So. 20.05.2012
Die Abfahrt aus Riga gestaltete sich etwas schwierig. Direkt vor unserem Hotel war die Straße wegen einem Stadtlauf gesperrt. Unsere Motorräder hatten wir in einem Parkhaus einige hundert Meter vom Hotel entfernt untergestellt und es dauerte einige Zeit bis wir zum Hotel vorfahren konnten. Etliche Teilnehmer des Stadtlaufes mussten wir bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus passieren lassen, bevor der wirklich nette und freundliche Polizist die Strecke für uns frei gab.
Vor dem Hotel sprach uns ein deutsches Ehepaar an. Als wir erläuterten wo wir herkamen und was wir auf unserer Tour noch vor uns hatten waren sie ganz begeistert. Sie seien auch Motorradfahrer, aber derzeit ohne Moppeds auf Ostsee-Kreuzfahrt. Eine ganze Weile plauderten wir mit ihnen bis wir bemerkten, dass wir doch so langsam weiter müssten.
Aus der Stadt rauszukommen erwies sich wegen der durch den Stadtlauf teilweise gesperrten Straßen als etwas schwierig. Nach einer "Sonderrunde" schafften wir es aber. Zunächst führte uns die Strecke nach Sigulda. Am Rande eines Naturparks gibt es hier eine mittelalterliche Burg zu besichtigen.
Weiter ging es auf kleinen Sträßchen Richtung Estland. Auch hier fanden wir meist flaches Land und riesige Felder vor. Kurz vor Limbazi legten wir an einem idyllischen Platz an dem gleichnamigen (Limbazi-) See unsere Mittagspause ein. Der Bootssteg wurde von mehreren Anglern benutzt, die einige Fische in ihren Köchern hatten. Wir zogen als Mahlzeit aber Brote mit leckerem Käse und Wurst den Fischen vor.
Ursprünglich wollten wir bis Kloostri im Matsalu-Nationalpark fahren und dort eine Unterkunft suchen. Über Schotter und Lehm erreichten wir den Ort. Allerdings fanden wir dort lediglich ca. 5 Häuser und keine Unterkunft - zumindest keine adäquate. Zu sehen waren auch weitaus mehr Tiere - Kühe, Schweine, Hühner, Katzen und Hunde - als Menschen. Wahrscheinlich wäre es hier einfacher gewesen, einen Platz im Stall als ein Bett zu bekommen. Kurzerhand beschlossen wir, bis nach Tallinn weiterzufahren.
In Tallinn mieteten wir uns im Sokos-Hotel ein. Die sehr hübsche und äußerst nette Lagle gab uns ein Zimmer im 20. Stock mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt. Das Sokos-Hotel war bei der Eröffnung 1972 das erste Hochhaus der Stadt. Das Hotel diente seinerzeit als Interhotel, in dem hauptsächlich Gäste aus dem nicht-sozialistischen Ausland untergebracht wurden. Im 23. Stock des Hotels hatte sich der KGB eingerichtet und Abhöranlagen installiert. Durch die hier installierte Überwachungszentrale des sowjetischen Geheimdienstes konnten zahlreiche Hotelzimmer akustisch und visuell überwacht werden.
Nach dem Einchecken im Hotel unternahmen wir einen ersten Erkundungs-Spaziergang durch Tallinn. Tallinn verfügt über eine sehr schöne mittelalterliche Altstadt. Das Mittelalter wird hier regelrecht vermarktet. Überall finden sich alte oder auf alt getrimmte Lokale wie beispielsweise die "Olde Hansa". Von Personal in alten Trachten wird man hier bedient.
Auffallend und aus unserer Sicht recht negativ waren die vielen betrunkenen Passanten in der Stadt - dem Anschein nach meist finnischer Herkunft. Scheinbar führt die Nähe zu Finnland (mit der Fähre sind es nur wenige km) sowie die im Vergleich zu Finnland erheblich günstigeren Preise für Alkohol zu diesen unschönen Auswüchsen.