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7. Tag, Mi. 09.10.2013
Plitvicer Seen

Kaum beide Augen gleichzeitig geöffnet ging ein mittlerweile obligatorischer Blick zunächst einmal aus dem Fenster in Richtung Himmel. Und was wir dort zu sehen bekamen war durchaus hoffnungsvoll! Sogar ein ganz klein wenig Azurblau war auszumachen und ab und zu lugte auch die Sonne ein wenig hinter den Wolken hervor. In der mittlerweile ebenfalls obligatorischen Lagebesprechung nach dem Frühstück legten wir in meiner orangen Gruppe fest, dass wir heute zu dem Nationalpark Plitvicer Seen fahren.

Wir verabschiedeten uns von den Teilnehmern, die an ihrer am Vortag getroffenen Entscheidung, die vorzeitige Heimreise anzutreten, festhielten, sattelten unsere Maschinen und fuhren mit nunmehr 6 Motorrädern los. Zunächst wieder über die Krk-Brücke aufs Festland führte uns der weitere Weg auf der Jadranska Magistrala nach Süden. Die Wolken rissen immer mehr auf und die Sonne warf unsere Schatten auf die Straße - so sollte es eigentlich die ganze Woche über sein! In Senj tankten wir unsere Motorräder auf und gönnten auch uns eine kleine Pause in der caffe bar Mirakul. Es war ein Genuss für uns endlich wieder draußen bei Sonnenschein und ohne Regenschirm sitzen zu können.

 

Von Senj aus führt die D23 auf kurviger Strecke mit einigen Serpentinen von der Küste hinauf ins nördliche Velebit-Gebirge. Wir nutzten diesen Streckenabschnitt wieder für "freies Fahren". Die Feuchtigkeit der letzten Tage in Verbindung mit dem Sonnenschein ließ streckenweise Nebel aufsteigen. Auf landschaftlich schöner und kurviger Strecke erreichten wir den Nationalpark Plitvicer Seen.

Erstmalig war ich 1985 mit Motorrad und (Ex-)Frau hier und konnte die beeindruckende Landschaft des Nationalparkes bewundern. Damals kamen wir teils auf gleicher Strecke von Rovinj aus hierher und suchten zunächst mal nach einer Bleibe für die Nacht. Unter Tito´s Regime war die Zimmervermittlung größtenteils eine staatliche Angelegenheit und bei den Plitvicer Seen befand sich ein "Zimmer-Vermittlungs-Container". "Ein Zimmer für 2 Nächte? ....mitten in der Saison????!!!" kam damals mit einem ungläubigen Kopfschütteln als Antwort auf unsere Frage. "120 km im Landesinneren können wir Ihnen was bieten!" Das wollten wir aber nicht, also auf zu dem damals einzigen Hotel direkt am Nationalpark. In dieser Nobelherberge war alles mit feinem, rotem Samt ausgelegt und in meinem schmierigen und verstaubten Belstaff-Anzug machte ich wohl nicht den allerbesten Eindruck. Der Angestellte im feinsten Zwirn mit korrekt gebundener Kravatte musterte mich von oben bis unten - und wieder zurück. "Wir sind voll belegt!" kam als Antwort und ich bin mir ganz sicher, dass es ein ganz klein wenig abschätzig geklungen hat. Wir hatten aber auch keine Lust in 100 km Entfernung ein Zimmer zu beziehen. So fuhren wir ein Stückchen weiter und sahen linker Hand 2 oder 3 Häuser mit einem Vorgarten etwas abseits der Straße. Eine Frau war im Garten am Arbeiten und die fragten wir, ob sie vielleicht ein Zimmer für uns hätte. Sie druckste etwas herum und meinte dann "ich habe da vielleicht etwas, aber das Zimmer ist noch nicht fertig." "Das macht nichts, wir wollen ohnehin noch etwas essen und können in ca. 2 Stunden wieder kommen" erwiderte ich. Das war dann ok und nach 2 Stunden konnten wir ein einfaches Zimmer belegen. Den nächsten Tag sind wir von morgens bis abends durch den Nationalpark gewandert und wollten abends nur noch die Füsse hochlegen. Bei der Ankunft im Hof unserer Herberge stand die Vermieterin bereits auf der Treppe des Hauses und noch bevor wir unsere Motorradhelme ausgezogen hatten zeterte sie lautstark "Mama mia, Mama mia, Oma Hospital zurück!" "Was ist los????" fragte ich ungläubig. Es stellte sich heraus, dass die Oma des Hauses ein paar Tage im Krankenhaus lag und wir deren Zimmer bezogen hatten. Als Pech erwies sich dann, dass auch im Krankenhaus Zimmer benötigt wurden und sie dort die Oma wieder nach Hause schickten. Gemeinsam mit der Oma in einem Zimmer war dann auch nicht das was wir wollten - sie wahrscheinlich auch nicht. Also standen wir ohne Zimmer da. Erst mal weg von der Touri-Gegend fuhren wir in die Dunkelheit hinein. Wir hatten Zelt, Schlafsäcke etc. dabei, aber ich war heilfroh, alles auf dem Motorrad verstaut zu haben. Ich weiß nicht ob ihr einschätzen könnt, was es damals hieß mit meiner Ex zu reisen - da war der halbe Hausstand dabei! "Ich pack da überhaupt nichts mehr aus! .......und wenn wir auf einer Parkbank übernachten!" blieb ich hart. Es kamen keine Ortschaften mehr, es wurde dunkel und es wurde später. Bei einer kurzen Pause so gegen 23.00 h musste ich dann eine Entscheidung treffen: "Im nächsten Ort wird bei dem ersten Haus geklingelt!" Es dauerte noch etwa 20 Minuten bis wir die ersten Häuser eines Ortes sahen und wie vorher entschieden, klingelte ich an der ersten Haustür. Wenn bei mir jemand so angekommen wäre, hätte ich ihm wahrscheinlich den Vogel gezeigt. Wir aber wurden wirklich freundlich darauf hingewiesen, dass sie selbst leider keine Zimmer zu vermieten hätten und wir es beim Nachbarn versuchen sollten, die hätten Gästezimmer. Beim Nachbarn, einer jungen Familie mit Kleinkind, fanden wir dann gegen 23.30 h tatsächlich eine Bleibe und unser Motorrad durften wir sogar in der Garage parken.

 

Zurück in die Gegenwart:

Den mittlerweile wieder bedeckten Himmel empfanden wir sogar als Vorteil bei unserer stundenlangen Wanderung in Motorrad-Klamotten durch den beeindruckenden Nationalpark. Insgesamt umfasst der Nationalpark Plitvicer Seen eine Fläche von insgesamt rd. 297 km² und ist für seine kaskadenartig angeordneten Seen weltbekannt. Leider konnten wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit nur einen kleinen Teil bewundern.

Eine umfangreiche Fotosammlung findet ihr in der Bilder-Galerie!

 

Das Wandern durch den Nationalpark hatte uns hungrig gemacht und im Restoran Degenija an den Plitvicer Seen stärkten wir uns bei leckerem Kuchen und Kaffe für die Rückfahrt zum Hotel. Mittlerweile hatte die Sonne sich vollständig hinter die Wolken verzogen aber es blieb zunächst noch trocken.

Auf wunderschöner kurviger Strecke fuhren wir Richtung Norden. Kurz vor Ogulin färbten sich die Wolken immer dunkler und leideten schon wieder unter Inkontinenz - sie konnten nicht mehr einhalten und ließen Regen auf uns niederfallen. So entschieden wir uns dafür, die restliche Strecke erneut über die Autobahn zurückzulegen. Auch heute bedienten wir uns der aus den vergangenen Tagen bewährten Vorgehensweise an den Mautstationen. Ich legte den Obolus immer für die ganze Gruppe vor und blieb beim Kassenhäuschen stehen, während die Motorräder meiner Gruppe einzeln durch die Schranke fuhren. An diesem Tag kassierte ein junges hübsches Mädchen an der Mautstation und meinte ganz ernst und streng "One by one!" müssten die Motorräder durchfahren. "Da, da!" erwiderte ich. Als Halil ein wenig forsch vorfuhr und erst kurz vor der Schranke bremste, rief das junge hübsche Mädchen: "Hey!" Ich wollte ihr natürlich nicht nachstehen und rief auch "Hey!" in Halil´s Richtung. Das junge hübsche Mädchen fing an zu grinsen, schüttelte den Kopf und meinte lapidar: "Some young people difficult!" Ich zuckte nur mit den Achseln und grinste zurück. Im Hotel angekommen widmeten wir uns zunächst wieder unserem rituellen "Ankommensbier".

Zu der Aktion an der Mautstation meinte Halil: "Da bin ich wohl etwas zu forsch angefahren!" worauf Felix ganz spontan und ganz trocken mit einem Grinsen im Gesicht erwiderte: "Ja, ja, - bei der Formel 1 hättest du eine Zeitstrafe dafür bekommen!"

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