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Gewaltritt nach Frankfurt a. M.

 

Donnerstag, 07.09.2000


 

Es sollte der Mammut-Tag werden. Beim Frühstück meinte Alla: "Heute abend trifft sich wieder alles im "Gaddezwersch" (Alla’s Stammkneipe in Frankfurt). Die würden Augen machen, wenn wir da auftauchen! Aber es ist ja doch ein Stück zu weit." Und irgendwie hatten wir ab dem Zeitpunkt den "Gaddezwersch" im Hinterkopf.

 

Bei Zeiten (um 8:30 Uhr) sattelten wir die Maschinen und machten uns auf den Weg. Weiter der E74 folgend erreichten wir schon nach kurzer Zeit den Tunnel de Tende und überquerten somit unter Tage die Grenze nach Italien. Hier gab es auch Benzin, das konnten wir schon riechen! In Limone-Piemonte reihten wir uns hinter mehreren Fahrzeugen der französischen Post an der Tankstelle ein. Also hatten wir mit der Alternative über Italien und die Schweiz nach Hause zu fahren die Richtige Wahl getroffen. In Frankreich hätte sich unser Urlaub zwar auf unbestimmte Zeit verlängert, aber wir hätten spritmäßig auf dem Trockenen gesessen.

 

Wir folgten weiter der E74 über Cuneo und hinter Fossano nahmen wir die Autobahn A6 nach Turin. Hinter Turin ging es dann auf der A5 durchs Aosta-Tal. Hier wehte ein ganz schöner Wind, der uns ab und zu wirklich zu schaffen machte. Bei Aosta setzten wir dann die Blinker rechts und auf der E27 ging es über den großen Sankt Bernhard (2.469m) in die Schweiz. Wir kamen gut voran und schon bald waren wir in Martigny. Es sollte zwar nur für einige Stunden sein, doch auf die Autobahnvignette wollten wir nicht verzichten. Richtung Norden und dann immer geradeaus passierten wir auf der Autobahn N6 das bereits von Deep Purple in Smoke on the Water besungene Montreux. Aber irgendwie hatte sich der "Gaddezwersch" in unseren Hinterköpfen festgesetzt. So ließen wir den Genfer See linker Hand liegen und folgten der N12 Richtung Heimat. An Fribourg vorbei hinter Bern auf die N1 und hinter Oensingen auf der N2 Richtung Basel. Beim Grenzübergang Weil am Rhein glaubten wir, ganz Frankreich kommt mittlerweile zum Tanken rüber. Nachdem auch wir unsere Motorräder wieder aufgetankt hatten, ging es auf der A5 weiter Richtung Frankfurt. Der "Gaddezwersch" hatte mittlerweile seinen Platz im Hinterkopf verlassen und war in den Vordergrund getreten. Wir kamen trotz Baustellen und starkem Verkehr recht gut voran und irgendwann war dann auch der Zeitpunkt erreicht, wo wir daran glaubten noch zu einer christlichen Zeit in Frankfurt zu sein. Ein kleiner Zwischenfall ließ mir dann noch das Blut in den Adern gefrieren. Da der Tacho meiner Maschine immer noch defekt war, fuhr ich hinter Alla. Wir kamen auf der linken Spur aus einer Baustelle raus und Alla beschleunigte. Zwischen uns hatte auf der rechten Spur ein Audi-Fahrer den Blinker zum Überholen gesetzt. Also drehte ich das Gas zurück um ihm den Vortritt zu lassen. Er aber blinkte plötzlich rechts und blieb anscheinend auf der rechten Spur. Nun denn, dachte ich, wenn du nicht willst dann ziehe ich halt eben vorbei und beschleunigte. In dem Moment zog er voll nach links rüber. Im Bruchteil einer Sekunde Gas zurück, Handbremse und Fußbremse voll gezogen! Knapp, ganz knapp setzte er sich vor mich - die Sonntagsausgabe der Bild-Zeitung hätte wohl nicht mehr dazwischen gepaßt. Da hatte ich nochmal Schwein gehabt. Die weitere Fahrt verlief ohne jegliche Zwischenfälle und gegen 22.00 Uhr waren wir in Alla’s Frankfurter Wohnung. Die Maschinen abgesattelt und ab in den "Gaddezwersch". Haben die Augen gemacht! Obwohl wir an diesem Tag eine Ochsentour hinter uns brachten, waren wir noch ziemlich fit. Das Bier schmeckte, das Essen auch und zu erzählen gab es jede Menge. Kurz nach Mitternacht begaben wir uns dann zur Ruhe.


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