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2006 - Vogesen

Eine "Wintertour" durch die Vogesen

11. und 12. November 2006

Teilnehmer:

1. Jürgen - BMW 1100 RT-Gespann
2. Fränki - Honda Varadero XL-1000
3. Klaus - BMW 1100 GS
4. Harry - BMW 1100 GS
5. Gerd - Suzuki DL-1000 V-Strom

 

 

 

Vorgeschichte:

Inspiriert durch das schöne Wetter und Temperaturen um die 20° im Oktober war der Gedanke, demnächst noch mal einen Trip in die Vogesen zu unternehmen schnell im Forum eingestellt. Es dauerte auch nicht lange bis die ersten Antworten folgten und es wurde dann auch sehr schnell ein Termin festgelegt. In Erwartung einen schönen, sonnigen Herbsttag zu erwischen wurde so eifrig dem Termin entgegengefiebert und es kam wie es kommen musste ...

Die Tour:

Samstag Morgen 11.11.2006 6:15 Uhr - ich ziehe gerade die Rollladen hoch, fast noch stockdunkel nur im Schein der Straßenlampe kann ich sehen dass die Straße trocken ist, sonst sieht es halt ziemlich düster aus. Mein Gedanke, dass überhaupt noch jemand bei der Tour mitfährt schwindet dann so beim Kaffeetrinken gegen 8:30 Uhr, als es dann zu regnen anfängt. Aber die Jungs hatten ja im Forum geschrieben dass man sich um halb neun bei MC-Doof trifft um dann bis nach Perl zum verabredeten Treffpunkt zu kommen. Falls es um halb neun in Trier noch nicht geregnet hat sind die Jungs bestimmt unterwegs dachte ich, also packte ich dann doch meine Utensilien zusammen zurrte alles auf dem Moped fest und zog mir die Mopedklamotten über. Mittlerweile regnete es nicht mehr, sondern es schüttete nur noch. Weit und breit kein Mopedfahrer zu sehen, denke ich als ich an der letzten Kreuzung vor unserem Treffpunkt anhalten muss. Doch dann tauchen plötzlich hinter den Autos da hinten zwei, nein drei, nein vier Motorradscheinwerfer auf. Alle Achtung, 70 % meiner Bekannten hätten sich das nicht angetan die wären schon gleich mit dem Arsch im Bett geblieben. Irgendwie ließ mich aber so eine ungute Vorahnung dann doch nicht in Ruhe und ich wartete ab mit welchen Ausreden Sie sich dann doch noch dazu entscheiden würden die Tour abzubrechen, aber keiner von Ihnen wollte sich die Blöße geben und so begaben wir uns dann mit ein bisschen vager Hoffnung, dass sich das Wetter ja doch noch auf den nächsten Kilometern bessern würde auf eine landschaftlich sehr schöne Vogesentour.

 

Da meine Winterhandschuhe schon auf den ersten 7 Kilometern bis nach Perl sehr viel Wasser aufgesogen hatten und diese Feuchtigkeit anfing meine Finger zu kühlen, machte ich schon gleich die Griffheizung an. Für mich waren die ersten Kilometer sowieso eher Routine weil ich die Strecke eigentlich schon blind fahren könnte. So war ich auch dauernd mit einem Auge im Rückspiegel am schauen und mit dem anderen behielt ich die Streckenführung im Blick. Da das Wasser mittlerweile richtig auf der Straße stand war ein zügiges dahin gleiten auch nicht so richtig möglich, aufmerksam und voll konzentriert ging es über die ersten Kilometer durch Feld und Flur, ab und an durch kleine Dörfchen weit und breit kein Mensch zu sehen. Bei diesem scheiß Wetter wurden selbst die Hunde und Katzen nicht vor´s Loch gelassen

 

Doch dann plötzlich kam von hinten einer hervor geschossen, hupend und wild gestikulierend gab er mir zu verstehen mal ne kleine Rast zwecks Entleerung der Harnanhangdrüse einzulegen, also wurde bei der nächsten Gelegenheit - einem Bushäuschen an dem wir dann wenigsten für diese Zeit mal trocken stehen konnten - die erste Rast eingelegt. Ich nutzte dann die Gelegenheit und melde mich telefonisch bei unserer Gastgeberin Inge und bestätigte ihr, dass wir am späten Nachmittag bei Ihr eintreffen würden, womit Sie eigentlich eher nicht gerechnet hätte. Mit Hanuta, Raider, Mini-Salami in Milchbrötchen und diversen anderen Leckereien wurde dann dem Körper die verbrauchte Energie zurückgeführt, denn es braucht schon etliches an Kalorien um bei diesen Wetterbedingungen einen Mannskörper auf Betriebstemperatur zu halten.

 

Nach ein paar dummen Sprüchen, dem Visier- und Brilleputzen, dem Wechseln der Buffs und Handschuhe ging es dann wieder weiter unserem ersten Kurvenkarussel entgegen. Irgendwann auf den immer länger und kälter werdenden Kilometern bemerkte ich dann, dass es aufgehört hatte zu regnen und das viele Wasser was ich jetzt abbekam war von dem vorausfahrenden PKW, der dann aber sofort überholt wurde.

 

Die Piste zum Col du Donon verläuft anfangs durch dichten Mischwald, der mit zunehmender Höhe in lichten Nadelwald übergeht. Bei der Auffahrt zogen dann noch einmal schwere Nebelwolken durch die Wälder und ließen die Sicht auf wenige Meter schwinden. So auf die Straße fixiert bemerkte ich dann auch nicht, dass mir seit einiger Zeit keiner mehr folgte. Ich wartete kurz, dann drehte ich um in der Hoffnung, dass wohl nichts passiert ist. Und wieder musste ich feststellen, dass es verschiedene Ausführungen des Menschlichen Körpers gab, denn schon wieder hatte es Fränkie dazu getrieben seinen Regenoverall zu öffnen. Na ja, nach weiteren 2-3 Kilometer erreichten wir dann das Ausflugslokal auf 731 Meter Höhe, von hier an kann man den 1009 Meter hohen Kamm des Col du Donon (GPS-Daten: 48° 30`50``N – 07° 10`15``E) zu Fuße erreichen. Hier befindet sich ein kleiner im 2. Jh. erbauter und 1869 restaurierter Tempel. In der Gaststube wurde sich dann aus den vor Nässe triefenden Klamotten befreit und sich unter zu Hilfenahme der Bestuhlung in dem gut beheizten Lokal breit gemacht.

 

Unter den irritierten Blicken der anwesenden Gäste im Lokal, deren Gedanken braucht es bestimmt keiner besonderen Schilderung hier, bestellten wir dann den ersten kulinarischen Hochgenuss - eine Bouchée à la reine (Königinpastetchen) die zu den typischen französischen Gerichten zählt und vom französischen Speiseplan nicht mehr wegzudenken ist. Die regionale Küche entwickelte sich oftmals aus den Gerichten eher volkstümlicher Herkunft, dies sollte allerdings nicht vorschnell bewertet werden. Die französische Küche kennt keine extremen Geschmacksrichtungen, Ihre Gerichte sind nie scharf oder schmecken stark nach Knoblauch oder anderen Gewürzen. Die Geschmäcke der einzelnen Zutaten sollen unbedingt zueinander passen, ohne dass ein Geschmack die anderen dominiert. Viele regionale Gerichte schmecken deshalb nicht nur ausgezeichnet, sondern laden immer wieder zu lang anhaltenden Fahrtunterbrechungen ein. So war es auch nicht verwunderlich, dass wir nach fast 1,5 Stunden Pause erst wieder die Weiterfahrt antraten. Auf der Route runter ins Tal nach Schirmeck sind wir dann am 2CV-Museè vorbeigekommen (keiner wollte so richtig glauben dass sich in den von außen sehr sanierungsbedürftig aussehenden Gebäuden ein Museum befinden würde). An der Tankstelle in Rothau (diese Tanke hat immer geöffnet auch an Sonn,- und Feiertagen) habe ich dann mit Absprache der anderen den Streckenplan etwas geändert, da sich die Himmelsschleuse mal wieder geöffnet hatte. Also sind wir nicht am Teufelsloch vorbei und haben auch Champ du Feu, den Col de La Charbonniere und Sainte Croix aux Mines einfach links liegen gelassen und sind dem Bruche-Tal folgend auf der N420 direkt Richtung Saint Die des Vosges weitergefahren. Die N420 ist normaler Weise eine verkehrsüberlastete, abgasverpestete Hauptverbindung und die hier angetroffene Einsamkeit der Landstraße war wohl eher auf das schöne Wetter zurückzuführen, denn wir sind recht zügig voran gekommen. Auch durch Saint Die des Vosges sind wir recht flott durchgekommen und sind dann hinauf über den Col de Haut-Jacques mit einer Streckenlänge von 21,1 KM (Saint Die des Vosges bis nach Brouvelieures) immer weiter bis nach Bruyères. Von dort sind wir dann wieder Moseltalwärts auf die Schnellstraße N57 (eigentlich die schnellste Verbindungsstraße von Trier nach Plombieres des Bains) abgebogen und haben dann auf der wie eine Autobahn ausgebauten Straße die letzten 10-12 Km mal so richtig Gas gegeben.

 

Wir hatten nur noch wenige Meter zu unserem Quartier und konnten direkt unterhalb an unserem Hotel durch die Wiese zu dem Stellplatz der Mopeds fahren, was ich auch ohne an die anderen zu denken tat (die Macht der Gewohnheit). Klaus der hinter mir war merkte erst zu spät, dass die Grasbahn bedingt durch das schlechte Wetter ziemlich matschig war und stieg irgend wie ganz anders ab als sonst. Na ja dem Klaus und dem Moped ist außer ein paar Matschflecken an Koffer und Hose nichts passiert, Gerd und Fränkie gingen die Sache dann schon etwas feinfühliger an und erreichten den Parkplatz ohne besondere Vorkommnisse. Nur unser Harry, wohl nicht so überzeugt von seiner eigenen enduristischen Fahrweise, stellte seine Maschine vor dem Haus auf den Platz der für LKW und Auto angedacht ist ab. Die Uhr zeigte mittlerweile auch schon 17:30 Uhr und wir waren ja schon den ganzen Tag unterwegs und eigentlich ziemlich geschafft. So wurde auch nicht lange rumgetrödelt, sondern gleich die Koffer auf die Zimmer getragen, kurz geduscht, legeré angezogen und sich zum obligatorischen Begrüßungstrunk unten an der kleinen Bar getroffen.

 

Nach dem ersten Bierchen oder Vin rouge zeigte sich Harry´s Schildkröte dann auch mal wieder wie er uns sagte (sein Haustierchen was er auch überall hin mitnimmt). Mittlerweile war auch aus der Küchen des Hauses ein herrlicher Geruch von wohlschmeckenden Speisen zu vernehmen, somit war die Zubereitung unseres abendlichen Menu´s also auch im vollen Gange. Im la salle à manger wurde dann auch der Tisch von unserem Gastgeber Klaus eingedeckt. Wir hingen unsere nassen Sachen, wie Handschuhe, Buff, Helme und Jacken im Nebenzimmer am geheizten Kachelofen auf und im Flur wurden dann noch die Regenkombis, Jacken und Hosen zum trocknen aufgehängt. Dann ging es wieder zurück an das schön prasselnde und lodernde Kaminfeuer an der Bar des Hauses wo Gersten- und Traubensaft in nicht enden wollender Fülle auf uns wartete.

 

Im weiteren Verlauf des Abends wurden wir dann höflichst von Inge an den Tisch gebeten und die Völlerei konnte ihren Lauf nehmen. Als Entrees wurde uns Muschelpate mit Seelachs an frischem Salat und der üblichen franz. Baguettes gereicht. Dazu immer ausreichende Flüssigkeit in Form von Vin Rouge, Bier und sogar Coca Cola. Wie in Fronkreich üblich diskutierten und debattierten wir fast schon wie echte Franzosen und bekamen dann nachdem Klaus die Teller des Entrees abgeräumt hatte den Hauptgang serviert. Bei den ergiebigen Portionen von Fleisch, Kartoffeln und Gemüse die uns dann gereicht wurden wären wir eigentlich schon satt gewesen. Aber für Frankreich typisch ist das mehrgängige Menü, im einfachsten Fall aus der Vorspeise, dem Hauptgang und einem Dessert, wozu immer genug getrunken werden sollte. So wurde dann zwischen Hauptgang und Dessert noch die Käseplatte mit den ländlich regionalen Käsesorten gereicht. Um der Fülle ein wenig Platz zu verschaffen und zur verdauungsfördernden Unterstützung des körperlichen Wohlseins wurde dann ein Calvados bzw. ein Cointreaux nach der Mahlzeit getrunken. Langsam auftretende Müdigkeit wurde dann noch mit Espresso und Kaffee bekämpft und zu guter letzt wurde uns noch ein Tarte maison als Dessert serviert. So gesättigt saßen wir dann noch einige Zeit in der guten Stube mit Wein und Bier und erzählten uns von früheren Heldentaten und noch auszuführenden/fahrenden Mopedtouren die in nächster Zeit (hier war dann doch eher das nahende Frühjahr mit seinem wärmenden Sonnentagen gemeint) in Angriff genommen werden sollten. So ging ein schöner geselliger Abend vorbei und jeder suchte dann sein Schlafgemach auf, um dort noch andächtig sein Abendgebet zu sprechen.

 

Am Sonntagmorgen hat wohl jeder zuerst aus dem Fenster geguckt um das göttliche Verständnis seines am Vorabend so herbeigewünschtem Sonnenscheins in Anbetracht zu nehmen, aber es regnete immer noch oder schon wieder. Mir ging immer wieder der Spruch von Gerd durch den Kopf „man muss nicht verrückt sein um bei so einer Tour mitzufahren, aber es erleichtert die Sache ungemein“. Folglich wurde dann auch beim Frühstück (das hier auch sehr reichhaltig war) noch über den Streckenverlauf diskutiert aber im großen ganzen war es eigentlich egal wo durch oder wo lang wir fahren sollten. Gerd erwähnte dann Col del la Schlucht und ich dachte bei mir, nach dem Wetterbericht den Klaus schon abgeben hatte und die Schneefallgrenze schon auf unter 1000 m vorausgesagt wurde, das muss ich mir anschauen war ja auch schon lange nicht mehr bei Schnee unterwegs gewesen. Dass sich aber im Laufe des Tages tatsächlich noch Schneefall einstellen würde hätte ich aber auch nicht für möglich gehalten.

 

Nachdem wir dann aufgerödelt, uns bei Inge und Klaus verabschiedet hatten und unsere Mopeds wieder auf festem Untergrund standen ging es dann wieder in Richtung Heimat, diesmal aber nicht über die N57 sondern über die alte Landstraße nach Remiremont ein Stück entlang der La Moselotte dann der D417 folgend nach Gerardmer vorbei am Lac de Gerardmer. Auf der Route de Colmar schraubten wir uns zum Roche des Diablo der Col de la Schlucht entgegen. Irgendwann auf dieser Route hörte es auf zu regnen es wurde ziemlich nebelig und kühl und als wir auf dem Parkplatz am Col du Bonhomme kurz halt machten, fing es wirklich an zu schneien und ein fürchterlicher Wind setzte ein. Die umgreifende Panik veranlasste uns dann diesen bizarren Ort auf der Stelle zu verlassen und so setzten wir dann die Heimreise fort. Langsam legte sich der Schnee auch über die Straße und als ich bei mir so dachte dieser Schneematsch wird doch nicht noch die Straße zueisen, da sah ich schon vor mir wie sie gerade ein in den Graben gerutschtes Auto wieder auf die Straße und die Räder zogen. Hier war also äußerste Vorsicht angebracht und so gab ich durch ein kurzes anbremsen und wegrutschen den mir folgenden meine gerade gewonnenen Erkenntnisse weiter. Aber dann fiel mir wieder der Spruch von Gerd ein und wir schaukelten unsere Mühlen vorsichtig und mit Bedacht wieder talwärts auf schnee- und eisfreie Straßen.

 

Unten in Plainfaing wurden dann die Straßen sogar richtig trocken die Wolken hatten sich teilweise verzogen und ab und an kam sogar die Sonne durch. Da wir ausgiebig und lange frühstückten hatten wir beschlossen keine Mittagspause einzulegen bzw. nur einen Kaffee zu trinken und dann weiter zufahren. Und so packte uns der Kurvenrausch auf´s neue, wir verließen hinter Plainfaing dann die N415 und bogen auf die D23 in Richtung La Croix aux Mines dem kleinen Städtchen das wir eigentlich schon auf der Hinfahrt durchqueren wollten. Ein wahres Kurveneldorado das sich bis nach Saint Blaise la Roche wieder auf die N420 hinzieht, der Strecke nun andersherum folgend steuerten wir die Tankstelle in Rothau wieder an und machten weil es am Vortag ja schon so schön war oben im Gasthof auf dem Col du Donon unsere Kaffeepause. Auf der Hinfahrt zum Col du Donon hatten wir die Auffahrt an der weißen Sarre entlang genommen und nun sind wir dann die Strecke an der Quelle der roten Sarre vorbei gefahren. Diese kurvige Waldstrecke ist ein wenig länger und war bei den trockenen Straßenverhältnissen viel schöner zu fahren. Über Abreschviller ging es dann recht zügig nach Sarrebourg von dort nach Boulay-Moselle wo wir wieder auf die Strecke kamen auf der wir hingefahren sind. Zwischendurch wurden wir dann noch von Fränkies Drüsenfunktion mehrfach gestoppt und sind dann über die grüne Grenze wieder nach Deutschland zurückgekehrt. 17:40 Uhr war für mich die Reise zu Ende. Der Rest der Meute hatte ja noch 40-50 KM vor sich und lt. Forum sind ja alle wieder gut heimgekommen.

 

Fazit :

- 680 KM Streckenlänge (von Perl)
- sehr empfehlenswert, war ne echt schöne Tour (abgesehen von der erhöhten Luftfeuchtigkeit)
- hat mir echt Spaß gemacht mit euch, ja euch kann man gut mitnehmen, sogar Harry´s kleine Schildkröte
- Wiederholungsgefahr (sehr groß)

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