Heute wollten wir die Motorradsitzbank mit einem Zugabteil tauschen und ein Bahnabenteuer in den Karpaten erleben. Nach einem sehr guten Frühstück erlebten wir das Schauspiel mit der Dampflok. Der Zug war so gut wie ausgebucht und schon ging es los durch das urtümliche Wassertal. Die Waldbahn von Viseu de Sus liegt im Norden Rumäniens unmittelbar an der ukrainischen Grenze. Sie ist ein einzigartiges technisches Kulturgut: Auf einem Streckennetz von knapp 60 Kilometer Länge verkehren – neben Dieselloks – bis heute holzbefeuerte Dampflokomotiven, womit die CFF Viseu de Sus (Caile Ferate Forestiere) weltweit wohl die letzte echte Waldbahn mit Dampfbetrieb darstellt. Die Schmalspurbahn führt kurvenreich, über Brücken und durch Tunnels, entlang dem Wasserfluss in ein wildromantisches Karpatental. Die Bahn erschließt ein riesiges Waldgebiet, wo weder Strassen noch Dörfer existieren, dafür aber Bär und Wolf heimisch sind. Als Anfangs die Urwälder erschlossen wurden, flössten deutschsprachige Kolonisten das geschlagene Holz hinunter nach Viseu de Sus in die Sägewerke. 1932 begann man mit dem Bau der Waldbahn, die gegenüber der Flösserei einen enormen technischen Fortschritt bedeutete. Damals waren vor allem im Karpatenraum Waldbahn sehr verbreitet. Das Funktionsprinzip dabei war denkbar einfach. Am Wasserlauf entlang wurden die leeren Holztrucks von den kleinen Loks bergauf gezogen und die schwer beladenen Züge konnten dann bergab ins nächste Sägewerk rollen. In Rumänien existierten 1970 gut 3.600 km Waldbahnstrecken und bis 1986 wurden sogar noch neue Dampflokomotiven gebaut. Ende der 80er Jahre gab es noch immer 15 „CFF´s“ mit einem Streckennetz von rund 1.000 Kilometern. Heute ist die Wassertalbahn die einzige noch funktionierende Waldbahn Europas – alle anderen Strecken sind mittlerweile stillgelegt. Die CFF Viseu de Sus gilt als private Werkbahn. Um die Dampflokomotiven für Personenzüge möglichst lange betriebsfähig erhalten zu können, werden vor den Produktionszügen mittlerweile mehrheitlich Dieselloks eingesetzt. Von Frühling bis Herbst verkehrt mehrmals in der Woche ein Dampfzug für Touristen ins Wassertal bis zur Station Paltin und zurück. Die genauen Abfahrtszeiten sowie Infos über Sonderzüge findet man unter www.cffviseu.com. Die Fahrt war äußerst entschleunigt und alle paar Meter fanden sich Fotomotive en Masse. Kühlung fanden die Dampfloks dadurch, indem einfach Wasser mit einem Schlauch aus dem angrenzenden Wasser entnommen wurde. Auch das Wasser zur Dampfaufbereitung wurde auf diese Art den Loks zugeführt. In Paltin angekommen, fanden wir eine große Barbecue-Landschaft vor. Neben der Möglichkeit, hier selbst mitgebrachtes auf den Grill zu legen, hatte man auch die Gelegenheit, sich an einem urigen Imbisstand zu versorgen. Abends ließen wir uns im Zugrestaurant das sehr leckere Essen schmecken, bevor wir uns nach einem erlebnisreichen Tag zur Ruhe begaben.