Eine Tagestour über Inca und das Landesinnere nach Valdemossa mit Rückfahrt über Port Soller und den Col de Soller stand für den heutigen Sonntag auf dem Programm.
Über Muro und Inca gelangten wir wieder auf teilweise kleinsten Sträßchen in die Berge. Unzählige Radfahrer waren auch heute wieder unterwegs und im Gegensatz zu dem gestrigen Tag mussten wir die ein und andere kleine Umleitung wegen Streckensperrung nehmen.
Bei Orient wurde es dann auf einmal eng auf der Straße. Links eine lange Reihe parkender Autos und rechts nicht wirklich viel Platz. Trotzdem meinte eine ältere Dame, sie müsste uns mit ihrem Auto entgegenkommen. Vorsichtshalber hielt ich mal an. Die ältere Dame ließ sich aber nicht beeindrucken und war offensichtlich der Ansicht, dass ihr Auto doch ein ganzes Stück schmaler sei wie in Wirklichkeit. Ich dachte noch "die kann doch nicht....." Doch! sie konnte! Durch das offene Fenster murrend und schimpfend fuhr sie einfach weiter. Erwartungsgemäß touchierte sie meinen Seitenkoffer und ich musste mich schon heftigst abstützen um nicht umzufallen. Davon ließ sie sich nicht auf- oder abhalten und fuhr einfach weiter. Wahrscheinlich hat sie jetzt an ihrem Auto eine Schramme über die komplette linke Seite. Meinem Alu-Koffer hat diese Aktion Gott-sei-Dank nichts ausgemacht.
Kurze Zeit später - in Bunyola - legten wir dann eine Kaffeepause ein. Vor lauter "durchgestylten" Radfahrern war auf dem zentralen Platz kaum ein Tisch frei.
Nach der Stärkung wartete bereits der nächste Leckerbissen auf uns: der Coll de Soller! Über traumhaft schöne Serpentinen schlängelt sich die Straße den Pass hinauf und auch wieder hinunter.
Gerade auf den kleinsten Sträßchen mussten wir höllisch aufpassen. Wenn wir nicht des öfteren Rücksicht auf einige Autofahrer genommen hätten, wäre wahrscheinlich bereits an diesem Tag die gesamte Tour beendet gewesen. Überwiegend Touristen mit Leihwagen waren zum großen Teil mit den Strecken maßlos überfordert - Kurven schneiden, ausbremsen, die komplette Straße einnehmen war bei ihnen Standard.
Auf der Ma-10 angekommen setzten wir den Blinker links und kurvten Richtung Valldemossa. Von der Ma-10 geht eine leicht zu übersehende unscheinbare Straße ab nach Port de Valldemossa. Über anspruchsvolle Kurven führt die nur 3m breite Sackgasse hinunter zum Meer.
Zurück zum Hotel ging es dann über die traumhafte Ma-10. Trotz des vielen Verkehrs machte es einen Riesenspaß. Ein großer Vorteil meiner mit insgesamt 4 Motorrädern recht kleinen Gruppe: ich habe als Guide alle weitestgehend im Blick und bei Überholvorgängen sind wir wesentlich schneller vorbei
Gut gelöst auf Mallorca sind die vielen Möglichkeiten einen Fotostop einzulegen. Jede Menge Aussichtspunkte, im spanischen Mirador genannt, sind auf der Ma-10 zu finden. Der Mirador de ses Barques bei Fornalutx ist scheinbar gerade am Wochenende ein beliebter Treffpunkt vieler Lokalmatadoren die krampfhaft versuchen einem Marc Márquez (2-facher Moto-GP Weltmeister) nachzueifern. Kurz hinter dem Mirador rückten plötzlich 2 vom Jagdgeschwader in meine Rückspiegel und auf unerklärliche Weise bekam ich irgendwie ein heftiges Zucken in meine rechte Hand. Meine Gordita quittierte dies dankbar mit einem flotten Galopp und dem Jagdgeschwader blieb nur noch der Blick in Gorditas Auspuff. Nach einigen Kilometern führt die Straße durch einen Tunnel zum Embassament de Cúber und vor diesem Tunnel ist ein kleiner Parkplatz mit Aussichtspunkt. Hier wollte ich wieder auf meine Gruppe warten. Auch die Jungens vom Jagdgeschwader hielten dort an und warfen respektvolle Blicke auf meine mit Koffern, Topcase und Tankrucksack im vollen Ornat gekleidete Gordita.
Nur ein paar hunder Meter hinter dem Tunnel führt in einer scharfen Rechtskurve ein kleines Sträßchen links ab zum Puig Major, dem mit 1.436m höchstem Berg Mallorcas. Benutzung mittels Schilder leider verboten, da der Gipfel des Puig Major seit 1958 militärisches Sperrgebiet ist. Mit den auf dem Gipfel unter der Glasfiberkuppel befindlichen Radar-Antennen wird der gesamte westliche Mittelmeerraum sowie Teile von Nordafrika überwacht.
Über die Ma-10 bis Pollenca und über Sa Pobla fand unsere Tagestour beim Hotel ihren Abschluss. Hier angekommen folgten wir unserem Ritual und ließen bei einem "Ankommens-Bier" an der Pool-Bar den Tag Revue passieren bevor wir uns frisch machten und dem Abendprogramm widmeten.