Leider mussten wir nach einem guten Frühstück schon wieder Abschied von Adi nehmen, der sich auf den Weg in seine Praxis machte. Marlenen, Jörg und ich hatten immer noch nicht genug von Klöstern. Wenn wir schon mal in der Gegend sind, wollten wir natürlich auch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen. Als nächstes stand das Kloster Humor auf dem Programm. Die Klosterkirche „Adormirea Maicii Domnului“ wurde 1993 gemeinsam mit weiteren Moldau-Kirchen in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Anschließend verließen wir an einer Abbiegung die befestigte Straße und folgten einer Schotterpiste. Als wir kurz darauf durch ein Dorf fuhren, wunderten wir uns darüber, dass einige Bewohner wiederum uns verwundert ansahen und erstaunt den Kopf schüttelten. Warum, sollten wir bald erfahren. Der Schotter wurde immer gröber und bald war kein Zeichen von Zivilisation mehr zu sehen. Über größer werdende Steine führte die Strecke nun steil bergab, bis ein größerer Abschnitt von Schlamm und Matsch vor uns lag. Hut ab vor Marlene, die erst vor einem Jahr den Motorradführerschein erwarb und sich mit ihrer Transalp mehr als wacker hielt. Für den Schlamm waren unsere Reifen nicht wirklich geeignet. Das Profil setzte sich sofort zu. Aber ein zurück gab es nicht mehr. Den „Point of no return“ hatten wir schon vor einer Weile passiert. Also vorwärts, Augen auf und durch. In der Gegenrichtung versuchte ein Kleinbus erfolglos sich dort hoch zu arbeiten. Nun denn, zumindest wo der hochkam, würden wir auch runterkommen. Rutschend und schlingernd bewegten wir uns bergab und keiner von uns konnte es vermeiden, irgendwann sein Motorrad derart in Schräglage zu bekommen, dass es mit dem ganzen Gepäck und Gewicht einfach nicht mehr zu halten war und er es auf die Seite legen musste.
Aber letztendlich ging alles gut und ohne Schäden erreichten wir nach einigen Kilometern wieder Asphalt unter den Reifen. Danach stärkten wir uns erstmal mit Kaffee und Kuchen und mussten erst mal wieder den kirchlichen Beistand auffrischen. Hierzu besuchten wir weitere Moldauklöster, dabei durfte das Kloster Sucevita am Ciumarna Pass natürlich nicht fehlen. Eine Nonne, die ich auch schon 2008 hier getroffen hatte, fragte, wo wir noch hinwollten. Da wir für den nächsten Tag eine Fahrt mit der Wassertalbahn von Viseu de Sus auf dem Programm hatten und heute noch die Fahrkarten dafür kaufen mussten, wollten wir schon noch diesen Ort erreichen. „Das wird dann aber spät werden! Die Strecke über den Prislop-Pass ist sehr schlecht!“ meinte die freundliche Nonne und bot uns eine Unterkunft vor Ort an.
Kurze Zeit später spürten wir, dass die Nonne eher noch untertrieben hatte. Eine verdichtete Schotterstrecke wäre vermutlich wesentlich besser gewesen, wie diese mit Kratern und aufgebrochenem Asphalt übersähte Straße, die ihren Namen nun wirklich nicht mehr verdiente. Die Vordergabel von Marlene´s Transalp schlug immer heftiger durch und an ein schnelles Vorankommen war in keinster Weise zu denken. Wir wollten aber unbedingt noch Viseu de Sus erreichen, dort im Zughotel einchecken und auch die Fahrt mit der Wassertalbahn für den Folgetag klarmachen. Kurzerhand habe ich das Fahrwerk meiner Adventure auf den Geländemodus sowie mich selbst auf die Fußrasten gestellt und bin vorgefahren. Nach einiger Zeit hatte ich die passende Geschwindigkeit gefunden und es machte sogar riesig Spaß!. Bei 80 bis 90 km/h bügelte das Fahrwerk die meisten Unebenheiten einfach weg – bei größeren Kratern in der Fahrbahn musste ich entweder ausweichen oder halt doch die Geschwindigkeit verringern. Letztendlich erreichte ich „just in time“ kurz vor Toresschluss die Station der Wassertalbahn. Die nette und freundliche Chefin sprach sehr gut Deutsch – kein Wunder ist sie doch mit einem Bayern verheiratet – und das günstige Angebot 210 LEI für 2 Übernachtungen im Schlafwagen mit Frühstück, 1 Abendessen und die Fahrt mit der Wassertalbahn fand erst meinen und später auch Marlene´s und Jörg´s Gefallen. Nach einiger Zeit trafen auch diese wohlbehalten ein und nach dem einchecken stärkten wir uns in einem Lokal im Ort bei leckerem Essen.