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05.09.2008 – Von den Südkarpaten in die Ebene

 

Brasov – Bucau

 

 

Vom Gebirge (Südkarpaten) in die Ebene – so könnte man die Tagesetappe beschreiben. Unglaublich abwechslungsreich – sowohl was die Landschaft, als auch den Fahrbahnbelag betraf.


003  Von Brasov aus ging es zunächst einmal nach Poina Brasov – einem ca. 20 km entfernten Wintersportort. In einer wunderschönen Holzkirche platzte ich in die Zeremonie eines orthodoxen Gottesdienstes. Beeindruckend mit welcher Gläubigkeit dieser zelebriert wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf einer kurvigen Straße ging es weiter nach Bran. Ein Besuch des Dracula-Schlosses durfte natürlich nicht fehlen, auch wenn der alte Vlad Draculea niemals in diesem Schloss verweilte! Auch floss bei der Besichtigung kein einziger Tropfen Blut.

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Weiter führte die Strecke auf durchweg gutem Straßenbelag durch das Gebirge mit phantastischen Aussichten. Doch sobald sich die Richtung wieder nach Osten wandte, begann erneut eine der zahlreichen „Holper-Strecken“ mit Asphaltverwerfungen, tiefen Spurrillen und vielen kleinen und auch großen Schlaglöchern.

 

Einige Zigeuner-Dörfer säumten den Weg. Auch hier waren die Menschen eher zurückhaltend und scheu als aufdringlich.

Überall an den Straßen wurden die Erzeugnisse zum Kauf angeboten. Richtung Ploiesti und Buzau war die Landschaft dann wieder flach wie eine Flunder. In der Nähe von Târgoviste wurde nach Erdgas gebohrt. Riesige Getreidefelder wechselten sich mit Apfel-Baum-Plantagen ab. Kilometerlang führte die Straße schnurgerade nach Osten. An den Rastplätzen sah man vielfach armselige, herrenlose Hunde, die sich wohl von den Abfällen dort ernährten und einen mit traurigem Blick ansahen.

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In Buzau suchte ich mir für die Nacht wieder eine Bleibe. Am östlichen Stadtrand wurde ich fündig. In dem zur Pension gehörenden Restaurant aß ich zu Abend. Auf einmal wurde die eigentlich ziemlich leere Bude gefüllt. Ein Reisebus brachte eine recht illustre Gesellschaft. Besonders krass empfand ich den optischen Gegensatz zwischen einem jungen orthodoxen Priester, der eine ebenso junge, hübsche Dame in Stöckelschuhen, knallengen Jeans und auch sonst modisch aufreizender Kleidung am Arm führte. Ein Zigeuner-Trio spielte bei Live-Musik zum Tanz auf und eine Oma im schwarzen Kostüm und mit Kopftuch legte unter großem Beifall ein Solo-Tänzchen aufs Parkett.

 

Einige Zeit später kamen ein paar Enduro-Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes hereingestiefelt, die sich später auch zum Abendessen in dem Saal niederließen. Nach einer Weile brachte der Ober mir eine neue Flasche Bier mit den besten Grüßen der Enduristen. Natürlich wollte ich mich bei den edlen Spendern bedanken, ging mit dem Bier zu deren Tisch und begann mit meinen rudimentären Rumänisch-Sprach-Kenntnissen. „Du kannst ruhig Deutsch sprechen – wir verstehen Dich!“ kam sogleich die Aufforderung. Detlef, ein gebürtiger Rumäne aus Hermannstadt (Sibiu), der schon seit 1979 in Kassel wohnt, war mit einer ganzen Gruppe rumänischer Freunde auf Enduro-Maschinen (KTM, Honda, Husqvarna) off-road unterwegs von Sibiu ans Schwarze Meer. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch. Leider hatten sie bei ihrem off-road-Trip schon die ersten Ausfälle in Form von Motorschaden, Rippenbruch und genähter Fleischwunde zu verzeichnen. Aber sie waren hart im nehmen – trotz Rippenbruch war Detlef weiterhin auf dem Motorrad unterwegs und Adrian schaffte sein Motorrad nach Hause und übernahm mit frisch genähter Fleischwunde das Versorgungsfahrzeug. So mancher Tipp wurde mir mit auf den Weg gegeben und die Zeit verging bei einem weiteren Krug Wein wie im Fluge. Im Verlaufe des Abends stellte sich heraus, dass am Samstag, den 13.09.2008 in Hermannstadt (Sibiu) mit einem Prolog mitten in der Stadt die berühmte Red-Bull-Romaniacs – die härteste Enduro-Rallye der Welt – startet. Der Motorradclub „Crazybike“ dem die Enduristen angehören, sei in die Organisation der Veranstaltung eingebunden und ich müsse unbedingt dort hin kommen. Da Sibiu ohnehin noch – allerdings nach Plan ein paar Tage früher - auf meiner weiteren geplanten Tour liegt und ich ein paar „Ruhetage“ zur Verfügung habe und ich mir das Spektakel ganz gerne anschauen möchte, bin ich mal gespannt ob das verabschiedende „la revedere“ (auf wiedersehen) dann auch wörtlich genommen werden kann.

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Zum Abschied meinte Detlef: „Hier in Rumänien ist es wichtig, dass Du fluchen und schimpfen kannst – Ich bringe Dir noch schnell ein paar Schimpfwörter bei!“ Doch da hatten sie offenbar meinen Kauderwelsch-Sprachführer unterschätzt – der widmet diesem wohl wichtigen Thema nämlich mehrere Seiten. Als ich diese aufschlug und zum Besten gab, brach die ganze Gruppe in heftiges Gelächter aus und hielt sich den Bauch vor Lachen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht traten Detlef die Tränen in die Augen. Ich weiß bis heute noch nicht, ob dies vom Lachen oder den Schmerzen von der gebrochenen Rippe herrührte. Die sinngemäße Übersetzung des „ultimativen“ Fluches "Du-te în pizda ma-tii" fällt mit „Scher Dich zum Teufel!“ eigentlich ja recht human aus. Auf die drastische wörtliche Übersetzung möchte ich an dieser Stelle aber dann doch verzichten – Zensur!!!

 

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