vielen kleinen und auch großen Schlaglöchern.

 

Einige Zigeuner-Dörfer säumten den Weg. Auch hier waren die Menschen eher zurückhaltend und scheu als aufdringlich.

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Überall an den Straßen wurden die Erzeugnisse zum Kauf angeboten. Richtung Ploiesti und Buzau war die Landschaft dann wieder flach wie eine Flunder. In der Nähe von Târgoviste wurde nach Erdgas gebohrt. Riesige Getreidefelder wechselten sich mit Apfel-Baum-Plantagen ab. Kilometerlang führte die Straße schnurgerade nach Osten. An den Rastplätzen sah man vielfach armselige, herrenlose Hunde, die sich wohl von den Abfällen dort ernährten und einen mit traurigem Blick ansahen.

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In Buzau suchte ich mir für die Nacht wieder eine Bleibe. Am östlichen Stadtrand wurde ich fündig. In dem zur Pension gehörenden Restaurant aß ich zu Abend. Auf einmal wurde die eigentlich ziemlich leere Bude gefüllt. Ein Reisebus brachte eine recht illustre Gesellschaft. Besonders krass empfand ich den optischen Gegensatz zwischen einem jungen orthodoxen Priester, der eine ebenso junge, hübsche Dame in Stöckelschuhen, knallengen Jeans und auch sonst modisch aufreizender Kleidung am Arm führte. Ein Zigeuner-Trio spielte bei Live-Musik zum Tanz auf und eine Oma im schwarzen Kostüm und mit Kopftuch legte unter großem Beifall ein Solo-Tänzchen aufs Parkett.

 

Einige Zeit später kamen ein paar Enduro-Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes hereingestiefelt, die sich später auch zum Abendessen in dem Saal niederließen. Nach einer Weile brachte der Ober mir eine neue Flasche Bier mit den besten Grüßen der Enduristen. Natürlich wollte ich mich bei den edlen Spendern bedanken, ging mit dem Bier zu deren Tisch und begann mit meinen rudimentären Rumänisch-Sprach-Kenntnissen. „Du kannst ruhig Deutsch sprechen – wir verstehen Dich!“ kam sogleich die Aufforderung. Detlef, ein gebürtiger Rumäne aus Hermannstadt (Sibiu), der schon seit 1979 in Kassel wohnt, war mit einer ganzen Gruppe rumänischer Freunde auf Enduro-Maschinen (KTM, Honda, Husqvarna) off-road unterwegs von Sibiu ans Schwarze Meer. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch. Leider hatten sie bei ihrem off-road-Trip schon die ersten Ausfälle in Form von Motorschaden, Rippenbruch und genähter Fleischwunde zu verzeichnen. Aber sie waren hart im nehmen – trotz Rippenbruch war Detlef weiterhin auf dem Motorrad unterwegs und Adrian schaffte sein Motorrad nach Hause und übernahm mit frisch genähter Fleischwunde das Versorgungsfahrzeug. So mancher Tipp wurde mir mit auf den Weg gegeben und die Zeit verging bei einem weiteren Krug Wein wie im Fluge. Im Verlaufe des Abends stellte sich heraus, dass am Samstag, den 13.09.2008 in Hermannstadt (Sibiu) mit einem Prolog mitten in der Stadt die berühmte Red-Bull-Romaniacs – die härteste Enduro-Rallye der Welt – startet. Der Motorradclub „Crazybike“ dem die Enduristen angehören, sei in die Organisation der Veranstaltung eingebunden und ich müsse unbedingt dort hin kommen. Da Sibiu ohnehin noch – allerdings nach Plan ein paar Tage früher - auf meiner weiteren geplanten Tour liegt und ich ein paar „Ruhetage“ zur Verfügung habe und ich mir das Spektakel ganz gerne anschauen möchte, bin ich mal gespannt ob das verabschiedende „la revedere“ (auf wiedersehen) dann auch wörtlich genommen werden kann.

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Zum Abschied meinte Detlef: „Hier in Rumänien ist es wichtig, dass Du fluchen und schimpfen kannst – Ich bringe Dir noch schnell ein paar Schimpfwörter bei!“ Doch da hatten sie offenbar meinen Kauderwelsch-Sprachführer unterschätzt – der widmet diesem wohl wichtigen Thema nämlich mehrere Seiten. Als ich diese aufschlug und zum Besten gab, brach die ganze Gruppe in heftiges Gelächter aus und hielt sich den Bauch vor Lachen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht traten Detlef die Tränen in die Augen. Ich weiß bis heute noch nicht, ob dies vom Lachen oder den Schmerzen von der gebrochenen Rippe herrührte. Die sinngemäße Übersetzung des „ultimativen“ Fluches "Du-te în pizda ma-tii" fällt mit „Scher Dich zum Teufel!“ eigentlich ja recht human aus. Auf die drastische wörtliche Übersetzung möchte ich an dieser Stelle aber dann doch verzichten – Zensur!!!

 


06.09.2008 – Dobrudscha – Donaudelta – Schwarzes Meer

 

Buzau – Eforie-Nord

 

Morgens beim Frühstück konnte ich schon einige der Enduro-Fahrer mit einem munteren „buna diminiasza“ begrüßen. Adrian, der ja das Versorgungsfahrzeug übernommen hatte, kam etwas später und setzte sich zu mir an den Frühstückstisch. Wie es denn bei mir weiterginge, fragte er. Tulcea, Donaudelta, Constanta, standen für diesen Tag in meiner Planung. Am schwarzen Meer wollte ich mir dann einen Tag Badeurlaub gönnen.

Falls ich keinen Wert auf Plattenbau-Hotels und Touristen-Rummel legen würde, empfahl Adrian mir Vama Veche, den letzten Ort an der rumänischen Scharzmeer-Küste vor der bulgarischen Grenze: „Da ist es Hipp! Viele Künstler, viele junge Leute, einige Hippies, viel Party! Nur kleine Pensionen und Privatzimmer! Kein Massentourismus und keine großen Hotel-Klötze!“ Das ist doch ganz nach meinem Geschmack!

Auch für die weitere Fahrt gab er mir noch einige wertvolle und nützliche Tipps:

Bukarest könne ich mir eigentlich sparen – ein großer schmutziger Moloch mit einem wahnsinnigen Verkehr. Alleine für die Durchfahrt müsse ich ca. 4 Stunden einplanen.

Aber die ohnehin schon von mir als „Highlight“ eingeplante Route auf der DN7c über den Fagarasan-Pass solle ich unbedingt machen. Von Süden aus kommend sei gleich hinter dem Tunnel am höchsten Punkt der Strecke bei Balea Lac eine Pension, die von Deutschen geführt wird.

Für Notfälle - „Du bist alleine unterwegs. Wir wollen es zwar nicht hoffen – aber es kann immer mal was passieren!“ - gab Adrian mir seine Karte mit Handy-Nr. „Falls Du Probleme bekommst und Hilfe benötigst – und sei es nur um zu Übersetzen – ruf mich an. Ich helfe Dir gerne!“

Dann lud er mich in seine Heimatstadt Schäßburg, ca 80 km von Sibiu entfernt, ein. Ich solle ihn ein, zwei Tage, bevor ich dort eintreffen wolle, anrufen. Er würde mir dann die Stadt zeigen und auch eine Wohnung könne er mir zur Verfügung stellen.

 

Auf dieses Angebot würde ich ggfs. gerne zurückgreifen. Zum Auftakt der Red-Bull-Romaniacs wolle ich aber auf alle Fälle in Hermannstadt sein.

 
045 Wir verabschiedeten uns und weiter ging meine Fahrt über flaches Land Richtung Osten. Überall am Straßenrand waren Brunnen zu sehen - in manchen Orten vor fast jedem Haus. Aucheinige Pferde grasten angebunden neben der Straße.Obwohl ich -Gott seiDank! -kaum einen Unfall unterwegs sah, scheinen doch einige Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben zu lassen. An manchen Strecken war alle paar Kilometer im Straßengraben eine Gedenkstätte mit Kreuz zu sehen.

 

 

 

 

 

050In Braila setzte ich mit der Fähre über den Bratul Macin. Das Donau-Delta hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Entgegen meiner Annahme war die Landschaft nicht flach sondern mit nicht nur kleinen Hügeln ausgestattet.


Nachmittags kam ich in Constanta an. Anscheinend hatten sich alle heiratswilligen Paare diesen Tag ausgesucht um in den Hafen der Ehe einzulaufen. Und wie es sich für einen richtigen (Ehe-)Hafen gehört, muss man dafür ans Meer. Etliche Konvois mit Brautpaaren waren unterwegs zum alten Casino am Strand um dort Fotos zu machen.

Nachdem ich mir dies eine Weile angeschaut hatte, fuhr ich weiter an der Küste entlang nach Süden und erreichte schon nach wenigen Kilometern Eforie-Nord. Vor Einbruch der Dunkelheit würde ich es auf keinen Fall mehr bis nach Vama Veche schaffen. Also suchte ich mir in dem Touristenort ein Quartier und machte mich nach einer ausgiebigen Dusche zu Fuß auf den Weg, den Ort zu erkunden. Der Ort unterschied sich kaum von Badeorten an der italienischen, französischen oder spanischen Mittelmeerküste: Viele Restaurants, viele Souvenirläden, ein kleiner Vergnügungspark mit Autoscooter, Schießbuden etc. und sogar eine Go-Cart-Bahn gab es am Strand.

 

 


 

07.09.2008 Entlang der Schwarzmeer-Küste

 

Eforie-Nord bis Vama Veche

 

013Es waren nur wenige km von Eforie-Nord bis nach Vama Veche was übersetzt so viel wie „Alter Zoll“ bedeutet. Adrian hatte absolut Recht – die vorher passierten Orte Saturn, Jupiter, etc. mit ihren Plattenbau-Hotels übten auf mich keinen Reiz aus.

Vama Veche gefiel mir auf Anhieb. Von der Hauptstraße gehen nur geschotterte Wege in den relativ kleinen Ort ab. Im Ort selbst gibt es neben einigen Restaurants und Bars nur einige Pensionen und private Zimmer. Versuche, bei Vama Veche einen internationalen Luxusbadeort zu bauen, hatten zur Bildung einer Bürgerinitiative geführt, die sich für einen ökologisch ausgerichteten Badetourismus einsetzt. Wollen wir hoffen, dass diese Bemühungen auch weiterhin erfolgreich sind und der Ort vor großen Hotelanlagen verschont bleibt!

Im Ort und am Strand tummeln sich überwiegend junge Leute. Aber auch Familien mit Kindern und Senioren sind vereinzelt anzutreffen. Sowohl „oben ohne“ als auch FKK mitten zwischen bekleideten Badenden am Strand ist hier völlig normal und niemand stört sich daran.

Der Campingplatz ist direkt am Strand gelegen. Nicht weit davon befindet sich eine urige Strandbar, die den ganzen Tag über bis tief in die Nacht super gute Musik spielte. Vor allem abends war hier Party angesagt – nette Leute verschiedenster Nationalitäten in einer ausgelassenen Stimmung!

Wie Adrian schon bemerkte: „Vama Veche ist Hipp!!!“ Dem kann ich nun uneingeschränkt zustimmen.

Es war also der für mich passende Ort, um etwas länger zu bleiben: „Montags Ruhetag!“ – für mein Motorrad natürlich.

 


09.09.2008 Durch Bulgarien und die Walachei in die Südkarpaten

 

Vama Veche – Curtea de Arges

 

030Von Vama Veche aus fuhr ich weiter Richtung Süden und passierte schon nach 2 km die bulgarische Grenze. Neben meinem Personalausweis musste ich dem freundlichen Zollbeamten auch die Fahrzeugpapiere vorzeigen. Nach ein paar Kilometern nahm ich dann Abschied von der Schwarzmeerküste und richtete meinen Kurs nach Westen.

 

Auch der Grenzübertritt zurück nach Rumänien war problemlos. Hier folgte ich der DN3 durch die Walachei. Bei Ion Corvin besuchte ich die schlichte Höhlenkirche des Apostels Andreas. Im inneren der Kirche fehlt jeder Prunk. Alle nur denkbaren Ritzen der roh behauenen Höhlenwände sind mit Zettelchen, auf denen wahrscheinlich die Wünsche und Bitten vermerkt sind, sowie mit Münzen und Geldscheinen versehen. Die Anfänge dieser Kirche gehen auf das Jahr 60 n. Chr. zurück, als sich der Apostel Andreas in diese Höhle zurückzog.

Während des Besuchs der Kirche wurde mein Motorrad bestens bewacht. Ein Hund ließ sich im Schatten meiner V-Strom nieder .

Bei Ostrov durfte ich wieder eine Fähre befahren. Die Fahrt führte einige Kilometer über die Donau und war sogar kostenlos.

 

Wieder festen Boden unter den Rädern ging es weiter Richtung Bukarest. Schon weit vor der Stadt nahm der Verkehr enorm zu, so dass ich keine Lust verspürte mich durch Bukarest zu quälen. Aber auch die Umfahrung der Stadt ging nur sehr schleppend vonstatten.

Landschaftlich war alles ein wenig eintönig und so nahm ich bis Pitesti sogar die Autobahn unter die Räder. Dann ging es weiter auf der DN7c bis Curtea de Arges, wo ich mir wieder ein Quartier suchte um am nächsten Tag die Transfagarasan – Pass-Straße in Angriff zu nehmen.

 


10.09.2008 Über die Transfagarasan nach Schäßburg (Sighisoara)

 

Curtea de Arges – Schäßburg

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Nach einer kurzen Besichtigung von Curtea de Argesging es weiter auf der DN7c – der Transfagarasan – Pass-Straße. Hier traf ich einen österreichischen Motorradfahrer aus Wien, der ebenfalls alleine unterwegs war. Natürlich tauschten wir unsere bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Vor 2 Tagen hatte er doch tatsächlich 2 Bären – wohl ein Muttertier und ein Junges - auf der Straße gesehen.

 

Die Transfagarasan ist eine sehr schöne, kurvige Strecke mit vielen tollen Aussichtspunkten. Aber auch hier war Vorsicht angebracht. Ehe ich mich versah, stand ich mit meiner V-Strom inmitten einer Schafherde, die gemütlich die Straße hinunter wanderte. Am höchsten Punkt (2.034m) hinter dem Tunnel befand sich ein etwas größerer Parkplatz und auch die üblichen Souvenir-Buden fehlten nicht.

Wolkenfetzen zogen bei schönem Wetter an den Berggipfeln vorbei.

Rechter Hand führt ein Weg zu Balea Lac einem kleinen von der Hauptstraße nicht einsehbaren See und der von Adrian erwähnten Pension mit Restaurant. Leider hatte die Chefin kein passendes Zimmer mehr für mich frei – hier oben wäre ich sehr gerne eine Nacht geblieben um den sicherlich phantastischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang zu erleben.

Aber zumindest eine Mahlzeit nahm ich auf der herrlich im See gelegenen Terrasse ein. Ioana, die junge nette Bedienung sprach sehr gut Deutsch und fragte mich, wo ich denn herkäme. „Aus der Nähe von Luxemburg – aus Trier. Aber Trier ist hier nicht so bekannt.“

Wahrscheinlich ist mir die Kinnlade nach unten gefallen als Ioana antwortete: „Doch, Trier kenne ich! – älteste Stadt Deutschlands – an der Mosel gelegen – viele Römerbauten - mit Universität.“ „Woher kennen Sie denn Trier???!!!“ fragte ich verblüfft. „Ich habe mich erkundigt, mir ein Ticket gekauft und in ein paar Wochen besichtige ich Trier.“ Völlig baff gab ich ihr meine Telefonnummer. Wenn sie in Trier sei, so solle sie mich doch anrufen, ich würde ihr dann die Stadt zeigen. Vielleicht kann ich auf diese Weise etwas von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die mir in Rumänien zuteil wurde, zurückgeben.

Dann rief ich Adrian an. „Das trifft sich sehr gut! Ich bin gerade in Schäßburg. Mit Pausen bist du etwa um 19.00 Uhr in Schäßburg. Suche dir ein Café und rufe mich von dort aus an. Ich komme dich dann abholen, wir fahren dann in die Wohnung und danach zeige ich dir die Stadt.“ Also machte ich mich auf den Weg und erreichte bereits um 18.00 Uhr Schäßburg.

Adrian brachte mich in einer seiner Wohnungen unter und nachdem ich mich vom Staub der Straße befreit hatte, zeigte er mir die Stadt. Die deutschstämmige Stadt Schäßburg in Siebenbürgen erstreckt sich in mehrere kleine Täler. Ein vorzügliches Abendessen nahmen wir auf der Terrasse eines auf einem Hügel gelegenen Restaurants ein. Von dort aus hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die beleuchtete Stadt.

 


11.09.2008 Durch Siebenbürgen nach Hermannstadt (Sibiu)

 

Schäßburg – Hermannstadt – Michelsberg

 

Morgens holte Adrian mich zum Frühstück ab und anschließend ging es weiter mit der Stadtbesichtigung. Im historischen Zentrum waren viele historische Gebäude mit einer beeindruckenden Architektur zu sehen. Die Renovierung einiger Gebäude erfolgte u. a. mit finanzieller Unterstützung der deutschen Messerschmidt-Stiftung. In Schäßburg ist auch das angebliche Geburtshaus des Vlad III. Draculea – besser als Dracula bekannt – zu sehen.

Als selbstständiger Zahntechniker beschäftigt Adrian 6 Mitarbeiter in seinem Labor. Obwohl er Betriebsferien verordnet hatte, musste er noch kurz in seinen Betrieb. Als „Appetit-Happen“ für die Red-Bull-Romaniacs legte er eine DVD von der 2007er-Veranstaltung ein. Wahnsinn, was die Fahrer da mit ihren Maschinen veranstalteten und kaum zu glauben, über welche Hindernisse die Enduros gescheucht wurden.

 

Nachmittags fuhren wir dann nach Hermannstadt (Sibiu) – Adrian mit seiner Honda 1000 CBR. Die Moppeds parkten wir auf dem kleinen Ring und bevor wir uns bei einer Tasse Kaffee niederließen schauten wir uns noch einige historische Gebäude auf dem großen Ring an.

Wegen der Red-Bull-Romaniacs waren kaum mehr Zimmer in der Stadt zu bekommen und für die wenigen, die noch verfügbar waren, wurden astronomische Summen verlangt. Zwischendurch griff Adrian immer wieder zum Handy und versuchte etwas außerhalb eine Pension für mich zu finden.


1018Am Spätnachmittag fuhren wir dann zum Boulevard Corneliu Coposu direkt an der historischen Stadtmauer mitten in Sibiu. Hier sollte samstags der Prolog für die Red-Bull-Romaniacs stattfinden. Von einem mehrstöckigen Gebäude, das seit Jahren im Rohbau steht, wurden wir freudig begrüßt. Über eine steile Rampe kämpften wir uns nach oben und schauten in die strahlenden Gesichter von Detlef, Radu und den anderen, die noch mit dem Aufbau des Parcours beschäftigt waren. Hier lernte ich auch Andy kennen – Sportlehrer in Sibiu und Extremsportler in verschiedenen Bereichen, mehrfacher rumänischer und ex-Weltmeister im Snowboardfahren, verantwortlich für die Organisation der Red-Bull-Romaniacs. Seine Enduro hatte er oben auf der 5. Etage geparkt. Er ließ es sich auch nicht nehmen, extra für meine Fotosammlung eine kleine Kostprobe seines enduristischen Könnens zu bieten. Über eine steile Rampe fuhr er mit der Enduro eine weitere Etage nach oben, quer über das Dach und auf der anderen Seite über eine steile Rampe wieder nach unten.

 

Von Sibiu aus fuhr Adrian mit mir die ca. 6 km nach Heltau (Cisnadie) zu Nicoletta und Nico. Dort waren wir zum Kaffee auf der Terrasse eingeladen. Neben dem Kaffee tischte Nicoletta leckere Brote und selbstangebaute Bio-Tomaten mit frischem Basilikum auf – einfach phantastisch!

 

Hier erfuhr ich auch, dass Adrian den Tag über per Handy mit Nicu in Verbindung stand um die Unterkunftsfrage für mich zu klären. Beide ließen es sich nicht nehmen, mich zu der weitere 3 km entfernten Pension in Michelsberg (Cisnadioara) zu begleiten und sich persönlich davon zu überzeugen, dass die Unterkunft auch wirklich in Ordnung ist. Ich war sehr zufrieden mit der Wahl die er für mich getroffen hatte und Nicu freute sich mit einer unglaublichen Herzlichkeit riesig darüber, dass es mir gefiel.

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12.09.2008 Paltinis und Sibiu

 

 

Gleich nach dem Frühstück schaute ich mir "per Pedes" Michelsberg an.

Im Anschluß an den kleinen Fußmarsch machte ich mich motorisiert auf nach Paltinis, dem ältesten Wintersportort in Rumänien. Die kurvige Strecke führte durch eine Hochalm-Landschaft, die genau so gut hätte in den Alpen liegen können.


Anschließend besichtigte ich Sibiu (Hermannstadt). Übrigens war Sibiu gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt 2007! Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt jeden Urlaubstag die Sonne von einem blauen Himmel lachte und die Temperaturen über 30° C lagen war es an diesem Tag etwas kühler und es zeigten sich die ersten Regenwolken, die sich dann auch öffneten. Der Regen hielt aber nicht lange an und schon bald blinzelte die Sonne wieder hervor. Hier kam ich dann auch mal dazu ein Internet-Café aufzusuchen und einige Fotos und ein paar Zeilen auf meiner Web-Seite einzustellen.

 

Meine neuen rumänischen Freunde traf ich an diesem Tag nicht. Adrian hatte Besuch von deutschen Freunden aus Stuttgart und die anderen waren mit dem Aufbau für den Prolog der Red-Bull-Romaniacs am nächsten Tag beschäftigt.

 

Bei einem sehr leckeren Essen in meiner Pension in Michelsberg ließ ich den Abend ausklingen.

 


13.09.2008 Red-Bull-Romaniacs – Prolog

 

Schon morgens graue Wolken am Himmel und bereits auf der Fahrt nach Hermannstadt bekam ich die ersten Regentropfen ab. In Hermannstadt angekommen wurde der Regen dann stärker.

 

Mein Motorrad parkte ich direkt am Boulevard und schon gleich traf ich auf Nico, der mir den Wahnsinnsparcour zeigte. Unglaublich was hier mitten in der Stadt auf dem Boulevard aufgebaut war und noch unglaublicher, dass ca. 230 Teilnehmer mit Enduro-Maschinen diese Hindernisse überwinden wollten. Ein paar Meter weiter kam Andy auf uns zu und hängte jedem von uns ein Schlüsselband mit einer Red-Bull-Romaniacs „Friend“-Karte um den Hals. „Damit kommt ihr hier überall durch – viel Spaß!“

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Pünktlich um 13.00 Uhr – das Wetter wurde wieder allmählich besser – startete der Prolog. Zuerst quälten sich die „Hobby-Fahrer“ über die Hindernisse. Dabei muss ich sagen, dass man als reiner „Hobby-Fahrer“ hier nicht den Hauch einer Chance hätte auch nur die Hälfte der Runde zu bewältigen. Anschließend kamen die Profis – und was die boten war der absolute Hammer! Die Bilder hier und in der Galerie vermitteln vielleicht einen kleinen Eindruck.

Hier ein kleiner Bericht im österreichischen Internet Motorradmagazin Motorrad-Reporter.a

 

Nach dem Prolog trafen wir uns noch in einem Terrassencafé. Hier erfuhr ich auch, dass Andy sich bei der Veranstaltung das Knie verdreht hatte und Adrian mit ihm im Krankenhaus war. Absolute Sch…., dass damit die Veranstaltung wohl für ihn gelaufen war.

 

 

 

 

 

 


14.09.2008 Red-Bull-Romaniacs – 2. Tag und Fahrt durch die Westkarpaten

 

Michelsberg - Brad

 

Heute wurden die Teilnehmer der Red-Bull-Romaniacs im Gelände gefordert. Im Tal vor dem Wintersportort Paltinis, gleich hinter Rasinari befand sich die äußerst anspruchsvolle Strecke. Hier traf ich dann auch wieder auf Nicoletta & Nico, Adrian, Nicoletta & Hans, Radu, Andy und die anderen, deren Namen ich mir einfach nicht merken konnte – sie mögen mir dies bitte nachsehen!

 

097Andy humpelte anfangs auf 2 Krücken durch das Gelände. Aber nur wenig später war er schon wieder – das rechte Bein ausgestreckt - auf einer Enduro-Maschine im Gelände unterwegs um zwischen den einzelnen Prüfungsstellen zu koordinieren. Er fragte mich, wie mir Rumänien gefällt und ob ich beabsichtige das Land ein weiteres mal zu bereisen. Auf meine Antwort: „Rumänien als Land und die Leute hier sind einfach phantastisch! Überall wo ich hinkam, erlebte ich eine unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Als einige meiner Bekannten hörten, dass ich alleine mit dem Motorrad durch Rumänien fahren würde, schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen und meinten, ich würde bestohlen und ausgeraubt werden und ohne Motorrad – wenn überhaupt – wieder zurückkommen. Von meiner Einstellung her muss ich erst selbst Erfahrungen gemacht haben, um mir überhaupt ein Urteil erlauben zu können. Von daher hatte ich schon vor der Fahrt in keinster Weise Befürchtungen und die Erfahrungen hier übertreffen bei weitem meine Erwartungen! So Gott will, wird diese Tour durch Rumänien nicht meine letzte Tour in diesem Land gewesen sein!“ meinte Andy nur „Ich weiß, dass viele im Ausland Vorurteile und eine falsche Vorstellung von Rumänien haben. Es kommt halt auch darauf an, wie offen man ist und mit welcher Einstellung man unterwegs ist. Und diejenigen mit den Vorurteilen – die brauchen wir hier nicht wirklich!“


095Natürlich musste Michel Gau, der irgendwann neben mir stand, sich mit mir ablichten lassen. Michel Gau aus Frankreich ist der Red-Bull-Romaniacs 2006 – Sieger in der Profiklasse. 2007 hatte er sich am letzten Veranstaltungstag in Führung liegend den Arm gebrochen. Auch in diesem Jahr war er vom Pech verfolgt und hatte sich gleich beim Prolog einen Bruch der Hand zugezogen.

 

 


Enduro GAU & CURVALLE
Hochgeladen von BouchyTV. - Nachrichtenvideos top aktuell.

 

 

Am liebsten wäre ich auch noch die restlichen Tage der Red-Bull-Romaniacs bis zum 17. dort geblieben, aber so langsam musste ich mich wieder Richtung Westen auf den Weg machen. Ursprünglich hatte ich geplant, von Sibiu aus wieder durch die Südkarpaten ein Stück südlich zu fahren. Adrian riet mir von dieser Strecke ab: „Die ist zwar landschaftlich sehr schön, aber für alleine zu fahren viel zu gefährlich! Teilweise anspruchsvoller Schotter - mit deiner schweren Reiseenduro bist du da schnell mal gestürzt und da kommt den ganzen Tag kaum jemand durch! Ich kann dir nur abraten alleine da durch zu fahren.“

 

Der Abschied von meinen rumänischen Freunden fiel mir ausgesprochen schwer. Mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit haben sie die Tour für mich zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen!

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Ich nahm mir den Ratschlag von Adrian zu Herzen und folgte der DN7 / E68 in nordwestlicher Richtung über Sebes nach Deva. Mittlerweile hatten sich wieder Regenwolken am Himmel breit gemacht, die ihren Inhalt einfach nicht für sich behalten wollten. Von Deva aus ging es dann bei Regen auf der DN76 durch die Westkarpaten bis Brad, wo ich in einer Pension mein Zimmer bezog.

 

Hier die Ergebnisliste der Red-Bull-Romaniacs2008.

 


15.09.2008 Durch die Puszta nach Budapest

 

Über den gesamten Osten hatte sich ein Tiefdruckgebiet breitgemacht und so musste ich schon gleich in meine Regenkombi steigen. Über Oradea erreichte ich schon bald die ungarische Grenze. Gleich hinter der Grenze ließ ich mich für die Fahrt auf den kostenpflichtigen Straßen Ungarns registrieren. Hierbei muss man u. a. das Kfz-Kennzeichen angeben und erhält als Bestätigung lediglich einen Beleg. Die Kontrolle erfolgt dann auf den Straßen mittels Video-Überwachung. Mit ca. 5,00 Euro für 4 Tage fiel der Preis noch relativ moderat aus.

 

Der Regen wurde immer stärker, so dass ich die Puszta auf der Autobahn M3 / E71 durchquerte. So bekam ich durch den Regenschleier leider nicht viel von der Puszta zu sehen. In Anbetracht des Wetters konnte ich unterwegs auch kein einziges Foto machen.

 

Vor Budapest wollte ich mir ein Zimmer nehmen. Auf der Autobahn waren auch entsprechende Rastplätze ausgeschildert. Allerdings bekam ich überall zur Antwort, dass sie nur ein Restaurant wären und keine Zimmer hätten. Also fuhr ich durch bis Budapest. Von der Hinfahrt kannte ich ja das Ibis-Hotel. Auch aus Richtung Osten kommend ging es nur noch im Stop-and-go-Verkehr vorwärts, sobald ich den Stadtrand von Budapest erreicht hatte. Nachdem ich das Ibis-Hotel am Millenium Memorial erreicht hatte, zerschlugen sich allerdings meine Hoffnungen auf eine baldige heiße Dusche. Sie hatten kein Zimmer mehr frei, verwiesen mich aber an ein weiteres Ibis-Hotel in der Stadt. Wegen einiger Einbahnstraßen gestaltete sich der Weg dorthin nicht so einfach. Gegen 19:00 Uhr Ortszeit (OEZ) hatte ich es endlich erreicht und nach einer heißen Dusche sah die Welt schon wieder wesentlich besser aus.

 


16.09.2008 Regenfahrt nach Österreich

 

Budapest – Hainburg a. d. Donau

 

Auch an diesem Tag sollte die Regenkombi leider nicht ins Topcase verstaut werden. Durch teilweise strömenden Regen fahrend erreichte ich über Bratislava die österreichische Grenze. Wenige Kilometer hinter der Grenze – so gegen 13:00 Uhr - , gleich am Ortseingang von Hainburg a. d. Donau sah ich eine Pizzeria, die auch Zimmer vermieteten – eine in meinen Augen sehr gute Kombination. Nach einer heißen Dusche stärkte ich mich dann auch mit einer hervorragenden Pizza.

 

Den Rest des Tages verbrachte ich dann auch angesichts der Großwetterlage lesend in der Pension.

 


17.09.2008 Hainburg und Bratislava

 

Morgens war der Himmel noch bedeckt und es regnete nur noch ein paar Tropfen.

Nach dem Frühstück ging ich zu Fuß in die Stadt, um bei der Sparkasse meine restlichen ungarischen Forint in Euro umzutauschen. Zurück schlenderte ich durch die Stadt und ging auch am Strande der Donau entlang. Ein schlafendes Mädel am Ufer fand ich aber nicht! Das Wetter besserte sich weiterhin, ab und zu blinzelte sogar die Sonne zwischen den Wolken durch.

 

Mittags fuhr ich dann mit dem Motorrad nach Bratislava. Hier hatten wir erst vor ein paar Wochen den Junggesellenabschied von meinem Patenkind Carsten gefeiert. Nachmittags konnte ich sogar schon wieder meinen Kaffee auf einer Außenterrasse schlürfen.

So langsam neigte sich meine Tour dem Ende zu und ich ließ die abwechslungsreichen Tage und Erlebnisse während der Tour Revue passieren. Den Abschied von meinen neuen rumänischen Bekannten empfand ich nun so, als ob zu dem Zeitpunkt die Tour eigentlich auch beendet war. Sicherlich hat ebenso die Regenfahrt von Rumänien nach Österreich zu diesem Empfinden beigetragen.

 


18.09.2008 Wien

 

Von Hainburg a. d. Donau aus erreichte ich nach kurzer Fahrtzeit Wien. Zur Verladung des Motorrades auf den Wagen des ÖBB-Autoreisezuges wollte ich so gegen 18:00 Uhr am Westbahnhof sein. Also hatte ich noch etwas Zeit um mir die Stadt anzuschauen. Nahe dem Zentrum parkte ich mein Motorrad, nahm den Stadtplan zur Hand und machte mich per Pedes auf den Weg.

 

Beeindruckend die Architektur der Gebäude. Natürlich durfte eine Besichtigung des Stephansdom nicht fehlen. Von dort aus schlenderte ich durch die Fußgängerzone mit einem Zwischenstop in einem Straßencafé zum Karlsplatz mit der beeindruckenden Karlskirche. Der Nachmittag ging wie im Fluge vorüber und schon war es an der Zeit zum Westbahnhof zu fahren.

Die Zufahrt zur Verladestelle am Westbahnhof löste etwas Chaos aus. Parkplätze waren erst hinter der geschlossenen Schranke, vor der Schranke befanden sich Taxi-Stände und die Taxi-Fahrer monierten lautstark die dort wartenden Autos. Als Motorradfahrer hat man es in solchen Situationen doch etwas einfacher – die geschlossene Schranke war für mich kein ernsthaftes Hindernis. Nach einiger Zeit erschien eine freundliche Dame der ÖBB und brachte etwas Ordnung in das heillose Durcheinander. Ich durfte ganz nach vorne fahren und meine V-Strom wurde als erstes Fahrzeug verladen. Verwunderlich – aber von Wien aus nach Düsseldorf wurde ansonsten kein weiteres Motorrad befördert. Beim Festzurren meiner Maschine lohnte es sich schon, den Verladern etwas auf die Finger zu schauen. Direkt am Holm der Vordergabel knapp über dem Schutzblech hatten sie schon den Spanngurt angebracht und wollten gerade anfangen die Gabel auseinander zu ziehen. Dies unterband ich dann und befestigte den Gurt dort wo er meiner Meinung nach hingehörte – an der Gabelbrücke.

 

Auch auf der Rückfahrt hatte ich anfangs das Abteil für mich alleine. Nach Auskunft des Zugbegleiters sollten erst in Passau und Regensburg weitere Mitfahrer zusteigen. Nur im Halbschlaf bekam ich deren Zustieg mit.

 


19.09.2008 Von Düsseldorf nach Hause

 

Als ich am Morgen aufwachte, waren schon 2 Kojen geräumt. Eine weitere Koje wurde noch bis Köln belegt. Zum Frühstück gab es wieder heißen Kaffee sowie zwei Brötchen mit Butter und Marmelade. Nicht gerade üppig im Vergleich zu meinem Frühstück in Rumänien – aber es reichte.

 

Pünktlich um kurz nach 7:00 Uhr kamen wir in Düsseldorf an. Bis zur Entladung der Fahrzeuge mussten wir allerdings noch einige Zeit warten. Über die Autobahn machte ich mich auf die letzte Etappe meiner Tour. Die Tankanzeige begann zu blinken und auch meldete mein Magen das Bedürfnis nach einem 2. Frühstück. Der Rasthof Peppenhofen kam da gerade recht.

 

Zu einem Biker, mit dem ich einen kleinen Plausch hielt, gesellten sich noch 3 weitere Biker und eine Sozia. Sie trafen sich am Rastplatz um gemeinsam zum Seylerhof in Luxemburg zu fahren und lauschten gespannt dem kleinen Bericht meiner Rumänien-Tour. Auch in ihren Augen waren meine Erfahrungen das krasse Gegenteil dessen, was man so im Allgemeinen über Rumänien hört. Durchaus möglich oder für mich sogar wahrscheinlich, dass diejenigen, die vor einer Fahrt durch Rumänien warnen, selbst noch nie in diesem Land waren.

 

Die restliche Fahrt nach Hause verlief unspektakulär und ist nicht weiter erwähnenswert. Um 11:00 Uhr parkte ich vor meiner Garage und schaltete den Motor meiner V-Strom ab. Insgesamt 4.691,3 km einer traumhaften Tour voller schöner und positiver Erlebnisse war zu Ende.

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Bericht folgt!

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