Die SS125 zwischen Dorgali und Tortoli ist mit das Beste auf Sardinien was ein Biker-Herz höher schlagen lässt. Auf einer Höhe von ca. 500m bis 1.000m reihen sich Kurven an Kurven durch das Dach Sardiniens - so wird der Gennargentu genannt. Auf dem ersten Teilstück in Nord-Süd-Richtung fahrend hat man die Bergflanke zur Linken und es bieten sich einem phantastische Ausblicke ins Landesinnere. Anschließend geht es über einen Kamm und die Bergflanke wechselt auf die rechte Seite mit grandiosen Ausblicken über die Küste.
Bevor es aber soweit war, statteten wir dem malerischen Fischerdorf Cala Gonone einen Besuch ab. Vor Dorgali bogen wir von der SS125 ab und folgten den Serpentinen der kleinen, schmalen Straße hinunter bis zum Meer. In Cala Gonone legten wir eine kleine Pause ein und genossen die Aussicht und das Flair bei einem Kaffee. Von hier aus kann man sich auch mit einem Boot hinaus auf See wagen - zahlreiche Unternehmen bieten diverse Exkursionen an.
Von Cala Gonone aus schraubten wir uns wieder über einige Serpentinen und durch ein Tunnel zur SS125. Ab jetzt war wieder "Freies Fahren" angesagt. Dabei kommen immer alle auf ihre Kosten - die Fotografen können die für sich passenden Haltepunkte und Motive auswählen und ohne Gruppenzwang können die Kurven im persönlichen Wohlfühltempo genommen werden. Eigentlich wollten wir uns wieder an der Abfahrt nach Urzulei treffen. Aber der Kurvenrausch war bei Einem so gewaltig, dass er schlichtweg vergaß anzuhalten - absolut nachvollziehbar, die Strecke kann schon süchtig machen! Kurz vor Tortoli haben wir uns aber wieder alle getroffen. Ein Abstecher zu den berühmten roten Felsen von Arbatax, den Rocce Rosse, durfte jetzt natürlich nicht fehlen.
Wieder auf unseren Maschinen folgten wir der SP27 ins Landesinnere nach Villagrande-Strisaili. Von hier aus war eine kleine Straße nach Talana in der Karte eingezeichnet und auch auf dem Navi ersichtlich - und diesem Sträßchen folgten wir. Anfangs noch durchaus akzeptabel passierten wir bald Stellen, an denen der Rand des Sträßchens einfach weggebrochen war. Scheinbar hatten hier vor nicht allzu langer Zeit heftigste Regengüsse zu Sturzbächen geführt und einiges einfach mitgerissen. Die unterspülten Bereiche der Straße waren auf der Fahrbahn mit kleinen Steinen gekennzeichnet.
Ein Auto kam uns entgegen und ich dachte "Naja, wo der herkommt, da kommen wir auch hin!". Und dann war urplötzlich Schluss mit dem Teer - der weitere Straßenverlauf und vor allem die Straßenbeschaffenheit waren von hier aus nicht so klar erkenntlich. Erst mal Motor aus und "Kriegsrat" gehalten.
"Jetzt schauen wir mal zu Fuß, wie es dahinten weitergeht und wenn Eine oder Einer von Euch Bedenken hat, kehren wir um! Auf keinen Fall ist die Aktion es wert, dass Jemand sein Mopped in den Graben wirft!" sprach ich und startete mit meiner Gruppe zu einem kurzen Fußmarsch. Schotter, eine recht enge Kurve und eine Engstelle stellten hier eine kleine aber durchaus lösbare Herausforderung dar. Anschließend war wieder Teer auf der Fahrbahn - zumindest teilweise. Wie die Fahrbahn sich nach der nächsten Kurve präsentieren würde, haben wir aber nicht mehr erWANDERT - das wollten wir dann doch eher erFAHREN.
Der nächste Dialog verlief wie bei Bob, dem Baumeister - auf meine Frage: "Können wir das schaffen????" antwortete meine Gruppe im Chor: "Yo, wir schaffen das!!!"
Und wenn meine Gruppe so von etwas überzeugt war, dann klappte das auch problemlos! Die Aussicht von dieser "Straße" entschädigte dabei für alle Mühen! Es kamen zwar noch ein paar "knackige" Stellen mit einer steilen Auf- und Abfahrt über schmale Betonplatten und einige schmale Engstellen, aber letztendlich unbeschadet erreichten wir Talana. Von dieser Seite kommend, wurde auch mittels Durchfahrt-verboten-Schild gewarnt vor dieser Straße oder besser gesagt, den Resten dieser ehemaligen Straße.
Über weitere herrliche Kurven und durch Urzulei stießen wir wieder auf die phantastische SS125. Mit breitem Grinsen im Gesicht und im "Freien Fahren" berauschten wir uns erneut an den begeisternden Kurven - diese Strecke hat äußerstes "Suchtpotential"!
Am Tunnel vor Dorgali hatten wir wieder Sammelpunkt und geschlossen ging es zurück zum Hotel, wo wir uns dem allabendlichen "Alternativprogramm" mit "Benzin reden" bei gutem Wein und leckerem Bier an der Bar widmeten.