Hauptprogrammpunkte der heutigen Tour sollten ein Fotostop am Kulturpalast in Targu Mures und ein längerer Halt in Sighisoara -zu Deutsch: Schäßburg- mit Besichtigung des Geburtshauses von Vlad Tepes - besser bekannt als Dracula - sein.
Ich freute mich besonders auf diese Etappe da ich mich in Sighisoara mit meinem Freund Adi treffen wollte, der dort wohnt.
Bis Bistrita fuhren wir die gleiche Strecke zurück, die wir 2 Tage vorher gekommen waren.
Da es gerade auf kurviger Strecke und in Städten unmöglich ist, als Guide die ganze Gruppe im Auge zu behalten ist es wichtig, dass beim Fahren in der Gruppe ein Jeder seinen Hintermann im Auge behält und langsamer fährt, falls der Abstand zu diesem zu groß wird. Und sollte der Hintermann überhaupt nicht mehr zu sehen sein, wird angehalten und gewartet. "Jeder ist für seinen Hintermann verantwortlich!" So weit die Theorie der Tourenregeln in der Gruppe! In Bistrita mussten wir einer Umleitung folgen und irgendwo links abbiegen. Erst als es wieder eine größere Strecke geradeaus ging, bemerkte ich, dass ein Teil meiner Gruppe fehlte. Erst mal rechts ran und warten - leider vergeblich. Also meiner Gordita die Sporen geben, Lasso auspacken und die Meute wieder einfangen. Wie vermutet, hatten sie die Abbiegung verpasst und waren auf dem Weg in Richtung ukrainischer Grenze. In der Zeit, bis ich ihren Verlust bemerkte, hatten sie einen beträchtlichen Vorsprung erlangt und als ich nach etlichen Kilometern noch keinen von ihnen im Blickfeld hatte, hielt ich an und nahm telefonisch Kontakt zu meinen "Backlight" Roman auf. Daraufhin fing Roman den Rest der Meute ein und brachte sie wieder auf den rechten Weg zurück.
Ohne weitere besonderen Vorkommnisse erreichten wir Targu Mures. Wegen der zeitlichen Verzögerung durch den Abstecher mussten wir uns etwas sputen. Ein paar Bilder vom Kulturpalast wollten wir aber doch auf die Speicherkarten der Digi-Cams bannen. Der Kulturpalast ist von der Hauptstraße aus zu sehen und auf der Hauptstraße befindet sich eine schraffierte Fläche, die wir kurzerhand mit Beschlag belegten. Selbst die Polizei störte sich nicht an meinem Vorgehen und fuhr kommentarlos vorbei.
Wir haben uns ja auch nicht lange dort aufgehalten - denn es wurde Zeit für unser Besichtigungsprogramm in Sighisoara - und so ging es im Eiltempo weiter.
In Sighisoara wollten wir alle Gruppen am etwas vor der Stadt gelegenen Hotel Transilvania sammeln. Die Parkplatzsituation in Sighisoara war wegen einiger Baustellen etwas schwierig. Mein Freund Martin kennt die Sekretärin des Bürgermeisters und rief diese am Vorabend an, um ein o.k. des Bürgermeisters dafür zu erhalten, dass wir unsere Motorräder innerhalb der gesperrten Altstadt parken konnten. Leider wollte der Bürgermeister keinen Präzedenzfall schaffen und so mussten wir etwas unterhalb der alten Stadtmauern unsere Mopeds parken.
Aber von dort aus waren es auch nur ein paar Schritte bis in die historische Altstadt.
Hier konnte ich endlich meinen Freund Adi begrüßen. Unser rumänischer Reiseführer Terry führte die gesamte Gruppe zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten und erklärte einiges zu den Bauten und der Geschichte von Schäßburg. Anschließend verblieb noch etwas Zeit um durch die Gassen von Schäßburg zu schlendern. Adi und ich hatten uns soviel zu erzählen, dass wir uns in ein kleines Straßencafe zurückzogen und bei einer phantastischen und erfrischenden hausgemachten Limonade die Neuigkeiten austauschten.
Die Zeiger der Uhr gingen viel zu schnell vorwärts und wir mussten die letzte Etappe nach Brasov in Angriff nehmen. Meiner Gruppe bot ich an, die Strecke etwas abzuwandeln und noch die Kirchenburgen in Apold und Agnita zu besichtigen. Nicht nur Werner, der einen Teil seiner Kindheit in Siebenbürgen verbrachte, sondern meine gesamte Gruppe war von dem Vorschlag begeistert, obwohl ich ihnen über die zu erwartende schlechte Wegstrecke reinen Wein einschenkte. Die Dj106 von Sighisoara über Apold nach Agnita war nur so von ausgefrästen Stücken übersäht - da waren wir wohl vor Abschluss der Straßenbauarbeiten noch etwas zu früh dran. Aber auch den Schopper-Fahrern unter uns bereitete die Strecke keine größeren Schwierigkeiten. In diesem ursprünglichen Teil von Siebenbürgen winkten uns nicht nur Kinder in den Ortschaften freundlich und begeistert zu. Und sobald wir anhielten um Fotos zu machen, kamen wir sogleich ins Gespräch mit den äußerst freundlichen Einheimischen. Die Verständigung bereitete wenige Schwierigkeiten, da viele Menschen hier Deutsch sprechen. Wenn die deutsche Sprache dann doch einmal nicht ausreichte, hatten wir mit Werner einen perfekten Dolmetscher in unserer Gruppe.
Die kurze Strecke von der Dj106 zur Dj105 bis nach Agnita hinein war eine einzige Baustelle und gerade für die Schopper-Fahrer unter uns sicherlich kein Zuckerschlecken. Aber der Anblick der Kirchenburg entschädigte dann doch etwas für diese Mühen.
Bei Viola bogen wir links auf die gut ausgebaute DN1 ab und in zügigem Tempo erreichten wir schon bald Brasov. Zu unserem Hotel Ramada mussten wir einmal quer durch die Stadt. Auf rumänischen Straßen nehmen leider nicht alle Verkehrsteilnehmer Rücksicht auf Motorradfahrer. Vielfach wird recht schnell gefahren, auch von LKW´s. Man muss einfach versuchen im Verkehr "mitzuschwimmen" - dann klappt das auch meist. Trotzdem musste ich mitten in Brasov ein wenig auf rumänisch fluchen, weil mich ein junger Autofahrer abdrängte und ich nur mit Mühe einen Zusammenstoß vermeiden konnte - "Baga mi as pula în tine!" war zwar nicht wirklich freundlich von mir, in diesem Moment aber durchaus angebracht!