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Rumänien 2008

Hier der Bericht meiner 2008er Motorradtour durch Rumänien - ein beeindruckendes Land, sowohl landschaftlich als auch von der gastfreundlichen und hilfsbereiten Bevölkerung.

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 Die Strecke

 

 

 

 


Die Planung

 

Unser Moselbikers - Mitglied Flo, schlug 2007 vor, mit einigen Motorrädern seine Heimatstadt Wien zu besuchen.Bei einemBlick auf eine Übersichtskarte sprangen mir sogleich die Ost- und Südkarpaten sowie das Schwarze Meer ins Auge - Rumänien!

Leider wurde nichts aus der "Forums-Tour" nach Wien. Jedoch hatte sich in meinem Kopf Rumänien festgesetzt und so begann ich mit der Planung für eine Tour durch die rumänischen Karpaten bis ans Schwarze Meer.

In Pati und Andy fand ich 2 "Mitstreiter", die sich an der Tour beteiligen wollten.

 

Durch Flo brachten wir in Erfahrung, dass der Autoreisezug der ÖBB recht günstig ist und so buchten wir per Internet die Fahrt von Düsseldorf nach Wien bei der ÖBB. Bei einem Preis von insgesamt 169,00 EUR pro Person und Motorrad für die Hin- und Rückfahrt im 6er Liegewagen war sofort klar, dass wir diese "Anfahrtsstrecke" nicht im Sattel der Motorräder absolvieren wollten.

Ausgehend von Tagesetappen von ca. 300 km plante ich anhand der Karten und meiner Navi-Software die Tour von Wien aus durch die Slowakische Republik, Ungarn und Rumänien. Für unvorhergesehene Fälle (Tagesetappe wg. schlechter Straßen nicht erreichbar, Badetag am Schwarzen Meer etc.) schlug ich dann ein paar Tage drauf. Bedingt durch den Fahrplan der ÖBB sollte dann die Tour am 31.08. mit der Fahrt von Düsseldorf nach Wien beginnen und am 18.09. wollten wir wieder in Wien den Zug besteigen um nach Düsseldorf zurück zu fahren.

 

Allgemeine Info-Seiten im Internet:

www.karpatenwilli.com

www.rumaenien-tourismus.de

Auswärtiges Amt

 

Reiseberichte:

www.bikerdream.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.aufspur.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien - im Januar!!!

www.elisabeth-tom.ch - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.g-rider.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.fritz69.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.im-osten-was-neues.de.tl - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.land-streicher.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.dunehoppers.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

www.geo-reisecommunity.de - Bericht einer Motorrad-Tour durch Rumänien

 

Sprachführer:

Kauderwelsch Band 52, Rumänisch - Wort für Wort, Reise Know-How Verlag, Bielefeld, ISBN-13: 978-3-89416-535-2

 

Kartenmaterial:

Autokarte Rumänien-Moldau, 1:650.000, Marco-Polo, ISBN-13: 9783829730310

Motorradkarte Rumänien, 1:600.000, Kartographie und Verlag Huber, ISBN-10: 3-9808364-7-9

 


 

Start mit Hindernissen

 

Auch bei dieser Tour sollte mal wieder nicht alles so glatt gehen wie urprünglich vorgesehen!

Nach Plan wollten wir am 31.08. zu Dritt – Pati, Andy und ich – Richtung Rumänien starten.

Pati hatte allerdings zwischenzeitlich einen Job gefunden und bekam für die Tour keinen Urlaub. Die nächste Hiobsbotschaft erreichte mich am Abfahrtstag morgens. Andy teilte mit, dass er zu seinem großen Bedauern nicht mitfahren könne, da seine Mutter erkrankt sei und er sich drum kümmern müsse.

 

So machte ich mich dann alleine auf den Weg. Um 15.00 h startete ich von Schweich aus nach Düsseldorf zum Terminal der ÖBB-Autoreisezug.

 

Schon unmittelbar nach der Ankunft um 17:40 Uhr konnte ich „einchecken“ und bis zur Haltelinie 1 vorfahren. Dort allerdings begann das Warten. Etwas später trafen zwei Biker aus dem niederländischen Groningen ein, die von Wien aus zum Balaton fahren wollten.

 

Pünktlich wurden dann die Schranken geöffnet und ich konnte mein Motorrad verladen und auch gleich das Abteil beziehen. Von Düsseldorf bis Köln hatte ich das ganze Abteil für mich alleine. In Köln stiegen dann Diana – eine hübsche junge Wienerin – und ein Kölner hinzu. Wir haben dann noch ein wenig gequatscht, die Kojen aufgeteilt und uns in die Horizontale begeben. So richtig viel Platz ist nicht in den Kojen, aber mit der Zeit bekommt man die entsprechende „Falt-Technik“ schon hin. Nach ein paar Stunden Schlaf war dann allerdings eher „dahindösen“ angesagt. Kurz nach 8:00 Uhr gab es Frühstück – 1 Becher heißen Kaffee und zwei Semmel mit Butter und Marmelade. Um 9:15 Uhr kamen wir dann am Bahnhof Wien/West an. Die Fahrzeuge konnten schon bald entladen werden und um 9:50 Uhr startete die erste Etappe von Wien aus.

 


01.09.2008 Wien – Budapest.

 
 

Auf der B9 führte die Strecke aus Wien raus entlang der Donau nach Bratislava und von dort weiter über die gut ausgebaute E575 Richtung Osten. Die Donau zu Gesicht bekam ich erst in Bratislava. Es herrschte wenig Verkehr und nur ab und zu kam ein Motorrad entgegen. Entlang der Straße reihten sich riesige Getreide- und Sonnenblumenfelder aneinander.

In Esztergom ging es über eine schmale Brücke über die Donau nach Ungarn. Und sogleich wurde die Landschaft etwas hügeliger und die ersten „richtigen“ Kurven ließen nicht mehr lange auf sich warten. Nur der Belag der Straße wurde schlechter – fast so wie bei uns zuhause!

04 Rast Esztergom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Freude über die kurvige Strecke währte allerdings nicht lange und schon wieder wurde die Landschaft flach wie eine Flunder. Bei wenig Verkehr kam ich recht zügig voran. Sobald Budapest erreicht ist, wird’s allerdings zäh. Lange Autoschlangen quälen sich stadteinwärts. Die V-Strom mit Seitenkoffern ist leider zu breit, um sich immer durchzuschlängeln. Aber auch hier genießt man als Motorradfahrer einen gewissen „Bonus“ und einige Autofahrer machen bereitwillig Platz. So langsam fand ich es an der Zeit, nach einem Nachtquartier Ausschau zu halten – eigentlich mehr noch nach einer Dusche. Die Sonne knallte den ganzen Tag erbarmungslos und auch die aufsteigende Motorhitze im Stop-and-go-Verkehr trugen dazu bei, dass reichlich Schweiß floß. Navi´s sind schon praktische Geräte! Die Anfrage bei Frau Garmin ergab, dass sich gar nicht weit von meinem Haltepunkt – dem Millenium Memorial mit dem Museum of fine arts – ein Ibis-Hotel befindet. Meine V-Strom stellte ich in der hoteleigenen Garage unter. Also Zimmer bezogen, raus aus den verschwitzten Klamotten, ab unter die Dusche und schon fühlte ich mich erheblich besser. Zu Fuß machte ich mich auf, die Stadt zu erkunden.

In einem Cafe nahe der Donau lernte ich Sandra und Kristina kennen – 2 ungarische Lehrerinnen aus Sopron, die 3 Tage lang Budapest besichtigen wollten. Der sich dann ergebende kleine Ungarisch-Sprachkurs gestaltete sich äußerst lustig und kurzweilig.

 

 


 

02.09.2008 Von Budapest durch Ungarn nach Rumänien in die Maramuresch

 

Budapest – Certeze (60 km hinter Satu Mare)

 

Nach einem sehr guten Frühstücksbuffet im Ibis-Hotel startete ich um 8:45 zur Tagesetappe. Aus Budapest raus war der Verkehr mal wieder zähfließend – aber das ist nun mal das verkehrstechnische Schicksal von Metropolen!

Weiter ging es Richtung Osten. Streckenmäßig nichts besonderes – weiterhin eine Ebene so flach wie ein Teller. Links und rechts nur Felder – Getreide und Sonnblumen – so weit das Auge reicht. Nach einiger Zeit dann die ersten Weinreben. Nur fern am nördlichen Horizont sind ein paar „Hügel“ durch den Dunst der Hitze zu sehen.


Von der B3 geht es irgendwo ab nach Mezõkeresztes. Jedenfalls zeigt mein Navi dies so an – auch wenn kein Schild zu sehen ist. Die „Straße“ ist dann auch mehr ein Ackerweg – anfangs noch mit Betonplatten und nach ca. 3 km dann ein Feldweg mit tief ausgefahrenen Spuren.

15  017 Strasse

 

 

 

 

Da ist sie nun also – die erste off-road-Einlage! Die Piste wurde immer schlechter. Es gab noch nicht einmal die Möglichkeit, das Mopped abzustellen um ein paar Bilder zu machen. Wider Erwarten führte diese „Straße“ nach weiteren ca. 6 km zu einem Ort und zu geteerten Straßen. Über kleine schmale Straßen mit kaum Verkehr führte es mich immer weiter Richtung Osten. Erst auf der B36 durfte ich mal einige Fahrzeuge überholen. Die Landschaft war immer noch weitestgehend so flach wie eine Flunder. Auf der gut ausgebauten B36 konnte ich dann etwas mehr am Gasgriff drehen und kam zügig voran. Abgesehen von kleineren Pausen zum Tanken – sowohl Mopped als auch Fahrer – war ich durch das gute Frühstück so gestärkt, dass ich keine Mittagspause einlegte – zudem fanden sich auch keine geeigneten Stellen um die Kaffeemaschine anzuwerfen. Ruck zuck war ich auf einmal an der rumänischen Grenze. Die Zollbeamten waren sehr freundlich – aber meinen Ausweis musste ich trotzdem vorzeigen. Unmittelbar hinter der Grenze dann die ersten Pferdefuhrwerke: Alleine auf dem kurzen Stück bis nach Satu Mare sicherlich ca. 20 Stück in einer Reihe aufgereiht wie eine Perlenkette– die meisten mit Holz beladen.

Um 15:00 Uhr kam ich bereits in Satu Mare an. Bei einer Pause mit kühlenden Getränken fasste ich den Beschluss, noch ein paar km unter die Räder zu nehmen. Über die DN19 ging es weiter östlich. Schon kurz hinter Satu Mare stand auf freier Strecke ein Polizeiwagen auf der Straße – rechts im Graben waren ein Pferdefuhrwagen und ein verbeultes Auto zu sehen. Bei Orasu Nou macht die DN19 einen Knick und führt in nördlicher Richtung an die ukrainische Grenze. Der Straßenbelag wurde schlechter – vor allem in den Kurven gab es einige Asphaltverwerfungen. Auch bei Bahnübergängen holperten LKW´s derart darüber, dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, sie würden umkippen.

Links und rechts der Straße befanden sich große Wälder und es ging kurvig bergan.


Kurz hinter Certeze suchte ich mir ein Quartier für die Nacht und stärkte meinen nun doch etwas hungrigen Magen mit einer guten und reichlichen Mahlzeit: Pommes frites, Salat, Hähnchensteak, 2 Bier (0,5l Tuborg) und Espresso für 30 Lei (ca. 8,50 EUR) inkl. Trinkgeld.

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03.09.2008 Durch die Maramuresch zu den Moldau-Klöstern in Süd-Bukowina

 

Certeze – Suceava

Auch in dieser Pension war das reichliche und leckere Frühstück nicht zu verachten und so konnte ich gestärkt den Tag beginnen. Schon nach einer halben Stunde erreichte ich Sapanta – den Ort mit dem berühmten lustigen Friedhof.


Von der Hauptstrasse geht ein ausgeschilderter Weg rechts ab. Zu jedem Verstorbenen ist in bunten Farben ein Bild und ein paar Zeilen über das Leben und den Tod des oder derBetreffenden auf einem Holzkreuz zu sehen.

Entlang der unkrainischen Grenze führt die DN18 durch die hügelige Maramures. Ab Sighetu Marmatiei kann man die DN18 durchaus als Stoßdämpfer-Teststrecke bezeichnen. Heftige Asphaltverwerfungen und riesige Schlaglöcher erforderten teilweise einen regelrechten Zick-Zack-Kurs.

In Borsa legte ich um die Mittagszeit eine Pause ein und schaute mir das quirlige Treiben von einem Straßencafé aus an. Die Weihnachtsbeleuchtung an den Straßenlaternen war noch montiert. Anscheinend bleibt diese hier das ganze Jahr über hängen.

Im Straßencafé trat ein kleiner Junge an meinen Tisch und ich dachte schon, dass er mich anbetteln wollte. Aber er zeigte mir nur stolz seine Armbanduhr. Als ich ein Foto davon machte und es ihm auf dem Display der Digitalkamera zeigte, strahlte er über das ganze Gesicht.

Gleich hinter Borsa ging es auf den Prislop-Pass (1.416m). Hier traf ich einen Hessen, der mit dem Wohnmobil unterwegs war und sich tierisch über die Umweltverschmutzung aufregte. In der Tat war wie bei den meisten Parkplätzen auch hier jede Menge Müll über den Platz verstreut. Als ob der Besitzer der Cabana dies gehört hätte, sammelte er den Müll ein – natürlich nur vor seiner Cabana.

010 Auf einem Hügel war ein orthodoxer Priester mit dem Bau einer großen Kirche beschäftigt. Überhaupt wurden in fast allen Teilen Rumäniens unheimlich viele neue orthodoxe Kirchen gebaut.

 

Durch bewaldete Landschaft führte die DN18 weiter Richtung Osten. Bei Mestecanis folgte ich der DN17 bis Campulung und zu den Moldau-Klöstern. Eine schöne Strecke mit gutem Straßenbelag und vielen Kurven führte über eine Hügelkette zu Moldovita.

 

Die Moldauklöster mit ihren auch außen aufgebrachten Malereien waren sehr beeindruckend. Die Bemalungen sind seinerzeit aus der Not entstanden. Damals konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben und so wurde die Bibel als Bilderbuch auf den Kirchenmauern den Gläubigen vermittelt.

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Über Sucevita und Radauti fuhr ich weiter nach Suceava.

Hier war es wieder an der Zeit, nach einer Bleibe für die Nacht Ausschau zu halten. Fündig wurde ich in dem Hotel/Pension Polaris am Stadtrand.

An der Rezeption musste die Verständigung in Englisch erfolgen. Später nahm ich dann im Restaurant Platz und sogleich kam die nette Dame von der Rezeption an meinen Tisch und sagte, dass sie eine Kraft in der Küche beschäftigt hätten, die Deutsch sprechen würde und gleich an meinen Tisch käme. Wenige Minuten später erschien dann eine nette Dame, setzte sich zu mir an den Tisch und übersetzte die Speisekarte. Sie hatte ca. 3 Jahre bei Ingolstadt gearbeitet und sprach sehr gut Deutsch.

Insgesamt erlebte ich die Menschen in Rumänien äußerst freundlich und hilfsbereit und wünschte mir, einige der „Bedenkenträger“ die Rumänien in den düstersten Farben malten (du wirst ausgeraubt und bestohlen! – du wirst ohne Motorrad zurückkehren! etc.) könnten die Gastfreundschaft live erleben!

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04.09.2008 Von der Moldau durch die Ostkarpaten in die Südkarpaten

 

Suceava - Brasov

 

Von Suceava aus folgte ich der gut ausgebauten DN2 Richtung Süden. Nach ca. 60 km bog ich auf die DN15b ab, die mich in die Ostkarpaten führte.

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Die Umrundung der östlichen Seite des Izvoru Muntelui – Stausees bot schöne Ausblicke auf die dahinterliegenden Gipfel der Ostkarpaten. Auf der DN13b und später der DN12 ging es weiter über die Höhen und durch die Schluchten dieses Karpatenteils.

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Gegen Abend erreichte ich Brasov (Kronstadt). Die Zimmersuche gestaltete sich etwas schwierig und erst nach gut einer halben Stunde kam ich in einer Pension direkt am Rande der Altstadt unter. In Brasov fand ein Pop-Konzert statt und im Zentrum bei der historischen Altstadt waren eine große Bühnesowie Zuschauertribünen aufgebaut. Der Zutritt war bewacht und nur mit Eintrittskarte möglich. Aber von einer Stelle aus konnte man einen Blick auf die Bühne erhaschen. Nachdem ich mir etwas die Altstadt angesehen hatte, nahm ich in einem gemütlichen schottischen Pub einen (oder auch 2) Schlummertrank zu mir.

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05.09.2008 – Von den Südkarpaten in die Ebene

 

Brasov – Bucau

 

 

Vom Gebirge (Südkarpaten) in die Ebene – so könnte man die Tagesetappe beschreiben. Unglaublich abwechslungsreich – sowohl was die Landschaft, als auch den Fahrbahnbelag betraf.


003  Von Brasov aus ging es zunächst einmal nach Poina Brasov – einem ca. 20 km entfernten Wintersportort. In einer wunderschönen Holzkirche platzte ich in die Zeremonie eines orthodoxen Gottesdienstes. Beeindruckend mit welcher Gläubigkeit dieser zelebriert wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf einer kurvigen Straße ging es weiter nach Bran. Ein Besuch des Dracula-Schlosses durfte natürlich nicht fehlen, auch wenn der alte Vlad Draculea niemals in diesem Schloss verweilte! Auch floss bei der Besichtigung kein einziger Tropfen Blut.

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Weiter führte die Strecke auf durchweg gutem Straßenbelag durch das Gebirge mit phantastischen Aussichten. Doch sobald sich die Richtung wieder nach Osten wandte, begann erneut eine der zahlreichen „Holper-Strecken“ mit Asphaltverwerfungen, tiefen Spurrillen und vielen kleinen und auch großen Schlaglöchern.

 

Einige Zigeuner-Dörfer säumten den Weg. Auch hier waren die Menschen eher zurückhaltend und scheu als aufdringlich.

Überall an den Straßen wurden die Erzeugnisse zum Kauf angeboten. Richtung Ploiesti und Buzau war die Landschaft dann wieder flach wie eine Flunder. In der Nähe von Târgoviste wurde nach Erdgas gebohrt. Riesige Getreidefelder wechselten sich mit Apfel-Baum-Plantagen ab. Kilometerlang führte die Straße schnurgerade nach Osten. An den Rastplätzen sah man vielfach armselige, herrenlose Hunde, die sich wohl von den Abfällen dort ernährten und einen mit traurigem Blick ansahen.

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In Buzau suchte ich mir für die Nacht wieder eine Bleibe. Am östlichen Stadtrand wurde ich fündig. In dem zur Pension gehörenden Restaurant aß ich zu Abend. Auf einmal wurde die eigentlich ziemlich leere Bude gefüllt. Ein Reisebus brachte eine recht illustre Gesellschaft. Besonders krass empfand ich den optischen Gegensatz zwischen einem jungen orthodoxen Priester, der eine ebenso junge, hübsche Dame in Stöckelschuhen, knallengen Jeans und auch sonst modisch aufreizender Kleidung am Arm führte. Ein Zigeuner-Trio spielte bei Live-Musik zum Tanz auf und eine Oma im schwarzen Kostüm und mit Kopftuch legte unter großem Beifall ein Solo-Tänzchen aufs Parkett.

 

Einige Zeit später kamen ein paar Enduro-Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes hereingestiefelt, die sich später auch zum Abendessen in dem Saal niederließen. Nach einer Weile brachte der Ober mir eine neue Flasche Bier mit den besten Grüßen der Enduristen. Natürlich wollte ich mich bei den edlen Spendern bedanken, ging mit dem Bier zu deren Tisch und begann mit meinen rudimentären Rumänisch-Sprach-Kenntnissen. „Du kannst ruhig Deutsch sprechen – wir verstehen Dich!“ kam sogleich die Aufforderung. Detlef, ein gebürtiger Rumäne aus Hermannstadt (Sibiu), der schon seit 1979 in Kassel wohnt, war mit einer ganzen Gruppe rumänischer Freunde auf Enduro-Maschinen (KTM, Honda, Husqvarna) off-road unterwegs von Sibiu ans Schwarze Meer. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch. Leider hatten sie bei ihrem off-road-Trip schon die ersten Ausfälle in Form von Motorschaden, Rippenbruch und genähter Fleischwunde zu verzeichnen. Aber sie waren hart im nehmen – trotz Rippenbruch war Detlef weiterhin auf dem Motorrad unterwegs und Adrian schaffte sein Motorrad nach Hause und übernahm mit frisch genähter Fleischwunde das Versorgungsfahrzeug. So mancher Tipp wurde mir mit auf den Weg gegeben und die Zeit verging bei einem weiteren Krug Wein wie im Fluge. Im Verlaufe des Abends stellte sich heraus, dass am Samstag, den 13.09.2008 in Hermannstadt (Sibiu) mit einem Prolog mitten in der Stadt die berühmte Red-Bull-Romaniacs – die härteste Enduro-Rallye der Welt – startet. Der Motorradclub „Crazybike“ dem die Enduristen angehören, sei in die Organisation der Veranstaltung eingebunden und ich müsse unbedingt dort hin kommen. Da Sibiu ohnehin noch – allerdings nach Plan ein paar Tage früher - auf meiner weiteren geplanten Tour liegt und ich ein paar „Ruhetage“ zur Verfügung habe und ich mir das Spektakel ganz gerne anschauen möchte, bin ich mal gespannt ob das verabschiedende „la revedere“ (auf wiedersehen) dann auch wörtlich genommen werden kann.

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Zum Abschied meinte Detlef: „Hier in Rumänien ist es wichtig, dass Du fluchen und schimpfen kannst – Ich bringe Dir noch schnell ein paar Schimpfwörter bei!“ Doch da hatten sie offenbar meinen Kauderwelsch-Sprachführer unterschätzt – der widmet diesem wohl wichtigen Thema nämlich mehrere Seiten. Als ich diese aufschlug und zum Besten gab, brach die ganze Gruppe in heftiges Gelächter aus und hielt sich den Bauch vor Lachen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht traten Detlef die Tränen in die Augen. Ich weiß bis heute noch nicht, ob dies vom Lachen oder den Schmerzen von der gebrochenen Rippe herrührte. Die sinngemäße Übersetzung des „ultimativen“ Fluches "Du-te în pizda ma-tii" fällt mit „Scher Dich zum Teufel!“ eigentlich ja recht human aus. Auf die drastische wörtliche Übersetzung möchte ich an dieser Stelle aber dann doch verzichten – Zensur!!!

 


06.09.2008 – Dobrudscha – Donaudelta – Schwarzes Meer

 

Buzau – Eforie-Nord

 

Morgens beim Frühstück konnte ich schon einige der Enduro-Fahrer mit einem munteren „buna diminiasza“ begrüßen. Adrian, der ja das Versorgungsfahrzeug übernommen hatte, kam etwas später und setzte sich zu mir an den Frühstückstisch. Wie es denn bei mir weiterginge, fragte er. Tulcea, Donaudelta, Constanta, standen für diesen Tag in meiner Planung. Am schwarzen Meer wollte ich mir dann einen Tag Badeurlaub gönnen.

Falls ich keinen Wert auf Plattenbau-Hotels und Touristen-Rummel legen würde, empfahl Adrian mir Vama Veche, den letzten Ort an der rumänischen Scharzmeer-Küste vor der bulgarischen Grenze: „Da ist es Hipp! Viele Künstler, viele junge Leute, einige Hippies, viel Party! Nur kleine Pensionen und Privatzimmer! Kein Massentourismus und keine großen Hotel-Klötze!“ Das ist doch ganz nach meinem Geschmack!

Auch für die weitere Fahrt gab er mir noch einige wertvolle und nützliche Tipps:

Bukarest könne ich mir eigentlich sparen – ein großer schmutziger Moloch mit einem wahnsinnigen Verkehr. Alleine für die Durchfahrt müsse ich ca. 4 Stunden einplanen.

Aber die ohnehin schon von mir als „Highlight“ eingeplante Route auf der DN7c über den Fagarasan-Pass solle ich unbedingt machen. Von Süden aus kommend sei gleich hinter dem Tunnel am höchsten Punkt der Strecke bei Balea Lac eine Pension, die von Deutschen geführt wird.

Für Notfälle - „Du bist alleine unterwegs. Wir wollen es zwar nicht hoffen – aber es kann immer mal was passieren!“ - gab Adrian mir seine Karte mit Handy-Nr. „Falls Du Probleme bekommst und Hilfe benötigst – und sei es nur um zu Übersetzen – ruf mich an. Ich helfe Dir gerne!“

Dann lud er mich in seine Heimatstadt Schäßburg, ca 80 km von Sibiu entfernt, ein. Ich solle ihn ein, zwei Tage, bevor ich dort eintreffen wolle, anrufen. Er würde mir dann die Stadt zeigen und auch eine Wohnung könne er mir zur Verfügung stellen.

 

Auf dieses Angebot würde ich ggfs. gerne zurückgreifen. Zum Auftakt der Red-Bull-Romaniacs wolle ich aber auf alle Fälle in Hermannstadt sein.

 
045 Wir verabschiedeten uns und weiter ging meine Fahrt über flaches Land Richtung Osten. Überall am Straßenrand waren Brunnen zu sehen - in manchen Orten vor fast jedem Haus. Aucheinige Pferde grasten angebunden neben der Straße.Obwohl ich -Gott seiDank! -kaum einen Unfall unterwegs sah, scheinen doch einige Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben zu lassen. An manchen Strecken war alle paar Kilometer im Straßengraben eine Gedenkstätte mit Kreuz zu sehen.

 

 

 

 

 

050In Braila setzte ich mit der Fähre über den Bratul Macin. Das Donau-Delta hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Entgegen meiner Annahme war die Landschaft nicht flach sondern mit nicht nur kleinen Hügeln ausgestattet.


Nachmittags kam ich in Constanta an. Anscheinend hatten sich alle heiratswilligen Paare diesen Tag ausgesucht um in den Hafen der Ehe einzulaufen. Und wie es sich für einen richtigen (Ehe-)Hafen gehört, muss man dafür ans Meer. Etliche Konvois mit Brautpaaren waren unterwegs zum alten Casino am Strand um dort Fotos zu machen.

Nachdem ich mir dies eine Weile angeschaut hatte, fuhr ich weiter an der Küste entlang nach Süden und erreichte schon nach wenigen Kilometern Eforie-Nord. Vor Einbruch der Dunkelheit würde ich es auf keinen Fall mehr bis nach Vama Veche schaffen. Also suchte ich mir in dem Touristenort ein Quartier und machte mich nach einer ausgiebigen Dusche zu Fuß auf den Weg, den Ort zu erkunden. Der Ort unterschied sich kaum von Badeorten an der italienischen, französischen oder spanischen Mittelmeerküste: Viele Restaurants, viele Souvenirläden, ein kleiner Vergnügungspark mit Autoscooter, Schießbuden etc. und sogar eine Go-Cart-Bahn gab es am Strand.

 

 


 

07.09.2008 Entlang der Schwarzmeer-Küste

 

Eforie-Nord bis Vama Veche

 

013Es waren nur wenige km von Eforie-Nord bis nach Vama Veche was übersetzt so viel wie „Alter Zoll“ bedeutet. Adrian hatte absolut Recht – die vorher passierten Orte Saturn, Jupiter, etc. mit ihren Plattenbau-Hotels übten auf mich keinen Reiz aus.

Vama Veche gefiel mir auf Anhieb. Von der Hauptstraße gehen nur geschotterte Wege in den relativ kleinen Ort ab. Im Ort selbst gibt es neben einigen Restaurants und Bars nur einige Pensionen und private Zimmer. Versuche, bei Vama Veche einen internationalen Luxusbadeort zu bauen, hatten zur Bildung einer Bürgerinitiative geführt, die sich für einen ökologisch ausgerichteten Badetourismus einsetzt. Wollen wir hoffen, dass diese Bemühungen auch weiterhin erfolgreich sind und der Ort vor großen Hotelanlagen verschont bleibt!

Im Ort und am Strand tummeln sich überwiegend junge Leute. Aber auch Familien mit Kindern und Senioren sind vereinzelt anzutreffen. Sowohl „oben ohne“ als auch FKK mitten zwischen bekleideten Badenden am Strand ist hier völlig normal und niemand stört sich daran.

Der Campingplatz ist direkt am Strand gelegen. Nicht weit davon befindet sich eine urige Strandbar, die den ganzen Tag über bis tief in die Nacht super gute Musik spielte. Vor allem abends war hier Party angesagt – nette Leute verschiedenster Nationalitäten in einer ausgelassenen Stimmung!

Wie Adrian schon bemerkte: „Vama Veche ist Hipp!!!“ Dem kann ich nun uneingeschränkt zustimmen.

Es war also der für mich passende Ort, um etwas länger zu bleiben: „Montags Ruhetag!“ – für mein Motorrad natürlich.

 


09.09.2008 Durch Bulgarien und die Walachei in die Südkarpaten

 

Vama Veche – Curtea de Arges

 

030Von Vama Veche aus fuhr ich weiter Richtung Süden und passierte schon nach 2 km die bulgarische Grenze. Neben meinem Personalausweis musste ich dem freundlichen Zollbeamten auch die Fahrzeugpapiere vorzeigen. Nach ein paar Kilometern nahm ich dann Abschied von der Schwarzmeerküste und richtete meinen Kurs nach Westen.

 

Auch der Grenzübertritt zurück nach Rumänien war problemlos. Hier folgte ich der DN3 durch die Walachei. Bei Ion Corvin besuchte ich die schlichte Höhlenkirche des Apostels Andreas. Im inneren der Kirche fehlt jeder Prunk. Alle nur denkbaren Ritzen der roh behauenen Höhlenwände sind mit Zettelchen, auf denen wahrscheinlich die Wünsche und Bitten vermerkt sind, sowie mit Münzen und Geldscheinen versehen. Die Anfänge dieser Kirche gehen auf das Jahr 60 n. Chr. zurück, als sich der Apostel Andreas in diese Höhle zurückzog.

Während des Besuchs der Kirche wurde mein Motorrad bestens bewacht. Ein Hund ließ sich im Schatten meiner V-Strom nieder .

Bei Ostrov durfte ich wieder eine Fähre befahren. Die Fahrt führte einige Kilometer über die Donau und war sogar kostenlos.

 

Wieder festen Boden unter den Rädern ging es weiter Richtung Bukarest. Schon weit vor der Stadt nahm der Verkehr enorm zu, so dass ich keine Lust verspürte mich durch Bukarest zu quälen. Aber auch die Umfahrung der Stadt ging nur sehr schleppend vonstatten.

Landschaftlich war alles ein wenig eintönig und so nahm ich bis Pitesti sogar die Autobahn unter die Räder. Dann ging es weiter auf der DN7c bis Curtea de Arges, wo ich mir wieder ein Quartier suchte um am nächsten Tag die Transfagarasan – Pass-Straße in Angriff zu nehmen.

 


10.09.2008 Über die Transfagarasan nach Schäßburg (Sighisoara)

 

Curtea de Arges – Schäßburg

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Nach einer kurzen Besichtigung von Curtea de Argesging es weiter auf der DN7c – der Transfagarasan – Pass-Straße. Hier traf ich einen österreichischen Motorradfahrer aus Wien, der ebenfalls alleine unterwegs war. Natürlich tauschten wir unsere bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Vor 2 Tagen hatte er doch tatsächlich 2 Bären – wohl ein Muttertier und ein Junges - auf der Straße gesehen.

 

Die Transfagarasan ist eine sehr schöne, kurvige Strecke mit vielen tollen Aussichtspunkten. Aber auch hier war Vorsicht angebracht. Ehe ich mich versah, stand ich mit meiner V-Strom inmitten einer Schafherde, die gemütlich die Straße hinunter wanderte. Am höchsten Punkt (2.034m) hinter dem Tunnel befand sich ein etwas größerer Parkplatz und auch die üblichen Souvenir-Buden fehlten nicht.

Wolkenfetzen zogen bei schönem Wetter an den Berggipfeln vorbei.

Rechter Hand führt ein Weg zu Balea Lac einem kleinen von der Hauptstraße nicht einsehbaren See und der von Adrian erwähnten Pension mit Restaurant. Leider hatte die Chefin kein passendes Zimmer mehr für mich frei – hier oben wäre ich sehr gerne eine Nacht geblieben um den sicherlich phantastischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang zu erleben.

Aber zumindest eine Mahlzeit nahm ich auf der herrlich im See gelegenen Terrasse ein. Ioana, die junge nette Bedienung sprach sehr gut Deutsch und fragte mich, wo ich denn herkäme. „Aus der Nähe von Luxemburg – aus Trier. Aber Trier ist hier nicht so bekannt.“

Wahrscheinlich ist mir die Kinnlade nach unten gefallen als Ioana antwortete: „Doch, Trier kenne ich! – älteste Stadt Deutschlands – an der Mosel gelegen – viele Römerbauten - mit Universität.“ „Woher kennen Sie denn Trier???!!!“ fragte ich verblüfft. „Ich habe mich erkundigt, mir ein Ticket gekauft und in ein paar Wochen besichtige ich Trier.“ Völlig baff gab ich ihr meine Telefonnummer. Wenn sie in Trier sei, so solle sie mich doch anrufen, ich würde ihr dann die Stadt zeigen. Vielleicht kann ich auf diese Weise etwas von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die mir in Rumänien zuteil wurde, zurückgeben.

Dann rief ich Adrian an. „Das trifft sich sehr gut! Ich bin gerade in Schäßburg. Mit Pausen bist du etwa um 19.00 Uhr in Schäßburg. Suche dir ein Café und rufe mich von dort aus an. Ich komme dich dann abholen, wir fahren dann in die Wohnung und danach zeige ich dir die Stadt.“ Also machte ich mich auf den Weg und erreichte bereits um 18.00 Uhr Schäßburg.

Adrian brachte mich in einer seiner Wohnungen unter und nachdem ich mich vom Staub der Straße befreit hatte, zeigte er mir die Stadt. Die deutschstämmige Stadt Schäßburg in Siebenbürgen erstreckt sich in mehrere kleine Täler. Ein vorzügliches Abendessen nahmen wir auf der Terrasse eines auf einem Hügel gelegenen Restaurants ein. Von dort aus hatten wir einen phantastischen Ausblick auf die beleuchtete Stadt.

 


11.09.2008 Durch Siebenbürgen nach Hermannstadt (Sibiu)

 

Schäßburg – Hermannstadt – Michelsberg

 

Morgens holte Adrian mich zum Frühstück ab und anschließend ging es weiter mit der Stadtbesichtigung. Im historischen Zentrum waren viele historische Gebäude mit einer beeindruckenden Architektur zu sehen. Die Renovierung einiger Gebäude erfolgte u. a. mit finanzieller Unterstützung der deutschen Messerschmidt-Stiftung. In Schäßburg ist auch das angebliche Geburtshaus des Vlad III. Draculea – besser als Dracula bekannt – zu sehen.

Als selbstständiger Zahntechniker beschäftigt Adrian 6 Mitarbeiter in seinem Labor. Obwohl er Betriebsferien verordnet hatte, musste er noch kurz in seinen Betrieb. Als „Appetit-Happen“ für die Red-Bull-Romaniacs legte er eine DVD von der 2007er-Veranstaltung ein. Wahnsinn, was die Fahrer da mit ihren Maschinen veranstalteten und kaum zu glauben, über welche Hindernisse die Enduros gescheucht wurden.

 

Nachmittags fuhren wir dann nach Hermannstadt (Sibiu) – Adrian mit seiner Honda 1000 CBR. Die Moppeds parkten wir auf dem kleinen Ring und bevor wir uns bei einer Tasse Kaffee niederließen schauten wir uns noch einige historische Gebäude auf dem großen Ring an.

Wegen der Red-Bull-Romaniacs waren kaum mehr Zimmer in der Stadt zu bekommen und für die wenigen, die noch verfügbar waren, wurden astronomische Summen verlangt. Zwischendurch griff Adrian immer wieder zum Handy und versuchte etwas außerhalb eine Pension für mich zu finden.


1018Am Spätnachmittag fuhren wir dann zum Boulevard Corneliu Coposu direkt an der historischen Stadtmauer mitten in Sibiu. Hier sollte samstags der Prolog für die Red-Bull-Romaniacs stattfinden. Von einem mehrstöckigen Gebäude, das seit Jahren im Rohbau steht, wurden wir freudig begrüßt. Über eine steile Rampe kämpften wir uns nach oben und schauten in die strahlenden Gesichter von Detlef, Radu und den anderen, die noch mit dem Aufbau des Parcours beschäftigt waren. Hier lernte ich auch Andy kennen – Sportlehrer in Sibiu und Extremsportler in verschiedenen Bereichen, mehrfacher rumänischer und ex-Weltmeister im Snowboardfahren, verantwortlich für die Organisation der Red-Bull-Romaniacs. Seine Enduro hatte er oben auf der 5. Etage geparkt. Er ließ es sich auch nicht nehmen, extra für meine Fotosammlung eine kleine Kostprobe seines enduristischen Könnens zu bieten. Über eine steile Rampe fuhr er mit der Enduro eine weitere Etage nach oben, quer über das Dach und auf der anderen Seite über eine steile Rampe wieder nach unten.

 

Von Sibiu aus fuhr Adrian mit mir die ca. 6 km nach Heltau (Cisnadie) zu Nicoletta und Nico. Dort waren wir zum Kaffee auf der Terrasse eingeladen. Neben dem Kaffee tischte Nicoletta leckere Brote und selbstangebaute Bio-Tomaten mit frischem Basilikum auf – einfach phantastisch!

 

Hier erfuhr ich auch, dass Adrian den Tag über per Handy mit Nicu in Verbindung stand um die Unterkunftsfrage für mich zu klären. Beide ließen es sich nicht nehmen, mich zu der weitere 3 km entfernten Pension in Michelsberg (Cisnadioara) zu begleiten und sich persönlich davon zu überzeugen, dass die Unterkunft auch wirklich in Ordnung ist. Ich war sehr zufrieden mit der Wahl die er für mich getroffen hatte und Nicu freute sich mit einer unglaublichen Herzlichkeit riesig darüber, dass es mir gefiel.

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12.09.2008 Paltinis und Sibiu

 

 

Gleich nach dem Frühstück schaute ich mir "per Pedes" Michelsberg an.

Im Anschluß an den kleinen Fußmarsch machte ich mich motorisiert auf nach Paltinis, dem ältesten Wintersportort in Rumänien. Die kurvige Strecke führte durch eine Hochalm-Landschaft, die genau so gut hätte in den Alpen liegen können.


Anschließend besichtigte ich Sibiu (Hermannstadt). Übrigens war Sibiu gemeinsam mit Luxemburg europäische Kulturhauptstadt 2007! Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt jeden Urlaubstag die Sonne von einem blauen Himmel lachte und die Temperaturen über 30° C lagen war es an diesem Tag etwas kühler und es zeigten sich die ersten Regenwolken, die sich dann auch öffneten. Der Regen hielt aber nicht lange an und schon bald blinzelte die Sonne wieder hervor. Hier kam ich dann auch mal dazu ein Internet-Café aufzusuchen und einige Fotos und ein paar Zeilen auf meiner Web-Seite einzustellen.

 

Meine neuen rumänischen Freunde traf ich an diesem Tag nicht. Adrian hatte Besuch von deutschen Freunden aus Stuttgart und die anderen waren mit dem Aufbau für den Prolog der Red-Bull-Romaniacs am nächsten Tag beschäftigt.

 

Bei einem sehr leckeren Essen in meiner Pension in Michelsberg ließ ich den Abend ausklingen.

 


13.09.2008 Red-Bull-Romaniacs – Prolog

 

Schon morgens graue Wolken am Himmel und bereits auf der Fahrt nach Hermannstadt bekam ich die ersten Regentropfen ab. In Hermannstadt angekommen wurde der Regen dann stärker.

 

Mein Motorrad parkte ich direkt am Boulevard und schon gleich traf ich auf Nico, der mir den Wahnsinnsparcour zeigte. Unglaublich was hier mitten in der Stadt auf dem Boulevard aufgebaut war und noch unglaublicher, dass ca. 230 Teilnehmer mit Enduro-Maschinen diese Hindernisse überwinden wollten. Ein paar Meter weiter kam Andy auf uns zu und hängte jedem von uns ein Schlüsselband mit einer Red-Bull-Romaniacs „Friend“-Karte um den Hals. „Damit kommt ihr hier überall durch – viel Spaß!“

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Pünktlich um 13.00 Uhr – das Wetter wurde wieder allmählich besser – startete der Prolog. Zuerst quälten sich die „Hobby-Fahrer“ über die Hindernisse. Dabei muss ich sagen, dass man als reiner „Hobby-Fahrer“ hier nicht den Hauch einer Chance hätte auch nur die Hälfte der Runde zu bewältigen. Anschließend kamen die Profis – und was die boten war der absolute Hammer! Die Bilder hier und in der Galerie vermitteln vielleicht einen kleinen Eindruck.

Hier ein kleiner Bericht im österreichischen Internet Motorradmagazin Motorrad-Reporter.a

 

Nach dem Prolog trafen wir uns noch in einem Terrassencafé. Hier erfuhr ich auch, dass Andy sich bei der Veranstaltung das Knie verdreht hatte und Adrian mit ihm im Krankenhaus war. Absolute Sch…., dass damit die Veranstaltung wohl für ihn gelaufen war.

 

 

 

 

 

 


14.09.2008 Red-Bull-Romaniacs – 2. Tag und Fahrt durch die Westkarpaten

 

Michelsberg - Brad

 

Heute wurden die Teilnehmer der Red-Bull-Romaniacs im Gelände gefordert. Im Tal vor dem Wintersportort Paltinis, gleich hinter Rasinari befand sich die äußerst anspruchsvolle Strecke. Hier traf ich dann auch wieder auf Nicoletta & Nico, Adrian, Nicoletta & Hans, Radu, Andy und die anderen, deren Namen ich mir einfach nicht merken konnte – sie mögen mir dies bitte nachsehen!

 

097Andy humpelte anfangs auf 2 Krücken durch das Gelände. Aber nur wenig später war er schon wieder – das rechte Bein ausgestreckt - auf einer Enduro-Maschine im Gelände unterwegs um zwischen den einzelnen Prüfungsstellen zu koordinieren. Er fragte mich, wie mir Rumänien gefällt und ob ich beabsichtige das Land ein weiteres mal zu bereisen. Auf meine Antwort: „Rumänien als Land und die Leute hier sind einfach phantastisch! Überall wo ich hinkam, erlebte ich eine unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Als einige meiner Bekannten hörten, dass ich alleine mit dem Motorrad durch Rumänien fahren würde, schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen und meinten, ich würde bestohlen und ausgeraubt werden und ohne Motorrad – wenn überhaupt – wieder zurückkommen. Von meiner Einstellung her muss ich erst selbst Erfahrungen gemacht haben, um mir überhaupt ein Urteil erlauben zu können. Von daher hatte ich schon vor der Fahrt in keinster Weise Befürchtungen und die Erfahrungen hier übertreffen bei weitem meine Erwartungen! So Gott will, wird diese Tour durch Rumänien nicht meine letzte Tour in diesem Land gewesen sein!“ meinte Andy nur „Ich weiß, dass viele im Ausland Vorurteile und eine falsche Vorstellung von Rumänien haben. Es kommt halt auch darauf an, wie offen man ist und mit welcher Einstellung man unterwegs ist. Und diejenigen mit den Vorurteilen – die brauchen wir hier nicht wirklich!“


095Natürlich musste Michel Gau, der irgendwann neben mir stand, sich mit mir ablichten lassen. Michel Gau aus Frankreich ist der Red-Bull-Romaniacs 2006 – Sieger in der Profiklasse. 2007 hatte er sich am letzten Veranstaltungstag in Führung liegend den Arm gebrochen. Auch in diesem Jahr war er vom Pech verfolgt und hatte sich gleich beim Prolog einen Bruch der Hand zugezogen.

 

 


Enduro GAU & CURVALLE
Hochgeladen von BouchyTV. - Nachrichtenvideos top aktuell.

 

 

Am liebsten wäre ich auch noch die restlichen Tage der Red-Bull-Romaniacs bis zum 17. dort geblieben, aber so langsam musste ich mich wieder Richtung Westen auf den Weg machen. Ursprünglich hatte ich geplant, von Sibiu aus wieder durch die Südkarpaten ein Stück südlich zu fahren. Adrian riet mir von dieser Strecke ab: „Die ist zwar landschaftlich sehr schön, aber für alleine zu fahren viel zu gefährlich! Teilweise anspruchsvoller Schotter - mit deiner schweren Reiseenduro bist du da schnell mal gestürzt und da kommt den ganzen Tag kaum jemand durch! Ich kann dir nur abraten alleine da durch zu fahren.“

 

Der Abschied von meinen rumänischen Freunden fiel mir ausgesprochen schwer. Mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit haben sie die Tour für mich zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen!

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Ich nahm mir den Ratschlag von Adrian zu Herzen und folgte der DN7 / E68 in nordwestlicher Richtung über Sebes nach Deva. Mittlerweile hatten sich wieder Regenwolken am Himmel breit gemacht, die ihren Inhalt einfach nicht für sich behalten wollten. Von Deva aus ging es dann bei Regen auf der DN76 durch die Westkarpaten bis Brad, wo ich in einer Pension mein Zimmer bezog.

 

Hier die Ergebnisliste der Red-Bull-Romaniacs2008.

 


15.09.2008 Durch die Puszta nach Budapest

 

Über den gesamten Osten hatte sich ein Tiefdruckgebiet breitgemacht und so musste ich schon gleich in meine Regenkombi steigen. Über Oradea erreichte ich schon bald die ungarische Grenze. Gleich hinter der Grenze ließ ich mich für die Fahrt auf den kostenpflichtigen Straßen Ungarns registrieren. Hierbei muss man u. a. das Kfz-Kennzeichen angeben und erhält als Bestätigung lediglich einen Beleg. Die Kontrolle erfolgt dann auf den Straßen mittels Video-Überwachung. Mit ca. 5,00 Euro für 4 Tage fiel der Preis noch relativ moderat aus.

 

Der Regen wurde immer stärker, so dass ich die Puszta auf der Autobahn M3 / E71 durchquerte. So bekam ich durch den Regenschleier leider nicht viel von der Puszta zu sehen. In Anbetracht des Wetters konnte ich unterwegs auch kein einziges Foto machen.

 

Vor Budapest wollte ich mir ein Zimmer nehmen. Auf der Autobahn waren auch entsprechende Rastplätze ausgeschildert. Allerdings bekam ich überall zur Antwort, dass sie nur ein Restaurant wären und keine Zimmer hätten. Also fuhr ich durch bis Budapest. Von der Hinfahrt kannte ich ja das Ibis-Hotel. Auch aus Richtung Osten kommend ging es nur noch im Stop-and-go-Verkehr vorwärts, sobald ich den Stadtrand von Budapest erreicht hatte. Nachdem ich das Ibis-Hotel am Millenium Memorial erreicht hatte, zerschlugen sich allerdings meine Hoffnungen auf eine baldige heiße Dusche. Sie hatten kein Zimmer mehr frei, verwiesen mich aber an ein weiteres Ibis-Hotel in der Stadt. Wegen einiger Einbahnstraßen gestaltete sich der Weg dorthin nicht so einfach. Gegen 19:00 Uhr Ortszeit (OEZ) hatte ich es endlich erreicht und nach einer heißen Dusche sah die Welt schon wieder wesentlich besser aus.

 


16.09.2008 Regenfahrt nach Österreich

 

Budapest – Hainburg a. d. Donau

 

Auch an diesem Tag sollte die Regenkombi leider nicht ins Topcase verstaut werden. Durch teilweise strömenden Regen fahrend erreichte ich über Bratislava die österreichische Grenze. Wenige Kilometer hinter der Grenze – so gegen 13:00 Uhr - , gleich am Ortseingang von Hainburg a. d. Donau sah ich eine Pizzeria, die auch Zimmer vermieteten – eine in meinen Augen sehr gute Kombination. Nach einer heißen Dusche stärkte ich mich dann auch mit einer hervorragenden Pizza.

 

Den Rest des Tages verbrachte ich dann auch angesichts der Großwetterlage lesend in der Pension.

 


17.09.2008 Hainburg und Bratislava

 

Morgens war der Himmel noch bedeckt und es regnete nur noch ein paar Tropfen.

Nach dem Frühstück ging ich zu Fuß in die Stadt, um bei der Sparkasse meine restlichen ungarischen Forint in Euro umzutauschen. Zurück schlenderte ich durch die Stadt und ging auch am Strande der Donau entlang. Ein schlafendes Mädel am Ufer fand ich aber nicht! Das Wetter besserte sich weiterhin, ab und zu blinzelte sogar die Sonne zwischen den Wolken durch.

 

Mittags fuhr ich dann mit dem Motorrad nach Bratislava. Hier hatten wir erst vor ein paar Wochen den Junggesellenabschied von meinem Patenkind Carsten gefeiert. Nachmittags konnte ich sogar schon wieder meinen Kaffee auf einer Außenterrasse schlürfen.

So langsam neigte sich meine Tour dem Ende zu und ich ließ die abwechslungsreichen Tage und Erlebnisse während der Tour Revue passieren. Den Abschied von meinen neuen rumänischen Bekannten empfand ich nun so, als ob zu dem Zeitpunkt die Tour eigentlich auch beendet war. Sicherlich hat ebenso die Regenfahrt von Rumänien nach Österreich zu diesem Empfinden beigetragen.

 


18.09.2008 Wien

 

Von Hainburg a. d. Donau aus erreichte ich nach kurzer Fahrtzeit Wien. Zur Verladung des Motorrades auf den Wagen des ÖBB-Autoreisezuges wollte ich so gegen 18:00 Uhr am Westbahnhof sein. Also hatte ich noch etwas Zeit um mir die Stadt anzuschauen. Nahe dem Zentrum parkte ich mein Motorrad, nahm den Stadtplan zur Hand und machte mich per Pedes auf den Weg.

 

Beeindruckend die Architektur der Gebäude. Natürlich durfte eine Besichtigung des Stephansdom nicht fehlen. Von dort aus schlenderte ich durch die Fußgängerzone mit einem Zwischenstop in einem Straßencafé zum Karlsplatz mit der beeindruckenden Karlskirche. Der Nachmittag ging wie im Fluge vorüber und schon war es an der Zeit zum Westbahnhof zu fahren.

Die Zufahrt zur Verladestelle am Westbahnhof löste etwas Chaos aus. Parkplätze waren erst hinter der geschlossenen Schranke, vor der Schranke befanden sich Taxi-Stände und die Taxi-Fahrer monierten lautstark die dort wartenden Autos. Als Motorradfahrer hat man es in solchen Situationen doch etwas einfacher – die geschlossene Schranke war für mich kein ernsthaftes Hindernis. Nach einiger Zeit erschien eine freundliche Dame der ÖBB und brachte etwas Ordnung in das heillose Durcheinander. Ich durfte ganz nach vorne fahren und meine V-Strom wurde als erstes Fahrzeug verladen. Verwunderlich – aber von Wien aus nach Düsseldorf wurde ansonsten kein weiteres Motorrad befördert. Beim Festzurren meiner Maschine lohnte es sich schon, den Verladern etwas auf die Finger zu schauen. Direkt am Holm der Vordergabel knapp über dem Schutzblech hatten sie schon den Spanngurt angebracht und wollten gerade anfangen die Gabel auseinander zu ziehen. Dies unterband ich dann und befestigte den Gurt dort wo er meiner Meinung nach hingehörte – an der Gabelbrücke.

 

Auch auf der Rückfahrt hatte ich anfangs das Abteil für mich alleine. Nach Auskunft des Zugbegleiters sollten erst in Passau und Regensburg weitere Mitfahrer zusteigen. Nur im Halbschlaf bekam ich deren Zustieg mit.

 


19.09.2008 Von Düsseldorf nach Hause

 

Als ich am Morgen aufwachte, waren schon 2 Kojen geräumt. Eine weitere Koje wurde noch bis Köln belegt. Zum Frühstück gab es wieder heißen Kaffee sowie zwei Brötchen mit Butter und Marmelade. Nicht gerade üppig im Vergleich zu meinem Frühstück in Rumänien – aber es reichte.

 

Pünktlich um kurz nach 7:00 Uhr kamen wir in Düsseldorf an. Bis zur Entladung der Fahrzeuge mussten wir allerdings noch einige Zeit warten. Über die Autobahn machte ich mich auf die letzte Etappe meiner Tour. Die Tankanzeige begann zu blinken und auch meldete mein Magen das Bedürfnis nach einem 2. Frühstück. Der Rasthof Peppenhofen kam da gerade recht.

 

Zu einem Biker, mit dem ich einen kleinen Plausch hielt, gesellten sich noch 3 weitere Biker und eine Sozia. Sie trafen sich am Rastplatz um gemeinsam zum Seylerhof in Luxemburg zu fahren und lauschten gespannt dem kleinen Bericht meiner Rumänien-Tour. Auch in ihren Augen waren meine Erfahrungen das krasse Gegenteil dessen, was man so im Allgemeinen über Rumänien hört. Durchaus möglich oder für mich sogar wahrscheinlich, dass diejenigen, die vor einer Fahrt durch Rumänien warnen, selbst noch nie in diesem Land waren.

 

Die restliche Fahrt nach Hause verlief unspektakulär und ist nicht weiter erwähnenswert. Um 11:00 Uhr parkte ich vor meiner Garage und schaltete den Motor meiner V-Strom ab. Insgesamt 4.691,3 km einer traumhaften Tour voller schöner und positiver Erlebnisse war zu Ende.

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